Koalitionsvertrag NRW
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<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
Verantwortung für ein starkes <strong>NRW</strong> – Miteinander die Zukunft gestalten
Inhaltsverzeichnis<br />
I. Präambel ................................................................................................................. 2<br />
II. Bildung .................................................................................................................... 8<br />
III. Wirtschaft, Klimaschutz, Energie ...................................................................... 33<br />
IV. Umwelt, Landwirtschaft, Verbraucherschutz ................................................... 62<br />
V. Bauen, Wohnen, Verkehr .................................................................................... 83<br />
VI. Arbeit, Soziales, Integration, Inklusion ........................................................... 103<br />
VII. Familie, Jugend, Generationen, Sport ........................................................... 118<br />
VIII. Gesundheit, Pflege, Emanzipation ................................................................ 127<br />
IX. Kommunen, Innen, Justiz ................................................................................ 140<br />
X. Kultur, Medien, Kirchen und Religionsgemeinschaften ................................ 158<br />
XI. Europa, Eine-Welt ............................................................................................. 171<br />
XII. Finanzen ........................................................................................................... 179<br />
XIII. Allgemeine Vereinbarungen .......................................................................... 188<br />
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I. Präambel<br />
Verantwortung für ein starkes <strong>NRW</strong> – Miteinander die Zukunft gestalten<br />
Bei der Landtagswahl am 13. Mai 2012 haben die Bürgerinnen und Bürger in<br />
Nordrhein-Westfalen für klare Verhältnisse gesorgt. SPD und Grüne haben eine<br />
deutliche Mehrheit errungen und den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten. Das<br />
Ergebnis der Wahl ist eine eindrucksvolle Bestätigung für die Arbeit der bisherigen<br />
rot-grünen Minderheitsregierung. Es ist ein großer Vertrauensbeweis.<br />
Wir stellen uns der Verantwortung und werden den von uns in den vergangenen zwei<br />
Jahren eingeschlagenen Weg der wirtschaftlichen und ökologischen, sozialen und<br />
demokratischen Entwicklung unseres Landes fortsetzen. Wir wollen, dass Nordrhein-<br />
Westfalen weiter gut regiert wird. Dabei folgen wir den Grundsätzen einer Politik, die<br />
auf Vorbeugung, Inklusion und Integration sowie auf Nachhaltigkeit setzt.<br />
Bei uns steht nicht der Markt, sondern der Mensch im Mittelpunkt. Deshalb bleibt es<br />
bei unserem Ansatz der vorsorgenden Politik mit dem Ziel: Wir lassen kein Kind<br />
zurück. Wir investieren in Kinder und Bildung, die wirtschaftliche und ökologische<br />
Erneuerung, handlungsfähige Kommunen, Familien und Inklusion. Das stärkt die<br />
Gesellschaft als Ganzes und darüber hinaus auch den Wirtschaftsstandort<br />
Nordrhein-Westfalen.<br />
Wir werden uns weiter für gute Zukunftsperspektiven unserer Städte und<br />
Gemeinden, für mehr Gerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt und für eine gute<br />
Entwicklung des Industrielandes <strong>NRW</strong> einsetzen. Die ökologische Erneuerung und<br />
den Klimaschutz wollen wir konsequent vorantreiben.<br />
Die rot-grüne Minderheitsregierung hat Wort gehalten. Auch für die Zukunft gilt: Wir<br />
werden halten, was wir versprechen, und nichts versprechen, was wir nicht halten<br />
können. Unsere Politik wird verlässlich und berechenbar bleiben. Dabei werden wir<br />
die Kultur des Dialogs, die wir als Minderheitsregierung begonnen haben, fortsetzen.<br />
Wir wollen auch als Mehrheitsregierung auf neue und innovative Formen der<br />
Beteiligung setzen, das Parlament weiterhin stärken und die direkte Demokratie<br />
fördern. Es geht um ein gutes Zusammenspiel von Regierung, Parlament und<br />
Zivilgesellschaft.<br />
Wir lassen kein Kind zurück – Beste Bildung für alle<br />
Indem wir gezielt und frühzeitig Familien und Kinder stärken, stärken wir gleichzeitig<br />
unser Gemeinwesen. Vorbeugend ausgerichtete Politik muss alle Kinder von Anfang<br />
an erreichen. Wir müssen früh beginnen und die Hilfsangebote besser miteinander<br />
verknüpfen, damit eine Präventionskette entsteht, die sich am Lebensweg eines<br />
Kindes orientiert. So lassen sich auch spätere Kosten vermeiden.<br />
Jedes Kind soll seine Talente entfalten können. Wir wollen unser Bildungssystem<br />
gerechter und leistungsfähiger gestalten. Wir stehen dazu, dass der Zugang zu<br />
Bildung nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen darf. Das Ziel ist die Beste<br />
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Bildung für alle. Zugang zu Bildung und Förderung auf hohem qualitativem Niveau,<br />
längeres gemeinsames Lernen in der Schule und ein beitragsfreies und qualitativ<br />
hochwertiges Studium sind der Schlüssel für wirtschaftliche Stärke und<br />
Zukunftsfähigkeit, für Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit.<br />
SPD und Grüne wollen den Eltern echte Wahlfreiheit in der Kinderbetreuung<br />
ermöglichen. Frühkindliche Bildung kann nur mit einem Ausbau von Kita-Plätzen<br />
gelingen. Durch die Umsetzung des Schulfriedens ermöglichen wir längeres<br />
gemeinsames Lernen und schaffen leistungsstarke und gute Schulen im ganzen<br />
Land. Wir wollen, dass Schülerinnen und Schüler mit Behinderung gemeinsam mit<br />
anderen Kindern lernen. Für uns gilt weiterhin: Kein Abschluss ohne Anschluss.<br />
Unser Ziel ist eine Ausbildungsgarantie. Wir wollen, dass alle Studierwilligen ein<br />
erfolgreiches Studium in <strong>NRW</strong> absolvieren können, stärken die Demokratie an<br />
unseren Hochschulen und setzen den Rahmen für eine breite und zukunftsgerichtete<br />
Forschung.<br />
Wir sind uns einig: Lebensbegleitendes Lernen ist einer der zentralen Pfeiler für<br />
Bildungsaufstieg. Nur mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die Perspektiven<br />
haben, meistern wir gesellschaftliche Umbrüche und gelingen uns gesellschaftliche<br />
Aufbrüche.<br />
Nachhaltige Haushalts- und Finanzpolitik schafft Generationengerechtigkeit<br />
Wir werden unsere Haushaltspolitik der Verantwortung fortsetzen, die aus einem<br />
Dreiklang besteht – gezielt sparen, in Zukunft investieren, Einnahmen erhöhen. So<br />
wird es uns gelingen, die Schuldenbremse einzuhalten. Wir sind überzeugt davon,<br />
dass Nordrhein-Westfalen mit diesem Dreiklang einen ausgeglichenen Haushalt bis<br />
zum Jahr 2020 erreichen wird. In diesem Geiste wollen wir auch in der<br />
Landesverfassung eine Schuldenbremse verankern, die aber nicht zu Lasten der<br />
Kommunen gehen darf. Wir werden aufzeigen, dass eine Politik der Vorbeugung<br />
auch schon mittelfristig finanzielle Renditen für die öffentlichen Haushalte einbringt.<br />
Zu einer verantwortungsvollen Finanzpolitik gehört auch eine faire Verteilung der<br />
Finanzmittel. Deshalb werden wir in <strong>NRW</strong> massiv darauf drängen, dass im Bund eine<br />
Vermögenssteuer wieder eingeführt, der Spitzensteuersatz für Zukunftsinvestitionen<br />
erhöht und eine Finanztransaktionssteuer erhoben wird. Starke Schultern in diesem<br />
Land können und müssen mehr tragen als schwache. Sehr viele sind dazu auch<br />
bereit – im Sinne einer gerechten Gesellschaft. Außerdem dürfen Fördermittel des<br />
Bundes nicht mehr nach Himmelsrichtung, sondern müssen nach Bedarf verteilt<br />
werden.<br />
Handlungsfähige Kommunen stärken die Demokratie<br />
Die Kommunen sind das Fundament unserer Gesellschaft. Städte und Gemeinden in<br />
Nordrhein-Westfalen sind Heimat der Menschen. Hier zeigt sich täglich, wie vielfältig<br />
und lebenswert unser Gemeinwesen ist. Die Rahmenbedingungen für ein<br />
selbstbestimmtes Leben und die soziale und gesellschaftliche Teilhabe müssen<br />
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deswegen dort gestaltet werden, wo die Menschen leben. Daher wollen wir<br />
zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern und den Kommunen lebenswerte<br />
Wohnquartiere gestalten und weiterentwickeln. Das Quartier ist der Ort, an dem sich<br />
gesellschaftliche Solidarität entfalten kann, durch einen Mix von professionellem und<br />
ehrenamtlichen Engagement und Nachbarschaftshilfen über Generationengrenzen<br />
hinweg. Wir werden die Voraussetzungen dafür gestalten, dass Menschen im Alter<br />
und bei Pflegebedürftigkeit selbstbestimmt in ihrer gewohnten Umgebung leben<br />
können.<br />
SPD und Grüne werden ihre Politik fortsetzen, die die Kommunen als Partner auf<br />
Augenhöhe betrachtet und nicht als Bittsteller. Deshalb setzen wir unsere Politik fort,<br />
die finanzielle Handlungsfähigkeit der Kommunen zu stärken. Stadt und Land bilden<br />
eine Verantwortungsgemeinschaft.<br />
Schon zwischen 2010 und 2012 haben SPD und Grüne die Demokratie<br />
insbesondere auf kommunaler Ebene gestärkt und zu allen wesentlichen Themen<br />
den Dialog mit der Zivilgesellschaft gesucht. Demokratie zu stärken heißt, sie<br />
permanent weiterzuentwickeln. Wir werden deshalb auch auf Landesebene die<br />
direkte Bürgerbeteiligung erleichtern. Stärkung der Demokratie ist zugleich eine<br />
Stärkung der Zivilgesellschaft. Wer mitbestimmt, übernimmt Verantwortung für das<br />
Gemeinwesen. Beteiligung setzt Transparenz voraus. Wir wollen miteinander für<br />
mehr Transparenz von Politik sorgen – auf allen Ebenen. Dazu setzen wir auch auf<br />
die neuen Möglichkeiten, die die digitale Gesellschaft bietet.<br />
Wir wollen die Verfassung des Landes reformieren und werden dazu eine<br />
Verfassungskommission einrichten.<br />
Der Wirtschafts- und Innovationsstandort <strong>NRW</strong> ist leistungsfähig<br />
Unsere Wirtschaft ist stark. Die Gründe dafür liegen zum einen in den hervorragend<br />
qualifizierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und zum anderen in einer<br />
Vielzahl von innovativen und weltweit wettbewerbsfähigen Unternehmen. Mittelstand<br />
und Handwerk bilden das breite und tragfähige Fundament unserer erfolgreichen<br />
Wirtschaft. Wir helfen ihr, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und neue Leitmärkte<br />
zu erschließen. Sie kann sich zur Sicherung ihrer Innovationskraft auf ein exzellentes<br />
Netz an Hochschulen und Forschungseinrichtungen stützen. Wir werden die<br />
Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen mit einem Mittelstandsgesetz auf<br />
eine neue Grundlage stellen und die begonnene Handwerksinitiative <strong>NRW</strong> fortführen.<br />
Eine an Patientinnen und Patienten orientierte Gesundheitspolitik ist für uns die<br />
Basis für eine leistungsstarke Gesundheitswirtschaft. Sie ist treibender Faktor für<br />
Beschäftigungswachstum und Innovation.<br />
Nordrhein-Westfalen ist ein Industrieland und muss es bleiben. Die globale<br />
Wirtschafts- und Finanzkrise hat eindrucksvoll bestätigt, dass dies der richtige Weg<br />
war und ist. Gerade durch die Energiewende kann es uns gelingen, dieses<br />
Industrieland für die Zukunft fit zu machen. Die energieintensive Industrie kann die<br />
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Energiewende durch neue Geschäftsfelder mit gestalten und davon profitieren. Die<br />
Fortentwicklung der Industriestandorte wollen wir gemeinsam mit den Unternehmen<br />
und den Menschen vor Ort umsetzen und dabei verschiedene Interessen<br />
miteinander in Einklang bringen.<br />
Nordrhein-Westfalen ist ein mobiles Land. Mobilität ist eine Grundvoraussetzung für<br />
Teilhabe und eine gute Zukunft in einem industrialisierten Land. Es ist eine zentrale<br />
Herausforderung in der kommenden Legislaturperiode, Mobilität insgesamt zu<br />
vereinfachen, zu sichern und bezahlbar zu halten. Dazu muss die gesamte Mobilität<br />
in den Blick genommen werden – und zwar nicht isoliert voneinander, sondern<br />
vernetzt zwischen Straße, Wasserweg und Schiene. Wir werden noch stärker als<br />
bisher gegenüber der Bundesregierung deutlich machen, dass der<br />
Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt auf eine leistungsfähige Infrastruktur in<br />
Nordrhein-Westfalen angewiesen ist.<br />
Energiewende und Klimaschutz werden wir als Fortschrittsmotor nutzen<br />
Nordrhein-Westfalen ist das Energieland Nummer 1 und soll es auch bleiben. Dieses<br />
Potenzial müssen wir auch für die Jahrhundertaufgabe Klimaschutz nutzen.<br />
Energiewende und Klimaschutz sind zentrale Themen, die den notwendigen Umbau<br />
des Wirtschaftsstandortes <strong>NRW</strong> prägen und den Industriestandort <strong>NRW</strong> stärken<br />
werden: Klimaschutz ist für uns Fortschrittsmotor. Wir wissen dabei, dass Ökonomie<br />
und Ökologie, Arbeit und Umwelt keine Gegensätze sind. Deshalb treffen wir mit<br />
dem Klimaschutzgesetz eine politische Leitentscheidung und wollen die großen<br />
Chancen, die in der Energiewende liegen, konsequent nutzen, ohne die<br />
Herausforderungen aus dem Auge zu verlieren. Wir werden den schnellstmöglichen<br />
Umstieg auf Erneuerbare Energien und den Ausbau von Energieeffizienz und<br />
Energieeinsparung vorantreiben. Wir wollen die Energiewende sozial gestalten.<br />
Hohe Energiepreise treffen vor allem Menschen mit geringem Einkommen. Politik<br />
muss den Grundstein legen und Anstöße geben, damit wir miteinander die Klimaziele<br />
erreichen und die Energiewende meistern.<br />
Verantwortungsvolle Politik schützt Mensch und Umwelt<br />
Wir verpflichten uns, Mensch und Natur in <strong>NRW</strong> nachhaltig zu schützen. Ein neuer<br />
ökologischer Aufbruch in <strong>NRW</strong> ist notwendig. Bei der Bekämpfung der<br />
Umweltprobleme haben wir erste Schritte gemacht, stehen aber weiter vor großen<br />
Herausforderungen.<br />
Kinder haben hier einen besonderen Schutzanspruch und das Recht, in einer<br />
intakten und nicht gesundheitsgefährdenden Umwelt aufzuwachsen. Nachhaltigkeit<br />
bedeutet für uns die Verbindung von sozialer Gerechtigkeit und ökonomischer<br />
Vernunft mit ökologischer Verantwortung. Deshalb setzen wir uns ein für<br />
ambitionierte Umweltstandards, eine Ökologisierung der Landwirtschaft, eine<br />
naturnahe und zukunftsorientiere Waldwirtschaft, einen starken Verbraucherschutz<br />
sowie eine neue Umweltwirtschaftsstrategie für <strong>NRW</strong>. Wir wollen einen nachhaltig<br />
ausgerichteten Industriestandort <strong>NRW</strong>.<br />
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Wir wollen das Naturerbe in <strong>NRW</strong> bewahren, die biologische Vielfalt konsequent<br />
schützen und das Überleben zahlreicher Tier- und Pflanzenarten sichern.<br />
Sauberes und gesundes Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Wasser ist<br />
ein Teil der Daseinsvorsorge und gehört in öffentliche Verantwortung. Wir verfolgen<br />
ein Konzept der nachhaltigen und ökologischen Wasserwirtschaft. Flüsse, Bäche und<br />
ihre Auen sollen wieder zu zentralen Lebensadern werden.<br />
Der Boden stellt eine unvermehrbare und unverzichtbare Lebensgrundlage dar. Sein<br />
Schutz hat mit Blick auf die Ressourcenknappheit, den Erhalt der regionaltypischen<br />
biologischen Vielfalt und der zukünftigen landwirtschaftlichen Produktion eine<br />
wachsende Bedeutung.<br />
Wir wollen eine nachhaltige, bäuerliche und gentechnikfreie Landwirtschaft, die zum<br />
Erhalt und zur Entwicklung lebenswerter ländlicher Räume beiträgt, und wollen den<br />
Ökolandbau ambitioniert ausbauen. Die Förderung tier- und artgerechter<br />
Haltungsformen und den Tierschutz wollen wir deutlich verstärken.<br />
<strong>NRW</strong> setzt auf gute Arbeit und gerechte Löhne<br />
Wir wollen uns nicht damit abfinden, dass die Schere auf dem Arbeitsmarkt zwischen<br />
denen, die einen festen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz haben und<br />
denen, die lediglich einer unsicheren und oftmals auch schlecht bezahlten<br />
Beschäftigung nachgehen, immer größer wird. Wir wenden uns entschieden<br />
dagegen, dass die Zahl der befristeten Arbeitsverträge und die Zahl derer, die von<br />
einem Niedriglohn leben müssen, rasant steigt. Deshalb treten wir für einen<br />
allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn ein. Der Missbrauch in der Leih- und Zeitarbeit<br />
muss beendet werden. Wir werden den gravierenden Benachteiligungen am<br />
Arbeitsmarkt entgegentreten und setzen uns vor allem für gleichen Lohn für<br />
gleichwertige Arbeit ein. Zu viele Menschen werden so auch bei uns dauerhaft von<br />
Wohlstand und gesellschaftlicher Teilhabe abgekoppelt. Gleichzeitig steigt der<br />
Fachkräftemangel.<br />
Wir setzen uns gemeinsam mit den Gewerkschaften für gute Arbeit, anständige<br />
Arbeitsbedingungen und faire Löhne ein. Wir halten am Ziel der Vollbeschäftigung<br />
fest. Wir treten auch in enger Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften für<br />
Mindeststandards als Regeln gegen Missbrauch und Lohndumping auf dem<br />
Arbeitsmarkt ein. Für uns ist es eine Frage der Verantwortung für den sozialen<br />
Zusammenhalt unserer Gesellschaft, den Menschen durch gute Arbeit wieder<br />
Teilhabe und sozialen Aufstieg zu ermöglichen.<br />
Nordrhein-Westfalen: Land des Zusammenhalts<br />
Die Menschen in <strong>NRW</strong> wissen um den Wert von sozialer Gerechtigkeit und<br />
gesellschaftlicher Teilhabe. Doch nach wie vor haben viele weniger Chancen und<br />
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sind vom gemeinsamen Leben in <strong>NRW</strong> ausgeschlossen. Deshalb wollen wir<br />
Nordrhein-Westfalen zum Land des Zusammenhalts weiterentwickeln und hier die<br />
Vorreiterrolle übernehmen. Alle Menschen, die hier leben, sind Teil dieses Landes –<br />
unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihrer körperlichen und geistigen<br />
Verfassung, unabhängig von Geschlecht, Alter oder sexueller Identität, unabhängig<br />
vom finanziellen oder sozialen Status. Unser Ziel einer geschlechtergerechten und<br />
diskriminierungsfreien Gesellschaft erreichen wir nur in enger Zusammenarbeit mit<br />
den Organisationen und Initiativen der Zivilgesellschaft.<br />
Den demografischen Wandel gestalten<br />
Der demografische Wandel ist eine der zentralen gesellschaftspolitischen<br />
Herausforderungen unserer Zeit. Wir werden die Veränderungen, Chancen und<br />
Herausforderungen, die durch die älter werdende Gesellschaft auf uns zukommen,<br />
aktiv gestalten. Wir werden zusammen mit allen beteiligten gesellschaftlichen<br />
Akteurinnen und Akteuren Kräfte bündeln, um Wirtschaft, Infrastruktur und soziale<br />
Sicherungssysteme für die älter werdende Gesellschaft zukunftsfähig zu machen.<br />
Nur so wird es uns gelingen, das Recht auf Selbstbestimmung und Teilhabe in jeder<br />
Lebensphase sicherzustellen. Unsere gesundheitliche und pflegerische Versorgung<br />
muss sich auf die veränderte Bedarfe einstellen und sich – statt an den Strukturen –<br />
an den Bedürfnissen der Menschen ausrichten.<br />
Rot-Grün – gut für Nordrhein-Westfalen und den Bund<br />
Die Wählerinnen und Wähler in Nordrhein-Westfalen haben am 13. Mai 2012<br />
deutlich gemacht: Die Menschen in Nordrhein-Westfalen lehnen eine Politik der<br />
Entsolidarisierung ab. Sie haben sich für eine Politik der Verantwortung und des<br />
Miteinanders, einer gerechten und nachhaltigen Entwicklung und damit für eine gute<br />
Zukunft unseres Landes entschieden. SPD und Grüne arbeiten darauf hin, dass<br />
dies künftig auch für die Bundespolitik gilt. Wir übernehmen Verantwortung und<br />
gestalten miteinander die Zukunft.<br />
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II. Bildung<br />
Bildung bedeutet das Herausbilden einer Persönlichkeit, die Vermittlung von Wissen,<br />
das Miteinanderlernen, das Vermitteln von Werten und Haltungen, das Erlernen von<br />
Demokratie und sozialer Kompetenz. Gute Bildung ist ein entscheidender Baustein<br />
für Chancengleichheit, Gerechtigkeit, Partizipation, sozialen Zusammenhalt und für<br />
die persönliche Zukunft. Gute Bildungspolitik ist zugleich präventive Sozial-,<br />
Wirtschafts- und Integrationspolitik. Und gute Bildung ist ein Grundpfeiler für eine<br />
gestärkte lebendige Demokratie und die Zukunft unseres Landes.<br />
Noch immer hängt der Bildungserfolg in Deutschland stark von der sozialen Herkunft<br />
ab. Auch in <strong>NRW</strong> sind wir noch weit von Chancengleichheit entfernt. Das kann sich<br />
unsere Gesellschaft weder sozial noch volkswirtschaftlich länger leisten. Deshalb<br />
wollen wir ein gerechteres und leistungsfähigeres Bildungssystem schaffen. Wir<br />
wollen alle Talente fördern und alle Potenziale entwickeln. Wir wollen kein Kind<br />
zurücklassen. Hoffnungslose Fälle können wir uns nicht leisten.<br />
SPD und GRÜNE denken Bildung nicht von der Institution, sondern von den Kindern<br />
und Jugendlichen, dem Menschen aus. Jeder Mensch verfügt über Potenziale und<br />
Fähigkeiten, die erkannt, gefördert und entwickelt werden müssen. Für eine<br />
Wissensgesellschaft stellt sich auch die Frage von Teilhabe und Chancengleichheit<br />
neu. Wir wollen optimale Bildungsmöglichkeiten schaffen, um allen Kindern und<br />
Jugendlichen gleiche Chancen zu ermöglichen. Deshalb setzen wir auf ein inklusives<br />
Bildungssystem, auf lebensbegleitendes Lernen, auf mehr Qualität in den Kitas und<br />
auf leistungsstarke Schulen und Hochschulen.<br />
Zentrale Themen sind neben der Struktur eines gerechten und leistungsstarken<br />
Bildungssystems der quantitative und qualitative Ausbau von frühkindlichen<br />
Betreuungsplätzen, die innere Schulentwicklung, ausreichende Studienplätze an<br />
demokratischen Hochschulen sowie die Kooperation zwischen<br />
Bildungseinrichtungen, Familien und weiteren außerschulischen Einrichtungen in<br />
regionalen Netzwerken.<br />
Wir wissen: Je länger Kinder eine Kindertagesstätte besuchen, desto besser sind<br />
ihre späteren Bildungsabschlüsse. Wir sind überzeugt: Längeres gemeinsames<br />
Lernen macht unser Schulsystem gerechter und leistungsfähiger.<br />
Wir bekennen uns nach wie vor zu dem Ziel, bis 2015 gesamtstaatlich 10 % des<br />
Bruttoinlandsprodukts für Bildungs- und Forschungsausgaben aufzuwenden.<br />
Wir streben gemeinsam eine Aufhebung des Kooperationsverbotes an. Dabei wollen<br />
wir den gesamten Bildungsbereich einbeziehen.<br />
Für eine Politik der Vorbeugung<br />
Wir wollen kein Kind zurücklassen. Soziale Herkunft darf Bildungschancen nicht<br />
erschweren. Davon hängen die Zukunftsfähigkeit und der Zusammenhalt unseres<br />
Landes ab.<br />
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In der vergangenen Wahlperiode haben wir große Anstrengungen unternommen, um<br />
Kinder in ihrer Entwicklung früh zu fördern und Eltern bei der Betreuung, Bildung und<br />
Erziehung ihrer Kinder zu unterstützen. Dazu gehört der präventive Kinderschutz.<br />
Dazu gehören Projekte wie der kostenlose Elternkurs und der Ausbau der<br />
Familienzentren in sozial benachteiligten Stadtteilen. Die Erfolge geben uns Recht.<br />
Wir müssen früh ansetzen und zielgenau helfen. Denn wir wollen, dass in Nordrhein-<br />
Westfalen alle Kinder die gleichen Chancen für ein gelingendes Aufwachsen haben.<br />
Deshalb setzen wir auf eine Politik der Vorbeugung. Diese baut auf den vorhandenen<br />
Angeboten der Einrichtungen und Trägern auf, so z.B. die der Kinder- und<br />
Jugendhilfe, der Bildungseinrichtungen der Familienpolitik sowie der Sozial- und<br />
Gesundheitspolitik. Wir wollen zudem Brücken zu zivilgesellschaftlichen Akteuren<br />
und zur Wirtschaft schlagen und setzen auf eine aktive Teilhabe der Familien,<br />
Kindern und Jugendlichen bei der Ausgestaltung des präventiven Ansatzes. Es geht<br />
uns um den Aufbau verbindlicher Netzwerkstrukturen, damit in der Prävention eine<br />
Hand in die andere greift und so ein wirksames Vorbeugesystem mit eindeutigen<br />
Zuständigkeiten entsteht.<br />
Mit dem gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung begonnenen Projekt „Kein Kind<br />
zurücklassen“ gehen wir diesen Weg. In 18 Kommunen bauen wir Präventionsketten<br />
auf, die ein systematisches präventives Handeln beispielhaft ermöglichen. Unsere<br />
Politik der Vorbeugung folgt dabei dem Grundsatz: Früh handeln, gezielt fördern und<br />
rechtzeitig unterstützen.<br />
Wir verknüpfen unseren politischen Ansatz des Projektes „Kein Kind zurücklassen“<br />
mit den Zielen und Fördermöglichkeiten des neuen Bundeskinderschutzgesetzes und<br />
wollen mit einem Gesetz zum präventiven Kinderschutz vorbeugende Politik<br />
flächendeckend im Land umsetzen. Dabei streben wir deren Konkretisierung und<br />
Einbettung in die vorbeugende Politik unseres Landes an. Wir wollen ein Gesetz zum<br />
präventiven Kinderschutz und für frühe Hilfen entwickeln.<br />
Der vorbeugende Politikansatz bedeutet konkret:<br />
• Wir stärken unter Einbeziehung des Bundeskinderschutzgesetzes den<br />
präventiven Kinderschutz und verbinden ihn mit unserem vorbeugenden<br />
Politikansatz,<br />
• wir unterstützen Eltern in ihrer Erziehungskompetenz und vernetzen die<br />
Bildungs- Beratungs- und Hilfsangebote (Familienhebammen), die wir weiter<br />
stärken wollen;<br />
• wir setzen unsere begonnenen Aktivitäten zur Stärkung gesundheitlicher<br />
Präventions- und Hilfeangebote fort;<br />
• wir konzentrieren unsere Angebote in sozial benachteiligten Stadtteilen sowie<br />
auf diejenigen, die sie am dringendsten benötigen und folgen dabei der<br />
Perspektive von Kindern und Jugendlichen;<br />
• wir unterstützen die Kommunen dabei, ihre vorbeugenden Angebote<br />
passgenau fortzuentwickeln und setzen das Modellvorhaben „Kein Kind<br />
zurücklassen! – Kommunen in <strong>NRW</strong> beugen vor“ fort;<br />
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<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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• wir verbessern die Voraussetzungen zur Vernetzung der Jugendhilfe mit<br />
Schule, Gesundheit und Familienförderung unter Einbeziehung aller, auch<br />
zivilgesellschaftlicher Akteure;<br />
• wir beteiligen die Familien, Kinder und Jugendliche bei der Ausgestaltung<br />
unserer vorbeugenden Politik und<br />
• wir bauen die Studien- und Berufswahlorientierung flächendeckend aus und<br />
werden das Übergangssystem von der Schule in den Beruf wirksam<br />
optimieren.<br />
•<br />
Kinderarmut bekämpfen<br />
Die Bekämpfung der Kinderarmut hat in diesem Kontext einen besonderen<br />
Stellenwert. Denn besonders Kinder, deren Eltern in Armut leben, sind von den<br />
positiven Entwicklungen unserer Gesellschaft oftmals ausgeschlossen und immer<br />
noch entscheidet der soziale Hintergrund der Eltern über die Chancen und<br />
Möglichkeiten der Kinder. Das wollen wir ändern.<br />
Jedes sechste Kind in Deutschland ist von Armut bedroht. Rund 450.000 Kinder in<br />
<strong>NRW</strong> leben in Familien, die Leistungen nach dem SGB II beziehen. In Städten wie<br />
Dortmund und Duisburg sowie anderen strukturschwachen Regionen ist zudem die<br />
Quote der von Armut bedrohten Menschen seit 2005 zudem erheblich gestiegen;<br />
davon sind auch maßgeblich Kinder betroffen. Kinder mit armen Mütter und / oder<br />
Vätern haben bisher in unserer Gesellschaft weniger Chancen auf Teilhabe, sei es<br />
bei der Bildung, bei Sport oder Kultur.<br />
Wir setzen uns auf Bundesebene für die Einführung einer Kindergrundsicherung ein.<br />
Zudem müssen wir dafür sorgen, dass das Bildungs- und Teilhabepaket bei den<br />
Kindern und Jugendlichen ankommt. Dazu ist dieses weiterzuentwickeln und<br />
unbürokratischer zu gestalten. Wir wollen keine kommerziellen Hilfeagenturen, wir<br />
wollen eine qualitativ hochwertige und damit auch nachhaltig wirkende Infrastruktur<br />
an Bildungs- und Teilhabeeinrichtungen. Bevor dieser Ausbau möglich und erreicht<br />
ist, wollen wir, dass die einzelnen Leistungen des Bildungs- und Teilhabepaketes<br />
finanziell bedarfsdeckend und den individuellen Bedürfnissen von Kindern und<br />
Jugendlichen entsprechend sind. Zudem sind die Antragsverfahren zu vereinfachen.<br />
Auch setzen wir uns dafür ein, dass alle Kinder, die bedürftig sind, am Bildungs- und<br />
Teilhabepaket partizipieren dürfen, und wir nicht wie bisher durch einen<br />
Härtefallfonds des Landes aushelfen müssen. Zudem fordern wir grundsätzlich eine<br />
Aufhebung des im Grundgesetz festgehaltenen Kooperationsverbots in der Bildung.<br />
Somit wäre eine direkte Infrastrukturförderung der Bildungs- und<br />
Teilhabeeinrichtungen möglich.<br />
Materielle Armut von Kindern ist auch häufig Bildungsarmut. Deshalb müssen und<br />
wollen wir alle Möglichkeiten nutzen, dieser Entwicklung entgegenzutreten und<br />
Kinder optimal fördern. Um die Maßnahmen und Ansätze - dort wo möglich -<br />
miteinander zu verbinden ist der „Runde Tisch“ hilfreich. Der Runde Tisch „Hilfe für<br />
Kinder in Not“ soll daher fachübergreifende Strategie- und Handlungsmöglichkeiten<br />
gegen Kinderarmut für Nordrhein-Westfalen entwickeln. An ihm nehmen unter<br />
Federführung der obersten Landesjugendbehörde Vertreterinnen und Vertreter<br />
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verschiedener Ressorts der Landesregierung sowie Expertinnen und Experten aus<br />
Kommunen, Verbänden und anderen Institutionen teil.<br />
Alle Talente fördern<br />
Unser Schulsystem muss dem Ziel der Chancengleichheit für alle Kinder besser<br />
gerecht werden. Wir müssen alle Talente fördern und alle Potenziale entfalten. Die<br />
Teilhabe an Bildung stellt die Weichen für die Lebensplanung, sie ist der Schlüssel<br />
für Bildungskarrieren und eine gelingende Berufslaufbahn. Deshalb müssen<br />
insbesondere Benachteiligungen früh erkannt und kompensiert werden, um die<br />
soziale „Vererbung“ von Bildungsarmut zu verhindern. Hierzu bedarf es einer<br />
sozialräumlichen Ressourcensteuerung, für die wir den Sozialindex weiterentwickeln.<br />
Schule ist Lern- und Lebensort für alle Kinder<br />
Ganztagsschulen als Lern- und Lebensort bieten allen Kindern und Jugendlichen<br />
neue Chancen, Lernanregungen und eine vertiefte individuelle Förderung zu<br />
erhalten. Damit werden Wege zu neuen Erfahrungen geöffnet, die über die<br />
bisherigen Lebensweltbezüge hinausgehen. Schulaufgaben sollen nicht in die<br />
Familien verlagert werden. Der Bildungserfolg sollte nicht davon abhängen, ob sich<br />
Eltern Nachhilfe für ihre Kinder leisten können oder nicht. Gleichwohl gilt der<br />
Anspruch an die Eltern, sich aktiv und unterstützend in die Erziehungspartnerschaft<br />
von Schule und Elternhaus einzubringen. Wir wollen eine Willkommenskultur in den<br />
Schulen verankern, um diese Verantwortungsgemeinschaft zu stärken.<br />
Der Zusammenhalt der Gesellschaft wird mit einem inklusiven Bildungssystem<br />
gestärkt. Verschieden zu sein ist normal. Alle Kinder sollen willkommen und<br />
angenommen sein. Miteinander und voneinander zu lernen, eröffnet neue<br />
Lernchancen für alle Kinder. Die Vielfalt der Menschen mit ihren unterschiedlichen<br />
Talenten und Fähigkeiten ist eine Bereicherung. Neben dem Erwerb fachlicher<br />
Kompetenzen wollen wir auch den Erwerb der notwendigen Schlüsselqualifikationen<br />
stärken. Kommunikations- und soziale Kompetenzen sind für eine erfolgreiche<br />
Berufslaufbahn ebenso unverzichtbar wie interkulturelle Kompetenz und die<br />
Wertschätzung von Verschiedenheit.<br />
Demokratie und Lebensgestaltung kann gelernt werden<br />
Schule hat den Auftrag, zum Leben in der sozialen Gemeinschaft und der<br />
Demokratie zu erziehen. Dazu muss sie Demokratie leben. Wir wollen den<br />
gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken und frühzeitig gegen fundamentalistische<br />
und antidemokratische Tendenzen sensibilisieren. Wir stärken auch die<br />
Kompetenzen zur Lebensgestaltung, u. a. durch die Vermittlung von allgemeiner<br />
Finanzkompetenz, Verbraucher-, Gesundheits- und Ernährungsbildung.<br />
Bewegungsförderung und Sport haben für uns einen hohen Stellenwert.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Diese Prävention in der Schule zahlt sich aus<br />
Gelingende Bildungsbiografien sind ein Schlüssel für gelingende<br />
Beschäftigungsbiografien. Durch gute Bildung wird das Risiko, erwerbslos zu<br />
werden, gemindert. Dies trägt dazu bei, Sozialtransfers zu reduzieren und die<br />
volkswirtschaftliche Leistung zu erhöhen. Der präventive Ansatz einer<br />
systematischen Begleitung von Kindern und Jugendlichen reagiert frühzeitig auf sich<br />
anbahnende Schwierigkeiten und nicht erst, wenn sich Auffälligkeiten zeigen, die<br />
repariert werden müssen.<br />
Multiprofessionelle Teams ergänzen die pädagogische Arbeit in den Schulen.<br />
Dadurch werden die Kinder gestärkt und die Lehrkräfte entlastet, die sich so besser<br />
auf ihre Kernaufgabe des guten Unterrichts konzentrieren können.<br />
Für lebensbegleitendes Lernen öffnen<br />
Die gelingende Bildungsbiografie von Kindern und Jugendlichen bildet auch die<br />
Grundlage, sich im Berufs- und Lebensverlauf auf neue Herausforderungen<br />
einzulassen und sich für neue Anforderungen zu qualifizieren. Das Prinzip,<br />
Potenziale zu stärken, muss auch in der Weiterbildung stärker wirksam werden.<br />
Vorbeugung schützt vor intensiven Ausgaben<br />
Nordrhein-Westfalen investiert viel Geld in Maßnahmen der Hilfe, die erst spät<br />
ansetzen. Allein die Kosten für die Hilfen zur Erziehung überfordern die Jugendämter<br />
zunehmend. Auch die Kosten, die durch Schulabbrüche, mangelnde Schulbildung<br />
etc. entstehen sind enorm. Das wollen und müssen wir durch unsere vorbeugende<br />
Politik anpacken. Die vorliegenden Daten und Fakten sprechen für sich. Wir halten<br />
am Rechtsanspruch auf Hilfen für Erziehung fest. Land und Kommunen finanzieren<br />
ein Vielfaches mehr in den Bereich der Reparaturen als in die Vorbeugung. Dieses<br />
Verhältnis muss umgekehrt werden.<br />
Denn Haushaltskonsolidierung und vorsorgende Politik sind zwei Seiten ein und<br />
derselben Medaille. Die gesellschaftlichen, sozialen und bildungspolitischen<br />
Versäumnisse von heute sind die Schulden von morgen. Was wir bei der Förderung<br />
unserer Kinder und bei der Unterstützung von Familien kurzfristig versäumen, kommt<br />
die öffentlichen Haushalte langfristig teuer zu stehen. Unsere vorsorgende Politik<br />
setzt daher auch bei den Ursachen von Einnahmeausfällen und<br />
Ausgabesteigerungen an, um Defizite durch eine Veränderung der Strukturen in den<br />
Griff zu bekommen.<br />
In Federführung der Obersten Landesjugendbehörde und unter Einbeziehung<br />
anderer Ressorts, die wichtige Entscheidungen für junge Menschen und Familien<br />
treffen, wollen wir daher diesen Prozess einer Politik der Vorbeugung steuern und<br />
fachlich begleiten.<br />
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<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Frühkindliche Bildung - Förderung von Anfang an<br />
Die ersten Lebensjahre eines Kindes sind die entscheidenden Bildungsjahre. Sie<br />
sind für ein gelingendes Aufwachsen von zentraler Bedeutung. Wir wollen daher die<br />
Angebote frühkindlicher Erziehung, Bildung und Betreuung sowie die Familien in<br />
ihrer Bedeutung für die Bildung und Erziehung anerkennen und als prioritäre Glieder<br />
der Bildungskette fördern. Hier machen Kinder ihre ersten Erfahrungen, die<br />
grundlegend für alle weiteren Bildungsanstrengungen sind.<br />
Elementare Bildung geht von kompetenten Kindern aus, denen kompetente<br />
Erwachsene in gemeinsamer Verantwortung begegnen. Dies gilt in besonderer<br />
Weise für Sprache und Kommunikation, aber auch für andere Erfahrungs- und<br />
Bildungsbereiche von Bewegung und Motorik über Kultur bis hin zur<br />
Auseinandersetzung mit der Natur.<br />
Wir wollen Chancengleichheit und gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe.<br />
Deshalb brauchen wir ein Angebot elementarer Bildung, das den Kindern und den<br />
Bedarfen ihrer Familien gerecht wird. Bestehende Barrieren wie Gebühren, Mangel<br />
an U3-Plätzen und Hemmnisse für Kinder mit Behinderung sollen abgebaut werden.<br />
Neben diesem notwendigen Abbau von Zugangsbarrieren brauchen wir auch einen<br />
weiteren Ausbau der Qualität der pädagogischen Arbeit in den Tageseinrichtungen<br />
und der Kindertagespflege. Wir werden prüfen, wie das Qualitätsmanagement in den<br />
Kindertageseinrichtungen weiter unterstützt und verbessert werden kann.<br />
Wir wollen in die frühe Bildung investieren, um eine gute Bildungsförderung für alle<br />
Kinder von Anfang an zu ermöglichen. Pädagogische Fachkräfte sind zentrale<br />
Beziehungspersonen, die Kinder intensiv fördern und Eltern in diesen Förderprozess<br />
einbeziehen müssen. Die Personalausstattung der Kitas und die Qualifizierung des<br />
pädagogischen Fachpersonals müssen den wachsenden Anforderungen gerecht<br />
werden. Deshalb wollen wir eine bessere Personalausstattung und uns stärker bei<br />
der Aus- und Weiterbildung des Kita-Personals engagieren.<br />
Nur ein guter Personalmix wird den heutigen Anforderungen an frühkindliche<br />
Bildung, Erziehung und Betreuung gerecht. Dazu gehört auch der verstärkte Einsatz<br />
von Fachkräften mit Hochschulabschluss. Für die Kindertagespflege sind<br />
flächendeckende Maßnahmen zur Qualitätssicherung notwendig.<br />
Dem Fachkräftemangel begegnen<br />
Nordrhein-Westfalen hat in den letzten Jahren die Ausbildungskapazität für<br />
Erzieherinnen und Erzieher stark erhöht. Dennoch werden wir verstärkt<br />
Anstrengungen zur Gewinnung und Qualifizierung von Fachkräften unternehmen.<br />
Wir werden prüfen, ob zusätzliche Ausbildungsmöglichkeiten geschaffen werden<br />
können und wir gleichzeitig alle vorhandenen arbeitsmarktpolitischen Instrumente<br />
nutzen, um mehr Fachkräfte für die Kindertageseinrichtungen zu gewinnen. Wir<br />
wollen eine praxisintegrierte bzw. dualorientierte Erzieherinnen- und<br />
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Erzieherausbildung gemeinsam mit interessierten Trägern und Berufskollegs an<br />
einigen Modellstandorten erproben.<br />
Für die staatliche Anerkennung der einschlägigen Studienabschlüsse werden wir die<br />
rechtlichen Grundlagen schaffen. Zugleich unterstützen wir die Durchlässigkeit und<br />
Anschlussfähigkeit der Bildungswege einschließlich der Studiengänge für<br />
Fachschulabsolventinnen und -absolventen. Qualitativ werden wir die<br />
Fachschulausbildung auch im Hinblick auf die Förderung der unterdreijährigen<br />
Kinder weiter entwickeln.<br />
Das Fachkräfteprinzip hat Bestand. Zur Sicherung des insbesondere mit dem U3-<br />
Ausbau verbundenen Personalmehrbedarfs werden im Zusammenwirken mit den<br />
Trägern auch der Einsatz und Möglichkeiten zur Fortbildung von Kinderpflegerinnen<br />
und Kinderpflegern dauerhaft gewährleistet.<br />
Wir werden Maßnahmen ergreifen, um mehr junge Männer für die Arbeit in der<br />
frühkindlichen Bildung zu gewinnen.<br />
Wir müssen allen Kindern die Chance geben, ihre Talente und Potenziale zu<br />
entfalten. Unsere Gesellschaft, aber auch der Wirtschaftsstandort <strong>NRW</strong>, sind auf<br />
Ideen und Kreativität angewiesen. Deshalb müssen wir mehr junge Menschen zu<br />
besseren Abschlüssen bringen. Damit dies gelingt, muss die Förderung früh<br />
beginnen. Wir dürfen kein Kind mehr zurücklassen. Daher ist für uns klar: Bildung<br />
darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängig sein. Wir werden schrittweise die<br />
Elternbeitragsfreiheit in den Kindertageseinrichtungen einführen.<br />
U3-Ausbau weiter voranbringen<br />
Wir stehen zum Ausbau der Kita-Plätze für unterdreijährige Kinder und zum<br />
Rechtsanspruch ab 2013. Beim U3-Ausbau werden wir die bereits in der letzten<br />
Legislaturperiode gemeinsam mit den Kommunen und Trägern gestartete<br />
Ausbaudynamik steigern.<br />
Wir erkennen den verfassungsrechtlichen Anspruch der Kommunen auf einen<br />
Lastenausgleich (Konnexität) für die Investitions- und die Betriebskosten zur<br />
Erfüllung des Rechtsanspruchs an und werden die Kommunen bei der Finanzierung<br />
eines bedarfsgerechten Betreuungsangebotes dauerhaft unterstützen. Deshalb<br />
werden wir als eine der ersten Maßnahmen zu Beginn der Legislaturperiode den<br />
Gesetzentwurf für einen Kostenausgleich bei der Finanzierung der U3-Betreuung in<br />
den Landtag einbringen. Die Ausgleichszahlungen werden in den Folgejahren mit der<br />
Zahl neu geschaffener U3-Plätze weiter ansteigen. Wir erwarten im Gegenzug von<br />
den Kommunen, dass diese zusätzlichen Mittel vollständig für die Betreuung der<br />
unterdreijährigen Kinder zu Verfügung gestellt werden.<br />
Wir erwarten aber auch, dass sich der Bund, wie beim Krippengipfel 2007 zugesagt,<br />
an den tatsächlichen Kosten beteiligt. Nur so kann der bedarfsgerechte Ausbau<br />
eines qualitativ guten Betreuungsangebotes dauerhaft gesichert werden. Wir fordern<br />
den Bund auf, die geplanten Mittel für das Betreuungsgeld den Ländern und<br />
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Kommunen zur Schaffung von U3-Plätzen zur Verfügung zu stellen. Unser Ziel<br />
bleibt: Ein bedarfsgerechtes Betreuungsangebot mit guter Qualität.<br />
Wir werden bei öffentlichen und privaten Arbeitgebern darauf hinwirken, sich im<br />
Sinne der Familienfreundlichkeit an der Schaffung von Kita-Plätzen stärker zu<br />
beteiligen. Die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist uns ein<br />
zentrales Anliegen. Wir wollen bedarfsgerechte Formen flexibler<br />
Betreuungsangebote erproben.<br />
Inklusion in der Kita<br />
Kein Kind mit Behinderung soll Ausgrenzung erfahren. Vielmehr sollen von Anfang<br />
an Kinder mit und ohne Behinderung zusammen in den Kindergarten gehen. Der<br />
Auftrag der UN Konventionen für die Rechte der Menschen mit Behinderung gilt in<br />
vollem Umfang auch in der frühkindlichen Bildung.<br />
Mit dem ersten KiBiz-Änderungsgesetz haben wir bereits die Inklusion in den<br />
Kindertagesstätten gestärkt. Wir wollen nun für ein bedarfsgerechtes Angebot an<br />
erforderlichen heilpädagogischen Maßnahmen in den Kindertageseinrichtungen<br />
sorgen. Die unterschiedlichen Wege, die die beiden Landschaftsverbände in der<br />
Frage der inklusiven Elementarbildung und Frühförderung eingeschlagen haben,<br />
wollen wir unter Beachtung der unterschiedlichen Erfahrungen harmonisieren, um<br />
einen landesweiten Fördermechanismus zu erreichen. Zur Stärkung des<br />
Inklusionsprozesses wollen wir, dass die bewährte Elternmitwirkung in den<br />
Kindertagesstätten und auf den verschiedenen politischen Ebenen auch auf die<br />
heilpädagogischen Einrichtungen ausgeweitet werden kann.<br />
Die frühkindliche Bildung hat mit ihrem hohen Inklusionsanteil von ca. 80 % eine<br />
Vorreiterrolle für das gesamte Bildungssystem. Gemeinsam mit den<br />
Landschaftsverbänden wollen wir erreichen, dass wir für jedes Kind mit Behinderung<br />
ein wohnortnahes inklusives Betreuungsangebot anbieten können.<br />
Sprachförderung<br />
Gelingende Bildungsbiographien setzen das Beherrschen der deutschen Sprache<br />
voraus. Das Delfin 4 und 5-Verfahren genügt nicht den notwendigen Anforderungen.<br />
Daher werden wir die Sprachdiagnostik und -förderung gemeinsam mit den Trägern<br />
und mit wissenschaftlicher Unterstützung weiterentwickeln und auf eine verlässliche<br />
konzeptionelle Grundlage stellen. Hierzu gehört auch die Überprüfung der<br />
erforderlichen Kosten und Verfahren. Die Mehrsprachigkeit von Kindern ist - bei<br />
vorrangiger Förderung der Deutschkenntnisse - als Kompetenz anzuerkennen und<br />
zu fördern.<br />
Ein neues Gesetz für frühkindliche Bildung<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Wer eine gute individuelle Förderung der Kinder will, braucht eine verlässliche<br />
gesetzliche Grundlage. Um Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kita zu stärken,<br />
brauchen wir eine auskömmliche Finanzierung. Diese werden wir für die<br />
kommunalen sowie die freien gemeinnützigen Einrichtungen und Träger<br />
sicherstellen. In diesem Sinne werden wir das Finanzierungssystem überprüfen und<br />
anpassen.<br />
Den erfolgreichen und dialogorientierten KiBiz-Revisionsprozess werden wir<br />
weiterführen und mit einem neuen Gesetz abschließen. Dabei geht Sorgfalt vor<br />
Geschwindigkeit, da bereits mit dem ersten KiBiz-Änderungsgesetz die<br />
schwerwiegendsten Verwerfungen behoben werden konnten. Ziel ist es, den<br />
Elementarbereich so auszugestalten, dass ein Höchstmaß an individueller Förderung<br />
und Qualität erreicht wird.<br />
Wer Kinder gut und früh fördern will, muss auch die Eltern in ihrer Verantwortung<br />
unterstützen und stärken. Daher halten wir an der Vernetzung von<br />
Kindertagesbetreuung, Familienberatung und Familienbildung grundsätzlich fest. Wir<br />
werden den begonnenen Weg der Neuorientierung von Familienzentren fortsetzen,<br />
qualitativ weiterentwickeln und ihren quantitativen Ausbau in erster Linie dort<br />
vornehmen, wo besondere Unterstützungsbedarfe bestehen.<br />
Elternmitwirkung weiter stärken<br />
Die mit dem ersten KiBiz-Änderungsgesetz eingeführten Elternbeiräte werten wir als<br />
großen Erfolg und wollen deren Rolle in den Einrichtungen, Jugendamtsbezirken,<br />
Landschaftsverbänden und auf Landesebene weiter stärken. Wir werden Eltern- und<br />
Beschäftigtenvertretungen sowie die Landesvertretung der Kindertagespflege stärker<br />
in die Entwicklung landesweiter Regelungen zur Bildung, Erziehung und Betreuung<br />
von Kindern einbeziehen und die Erfahrungen der Praxis berücksichtigen.<br />
Kinderrechte stärken<br />
In der Verfassung des Landes Nordrhein-Westfalen sind Kinderrechte bereits<br />
festgelegt. Wir setzen uns weiter dafür ein, dass Kinder- und Jugendrechte auch im<br />
Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verankert werden.<br />
Im Deutschen Bundestag engagiert sich die Kinderkommission regelmäßig und<br />
fraktionsübergreifend für Kinderrechte und erörtert kinderpolitische Themen. Da sich<br />
diese Arbeitsweise bewährt hat, regen wir an, auch im Landtag von Nordrhein-<br />
Westfalen eine solche Kommission einzurichten. Dabei wollen wir ein eigenes<br />
Anrufungsrecht der Kinder verankern.<br />
Schule der Zukunft: Schule als Lern- und Lebensort<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Das nordrhein-westfälische Schulsystem ist den Anforderungen der Zukunft noch<br />
nicht gewachsen. Nach wie vor hängt der Bildungserfolg viel zu sehr vom sozialen<br />
Status der Eltern ab. Dabei werden besonders Kindern mit Zuwanderungsgeschichte<br />
Chancen vorenthalten. Wir wollen ein sozial gerechtes und leistungsförderndes<br />
Schulsystem schaffen, das alle Talente nutzt, Verschiedenheit schätzt, kein Kind<br />
zurücklässt und eine Kultur des Behaltens für die aufgenommenen Schülerinnen und<br />
Schüler stärkt und pflegt.<br />
Wir wollen leistungsstarke und gerechte Schulen, die Kinder ermutigen, ihr<br />
Selbstbewusstsein stärken und eine neue Lernkultur leben. Voneinander und<br />
miteinander lernen – Respekt und Wertschätzung, Beteiligung und Verantwortung –<br />
prägen die neue Schulkultur: Es ist normal, verschieden zu sein! Die Qualität von<br />
Schule wird wesentlich von Schulklima und Lernkultur bestimmt. Das spiegelt sich<br />
auch im Erziehungsauftrag der Schule und schließt die Partizipation von Eltern,<br />
Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften ein.<br />
Der in der letzten Legislaturperiode geschlossene Schulkonsens ist eine wichtige<br />
Grundlage für die Arbeit der Landesregierung. Seitdem sind über 70 Schulen des<br />
gemeinsamen Lernens neu entstanden. Das belegt, wie sehr die Schulen in ihrer<br />
Entwicklung blockiert waren. Diese Blockade hat die Landesregierung aufgelöst.<br />
Unsere Kommunen nutzen nun offensiv ihre neuen Möglichkeiten.<br />
Die Empfehlungen der Bildungskonferenz sind schon jetzt in die Arbeit der<br />
Landesregierung eingeflossen. Wir wollen die Kultur des Dialogs mit den Beteiligten<br />
in der Schulpolitik weiter pflegen. Mit den Mitwirkenden der Bildungskonferenz<br />
werden wir in regelmäßigen Abständen das Erreichte bilanzieren und weitere Schritte<br />
beraten.<br />
Durch rückläufige Schülerzahlen frei werdende Ressourcen werden im System<br />
Schule systematisch für pädagogische Innovationen und Qualitätsverbesserungen<br />
sowie notwendige Weiterentwicklungen genutzt: z.B. für die Verbesserung der<br />
Unterrichtssituation etwa durch kleinere Lerngruppen, die Umsetzung der Inklusion<br />
und des Schulkonsenses.<br />
Wir schaffen Inklusion<br />
Seit 2009 ist die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung<br />
auch für Deutschland verbindlich. Kinder mit Behinderung haben demnach ein Recht<br />
auf inklusive Bildung. Bereits in der vergangenen Legislaturperiode hatte der Landtag<br />
beschlossen, dass diesem Anspruch landesgesetzlich Rechnung getragen werden<br />
sollte. Die Landesregierung hat schon vor der Schaffung neuer gesetzlicher<br />
Regelungen den Gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung<br />
forciert.<br />
Inklusion ist die zentrale Herausforderung, vor der die Schulen in <strong>NRW</strong> stehen. SPD<br />
und GRÜNE bekennen sich zu dieser Aufgabe. Die Kinder und Jugendlichen, die<br />
Lehrkräfte und die Schulen sollen gemeinsam von der Inklusion profitieren. Inklusion<br />
bedeutet einen Paradigmenwechsel. Der Blick wird auf die Vielfalt und die Potenziale<br />
der Kinder und Jugendlichen gelegt und löst die defizitorientierte Tradition im<br />
deutschen Schulwesen ab. Der Umbau hin zur Inklusion ist aber ein dynamischer<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Prozess und nicht in allen Einzelheiten vorhersehbar. Dies zeigen auch die<br />
Erfahrungen anderer Bundesländer. Gerade deshalb ist es wichtig, dass dieser<br />
Prozess zielgerichtet und sorgsam zugleich angelegt wird. Die Schaffung der<br />
notwendigen Bedingungen und Ressourcenausstattung im Regelschulsystem ist<br />
verantwortbar nur schrittweise möglich. Bei sich ergebenden Fragestellungen im<br />
Prozess wollen wir im Dialog mit den Beteiligten gemeinsam Lösungen suchen. SPD<br />
und Grüne werden auf der Grundlage des Antrags aus der letzten Legislaturperiode<br />
unmittelbar eine parlamentarische Initiative ergreifen, die den für Nordrhein-<br />
Westfalen angelegten Weg beschreibt und vorgibt, um so schnell wie möglich den<br />
Rechtsanspruch auf den Besuch einer allgemeinen Schule zu schaffen.<br />
Die Verwirklichung eines inklusiven Schulwesens setzt voraus, dass sowohl das<br />
Land Nordrhein-Westfalen als auch die Kommunen, Kreise und<br />
Landschaftsverbände als Träger der öffentlichen Schulen und gesellschaftliche<br />
Gruppen im Sinne einer fairen Verantwortungspartnerschaft zusammenwirken.<br />
Wir gestalten Schule im Dialog<br />
Die durch die Bildungskonferenz eingeleitete neue politische Kultur des Dialoges<br />
wollen wir fortsetzen, Empfehlungen der Bildungskonferenz wertschätzen und aktiv<br />
über die Umsetzung der einzelnen Empfehlungsfelder informieren. Prioritäten sind:<br />
• Stärkung der individuellen Förderung aller Kinder und Jugendlichen unabhängig<br />
von sozialer Herkunft, Migrationsgeschichte oder Handicaps;<br />
• Fortbildungsinitiative für Lehrerinnen und Lehrer im Rahmen einer<br />
•<br />
kompetenzorientierten, systematischen Unterrichtsentwicklung;<br />
Stärkung der Leitungsaufgaben der Schulleitungen;<br />
• eine systematische Schulentwicklung, die in den Regionalen<br />
•<br />
Bildungsnetzwerken verankert ist;<br />
Ausbau des Ganztags verbunden mit Schulentwicklung, Stärkung der<br />
Kooperation mit der Jugendhilfe und Aufbau multiprofessioneller Teams;<br />
• Ausbau der Elternarbeit;<br />
• Verbesserung der Übergänge: Kita-Grundschule, Schule-Beruf,<br />
•<br />
Sprachförderung in allen Schulstufen;<br />
Stärkung der eigenverantwortlichen Schule<br />
Wir werden die Elternmitwirkungsmöglichkeiten auf Landesebene verbessern und die<br />
gesetzlichen Voraussetzungen dafür schaffen, dass sich eine Landeselternvertretung<br />
– analog zur LandesschülerInnenvertretung – bilden kann.<br />
Wir fördern den Ganztag<br />
Ganztagsschulen sind nicht nur eine unerlässliche Voraussetzung, um Familie und<br />
Beruf zu vereinbaren, sondern für eine neue Kultur des Lernens besonders geeignet.<br />
Sie bieten mehr Zeit und Raum, um Kinder und Jugendliche individuell zu fördern,<br />
den Unterricht neu zu rhythmisieren und Raum für Bewegung zu schaffen. Sie<br />
eröffnen neue Möglichkeiten für Bildungs- und Erziehungspartnerschaften von<br />
Schule und Elternhaus und die Beteiligung der Kinder und Jugendlichen.<br />
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<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Im Ganztag ist die Einbindung von freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe, des<br />
Sports und der Kultur eine zentrale Grundlage und soll auf der Grundlage des<br />
bewährten Trägermodells partnerschaftlich weiterentwickelt werden.<br />
Wir verbessern die Qualität des Lernens<br />
Die Qualität des Lernens steht weiterhin im Zentrum schulischer Arbeit. Wir wollen<br />
Schulen zu pädagogischer Innovation ermutigen. Dabei stehen das erfolgreiche<br />
Lernen der Schülerinnen und Schüler sowie die Unterrichtsentwicklung im Fokus. Zur<br />
gelingenden Schulentwicklung gehört der Blick auf die sozialräumlichen<br />
Gegebenheiten, die Öffnung von Schule, die Vernetzung und Bündelung der<br />
regionalen Kompetenzen und das Nutzen von Multiprofessionalität.<br />
Neue Anforderungen an das Bildungswesen bedingen neue Wege und<br />
Ausrichtungen auch im Unterstützungssystem. Nordrhein-Westfalen braucht daher<br />
ein Landesinstitut für Bildung. Wir werden mit dem Aufbau eines solchen Instituts für<br />
den Bereich Schule beginnen. Eine Kernaufgabe des Instituts bleibt die<br />
systematische Qualitätsentwicklung und Unterstützung der Schulen, u. a. im<br />
Zusammenhang mit der Lernplanentwicklung, Standardsicherung und Fortbildung.<br />
Das steigert die Professionalität.<br />
SPD und GRÜNE werden die Qualitätsanalyse neu ausbalancieren. Sie soll<br />
zielgerichteter werden und den für die Schulen zu leistenden Aufwand reduzieren.<br />
Wir setzen den Schulkonsens um<br />
Der zwischen CDU, SPD und GRÜNEN geschlossene Schulkonsens hat einen<br />
jahrzehntelangen ideologischen Streit beendet und eine neue Phase der<br />
Schulentwicklung in Nordrhein-Westfalen eingeläutet. Das neue Denken stellt die<br />
Kinder in den Mittelpunkt. Außerdem ist es parteiübergreifend gelungen, längeres<br />
gemeinsames Lernen zu stärken. Der Schulkonsens wird von SPD und GRÜNEN<br />
konsequent und Schritt für Schritt umgesetzt. Dazu gehören u.a. die Gründung von<br />
Sekundar- und Gesamtschulen, die Sicherung eines wohnungsnahen und qualitativ<br />
hochwertigen Grundschulangebots sowie die schrittweise Absenkung der<br />
Klassengrößen in den Grundschulen, Realschulen, Gymnasien und bestehenden<br />
Gesamtschulen.<br />
Wir werden für eine weitere Entlastung bei der Schulzeitverkürzung sorgen<br />
Wir werden den begonnenen Weg zur Entschärfung der Schulzeitverkürzung<br />
fortsetzen. Das vom Schulministerium mit den Betroffenen ausgearbeitete Sieben-<br />
Punkte-Programm werden wir umsetzen und weiterentwickeln. Die Lehrpläne der<br />
Sekundarstufe I werden auf weitere Möglichkeiten der Entlastung überprüft.<br />
Wir stärken die Berufskollegs<br />
Das Berufskolleg ist ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Schulsystems und der<br />
dualen Berufsausbildung – dies gilt umso mehr in Zeiten des wachsenden<br />
Fachkräftebedarfs. Sie bieten darüber hinaus einen eigenen Weg zur Erlangung des<br />
Abiturs. Die Berufskollegs stehen vor einem erheblichen Lehrkräftemangel, der sich<br />
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<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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in den nächsten Jahren weiter verschärfen wird. Die Landesregierung hat hierzu ein<br />
Maßnahmenpaket erarbeitet, um gegenzusteuern. Dies werden wir konsequent<br />
umsetzen und gegebenenfalls ergänzen. Zur Sicherung des Lehrkräftenachwuchses<br />
für das Berufskolleg hat die Landesregierung eine unabhängige Expertenkommission<br />
berufen, die entsprechende Empfehlungen vorlegen soll. Zur Sicherung einer<br />
ausreichenden Anzahl von Berufskolleg-Lehrkräften wird die Landesregierung die<br />
Kooperation von Universitäten und Fachhochschulen aktiv fördern.<br />
Wir werden Möglichkeiten entwickeln, dass Berufskollegs innovative Formen wie<br />
jahrgangs- und fachklassenübergreifenden Unterricht anwenden können. So können<br />
Berufskollegstandorte auch bei rückläufigen Schülerzahlen insbesondere im<br />
ländlichen Raum gesichert werden.<br />
Wir fördern Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />
Der Bildung kommt für die Integration eine zentrale Rolle zu. Alle in der Schule<br />
Tätigen brauchen interkulturelle Kompetenzen. Darauf werden wir in der Aus- und<br />
Fortbildung des Personals verstärkt achten. Die Förderung von Sprache und<br />
Mehrsprachigkeit gewinnt in einem Bildungssystem, in dem der Anteil der Kinder aus<br />
Migrantenfamilien stetig wächst, immer weiter an Bedeutung. Dem wollen wir gerecht<br />
werden.<br />
Wir orientieren uns am Potenzialansatz des Teilhabe- und Integrationsgesetzes im<br />
Sinne eines umfassenden Diversity Managements in der Schule. Wir wertschätzen<br />
die hohe Bereitschaft von Eltern mit Migrationshintergrund, ihren Kindern eine<br />
möglichst gute Bildung und Ausbildung zu ermöglichen. Um dieses Ziel für alle<br />
Kinder und Jugendliche zu erreichen, werden wir daher Bildungspartnerschaften<br />
zwischen Schule und Familie ausbauen. Das Netzwerk der Lehrerinnen und Lehrer<br />
mit Zuwanderungsgeschichte werden wir systematisch einbinden.<br />
Wir werden ein Gesamtkonzept der durchgängigen Sprachbildung entwickeln, das<br />
sich an den Zielen der Europäischen Union orientiert. Dabei sollen im Sinne einer<br />
„Wertschätzung der natürlichen Mehrsprachigkeit“ auch die Familien- und<br />
Herkunftssprachen mehr noch als bisher Anerkennung als Fremdsprachen finden.<br />
Die Einführung eines islamischen Religionsunterrichts in Nordrhein-Westfalen ist ein<br />
wichtiger Beitrag auf dem Weg zur Gleichberechtigung aller Bürgerinnen und Bürger<br />
unabhängig von ihrer Religion und zur Integration von Kindern mit<br />
Migrationshintergrund.<br />
Wir stärken Demokratie in und mit Schulen<br />
Wir werden ein Gesamtkonzept der politischen Bildung erarbeiten, das<br />
gleichermaßen die schulische und die außerschulische Bildung im Blick hat. Zu<br />
einem solchen Konzept gehören die Auseinandersetzung mit neuen Formen der<br />
Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an Entscheidungsprozessen, die Ermutigung<br />
zum zivilgesellschaftlichen Engagement, die Stärkung von Kinderrechten auch in der<br />
Schule, der Kampf gegen Kinderarmut und Exklusion, die Förderung einer<br />
allgemeinen Erinnerungskultur, Friedenserziehung und der Kampf gegen<br />
Extremismus und Fremdenfeindlichkeit. Die Umsetzung des Konzepts soll sich<br />
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gleichermaßen in Lehrplänen, Fachunterricht, fächerübergreifendem Unterricht,<br />
außerunterrichtlichen und außerschulischen Aktivitäten niederschlagen.<br />
Das Prinzip „Demokratie lernen und leben“ muss in der Schulentwicklung verankert<br />
sein. Mit der Einführung der Drittelparität in der Schulkonferenz haben wir hierfür in<br />
der letzten Legislatur einen Baustein geschaffen. Ein weiterer wichtiger Baustein ist<br />
die Entwicklung einer Beteiligungs- und Feedbackkultur in der Schule.<br />
Auf Bundesebene werden wir uns dafür einsetzen, dass die Bundesregierung ihre<br />
Mittel zum Kampf gegen Rechtsextremismus deutlich erhöht. Die Netzwerke „Schule<br />
ohne Rassismus – Schule mit Courage“ und „Schule ohne Homophobie“ sollen<br />
ausgeweitet werden.<br />
Wir werden die Profilbildung und Öffnung von Schulen unterstützen<br />
Viele Schulen haben eigene Profile entwickelt und erlangen damit eine besondere<br />
Attraktivität in der Schullandschaft. Wir begrüßen dies und ermuntern andere<br />
Schulen, diesem Beispiel zu folgen. Dies gilt für die Bereiche Europa, Bildung für<br />
nachhaltige Entwicklung, Sport, Eine-Welt und Kultur.<br />
Darüber hinaus werden wir eine landesweite Bildungsstrategie zur Bildung für<br />
nachhaltige Entwicklung erarbeiten und so an die UN-Dekade „Bildung für<br />
nachhaltige Entwicklung 2005 bis 2014“ anschließen.<br />
Im Zusammenhang der Öffnung von Schulen haben sich Partnerschaften von<br />
Schulen mit Unternehmen gebildet. Diese werden besonders beim neuen<br />
Übergangsmanagement von Schule und Beruf sichtbar werden.<br />
Wir stärken die Zusammenarbeit von Schulen, Kommunen und Regionen<br />
Schulen sollen selbst und verantwortlich über ihre Arbeit entscheiden können.<br />
Deshalb halten wir an der eigenverantwortlichen Schule fest, die in ein System von<br />
Beratung und Service eingebettet wird. Wir werden die Selbstevaluation von Schulen<br />
unter Einbeziehung von Eltern, Lehrkräften und Schülerschaft in Balance zur<br />
Qualitätsanalyse stärken. Das Land bleibt weiter dafür verantwortlich,<br />
Bildungsstandards vorzugeben und zu überprüfen.<br />
Wir wollen die derzeitige Verteilung des Sozialindex evaluieren und mit der<br />
Einrichtung von multiprofessionellen Teams an Schulen sinnvoll und kriteriengeleitet<br />
verknüpfen. Dies ist mit einem Controlling zur Wirksamkeit zu verbinden.<br />
Unsere Städte und Gemeinden verstehen sich immer mehr als bildungspolitische<br />
Akteure. Wir wollen die Verantwortungspartnerschaft des Landes mit den Kommunen<br />
stärken. Wir werden prüfen, wie die Arbeit von Schuladministrationen,<br />
Kompetenzteams und Regionalen Bildungsnetzwerken besser miteinander verknüpft<br />
und aufeinander abgestimmt werden kann.<br />
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Mit den Regionalen Bildungsnetzwerken wollen wir die gute Kooperation zwischen<br />
Land, Kommune und Zivilgesellschaft ausbauen und bewährte Praxis systematisch<br />
nutzen.<br />
Wir richten die Lehrerausbildung auf die Zukunft aus<br />
Zu einer zukunftsorientierten Schulentwicklung gehört eine moderne Lehrerbildung<br />
und ein neues Lehrerleitbild. Dazu zählen vorrangig der professionelle Umgang mit<br />
Heterogenität und Diagnosekompetenz sowie Kompetenzen in interkulturellem<br />
Lernen und Geschlechtergerechtigkeit. Auf der Grundlage der 2013 anstehenden<br />
Evaluation des Lehrerausbildungsgesetzes werden wir Anpassungen und<br />
Optimierungen vornehmen. Die Lehrkräfte sind zukünftig stärker Lernbegleiter in<br />
einer Ganztagsschule, die durch multiprofessionelle Teams unterstützt werden. An<br />
diesem veränderten Lehrerleitbild muss sich Lehrerausbildung und –fortbildung<br />
orientieren. Wir werden die Fortbildung stärker systematisieren, damit sich die<br />
bildungspolitischen Schwerpunktsetzungen in ihr konkreter wiederfinden können.<br />
Wir verbessern den Übergang von Schule in den Beruf<br />
Wir werden den im Ausbildungskonsens beschlossenen Weg des Umbaus des<br />
Übergangssystems Schule/Beruf konsequent weitergehen. Wir wollen dafür sorgen,<br />
dass jede und jeder Jugendliche einen "Anschluss an den Abschluss" erhält und so<br />
eine Ausbildungsgarantie ermöglichen. Der Bildungsweg soll ohne Warteschleifen in<br />
eine Ausbildung münden können.<br />
Dazu werden wir strukturelle Veränderungen vornehmen, so dass die Jugendlichen<br />
während der allgemeinbildenden Schulphase<br />
• eine Kompetenzfeststellungsmaßnahme (Potenzialanalyse) durchlaufen,<br />
• konkrete Berufsorientierung in verschiedenen Berufsfeldern oder<br />
Studiengängen erfahren und<br />
• in mehreren Praktika betriebliche Wirklichkeit kennenlernen können.<br />
•<br />
Dabei sollen auch unterrichtsfreie Zeiten durch die Jugendlichen genutzt und die<br />
Entwicklung der Selbstverantwortung der Jugendlichen für ihre Berufsfindung<br />
gestärkt werden.<br />
Die Jugendlichen werden bei Bedarf durch Berufseinstiegsbegleiter unterstützt.<br />
Alle Entwicklungsschritte sollen in einem Ausbildungspass dokumentiert werden. Der<br />
Ausbildungspass ist auch Bestandteil eines schulischen Portfolios.<br />
Wir werden Warteschleifen zwischen Schule und Ausbildung wo immer möglich<br />
abbauen und stattdessen individuell ausgerichtete Maßnahmen der<br />
Einstiegsqualifizierung und Berufsvorbereitung implementieren.<br />
Für Jugendliche, die noch keine dieser Maßnahmen bewältigen können, werden wir<br />
ergänzend Angebote unterbreiten. Deshalb wollen wir Modelle von<br />
Produktionsschulen für Nordrhein-Westfalen prüfen.<br />
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Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und des Fachkräftemangels<br />
erwarten wir von der Wirtschaft verbindliche Zusagen zur Bereitstellung von<br />
Praktikumsplätzen für die Berufsorientierung und Berufsvorbereitung sowie von<br />
Ausbildungsplätzen deutlich über dem Niveau der letzten Jahre. Wir werden die<br />
Einführung einer regionalen Umlagefinanzierung prüfen, falls die Zahl der von den<br />
Unternehmen bereitgestellten Praktikums- und Ausbildungsplätze nicht ausreichen<br />
sollte.<br />
Darüber hinaus wollen wir die Angebote der vollzeitschulischen Ausbildung mit<br />
Kammerprüfung in den Berufskollegs durch mehr betriebliche Praktika qualitativ<br />
verbessern und bei Bedarf ausbauen. Wir erwarten, dass die Bundesagentur für<br />
Arbeit auch weiterhin ausreichend außerbetriebliche Ausbildungsplätze bereithält.<br />
Wir ermutigen und unterstützen die Jugendlichen bei dem erforderlichen höheren<br />
Maß an Mobilität.<br />
Auf der Grundlage eines erfolgreichen, neuen Übergangssystems wollen wir durch<br />
unsere vorbeugende Politik auch deutliche Ersparnisse erzielen:<br />
• Dadurch, dass weniger Jugendliche in Warteschleifen sind und dort kürzer<br />
verbleiben, können in den Berufskollegs ca. 500 Lehrerstellen abgebaut<br />
werden, die heute im Berufsorientierungsjahr, im Berufsgrundschuljahr, in der<br />
Berufsfachschule und in Klassen für Schülerinnen und Schüler ohne<br />
Ausbildungsverhältnis eingesetzt werden.<br />
• Durch verbesserte, zielgenauere Berufsorientierung werden etliche<br />
Maßnahmen im Übergangssystem überflüssig, die teilweise durch den Bund<br />
bezahlt, teilweise durch landes-, aber auch kommunale Angebote abgedeckt<br />
werden.<br />
Wir haben mit dem Umbau des Übergangssystems in sieben Referenzkommunen<br />
begonnen und wollen den Prozess begleitend evaluieren, um in der Entwicklung des<br />
Systems ggf. nachsteuern zu können. Im Jahr 2012 werden weitere 20 Kommunen<br />
hinzukommen. 2018 soll das neue Übergangssystem in der Fläche verankert sein.<br />
Das setzt voraus, dass alle Partner ihren Beitrag erbringen.<br />
Wissen schafft Chancen - Hochschulen in <strong>NRW</strong> vor großen Herausforderungen<br />
Die Zukunft Nordrhein-Westfalens liegt in der Bildung. Wir wollen möglichst alle<br />
Bildungspotenziale erschließen und kein Talent zurücklassen. Das wachsende<br />
Interesse an akademischer Bildung ist ein Glücksfall für unser Land. Wirtschaft und<br />
Gesellschaft brauchen akademisch ausgebildete Fachkräfte. Spitzenforschung aus<br />
<strong>NRW</strong> braucht eine breite Basis hervorragend qualifizierter Nachwuchskräfte. Deshalb<br />
müssen die Übergänge von der Schule zur Hochschule sowie zwischen Bachelor<br />
und Master gut gelingen, ebenso die Auswahl junger Nachwuchsforscherinnen und<br />
Nachwuchsforscher und die Übergänge in den Beruf. Erfolge wollen wir nachprüfbar<br />
sicherstellen. Dies ist die Verantwortung aller Akteure.<br />
Erfolgreich studieren in <strong>NRW</strong> – Alle Talente fördern<br />
Noch nie gab es so viele Studierende wie heute. Wir wollen, dass alle Studierwilligen<br />
ein erfolgreiches Studium in Nordrhein-Westfalen absolvieren können. Daher gehen<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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wir den Weg der sozialen Öffnung konsequent weiter. Studiengebühren bleiben<br />
abgeschafft. Die ständig steigende Nachfrage von Studienbewerberinnen und<br />
Studienbewerbern, der doppelte Abiturjahrgang 2013 und die Aussetzung der Wehrund<br />
Zivildienstpflicht stellen die Hochschulen in Nordrhein-Westfalen aktuell vor<br />
bisher nicht gekannten Herausforderungen. Deshalb gilt es, dem berechtigten<br />
Anspruch dieser Studierendengeneration auf ein erfolgreiches Studium in Nordrhein-<br />
Westfalen gerecht zu werden.<br />
Dazu brauchen wir: genügend und ausreichend finanzierte Studienplatzangebote<br />
sowie eine entsprechende Infrastruktur, individuelle, flexibel gestaltete Zu- und<br />
Übergänge und Strukturen an den Hochschulen, die die Vielfalt (Diversität) der<br />
Studierenden berücksichtigen, flexiblere Studienangebote für Teilzeitstudierende,<br />
eine hohe Qualität von Forschung und Lehre an den Hochschulen, sowie eine<br />
Struktur, die den Interessen von autonomen Hochschulen und<br />
verfassungsrechtlichem Bildungsauftrag des Landes gerecht wird.<br />
Kapazitäten bereitstellen und Infrastruktur sichern<br />
Hochschulpakt 2020<br />
Die Abiturientinnen und Abiturienten des Doppeljahrgangs 2013 brauchen in<br />
ausreichender Zahl qualitativ hochwertige Studienplätze. Für alle Studierwilligen und<br />
–fähigen soll es einen Studienplatz geben.<br />
Basis für die bereit gestellten Kapazitäten ist der zwischen Bund und Ländern<br />
geschlossene Hochschulpakt II (2011-2015), dessen Vorausberechnungen sich als<br />
deutlich zu niedrig erwiesen haben. Die begonnenen Verhandlungen mit dem Bund<br />
zur Fortführung und Weiterentwicklung des Hochschulpaktes laufen mit hoher<br />
Priorität weiter. Dieser muss seiner Verantwortung für eine gemeinsame<br />
Finanzierung gerecht werden. Hierfür sind vier Punkte grundlegend:<br />
• Aufhebung des Finanzdeckels des Bundes<br />
• Erhöhung der Vorauszahlungen,<br />
• Einführung einer Masterkomponente,<br />
• Fortsetzung und qualitative Weiterentwicklung des Hochschulpaktes<br />
über 2015 hinaus (Hochschulpakt III).<br />
Wir wollen prüfen, ob im künftigen Finanzierungsmodell der Studienerfolg<br />
berücksichtigt werden kann. Das Land sichert seine Ko-Finanzierung für die<br />
Hochschulpakte zu.<br />
Studentenwerke stärken – Wohnraum schaffen<br />
Die Studentenwerke erfüllen eine zentrale Aufgabe beim Ausbau und der Pflege der<br />
sozialen Infrastruktur. Dies wollen wir weiter stärken. Dabei ist zu prüfen, inwieweit<br />
zusätzlicher Wohnraum mobilisiert werden kann. Im Auftrag des Staates bearbeiten<br />
sie BAföG-Anträge, deren Bearbeitungszeit wollen wir reduzieren. Zugleich ist zu<br />
prüfen, inwieweit eine Novellierung des Studentenwerksgesetzes die<br />
Aufgabenerfüllung der Studentenwerke verbessern und zukunftsfest machen kann.<br />
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<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Verstetigung des Fachhochschulausbaus – Hochschulbau weiterführen<br />
Die Fachhochschulen des Landes sind in herausragender Weise geeignet, den<br />
Studierenden ein erfolgreiches Studium zu ermöglichen. Ziel ist es daher, mittelfristig<br />
ein Verhältnis von 40 zu 60 bei der Aufteilung der Kapazitäten zwischen<br />
Fachhochschulen und Universitäten zu erreichen. Dies soll in künftige Überlegungen<br />
zur Neugestaltung der Hochschulfinanzierung einbezogen werden.<br />
Um in einem ersten Schritt die steigenden Ausbildungsleistungen der<br />
Fachhochschulen auch nach Auslaufen des Hochschulpakts 2020 zu erhalten, sollen<br />
den Fachhochschulen nach dem Jahr 2020 dauerhaft die Landesmittel zur<br />
Verfügung gestellt werden, die sie derzeit im Rahmen des Hochschulpakts befristet<br />
erhalten.<br />
Die Fächervielfalt an den Fachhochschulen soll weiterentwickelt werden, z. B. durch<br />
eine stärkere Kooperation im Rahmen der Lehramtsausbildung, um insbesondere<br />
den Lehrkräftebedarf an den Berufskollegs zu decken.<br />
Erfolgreiche Wissenschaft und Forschung braucht eine angemessene und moderne<br />
räumliche Umgebung. Es liegt im Interesse des Landes, seine Vermögenswerte in<br />
den Hochschulgebäuden zu erhalten. Gleichzeitig benötigen die Hochschulen<br />
Planungssicherheit. Deshalb wird das laufende Hochschulmodernisierungsprogramm<br />
(2009 bis 2015) ab dem Jahr 2016 durch ein Hochschulbau-<br />
Konsolidierungsprogramm fortgesetzt. Die im laufenden Programm nicht fertig<br />
gestellten Projekte werden zu Ende geführt und die begonnene Sanierung der<br />
Universitäten Bielefeld, Bochum und Dortmund wird weiter betrieben.<br />
Wir wollen, dass die Mittel aus dem Entflechtungsgesetz auch künftig für den<br />
Hochschulbau zweckgebunden bleiben. Insbesondere gilt es, eine<br />
Nachfolgefinanzierung für die nach 2019 auslaufende Kompensation der ehemaligen<br />
Gemeinschaftsaufgabe Hochschulbau zu finden. Der Sanierungsstau an den <strong>NRW</strong>-<br />
Hochschulen muss weiter abgebaut und eine bessere Energieeffizienz erreicht<br />
werden.<br />
Die Universitätskliniken des Landes sind Orte herausragender Forschung,<br />
hochqualifizierter Ausbildung und medizinischer Spitzenversorgung. Allerdings weist<br />
ihre Bausubstanz einen Investitionsstau auf, der ebenfalls weiter abgebaut werden<br />
muss.<br />
Qualität von Lehre und Forschung an den Hochschulen verbessern – Vielfalt<br />
bei Zu- und Übergängen berücksichtigen<br />
Zum erfolgreichen Studieren in <strong>NRW</strong> gehören ausreichende Infrastrukturen und<br />
Kapazitäten sowie eine herausragende Qualität von Lehre und Forschung an<br />
unseren Hochschulen. Die vielfältigen Zugänge von der Schule, aber auch aus der<br />
Berufstätigkeit heraus in die Hochschule, sowie die veränderte Zusammensetzung<br />
der Studierendenschaft, stellen die Hochschulen vor neue Herausforderungen.<br />
Flexiblere und individuellere Begleitungen sind daher notwendig. Ziel ist es, die<br />
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Abbrecherquote um 20 % zu senken und die Übergangsquote an die Hochschulen<br />
zu erhöhen.<br />
Bologna an den Bedürfnissen der Studierenden ausrichten<br />
Die Umsetzung der Bologna-Reform werden wir weiter verbessern und bestehende<br />
Defizite beheben. Mit dem Online-Beteiligungsverfahren zur<br />
Studierendenzufriedenheit und dem „Memorandum Erfolgreich studieren in <strong>NRW</strong>“<br />
hat das Land gemeinsam mit den Hochschulen überfällige Korrekturen eingeleitet.<br />
Um die Ziele des europäischen Hochschulraums zu verwirklichen und ein besseres<br />
Studieren zu garantieren, werden wir die Hochschulen weiterhin eng bei der<br />
Umsetzung des Memorandums begleiten. Auf diese Weise wollen wir vor allem die<br />
studentische Arbeitsbelastung und Prüfungsdichte reduzieren, die Anerkennung im<br />
Ausland erworbener Studienleistungen verbessern, Betreuungs- und<br />
Beratungsangebote stärken sowie Zugänge zum Master verbreitern. Entsprechende<br />
Korrekturen sollen direkt an den Hochschulen erfolgen. Wo es notwendig ist, werden<br />
wir weitere landesweite Regelungen treffen.<br />
Qualitätssicherung von Lehre und Studium<br />
Seit dem Wintersemester 2011/2012 können die Studierenden in Nordrhein-<br />
Westfalen wieder gebührenfrei studieren. Das Land stellt den Hochschulen jährlich<br />
mindestens 249 Mio. Euro zur Verbesserung der Lehr- und Studienbedingungen zur<br />
Verfügung. Zur Ermittlung dieses Bedarfs wurde das Studiengebührenaufkommen<br />
2009 an den nordrhein-westfälischen Hochschulen zugrunde gelegt.<br />
Zugleich sollen die Hochschulen im Rahmen regelmäßiger Berichte Rechenschaft<br />
über Einsatz und Wirkung dieser Mittel ablegen. Zudem werden die<br />
Qualitätsmanagementsysteme weiter optimiert.<br />
Übergang Schule-Hochschule optimieren<br />
Alle, die studieren wollen und können, sollen dazu die Möglichkeit haben. Die<br />
derzeitige Übergangsquote an die Hochschulen ist zu niedrig, um den<br />
Fachkräftebedarf zu decken.<br />
Die Hochschulen müssen dabei einer immer heterogeneren Gruppe von<br />
Studierenden gerecht werden. Es gilt, insbesondere Jugendliche aus so genannten<br />
bildungsfernen Schichten, aus Familien mit Zuwanderungsgeschichte oder bereits<br />
beruflich Qualifizierte für ein Studium zu gewinnen und zu einem erfolgreichen<br />
Studienabschluss zu führen.<br />
Wir werden geeignete Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele entwickeln.<br />
Bestandteile sollen unter anderem eine modular aufgebaute strukturierte<br />
Studieneingangsphase und ein Diversity-Management an den Hochschulen sein.<br />
Das ist unser Modell für den Ersatz der weggefallenen Studienkollegs. Darüber<br />
hinaus wollen wir die Studienorientierung durch eine vertiefte Verbindung zur Schule<br />
und eine Verknüpfung mit der Berufsorientierung stärken und ausbauen. Das „Neue<br />
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Übergangssystem Schule-Beruf <strong>NRW</strong>“ bietet hierzu Gelegenheit. Wir wollen die<br />
Instrumente zur Studienwahl stärken, indem unter anderem die zdi (Zukunft durch<br />
Innovation) „Schülerlabore“ evaluiert und die Ergebnisse bei der Fortführung<br />
berücksichtigt werden, das Online-Self-Assessment um ein freiwilliges<br />
„Fachspezifisches SelfAssessment“ ergänzen und das Dialogorientierte<br />
Serviceverfahren (DoSV) nutzen.<br />
BAföG weiterentwickeln<br />
Das BAföG ist und bleibt das wichtigste Instrument für die soziale Öffnung der<br />
Hochschulen. Die zunehmende Heterogenität der Studierendenschaft und der<br />
Bologna-Prozess müssen sich in der Ausgestaltung des BAföG stärker<br />
widerspiegeln. Dazu wollen wir auch eine teilweise elternunabhängige<br />
Studienfinanzierung anstreben. Einen entsprechenden Verhandlungsprozess mit<br />
dem Bund und den anderen Bundesländern wollen wir einleiten.<br />
Umsetzung des Landesprogramms für geschlechtergerechte Hochschulen<br />
In den kommenden fünf Jahren wollen wir unsere Hochschulen nachprüfbar<br />
geschlechtergerechter machen. Frauenförderung ist eine Frage der Gerechtigkeit<br />
und der Zukunftsfähigkeit. Wir werden daher das Landesprogramm für<br />
geschlechtergerechte Hochschulen umsetzen. Um das Gleichstellungsziel zu<br />
erreichen, soll in den Fachbereichen eine gesetzlich verankerte Frauenquote nach<br />
dem Kaskadenmodell eingeführt werden.<br />
Hochschulautonomie wahren – Verfassungsauftrag des Landes ernst nehmen<br />
Wir wollen das Hochschulgesetz novellieren. Ziel ist die Stärkung der<br />
gesellschaftlichen Verantwortung und der demokratischen Mitbestimmung sowohl im<br />
Verhältnis zwischen Land und Hochschulen, als auch innerhalb der Hochschulen.<br />
Die Regelungen des geltenden Hochschulgesetzes haben den Hochschulen eine<br />
umfassende Autonomie gesichert. In diesem Modell sind jedoch Fehlentwicklungen<br />
erkennbar, denen mit den gesetzlich vorgesehenen Maßnahmen nicht begegnet<br />
werden kann. Der verfassungsmäßige Bildungsauftrag soll wieder stärker in die<br />
gemeinschaftliche Verantwortung von Staat und Hochschulen gelegt und ein<br />
transparenterer und verantwortlicher Umgang mit öffentlichen Mitteln abgesichert<br />
werden. Der Staat muss im Sinne einer ausgewogenen Leistungspolitik<br />
gewährleisten, dass bestimmte Fächer und Studienangebote, etwa in der<br />
Lehrerbildung oder im Bereich der Kleinen Fächer, erhalten bleiben. Weiterhin<br />
müssen strukturpolitische Ziele, wie etwa die Stärkung und der quantitative Ausbau<br />
des Fachhochschulbereichs, realisierbar sein.<br />
Beschäftigungsbedingungen in Hochschule und Wissenschaft verbessern<br />
Wir wollen die Arbeitsbedingungen des wissenschaftlichen, nicht-wissenschaftlichen<br />
und studentischen Personals verbessern, z. B. im Umgang mit Befristungen,<br />
tariflichen Eingruppierungen und der Vertretung studentischer Beschäftigter. Gute<br />
Wissenschaft kann nur unter guten Arbeitsbedingungen entstehen. Auch<br />
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Beschäftigte in Forschung und Lehre brauchen, ebenso wie Beschäftigte in<br />
Verwaltung und Technik, eine sichere berufliche Perspektive. Anlässlich der<br />
Novellierung des Hochschulgesetzes prüfen wir deshalb, wie der Grundsatz der<br />
„Guten Arbeit“ in gemeinsamer Verantwortung von Land und Hochschulen gestaltet<br />
und erforderlichenfalls auch durch verpflichtende Rahmenvorgaben sichergestellt<br />
werden kann. Wie für die Beschäftigten an den Hochschulen ein Wechsel von<br />
Hochschule zu Hochschule erleichtert werden kann („gemeinsamer Arbeitsmarkt“),<br />
soll geprüft werden.<br />
In diesem Zusammenhang setzen wir uns, unter anderem im Rahmen einer<br />
Bundesratsinitiative, dafür ein, dass das Wissenschaftszeitvertragsgesetz im Sinne<br />
der Beschäftigten geändert wird, um die Anzahl der Kurzbefristungen zu reduzieren.<br />
Hochschulgesetz novellieren<br />
Wir wollen den begonnenen Dialogprozess für ein reformiertes Hochschulgesetz<br />
fortsetzen. Bestandteile werden unter anderem sein:<br />
• Mehr demokratische Beteiligung aller Gruppen innerhalb der Hochschulen<br />
durch die deutliche Stärkung der Mitbestimmungsrechte der Studierenden und<br />
des Mittelbaus, unter anderem durch die Einführung einer Viertelparität.<br />
• Die Zuständigkeiten und die Zusammensetzung der Hochschulorgane werden<br />
neu aufeinander abgestimmt. Das gilt insbesondere für die bisherigen<br />
Hochschulräte und die Senate.<br />
• Die Senate werden gestärkt.<br />
• Der Frauenanteil in den Hochschulgremien soll deutlich erhöht werden.<br />
• Der Landtag beschließt auf Vorlage der Landesregierung künftig in<br />
regelmäßigen Abständen einen Landeshochschulentwicklungsplan, in dem die<br />
strategischen Ziele für die gesamte Wissenschaftslandschaft in <strong>NRW</strong><br />
festgelegt werden.<br />
Ziel ist ein langfristig angelegtes Hochschulgesetz, dessen Einführung Rücksicht<br />
nehmen soll auf die besonderen Belastungen während der Eintrittsphase des<br />
doppelten Abiturjahrgangs.<br />
Flexible Studienangebote - Fernuniversität Hagen stärken<br />
Wir wollen die bislang alleine vom Land getragene FU Hagen auf eine gemeinsame<br />
Finanzierungsbasis durch das Land <strong>NRW</strong>, den Bund und weitere Bundesländer<br />
umstellen. Der gestiegenen Nachfrage an der FU Hagen wollen wir weiter Rechnung<br />
tragen.<br />
Kunst- und Musikhochschulen stärken<br />
Die nordrhein-westfälischen Kunst- und Musikhochschulen bilden auf höchstem<br />
internationalem Niveau aus und sind weltweit einzigartig. Dieses Niveau wollen wir<br />
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halten und weiterentwickeln. Von zentraler Bedeutung für die Sicherstellung eines<br />
qualitativ hochwertigen Lehrangebotes sind die Lehrbeauftragten.<br />
Forschen für den Fortschritt – Der Mensch im Mittelpunkt<br />
Klimawandel, demografische Entwicklung, Gesundheit und Ernährungssicherheit,<br />
Ressourcen- und Energieknappheit, Mobilität und gesellschaftliche Integration –<br />
niemals zuvor erforderten große gesellschaftliche Herausforderungen so viel<br />
wissenschaftliche Expertise wie heute. Sie bilden daher auch die Ausrichtung für die<br />
kommenden Forschungsanstrengungen der EU.<br />
Die Wissenschaft muss zentrale Beiträge zu umfassenden technischen und sozialen<br />
Innovationen liefern und dabei ökologische, ökonomische und soziale Folgen<br />
berücksichtigen. Dazu gehört für uns sowohl ethische Verantwortung als auch<br />
sozialwissenschaftliche Begleitforschung.<br />
Daneben ist uns wichtig, dass wir die Zivilgesellschaft bei der Formulierung künftiger<br />
Forschungsziele aktiv beteiligen.<br />
Nordrhein-Westfalen verfügt als bedeutender Industriestandort und starke<br />
Wirtschaftsregion über Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die hervorragend<br />
in der Lage sind, ihren Beitrag hierzu zu leisten. Jetzt kommt es darauf an, deutliche<br />
Akzente in der Forschungs- und Innovationspolitik zu setzen, um diese Stärken zu<br />
mobilisieren.<br />
Rahmenprogramm „Fortschritt <strong>NRW</strong>“<br />
Wir wollen unsere forschungspolitischen Aktivitäten in einem Rahmenprogramm<br />
„Fortschritt <strong>NRW</strong>“ bündeln und dessen Förderaktivitäten und –instrumente neu<br />
ausrichten. Bei begrenzt zur Verfügung stehenden finanziellen Ressourcen wollen<br />
wir uns neben wichtigen Akzenten in der Grundlagenforschung auf Forschungsfelder<br />
entlang der großen gesellschaftlichen Herausforderungen konzentrieren.<br />
Eingebettet in die Forschungs- und Strukturförderung der Europäischen Union und<br />
des Bundes soll Fortschritt.<strong>NRW</strong> darauf ausgerichtet sein, die dem Land zur<br />
Verfügung stehenden Instrumente und Mittel der Forschungs- und<br />
Innovationsförderung verstärkt entlang der Nachhaltigkeitsziele, in Übereinstimmung<br />
mit den vier Leitlinien der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie, einzusetzen und den<br />
Hochschulen zu helfen, sich an anderen Förderprogrammen zu beteiligen.<br />
Das Programm besteht aus den Kernelementen: Regionale Innovationsnetzwerke,<br />
Fortschrittskollegs, Orte des Fortschritts und Foren des Fortschritts. Ergänzend wird<br />
der Innovationspreis <strong>NRW</strong> fortgeführt, um zu zeigen welche Lösungsbeiträge aus<br />
<strong>NRW</strong> kommen.<br />
Da diese Herausforderungen zu komplex für eine Analyse und Lösung durch oft<br />
technologisch geprägte Einzeldisziplinen sind, kommt der innovativen, interdisziplinär<br />
ausgerichteten Forschung aus dem geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen<br />
Bereich eine unverzichtbare Bedeutung zu. Sie sind deshalb bei allen<br />
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Forschungsfeldern zu integrieren, sollen aber auch mit einem eigenen<br />
Landesprogramm angemessen gestärkt werden, das in einer ersten Stufe in 2012<br />
bereits angelaufen ist und fortgeführt wird.<br />
Neben den Feldern Energie, Klimaschutz, Ressourceneffizienz, nachhaltige Mobilität<br />
sowie Gesundheit und Lebenswissenschaften kommt der Erforschung von<br />
Schlüsseltechnologien eine besondere Rolle zu. Sie sind als Innovationstreiber von<br />
großer Bedeutung für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort <strong>NRW</strong>, u. a. für<br />
Produktionszweige wie Automobil-, Chemie- oder Bauindustrie. Sie leisten – etwa im<br />
Leichtbau – einen wichtigen Beitrag zur Lösung der großen gesellschaftlichen<br />
Herausforderungen. Zu den Schlüsseltechnologien gehören neben den Informationsund<br />
Kommunikationstechnologien der Bereich der Optoelektronik, die Neuen<br />
Materialien sowie die Mikro-, Nano- und Produktionstechnologien.<br />
Eine Schlüsselrolle im Bereich der medizinischen Forschung kommt der<br />
Stammzellenforschung zu. Sie wird auch künftig durch das Land unterstützt. Hier<br />
wird u.a. das etablierte und anerkannte Kompetenznetzwerk Stammzellforschung mit<br />
seiner Geschäftsstelle, den Nachwuchsgruppen und Projekten fortgeführt. Im<br />
Zentrum stehen die Forschung an adulten und reprogrammierbaren Stammzellen<br />
sowie die Begrenzung der Forschung an embryonalen Stammzellen auf die<br />
auslaufende Nutzung der vorhandenen Zelllinien.<br />
Darüber hinaus ist das Institut CARE förderfähig und soll auf den Weg gebracht<br />
werden.<br />
Darüber hinaus soll Ostwestfalen-Lippe zur Modellregion für die praktische<br />
Medizinausbildung werden. Dazu soll ein Kooperationsmodell zwischen der<br />
Universität Bielefeld und der Ruhr-Universität Bochum angestoßen werden.<br />
Voraussetzung ist eine finanzielle Unterstützung dieses Modellvorhabens durch den<br />
Bund.<br />
Forschungsfinanzierung<br />
Forschung braucht finanzielle Planungssicherheit - die ist in <strong>NRW</strong> für die<br />
Hochschulforschung sichergestellt.<br />
Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen<br />
Bei der Ansiedlung neuer außeruniversitärer Forschungsinstitute besteht gemessen<br />
an der Größe und Bedeutung des Landes und der Unterrepräsentanz dieser<br />
Einrichtungen in <strong>NRW</strong> ein klarer Nachholbedarf. De facto subventioniert das Land<br />
Forschungseinrichtungen in anderen Bundesländern inzwischen mit 80 Millionen<br />
Euro jährlich. Ziel muss es sein, diese Umverteilung zu beenden und in der<br />
kommenden Wahlperiode mehr überregionale Forschungseinrichtungen nach <strong>NRW</strong><br />
zu holen.<br />
Darüber hinaus fallen in den nächsten Jahren bei den außeruniversitären<br />
Forschungseinrichtungen Kosten für Sanierung und Neubau an. Hier muss und wird<br />
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das Land seinen Beitrag leisten, um exzellente und wettbewerbsfähige Einrichtungen<br />
in <strong>NRW</strong> zu halten bzw. aufzubauen.<br />
EU Strukturfonds/Horizon 2020<br />
Für die Umsetzung der Strategie Europa 2020 und die Anstrengungen, Europa zu<br />
einer Innovationsunion zu entwickeln, sind Investitionen in Forschung, Entwicklung<br />
und Innovation von zentraler Bedeutung. Dabei wird der EU-Strukturpolitik neben<br />
dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation – Horizon 2020 – eine<br />
entscheidende Rolle beigemessen.<br />
Zwischen den Zielen des Landes und den aus der Strategie der Europäischen<br />
Kommission „Europa 2020" abgeleiteten Zielvorgaben für die EU-Strukturfonds<br />
besteht ein hohes Maß an Übereinstimmung; beide adressieren in besonderem<br />
Maße die großen gesellschaftlichen Herausforderungen. Das Land wird für eine<br />
Vereinfachung der finanziellen Abwicklung und Kontrolle der Programme Sorge<br />
tragen, damit die administrative Belastung von Unternehmen, Hochschulen und<br />
Forschungseinrichtungen gesenkt wird.<br />
Synergien zwischen den Strukturfonds und Horizon 2020 sollen dazu beitragen, die<br />
Ziele des Landes nachhaltiger zu unterstützen als bisher. Hierzu sollen Möglichkeiten<br />
der Kombination von Maßnahmen der EU-Strukturförderung mit denen der Horizont<br />
2020 Förderung – wie sie von der EU im Rahmen der Strukturfondsverordnungen<br />
und der Verordnungen zu „Horizon 2020“ angelegt werden - genutzt werden, bis hin<br />
zur gemeinsamen Förderung in einem Projekt.<br />
Johannes-Rau-Forschungseinrichtungen<br />
Angesichts der großen gesellschaftlichen Herausforderungen und einer Flankierung<br />
des Strukturwandels in Nordrhein-Westfalen soll die Möglichkeit zur Etablierung einer<br />
Förderplattform für die Johannes-Rau-Forschungsinstitute mit entsprechender<br />
Mittelausstattung geschaffen werden.<br />
Bereits in 2011 beschloss der Landtag, dieses Vorhaben im Haushalt abzusichern.<br />
Dies wird in der neuen Wahlperiode umgesetzt.<br />
Instrumente der Forschungsförderung<br />
Die Ausrichtung der Förderaktivitäten und –instrumente durch das Land an den<br />
großen gesellschaftlichen Herausforderungen setzt voraus, dass sich diese<br />
Instrumente an den Zielen von „Fortschritt <strong>NRW</strong>“ ausrichten, falls dies noch nicht<br />
geschehen ist.<br />
Darüber hinaus wollen wir die Hochschulen auch international stärker sichtbar<br />
machen, die Fachhochschulforschung stärken, den Wissens- und<br />
Technologietransfer voranbringen und das Rückkehrerprogramm weiterführen.<br />
Das Programm „Mittelstand.innovativ!“ ist in den letzten zwei Jahren neu<br />
ausgerichtet worden und soll in den nächsten Jahren fortgeführt und evaluiert<br />
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werden. Wir wollen außerdem prüfen, inwieweit wir die Hochschulen auch bei<br />
Ausgründungen und innovativen Start-ups strategisch begleiten können. Darüber<br />
hinaus begleitet das Land den Aufbau landesaffiner Ansiedlungsstrategien, wie z. B.<br />
den „Campus RWTH Aachen“.<br />
Die lernende Gesellschaft: Weiterbildung in <strong>NRW</strong><br />
Nordrhein-Westfalen ist und bleibt das Land der Weiterbildung. Dazu hat das<br />
bundesweit beachtete Weiterbildungsgesetz, zu dem wir uns bekennen, einen<br />
wichtigen Beitrag geleistet. Das Gutachten zur Evaluation der Wirksamkeit der<br />
Weiterbildung durch das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) stellt der<br />
Weiterbildung insgesamt ein gutes Zeugnis aus und zeigt zugleich Optimierungsund<br />
Entwicklungsperspektiven auf. Die konstruktive und zielorientierte Arbeit in der<br />
„Weiterbildungskonferenz“ werden wir fortsetzen und unter Einbeziehung der<br />
Arbeitsergebnisse eine behutsame Weiterentwicklung des Weiterbildungssystems in<br />
Nordrhein-Westfalen einleiten.<br />
Die Volkshochschulen sind eine zentrale Säule in der Weiterbildung. Daher<br />
bekennen wir uns zur kommunalen Pflichtaufgabe Volkhochschule. Eine weitere<br />
Säule ist die vielfältige Landschaft der Weiterbildungsträger in öffentlicher<br />
Verantwortung und die Familienbildung, die in ihrer Pluralität unterschiedlichen<br />
Anforderungen gerecht werden. Die Volkshochschulen als kommunale<br />
Weiterbildungszentren und die Einrichtungen in anderer Trägerschaft leisten einen<br />
wertvollen Beitrag zur kommunalen Bildungslandschaft, der für lebensbegleitendes<br />
und ganzheitliches Lernen unverzichtbar ist.<br />
Wir haben Wort gehalten und die seit 2006 vorgenommen Mittelkürzungen<br />
zurückgenommen. Zudem werden wir, soweit es die Förderkriterien der EU zulassen,<br />
Mittel des ESF ergänzend zur Verfügung stellen. Diese Mittel sollen vorranging zur<br />
Finanzierung des Beitrages der Weiterbildung zur Herstellung von Chancengleichheit<br />
und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt verwandt werden. Wir bleiben<br />
verlässliche Partner der Weiterbildung.<br />
Weiterbildung ist eine öffentliche Aufgabe zur Stabilisierung unseres demokratischen<br />
Gemeinwesens, zur Verbesserung der Teilhabemöglichkeiten und der sozialen<br />
Gerechtigkeit. Daher muss die Weiterbildungsbeteiligung insbesondere für<br />
Bildungsbenachteiligte durch gezielte Angebote zur Alphabetisierung und zur<br />
Grundbildung erhöht werden. Das handlungsleitende Motiv der zweiten Chance<br />
wollen wir noch stärker verankern. Dabei setzen wir neben Volkshochschulen und<br />
anderen Weiterbildungseinrichtungen verstärkt auch auf Weiterbildungskollegs. Das<br />
Arbeitnehmerweiterbildungsgesetz wollen wir auch für die Bildung von jungen<br />
Menschen nutzen. Deshalb wollen wir die Auszubildenden als Anspruchsberechtigte<br />
in das Gesetz aufnehmen.<br />
Politische Bildung im lebensbegleitenden Lernen ist für die Demokratie und Teilhabe<br />
unverzichtbar. Hier hat die Landeszentrale für politische Bildung eine große<br />
Bedeutung.<br />
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Strukturierte Fort- und Weiterbildung verbessern nicht nur die persönlichen Chancen<br />
auf dem Arbeitsmarkt, sondern erhöhen auch die Teilhabe in einer komplexen<br />
Gesellschaft. Im Rahmen der Arbeitsmarktpolitik wirkt die Weiterbildung durch die<br />
Unterstützung der Integration junger Menschen und qualifizierter Menschen mit<br />
Migrationshintergrund in den Arbeitsmarkt. Weitere Aufgaben sind die Sicherung der<br />
Anpassungsqualifikation für Beschäftigte, die sich im Arbeitsprozess für zunehmend<br />
globaler werdende Arbeitsmärkte weiterbilden müssen und das Bereitstellen von<br />
berufsbezogenen und zunehmend auch gesundheitsorientierten<br />
Weiterbildungsangeboten für Ältere, die deutlich länger im Arbeitsmarkt verweilen<br />
werden.<br />
Weiterhin werden wir in enger Abstimmung mit allen an lebensbegleitender Bildung<br />
beteiligten Ressorts und der Trägerlandschaft u.a. folgende Themen angehen: die<br />
Weiterentwicklung der Fördersystematik, der Aufbau einer flächendeckenden<br />
Weiterbildungsberatung und die Einbindung der gemeinwohlorientierten<br />
Weiterbildung in die regionalen Bildungsnetzwerke.<br />
Die Wirksamkeit des nach dem Weiterbildungsgesetz finanzierten Angebots und der<br />
zusätzlich zur Verfügung gestellten ESF-Mittel soll mit Hilfe eines schlanken<br />
Berichtswesens dargestellt werden.<br />
III. Wirtschaft, Klimaschutz, Energie<br />
Nachhaltige Wirtschafts- und Strukturpolitik<br />
Wirtschaft in gesellschaftlicher Verantwortung<br />
Für unsere Wirtschaftspolitik gilt das Prinzip der Vorsorge und der ökonomischen,<br />
ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit. Eine solche Wirtschafts- und<br />
Strukturpolitik sichert einen stabilen Mittelstand und vermeidet damit Monostrukturen,<br />
unterstützt die Unternehmen vorausschauend bei der Gewinnung qualifizierter<br />
Fachkräfte, fördert Innovationen für nachhaltiges Wirtschaften und unterstützt die<br />
Wirtschaft bei der Erschließung neuer, zukunftsfähiger Leitmärkte. In der<br />
kommenden Europäischen Förderperiode ab 2014 werden wir die Möglichkeiten der<br />
EU-Strukturfonds nutzen.<br />
Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat gezeigt, wie verantwortungsloses Handeln von<br />
Banken und Finanzinstituten ganze Volkswirtschaften an den Abgrund führen kann.<br />
Die Folgen dieser Krise werden uns weiter beschäftigen. Wir wollen keine<br />
„marktkonforme Demokratie“ sondern eine demokratiekonforme Marktwirtschaft, die<br />
auf sozialer Partnerschaft und Mitbestimmung beruht.<br />
Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen wird die Unternehmen in <strong>NRW</strong> dabei<br />
unterstützen, ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern und ihre gesellschaftliche<br />
Verantwortung wahrzunehmen.<br />
Die internationale Wettbewerbsfähigkeit, die soziale Gerechtigkeit, die Sicherung und<br />
Schaffung von Arbeitsplätzen und die Umweltverträglichkeit stehen für uns als<br />
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gleichrangige Ziele nebeneinander. Auf diese vier Ziele richten wir unsere<br />
Wirtschaftspolitik des nachhaltigen Wachstums für unser Land aus.<br />
Nachhaltige Industriepolitik<br />
Industrieland <strong>NRW</strong><br />
Nordrhein-Westfalen ist ein starker Wirtschaftsstandort. Unser Land gehört zu den<br />
führenden Industrieregionen der Welt. Industrielle Produktion war und ist eine<br />
Grundlage unseres Wohlstands in <strong>NRW</strong>, dessen Strukturen sich aber auch wandeln<br />
müssen. Von besonderer Bedeutung für diesen industriellen Wandel ist eine<br />
Neuausrichtung, die auf Nachhaltigkeit, auf Klimaschutz sowie auf Ressourcen- und<br />
Energieeffizienz abzielt. Unsere Wirtschaftspolitik ist Motor dieses Fortschrittes. Wir<br />
müssen die traditionellen und innovativen Stärken des Standortes und der<br />
Industrieunternehmen in Nordrhein-Westfalen nutzen, um auch den ökologischen<br />
Fortschritt in <strong>NRW</strong>, Deutschland, Europa und weltweit zu beschleunigen. Mit alledem<br />
wollen wir Arbeitsplätze sichern und schaffen.<br />
Moderne Industrie geht eine enge Verbindung mit produktionsorientierten Dienstleistungen<br />
ein. Ohne Forschung und Entwicklung, Ausbildung, Logistik, Finanzierung<br />
und viele andere Dienstleistungen wäre die Industrie heute nicht mehr existenzfähig.<br />
Nur dieses Zusammenspiel, für das in <strong>NRW</strong> ausgezeichnete Bedingungen<br />
vorherrschen, macht uns auch zukünftig wettbewerbsfähig.<br />
„Allianz moderne Industrie“<br />
Die Landesregierung wird eine nachhaltige Industriepolitik als strategischen Ansatz<br />
der Wirtschaftspolitik zur Leitlinie ihres Regierungshandelns machen. Wir werden in<br />
Zusammenarbeit mit Vertretern aus Wissenschaft, Kammern, Industrie, Mittelstand<br />
und anderen gesellschaftlichen Gruppen wie beispielsweise Gewerkschaften und<br />
Umweltverbänden eine „Allianz moderne Industrie“ ins Leben rufen. Bestandteil<br />
dieser Allianz sollen gemeinsame Verabredungen z. B. zur Innovationsförderung des<br />
Landes, zur Förderung von Akzeptanz von Industrie und Infrastrukturprojekten, zur<br />
Verbesserung der Kreditversorgung, zu einer Stärkung der außenwirtschaftlichen<br />
Aktivitäten und der internationalen Wirtschaftsförderung des Landes sein. Ziel dieser<br />
Allianz ist es, durch gemeinsame Anstrengungen die Kräfte zu bündeln und die<br />
Maßnahmen und Instrumente zu konzentrieren.<br />
Industrie im Wandel<br />
Im Zuge der Globalisierung werden Wertschöpfungsketten weltweit neu strukturiert,<br />
fortwährend überprüft und neu gestaltet. Um industrielle Produktion in <strong>NRW</strong><br />
dauerhaft zu sichern, werden wir gemeinsam mit den Unternehmen, Gewerkschaften<br />
und Verbänden dafür arbeiten, aktiv die Chancen innovativer industrieller Produktion<br />
zu nutzen sowie deren Belastungen für Mensch und Umwelt nachhaltig zu senken.<br />
Wer will, dass die Industrie bleibt, muss auch wollen, dass sie sich umwelt- und<br />
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ressourcenschonend verändert. Die Industrie ist nicht Teil des Problems; sie ist Teil<br />
der Lösung. Weltweit werden aus ökologischen und auch aus ökonomischen<br />
Gründen immer stärker Produkte und Dienstleistungen nachgefragt werden, die dazu<br />
beitragen, Energie vermehrt einzusparen, effizienter einzusetzen und die<br />
Erneuerbaren Energien stärker zu nutzen. Ressourceneffizienz senkt die<br />
Abhängigkeit von Rohstoffimporten, stärkt die Wettbewerbsfähigkeit fördert und<br />
entlastet Umwelt und Klima.<br />
Die nordrhein-westfälischen Unternehmen werden ihre sehr gute Stellung auf den<br />
nationalen und internationalen Märkten nur mit innovativen Produkten erhalten<br />
können. Nordrhein-Westfalen braucht eine Innovationskultur, die von Wirtschaft,<br />
Wissenschaft und Gesellschaft und getragen ist. Deshalb werden wir eine neue<br />
Innovationsoffensive für <strong>NRW</strong> starten und damit im Umfeld von Wachstumsbranchen<br />
den gezielten Ausbau und die Stärkung landesweiter Netzwerke zwischen<br />
Unternehmen, gesellschaftlichen Gruppen, Hochschulen und<br />
Forschungseinrichtungen initiieren.<br />
Auch zukünftig wird <strong>NRW</strong> ein Land mit einem starken industriellen Kern sein.<br />
Gesellschaftlich verantwortliches Handeln von Unternehmen<br />
Wir werden die Unternehmen in Nordrhein-Westfalen dabei unterstützen, ein<br />
langfristig angelegtes Konzept für Corporate Social Responsibility (CSR) zu<br />
entwickeln und daraus entstehende Chancen für innovative Produkte,<br />
Dienstleistungen und Geschäftsmodelle auszuloten, die zum Wohlergehen der<br />
Gesellschaft und der Umwelt und zur Schaffung hochwertiger Arbeitsplätze<br />
beitragen.<br />
Mit Leitmärkten die Zukunft erschließen<br />
Wir identifizieren die Leitmärkte der Zukunft und fördern deren Erschließung sowie<br />
die Vernetzung der Partner in der Wertschöpfungskette durch die Unterstützung von<br />
Clustern. Wir konzentrieren uns auf die Leitmärkte, in denen Nordrhein-Westfalen<br />
besondere Stärken und Spezialisierungsvorteile hat oder die eindeutig dem Ziel des<br />
ökologischen Umbaus zuzurechnen sind.<br />
Maschinen- und Anlagenbau / Produktionstechnik<br />
Der Maschinen- und Anlagenbau sowie die Produktionstechnik sind dynamische<br />
Produktionszweige mit einem hohen Innovationsgrad. Als Querschnittsbereiche mit<br />
Technologieführerschaft auf vielen Gebieten integrieren sie neueste Erkenntnisse in<br />
Anlagen und Produkte und leistet ihren Beitrag zur Lösung drängender<br />
Zukunftsthemen wie Umweltschonung und Erhöhung der Energie- und<br />
Ressourceneffizienz.<br />
Neue Werkstoffe<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
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Die chemische Industrie ist eine Schlüsselbranche für den Standort <strong>NRW</strong> und die<br />
Umwelt. Die Werkstoffe der Chemischen Industrie, der Stahl- der Aluminium- oder<br />
der Kunststoffindustrie sind Innovationstreiber für die Industrie insgesamt und sind<br />
zentrale Materiallieferanten für die wichtigen industriellen Wertschöpfungsketten.<br />
Mobilität und Logistik<br />
Weltweit sind Lösungen gefragt, wie die Mobilität erhalten, zugleich aber auch die<br />
Umwelt entlastet werden kann. Neben der individuellen Mobilität rückt verstärkt die<br />
Logistik in den Mittelpunkt: Globalisierung, Spezialisierung der Produktionsprozesse<br />
und Zersplitterung von Wertschöpfungsketten, veränderte Handelsströme (z.B.<br />
Internethandel) erfordern innovative logistische Dienstleistungen und Produkte.<br />
Informations- und Kommunikationswirtschaft<br />
Die Informations- und Kommunikationstechnologien sind die Schlüsseltechnologien<br />
für die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen. Digitalisierung und Vernetzung<br />
entscheiden über die Zukunftsfähigkeit aller Branchen und Industriezweige.<br />
Energie- und Umweltwirtschaft<br />
Die Gestaltung der Energiewende und die Erreichung der Klimaschutzziele bieten<br />
vielfältige Chancen für die Energie und Umweltwirtschaft und werden damit zu einem<br />
Fortschrittsmotor, zum Beispiel durch Energieeffizienz, erneuerbare Energien,<br />
Rohstoff- und Materialeffizienz.<br />
Medien und Kreativwirtschaft<br />
Die Medien- und Kreativwirtschaft ist in ihrer Vielfalt ein wichtiger Innovationsmotor<br />
für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Kultur in den Metropolen unseres Landes.<br />
Kreativquartiere geben Raum, um neue Anstöße für wirtschaftliche Aktivitäten zu<br />
geben.<br />
Gesundheit<br />
Angesichts der demografischen Entwicklung wird die Nachfrage nach den<br />
Dienstleistungen der Gesundheitswirtschaft und nach ihren medizintechnischen<br />
Produkten und Systemen weiter an Bedeutung gewinnen.<br />
Life Sciences<br />
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<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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„Gutes Leben“ und „gesundes Leben“ schaffen neue Chancen für health care-<br />
Angebote und Innovationen in der Bio- und Medizintechnologie. Zugleich nimmt auch<br />
die Ernährungswirtschaft eine besondere Position in Nordrhein-Westfalen ein.<br />
Mittelstandspolitik<br />
Mittelstand stärken<br />
Den rund 754.000 mittelständischen Unternehmen in <strong>NRW</strong> kommt<br />
wirtschaftspolitisch in unserem Land eine herausragende Rolle zu. Der Mittelstand<br />
stellt mit 99,5% das Gros unserer Unternehmen; 34,0% aller steuerpflichtigen<br />
Umsätze werden in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) erwirtschaftet; 79,2%<br />
aller Arbeitsplätze werden durch KMU bereitgestellt; 82,7% aller Auszubildenden in<br />
KMU ausgebildet und bei ihnen arbeiten knapp 80% aller<br />
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten. Daher werden wir den Mittelstand<br />
stärken, um für Wachstum, Innovation und Beschäftigung Impulse zu setzen.<br />
Dazu werden wir den in enger Kooperation mit den Spitzenvertretern der nordrheinwestfälischen<br />
Mittelstandsorganisationen erarbeiteten Entwurf für ein<br />
Mittelstandsgesetz schnellst möglich in den Landtag einbringen. Wesentliche<br />
Instrumente des Gesetzentwurfes für eine Stärkung der mittelständischen Wirtschaft<br />
in <strong>NRW</strong> sind ein Clearingverfahren, bei dem alle mittelstandsrelevanten Vorhaben<br />
der Landesregierung frühzeitig auf ihre Folgen für die Unternehmen der<br />
mittelständischen Wirtschaft und der freien Berufe untersucht werden, ein<br />
Mittelstandsbeirat, der die Landesregierung und den Landtag auf wichtige<br />
mittelstandsrelevante Vorgänge und Probleme hinweisen und in diesen<br />
Angelegenheiten beraten soll und eine Beratungsplattform für diversity management,<br />
die die Unternehmen bei der Annahme der Herausforderungen und Chancen einer<br />
vielfältiger werdenden Gesellschaft unterstützt.<br />
Mittelständische Unternehmen werden wir von unnötigen bürokratischen<br />
Hemmnissen entlasten und das Vertrauen zwischen öffentlichen Verwaltungen und<br />
Wirtschaft stärken. Unser Ziel ist, gesetzliche Vorgaben in Art und Umfang so<br />
anzulegen, dass sie unternehmerische Initiativen befördern und nicht behindern und<br />
dabei gleichzeitig den Belangen der Beschäftigten nach Arbeitssicherheit und den<br />
Anforderungen des Verbraucher- und Umweltschutzes Rechnung trägt.<br />
Wir werden mittelständischen Unternehmen über ein spezielles Qualifizierungs- und<br />
Zertifizierungssystem die Möglichkeit geben, sich durch ein anerkanntes Label als<br />
„ressourceneffizienter Betrieb“ am Markt zu positionieren.<br />
Die <strong>NRW</strong>.Bank ist die Förderbank des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Angebote<br />
der Förderbank wollen wir pro-aktiv für die Stärkung des Mittelstandes in allen<br />
Regionen des Landes beispielsweise durch regionale Beratungstage bekannter<br />
machen.<br />
In Zusammenarbeit mit der <strong>NRW</strong>.Bank werden wir Beteiligungskapital für<br />
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mittelständische Unternehmen und technologieorientierte Unternehmensgründungen<br />
in stärkerem Maße zur Verfügung stellen, um die Eigenkapitalbasis von<br />
Unternehmen so zu verbreitern, dass diese ihre Chancen auf wachsenden Märkten<br />
besser nutzen können. Die Entwicklung neuer Finanzierungsmodelle auf<br />
Darlehensbasis zu prüfen, die auch großen mittelständischen Unternehmen die<br />
Möglichkeit eröffnen, zu expandieren und ihre Stellung als Weltmarktführer<br />
auszubauen.<br />
Politik für das Handwerk<br />
Wir werden die im Mai 2011 beschlossene Handwerksinitiative <strong>NRW</strong> u.a. mit den<br />
Elementen Meistergründungsprämie, Gründungsbürgschaften bei der<br />
Bürgschaftsbank („BürgschaftsScheck Handwerk“), Unterstützung des Wachstums<br />
der Handwerksunternehmen durch einen „WachstumsScheck Handwerk“ und den<br />
„InnovationsGutschein Handwerk“, auch in den kommenden Jahren fortführen, aktiv<br />
kommunizieren und im Dialog mit dem Handwerk durch weitere Initiativen ergänzen.<br />
Damit ist die Handwerksinitiative ein wichtiges Signal für Existenzgründer im<br />
Handwerk, aber auch für schon bestehende Unternehmen.<br />
Wir werden uns auf Bundesebene dafür einsetzen, die Novellierung der<br />
Handwerksordnung aus dem Jahr 2004 zu evaluieren.<br />
Fachkräfte sichern<br />
Die Sicherung von Fachkräften ist eine Aufgabe der Unternehmen. Sie ist aber auch<br />
zu einer der zentralen wirtschaftspolitischen Herausforderungen geworden. Noch im<br />
Laufe dieser Legislaturperiode wird in Nordrhein-Westfalen mehr als jeder dritte<br />
Erwerbsfähige älter als 50 Jahre sein. Die Zahl der Erwerbsfähigen im Alter über 50<br />
Jahre wird dann etwa doppelt so groß sein wie die Zahl der 20-bis 29-jährigen.<br />
Unsere Fachkräfteinitiative werden wir fortsetzen und noch stärker auf die regionalen<br />
und sektoralen Herausforderungen ausrichten.<br />
Das duale Ausbildungssystem qualifiziert für die immer höheren Anforderungen in<br />
der betrieblichen Praxis und darüber hinaus auf die zu erwartenden<br />
demographischen Herausforderungen. Wir wollen es zur Erhaltung der Wettbewerbsund<br />
Innovationsfähigkeit erhalten und ausbauen.<br />
Darüber hinaus müssen Hürden und Barrieren im Berufsleben beseitigt werden. Die<br />
Förderung von Frauen stellt einen elementaren Bestandteil der Fachkräftesicherung<br />
dar. Im Sinne einer modernen Familienpolitik müssen auch im Interesse von Müttern,<br />
Vätern und den pflegenden Angehörigen weitere Maßnahmen zur Vereinbarkeit von<br />
Familie und Beruf umgesetzt werden.<br />
Weitere Möglichkeiten landespolitischen Handelns bestehen in der Ausschöpfung<br />
der inländischen Potenziale der Schul-, Berufsausbildungs- und Studienabbrecher,<br />
der Geringqualifizierten, der stärkeren Integration älterer Arbeitnehmerinnen und<br />
Arbeitnehmer, der Partizipation von Inländern mit Migrationshintergrund, die Bindung<br />
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von Ausländerinnen und Ausländern, die hier ihr Studium oder ihre Berufsausbildung<br />
absolviert haben und die Gewinnung ausländischer Fachkräfte durch vereinfachte<br />
Anerkennung im Ausland erworbener Bildungsabschlüsse.<br />
Das Wissen und das Können der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und ihrer<br />
betrieblichen Interessenvertretungen sind wichtige Faktoren für Innovations- und<br />
Wettbewerbsfähigkeit und damit für Beschäftigung. Sie sollen verbindlicher in die<br />
Unternehmensentwicklung einbezogen werden und ihre Rolle für die Sicherung und<br />
Schaffung von guter Arbeit und als Motor von betrieblichen Innovationen gestärkt<br />
wird.<br />
Technologische Schwerpunkte setzen<br />
Elektromobilität<br />
Wir werden die Elektromobilität in <strong>NRW</strong> entlang der Wertschöpfungskette und den<br />
infrastrukturellen Erfordernissen unterstützen und so den Ausbau von<br />
Elektromobilität in Verbindung mit Erneuerbaren Energien zusammen mit den<br />
Kommunen, der Wissenschaft und der Wirtschaft voranbringen.<br />
Wir wollen wichtige Schlüsselvorhaben aus den Schaufensterbewerbungen so<br />
unterstützen und begleiten, dass <strong>NRW</strong> als bundesweiter Vorreiter für E-Mobilität<br />
etabliert wird. Hierbei werden wir gleichermaßen Projekte forcieren, mit denen<br />
industriepolitische Kompetenz und ein ganzheitliches Verständnis von Öffentlichen<br />
Personenverkehr (z.B. Elektrobusse und Akku-Bahnen, elektrisch unterstützte<br />
Nahmobilität mit Pedelecs und Carsharing mit E-Cars) vorangetrieben werden.<br />
Über die bisherigen F & E - Schwerpunkte (Batterie/Elektrische Speicherung,<br />
Fahrzeuge und Antriebe, Infrastruktur und Netze) hinausgehend sollten dabei auch<br />
die wirtschaftlichen und stadtplanerischen Rahmenbedingungen und Fragen der<br />
Gestaltung der zukünftigen Verkehrsträger für den urbanen Raum in den Blick<br />
genommen werden.<br />
Breitband <strong>NRW</strong><br />
Die Informations- und Telekommunikationstechnologien sind Innovationstreiber in<br />
allen Wirtschaftsbereichen. Diese Technologien und ganz besonders ein möglichst<br />
schnelles Breitbandnetz – auch in den ländlichen Regionen unseres Landes – sind<br />
existenziell für die nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit der nordrhein-westfälischen<br />
Wirtschaft. Darum ist die Breitbandstrategie auf den Ausbau von Glasfasernetzen der<br />
nächsten Generation auszurichten.<br />
Dort, wo in absehbarer Zeit keine Versorgung mit schnellen Glasfaserleitungen<br />
geleistet werden kann, ist zumindest eine Versorgung mit LTE sicherzustellen.<br />
Bereiche, die nicht in den nächsten fünf Jahren durch verbindliche Vereinbarungen<br />
mit Glasfaserleitungen (Outdoor-DSL, Kupfer auf der letzten Meile) erschlossen<br />
werden, sind als „weiße Flecken“ an die Regulierungsbehörde zu melden und die<br />
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Telekommunikationsdienstleister sind im Rahmen der bei der Frequenzvergabe<br />
festgelegten Kriterien zur vorrangigen Versorgung dieser Gebiete zu verpflichten.<br />
In Zusammenarbeit mit der Bundesebene und anderen Bundesländern wollen wir<br />
das Ziel einer Breitbandversorgung von 50 MBit/s für alle Haushalte gewährleisten<br />
und dies bis 2018 erreichen. Wir werden eine Bundesratsinitiative für die<br />
Verankerung einer Breitband-Universaldienstverpflichtung im<br />
Telekommunikationsgesetz ergreifen.<br />
Beim Ausbau der Versorgung für schnellen Netzzugang sind möglichst<br />
wirtschaftliche, energieeffiziente und zukunftsfähige Netzinfrastrukturen durch<br />
Nutzung von Synergien bei Ausbau und Erneuerung in Zusammenarbeit von<br />
Kommunen und Telekommunikationsdienstleister durch eine Koordinierung des<br />
Landes sicherzustellen.<br />
Wir wollen die Realisierungsbedingungen und Kosten unterschiedlicher Szenarien<br />
untersuchen und die Ergebnisse 2013 veröffentlichen.<br />
Tourismusangebote stärken den Wirtschaftsstandort<br />
Mit Wachstumsraten um 5 % in den beiden vergangenen Jahren gehört unser Land<br />
inzwischen zu den entscheidenden Wachstumstreibern beim<br />
Übernachtungstourismus in Deutschland. Wir wollen diese positive Entwicklung in<br />
den nächsten Jahren nachhaltig sichern und ausbauen. Unser Land hat aufgrund<br />
seiner räumlichen, ökonomischen und infrastrukturellen Angebote alle Chancen, den<br />
Ansprüchen an eine moderne Tourismus-Region künftig noch besser zu entsprechen<br />
als viele Wettbewerber. Denn so nah zusammen wie in Nordrhein-Westfalen liegen<br />
die vielfältigen Reize einer hoch verdichteten Stadt- und Kulturszene und die<br />
exzellenten naturnahen Erholungs- und Entschleunigungsmöglichkeiten in kaum<br />
einem anderen Wirtschaftsraum. Mit dem „Masterplan Tourismus“ wollen wir die<br />
Stärken Nordrhein-Westfalens ausbauen und national und international neu<br />
positionieren. Dazu wurden im vergangenen Jahr neue Landesproduktmarken<br />
etabliert, mit denen wir künftig ein ganzheitliches Bild von den touristischen<br />
Attraktionen unseres Landes zeichnen wollen. Wir streben an, die bisherigen<br />
Landesproduktmarken um eine Marke <strong>NRW</strong>.NATUR zu ergänzen und neue<br />
Angebote zum Thema „barrierefreier Tourismus“ zu entwickeln. Außerdem wollen wir<br />
das Hotel- und Gastgewerbe aktiv in die aktuelle Klimaschutzpolitik einbeziehen und<br />
bei zukünftigen Projekten vermehrt den Focus auf die Gestaltung eines nachhaltigen<br />
und sanften Tourismus legen.<br />
EU-Strukturfonds aus einem Guss<br />
Wir wollen eine vorausschauende moderne Wirtschaftspolitik betreiben, die in allen<br />
Regionen unseres Landes die jeweiligen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche<br />
wirtschaftliche Entwicklung verbessert.<br />
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Mit einer ausbalancierten und effizienten Nutzung der uns zur Verfügung stehenden<br />
wirtschaftspolitischen Instrumente, schaffen wir eine den unterschiedlichen<br />
regionalen Ausgangslagen entsprechende passgenaue Förderung der<br />
wirtschaftlichen Entwicklung.<br />
Sektoral werden wir zum einen landesweit mit entsprechenden Instrumenten die<br />
Akteure unterstützen, die auf den Leitmärkten der Zukunft besondere Kompetenzen<br />
und Entwicklungspotenziale aufweisen. Regional werden wir uns zum anderen in der<br />
Strukturpolitik auch weiterhin auf die Regionen konzentrieren, die dem strukturellen<br />
Wandel in besonderem Maße unterworfen sind.<br />
Im Jahr 2014 beginnt eine neue EU-Strukturfondsperiode. Für die operationellen<br />
Programme des Landes werden wir folgende inhaltlichen Themen und Schwerpunkte<br />
unter Berücksichtigung der festgelegten Leitmärkte setzen:<br />
• Forschung und Innovation (einschließlich Umweltwirtschaft und<br />
•<br />
Gesundheitswirtschaft)<br />
Wettbewerbsfähigkeit von KMU (einschließlich Ressourceneffizienz);<br />
•<br />
Bildungs- und Kompetenzentwicklung, Beschäftigungs- und Fachkräftesicherung<br />
Energieeffizienz und Klimaschutz<br />
• Förderung der sozialen Eingliederung und Bekämpfung der Armut<br />
• Umweltschutz, Nachhaltige Nutzung der Ressourcen, ländlicher Raum<br />
Bei der Umsetzung aller Themenschwerpunkte sind ein vorbeugender und<br />
nachhaltiger Politikansatz sowie das Querschnittsziel Chancengleichheit durch aktive<br />
Förderung der Gleichstellung von Männern und Frauen sowie die Herausforderungen<br />
durch den demografischen Wandel zu berücksichtigen.<br />
Die dabei für Nordrhein-Westfalen zur Verfügung stehenden Mittel wollen wir<br />
problemlösungsorientiert einsetzen. Dazu werden sich die Ressorts stärker<br />
koordinieren.<br />
Die Ziel-2-Förderung (EFRE, und da wo möglich und sinnvoll auch ESF und ELER)<br />
werden wir auf die zentralen und für <strong>NRW</strong> profilbildenden Leitmärkte konzentrieren.<br />
Wir wollen, dass die Mittel den Mittelstand besser erreichen und zu diesem Zweck<br />
die Bewerbungs-/Förderverfahren vereinfachen.<br />
Um positive Entwicklungen in strukturschwachen Regionen zu unterstützen werden<br />
wir einen Steuerungsmechanismus entwickeln, der die regionalen Disparitäten weiter<br />
vermindert und die regionalen Stärken ausbaut. So werden wir die Belange der<br />
strukturschwachen Regionen zukünftig stärker berücksichtigen.<br />
Die Vergabe der Fördermittel aus den Strukturfonds EFRE, ESF und ELER erfolgt<br />
auf der Grundlage wettbewerblicher Auswahlverfahren oder anderer<br />
kriteriengesteuerter Verfahren. Welche Verfahren konkret bei einem Programm oder<br />
Förderschwerpunkt gewählt werden, orientiert sich insbesondere an den<br />
Grundsätzen Qualität, Transparenz, Mobilisierung, Verwaltungs- und Kostenaufwand<br />
sowie Zielgruppenorientierung. Dabei wollen wir bei der Ziel-2 Förderung – soweit<br />
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dies zweckmäßig und möglich ist – revolvierende Finanzierungsinstrumente (Fonds)<br />
einsetzen. Das EU-Instrument JESSICA-Fonds kann dabei Berücksichtigung finden.<br />
Um diese Ziele zu erreichen, streben wir eine Strukturförderpolitik aus einem Guss<br />
an. Die für <strong>NRW</strong> wichtigen Mittel aus den Strukturfonds (EFRE, ESF und ELER)<br />
sollen ineinandergreifen und bestmöglich verzahnt eingesetzt werden.<br />
Die Landesregierung wird deshalb auf der Ebene der Staatssekretärinnen und<br />
Staatssekretäre entsprechend der EU-Vorgaben einen Monitoringprozess mit dem<br />
Ziel der Koordination zwischen den EU-Strukturfonds einrichten.<br />
Darüber hinaus ist möglichen Bewilligungsengpässen und Verzögerungen beim<br />
Mittelabfluss zeitnah, transparent und unbürokratisch entgegenzuwirken.<br />
Zur Erhöhung der Transparenz sowohl hinsichtlich des Bewilligungsvolumens als<br />
auch des Mittelabflusses wird die Landesregierung auch die Begleitausschüsse<br />
regelmäßig und strukturfondsübergreifend unterrichten. Auf dieser Basis bietet der<br />
inhaltliche Austausch zwischen den Begleitausschüssen die Möglichkeit, einen<br />
breiten Dialog über wichtige Themen zu führen und somit die Förderung "aus einem<br />
Guss" zu befördern.<br />
Die Mittelvergabe aus den Strukturfonds muss unbürokratischer, transparenter und<br />
zielgenauer gestalten werden. Dazu wird die Landesregierung die<br />
Landeshaushaltsordnung (LHO) auf Effektivität und Vereinfachung der Mittelvergabe<br />
(z.B. Pauschalierung von Personal- und Sachkosten, stärkere Nutzung des<br />
Instruments revolvierender Fonds) prüfen. Durch eine veränderte LHO wollen wir<br />
vermeiden, dass landesseitige, über die EU-Auflagen hinausreichende, Vorschriften<br />
die Projektbewilligung und -durchführung erschweren.<br />
Der sozialen und wirtschaftlichen Stabilisierung in den Städten kommt eine<br />
besondere Bedeutung zu. Die Kommunen sollen wieder stärker und zielorientierter<br />
von europäischen Fördermitteln profitieren. Wir werden auch zukünftig dafür Sorge<br />
tragen, dass alle Kommunen, auch jene im Stärkungspakt Stadtfinanzen, in<br />
Haushaltssicherung und unter Nothaushaltsrecht, ihren kommunalen Eigenanteil<br />
darstellen können.<br />
Mehr Effizienz des wirtschaftspolitischen Instrumentariums<br />
Mit Blick auf die haushaltspolitischen Erfordernisse werden wir überprüfen, an<br />
welchen Stellen eine Umstellung der Fördermaßnahmen von Zuschüssen auf<br />
Förderung durch Darlehen möglich ist. Das gilt für weite Teile der<br />
Investitionsförderung, aber auch z.B. für Teile der Forschungs-, Entwicklungs- und<br />
Qualifizierungsförderung.<br />
Alle Maßnahmen und Instrumente bedürfen einer ständigen kritischen Überprüfung.<br />
Deshalb werden wir die Schlagkraft und die Effektivität aller Einrichtungen der<br />
Wirtschaftsförderung erhöhen. Hierzu kann eine Evaluierung durch unabhängige<br />
externe Gutachter beitragen.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Die internationale Wirtschaftsförderung des Landes werden wir stärken, indem wir<br />
Synergien bei der Unterstützung der Erschließung neuer Märkte im Ausland<br />
("Outgoing"), der Ansiedlung ausländischer Investoren und Unternehmen in <strong>NRW</strong><br />
("Incoming"), dem Standortmarketing und den Messeaktivitäten nutzen sowie die<br />
Vernetzung mit der regionalen Wirtschafts- und Innovationsförderung intensivieren.<br />
Dabei wird das internationale Konzept der Landesregierung eine wichtige Grundlage<br />
bilden.<br />
In allen Bereichen wollen wir die Förder- und Bewilligungswege straffen. Dafür<br />
werden wir die inhaltliche und die administrative Bewilligung enger miteinander<br />
verzahnen und Antragsteller bei der Antragstellung aktiv unterstützen.<br />
Wir werden darauf hinwirken, dass Gründungsprozesse beschleunigt werden und<br />
sich das Gründungsklima in <strong>NRW</strong> weiter verbessert.<br />
Gemeinwohlorientierte Wirtschaft stärken<br />
Arbeitsplätze und Produkte entstehen nicht nur für die globalisierten Märkte, sondern<br />
auch vor Ort in unserem Binnenmarkt. Der lokale Markt entscheidet über den Erfolg<br />
des Handwerks, vieler Dienstleistungsunternehmen, der freien Berufe und des<br />
Einzelhandels.<br />
Gemeinwohlorientierte Unternehmen sind ein dynamisch wachsender<br />
Wirtschaftssektor und bereichern die Wirtschaft in unserem Land. Sie sind ein<br />
Beitrag dazu, regionale Wirtschaftskreisläufe zu stärken und wirtschaftliche<br />
Selbstverantwortung zu stärken. Sie ermöglichen Innovation und erschließen neue<br />
Betätigungsfelder. Hierzu zählen insbesondere Genossenschaftsmodelle.<br />
Wir wollen hierfür vorhandene Beratungsangebote verstärken und ausbauen,<br />
Bürgschaftsmodelle prüfen, rechtliche Hemmnisse im Bereich der Solidarischen<br />
Ökonomie gezielt abbauen sowie Finanzierungsmöglichkeiten verbessern.<br />
Es müssen einerseits die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Gründung von<br />
Genossenschaften überprüft werden, andererseits sollten auch alle anderen<br />
möglichen Rechtsformen auf ihre Anwendbarkeit für gemeinwirtschaftliches<br />
Engagement hin untersucht und – wenn nötig – stärker als bisher gefördert werden.<br />
In der kommenden Europäischen Förderperiode ab 2014 werden wir auch die<br />
Möglichkeiten der EU-Strukturfonds nutzen, um den Bereich der<br />
Gemeinwohlorientierten und Sozialen Ökonomie zu stärken.<br />
Selbstverwaltungsorgane der Wirtschaft<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Die Selbstverwaltung der Wirtschaft ist ein wichtiges Element des wirtschaftlichen<br />
Lebens. Wir halten an der Selbstverwaltung und Eigenverantwortung der regionalen<br />
Wirtschaft fest und wollen die Kammern bei der Erfüllung ihrer wichtigen Aufgaben<br />
weiter unterstützen, ihre Bedeutung für das Funktionieren des Wirtschaftslebens<br />
herausstellen und dazu beitragen, ihre Akzeptanz zu festigen. Dies verstehen wir<br />
sowohl als Chance wie auch als Verpflichtung für die Selbstverwaltungsorgane der<br />
Wirtschaft, die Strukturen der Kammern effizient, demokratisch, geschlechtergerecht<br />
und transparent zu gestalten. Wir wollen prüfen, wie und mit welchen rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen wir diesen Prozess unterstützen und befördern können. Dazu<br />
werden wir den Dialog mit den Selbstverwaltungsorganen der Wirtschaft suchen.<br />
Sonn- und Feiertagsschutz sichern – Ladenöffnungsgesetz novellieren<br />
Vor allem die Abschaffung des Anlassbezuges im Ladenöffnungsgesetz hat zu einer<br />
Ausweitung der verkaufsoffenen Sonntage in <strong>NRW</strong> und somit zu einer Aushöhlung<br />
des Sonntagsschutzes geführt. Die Aushöhlung des Sonn- und Feiertagsschutzes<br />
werden wir korrigieren. Wir werden dazu insbesondere die Anzahl der zur Öffnung<br />
frei gegebenen Kalendersonntage begrenzen, wie es in einigen Kommunen bereits<br />
erfolgreich praktiziert wird sowie den Anlassbezug für die Sonn- und<br />
Feiertagsöffnung wieder herstellen. Für uns beginnt der Sonntagsschutz am<br />
Sonnabend um 22:00 Uhr. Wir ermöglichen aber weiterhin anlassbezogenes „Late-<br />
Night-Shopping“ für eine begrenzte Anzahl von Samstagen.<br />
Tariftreue- und Vergabegesetz zielgerichtet umsetzen<br />
Mit dem von uns im Landtag verabschiedeten Tariftreue- und Vergabegesetz haben<br />
wir ein Instrument geschaffen, um Lohndumping zu verhindern, fairen Wettbewerb –<br />
international und vor Ort – zu ermöglichen und ökologische, soziale und faire<br />
Aspekte bei der Vergabe öffentlicher Aufträge zu berücksichtigen. Zur Unterstützung<br />
der öffentlichen Auftraggeber wird eine Prüfstelle aufgebaut, die die Einhaltung der<br />
Tariftreue- und Mindestlohnstandards überwachen wird und die Kommunen entlastet.<br />
Außerdem können Auftragnehmer im Rahmen eines Präqualifizierungsverfahrens<br />
nachweisen, dass sie für die öffentliche Auftragsvergabe geeignet sind und werden<br />
somit von der Nachweispflicht für jede Einzelbewerbung befreit. Wir wollen, dass das<br />
Land, die Kommunen und die Wirtschaft das Gesetz gemeinsam mit Leben füllen<br />
und ihren jeweiligen Beitrag dazu leisten, es zielgerichtet und praxisgerecht<br />
umzusetzen.<br />
Deutschland braucht endlich einen Masterplan für die Energiewende<br />
Die Reaktorkatastrophe von Fukushima hat das endgültige Aus der Atomkraft in<br />
Deutschland eingeleitet. Für den Atomausstieg haben wir lange gekämpft. Der<br />
schnellstmögliche Umstieg auf eine Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien bis<br />
zur Mitte des Jahrhunderts ist politischer Konsens. Der Atomausstieg darf auch nicht<br />
als Vorwand gebraucht werden, um Klimaschutzziele in Frage zu stellen.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Der Transformationsprozess ist eine technologische und infrastrukturelle<br />
Herausforderung, gleichzeitig aber auch die wirtschaftliche und industrielle<br />
Zukunftschance für Deutschland und insbesondere <strong>NRW</strong>. Um die<br />
Herausforderungen zu meistern, Risiken zu begrenzen und die Chancen zu nutzen,<br />
braucht Deutschland einen „Masterplan Energiewende“. Schwarz-gelb ist nicht in der<br />
Lage, die Energiewende zu einem Gemeinschaftsprojekt zu machen.<br />
<strong>NRW</strong> hat ein hohes Interesse an der Gestaltung der Rahmenbedingungen und wirbt<br />
deshalb für einen „Masterplan Energiewende“ auf Bundesebene als<br />
Gemeinschaftswerk. <strong>NRW</strong> hat sich im letzten Jahr massiv in die Energie- und<br />
Klimapolitik auf Bundesebene eingebracht. Die Landesregierung wird sich weiterhin<br />
unter anderem für folgende Maßnahmen im Rahmen der Energiewende auf<br />
Bundesebene einsetzen:<br />
• Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) muss verlässliche<br />
Investitionsanreize für den Ausbau der Erneuerbaren Energien, insgesamt<br />
mindestens in der bisherigen Geschwindigkeit bieten, die Systemintegration<br />
inkl. dezentraler Speicher unterstützen und Mitnahmeeffekte durch die<br />
•<br />
Marktprämie verhindern. Am Einspeisevorrang halten wir fest.<br />
Das Strommarktdesign muss Investitionen in Speicher, Lastmanagement und<br />
hocheffiziente, flexible Kraftwerke ermöglichen, die die<br />
Erzeugungsschwankungen der Erneuerbaren Energien ausgleichen<br />
können (auch durch virtuelle Kraftwerke, Kapazitätsmärkte).<br />
• Für den weiteren Netzausbau sind Hochspannungs-Gleichstrom-<br />
Übertragungs(HGÜ)der<br />
Verteilnetze zentral.<br />
Trassen (Stromautobahnen) sowie die Optimierung<br />
• Energieeffizienzmaßnahmen und die Einführung eines Energieeffizienzfonds<br />
sind genauso wie die Aufstockung der Mittel für die Gebäudesanierung und<br />
das Erneuerbare-Wärmegesetz auch für Bestandsgebäude unverzichtbar.<br />
• Die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) muss deutlich ausgebaut werden (z. B.<br />
durch auskömmliche Vergütungssätze im KWK-Gesetz, Anreize zum<br />
Ausgleich schwankender Energieeinspeisung, Anhebung des<br />
•<br />
Fördervolumens).<br />
Wir werden uns für ein Klimaschutzgesetz auf Bundesebene einsetzen.<br />
• Das EU-Reduktionsziel soll auf 30% bis 2020 mit entsprechender<br />
Verminderung der Caps angehoben werden. Dies gilt unter der<br />
Voraussetzung, dass die Einnahmen in voller Höhe für Klimaschutzprojekte<br />
aufkommensgerecht in den Bundesländern verwendet werden. Ferner ist<br />
zu prüfen, unter welchen Bedingungen die jährliche Reduktion von 1,7 % ab<br />
2020 ebenfalls angehoben werden kann.<br />
• Bei allen Maßnahmen müssen die Auswirkungen auf die<br />
Versorgungssicherheit, die Wettbewerbsfähigkeit und die Energiepreise für die<br />
privaten Verbraucher von Anfang an mit bedacht werden.<br />
<strong>NRW</strong> nutzt seine Chancen bei Klimaschutz und Energiewende<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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<strong>NRW</strong> hat eine besondere Verantwortung für das Gelingen der Energiewende und<br />
das Erreichen der Klimaschutzziele. Wir wollen, dass das Energie- und Industrieland<br />
<strong>NRW</strong> mit zahlreichen energieintensiven Unternehmen, als größter<br />
Kraftwerksstandort und Stromlieferant, und als Innovationsschmiede für Produkte<br />
und Prozesse gestärkt wird. Klimaschutz und Energiewende sind zentrale Themen,<br />
die den notwendigen Umbau des Wirtschaftsstandortes <strong>NRW</strong> prägen werden.<br />
Im Gegensatz zur aktuellen Bundesregierung will <strong>NRW</strong> seine Klima- und<br />
Energiepolitik nicht im Hinterzimmer aushandeln, sondern in einem partizipativen<br />
Prozess unter Einbindung wichtiger gesellschaftlicher Gruppen in Nordrhein-<br />
Westfalen. Wir wollen, dass <strong>NRW</strong> hier dauerhaft eine Vorreiterrolle einnimmt. Wir<br />
werden entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, damit die Unternehmen und<br />
Forschungseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen ihre ausgezeichnete Position<br />
sichern und ausbauen können.<br />
Mit dem Klimaschutzplan wird sich <strong>NRW</strong> in einer integrierten Energie- und<br />
Klimaschutzpolitik einen Fahrplan geben und zeigen, wie <strong>NRW</strong> seinen Beitrag zu<br />
den nationalen und internationalen Zielen für Klimaschutz, Energieeffizienz,<br />
Versorgungssicherheit, Preisstabilität und den Ausbau der Erneuerbaren Energien<br />
leisten kann.<br />
Die Energiewende ist als gesamtgesellschaftliche Herausforderung nur mit einem<br />
ausreichenden Angebot an hervorragend qualifizierten Facharbeiterinnen und<br />
Facharbeiter und Ingenieurinnen und Ingenieure erfolgreich zu gestalten.<br />
Auch die öffentlichen Verwaltungen müssen mit qualifiziertem Personal die<br />
Herausforderung der Energiewende angehen. Damit die notwendigen Investitionen<br />
und die Hebung der lokalen Wertschöpfungspotenziale nicht verzögert werden, muss<br />
eine zügige Bearbeitung (z.B. Planfeststellungsverfahren für neue Stromtrassen)<br />
sichergestellt werden. Es wird daher in den kommenden Jahren notwendig sein, auf<br />
allen Ebenen ein zielgerichtetes Projekt- und Prozessmanagement durchzuführen.<br />
Wir werden die erfolgreiche Effizienzagentur <strong>NRW</strong> zu einem flächendeckenden<br />
Angebot in <strong>NRW</strong> ausbauen und die Beratungsprozesse von Effizienzagentur und<br />
Energieagentur optimal miteinander verzahnen.<br />
<strong>NRW</strong> bleibt Standort für energieintensive Industrien<br />
<strong>NRW</strong> soll ein guter Standort für energieintensive Industrien mit den darauf<br />
aufbauenden Wertschöpfungsketten bleiben, die eine entscheidende Voraussetzung<br />
für Innovationen sind. Gleichzeitig haben bedeutende Zulieferer für Erneuerbare<br />
Energien und Klimaschutztechnik ihren Standort in <strong>NRW</strong>.<br />
Wir wollen mit der energieintensiven Industrie die <strong>NRW</strong>-Klimaschutzziele erreichen<br />
und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit stärken. Wir verbinden Klimaschutz mit<br />
den Standortfaktoren Versorgungs- und Planungssicherheit, faire Energiepreise und<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Sicherstellung der Kapitalbeschaffung für die Unternehmen. Langfristig werden auch<br />
die energieintensiven Unternehmen vollständig zuverlässig mit Erneuerbaren<br />
Energien versorgt. Diesen Weg wollen wir gemeinsam mit den Unternehmen Schritt<br />
für Schritt gehen.<br />
In verschiedenen EU-Ländern werden Strompreise indirekt subventioniert. Im<br />
internationalen Wettbewerb stehende energieintensive Unternehmen in Deutschland<br />
sind deshalb auf wettbewerbsfähige Strompreise angewiesen, damit sie ihre<br />
Produktion und damit CO2-Emissionen nicht ins Ausland verlagern.<br />
Ausnahmen und/oder Kompensationen müssen auf die Bereiche begrenzt werden, in<br />
denen sie für faire Wettbewerbsbedingungen erforderlich sind. Unternehmen, die<br />
dies in Anspruch nehmen wollen, müssen festzulegende Bedingungen, zum Beispiel<br />
zum Energiemanagement, erfüllen. Nur so können die Stromkosten für alle anderen<br />
begrenzt werden. Dies gilt insbesondere für eine Weiterentwicklung des<br />
Emissionshandels, EEG-Umlage, Stromsteuer, Netzentgelt und<br />
Kompensationszahlungen.<br />
Wir wollen erreichen, dass besonders Unternehmen mit hohem regelbaren<br />
Energieverbrauch eine angemessene Vergütung erhalten, wenn sie durch<br />
abschaltbare Lasten zur Systemstabilität und zur Vermeidung von Investitionen in<br />
Netze, Speicher und Kraftwerke beitragen.<br />
Klimaschutz made in <strong>NRW</strong><br />
Mehr als ein Drittel des in Deutschland entstehenden CO2 werden in <strong>NRW</strong> emittiert.<br />
<strong>NRW</strong> als Energieland kommt deshalb bei der Erfüllung der deutschen<br />
Klimaschutzziele eine besondere Verantwortung zu. Zur Erreichung der nationalen<br />
Klimaschutzziele (minus 40 % bis 2020) und (minus 80-95 % bis 2050) muss <strong>NRW</strong><br />
seinen Beitrag leisten. Zur Erreichung seiner Klimaschutzziele ist <strong>NRW</strong> auf eine<br />
engagierte Klimaschutzpolitik des Bundes und eine Fortentwicklung der vorhandenen<br />
Instrumente auf Bundesebene (EEG, KWK-G, MAP, KfW-Programme usw.)<br />
angewiesen.<br />
Der Schutz unseres Klimas und der natürlichen Lebensgrundlagen gehört zu den<br />
größten politischen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte. Klimaschutz ist<br />
eine gewaltige Aufgabe, aber auch eine große Chance. Durch Anstrengungen im<br />
Klimaschutz kann der Industriestandort <strong>NRW</strong> gestärkt werden: Klimaschutz ist<br />
Fortschrittsmotor.<br />
Nordrhein-Westfalen nimmt seine besondere Verantwortung für den Klimaschutz<br />
wahr: Wir begrenzen den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgasemissionen durch<br />
eine wirksame Klimaschutzpolitik. So hat die nordrhein-westfälische Landesregierung<br />
im Oktober 2011 den Entwurf für das erste Klimaschutzgesetz Deutschlands als<br />
zentrales Element für die Neuausrichtung der Klimaschutz- und Energiepolitik in<br />
<strong>NRW</strong> auf den Weg gebracht. Vor dem Hintergrund ausführlicher Diskussionen,<br />
Beratungen und Anhörungen werden wir ein Klimaschutzgesetz in den Landtag neu<br />
einbringen. Der Ausstoß von CO2 soll in <strong>NRW</strong> bis 2020 um mindestens 25 % und bis<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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2050 um mindestens 80 % gegenüber 1990 reduziert werden. Das<br />
Klimaschutzgesetz legt Klimaschutzziele für <strong>NRW</strong> fest und setzt den rechtlichen<br />
Rahmen.<br />
Auf der Basis dieses Gesetzes legt die Landesregierung 2013 einen Klimaschutzplan<br />
vor, der die notwendigen Klimaschutzmaßnahmen zur Erreichung der<br />
Klimaschutzziele enthält, insbesondere: Zwischenziele zur Treibhausgasreduktion,<br />
Ziele zum Ausbau der Erneuerbaren Energien, zur Energieeinsparung und zur<br />
Ressourcen- und Energieeffizienz, Potenziale und Beiträge der einzelnen Sektoren,<br />
Strategien und Maßnahmen zur Zielerreichung, Konzept zu einer insgesamt<br />
klimaneutralen Landesverwaltung, Strategien und Maßnahmen, um den<br />
Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen.<br />
Der Klimaschutzplan wird in einem breit angelegten Partizipationsprozess erarbeitet,<br />
bei dem alle relevanten gesellschaftlichen Gruppen von Beginn an eingebunden<br />
werden. Wir werden insbesondere die Maßnahmen identifizieren und fördern, die<br />
den Energieverbrauch senken, die zum Klimaschutz beitragen und auch den<br />
Bürgerinnen und Bürgern mit geringem Einkommen zu Gute kommen. Die<br />
Landesregierung berichtet dem Landtag jährlich zur Umsetzung des<br />
Klimaschutzplans.<br />
Wir wollen auch Stärkungspakt-Kommunen, Kommunen mit<br />
Haushaltssicherungskonzepten oder in Nothaushaltslage nicht von rentablen<br />
Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen bzw. in die energetische Sanierung ihres<br />
Gebäudebestandes ausschließen.<br />
Fortschrittsmotor Klimaschutz-Expo<br />
Durch unsere Anstrengungen im Klimaschutz soll gleichzeitig der Industriestandort<br />
<strong>NRW</strong> gestärkt werden. Mit einer Ausstellung „Fortschrittsmotor Klimaschutz-Expo"<br />
wollen wir der Weltöffentlichkeit zeigen, dass insbesondere <strong>NRW</strong> bereits heute viele<br />
richtungweisende Projekte vorweisen kann und wie wir in <strong>NRW</strong> die ökologische<br />
industrielle Revolution in Angriff nehmen. Wir wollen deshalb zeigen, dass die<br />
Herausforderung des Klimawandels in allen Branchen und Regionen als Antrieb für<br />
neue wirtschaftliche Dynamik genutzt werden kann. Wir werden demonstrieren, dass<br />
die Leitmärkte der Zukunft eine ausgeprägte ökologische Dimension aufweisen und<br />
Klimaschutz so zum Job-Motor wird.<br />
Die Klimaschutz-Expo soll als Dekaden Projekt angelegt werden. Die Entwicklung<br />
und Umsetzung erfordert eine langfristige Ausrichtung. Die auf diesem Weg in<br />
Nordrhein-Westfalen bereits initiierten Vorhaben und Projekte wollen wir in<br />
regelmäßigen Abständen an einem für das Land zentralen Messestandort im<br />
Ruhrgebiet praxisnah und prozessorientiert präsentieren. Dabei wird verdeutlicht,<br />
welche Fortschritte auf den Feldern Klimaschutz, innovative Technologien und<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Stadtumbau durch gemeinsames Handeln von Wirtschaft, Städten und Land zum<br />
Nutzen der Menschen erreicht werden.<br />
Klimaschutz in der Landesplanung verankern<br />
Die Verbindung von Klimaschutz und Raumordnung wird im Klimaschutzgesetz,<br />
durch eine Änderung im Landesplanungsgesetz und im Landesentwicklungsplan<br />
(LEP) sichergestellt.<br />
Unabhängig von Festlegungen im LEP wollen wir folgendes umsetzen:<br />
• Administrative Hindernisse gegenüber Standorten zur Nutzung Erneuerbarer<br />
Energien sind mit den Zielen der Landesplanung nicht vereinbar.<br />
• Regionale und örtliche Energieversorgungskonzepte, die den Klimaschutzzielen<br />
dienen, sollen entwickelt werden.<br />
• Fördermittel des Landes sind so zu verwenden, dass geförderte Maßnahmen der<br />
Erreichung von Klimaschutzzielen nicht entgegenstehen.<br />
Schnellstmöglicher Umstieg auf Erneuerbare Energien<br />
Derzeit werden in <strong>NRW</strong> jährlich ca. 12.500 GWh Strom aus Erneuerbaren Energien<br />
erzeugt. Dies entspricht knapp 10% des Stromverbrauchs in <strong>NRW</strong>. Die<br />
Stromerzeugung Nordrhein-Westfalens ist auf einen stetig steigenden Anteil<br />
Erneuerbarer Energien umzustellen. Wir halten am Einspeise-Vorrang für<br />
Erneuerbare Energien fest.<br />
Die Landesregierung setzt sich zum Ziel, 2025 mehr als 30% des Stroms in <strong>NRW</strong><br />
aus Erneuerbaren Energien zu gewinnen. Dafür wird die Landesregierung ihre<br />
ambitionierte Politik für Erneuerbare Energien weiter stärken, und sich vermehrt für<br />
eine bessere Systemintegration einsetzen.<br />
Wir wollen <strong>NRW</strong> als Standort für Erneuerbare Energien weiter profilieren. <strong>NRW</strong> hat<br />
hier als Technologiestandort ein großes Potenzial, das noch besser ausgeschöpft<br />
werden muss. So kann <strong>NRW</strong> vermehrt als Standort des Maschinen- und<br />
Anlagenbaus sowie mit Betrieb und Service Arbeitsplätze sichern und neu schaffen.<br />
Um die Förderstruktur in <strong>NRW</strong> wie progres.nrw zu stärken, muss das<br />
Marktanreizprogramm des Bundes für erneuerbare Energien im Wärmemarkt (MAP)<br />
gesichert und über den Energie- und Klimafonds des Bundes aufgestockt werden.<br />
Zur Nutzung der wirtschaftlichen Potenziale der Erneuerbaren Energien werden wir<br />
ressortübergreifend Handlungsstrategien identifizieren und umsetzen. Dabei<br />
berücksichtigen wir Energie und Umwelt, Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung<br />
sowie Bildung und Qualifizierung.<br />
Windenergie<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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<strong>NRW</strong> ist ein hervorragender Windenergiestandort. Die Verhinderungspolitik von<br />
schwarz-gelb zwischen 2005 und 2010 haben wir überwunden. Die Windenergie ist<br />
die tragende Säule der Erneuerbaren Energien. Ohne einen deutlichen Ausbau der<br />
Windenergie werden wir die Klimaschutzziele in <strong>NRW</strong> nicht erreichen. Deshalb<br />
wollen wir den Anteil der Windenergie in <strong>NRW</strong> an der Stromversorgung auf<br />
mindestens 15 % bis 2020, auch durch Repowering, ausbauen.<br />
Mit einem neuen Windenergieerlass und dem Leitfaden „Windenergie im Wald“<br />
haben wir bereits als rot-grüne Minderheitsregierung den Ausbau der Windenergie<br />
ermöglicht, indem wir u.a. restriktive Regelungen beseitigt haben. Die Kommunen<br />
sollen bei der Ausweisung neuer Wind-Konzentrationszonen oder bei der Aufhebung<br />
von Höhenbeschränkungen die notwendige Rechtssicherheit bekommen. Wir werden<br />
uns im Bundesrat erneut für eine Änderung des § 249 BauGB einsetzen. Bei<br />
möglichen Interessenkonflikten zwischen Anwohnerinnen und Anwohnern,<br />
Kommunen, Naturschutz und Windenergie streben wir Lösungen im größtmöglichen<br />
Konsens an. Neben dem Beratungsangeboten wollen wir die Akzeptanz des<br />
Ausbaus der Windenergie auch durch eine bessere kommunale Wertschöpfung und<br />
Bürgerwindparks sichern.<br />
Geeignete landeseigene Flächen werden mit dem Ziel identifiziert, auch diese<br />
Flächen zeitnah für die Windenergie zu nutzen.<br />
Photovoltaik<br />
<strong>NRW</strong> hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Standort der<br />
Photovoltaikbranche entwickelt. Momentan sind in <strong>NRW</strong> fast 150.000 Photovoltaik-<br />
Anlagen installiert die jährlich etwa 2,2 TWh Strom erzeugen. Das entspricht knapp 2<br />
% des Gesamtstromverbrauchs Nordrhein-Westfalens. Zehntausende Bürgerinnen<br />
und Bürger sind bereits zu Solarstromproduzenten geworden. Diese Entwicklung<br />
wollen wir fortsetzen.<br />
Die Landesregierung wird sich weiter dafür einsetzen, dass <strong>NRW</strong> Photovoltaik-<br />
Standort bleibt und nicht auf Bundesebene geschädigt wird. Die unberechenbare<br />
Politik der Bundesregierung zur Photovoltaik-Vergütung ist ein Angriff insbesondere<br />
gegen die Solarwirtschaft, den Mittelstand und das Handwerk. Jetzt gilt es,<br />
Planungssicherheit für die Unternehmen und Privathaushalte zu schaffen. Wir<br />
werden gesetzliche Restriktionen, die dem Ausbau entgegenstehen, wie etwa das<br />
Denkmalschutzgesetz, auf die Möglichkeit von Erleichterungen hin überprüfen.<br />
Wasserkraft<br />
Wir wollen vorhandene Standorte mit Wasserkraftanlagen erhalten, sie energetisch<br />
und ökologisch optimieren sowie neue Wasserkraftanlagen errichten, soweit dies mit<br />
den Zielen der EU-Wasserrahmenrichtlinie vereinbar ist. In einem ersten Schritt wird<br />
in jedem Regierungsbezirk modellhaft mindestens eine neue Referenz-<br />
Wasserkraftanlage mit modernster Technologie errichtet.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Geothermie<br />
Die geothermischen Potenziale wollen wir weiterhin heben und wissenschaftlich<br />
begleiten.<br />
Energieeinsparung<br />
Jede Kilowattstunde, die nicht gebraucht wird, schont die Ressourcen, entlastet die<br />
Umwelt und verursacht keine Kosten. In Deutschland soll der Stromverbrauch um 11<br />
% bis 2020 sinken. Wir werden die Unternehmen weiterhin durch die<br />
EnergieAgentur.<strong>NRW</strong> dabei unterstützen, ihren Energiebedarf zu minimieren und<br />
Energiemanagementsysteme einzuführen.<br />
Die Landesregierung wird zusammen mit den Kommunen, den Energieversorgern<br />
und der <strong>NRW</strong>.Bank ein Konzept für einen revolvierenden Energieeffizienzfonds und<br />
andere Finanzierungsinstrumente erarbeiten, der Investitionen in Energiespar- und<br />
Energieeffizienzprojekte in Gewerbe und Industrie in <strong>NRW</strong> ermöglicht.<br />
Mittelständische Unternehmen und Kommunen verfügen oftmals nicht über<br />
ausreichende Mittel, um notwendige Investitionen in Effizienztechniken zu<br />
finanzieren. Gemeinsam mit kommunalen Energieversorgern, Handwerkskammern,<br />
der Kreditwirtschaft und der Energieagentur wollen wir praxisgerechte<br />
Contractingmodelle entwickeln.<br />
Effizienz-Potenziale im Gebäudebestand<br />
Die Sanierungsquote von derzeit rund ein Prozent wollen wir signifikant steigern und<br />
dafür die die Förderprogramme des Bundes mit den Programmen in Nordrhein-<br />
Westfalen verzahnen. Bestehende Beratungsangebote und Fördermöglichkeiten zum<br />
Energiesparen in privaten Haushalten führen wir weiter. Wir wollen erreichen, dass<br />
KfW-Programme auch für die energetische Sanierung öffentlicher Gebäude genutzt<br />
werden können. Im Rahmen unseres KWK- und Gebäudesanierungsprogramms<br />
wollen wir einen Großteil der rund 450.000 elektrischen Nachtspeicherheizungen in<br />
<strong>NRW</strong> bis 2020 ersetzen.<br />
Ein konsequentes Energiemonitoring ist die Grundlage für die kontinuierliche<br />
Senkung des Energieverbrauchs in den Landesbauten. Im Rahmen der Vermietung<br />
des BLB wird auf das Warmmietenmodell umgestellt. Neubauten des Landes werden<br />
nur noch als energiesparende Bauten ambitioniert unterhalb der jeweils gültigen<br />
EnEV errichtet.<br />
Darüber hinaus wollen wir die Öffnung von EU-Strukturfonds für Maßnahmen der<br />
energetischen Sanierung des Gebäudebestands ermöglichen.<br />
Nach „50 Solarsiedlungen in <strong>NRW</strong>“ und dem weiter laufenden Programm „100<br />
Klimaschutz-Siedlungen <strong>NRW</strong>“ wollen wir ein Projekt „100 Öffentliche Klima<br />
Gebäude“ starten.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Regionale Innovationsnetzwerke von Wissenschaft und Wirtschaft, die die<br />
technologischen und ökonomischen Barrieren zur Erhöhung der Energieeffizienz<br />
überwinden helfen (zum Beispiel neue Geschäftsmodelle für<br />
Energieeffizienzmaßnahmen im Geschosswohnungsbau, Optimierung des<br />
Technikeinsatzes in der Gebäudetechnik, Sanierung im historischen<br />
Gebäudebestand) werden wir weiter unterstützen.<br />
Erneuerbares-Wärme-Gesetz (EWärmeG <strong>NRW</strong>)<br />
Bundesweit gilt das Erneuerbare-Wärme-Gesetz, das die verpflichtende Nutzung<br />
Erneuerbarer Wärme, zum Beispiel in Form von solarthermischen Anlagen,<br />
Biomasseheizungen und Wärmepumpen für Neubauten, vorschreibt. Das Gesetz<br />
eröffnet den Ländern ausdrücklich die Möglichkeit, weitergehende Regelungen für<br />
den Gebäudebestand zu schaffen. Dort liegt das große ungenutzte Potenzial für die<br />
Erneuerbare Wärme und es besteht entsprechender Handlungsbedarf.<br />
Wir wollen die Erfahrungen aus Baden-Württemberg mit dem dortigen EWärmeG<br />
auswerten, um dann auf dieser Basis eine gesetzliche Regelung für <strong>NRW</strong><br />
einzuführen. Dies kann einen Beitrag liefern, um eine Million Solardächer zu<br />
ermöglichen.<br />
Einsparung und Vermeidung von Energiearmut<br />
Wir wollen die Energiewende sozial gestalten. Hohe Energiepreise treffen vor allem<br />
Menschen mit geringem Einkommen. Eine Grundversorgung mit Energie, die zum<br />
Leben und zur sozialen Teilhabe unerlässlich ist, muss sichergestellt werden. Die<br />
geltenden Tarife der Stromanbieter sind weder ökologisch noch sozial. Einerseits<br />
können sich immer mehr Menschen selbst einen Mindestverbrauch nicht mehr<br />
leisten. Andererseits wird hoher Energieverbrauch vielfach noch durch die<br />
Tarifgestaltung belohnt. Deshalb wollen wir eine Tarifgestaltung erreichen, die einen<br />
geringen Energieverbrauch begünstigt (zum Beispiel kostenneutrale Einführung<br />
linearer Stromtarife durch die Abschaffung von Grundgebühren/-preisen).<br />
Insbesondere bei Erwerbstätigen mit geringem Einkommen, aber auch bei<br />
Bezieherinnen und Beziehern von Leistungen nach dem SGB-II kommt es immer<br />
wieder zu Stromsperren. Wir werden im Dialog mit den Energieversorgern und<br />
Verbraucherverbänden Lösungen erarbeiten, um Stromsperren zu vermeiden und<br />
Energiearmut wirksam zu reduzieren. Zusammen mit der Verbraucherzentrale und<br />
den Wohlfahrtsverbänden starten wir hierzu Modellprojekte mit aufsuchender<br />
Energieberatung, um langfristig ein landesweites Angebot zu erreichen. Darüber<br />
hinaus wollen wir mit neuen Finanzierungsmodellen Möglichkeiten schaffen, dass<br />
auch Menschen mit geringem Einkommen Energie sparende Geräte kaufen können.<br />
Wir wollen prüfen, ob zum Beispiel über Contracting-Modelle ein Beitrag zum<br />
Austausch ineffizienter Elektrogeräte geleistet werden kann.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Kraft-Wärme-Kopplung<br />
Der deutliche Ausbau der dezentralen, effizienten und klimafreundlichen KWK ist<br />
einer der wesentlichen Beiträge zur Erreichung der Energie- und Klimaschutzziele.<br />
Kraft-Wärme-Kopplung in ihrer Vielseitigkeit, von Micro-KWK über dezentrale<br />
Blockheizkraftwerke bis hin zur Nutzung von Nah- und Fernwärme, ist der<br />
kostengünstigste, einfachste und umweltgerechteste Weg, mittelfristig Wärme aus<br />
Erneuerbaren Energien in urbane Versorgungsstrukturen zu integrieren. Die<br />
Landesregierung verfolgt deshalb ein Impuls-Programm Kraft-Wärme-Kopplung mit<br />
insgesamt 250 Millionen Euro, auch über die laufende Förderperiode hinaus.<br />
Deshalb wollen wir auch in der Förderperiode 2014 - 2020 mit den EU-<br />
Strukturfondsmitteln einen Schwerpunkt setzen, um bestehende<br />
Investitionshemmnisse beim Ausbau der KWK aufzulösen. Zur Förderung dieser<br />
KWK-Projekte sowie zur Förderung von anderen, sich aus der Energiewende<br />
ergebenden Infrastrukturprojekten, soll unter dem Dach der <strong>NRW</strong>-Bank ein<br />
revolvierendes Finanzierungsinstrument (Energie-Infrastrukturfonds) eingerichtet<br />
werden.<br />
Neben der Vernetzung und Verdichtung der örtlichen Nah- und Fernwärmenetze soll<br />
als ein Leitprojekt die Fernwärmeschienen Niederrhein und Ruhr im Dialog mit den<br />
Kommunen verbunden werden. Darüber hinaus wollen wir kommunale KWK-<br />
Modellprojekte anstoßen.<br />
Investitionen von Stadtwerken und Versorgungsunternehmen in KWK-Anlagen sind<br />
ein wichtiger Beitrag zur Förderung von lokaler Ökonomie, Klimaschutz sowie<br />
Wettbewerb und Versorgungssicherheit in der Erzeugung. Obwohl <strong>NRW</strong> mit seiner<br />
Bevölkerungs- und Industriedichte hervorragende Voraussetzungen bietet, wie das<br />
Beispiel Lemgo mit einem KWK-Anteil von über 70 % zeigt, beträgt die KWK-Quote<br />
hierzulande derzeit nur etwa zehn %. Die Bundesregierung plant, bis 2020<br />
deutschlandweit 25 % des Stroms durch KWK zu erzeugen.<br />
<strong>NRW</strong> wird dies durch eine Landesquote von mehr als 25 % flankieren. Um dieses<br />
ambitionierte Ziel zu erreichen, ist ein tiefgreifender technologischer und struktureller<br />
Wandel im Strom- und Wärmemarkt notwendig. Doch das vorhandene<br />
Instrumentarium des Bundes zur Förderung der KWK reicht bei weitem nicht aus, um<br />
dieses Ziel zu erreichen. Wir werden uns dafür einsetzen, dass die vielfältige<br />
Diskriminierung der KWK auf Europa- und Bundesebene beseitigt wird.<br />
Mit der inzwischen vorliegenden KWK-Potenzialstudie wurden modellhaft die<br />
wirtschaftlichen KWK-Potenziale in Nordrhein-Westfalen ermittelt. Damit liegt jetzt<br />
eine Methodik zur Erfassung der Wärmepotenziale vor, die auf andere Städte und<br />
Regionen übertragbar ist. Gemeinsam mit der Machbarkeitsstudie für die Vernetzung<br />
der Fernwärmeschiene Rhein/Ruhr sind wichtige Grundlagen geschaffen.<br />
Wettbewerb, Netze und Speicher für die Energiewende<br />
Im Strom- und Gasmarkt fehlt es nach wie vor an Wettbewerb und fairen<br />
Marktstrukturen. Auch deshalb unterstützen wir die Initiativen vieler Kommunen in<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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<strong>NRW</strong> (zum Beispiel Beratung, Hilfestellung bei Rechtsfragen,<br />
Refinanzierungsmöglichkeiten), ihre Strom- und Gasnetze nach Ablauf der<br />
Konzessionsverträge zu rekommunalisieren. Um die Übertragung der Netze zu<br />
erleichtern und rechtssicher zu gestalten, werden wir uns weiter für eine Änderung<br />
der entsprechenden Regelung im Energiewirtschaftsgesetz einsetzen.<br />
Wir unterstützen die regionale Umsetzung der Energiewende, in dem zum Beispiel<br />
Regionalpläne um einen sachlichen Teilabschnitt „Energie/Klimaschutz“ ergänzt<br />
werden. Wir werden Kommunen und Kreise bei ihren energiewirtschaftlichen<br />
Aktivitäten unterstützen oder lokale und regionale Pilotvorhaben für<br />
Energiemanagement, Erneuerbare Energien und Klimaschutz umsetzen.<br />
Für die Integration der Erneuerbaren Energien sind Anreize für Investitionen in den<br />
Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung, von Speicherkapazitäten und von Übertragungsund<br />
Verteilnetzen erforderlich.<br />
Neben der notwendigen Genehmigung neuer Übertragungstrassen ist die<br />
Optimierung der bestehenden Stromtrassen und die Entwicklung und Erprobung<br />
neuer Übertragungstechniken unser Ziel. Oftmals können bestehende<br />
Leitungstrassen durch Zubeseilung, neue Leitungsmaterialien,<br />
Temperaturmonitoring, punktuelle Verstärkung etc., eine beinahe doppelt so hohe<br />
Übertragungsleistung erreichen. Um mehr Akzeptanz zu erreichen, muss darüber<br />
hinaus der Netzausbau so anwohnerfreundlich wie möglich gestalten werden. Dabei<br />
kommt der Teil- und Vollverkabelung eine besondere Bedeutung zu. Eine<br />
Novellierung des Energieleitungsausbaugesetzes (EnLAG) muss weitere Erdkabel-<br />
Pilotstrecken auch in <strong>NRW</strong> ermöglichen. Wir setzen uns für frühzeitige<br />
Dialogprozesse beim Netzausbau ein und wollen diese durch mehr Transparenz und<br />
ein umfassendes Online-Informationsangebot unterstützen.<br />
Ein weiteres Ziel ist es, <strong>NRW</strong> zu einer Modellregion für intelligente Netze („Smart<br />
Grids“) mit moderner Netzsteuerung einschließlich der Entwicklung und des Ausbau<br />
von Speicherkapazitäten zu machen.<br />
Wir werden uns für eine deutsche Netzgesellschaft auf der Übertragungsnetzebene<br />
mit bestimmendem Einfluss der öffentlichen Hand einsetzen, um die Effizienz des<br />
Netzbetriebes zu verbessern.<br />
Die Landesregierung unterstützt den Ausbau der Pumpspeicherkapazitäten in<br />
Nordrhein-Westfalen, wie zum Beispiel die Projekte in der Eifel und im<br />
Weserbergland. Auch vorhandene Talsperren, die Entwicklung und Realisierung von<br />
Speicherkraftwerken in stillgelegten Bergwerken und Unterflurkraftwerke bieten<br />
bisher ungenutzte Speicherpotenziale. Hierzu wollen wir in Zusammenarbeit mit der<br />
<strong>NRW</strong>.Bank geeignete Finanzierungsinstrumente zur Absicherung von<br />
Planungskosten entwickeln.<br />
Atomausstieg<br />
Atomkraft ist aus vielen Gründen eine unverantwortliche Form der<br />
Energieerzeugung. Deshalb ist <strong>NRW</strong> schon vor vielen Jahren aus der Nutzung der<br />
Atomkraft ausgestiegen. Wir haben uns vehement gegen die von der<br />
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<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Bundesregierung betriebene Laufzeitverlängerung gewehrt. Die atomare Katastrophe<br />
von Fukushima hat diese ablehnende Position auf tragische Weise bestätigt und im<br />
Sommer 2011 zur Kehrtwende der schwarz-gelben Bundesregierung geführt.<br />
Zum Atomausstieg gehört jedoch auch ein vollständiger und endgültiger Ausstieg<br />
aus der gesamten nuklearen Brennstoffkette. Darum werden wir darauf drängen,<br />
dass die Bundesregierung den von <strong>NRW</strong> initiierten Bundesratsbeschluss vom Juni<br />
2011 zur Stilllegung aller Anlagen des Kernbrennstoffkreislaufs umsetzt. Wir wollen<br />
die Urananreicherung in Gronau rechtssicher beenden. Zudem werden wir die<br />
Bundesregierung dazu auffordern, sich für einen europaweiten Atomausstieg<br />
einzusetzen. Wir wollen Initiativen unterstützen, die Konditionierungsanlage GNS in<br />
Duisburg außerhalb dicht besiedelter Gebiete zu verlegen. Zudem lehnen wir<br />
sinnlose und gefährliche Atomtransporte quer durch <strong>NRW</strong> ab. Wir wollen, dass die<br />
Castoren, vor allem die in Jülich lagernden, nur noch einmal transportiert werden –<br />
nämlich zu einem Endlager, wenn hierfür ein Standort gefunden ist. Wir werden<br />
zudem Evakuierungs- und Notfallpläne in <strong>NRW</strong> gründlich überprüfen und eine<br />
Bundesratsinitiative starten, um Standards der Strahlenschutzvorsorge zu<br />
verbessern.<br />
Das Land <strong>NRW</strong> wird keinerlei Atomforschung mehr finanzieren, mit Ausnahme der<br />
Forschung für Sicherheit, Endlagerung und Rückbau. Dies gilt insbesondere für<br />
jedwede Finanzierung von Forschung für neue Kugelhaufenreaktoren und andere<br />
Reaktortechnik sowie für Transmutation. Die Errichtung entsprechender<br />
Forschungsanlagen und -reaktoren in <strong>NRW</strong> bleibt ausgeschlossen.<br />
Der Rückbau der Atomruinen AVR Jülich und THTR Hamm-Uentrop wird noch<br />
Jahrzehnte dauern und insgesamt Milliarden Euro kosten. Insbesondere im Hinblick<br />
auf die ungeklärte Finanzierung des Rückbaus des THTR werden wir die früheren<br />
Betreiber bzw. Rechtsnachfolger und Eigentümer in die finanzielle Verantwortung<br />
nehmen. Die Arbeit der im Forschungszentrum Jülich eingerichteten Kommission zur<br />
Aufarbeitung der Geschichte des AVR im Hinblick auf technische Probleme und<br />
Störfälle werden wir begleiten.<br />
Die Landesregierung wird sich weiterhin auf Bundesebene für eine ernsthaft<br />
ergebnisoffene Endlagersuche einsetzen.<br />
Zukunftsperspektive für die Steinkohleregion sichern<br />
Im Jahr 2018 endet die subventionierte Steinkohlenförderung in Nordrhein-<br />
Westfalen. Wir haben diesen schwierigen Prozess ohne strukturelle Brüche und<br />
betriebsbedingte Kündigungen geschafft. Der Steinkohlenbergbau erhält über die<br />
bereits zugesagten Mittel hinaus keine weiteren Mittel aus dem Landeshaushalt. Wir<br />
werden die Möglichkeiten des Landes nutzen, um zur Schaffung von<br />
Ersatzarbeitsplätzen beizutragen und die von einem Auslaufbergbau betroffenen<br />
Regionen besonders begleiten. Die Option für private Investoren zur Gewinnung von<br />
Kokskohle für die nordrhein-westfälische Stahlindustrie ist zu sichern. Landesmittel<br />
werden hierfür nicht zur Verfügung gestellt.<br />
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<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Über Arbeit und Aktivitäten der RAG-Stiftung, insbesondere über die Verwendung<br />
der Finanzmittel der Stiftung, ist größtmögliche Transparenz herzustellen. Für uns<br />
hat die Stiftung drei wichtige Aufgaben: Erstens muss die Finanzierung der<br />
Ewigkeitslasten langfristig gesichert werden. Zweitens müssen bei der strategischen<br />
Ausrichtung der Evonik industrielle Kernkompetenzen am Standort <strong>NRW</strong> erhalten<br />
bleiben und weiter entwickelt werden. Drittens müssen die Evonik-<br />
Wohnungsbestände auch zukünftig so bewirtschaftet werden, dass die Interessen<br />
der Mieterinnen und Mieter langfristig gesichert werden.<br />
Wir wollen die bei der RAG vorhandenen industriellen Kompetenzen erhalten und<br />
dabei auch die Möglichkeiten des bisherigen Bergbaus für den Ausbau der<br />
Erneuerbaren Energien und Speichertechnologien untertage und auf Halden nutzen.<br />
Wir wollen, dass die erfolgreiche Bergbauzulieferindustrie den weltweit wachsenden<br />
Markt auch weiterhin von Nordrhein-Westfalen aus beliefert.<br />
Die gewerblich-technische und kaufmännische Ausbildung in vielen Berufen über<br />
den Bergbau hinaus ist an den verbliebenen Standorten des Steinkohlebergbaus ein<br />
wichtiger Faktor für die Bildung des Fachkräftenachwuchses. Deshalb wollen wir<br />
gemeinsam mit den Kommunen und der Wirtschaft nach Möglichkeiten suchen, die<br />
Ausbildung zu sichern und weiter zu entwickeln.<br />
Die rückläufige Tätigkeit des Bergbaus wirft neben der laufenden<br />
Bergschadensabwicklung eine Reihe von Problemen auf. Wir werden dafür sorgen,<br />
dass die Rechte der betroffenen Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und<br />
Kommunen auf eine transparente und angemessene Beteiligung an diesem Prozess<br />
gesichert werden.<br />
Neue Kraftwerke für <strong>NRW</strong><br />
<strong>NRW</strong> ist das Land mit der größten Stromproduktion Deutschlands. Wir wollen, dass<br />
das so auch in Zukunft bleibt. Mit der Abschaltung aller Atomkraftwerke ist klar, dass<br />
bis zur vollständigen Deckung des Strombedarfs durch die Erneuerbaren Energien<br />
noch fossile Kraftwerke benötigt werden. <strong>NRW</strong> kommt eine Schlüsselrolle zu, um in<br />
Deutschland die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, nicht von Stromimporten<br />
abhängig zu werden und die Klimaschutzziele auch tatsächlich zu erreichen.<br />
Am Einspeisevorrang für Erneuerbaren Energien halten wir fest. Der Strommarkt<br />
entwickelt sich dahin, dass fossile Grundlast zunehmend weniger nachgefragt wird.<br />
Deshalb plant die Energiewirtschaft derzeit aus wirtschaftlichen Gründen keine<br />
neuen Steinkohlekraftwerke.<br />
Parallel zum Ausbau der Erneuerbaren Energien brauchen wir neben Speichern und<br />
Lastmanagement vor allem hochflexible und -effiziente fossile Kraftwerke. Besonders<br />
dann, wenn diese Anlagen in Kraft-Wärme-Kopplung betrieben werden können, sind<br />
sie ein wichtiger Beitrag für Klimaschutz und Ressourcenschonung. Gaskraftwerken<br />
kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Investitionen in diesem Bereich sind<br />
eine große Chance für den Kraftwerks- und Industriestandort <strong>NRW</strong>. Allerdings<br />
warten die Unternehmen immer noch auf klare Rahmenbedingungen seitens der<br />
Bundesregierung. Wir setzen uns deshalb auf Bundesebene für eine entsprechende<br />
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<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Ausgestaltung von Regelungen für Erzeugung von Kapazitäten, verbesserte<br />
Rahmenbedingungen für Kraft-Wärme-Kopplung und die Einführung von<br />
Mindestwirkungsgraden (für alte und neue Kraftwerke) im<br />
Bundesimmissionsschutzgesetz ein. Dies schafft die notwendigen<br />
Investitionsbedingungen für den Bau neuer Kraftwerke.<br />
Das im Bau befindliche Gas- und Dampf-Kraftwerk (GuD-Kraftwerk) in Hürth und die<br />
geplanten Gaskraftwerke in Köln, Leverkusen, Düsseldorf, Krefeld und Bocholt sind<br />
wichtig für eine flexible, ressourcenschonende und klimafreundliche Strom- und<br />
Wärmeversorgung, Versorgungssicherheit, Planungssicherheit und internationale<br />
Wettbewerbsfähigkeit. Sie ersetzen alte, ineffiziente und klimaschädliche Kraftwerke,<br />
die heute noch mit Kohle betrieben werden.<br />
Die Landesregierung wird darüber hinaus den Bau der notwendigen Infrastruktur, vor<br />
allem durch Verknüpfung und Verdichtung von Nah- und Fernwärmnetzen oder den<br />
Bau von Wärmespeichern, fördern. Kohlekraftwerke werden noch für eine längere<br />
Zeit einen Beitrag zur Strom- und Wärmeversorgung leisten. Ihre Emissionen<br />
müssen aber zur Einhaltung der nationalen Klimaschutzziele kontinuierlich reduziert<br />
werden.<br />
In Duisburg, Hamm und Grevenbroich sind derzeit fünf neue Kohlekraftwerke mit<br />
4.500 MW Leistung im Bau oder bereits im Probebetrieb, die in den nächsten Jahren<br />
ohnehin ans Netz gehen. Die Projekte in Datteln und Lünen sind derzeit durch<br />
Gerichtsentscheidungen gestoppt.<br />
Vor dem Hintergrund des Atomausstieges, des zunehmenden Anteiles erneuerbarer<br />
Energien, der ambitionierten Klimaschutzziele der Landesregierung ist der zukünftige<br />
Beitrag der fossilen Energieträger zur Stromerzeugung und zur<br />
Versorgungssicherheit in Nordrhein-Westfalen zu diskutieren und zu bewerten.<br />
Im Rahmen der Erstellung des Klimaschutzplans wollen wir entlang der verabredeten<br />
Klimaziele und Klimaszenarien eine Orientierungs- und Planungsperspektive für<br />
Investitionen in zukünftige Kraftwerke und Energieinfrastruktur abschätzen.<br />
Wir wollen eine „Plattform Kraftwerke“ einrichten, um im Dialog mit den Unternehmen<br />
einen „wirtschaftlichen und versorgungstechnischen Konsens“ mit Perspektive in<br />
<strong>NRW</strong> zu erreichen. In diesem Dialog wollen wir entwickeln, welche Investitionen auf<br />
welcher Grundlage von den Beteiligten in neue Speicher, Backup-Kraftwerke,<br />
Anlagen der Energieerzeugung, der Energieeffizienz und der Energieeinsparung<br />
geleistet werden können.<br />
Hierbei erwarten wir Aussagen<br />
• zur Rolle der nordrhein-westfälischen fossilen Kraftwerke zur<br />
•<br />
Versorgungssicherheit der Stromversorgung vor dem Hintergrund des<br />
gewollten Ausbaus der erneuerbaren Energien in <strong>NRW</strong> und Deutschland,<br />
zur zukünftigen Leistungsabsicherung durch Braunkohle, Steinkohle, Erdgas<br />
und Erneuerbaren Energien in ihrer zeitlichen Kompatibilität und im Abgleich<br />
zu dem Energiekonzept des Bundes und zu den Klimaschutzzielen auf<br />
Bundes- und Landesebene, zu den regionalwirtschaftlichen Effekten durch<br />
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veränderte Erzeugungsstrukturen sowie zur Notwendigkeit der<br />
Netzergänzung, der Netzstabilisierung und der Netzkompatibilität.<br />
Auf Basis einer solchen Gesamtbewertung können dann Aussagen zur zukünftigen<br />
Rolle der einzelnen fossilen Energieträger getroffen werden. Ebenso können die<br />
Maßnahmen identifiziert werden, die <strong>NRW</strong> im Rahmen der Energiewende selbst<br />
umsetzen kann und die ein Masterplan auf Bundesebene leisten müsste<br />
(Netzausbau und -anschluss, Kapazitätsmarktmodelle, Erneuerbare Energien).<br />
Kohlekraftwerke Datteln und Lünen<br />
Die von der Regierung Rüttgers zu verantwortenden Verfahren für Kohlekraftwerke in<br />
Datteln und Lünen sind durch Gerichtsentscheidungen gestoppt worden. In beiden<br />
Verfahren streben die Vorhabenträger weiterhin eine rechtssichere Planung und<br />
Genehmigung für ihre nahezu fertig gestellten Projekte an. Beide Projekte stoßen<br />
weiterhin auf Widerstand; Rechtsmittel sind eingelegt.<br />
Der Rat der Stadt Datteln hat im März 2012 den Entwurf einer vorläufigen<br />
Kraftwerkskonfiguration für das Bauleitplanverfahren gebilligt und das Verfahren<br />
eingeleitet. Der RVR führt zurzeit ein neues Regionalplanänderungsverfahren durch.<br />
Es ist davon auszugehen, dass beide Verfahren erneuten gerichtlichen Klärungen<br />
zugeführt werden.<br />
Dabei gilt: Die Landesregierung selbst baut keine neuen Kraftwerke und reißt auch<br />
keine begonnenen Projekte ab. Sie wird deshalb den Vertrauensschutz dahingehend<br />
gewährleisten, dass Projekte nicht in laufenden Verfahren durch Landesrecht<br />
schlechter gestellt werden als zum Zeitpunkt der Antragstellung. Die<br />
Landesregierung wird aber auch den Vertrauensschutz für Anliegerinnen und<br />
Anlieger nicht verschlechtern und schon deshalb Landesrecht zu Gunsten<br />
begonnener Projekte nicht verbiegen.<br />
Sofern der RVR eine Regionalplandarstellung des Kraftwerksstandorts Datteln<br />
beschließt, ist durch die Landesregierung eine Rechtsprüfung durchzuführen. Das<br />
Ergebnis einer solchen Prüfung kann nicht vorweg genommen werden.<br />
Nachhaltige Perspektiven für das Rheinische Revier<br />
Aus der Braunkohle stammt mit über 40 % der bisher größte Beitrag zur<br />
Stromproduktion in <strong>NRW</strong>. Gleichzeitig ist die Braunkohle für fast 85 Millionen Tonnen<br />
CO2 und damit ein Drittel aller CO2-Emissionen des Landes <strong>NRW</strong> verantwortlich.<br />
Diese Emissionen sind in den letzten Jahren nicht gesunken. Will <strong>NRW</strong> seine<br />
Klimaschutzziele erreichen, wird auch die Braunkohleverstromung in Zukunft ihren<br />
Reduktionsbeitrag leisten müssen.<br />
Gemeinsam mit dem Bergbau treibenden, Energie erzeugenden Unternehmen RWE<br />
Power wollen wir einen "Aktionsplan Rheinisches Revier" entwickeln, der in seiner<br />
Umsetzung folgenden Leitzielen folgen soll:<br />
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• Effizienzsteigerungen müssen – wie im Rahmenbetriebsplan Garzweiler II<br />
verbindlich festgelegt – dazu führen, Ressourcen zu schonen und die absoluten<br />
jährlichen CO2-Emissionen im rheinischen Revier kontinuierlich zu senken.<br />
Deshalb ist verbindlich zu vereinbaren, dass die Kohleförderung entsprechend<br />
der Effizienzgewinne schrittweise gesenkt wird. Auch deshalb sind neue<br />
Tagebaue nicht notwendig.<br />
• Dem Revier droht Stillstand, sofern für die nächsten Jahrzehnte die<br />
Braunkohleförderung unverändert bliebe und diese Kohle überwiegend in Uralt-<br />
Blöcken verstromt würde. Weder die Klimaschutzziele wären zu erreichen, noch<br />
würde es eine gute Zukunft für die Menschen und ihre Arbeitsplätze im Revier<br />
geben. Deshalb müssen Effizienzsteigerungen im Kraftwerkspark bzw. Stilllegung<br />
von Altanlagen besonders in der Braunkohle mit den Klimaschutzzielen auf<br />
Bundes- und Landesebene sowie den im Klimaschutzplan festgelegten<br />
Maßnahmen in Einklang gebracht werden. Die Braunkohlegewinnung und -<br />
verstromung muss einen Beitrag zur CO2-Reduktion leisten, der ihren jährlichen<br />
Emissionen entspricht.<br />
• Wir werden gegenüber dem Energieerzeuger die gemeinsam vereinbarte<br />
Abschaltung von Altanlagen durchsetzen.<br />
• Mit BoA 1- 3 wurden ca. 30 % der Kraftwerkskapazität erneuert. Nun muss<br />
zeitnah eine klare Perspektive für die Folgenutzung an den Standorten<br />
Weisweiler und Frimmersdorf aufgezeigt werden. Hierbei ist zu berücksichtigen,<br />
dass bis Ende 2012 am Standort Frimmersdorf alle 150-MW-Blöcke ohnehin<br />
abzuschalten sind. Auch die danach verbleibenden zwei 300-MW-Blöcke aus den<br />
Jahren 1966 und 1971 mit einem Wirkungsgrad von ca. 30 % dürfen eine<br />
Folgenutzung des gesamten Standortes nicht länger behindern. Nicht mehr<br />
benötigte Anlagen sind spätestens zwei Jahre nach ihrer Stilllegung<br />
•<br />
zurückzubauen und die frei werdenden Flächen einer Nachfolgenutzung<br />
zuzuführen. Die Regionalplanung ist einzubeziehen.<br />
Die Immissionssituation für die Anwohnerinnen und Anwohner soll insgesamt<br />
verbessert werden.<br />
• Auch im Rheinischen Revier wird der Anteil der Erneuerbaren Energien an der<br />
Stromerzeugung zügig und kontinuierlich gesteigert.<br />
• Die vorhandenen Potenziale für die umweltfreundliche Kraft-Wärme-Kopplung<br />
sind so weit wie möglich auszuschöpfen.<br />
Bergschäden und Restseen<br />
Potenziell Bergschadensbetroffene sollen zukünftig eine vergleichbare<br />
Rechtsstellung in der Braun- und Steinkohle erhalten. Das Land Nordrhein-Westfalen<br />
wird über eine Bundesratsinitiative eine Novellierung des Bundesberggesetzes<br />
beantragen, um damit die Umkehr der Beweislast für Bergschäden im rheinischen<br />
Braunkohlerevier zu erreichen.<br />
Im gesamten Einwirkungsbereich sind von den Behörden kontrollierte Messungen<br />
sowie eine kontinuierliche Führung des Risswerkes erforderlich. Wie in der<br />
Steinkohle sollen auch in der Braunkohle sämtliche bergschadensrelevanten<br />
Informationen, die beim Bergbauunternehmen oder den Behörden vorliegen – wie<br />
z.B. exakte Lage von Störungslinien, Ausmaß von Senkungen, Risswerke – öffentlich<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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zugänglich gemacht werden. Dafür sind bundes- und landesrechtlich die<br />
Voraussetzungen zu schaffen (u. a. Markscheider-Bergverordnung).<br />
Das Problem des Grundwasserwiederanstiegs nach Beendigung der Kohleförderung<br />
und die damit verbundenen Risiken für Bergschäden sollen untersucht und mögliche<br />
Konsequenzen daraus für die Bauleitplanung mit den Kommunen im Rheinischen<br />
Revier gezogen werden.<br />
Für die Restseen bedarf es umfassender Risikoanalysen und darauf aufbauender<br />
Nachweise der Langzeitstabilität der Böschungen. Ein Langzeit-Monitoring der<br />
Stabilität der bebauten Böschungen muss während der Befüllung und des Betriebs<br />
durchgeführt werden. Wir werden hierfür die notwendigen gesetzlichen und<br />
vertraglichen Änderungen auf Landesebene durchführen und auf Bundesebene<br />
initiieren.<br />
Innovationsregion Rheinisches Revier<br />
Das von uns auf den Weg gebrachte Landesprogramm „Innovationsregion<br />
Rheinisches Revier“ (IRR) werden wir gemeinsam mit den Akteuren in der Region<br />
weiterentwickeln, um bereits heute auf die Strukturveränderungen durch das<br />
perspektivische Auslaufen der Braunkohleförderung zu reagieren. Die IRR umfasst<br />
das Braunkohlenrevier einschließlich seiner unmittelbaren Nachbarschaft und soll<br />
nicht im Gegensatz oder gar in Konkurrenz zu den bisherigen Regionalen<br />
Arbeitsstrukturen stehen, sondern diese ergänzen und Synergien schaffen.<br />
Wir wollen das Rheinische Revier auf Basis der gegebenen wirtschaftlichen und<br />
infrastrukturellen Stärken zu einer Modellregion entwickeln, in der in beispielhafter<br />
Weise die Energiewende durch eine moderne und nachhaltige Industrie- und<br />
Strukturpolitik voran gebracht wird.<br />
In diesem Sinne müssen jetzt unbedingt die Prioritäten für Entwicklungspfade und<br />
daraus resultierende Modellprojekte festgelegt werden. Entsprechende<br />
Entwicklungspotenziale sehen wir hier in den Bereichen Solarwirtschaft, Strom-<br />
Speichertechnologien, E-Mobilität, Bioökonomie, klimaneutrales Wohnen und<br />
Logistik, aber auch in der Fachkräftesicherung oder dem Rück- und Umbau alter<br />
Industrieflächen zu neuen Innovationsräumen inklusive der Anpassung der hierfür<br />
notwendigen Infrastruktur.<br />
Von zentraler Bedeutung sind hierfür die Forschungs- und<br />
Wissenschaftseinrichtungen der Region sowie das Engagement des Unternehmens<br />
RWE Power, welches sich auch im Interesse der dort beschäftigten<br />
Arbeiternehmerinnen und Arbeitnehmer spürbarer und nachhaltiger als bisher in das<br />
Landesprogramm IRR einbringen muss, um so seiner Verantwortung für die Region<br />
gerecht zu werden.<br />
Kohlendioxidabscheidung und -speicherung (CCS)<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Ein nationales CCS-Gesetz ist bisher nicht zustande gekommen. Die CCS-<br />
Technologie ist für <strong>NRW</strong> in den kommenden Jahren nicht von praktischer Relevanz<br />
zur Reduktion der CO2-Emissionen aus der Energiewirtschaft. <strong>NRW</strong> verfügt nicht<br />
über eigene geologische Speichermöglichkeiten; die Pipeline- und Speicherfragen<br />
sind nicht gelöst. CCS ist keine Begründung, den notwendigen und überfälligen<br />
Strukturwandel hin zu Erneuerbaren Energien und Effizienztechnologien<br />
aufzuschieben.<br />
Dennoch macht es Sinn, die CCS-Technologie zu erforschen und zu erproben, auch<br />
um eine Option zur Beseitigung von prozessbedingten Emissionen aus Stahl-,<br />
Zement-, Chemieindustrie usw. zu erhalten, die in Deutschland etwa acht % der CO2-<br />
Emissionen ausmachen. Im Hinblick auf eine CO2-freie Wirtschaft in der Mitte des<br />
Jahrhunderts (nationales Klimaschutzziel minus 80-95 % bis 2050, <strong>NRW</strong>-Ziel<br />
mindestens minus 80 % bis 2050) gibt es für diese Emissionen bisher keine<br />
Vermeidungsperspektive.<br />
Deshalb sehen wir eine Perspektive für <strong>NRW</strong> darin, die Abscheidung von CO2 und<br />
seine anschließende Wiederverwertung in Verbindung mit CO2-intensiven<br />
industriellen Produktionsprozessen weiter zu entwickeln. <strong>NRW</strong> bietet mit seinen<br />
Forschungseinrichtungen, seiner vielfältigen Industrie, seinem Know-how und seiner<br />
breit aufgestellten chemischen Industrie hierfür europaweit die besten<br />
Voraussetzungen.<br />
Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten<br />
Eine Erdgasgewinnung in <strong>NRW</strong> erfolgt bislang nicht. Einige Unternehmen haben in<br />
den letzten Jahren mit der Datenrecherche und mit Erkundungsmaßnahmen<br />
begonnen, die auf Erdgas in so genannten unkonventionellen Lagerstätten gerichtet<br />
sind. Unkonventionelles Erdgas mit giftigen Chemikalien zu suchen und zu<br />
gewinnen, halten wir für nicht verantwortbar. Wasser ist unser Lebensmittel Nummer<br />
1. Deshalb dürfen Trink- und Grundwasser nicht gefährdet werden.<br />
Wir wollen keine Genehmigungen für Erdgas-Probebohrungen und -<br />
frackingmaßnahmen zulassen, bis die nötigen Datengrundlagen zur Bewertung<br />
vorhanden sind und zweifelsfrei geklärt ist, dass eine nachteilige Veränderung der<br />
Wasserbeschaffenheit nicht zu besorgen ist (Besorgnisgrundsatz nach<br />
Wasserhaushaltsgesetz).<br />
Die rot-grüne Landesregierung hat in einem Bundesratsantrag 2011 deutlich<br />
gemacht, dass angesichts der möglichen erheblichen Umweltauswirkungen der<br />
Fracking-Technologie diese Vorhaben einer obligatorischen Pflicht zur Durchführung<br />
einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterworfen werden müssen. Zukünftig sollen<br />
nicht nur oberflächliche Umweltauswirkungen, sondern auch untertägige<br />
Auswirkungen berücksichtigt werden. In diesem Zusammenhang ist eine<br />
transparente öffentliche Beteiligung unerlässlich.<br />
Außerdem möchten wir die Transparenz und die öffentliche Beteiligung<br />
verbessern. Zudem soll die Beweislastumkehr im Bundesberggesetz auch für<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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unkonventionelles Erdgas gelten. Dafür werden wir uns im Bundesrat einsetzen.<br />
In diesem Sinne soll das Bergrecht novelliert werden.<br />
Planerische Vorsorge durch einen neuen Landesentwicklungsplan<br />
Der derzeit gültige Landesentwicklungsplan (LEP) wurde 1995 aufgestellt unter<br />
wesentlich anderen Rahmenbedingungen zum Beispiel beim demografischen<br />
Wandel der Bevölkerung und den Anforderungen des Klimawandels. Um ein<br />
einheitliches und zukunftsfestes Planungsrecht für <strong>NRW</strong> zu schaffen, werden das<br />
alte LEPro (Landesentwicklungsprogramm) und der LEP (Landesentwicklungsplan)<br />
inhaltlich zusammengefasst und als Verordnung verabschiedet. Die<br />
Beteiligungsmöglichkeiten werden wir bereits bei der Erarbeitung über die<br />
gesetzlichen Vorgaben hinaus verbessern, um frühzeitig Akzeptanz zu schaffen.<br />
Die Landesregierung hat in der letzten Legislaturperiode bereits einen Entwurf neuer<br />
landesplanerischer Regelungen zum großflächigen Einzelhandel in Form eines<br />
sachlichen Teilplans auf den Weg gebracht. Mit den neuen Regelungen sollen die<br />
Innenstädte, Stadt- und Ortsteilzentren weiter gestärkt werden.<br />
Darüber hinaus werden die aufgrund der Auflösung des Landtages unterbrochenen<br />
Arbeiten am Entwurf des Gesamt-LEP mit dem Ziel fortgesetzt, diesen zeitnah ins<br />
Verfahren zu geben.<br />
Neue Chancen auf Konversionsflächen<br />
Der in <strong>NRW</strong> bis 2020 geplante Rückzug der Bundeswehr und der Britischen Armee<br />
stellt die Kommunen vor neue Herausforderungen, bietet aber auch neue Chancen<br />
für den Naturschutz, den Ausbau der Erneuerbaren Energien sowie die gewerbliche<br />
Nutzung auf geeigneten Teilflächen. Die sehr großen Flächen erfordern eine<br />
frühzeitige überörtliche landesplanerische Abstimmung der verschiedenen<br />
Nutzungsansprüche und die Entwicklung von Konzepten in regionalen<br />
Kooperationen. Wir wollen durch eine Änderung des Gesetzes über die<br />
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben erreichen, dass bei der Folgenutzung von<br />
Flächen nicht nur die finanziellen Interessen des Bundes, sondern auch<br />
strukturpolitische Ziele der Länder, Regionen und Kommunen sowie die Chancen für<br />
den Naturschutz stärker berücksichtigt werden als bisher.<br />
IV. Umwelt, Landwirtschaft, Verbraucherschutz<br />
Ökologischer Aufbruch in <strong>NRW</strong> - Besser leben in Stadt und Land<br />
Ein neuer ökologischer Aufbruch in <strong>NRW</strong> ist notwendig. Bei der Bekämpfung der<br />
großen Umweltprobleme haben wir erste Schritte gemacht, stehen aber weiter vor<br />
großen Herausforderungen. Lärm, Feinstaub und andere Umweltgifte machen krank.<br />
Der Klimawandel führt zu neuen Belastungen. Der Flächenverbrauch geht<br />
unvermindert weiter. Das Überleben zahlreicher Tier- und Pflanzenarten ist bedroht.<br />
Eine intensiv betriebene Landwirtschaft belastet vielerorts die Wasserqualität.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Wir verpflichten uns, Mensch und Umwelt in <strong>NRW</strong> nachhaltig zu schützen. Die<br />
Menschen erwarten zu Recht einen handlungsfähigen Staat, der sie wirksam vor<br />
gesundheitlichen Umweltgefahren schützt, die natürlichen Lebensgrundlagen<br />
bewahrt und aktiv die notwendigen Zukunftsweichen stellt. Wir stehen konsequent<br />
dafür ein, Profitstreben durch Raubbau und Verschwendung nicht weiter zuzulassen,<br />
sondern durch nachhaltiges Wirtschaften dauerhaft unsere Lebensgrundlagen zu<br />
erhalten. Unser Leitprinzip heißt dabei Nachhaltigkeit. Darin verbinden wir<br />
ökologische Verantwortung und ökonomische Vernunft eng mit sozialer<br />
Gerechtigkeit. Dies bedeutet ambitionierte Umweltstandards, eine Ökologisierung der<br />
Landwirtschaft, eine naturnahe und zukunftsorientierte Waldwirtschaft, einen starken<br />
Verbraucherschutz sowie eine neue Umweltwirtschaftsstrategie für <strong>NRW</strong>.<br />
Wir wollen <strong>NRW</strong> zum Vorreiter der ökologisch-industriellen Revolution machen. Mit<br />
unserem Konzept des konsequenten ökologischen Umbaus der Industriegesellschaft<br />
wollen wir Ökonomie und Ökologie im 21. Jahrhundert zu wechselseitigem Nutzen<br />
entwickeln und damit den Schutz unserer Umwelt, nachhaltiges Wirtschaften und<br />
neue Arbeitsplätze ermöglichen. Wir setzen dabei vor allem auf den Ideenreichtum<br />
und die Innovationskraft der Menschen und der Wirtschaft in <strong>NRW</strong>.<br />
Damit durch die Auswirkungen des demographischen Wandels die Infrastruktur-<br />
Kosten z. B. der Abfall- und Abwasserentsorgung nicht nur auf weniger Bevölkerung<br />
verteilt werden müssen, wollen wir rechtzeitig in Kooperation mit den Kommunen für<br />
eine landesweite Koordinierung zur langfristigen Planung und Sicherung der<br />
Entsorgungsinfrastruktur sorgen. Ziel ist, dass auch künftig die Leistungen der<br />
Daseinsvorsorge wie Abfall- und Abwasserentsorgung erbracht werden können unter<br />
der Maßgabe der Preis- und Gebührenstabilität, einer langfristigen<br />
Entsorgungssicherheit und eines hohen Umweltschutzniveaus.<br />
<strong>NRW</strong>: Land der Nachhaltigkeit und der anspruchsvollen Umweltziele<br />
Um einen neuen ökologischen Aufbruch in <strong>NRW</strong> zu erreichen, ist es notwendig,<br />
ambitionierte Umweltstandards zu setzen und konkrete Umwelt- und<br />
Nachhaltigkeitsziele zu verfolgen.<br />
Den gravierenden Auswirkungen des Klimawandels werden wir im Rahmen des,<br />
auch im künftigen Klimaschutzgesetz <strong>NRW</strong> verankerten Prozesses, mit einer<br />
konsequenten ressortübergreifenden <strong>NRW</strong>-Klimafolgenstrategie begegnen.<br />
Die Beteiligungs- und Umweltinformationsrechte von Bürgerinnen und Bürgern,<br />
Verbänden und Initiativen sollen gestärkt werden. Dazu werden das<br />
Umweltinformationsgesetz (UIG), das Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
(UVP-Gesetz) und das Landschaftsgesetz novelliert und die aktive<br />
Umweltberichterstattung ausgebaut.<br />
Auch außerhalb der formalisierten Verfahren des öffentlichen Planungsrechts wollen<br />
wir Informations- und Mitwirkungsmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger<br />
verbessern. Dabei werden wir uns auch für die digitale Verfügbarkeit einsetzen.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Wir werden die neuen Impulse der „Konferenz Rio 20 plus“ aufgreifen und in den<br />
Agenda-21-Prozess in <strong>NRW</strong> (Nachhaltigkeitsstrategie <strong>NRW</strong>) mit aufnehmen, so auch<br />
die vielen lokalen Agenda-Prozesse neu beleben und die Erfahrungen im Rahmen<br />
eines Nachhaltigkeitsberichtes auswerten. Die Arbeit der Stiftung „Umwelt und<br />
Entwicklung“ bleibt finanziell abgesichert.<br />
Im Rahmen der Anforderungen, die sich aus der „UN-Dekade der Bildung für<br />
nachhaltige Entwicklung 2005 – 2014“ und ihrer Halbzeitbilanz ergeben, wird das<br />
Thema „Bildung für Nachhaltigkeit“ und insbesondere Umweltbildung im Rahmen<br />
einer landesweiten Bildungsstrategie für nachhaltige Entwicklung systematisch in<br />
allen schulischen und außerschulischen Bildungsbereichen implementiert und breit<br />
verankert werden.<br />
Wir wollen bessere gesetzliche Regelungen für Umwelt und Lebensqualität. Dies<br />
betrifft insbesondere das Wasser,- Abfall-, Landschafts- und Immissionsschutzrecht.<br />
Wir werden ein nachhaltiges Beschaffungswesen für das Land verbindlich einführen,<br />
einen Nachhaltigkeitscheck für alle Landesprogramme verankern sowie eine<br />
Ökoauditierung der gesamten Landesverwaltung durchführen. Bei der weiteren<br />
Umsetzung wollen wir durch entsprechende Hinweise auf die bei öffentlichen<br />
Bauvorhaben zu verwendenden Baustoffe/Materialien die Raumlufthygiene unter<br />
Umwelt- und Gesundheitsaspekten verbessern.<br />
Der fortschreitende Umwelt- und Flächenverbrauch sowie die Umweltschädigung<br />
muss im Sinne der Nachhaltigkeit auf ein vertretbares Minimum reduziert werden.<br />
Deshalb sollte das bestehende Instrumentarium an Abgaben mit ökologischen<br />
Lenkungswirkungen hinsichtlich notwendiger Erweiterungen und zusätzliche<br />
Abgaben geprüft und bewertet werden.<br />
Die Zahl der Plätze, die im Rahmen des Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ)<br />
vergeben werden, sollen verdoppelt (Ausgangsbasis 2010) werden sowie die<br />
Rahmenbedingungen für die Träger verbessert werden.<br />
CO-Pipeline<br />
Wir wollen einen nachhaltig ausgerichteten Industrie- und Chemiestandort <strong>NRW</strong>. Die<br />
chemische Industrie ist eine Schlüsselbranche für den Standort <strong>NRW</strong> und die<br />
Umwelt. Als Materiallieferant unterstützt sie Innovationen und Ressourceneffizienz in<br />
allen Wertschöpfungsketten.<br />
Mit Blick auf die umstrittene CO-Pipeline für den Transport von hochgiftigem<br />
Kohlenmonoxid von Dormagen nach Krefeld-Uerdingen halten wir fest:<br />
Bei der CO-Pipeline dürfen Sorgen und Ängste der Menschen weiterhin nicht<br />
ignoriert werden. Auch die Arbeitsplatzsicherung an den Standorten hat für uns eine<br />
große Bedeutung. Das Oberverwaltungsgericht Münster hat in seinem Beschluss<br />
2007 Sicherheitsmängel deutlich gemacht und darüber hinaus Abwägungsdefizite<br />
des Gesetzes bei der Gemeinwohlorientierung festgestellt. Damit ist die<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Verfassungsmäßigkeit des Rohrleitungsgesetzes in Frage gestellt<br />
(Gemeinwohlorientierung der Enteignung). Es wurde mit einer Vielzahl von<br />
Planungs- und Ausführungsfehlern sowie mit einer defizitären<br />
Kommunikationsstrategie dazu beigetragen, dass vorhandene Zweifel an einem<br />
sicheren Betrieb der CO-Pipeline stetig verstärkt worden sind. Im Mai 2011 hat das<br />
Verwaltungsgericht Düsseldorf in seinem Urteil festgestellt, dass es keine Zweifel an<br />
der Verfassungsmäßigkeit des Rohrleitungsgesetzes hat. Zugleich hat es aber noch<br />
Mängel an der Planfeststellung aufgezeigt. Die weitere Entscheidung des<br />
Oberverwaltungsgerichts Münster bleibt abzuwarten.<br />
Die Landesregierung wird das Rohrleitungsgesetz abschließend evaluieren. In<br />
diesem Zusammenhang wollen wir den Versuch unternehmen, in Vermittlung<br />
zwischen Unternehmen und Betroffenen einen Dialogprozess und eine<br />
umfassende Problemlösung auszuloten. Dabei soll auch ein Ausbau der<br />
Produktion von Kohlenmonoxid am Standort Uerdingen geprüft werden.<br />
Umweltwirtschaftsstrategie<br />
Ökologie und Klimaschutz sind Leitidee unserer Regierungs- und Standortpolitik. Wir<br />
setzen auf Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Ressourcen- und Energieeffizienz sowie<br />
ambitionierte Umweltstandards.<br />
Wir führen deshalb die Arbeit einer Umweltwirtschaftsstrategie <strong>NRW</strong> fort, in der z. B.<br />
die Ressourcenwirtschaft, die Abfallwirtschaft, die Wasserwirtschaft, die Forst- und<br />
Landwirtschaft und die Erneuerbare-Energien-Wirtschaft systematisch vernetzt und<br />
unterstützt wird und starten ein umfassendes, ressortübergreifendes<br />
Umweltwirtschaftsprogramm. Wir unterstützen die Entwicklung ökologischer<br />
Leitmärkte, zum Beispiel für Energieeffizienz, erneuerbare Energien, Rohstoff- und<br />
Materialeffizienz. Die EU-Fördermittel für <strong>NRW</strong> werden wir stärker am ökologischen<br />
und sozialen Umbau der Industriegesellschaft orientieren. Wir werden einen<br />
Umweltwirtschaftsbericht <strong>NRW</strong> veröffentlichen.<br />
Ressourcen- und Materialeffizienz sind ein zentraler Markt der Zukunft. Dazu wollen<br />
wir den Aufbau eines Kompetenznetzwerkes in <strong>NRW</strong> mit den Schwerpunkten<br />
„Cluster Umwelttechnologie“, Ressourcen-Contracting, Ressourceneffizienzfonds,<br />
Innovationsprogramm Ressourceneffizienz, Ressourceneffizienzkampagne sowie<br />
einer virtuellen Ressourcenuniversität in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft<br />
fortsetzen.<br />
Die erfolgreiche Effizienzagentur <strong>NRW</strong> soll weiter als flächendeckendes Angebot<br />
ausgebaut werden. Der "Dialog Wirtschaft und Umwelt" soll im Rahmen der<br />
Nachhaltigkeitsstrategie konzentriert weiter geführt werden und als tatsächlicher<br />
Dialog zwischen Umwelt- und Verbraucherschutzverbänden, Wirtschaft und<br />
Gewerkschaften fortgeführt werden.<br />
Abfallwirtschaft: Auf dem Weg zur umfassenden Ressourcenwirtschaft<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Wir verfolgen das Ziel einer ökologischen Abfallwirtschaft, fördern Abfallvermeidung<br />
in allen Bereichen, stärken eine konsequente Kreislaufwirtschaft und stellen hohe<br />
ökologische Standards sicher. Die Verantwortung für die Abfallentsorgung ist Teil der<br />
Daseinsvorsorge und Aufgabe der Kommunen. Dies gilt insbesondere für die<br />
Einführung einer Wertstofftonne.<br />
Wir werden einen neuen ökologischen Abfallwirtschaftsplan Nordrhein-Westfalen<br />
erstellen. Für diesen gilt: Umsetzung der neuen EU- Abfallrahmenrichtlinie, restriktive<br />
Bedarfsprüfung, Abfallvermeidung und Wiederverwertung, „regionale<br />
Entsorgungsautarkie“, die Unterstützung von Kooperationen, die Festsetzung des<br />
Prinzips der Nähe bis hin zur verbindlichen Zuweisung des Abfalls zu<br />
Entsorgungsanlagen.<br />
Mit dem neuen Abfallwirtschaftsplan werden wir insbesondere die Entwicklung<br />
regionaler Kooperationen aktiv fördern. Dazu gehört auch die landesweite<br />
Koordinierung einer langfristigen Anpassung der Kapazitäten bei den<br />
Abfallbehandlungsanlagen und Deponien.<br />
Die Anstrengungen, Bioabfälle getrennt zu erfassen, werden verstärkt. Dabei sollen<br />
Systeme zum Einsatz kommen, die flächendeckend die jeweils beste Erfassung von<br />
Bioabfällen gewährleisten. Zudem muss die Organisationshoheit der öffentlichrechtlichen<br />
Entsorgungsträger bei der Art und Weise der Erfassung der Bioabfälle<br />
sowie die bundesrechtlich vorgesehene Möglichkeit der Eigenkompostierung<br />
beachtet werden. Die Biogasnutzung soll als Mindeststandard bei der<br />
Biomüllverwertung festgeschrieben werden.<br />
Es darf kein Ökodumping bei der Müllmitverbrennung (Ersatzbrennstoff - EBS)<br />
geben. Wir streben eine ambitionierte Anpassung der 17. Bundes-Immissionsschutz-<br />
Verordnung (17. BImSchV) an, um aus Sicht des Umwelt- und Gesundheitsschutzes<br />
die Schadstoffbelastung durch gefährliche Stoffe soweit zu reduzieren, wie dies nach<br />
einem anspruchsvollen Stand der Technik möglich ist. Insbesondere wollen wir<br />
Ausnahmetatbestände für Mitverbrennungsanlagen streichen und Grenzwerte auch<br />
im Hinblick auf neue Schadstoffe ambitioniert anpassen. Außerdem müssen die<br />
Behörden in die Lage versetzt werden, die Stoffströme bei der Beseitigung und der<br />
Verwertung von Abfällen konkret nachvollziehen zu können.<br />
Im Rahmen der Ausgestaltung der anstehenden Veränderungen der<br />
Wertstofferfassung werden wir uns für wirksame Maßnahmen zur Stärkung der<br />
Mehrwegsysteme einsetzen, um insbesondere die mittelständisch geprägte<br />
Getränkewirtschaft in <strong>NRW</strong> zu unterstützen. Dazu gehören klare und verbindliche<br />
vorgeschriebene Kennzeichnungspflichten für Einweg und Mehrweg sowie neue ökologische<br />
und finanzielle Lenkungsinstrumente.<br />
Im anlaufenden Prozess des Gesetzgebungsverfahrens hin zu einem<br />
Wertstoffgesetz wollen wir eine klar ausgeprägte kommunale Organisationshoheit für<br />
die Wertstoffsammlung.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Darüber hinaus ist zu prüfen, ob Regelungen im Wertstoffgesetz die<br />
Verpackungsverordnung ablösen können. In diesem Zusammenhang wollen wir uns<br />
für eine zentrale Stelle auf Bundesebene einsetzen, die die dualen Systeme ersetzt.<br />
Durch „urban mining“ (Stadt als Rohstoffmine) werden wir „vergrabene<br />
Rohstoffschätze“ nutzbar machen. Wir werden Initiativen für Rückbaukonzepte, die<br />
sich insbesondere bei Stadterneuerungsmaßnahmen und bei der Rekultivierung alter<br />
Boden- und Bauschuttdeponien ergeben, intensiv begleiten.<br />
Wertvolles Naturerbe <strong>NRW</strong> schützen<br />
Auch in <strong>NRW</strong> stehen etwa 50 % der Tier und Pflanzenarten auf der Roten Liste.<br />
Hauptursachen für den Verlust unserer natürlichen Lebensgrundlagen in <strong>NRW</strong> sind<br />
der massive Flächenverbrauch, eine intensive Landwirtschaft, der naturferne Ausbau<br />
von Gewässern und eine oft nicht naturnahe und standortgerechte Bewirtschaftung<br />
der Wälder. Zum Schutz der Natur gilt es, die biologische Vielfalt konsequent zu<br />
schützen, gewachsene Kulturlandschaften zu erhalten sowie der Entwicklung von<br />
Wildnis Räume zu lassen.<br />
Im Rahmen einer Novelle des Landschaftsgesetzes hin zu einem <strong>NRW</strong>-<br />
Naturschutzgesetz wollen wir das neue Bundesnaturschutzrecht unter Nutzung<br />
landesrechtlicher Handlungsspielräume für einen starken Naturschutz umsetzen.<br />
Regelungen, die in den vergangenen Jahren zu Lasten der Natur<br />
(Verschlechterungen z.B. bei der Eingriffsregelung, den Mitwirkungs- und<br />
Klagerechten, den Landschaftsbeiräten und beim Biotopschutz) getroffen wurden.<br />
Weiterhin wollen wir zum Beispiel den Grünlandschutz und den Biotopverbund als<br />
wichtige Elemente zur Wahrung der Biodiversität stärken. In das zu novellierende<br />
Landschaftsgesetz werden wir Regelungen zu Biosphärenregionen,<br />
Naturmonumenten sowie ein Vorkaufsrecht für Naturschutzverbände und -Stiftungen<br />
bei Veräußerung von Schutzgebietsflächen landesrechtlich verankern.<br />
Gegen das fortschreitende Artensterben wird eine <strong>NRW</strong>-Biodiversitätsstrategie auf<br />
Basis der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt entwickelt, mit konkreten<br />
Handlungs- und Zeitplänen sowie transparenten Indikatoren für eine erfolgreiche<br />
Umsetzung. Wir verfolgen ein landesweites Biotopverbundsystem auf mindestens 15<br />
% der Landesfläche<br />
Nationalpark<br />
Wir werden die Einrichtung des Nationalparks Senne-Egge/Teutoburger Wald gemäß<br />
einstimmigem Landtagsbeschluss vom April 2005 (Drs.13/6219) vorantreiben. Die<br />
Einrichtung des Nationalparks Senne wird unter Federführung des Landes<br />
vorangebracht. Das Land will zudem mit seinen Möglichkeiten zur Errichtung eines<br />
Nationalparks Teutoburger Wald beitragen und die regionale Initiative begleiten.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Darüber hinaus verfolgen wir das Ziel, weitere Nationalparks gemäß IUCN-Kriterien<br />
(International Union for Conservation of Nature) zu erkunden und zu ermöglichen.<br />
Der Nationalpark Eifel soll weiter entwickelt werden.<br />
Der Internationale Platz Vogelsang soll als NS Dokumentationszentrum, als<br />
Nationalparkzentrum und regionales Zentrum für Kultur und Tourismus ausgebaut<br />
werden. Das Land strebt mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) als<br />
Eigentümerin ein einvernehmliches Vorgehen an, um eine sinnvolle und umfassende<br />
Nachfolge-Nutzung der Grundstücke im Rahmen einer 3. Leitentscheidung<br />
sicherzustellen.<br />
Für Arten, für die <strong>NRW</strong> eine besondere Verantwortung trägt oder deren Aussterben<br />
befürchtet werden muss, werden spezielle Artenschutzprogramme aufgelegt. Der<br />
gute Erhaltungszustand der NATURA 2000-Gebiete und die anspruchsvolle<br />
Einstufung von Erhaltungszuständen entsprechend den Zielen der Flora-Fauna-<br />
Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) sind abzusichern. Für die NATURA 2000-Gebiete<br />
sind bis Ende 2012 qualifizierte Managementpläne für alle Flächen des<br />
Europäischen Schutzgebietssystems zu erstellen. Neben dem ersten Wildnis-Gebiet<br />
im Siebengebirge werden wir das aus der Nationalen Strategie zur biologischen<br />
Vielfalt resultierende Wildnisgebietskonzept <strong>NRW</strong> fortsetzen. So ist es bereits<br />
gelungen, ein nordrhein-westfälisches Netz von Wildnisflächen auf den Weg zu<br />
bringen. Dieser Weg muss jetzt konkretisiert und die Flächen in den Prozessschutz<br />
entlassen werden.<br />
Wir wollen in <strong>NRW</strong> eine "Stiftung für das Naturerbe" einrichten, um der Verpflichtung<br />
der öffentlichen Hand und des öffentlichen Eigentums zum Schutz der Natur<br />
nachzukommen und gleichzeitig neuen Raum für bürgerschaftliches Engagement zu<br />
eröffnen. Das Naturerbe <strong>NRW</strong> umfasst neben den NATURA 2000-Gebieten national<br />
und landesweit ausgewiesene Schutzgebiete, wertvolle Naturgebiete sowie die<br />
landeseigenen Waldflächen. Ziel ist es, diese Naturerbe-Flächen einschließlich der<br />
Betreuungsverantwortung der Stiftung zu übertragen. Für die Ausgestaltung werden<br />
wir einen Diskussionsprozess mit allen Beteiligten initiieren.<br />
Wir wollen den ehrenamtlichen Naturschutz stärken und seine Mitwirkungsrechte auf<br />
Basis der Aarhus-Konvention umsetzen. Dazu gehören auch eine Stärkung der<br />
Naturschutzstrukturen (u. a. Biologische Stationen, Landesbüro) und eine<br />
verbesserte Umweltbildung.<br />
Für <strong>NRW</strong> wollen wir im Dialog mit den Naturschutzverbänden ein<br />
Naturschutzfördergesetz prüfen.<br />
Das Netz der Biologischen Stationen, die bedingt durch ihre örtliche Lage<br />
unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen, wird dauerhaft sichergestellt. Die<br />
Biologischen Stationen werden als Antragsteller bei allen für ihre Aufgaben<br />
relevanten Förderprogrammen des Landes zugelassen und in ihrem Bestreben, EU-<br />
Mittel ins Land <strong>NRW</strong> zu holen, aktiv unterstützt. Die Tätigkeiten der Biologischen<br />
Stationen - auch im Rahmen der Landesfinanzierung - sind weiterhin steuerrechtlich<br />
als gemeinnützig anzuerkennen und dem ideellen Bereich zuzuordnen.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Wir wollen das Kleingartenwesen fördern, die Ergebnisse der Kleingartenstudie<br />
umsetzen und neue Zukunftsperspektiven entwickeln. Dazu prüfen wir ein Konzept<br />
für einen „Sozialfonds Kleingartenkredite“, der Familien mit geringem Einkommen die<br />
Finanzierung eines Kleingartens ermöglichen soll.<br />
<strong>NRW</strong> lebenswert halten - Natürliche Ressourcen schützen<br />
Ökologische und nachhaltige Wasserwirtschaft<br />
Sauberes und gesundes Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel und für<br />
jeden Menschen unverzichtbar. Wir verfolgen ein Konzept der nachhaltigen und<br />
ökologischen Wasserwirtschaft. Flüsse, Bäche und ihre Auen sollen wieder zu<br />
zentralen Lebensadern werden. Wir treten für einen vorsorgenden ökologischen<br />
Hochwasserschutz ein und wollen diesen verbindlich und langfristig absichern. <strong>NRW</strong><br />
verfügt über zahlreiche Wasservorkommen und eine anerkannte Wasserwirtschaft.<br />
Bei der Bekämpfung der Gewässerbelastung muss an der Schadstoffquelle<br />
angesetzt werden. Die Landesregierung wird das Programm Reine Ruhr zu einem<br />
„Masterplan Wasser <strong>NRW</strong>“ weiterentwickeln, der ein umfassendes Programm zur<br />
Reduzierung der Einleitung gefährlicher Stoffe, eine Verbesserung der<br />
Gewässerqualität und des Lebensraums Fließgewässer, eine nachhaltige<br />
Weiterentwicklung der Ver- und Entsorgung, der Wasserforschung und der<br />
Förderung der Chancen der Wasserwirtschaft enthält.<br />
Wir unterstützen die Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie und wollen diese zum<br />
nachhaltigen Gewässer- und Grundwasserschutz konsequent umsetzen. Dies<br />
erfordert eine Überarbeitung der bisherigen Planungen - in Kooperation mit allen<br />
Akteuren - und eine sichere Finanzierung. Der Bezug zu den Einnahmen aus dem<br />
Wasserentnahmeentgelt ist beizubehalten, so dass die entsprechenden Maßnahmen<br />
zweckgebunden und prioritär für die Finanzierung der Wasserrahmenrichtlinie<br />
verwendet werden.<br />
Mit einer Novelle des Landeswassergesetzes wollen wir das neue bundesweite<br />
Wasserrecht umsetzen und dabei landesrechtliche Handlungsspielräume zur<br />
Verbesserung nutzen. Wasser ist Teil der Daseinsvorsorge und gehört in öffentliche<br />
Verantwortung.<br />
Die Wasserverbände erbringen mit regional- und strukturwirtschaftlichen Beiträgen<br />
wie dem neuen Emschertal wichtige Leistungen für unser Land.<br />
Bei der Novellierung des Landeswassergesetzes (inkl. Verbandsgesetze) wollen wir<br />
im Bereich der Abwasserentsorgung und Wasserversorgung die Möglichkeiten<br />
interkommunaler Kooperationen z.B. durch eine interkommunale Anstalt des<br />
öffentlichen Rechts erleichtern und Kooperationen zwischen Kommunen und<br />
Wasserwirtschaftsverbänden (Übertragung der Kanalnetze) verbessern.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Stabile Abwassergebühren sind sowohl für die Bürgerinnen und Bürger als auch für<br />
die Wirtschaft wichtig. Deshalb werden wir kostengünstige und effiziente Verfahren<br />
der Abwasserreinigung unterstützen.<br />
Wir nehmen uns der Problematik der steigenden Grundwasserstände in den vom<br />
Steinkohlebergbau betroffenen Regionen an, um wirksam Maßnahmen zu entwickeln<br />
und zügig umzusetzen. So wird den berechtigten Sorgen der Bürgerinnen und<br />
Bürger in den betroffenen Regionen vor zunehmenden Kellervernässungen<br />
Rechnung getragen. Die Finanzierung dieser Maßnahmen ist verursachergerecht<br />
von den früheren und jetzigen Bergbautreibenden sowie den Kommunen<br />
sicherzustellen. Um langwierige Einzelfallentscheidungen zu vermeiden, soll ein<br />
rechtlich begründeter und nachvollziehbarer Verteilungsschlüssel und<br />
Berechnungsmodus entwickelt werden, der zur Rechtssicherheit und Akzeptanz für<br />
die Planung, Durchführung und Finanzierung der notwendigen Maßnahmen sowohl<br />
bei den Bürgerinnen und Bürgern als auch bei den Beteiligten beiträgt.<br />
Die Einleitungen der Salzabwässer von Kali und Salz AG in Werra und Weser<br />
verstoßen gegen die Anforderungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Wir<br />
unterstützen deshalb die Empfehlung des Runden Tischs "Gewässerschutz<br />
Werra/Weser und Kaliproduktion" zum Bau einer Pipeline zur Nordsee.<br />
Funktionsprüfung von Abwasserkanälen<br />
Bei der Regelung der Funktionsprüfung von Abwasserkanälen werden wir eine dem<br />
Gewässerschutz verpflichtete Vorsorgepolitik gemäß dem Wasserhaushaltsgesetz<br />
des Bundes fortsetzen. Neben dem Gewässerschutz geht es um landespolitische<br />
Verlässlichkeit gegenüber Kommunen, Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern<br />
und Handwerkerinnen und Handwerkern.<br />
Die Prüfung von privaten und öffentlichen Kanälen soll möglichst gleichzeitig<br />
vollzogen werden. Hierbei muss es zu einem fairen Ausgleich zwischen den<br />
Interessen aller Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern und dem<br />
Gewässerschutz kommen. Die Fristen werden entsprechend angepasst. Dabei<br />
werden wir beispielsweise kürzere Fristen für Wasserschutzgebiete vorsehen und<br />
prüfen, ob längere Fristen (20-30 Jahre) in Siedlungsgebieten mit überwiegend Einund<br />
Zweifamilienhäusern festgelegt werden können.<br />
Wir werden bei der Funktionsprüfung zeitnah eine bürgerfreundliche und soziale<br />
Lösung erarbeiten, die insbesondere soziale Härten und Ungerechtigkeiten bei der<br />
Umsetzung von evtl. Sanierungen vermeiden wird. Für diesen Fall werden wir die<br />
Fördermöglichkeiten des Landes klarer regeln. Parallel werden wir gegenüber der<br />
Bundesregierung auch darauf drängen, dass diese eine bundeseinheitliche Regelung<br />
- eine Verordnung zum Wasserhaushaltsgesetz (WHG) - schnellstmöglich auf den<br />
Weg bringt.<br />
Boden- und Flächenschutz verbessern<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Der Boden stellt eine unvermehrbare und unverzichtbare Lebensgrundlage dar. Sein<br />
Schutz hat mit Blick auf die Ressourcenknappheit, den Erhalt der regional typischen<br />
biologischen Vielfalt und der zukünftigen landwirtschaftlichen Produktion eine<br />
wachsende Bedeutung. Wir setzen uns für eine EU-Bodenrahmen-Richtlinie ein. Der<br />
weiterhin zu große Boden- und Flächenverlust (z. B. durch Zersiedelung, Kiesabbau<br />
und großflächigen Unterglasanbau) muss verringert werden, auch damit<br />
insbesondere wertvolle landwirtschaftliche Flächen nicht weiter verloren gehen.<br />
Wir unterstützen das Ziel der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie, den<br />
Flächenverbrauch bis zum Jahr 2020 bundesweit auf 30 Hektar pro Tag zu senken,<br />
d.h. für <strong>NRW</strong> den Flächenverbrauch mindestens auf fünf Hektar pro Tag zu senken.<br />
Dazu erstellen wir für <strong>NRW</strong> ein entsprechendes Programm zur Reduzierung des<br />
Flächenverbrauchs.<br />
Flächenverbrauchs.<br />
Längerfristig verfolgen wir das Ziel des Netto-Null-<br />
Wir wollen die "Allianz für die Fläche" fortführen und ein Zertifizierungssystem für<br />
flächensparende Kommunen einrichten.<br />
Zur Erreichung einer praxisnahen und umsetzungsorientierten Breitenwirkung<br />
werden wir den erfolgreich aufgebauten Flächenpool <strong>NRW</strong> ab dem Jahr 2012 in den<br />
Regelbetrieb als Gemeinschaftsaufgabe von Stadtentwicklung und Flächenschutz<br />
überführen.<br />
Wir wollen den Freiraumschutz erhöhen, wirksame rechtliche und finanzielle<br />
Steuerungsinstrumente zum Flächenschutz entwickeln sowie entsprechende<br />
Maßnahmen in dem zu novellierenden Landesentwicklungsplan festlegen.<br />
Instrumente der Landes- und Regionalplanung werden wir weiterentwickeln sowie<br />
dem Flächenrecycling Vorrang geben.<br />
Neben Informationsmaßnahmen und rechtlichen Steuerungsinstrumenten werden wir<br />
z.B. im Kommunalen Finanzausgleich ein Anreizsystem für die Kommunen schaffen,<br />
das einen sparsamen Umgang mit Fläche belohnt. Geltende Instrumente und<br />
Maßnahmen, die den Flächenverbrauch belohnen, werden wir abschaffen. Wir<br />
werden die von den Kommunen erbrachten Leistungen zum Naturschutz oder zur<br />
Flächenschonung fördern und belohnen.<br />
Eine Ausweitung der Altlastenerkundung und -sanierung ist notwendig. Wir wollen<br />
gemeinsam mit der Wirtschaft im Verbund mit dem Altlastensanierungs- und<br />
Altlastenaufbereitungsverband <strong>NRW</strong> (AAV) zu einer langfristigen<br />
aufgabenadäquaten Finanzierung kommen. Der Altlastensanierungs- und<br />
Altlastenaufbereitungsverband <strong>NRW</strong> (AAV) soll als Partnerschaftsmodell zwischen<br />
Land, Kommunen und Wirtschaft fortgeführt und zu einem Kompetenzzentrum<br />
Umwelt weiterentwickeln werden. Das AAV-Gesetz wird entsprechend angepasst<br />
und eine Grundfinanzierung durch Land und Kommunen, sowie ein deutliches Signal<br />
zur Mitfinanzierung durch die Wirtschaft beinhalten. Die Finanzierung der<br />
Altlastensanierung und –aufbereitung aus Mitteln des Wasserentnahmeentgelts war<br />
hier ein wichtiger Schritt.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Ressource Kies nachhaltig nutzen<br />
Rohstoffförderung führt in einem dicht besiedelten Land wie Nordrhein-Westfalen<br />
zwangsläufig zu Konflikten um die Nutzung des knappen Raumes. Die Diskussionen<br />
im Regionalrat Düsseldorf zum Kiesabbau zeigen, dass mit fortschreitender<br />
Flächeninanspruchnahme die Akzeptanz für die Rohstoffgewinnung schwindet. Wir<br />
greifen weiterhin die Initiativen des „Niederrhein-Appells“ auf.<br />
Es gilt, Fehlentwicklungen zu stoppen, das Prinzip der Nachhaltigkeit und eine<br />
restriktive Gebietsprüfung landesplanerisch umzusetzen. Darüber hinaus wollen wir<br />
eine Kiesabgabe in <strong>NRW</strong> einführen, bundesweit das ´Schlupfloch´ im Bergrecht<br />
schließen, Recyclingpotenziale ausschöpfen und sicherstellen, dass vorhandene<br />
Kiesabgrabungen naturgemäß rekultiviert werden.<br />
Grundrecht „Gesund Leben“ - Umweltpolitik als Gesundheits- und Sozialpolitik<br />
Für den Schutz der Menschen und der Umwelt vor Umweltgiften, Luftschadstoffen,<br />
Lärm und Elektrosmog muss der Staat seine Schutzfunktion wahrnehmen. Dies<br />
wollen wir insbesondere mit einer umfassenden integrierten Gesamtkonzeption<br />
„Umwelt und Gesundheit“ erreichen. Kinder haben dabei einen besonderen<br />
Schutzanspruch und das Recht, in einer intakten und nicht gesundheitsgefährdenden<br />
Umwelt aufzuwachsen und sollen zentraler Maßstab der Betrachtung werden. Wir<br />
werden das Thema Umweltgerechtigkeit aufgreifen und die Zusammenhänge<br />
zwischen Umweltbelastungen und sozialer Benachteiligung systematisch<br />
aufarbeiten.<br />
Wir werden einen landesweiten „Masterplan Umwelt und Gesundheit <strong>NRW</strong>“<br />
erarbeiten, der ein Handlungskonzept für die verschiedenen Aktivitäten auf Landesund<br />
kommunaler Ebene darstellt. Dabei werden ambitionierte Ziele formuliert sowie<br />
ganzheitliche und integrierte Konzepte und Maßnahmen aufgestellt. Wir wollen die<br />
Gesundheitskonferenzen um das Themenfeld Umweltgesundheit erweitern. Dazu<br />
gehört auch die Einbeziehung der Daten und Auswertungen des Krebsregisters. Wir<br />
wollen, dass auch Kommunen „Aktionsprogramme Umwelt und Gesundheit“<br />
aufstellen.<br />
Natur in den Städten wird für die Menschen als Erholungsquelle immer wichtiger.<br />
Öffentliche Grünräume können Umweltbelastungen wie Lärm oder Staub reduzieren<br />
und die Gesundheit der Bevölkerung fördern. So schaffen wir mehr Lebensqualität<br />
vor allem für Menschen mit niedrigem Einkommen. Dazu gehören vor dem<br />
Hintergrund des Klimawandels mehr Grüngürtel, naturnahe Gewässer, Stadtbäume,<br />
Gärten und Parkanlagen sowie Dach- und Fassadenbegrünung. In diesem<br />
Zusammenhang leisten wir einen Beitrag zum Programm „Grüne Stadt“, welches<br />
insbesondere sozial benachteiligte Stadtteile zügig verbessert. Wir begrüßen die<br />
Bewerbungsabsichten der Metropole Ruhr zur „Grünen Hauptstadt Europas 2015“.<br />
Zur wirksamen Bekämpfung von Feinstaub (auch mit Blick auf zukünftige EU-<br />
Regelungen), Stickoxiden und Lärm verfolgen wir großräumige integrierte Konzepte<br />
sowie eine Strategie der nachhaltigen Mobilität hin zu mehr Bus, Bahn und Fahrrad.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Dazu gehört auch die Reduzierung der Feinstaubbelastung durch den<br />
Schiffsverkehr.<br />
Trotz intensiver Anstrengungen der Luftreinhalteplanung sind in unseren<br />
Ballungsräumen die gesundheitsbezogenen Grenzwerte für Stickstoffdioxid noch<br />
weitgehend deutlich überschritten. Daher werden wir mit einer umfassenden NOX-<br />
Minderungsstrategie alle relevanten Emissionsquellen in verschiedenen Bereichen<br />
auf den Weg bringen.<br />
Angesichts der großen Risiken von Schwermetallen (wie z.B. Cadmium, Arsen<br />
Nickel, und Quecksilber) für die menschliche Gesundheit und die Umwelt sind<br />
wirksame Maßnahmen zu deutlichen Reduzierung des Eintrags in die Umwelt<br />
notwendig. Nach der Wasserrahmenrichtlinie ist eine schrittweise Verringerung und<br />
Beendigung des Quecksilbereintrags in Gewässer zu erreichen. Es wird daher für die<br />
Medien Wasser, Boden und Luft der Handlungsbedarf bei Schwermetallen ermittelt<br />
und entsprechende Maßnahmen festgelegt und umgesetzt.<br />
Wir werden mit einer umfassenden Lärmminderungsstrategie und einem<br />
Aktionsbündnis „<strong>NRW</strong> wird leiser“ die Reduzierung des Umgebungslärms<br />
vorantreiben.<br />
Lärm macht krank und ist insbesondere in den Städten und Ballungsräumen eines<br />
der größten Umweltprobleme. Die EU-Umgebungslärmrichtlinie soll konsequent und<br />
einheitlich umgesetzt, die Lärmminderungsplanung bei Anpassung der<br />
Lärmgrenzwerte unter Gesundheitsaspekten ausgeweitet sowie die Finanzierung<br />
konkreter Maßnahmen verbessert werden. Bezogen auf die <strong>NRW</strong>-Flughäfen<br />
unterstützt das Land die zuständigen Kommunen aktiv bei der Erstellung von<br />
Lärmaktionsplänen gemäß EU-Umgebungslärmrichtlinie und bei der Umsetzung<br />
entsprechender Maßnahmen.<br />
Das Land wird verstärkt straßenverkehrsrechtliche Maßnahmen gegen Verkehrslärm<br />
ergreifen sowie gegenüber dem Bund eine deutliche Mittelerhöhung zur<br />
Lärmsanierung von Bundesfernstraßen und Schienenwegen einfordern. Der<br />
Landesbetrieb Straßen hat bei eigenen Projekten künftig verstärkt<br />
Lärmschutzmaßnahmen durchzuführen.<br />
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Starke ländliche Räume – naturnahe Landwirtschaft<br />
Ländliche Räume stärken<br />
Die ländlichen Räume in <strong>NRW</strong> sind wirtschaftsstark und lebenswert. Sie sind<br />
wichtige Standorte vieler kleiner und mittelständischer Unternehmen und bieten<br />
wertvolle Freizeitangebote und Naherholungsgebiete. Dies ist ein wichtiger<br />
Standortfaktor und macht <strong>NRW</strong> in Verbindung mit den Ballungsräumen attraktiv. Die<br />
Menschen, die im ländlichen Raum leben und arbeiten, haben einen Anspruch auf<br />
Zugang zu Bildung, Beschäftigung, sozialen Dienstleistungen und eine gute<br />
Infrastruktur. Es gilt für uns dabei der Grundsatz: Öffentliches Geld für öffentliche<br />
Güter.<br />
Die EU-Politik für den ländlichen Raum und EU-Agrarpolitik und stehen vor einem<br />
großen Umbruch. Der zukünftige Rahmen für die Finanzierungsphase 2014 - 2020<br />
wird gegenwärtig auf EU-Ebene diskutiert. Wir begrüßen die Pläne der EU-<br />
Kommission, die Politik des ländlichen Raums an den Kriterien der „Europa 2020“-<br />
Strategie auszurichten. Wir wollen deshalb die Strukturpolitik stärker mit der<br />
Agrarförderung verzahnen. Durch eine zielgerichtete Förderung wollen wir<br />
vorhandene Potenziale aktivieren, um eine wirtschaftliche Dynamik im ländlichen<br />
Raum in Gang zu setzen.<br />
Parallel dazu wollen wir auf Bundes- und EU-Ebene erreichen, dass die Zahlungen<br />
an die Landwirtschaft degressiv ausgerichtet sowie verbindlich mit sozialen<br />
Leistungen der Landwirtschaft und Leistungen im Bereich des Klima-, Umwelt-,<br />
Natur- und Tierschutzes gekoppelt werden.<br />
Wir wollen Beschäftigung und Wertschöpfung in den ländlichen Räumen halten.<br />
Dafür wollen wir verstärkt in die Ausbildung und Qualifikation der Menschen<br />
investieren. Wir setzen uns für eine integrierte Politik zur Entwicklung der ländlichen<br />
Räume ein. Mit ihr wollen wir die verschiedenen Politikbereiche besser auf die<br />
speziellen Bedürfnisse der Menschen im ländlichen Raum abstimmen.<br />
Wir fordern gerechte Löhne für gute Arbeit. Dafür ist auch und gerade ein<br />
gesetzlicher Mindestlohn in der Ernährungs- und Agrarwirtschaft sowie im Gartenbau<br />
und der Forstwirtschaft unabdingbar.<br />
Wir werden neue Förderkonzeptionen entwickeln, durch die mit Hilfe von<br />
Diversifizierung neue Erwerbsmöglichkeiten geschaffen, regionale<br />
Wertschöpfungsketten gestärkt, die Nahversorgung gesichert, Allianzen zwischen<br />
Stadt und Land unterstützt und neue Entwicklungschancen geboten werden. Hierzu<br />
gehören die Erneuerbaren Energien und der Tourismus ebenso wie die Förderung<br />
des traditionellen Ernährungshandwerks und dessen regionaltypische Produkte.<br />
Durch einen effizienteren Wissens- und Technologietransfer kann die<br />
Wettbewerbsfähigkeit der kleinen und mittleren Betriebe in ländlichen Räumen<br />
verbessert werden. Eine gut ausgebaute Kommunikationsinfrastruktur ist hierfür ein<br />
wesentlicher Standortfaktor. Die Unternehmen und Menschen brauchen schnelle,<br />
leistungsfähige und kostengünstige Informationstechniken. Die Breitbandtechnologie<br />
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muss deshalb auch für den ländlichen Raum zur Verfügung gestellt werden. Wir<br />
werden daher das von der letzten Landesregierung initiierte Konzept zur<br />
Breitbandförderung in den ländlichen Regionen fortsetzen.<br />
Programme wie LEADER und „Regionen Aktiv“ haben gezeigt, dass ländliche<br />
Regionen von den Ideen, der Tatkraft von Bürgerschaft und Wirtschaft profitieren.<br />
Eine erfolgreiche Entwicklung hängt nicht zuletzt auch vom Engagement der<br />
Menschen vor Ort ab. Die Bürgerinnen und Bürger sollen in den Regionen<br />
selbstbestimmt mitentscheiden, welche Entwicklungspfade sie für ihre Region<br />
beschreiten wollen. Dazu bedarf es eines effizienten Regionalmanagements. In<br />
diesem Zusammenhang werden wir mit einer „Regionalagentur Ländlicher Raum“,<br />
die sich an alle Akteure im ländlichen Raum richten wird den Ideenaustausch, die<br />
Fortbildung und Beratung für die Angelegenheiten des ländlichen Raums fördern und<br />
intensivieren sowie die Kooperation der Leader-Regionen und der Naturparke<br />
stärken.<br />
Wir wollen eine nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raumes mit starken grünen<br />
Regionen und einer Landwirtschaft, die zum Erhalt und zur Entwicklung lebenswerter<br />
ländlicher Räume beiträgt. Um dies zu gewährleisten benötigt das Land eine<br />
Verwaltungsstruktur, die sich mit allen Belangen der Entwicklung des ländlichen<br />
Raumes befasst. Deshalb werden wir die zersplitterte Struktur der Agrarverwaltung<br />
mit ihren unterschiedlichen Landesbehörden wie Landwirtschaftskammer als<br />
Landesbeauftragter, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV)<br />
und Bezirksregierungen überprüfen. Dabei stehen weiterhin die Ziele Handlungsund<br />
Kosteneffizienz im Mittelpunkt. Wir werden außerdem die vorhandenen<br />
Strukturen mit den Zielen überprüfen, die hoheitlichen Aufgaben von der<br />
Selbstverwaltung zu trennen und die zukünftige Umsetzung des Programms<br />
„Ländlicher Raum“ optimal zu gewährleisten.<br />
Landwirtschaft – naturnah und artgerecht<br />
Die Landwirtschaft in <strong>NRW</strong> hat eine große wirtschaftliche, ökologische und soziale<br />
Bedeutung. Der hohe Konkurrenzdruck und die bisherige EU-Agrarpolitik, der Boom<br />
agroindustrieller Tierhaltung, der Verlust von Tier- und Pflanzenarten sowie<br />
zunehmende Monokulturen bestimmen die Diskussion über die Zukunft der<br />
Landwirtschaft. Wir wollen eine nachhaltige, bäuerliche und gentechnikfreie<br />
Landwirtschaft, die zum Erhalt und zur Entwicklung lebenswerter ländlicher Räume<br />
beiträgt.<br />
Die Landwirtschaft braucht Produktionsformen und Tierhaltungsformen, die unsere<br />
Ressourcen nachhaltig nutzen und die ländlichen Räume nicht belasten. Wir wollen<br />
die Wettbewerbsfähigkeit einer Landwirtschaft fördern, deren Stärke in Qualität und<br />
Nachhaltigkeit besteht. Unser Ziel ist eine tier-, umwelt- und klimagerechte<br />
Modernisierung der Landwirtschaft. Statt einer Politik des Wachsens oder Weichens<br />
werden wir gezielt über die Agrarförderung mit der nächsten EU-Förderperiode ab<br />
2014 die kleineren und mittleren Betriebe in den Mittelpunkt der Landesförderung<br />
stellen. Zusätzlich wollen wir uns auch in einer gesonderten Strategie mit den<br />
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Nebenerwerbsbetrieben so beschäftigen, dass eine Fortführung auch in der<br />
nächsten Generation ermöglicht wird.<br />
Wir wollen mit einer Umstellungsoffensive und einer stärkeren Orientierung in der<br />
Ausbildung den Ökolandbau ambitioniert ausbauen und den Bioboom für <strong>NRW</strong><br />
nutzen. Wir werden Initiativen ergreifen, um unsere Landwirtschaft dabei zu<br />
unterstützen, die heimische Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln zu decken. In diese<br />
Strategie wird die gesamte Wertschöpfungskette vom „Stall bis zur Ladentheke“<br />
einbezogen.<br />
Im Sinne der Stärkung der Regionalvermarktung und zur Unterstützung der<br />
artgerechten Tierhaltung werden wir ein „100-Kantinen-Programm“ auflegen mit dem<br />
Ziel, in den nächsten fünf Jahren 100 Kantinen auf eine möglichst hohe Versorgung<br />
mit regionalen und artgerechten Produkten umzustellen.<br />
Angesichts der schwachen Marktstellung der Landwirte werden wir<br />
Erzeugergemeinschaften und Bündelungsinitiativen sowie Einrichtungen für mehr<br />
Markttransparenz (Monitoringstelle Milch) unterstützen, um so die Position der<br />
Erzeuger am Markt deutlich zu stärken und dadurch einen Beitrag für faire<br />
Marktbedingungen für Milch zu leisten.<br />
Die Förderung tier- und artgerechter Haltungsformen wollen wir deutlich verstärken.<br />
Eine Politik, die zu mehr Großmastanlagen führt, lehnen wir ab. Um die<br />
Fehlentwicklungen einzudämmen, werden wir hierzu die Instrumente der<br />
Regionalplanung und des Bau- und Immissionsschutzrechtes nutzen und<br />
verbessern. Den Kommunen müssen planungsrechtliche Möglichkeiten zur<br />
Steuerung von Intensivtierhaltungsanlagen an die Hand gegeben werden.<br />
Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass durch eine Absenkung der Tierplatzzahlen in<br />
der 4. BImSchV alle großen Anlagen den Vorsorgeanforderungen des<br />
Immissionsschutzrechts unterliegen und eine stärkere Öffentlichkeitsbeteiligung<br />
stattfindet. Im Außenbereich privilegiert sollen zukünftig nur noch Ställe sein, die<br />
keiner immissionsschutzrechtlichen Genehmigung bedürfen. In bereits besonders<br />
tierdichten Regionen ab 1,5 Großvieheinheiten/ha wollen wir die Genehmigung neuer<br />
Ställe an weitere Bedingungen (eigene Futtergrundlage, ortsnahe Gülleverwertung<br />
etc.) knüpfen.<br />
Die Emissionen von Tierhaltungsanlagen können eine relevante<br />
Gesundheitsgefährdung darstellen. Wir werden dafür eintreten, die Anforderungen<br />
an den Stand der Technik und die Forschung hinsichtlich von Bioaerosolen insoweit<br />
zu verstärken.<br />
Zur Verminderung von Resistenzen setzen wir uns für eine drastische Verminderung<br />
des Antibiotikaeinsatzes in der Tierhaltung ein und werden entsprechende<br />
Bundesratsinitiativen starten.<br />
Die biologische Vielfalt und Landwirtschaft dürfen sich nicht ausschließen. Dies<br />
wollen wir mit Maßnahmen und Programmen begleiten. Wie andere Bereiche ist<br />
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auch die Landwirtschaft vor die Herausforderung gestellt, ihren Beitrag zum<br />
Klimaschutz zu leisten.<br />
Die Biomassestrategie wollen wir realistisch, ausgewogen, nachhaltig und als<br />
integralen Bestandteil der Förderung der Erneuerbaren Energien weiterentwickeln.<br />
Dazu bedarf es als Grundlage einer regionalspezifischen Potenzialanalyse unter<br />
Nachhaltigkeitskriterien.<br />
Wir werden im Verbund mit der Landwirtschaft alle Möglichkeiten ausschöpfen, <strong>NRW</strong><br />
gentechnikfrei zu halten. Im Bundesrat wird sich die Landesregierung dafür<br />
einsetzen, dass es keine weiteren Lockerungen am derzeitigen Gentechnikgesetz<br />
geben wird und die Verursacher von entsprechenden Kontaminationen zur<br />
Übernahme der Kosten herangezogen werden. Wir wollen, dass auch zukünftig kein<br />
Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen und keine Freisetzungsversuche in<br />
<strong>NRW</strong> stattfinden. Wir setzen uns dafür ein, dass jede Verunreinigung von Saatgut,<br />
Futter- und Lebensmitteln durch gentechnisch veränderte Organismen vermieden<br />
wird (Nulltoleranz-Prinzip). Wir halten an dem Prinzip fest, auf landeseigenen<br />
Flächen ein Gentechnikverbot auszusprechen. Damit Verbraucherinnen und<br />
Verbraucher die klare Wahl haben, werden wir uns auch weiterhin für eine eindeutige<br />
Kennzeichnung einsetzen.<br />
Für den Gartenbau sind innovative Perspektiven zu stärken und weiter auszubauen<br />
sowie die Energieeffizienz zu unterstützen.<br />
Die Agrarforschung, die Lehre und die landwirtschaftliche Ausbildung müssen stärker<br />
als bisher an den Anforderungen einer nachhaltigen Landwirtschaft ausgerichtet<br />
werden.<br />
Aufgrund des zunehmenden Bienensterbens werden wir die Imkerinnen und Imker in<br />
Nordrhein-Westfalen in ihrer Qualifikation unterstützen und uns für die Förderung<br />
einer artgerechten Bienenhaltung einsetzen.<br />
Nachhaltige Waldwirtschaft vorantreiben<br />
Wir wollen unsere Wälder durch nachhaltige und naturnahe Waldbewirtschaftung<br />
schützen und sichern. Wald ist nicht nur als Produktionsstätte für den<br />
nachwachsenden Rohstoff Holz und als natürliche Lebensgemeinschaft für Tier- und<br />
Pflanzenarten unverzichtbar. Ein gesunder Wald wird auch zum Schutz des Bodens<br />
und des Wassers, als Klima-, Immissions-, Lärm- und Sichtschutz, aber vor allem als<br />
Erholungsraum und Lernort für Menschen dringend gebraucht.<br />
Wir wollen den Umbau und Aufbau von naturnahen Wäldern voranbringen, die den<br />
Folgen von Klimawandel, Schädlingsbefall und anderen Belastungen widerstehen<br />
können. Wir wollen das Landesforstgesetz zu einem Landeswaldgesetz<br />
weiterentwickeln, welches stärker an den Kriterien einer nachhaltigen Waldwirtschaft<br />
ausgerichtet ist.<br />
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Mit einer Waldstrategie 2050 wird ein Fachkonzept erarbeitet, das als Grundlage und<br />
zum Maßstab für neue Initiativen der Wald- und Holzwirtschaft dienen soll. Wir<br />
wollen mehr Wald in <strong>NRW</strong>. Die Förderung des Kleinprivatwaldes wird an<br />
Nachhaltigkeits- und Klimaschutzkriterien ausgerichtet und deshalb im bisherigen<br />
System fortgeführt. Die langjährige Praxis der Beratung Betreuung und Förderung<br />
schafft die Voraussetzung zur Sicherung der Waldfunktionen auch im Klimawandel<br />
und der Erwirtschaftung von Holzerträgen ohne eigene ökonomische Interessen.<br />
Um den Schutz vorhandener Waldflächen vor einer weiteren Ausdehnung des<br />
Anbaus von Weihnachtsbäumen sicherzustellen, werden wir umgehend eine<br />
Änderung des Landesforstgesetzes vornehmen<br />
Der öffentliche Wald hat eine besondere Gemeinwohlorientierung. Wir lehnen einen<br />
weiteren Verkauf des Staatswaldes, wie in der Eifel geschehen, ab. Im Gegenteil:<br />
Wir wollen mehr landeseigenen Wald. Investitionen in naturnahen Dauerwald sind<br />
auch in ökonomischer Hinsicht vorteilhaft. Wir prüfen deshalb Investitions- und<br />
Beteiligungsmöglichkeiten Dritter, um die Waldverluste aus den Jahren 2005 – 2010<br />
zu kompensieren und insbesondere auch das bürgerschaftliche Engagement zu<br />
stärken. Für eine nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes wollen wir eine gut<br />
aufgestellte Einheitsforstverwaltung flächendeckend erhalten, damit die Aufgaben<br />
hier gebündelt und konzentriert für die gesamte Landesverwaltung wahrgenommen<br />
werden.<br />
Beratung und Betreuung der Waldbäuerinnen und -bauern sind wichtige Instrumente.<br />
Hier wollen wir für Kontinuität sorgen.<br />
Der gesamte Staatswald wird nach den Kriterien des Forest Stewardship Council<br />
(FSC) laufend weiter zertifiziert.<br />
Zur Nutzung brach liegender Potenziale ist die Holzmobilisierung voranzutreiben<br />
(auch durch Gründung und Förderung von Waldgenossenschaften und gezielte<br />
Flurbereinigungen) und die Holzvermarktung zu fördern. Im Rahmen der Umsetzung<br />
einer integrierten Umweltwirtschaftsstrategie kommt dem Cluster Wald und Holz eine<br />
Vorbildfunktion zu. Wir beabsichtigen, die Clusterstudie Wald und Holz weiter<br />
fortzuschreiben. Kleine und mittlere Betriebe der holzverarbeitenden Industrie wollen<br />
wir erhalten, um so Beschäftigung und Ausbildung auch in diesem Bereich zu<br />
stärken. Dabei ist auch das Cluster Wald und Holz mit einer Klimaschutzleistung von<br />
ca. 10 % der CO2- Emissionen in <strong>NRW</strong> ein bedeutender Baustein (180 000<br />
Beschäftigte). Wir wollen eine Steigerung der Holzverwendung aus heimischen<br />
Wäldern bei Neubau und im Bestand (Gebäudesanierung) erreichen, z.B. durch eine<br />
Novelle der Landesbauordnung<br />
Natur- und tierschutzgerechte Jagd<br />
Bestandteil einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung und der Nutzung des<br />
Offenlandes ist auch eine zeitgemäße Form der Jagd. Hier wollen wir einen<br />
Paradigmenwechsel hin zur Nachhaltigkeit einleiten und das Jagdrecht an<br />
ökologischen Prinzipien und dem Tierschutz ausrichten (Ökologisches Jagdgesetz).<br />
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Oberstes Ziel der Jagd muss der Schutz des Waldes vor zu hohen Wildbeständen<br />
sein. In Schutzgebieten darf nur gejagt werden, wenn der Schutzzweck dies<br />
erfordert.<br />
In der letzten Legislaturperiode hat das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt,<br />
Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz dazu bereits einen interdisziplinären<br />
Arbeitskreis „Jagd und Naturschutz“ eingerichtet, um mit allen beteiligenden<br />
Akteuren die Erfahrungen aus den anderen Bundesländern auszuwerten und einen<br />
möglichst breiten Konsens zu erreichen. Dieser konstruktive und fachlich orientierte<br />
Dialog soll mit allen Betroffenen und Beteiligten fortgesetzt werden. Wir erwarten<br />
dabei von den entsprechenden Jagdverbänden, dass sie sich fair und konstruktiv in<br />
den Dialog einbringen.<br />
Das Jagd- und Fischereirecht muss nach ökologischen und Tierschutzkriterien<br />
ausgerichtet werden. Praktiken, die mit dem Tierschutz unvereinbar sind, wollen wir<br />
künftig untersagen.<br />
Wir wollen ein Fischerei- und Jagdrecht, das den Schutz aller Arten umfasst. Ein<br />
wichtiger Schritt ist hierzu, die Verordnungen der Länder (z.B. bei Brut- und<br />
Rastvögeln, Kormoranen) besser aufeinander abzustimmen und zu einem<br />
einheitlichen fachlich abgestimmten und zielgerichteten Management zu kommen.<br />
Die bisherige Jagdsteuer läuft Ende 2012 aus. Den Kommunen soll die Möglichkeit<br />
gegeben werden, bei Wunsch weiterhin die Jagdsteuer zu erheben.<br />
Verbraucherinnen und Verbraucher mächtig machen - Verbraucherschutz<br />
stärken<br />
Wir wollen den Verbraucherschutz in <strong>NRW</strong> stärken. Ein funktionierender Wettbewerb<br />
setzt starke Verbraucherrechte und die Gleichgewichtigkeit zwischen Anbieterinnen<br />
und Anbietern auf der einen und Nachfragerinnen und Nachfragern auf der anderen<br />
Seite voraus. Starke Verbraucherinnen und Verbraucher brauchen zusätzlich starke<br />
und unabhängige Verbraucherschutzstrukturen. Bei vielen Aufgaben der<br />
Verbraucherpolitik ergeben sich Schnittpunkte mit den Bereichen Soziales, Jugend,<br />
Migration, Bildung, Energie, Gesundheit, neue Medien und Familie. Es gilt deshalb<br />
die Verbraucherpolitik zu stärken und zwischen den Ressorts weiter zu vernetzen.<br />
Verbraucherinnen und Verbraucher brauchen unabhängige Informationen, Beratung<br />
und Bildung, um in globalen und liberalisierten Märkten mündige und selbstbewusste<br />
Entscheidungen treffen zu können. Dazu sind starke Verbraucherinstitutionen als<br />
"Anwälte" der Verbraucherinnen und Verbrauchen unabdingbar. Die mit der<br />
Verbraucherschutzzentrale bis 2015 getroffenen Vereinbarung werden wir langfristig<br />
fortschreiben und dadurch finanzielle Planungssicherheit sowie einen<br />
flächendeckenden Ausbau des Beratungsstellennetzes gewährleisten. Wir werden<br />
zugleich die „Verbraucherschutzstiftung in <strong>NRW</strong>“ stärken, um weitere wichtige<br />
Vorhaben im Verbraucherschutz für die Menschen in unserem Land voranzubringen.<br />
Wir werden dort die Beratung intensivieren, wo Menschen keine Möglichkeit haben<br />
oder ihnen das Wissen fehlt, Informationen zu gewinnen und sachgerecht zu<br />
bewerten. Deshalb sollen die Beratungs- und Unterstützungsangebote der<br />
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Verbraucherzentralen so ausgebaut werden, dass eine gleichberechtigte Teilhabe<br />
aller Bürgerinnen und Bürger vor Ort gesichert ist.<br />
Im Bereich des Finanzmarktes wollen wir umfassende Transparenz über Produkte,<br />
Risiken und Provisionen für die Verbraucherinnen und Verbraucher schaffen. Durch<br />
Initiativen auf Bundesebene wollen wir eine Stärkung der Finanzmarktaufsicht<br />
voranbringen, um einen besseren Schutz der Kundinnen und Kunden vor unseriösen<br />
Angeboten und fehlerhafter Beratung zu erreichen. Dazu gehört die Aufnahme des<br />
Verbraucherschutzes als Aufgabe der Bundesanstalt für<br />
Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), die Einrichtung eines Finanzmarktwächters<br />
sowie der Ausbau der Kontrollinstrumente („mystery shopping“, Verbot des Angebots<br />
eigener oder besonders risikoreicher und komplexer Finanzprodukte etc.). Auch die<br />
unabhängigen Anlageberater sowie die Preisaufsicht über Finanzprodukte sollen<br />
zukünftig der Aufsicht der BaFin unterstehen.<br />
Drückermethoden am Bankenschalter wollen wir bekämpfen. Gleichzeitig hat sich bei<br />
Verbraucherinnen und Verbrauchern ein erheblicher Bedarf an unabhängiger<br />
Beratung und Information über Finanzprodukte offenbart, dem wir mit der<br />
Verbraucherzentrale <strong>NRW</strong> entsprechen wollen. Viele Haushalte befinden sich in<br />
einer prekären Finanzsituation. Wir haben deshalb die Landesförderung der<br />
gemeinnützigen Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung bereits erhöht und<br />
werden mit den Mitteln aus dem Sparkassenfonds auch weiter für eine<br />
auskömmliche Finanzierung sorgen. Analog zum Sparkassenfonds wollen wir auch<br />
die Banken an der Finanzierung der gemeinnützigen Schuldner- und<br />
Verbraucherinsolvenzberatung und von Bildungsangeboten zur<br />
Verbraucherfinanzbildung beteiligen.<br />
Wir werden uns auch dafür einsetzen, dass Geschäfte mit der Armut etwa durch<br />
unseriöse Schuldnerberater und überhöhte Inkassokosten wirksam verhindert<br />
werden und dass es eine gesetzliche Regelung für ein Girokonto auf Guthabenbasis<br />
für alle gibt.<br />
Die Gesundheitspolitik der vergangenen Jahre hat die Weichen im<br />
Gesundheitswesen in Richtung mehr Wettbewerb und Wahlfreiheit gestellt.<br />
Patientinnen und Patienten müssen Entscheidungen über Individuelle<br />
Gesundheitsleistungen (IGeL), die Wahl ihrer Krankenkasse und<br />
verschreibungsfreier Medikamente treffen und sich immer stärker an den Kosten<br />
beteiligen. Neben dem Einsatz für bessere Verbraucherrechte im Gesundheitsmarkt<br />
werden wir es der Verbraucherzentrale <strong>NRW</strong> ermöglichen, unabhängige<br />
Informationen bereitzustellen, eine Rechtsberatung im Pflegemarkt voranzutreiben<br />
sowie Rechtsverstößen von Gesundheitsdienstleistern entgegenzutreten.<br />
Unser Ziel ist es, nachhaltiges Konsumverhalten bei Verbraucherinnen und<br />
Verbrauchern zu verankern und die Voraussetzungen für einen nachhaltigen<br />
Lebensstil zu schaffen. Daher unterstützt das Land insbesondere Maßnahmen zur<br />
Wertschätzung von Lebensmitteln und zur Reduzierung der CO2-Emissionen.<br />
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<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Zur Verbesserung der Transparenz werden wir alle zwei Jahre einen<br />
Verbraucherschutzbericht vorlegen. Das Verbraucherinformationsgesetz wollen wir<br />
entsprechend der vom <strong>NRW</strong> Verbraucherschutzministerium im letzten Jahr in den<br />
Bundesrat eingebrachten Anträge fortentwickeln und insbesondere auf<br />
verbrauchernahe Dienstleistungen (Finanzmarktprodukte, Mobilität,<br />
Energiedienstleistungen etc.) ausweiten.<br />
Wir werden für Transparenz bei den amtlichen Kontrollergebnissen im Gastronomieund<br />
Lebensmittelbereich (Hygienebarometer) sorgen. Sollte es nicht zeitnah zu einer<br />
Lösung auf Bundesebene kommen, werden wir den Beschluss der<br />
Verbraucherschutzministerkonferenz aus dem Jahr 2011 soweit wie rechtlich möglich<br />
auf Landesebene umsetzen. Noch in diesem Jahr wollen wir in ausgewählten<br />
Kommunen mit einem internetbasierten Modellprojekt beginnen.<br />
Verstöße gegen Vorschriften zum Gesundheits- und Täuschungsschutz,<br />
Hygienemängel, Grenzwertüberschreitungen bei Lebensmitteln im Sinne des § 40<br />
Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB) werden wie auf einer<br />
landeseinheitlichen Homepage veröffentlichen, um eine möglichst umfassende<br />
Transparenz zu gewährleisten. Die Überwachung des Internethandels und der<br />
EnergiekennzeichnungsVO wollen wir intensivieren und im Kompetenzteam des<br />
Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen<br />
(LANUV) bündeln.<br />
Wir wollen die Rechte der Verbraucherinnen und Verbraucher im Internet stärken.<br />
Wir setzen uns für verbindliche Maßnahmen zum Schutz vor Abo-Fallen,<br />
Massenabmahnungen und betrügerischen Angeboten im Netz ein.<br />
Verbraucherinnen und Verbraucher müssen sich möglichst rasch und einfach einen<br />
Überblick über die Qualität und Eigenschaften von Produkten und Dienstleistungen<br />
verschaffen können. Wir werden deshalb insbesondere Bundesratsinitiativen für<br />
einheitliche und verbindliche Kriterien für die Kennzeichnung von<br />
Ökostromangeboten, zur Novellierung der PKW-Energieverbrauchskennzeichnungs-<br />
Verordnung (CO2-Ausstoß gemessen an der Fahrzeugstandfläche bzw. Anzahl der<br />
Sitzplätze) sowie für einheitliche Standards und Kriterien für Energiepreisportale<br />
einbringen. Darüber hinaus werden wir Initiativen zur Kennzeichnung von Produkten<br />
und Lebensmitteln bezüglich ihrer Klimarelevanz sowie zur Erarbeitung und<br />
Einführung eines Regionalzeichens mit anspruchsvollen qualitativen Standards<br />
(ohne Gentechnik etc.) starten. Auch bei zusammengesetzten Lebensmitteln muss<br />
zukünftig die Haltungsform, mit denen die zur Herstellung verwandten Eier produziert<br />
worden sind, klar erkennbar sein.<br />
An oberster Stelle müssen gesunde und sichere Lebensmittel und Produkte (z.B.<br />
kein Gift in Kinderspielzeug) stehen. Neben umfassender Transparenz ist eine<br />
konsequente und qualifizierte Lebensmittelkontrolle der beste Schutz vor<br />
Lebensmittelskandalen.<br />
Die Lebensmittel- und Bedarfsgegenständeüberwachung wollen wir weiter<br />
verbessern. Neben einer weiteren Erhöhung der Zahl der Lebensmittelkontrolleure<br />
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<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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und insbesondere des wissenschaftlichen Personals werden wir das beim LANUV<br />
eingerichtete Kompetenzteam erweitern und ausbauen. Den Empfehlungen des<br />
Bundesrechnungshofes folgend wollen wir die Tierarzneimittelüberwachung und die<br />
Kontrolle großer Lebensmittelunternehmen auf staatliche Ebene überführen. Dazu<br />
wollen wir Gespräche mit der kommunalen Familie aufnehmen und auf Bundesebene<br />
ein solches Vorgehen möglichst konsensual verabreden.<br />
Um eine angemessene Überwachung im Verbraucherschutz zu gewährleisten und<br />
Kommunen und Land zu entlasten, sollen Kontrollen zukünftig weitgehend über<br />
kostendeckende Gebühren finanziert werden.<br />
Wir wollen, dass die Verpflegung in Kitas und Schulen in einer hohen<br />
gesundheitlichen und ökologischen Qualität angeboten wird. Deshalb werden wir uns<br />
dafür einsetzen, die Rahmenbedingungen insgesamt zu verbessern und die<br />
Vernetzungsstellen Schulverpflegung, die seit 5 Jahren Schulen und Trägern mit Rat<br />
und Tat zur Seite stehen, weiterhin finanziell fördern und erwarten von der<br />
Bundesregierung, dass sie sich ebenfalls weiter an den Kosten beteiligt. Das EU-<br />
Schulobstprogramm <strong>NRW</strong> werden wir fortführen und bedarfsgerecht ausweiten.<br />
Wir setzen uns dafür ein, dass Ernährungs- und Verbraucherbildung im Rahmen der<br />
UN-Dekade Bildung für Nachhaltige Entwicklung auch in der Schule verstärkt wird.<br />
Dort sollen elementare Kenntnisse in Ernährung, Medienkompetenz und Finanzen<br />
vermittelt werden.<br />
Wir setzen uns weiterhin für die Umsetzung des von <strong>NRW</strong> initiierten<br />
Bundesratsbeschlusses zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher vor<br />
illegaler Telefonwerbung sowie die Einführung der sog. Buttonlösung bei<br />
Vertragsabschlüssen im Internet ein.<br />
Mit dem Kompetenzzentrum Verbraucherforschung <strong>NRW</strong> wird die Landesregierung<br />
die Verbraucherforschung weiterhin unterstützen, um eine Wissensbasis als<br />
Grundlage für effizientes und nachhaltiges verbraucher- und wirtschaftspolitisches<br />
Handeln zu schaffen. Dabei soll auch die Kommunikation zwischen<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern angeregt, die Verbraucherforschung<br />
vernetzt und ihre Ergebnisse für eine zielgenaue Verbraucherpolitik genutzt werden.<br />
Energiepreise bekommen eine immer stärkere soziale Dimension. Insbesondere bei<br />
Erwerbstätigen mit geringem Einkommen, aber auch bei Bezieherinnen und<br />
Beziehern von Leistungen nach dem SGB-II kommt es immer wieder zu<br />
Stromsperren. Wir werden im Dialog mit den Energieversorgern und<br />
Verbraucherverbänden Lösungen erarbeiten, um Stromsperren zu vermeiden und<br />
Energiearmut wirksam zu reduzieren. Wir wollen eine Tarifgestaltung erreichen, die<br />
einen geringen Energieverbrauch begünstigt (z. B. kostenneutrale Einführung<br />
linearer Stromtarife durch die Abschaffung von Grundgebühren/-preisen). Zusammen<br />
mit der Verbraucherzentrale und den Wohlfahrtsverbänden starten wir Modellprojekte<br />
gegen Energiearmut und Stromsperren. Nach deren Evaluierung wollen wir ein<br />
landesweites Angebot schaffen.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Mehr Tierschutz in <strong>NRW</strong><br />
Tiere sind Lebewesen und als solche zu respektieren. Das Staatsziel Tierschutz<br />
muss konsequent umgesetzt werden. Wir setzen uns dafür ein, dass Tiere artgerecht<br />
leben können und ihnen Schmerz und Leid erspart bleiben. Deswegen brauchen<br />
Tiere mehr Rechte. Eine artgerechte und qualfreie Nutztierhaltung ist für uns der<br />
oberste Maßstab in der Landwirtschaft. Aus diesem Grund wollen wir die Förderung<br />
tiergerechter Zucht- und Haltungsformen deutlich verstärken. Darüber hinaus<br />
müssen die Transportzeiten für Nutztiere auf den Prüfstand. Ebenso werden wir die<br />
Arbeitsmethoden und -bedingungen auf Schlachthöfen untersuchen, um sie auch im<br />
Sinne des Tierschutzes zu verbessern.<br />
Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Dauer von Tiertransporten erheblich<br />
verkürzt wird, mit dem Ziel, dass kein Transporttag für Tiere acht Stunden<br />
überschreitet.<br />
Das in der letzten Legislaturperiode aufgrund der Auflösung des Landtages nicht<br />
mehr verabschiedete Verbandsklagerecht für Tierschutzverbände werden wir<br />
unverzüglich wieder in den Landtag einbringen und beschließen.<br />
<strong>NRW</strong> setzt sich auf EU-Ebene für eine Absenkung der Tierversuche ein. Dafür<br />
werden wir deutliche Anreize schaffen. Um die Tierversuchszahlen wirksam in <strong>NRW</strong><br />
zu senken, werden wir die alternativen Forschungsmethoden stärker unterstützen.<br />
Für die bereits bestehenden Alternativmethoden zur Tierversuchsforschung werden<br />
wir uns auf allen Ebenen dafür einsetzen, dass diese konsequent angewandt<br />
werden.<br />
Wir verfolgen das Ziel, einen Lehrstuhl für Tierschutz als Stiftungsprofessur<br />
einzurichten, der sich unter anderem verstärkt mit Alternativmethoden zu<br />
Tierversuchen befassen soll. Darüber hinaus wollen wir mehr Transparenz und<br />
Ansprechbarkeit für die Bevölkerung.<br />
Wir setzen ins für eine umfassende Novelle des Tierschutzgesetzes auf<br />
Bundesebene ein, die insbesondere eine wesentliche Verbesserung der<br />
Haltungsbedingungen für Nutztiere, ein Verbot von Börsen mit exotischen Tieren und<br />
ein bundesrechtliches Verbandsklagerecht für Tierschutzvereine umfassen soll.<br />
Die Haltung und Dressur von Wildtieren muss zu Gunsten eines zeitgemäßen<br />
Tierschutzes neu geregelt werden.<br />
Im Sinne des Tier- und Artenschutzes, aber auch zum Schutz von Anwohnerinnen<br />
und Anwohnern, wollen wir die Haltung von exotischen Tieren durch Privatpersonen<br />
auch landesrechtlich streng reglementieren.<br />
Tierheimen wollen wir mit einem Förderprogramm bei der Sanierung weiter helfen.<br />
V. Bauen, Wohnen, Verkehr<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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In <strong>NRW</strong> starke und lebenswerte Städte und Regionen schaffen<br />
Städte gewinnen für alle Bevölkerungsgruppen als Lebensraum, Wohnstandort und<br />
Arbeitsort wieder an Bedeutung. Heute leben etwa 80% aller Menschen in Nordrhein-<br />
Westfalen in Städten. Unsere Städte sind Wissenszentren und Quellen für<br />
Wachstum und Innovation, kulturelle und kreative Aktivitäten, nachhaltige<br />
Entwicklung und die Entwicklung von Arbeitsplätzen. In ihnen konzentrieren sich<br />
historische, kulturelle, soziale und bauliche Vielfalt und deren Zusammenwirken<br />
sowie wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten. Gleichzeitig stehen sie vor großen<br />
Herausforderungen: Die Bevölkerung wird älter und vielfältiger. Die soziale Spaltung<br />
wächst, die Ausgrenzung bestimmter Bevölkerungsgruppen nimmt zu, in einigen<br />
Gebieten fehlt preisgünstiger und geeigneter Wohnraum. In anderen Gebieten steht<br />
Wohnraum leer, weil mit dem demografischen Wandel schon allgemeine<br />
Schrumpfungsprozesse eingesetzt haben. Wir wollen unsere Städte bei der<br />
Bewältigung dieser Herausforderungen unterstützen und helfen ihnen bei ihrer<br />
Weiterentwicklung.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Stadtentwicklungspolitik als gesamtgesellschaftliche Querschnittsaufgabe<br />
Die Entwicklung von Stadt- und Ortsteilen ist eine ganzheitliche Aufgabe. Darum<br />
wollen wir das Handeln aller am Prozess der Stadtentwicklung und<br />
Wohnungsbauförderung beteiligten Personen und Institutionen verbindlicher<br />
abstimmen und öffentliche und private Investitionen besser koordinieren.<br />
Wir werden unser Wissen und unsere finanziellen Mittel bündeln, damit die<br />
Wirksamkeit der knappen öffentlichen Mittel verbessern und ein neues<br />
Verantwortungsbewusstsein für eine integrierte Stadtentwicklungspolitik schaffen.<br />
Dies soll dazu dienen, sich verschlechternde Quartiersituationen frühzeitig zu<br />
erkennen und ihnen zu begegnen - bevor diejenigen, die es sich leisten können, das<br />
Quartier verlassen und so überforderte Nachbarschaften entstehen. Die<br />
Bemühungen der verschiedenen Fachministerien, die im Bereich Stadtentwicklung<br />
tätig sind oder auf die Stadtentwicklung Einfluss nehmen, wollen wir besser<br />
aufeinander abstimmen und verknüpfen.<br />
Mit einer sozial orientierten, alters- und behindertengerechten, klimaangepassten,<br />
integrierten und integrativen Stadtentwicklungspolitik und Wohnungsbauförderung<br />
wollen wir die Standortqualitäten der Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen<br />
erhalten und stärken sowie die gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe aller<br />
sichern. Hierzu dienen beispielsweise die Verbesserung von Aufenthaltsqualitäten in<br />
öffentlichen Räumen, der Wohnfunktionen, der Nahversorgung, der vernetzten und<br />
städtebaulich integrierten Mobilitätsangebote, sichere und barrierefreie Fuß- und<br />
Radwege, sowie mehr Wohnort nahes Grün.<br />
Eine vorsorgende, stadtteilorientierte, soziale Stadtentwicklungspolitik stärkt den<br />
sozialen Zusammenhalt, wirkt der sozialen Ausgrenzung entgegen und schafft<br />
Sicherheit. Dies gelingt, wenn die städtebauliche Qualität stimmt, gutes Wohnen<br />
sicher ist und die sozialstrukturelle Vielfalt vorhanden ist.<br />
Die Natur in den Städten ist den Menschen als Erholungsquelle wichtig. Öffentliche<br />
Grünräume können Umweltbelastungen wie Lärm oder Staub reduzieren und Orte<br />
der Begegnung für Jung und Alt sowie des kulturellen und sportlichen Austausches<br />
sein. Sie schaffen mehr Lebensqualität für alle. Vor dem Hintergrund des<br />
Klimawandels streben wir im Sinne eines Leitbildes „Grüne Stadt“ als Teil einer<br />
nachhaltigen Stadtentwicklung mehr wohnortnahes Grün, Grüngürtel, Stadtbäume,<br />
Parkanlagen sowie Dach- und Fassadenbegrünung an.<br />
Diese vorsorgende Politik für die Menschen in unseren Städten erspart auf Dauer<br />
erhebliche soziale und ökologische Folgekosten. Eine wohn- oder<br />
stadtquartierbezogene Abwärtsspirale zu bremsen oder umzukehren, erfordert im<br />
Vergleich dazu ein Vielfaches der Kosten.<br />
Das Markenzeichen unserer nachhaltigen Politik ist das offene Gespräch mit allen<br />
Beteiligten. Unsere Stadtentwicklungs- und Wohnpolitik bindet die Bürgerinnen und<br />
Bürger aktiv in die Gestaltung ihres unmittelbaren Lebensumfeldes ein. Damit wollen<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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wir Betroffene zu Beteiligten machen und zugleich größere Akzeptanz sowie mehr<br />
Planungs- und Investitionssicherheit erreichen.<br />
Hierzu gehört auch, dass wir die Initiative StadtBauKultur fortsetzen, die Baukultur<br />
durch Wettbewerbe fördern und die Fortentwicklung des Stadttourismus<br />
unterstützen.<br />
Stadtentwicklung in Nordrhein Westfalen braucht Unterstützung vom Bund und<br />
der Europäischen Union<br />
Stadtentwicklungspolitik ist für uns eine gesamtgesellschaftliche<br />
Querschnittsaufgabe aller politischen Ebenen. Deshalb werden wir gegenüber der<br />
Bundesregierung auch weiterhin auf die Ausstattung der Städtebaufördermittel in<br />
bisheriger Höhe dringen. Das gilt insbesondere für die Förderprogramme<br />
„Stadtumbau West“ und „Soziale Stadt“. Grundsätzlich werden wir uns dafür<br />
einsetzen, dass die Bundesmittel für die Stadtentwicklung insgesamt auf hohem<br />
Niveau verstetigt werden.<br />
Das Programm „Soziale Stadt“ wollen wir mit den anderen beteiligten Ressorts im<br />
Rahmen eines integrierten Rahmenkonzeptes verbindlich verknüpfen. Das<br />
federführende Stadtentwicklungsministerium wird hierzu ein mit allen Fachressorts<br />
abgestimmtes Konzept vorlegen.<br />
Darüber hinaus fordern wir für das Land zusätzliche Mittel im Rahmen des<br />
Bundesprogramms „Stadtumbau-West“ für die Bewältigung der Konversion der<br />
ehemaligen militärisch genutzten Flächen in den durch Truppenabzug betroffenen<br />
Gemeinden. Der Bund ist auch gefordert, den Kommunen<br />
Konversionsliegenschaften zu einem angemessenen Preis zu überlassen und damit<br />
die Entwicklung von Nachfolgenutzungen zu unterstützen.<br />
Zudem werden wir prüfen, inwieweit Mittel des Europäischen Fonds für regionale<br />
Entwicklung (EFRE) stärker als bisher für die Stadtentwicklungspolitik in Nordrhein-<br />
Westfalen eingesetzt werden können. Unsere vorsorgende Politik darf nicht durch<br />
Entscheidungen auf europäischer Ebene behindert werden. Hierfür werden wir uns<br />
mit Nachdruck einsetzen.<br />
Eine nachhaltige Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik braucht integrierte,<br />
stadtteilorientierte Handlungsansätze, um die komplexen sozialen, ökologischen und<br />
wirtschaftlichen Probleme mit möglichst guten Ergebnissen zu lösen. Deshalb wollen<br />
wir eine stadtteilorientierte Neuausrichtung der Stadtentwicklungs- und Wohnpolitik,<br />
indem wir vorhandene Förderansätze der sozialen Wohnraumförderung und der<br />
Stadtentwicklung enger miteinander verzahnen und mit stadt- und wohnrelevanten<br />
Förderprogrammen anderer Fachressorts unter Koordination des<br />
Städtebauministeriums konzentrieren.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Wir wollen die Städte bei der Entwicklung integrierter Konzepte beraten und werden<br />
eine Förderstrategie erarbeiten, mit der wir den Kommunen bei der Umsetzung<br />
dieser Konzepte helfen können.<br />
Zukunftsthema Wohnen<br />
Wohnen ist ein Grundbedürfnis. Für viele Menschen in <strong>NRW</strong> ist Wohnen jedoch zu<br />
einem Problem geworden. Obwohl viele Haushalte Anspruch auf eine öffentlich<br />
geförderte Wohnung hätten, sind nur noch weniger als 9 % der Wohnungen in<br />
Nordrhein-Westfalen preisgebunden; Preisbindungen fallen weg und Altbestände<br />
müssen zum Teil abgerissen werden. Dies führt zu Versorgungsengpässen und<br />
Verdrängungsprozessen, insbesondere in den Wachstumsregionen und<br />
Universitätsstädten unseres Landes.<br />
Gleichzeitig gibt es in vielen Städten Stadtquartiere mit massiven Leerständen und<br />
vernachlässigten Wohnungsbeständen, denen der Verfall droht. Demgegenüber<br />
müssen in manchen ländlichen Gebieten Eigentümerinnen und Eigentümer mit<br />
einem massiven Wertverlust ihrer Immobilien rechnen, weil die Nachfrage aufgrund<br />
des demografischen Wandels wegbricht.<br />
Für uns ist Wohnen ein Zukunftsthema. Wir wollen ein nachfragegerechtes, breit<br />
gefächertes Wohnungsangebot in allen Preissegmenten und ein attraktives<br />
Wohnumfeld in sozial stabilen Quartieren schaffen. Das sind für uns wichtige<br />
Faktoren für ein gutes Leben der Menschen in all ihren Lebenslagen und die positive<br />
Entwicklung der Städte und Gemeinden. So schaffen wir Lebensqualität und<br />
vermeiden spätere Sozialkosten. Deshalb wollen wir integrierte (stadtentwicklungs-)<br />
Ansätze auf den Weg bringen, die auch die soziale und technische Infrastruktur,<br />
funktionierende Nahversorgung und Chancen für die Anbindung an das<br />
gesellschaftliche Leben für alle Bürgerinnen und Bürger in den Blick nehmen. Mit<br />
unserer sozialen Wohnraumpolitik wollen wir die Versorgung der Menschen,<br />
insbesondere mit geringeren Einkommen, mit bezahlbarem, verbrauchsarmen und<br />
möglichst barrierefrei erreichbarem Wohnraum deutlich verbessern.<br />
Zum Zukunftsthema Wohnen gehören selbstverständlich auch ein wirksamer<br />
Mieterschutz und ein wirksames Instrumentarium für die kommunale<br />
Wohnungswirtschaft, um auf vernachlässigte Wohnungsbestände und<br />
verantwortungslose Wohnungsunternehmen einwirken zu können. In enger<br />
Abstimmung mit den Kommunen in <strong>NRW</strong> wollen wir diese Ziele verwirklichen.<br />
Verantwortlich wirtschaftende, bestandshaltende Wohnungsunternehmen sind dabei<br />
unsere Partner.<br />
Neuorientierung der sozialen Wohnraumförderung fortsetzen<br />
Finanzierungsgrundlage der Wohnraumförderung ist das Wohnungsbauvermögen<br />
des Landes, das die wohnungspolitische Handlungsfähigkeit des Landes sicherstellt<br />
und für den sozialen Wohnungsbau und die Aufwertung und Stabilisierung von<br />
Wohnquartieren verwendet wird. Dieses Vermögen werden wir erhalten.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Mit der bisherigen Wohnungsbauförderung hat das Land in den vergangenen<br />
Jahrzehnten erfolgreich den sozialen Wohnungsbau in allen Landesteilen gefördert.<br />
Das geschieht auf einem immer noch sehr hohen Niveau. Die zunehmende<br />
Ausdifferenzierung der Wohnungsmärkte in den einzelnen schrumpfenden und<br />
wachsenden Städten und Regionen des Landes macht jedoch eine höhere<br />
Flexibilisierung des Mitteleinsatzes notwendig, um auf die regional unterschiedlichen<br />
Anforderungen reagieren zu können. Zudem bedarf es verstärkt integrierter<br />
Förderansätze, um den veränderten Anforderungen gerecht zu werden.<br />
Das Gesetz zur Förderung und Nutzung von Wohnraum (WFNG) formuliert als Ziel<br />
der sozialen Wohnraumförderung u.a. auch die Stärkung und den Erhalt der<br />
städtebaulichen Funktion von Wohnquartieren. Die städtebauliche Funktion von<br />
Quartieren lebt aber ganz wesentlich auch vom Vorhandensein sozialer, kultureller<br />
und integrativer Einrichtungen, die ein Quartier attraktiv und lebenswert machen.<br />
Gegenüber dem Bund werden wir darauf dringen, dass die entsprechenden<br />
Entflechtungsmittel auch nach 2013 erhalten bleiben und bis zum Jahr 2019 in<br />
unverminderter Höhe zur Verfügung gestellt sowie für die soziale<br />
Wohnraumförderung verwandt werden.<br />
Die soziale Wohnraumförderung wollen wir nach regionalen Bedarfsgesichtspunkten<br />
steuern. Neubau, insbesondere in den Wachstumsregionen des Landes,<br />
energetische Sanierung sowie Ersatzneubau für nicht mehr zeitgemäße und<br />
abgängige Mietwohnungen bleiben die Kernaufgaben der sozialen<br />
Wohnraumförderung in Nordrhein-Westfalen. Darüber hinaus muss Soziale<br />
Wohnraumförderung zukünftig zu einem Instrument der Quartiersentwicklung<br />
weiterentwickelt werden und dabei so ausgestaltet sein, dass die Bereitstellung<br />
familien-, generationen- und altengerechten Wohnraums im Bestand forciert wird.<br />
Eine Förderung soll grundsätzlich auf der Basis kommunaler Handlungskonzepte<br />
erfolgen, die auch institutionelle und private Wohnungseigentümer bzw.<br />
Bestandshalter in diese Handlungskonzepte einbeziehen sollten.<br />
Wir wollen Fördermöglichkeiten und Finanzierungswege für schwierige<br />
Wohnquartiere in den Städten entwickeln, insbesondere für stadtteilprägende<br />
Problemimmobilien und so die Attraktivität des Wohn- und Wirtschaftsstandortes<br />
<strong>NRW</strong> erhöhen. Wir wollen für teilrentierliche Maßnahmen unter Nutzung von EU-<br />
Fördermitteln Stadtteilentwicklungsfonds erproben.<br />
Wir wollen Wohnungsbau-, Städtebauförderung und Mobilität für die Menschen in<br />
unserem Land stärker miteinander verknüpfen. Die Förderung wollen wir stärker von<br />
geeigneten querschnittsorientierten Förderkonzepten abhängig machen. Die<br />
Entwicklung von regionalen Entwicklungskonzepten wollen wir unterstützen.<br />
In diesem Zusammenhang bleibt die Eigentumsförderung für uns ein Bestandteil der<br />
sozialen Wohnraumförderung in Nordrhein-Westfalen. Wir werden sie auf die<br />
zeitgemäßen Erfordernisse des demographischen Wandels ausrichten.<br />
Eigentumsförderung soll vor allem im Bestand und zur Wiederbelebung städtischer<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Wohnquartiere betrieben werden, um eine positive Lenkungswirkung im Sinne<br />
unserer Stadtentwicklungspolitik zu erzielen. Hierbei streben wir bei bestehenden<br />
Immobilien eine enge Verzahnung mit Förderangeboten zur energetischen<br />
Sanierung an. Im Zentrum dieser Förderung sollen Familien mit Kindern stehen.<br />
Angesichts historisch niedriger Kapitalmarktzinsen ist eine breitere<br />
Eigentumsförderung weder erforderlich noch ökonomisch oder finanzwirtschaftlich zu<br />
vertreten.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Energetische Erneuerung intensivieren<br />
Die energetische Gebäudesanierung ist weiterhin eine Herkulesaufgabe. Ein Drittel<br />
des bundesdeutschen CO2-Ausstoßes wird direkt oder indirekt durch den<br />
Gebäudebereich verursacht. Der Schlüssel zur Erfüllung von Klimaschutzzielen im<br />
Wohnungsbau liegt im vorhandenen Gebäudebestand. Zudem belasten die<br />
steigenden Energiekosten Mieterinnen und Mieter als „zweite Miete“ immer stärker.<br />
Wir werden die Anstrengungen zur energetischen Sanierung des Bestands daher<br />
intensivieren. Wir wollen mit der Wohnungswirtschaft in einen Dialog eintreten, um<br />
möglichst schnell Maßnahmen zum Klimaschutz und zum demographischen Wandel<br />
zu vereinbaren und mehr Sanierungs- und Neubaumaßnahmen auf den Weg zu<br />
bringen, die für die Menschen, die Wohnungsunternehmen und das Klima vorteilhaft<br />
sind. Beim Neubau werden wir in Abstimmung mit der Wohnungswirtschaft die<br />
Förderrichtlinien schrittweise bis 2020 auf das von der EU vorgegebene Ziel des<br />
Niedrigstenergiegebäude ausrichten. Damit soll auch der Wohnungssektor in<br />
Nordrhein-Westfalen einen angemessenen Beitrag zum Klimaschutz leisten.<br />
Das Land kann eine finanziell unzureichend ausgestattete und nicht verlässliche<br />
Klimaschutzpolitik des Bundes insbesondere im Gebäudebereich nicht<br />
kompensieren. Wir werden uns deshalb weiterhin für sozial gerechte und von Bund<br />
und Ländern gerecht finanzierte steuerliche Förderung für energetische<br />
Gebäudesanierungsmaßnahmen einsetzen. Zusätzlich fordern wir eine<br />
Direktförderung durch den Bund. Gegenüber der Bundesregierung werden wir darauf<br />
dringen, dass auskömmliche Mittel über die Kreditanstalt für Wiederaufbau zur<br />
Verfügung gestellt und auf hohem Niveau verstetigt werden. Wir treten dafür ein,<br />
dass die Bundesregierung ihre Verantwortung angemessen wahrnimmt, die ihr bei<br />
dieser wichtigen gesamtgesellschaftlichen Aufgabe zukommt und die sie durch ihre<br />
Zielvorgaben für den Klimaschutz selbst festgeschrieben hat.<br />
Darüber hinaus werden wir auf eine Öffnung des Europäischen Fonds für Regionale<br />
Entwicklung (EFRE) für Maßnahmen der energetischen Sanierung des<br />
Gebäudebestands drängen. Die Möglichkeiten von EFRE, Kreditanstalt für<br />
Wiederaufbau (KfW) und sozialer Wohnraumförderung wollen wir besser miteinander<br />
verzahnen.<br />
Mieterschutz verbessern<br />
Den Mieterschutz wollen wir weiter verbessern. Dazu haben wir das<br />
Zweckentfremdungsverbot und die Kündigungssperrfristen bei<br />
Eigenbedarfskündigung des Eigentümers wieder eingeführt. Die Wirkungen der<br />
neuen Kündigungssperrfristen wollen wir gewissenhaft prüfen. Unser Ziel ist, dass<br />
deutlich mehr Mieterinnen und Mieter in den angespannten Wohnungsmärkten<br />
unseres Landes einen erhöhten Kündigungsschutz im Fall von<br />
Eigenbedarfskündigungen erhalten. Deshalb streben wir wenn möglich, sowohl eine<br />
als auch eine quantitative Ausweitung der Gebietskulissen an.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Für Erhaltungssatzungsgebiete werden wir in Abstimmung mit den kommunalen<br />
Spitzenverbänden prüfen, in wie weit bei Umwandlungen von Miet- in<br />
Eigentumswohnungen ein kommunaler Genehmigungsvorbehalt eingeführt werden<br />
kann.<br />
Auch die Mieterinnen und Mieter in vernachlässigten Wohnungsbeständen -<br />
sogenannten „Heuschreckenbeständen“ - brauchen mehr konkrete gesetzliche Hilfe.<br />
Hier haben wir mit der Neufassung des Wohnraumförder- und Nutzungsgesetzes<br />
(WFNG) erste Schritte unternommen. Das wollen wir fortsetzen.<br />
Veränderungen des Mietrechts auf Bundesebene, die zulasten der Mieterinnen und<br />
Mieter gehen, lehnen wir ab.<br />
Kommunen stärken im Umgang mit neuen Finanzinvestoren auf den<br />
Wohnungsmärkten<br />
Die Ergebnisse der Enquete-Kommission "Wohnungswirtschaftlicher Wandel und<br />
Finanzinvestoren" wollen wir aufarbeiten, sichern, veröffentlichen und politische<br />
Konsequenzen ziehen. Aus den bisherigen Ergebnissen zeichnet sich ab, dass wir<br />
die Instrumente der kommunalen Wohnungsaufsicht schärfen und die Rechte der<br />
betroffenen Mieterinnen und Mieter stärken wollen.<br />
Wir zielen darauf ab, die Möglichkeiten des Eingriffs bei Problemimmobilien und des<br />
Zugriffs auf die verantwortlichen Wohneigentümerinnen und -eigentümer zu<br />
erweitern und die Rechtsinstrumente unter anderem im Baugesetzbuch (BauGB),<br />
innerhalb des Mietrechts (BGB), des Wohnungseigentumsgesetzes (WEG), des<br />
Sozialgesetzbuches (SGB II), der Landesbauordnung (LBO) <strong>NRW</strong> und des<br />
Wohnraumförderungsgesetz <strong>NRW</strong> (WFNG <strong>NRW</strong>) zu schärfen.<br />
Wir wollen eine Ergänzung der Rechtsgrundlagen um kombinierte Instandsetzungsund<br />
Vermietungsanordnungen, die Aufnahme des ordentlichen Kaufmanns im Sinne<br />
des Handelsrechts sowie gegebenenfalls weitere Instrumente prüfen. Dazu gehört<br />
auch die Stärkung der kommunalen Wohnungswirtschaft im Rahmen von Zwangsversteigerungsverfahren,<br />
indem die Kosten von erfolgten Ersatzvornahmen als<br />
„öffentliche Last“ erstrangig zu behandeln sind. In diesem Themenfeld kommt der<br />
<strong>NRW</strong>.Bank eine besondere Verantwortung zu.<br />
Wir wollen die Kommunen bei der Aufwertung schwieriger Wohnquartiere und beim<br />
Umgang mit verwahrlosten Immobilien unterstützen. Dazu werden wir die<br />
Voraussetzungen dafür schaffen, dass auf der Basis von kommunalpolitischen<br />
Handlungs- bzw. Stadtteilentwicklungskonzepten querschnittsorientierte, integrierte<br />
und zielgenaue Fördermöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden können. Die<br />
Erstellung entsprechender Konzepte werden wir unterstützen, um damit im Rahmen<br />
von Kooperationen mit wohnungswirtschaftlichen Investoren die<br />
Wohnraumversorgung von Zielgruppen, die Stabilisierung des Wohnquartiers, die<br />
Aufwertung des Wohnumfeldes und eine ausgewogene Bewohnerstruktur<br />
sicherzustellen.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Beim Umgang mit verwahrlosten Immobilien werden wir grundlegend prüfen,<br />
inwieweit speziell bei Zwangsversteigerungsverfahren Ankaufdarlehen für deren<br />
Erwerb bereitgestellt werden können. Hierzu gehört für uns auch, die Kommunen bei<br />
einer darauf ausgerichteten Wohnungsmarktbeobachtung zu unterstützen. Zudem<br />
wollen wir auf eine Änderung der EU–Beitreibungsrichtlinie dringen, um den<br />
Kommunen die Beitreibung von Forderungen auch über Ländergrenzen hinweg zu<br />
ermöglichen.<br />
Wir werden uns landesweit für qualifizierte Mietspiegel einsetzen, damit die<br />
Mietsituation und der Rechtsschutz für Transferleistungsbezieherinnen- und -<br />
bezieher verbessert werden können. Vermieterinnen und Vermietern, die in ihre<br />
Wohnungen nicht investieren und diese verwahrlosen lassen, sollen nicht von<br />
garantierten Mieteinnahmen und kaum hinterfragten Nebenkostenabrechnungen<br />
profitieren können („Geschäftsmodell Hartz IV“). Wir werden prüfen, inwieweit mit<br />
kombinierten Instandsetzungs- und Untervermietungsanordnungen das<br />
Instrumentarium der kommunalen Wohnungswirtschaft weiter gestärkt werden kann.<br />
Bestandshalter unterstützen<br />
Verantwortungsbewusste Bestandshalter – auch von kleinen Wohnungsbeständen –<br />
die ein unverzichtbarer und stabilisierender Faktor für die Wohnungsmärkte in<br />
Nordrhein-Westfalen sind, wollen wir in ihrer Eigenverantwortlichkeit stärken. Wir<br />
werden in diesem Zusammenhang die Bildung von Immobilien- und<br />
Standortgemeinschaften des Wohnens gesetzlich ermöglichen und die<br />
Kooperationsstrukturen ausbauen.<br />
Kommunale Wohnungsunternehmen sind für die kommunale Wohnungs- und<br />
Stadtentwicklungspolitik unverzichtbar. Wir werden diese Unternehmen nach Kräften<br />
bei ihrer wichtigen Aufgabe unterstützen. Das gilt zugleich für die<br />
Wohnungsgenossenschaften. Auch sie leisten einen wichtigen Beitrag zur<br />
Stabilisierung einer sozial orientierten Wohnungsmarktes. Deswegen werden wir<br />
auch weiterhin die Gründung neuer Wohnungsgenossenschaften und Baugruppen<br />
positiv begleiten und uns für die Verbesserung ihrer Rahmenbedingungen einsetzen.<br />
Ökologische und zukunftsfähige Flächenpolitik<br />
Zu einer sozialen und zukunftsfähigen Wohn- und Städtebaupolitik gehört für uns<br />
auch der verantwortliche Umgang mit den vorhandenen Flächen. Wir wollen unsere<br />
Innenstädte durch landesplanerische Hilfen attraktiver machen und „Zentren<br />
schädliches Bauen auf der grünen Wiese" verhindern. Künftige Siedlungsentwicklung<br />
werden wir verstärkt unter der Beachtung der sozialen, ökologischen und finanziellen<br />
Konsequenzen bei der Schaffung und dem Betrieb der notwendigen Infrastrukturen<br />
betrachten.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Es kommt uns im Sinne einer effektiven, ökologischen und zukunftsgewandten<br />
Flächenpolitik darauf an, allen Kommunen anzubieten, deren nicht- oder ungenutzte<br />
Altstandorte anzugehen und die Eigentümer in eine städtebauliche und<br />
regionalplanerische Lösungsstrategie einzubeziehen. Das schließt auch<br />
Konversionsflächen im Besitz des Bundes ein. Wir wissen aber, dass es in den<br />
Wachstumsregionen weiter notwendig ist, Flächen für gewerbliche Nutzung und für<br />
den Wohnungsbau zu entwickeln.<br />
Hierzu werden wir den erfolgreich gestarteten und effizienten FlächenPool.<strong>NRW</strong> aus<br />
der Pilotphase in den Regelbetrieb überführen und zum zentralen Instrument des<br />
Flächenmanagements in <strong>NRW</strong> machen. Wir werden dafür eine auskömmliche<br />
Finanzierung sicherstellen sowie den Grundstücksfond <strong>NRW</strong> und die<br />
Bahnflächenentwicklungsgesellschaft <strong>NRW</strong> einbeziehen.<br />
Bau- und Liegenschaftsbetrieb<br />
Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb <strong>NRW</strong> (BLB) hat bei der Wahrnehmung seiner<br />
Aufgaben die baupolitischen Ziele des Landes zu beachten. Nordrhein-Westfalen ist<br />
als größtes Land neben dem Bund der wichtigste öffentliche Bauherr in Deutschland.<br />
Daher hat das <strong>NRW</strong> eine besondere Verantwortung und Vorbildrolle für die gebaute<br />
Umwelt. Landespolitische Zielsetzungen und Schwerpunkte sollten sich gerade in<br />
der Verwaltung und Gestaltung der Landesliegenschaften widerspiegeln. Darüber<br />
hinaus ist es erforderlich die Organisation des BLB zu optimieren.<br />
Novellierung der Landesbauordnung<br />
Wir werden die Landesbauordnung zur Verbesserung der Beachtung von<br />
Kinderbelangen und Rücksichtnahme auf die vorhandene Natur fortentwickeln. Die<br />
Vereinfachung von Antragsverfahren werden wir prüfen und Anpassungen beim<br />
Brandschutz vornehmen.<br />
Im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention besitzt für uns die bedarfsgerechte<br />
Ausgestaltung der Wohn- und Stadtentwicklungspolitik insgesamt sowie der<br />
Wohnquartiere und der Sozialräume im Einzelnen große Bedeutung. In einer Novelle<br />
der Landesbauordnung wollen wir dies aufgreifen, um allen Menschen eine möglichst<br />
gleichberechtigte soziale Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.<br />
Insbesondere die Regelungen zur Barrierefreiheit in § 55 und die Unterstützung der<br />
kommunalen Akteurinnen und Akteure bei der Verbesserung der Zugänglichkeit von<br />
Gebäuden und Sozialräumen sind uns wichtig. Wir wollen diese Entwicklung in<br />
Abstimmung mit den Kommunen vorantreiben.<br />
Rauchwarnmelder retten Leben. Wir wollen deshalb noch in diesem Jahr den Einbau<br />
von Rauchwarnmeldern in Wohnungen in der Landesbauordnung gesetzlich<br />
verpflichtend machen. Richten soll sich diese Verpflichtung an die Mieterinnen und<br />
Mieter bzw. die selbst nutzenden Eigentümerinnen und Eigentümer. Unverzichtbar ist<br />
daneben eine intensive Öffentlichkeitsarbeit für Rauchwarnmelder. Hier setzen wir<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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neben dem bewährten Beitrag des Landes auch künftig auf das kreative<br />
Engagement der Feuerwehren, Kommunen, Kammern, Verbände und Unternehmen.<br />
Archäologischer Denkmalschutz<br />
Neue Rechtsprechung und notwendige Anpassungen an internationale Normen<br />
machen eine Gesetzesänderung für den Bereich der Bodendenkmalpflege<br />
unabdingbar. Materiell müssen folgende drei Güter neu festgelegt werden: Das<br />
Veranlasserprinzip, ein Schatzregal und ein deklaratorisches Eintragungsverfahren<br />
für Bodendenkmäler.<br />
Zukunftsfähige Mobilität für alle in <strong>NRW</strong><br />
<strong>NRW</strong> ist als das bevölkerungsreichste Land und als die Transitdrehscheibe zwischen<br />
Nord und Süd sowie West und Ost elementar auf gute Verkehrsinfrastruktur<br />
angewiesen. Es besitzt eine umfangreiche und ausdifferenzierte Infrastruktur bei<br />
Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen, Schienenstrecken, Binnenwasserstraßen,<br />
Häfen und Flughäfen und damit die Voraussetzung für die Mobilität von Menschen<br />
und deren Teilhabe an der Gesellschaft.<br />
Diese Mobilität sichert zudem die internationale Wettbewerbsfähigkeit unseres<br />
Wirtschaftsstandortes mit seinen Arbeitsplätzen für die Menschen in Nordrhein-<br />
Westfalen.<br />
Um den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden, ist jedoch eine konsensuale<br />
Fortentwicklung der Verkehrsinfrastruktur in Nordrhein-Westfalen notwendig. Hierzu<br />
werden wir mit neuen Informations- und Angebotsformen die Beteiligung der<br />
Bürgerinnen und Bürger verbessern. Die Fortentwicklung eines zukunftsfähigen und<br />
nachhaltigen Güterverkehrs werden wir durch eine Mobilitätsinitiative fördern und mit<br />
der Einsetzung eines wissenschaftlichen Beirats für Intermodalität fachlich begleiten.<br />
Mit „kombinierten Verkehr“ wollen wir die Leistungsfähigkeit unserer<br />
Verkehrsinfrastruktur stärken und die Umweltbelastungen senken. Unseren Weg der<br />
Veränderung des Modal-Splits zu Gunsten der Verkehrsträger Schiene und<br />
Binnenwasserstraße setzen wir fort und stärken ihn mit einem Logistikkonzept für<br />
Nordrhein-Westfalen.<br />
Für diese Investitionen muss der Bund die notwendigen Mittel bereitstellen und darf<br />
<strong>NRW</strong> insbesondere beim Schienenwegeausbau nicht weiter benachteiligen. Der<br />
Bund darf sich hier seiner Verantwortung für Nordrhein-Westfalen nicht entziehen<br />
und muss stärker in die Verkehrsinfrastruktur Nordrhein-Westfalens investieren.<br />
Auch die Erhaltung des Landesstraßennetzes ist eine wichtige Aufgabe, deren<br />
Finanzierung wir auf bedarfsgerechtem Niveau sichern wollen.<br />
Gute Busse und Bahnen für alle<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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<strong>NRW</strong> ist unter der Regierungsverantwortung von SPD und Bündnis 90/Die Grünen<br />
bis 2005 im bundesweiten Vergleich zum Bahnland Nummer 1 geworden. An die<br />
erfolgreiche Zielsetzung der Vorrangpolitik für Busse und Bahnen in <strong>NRW</strong> in den<br />
letzten zwei Jahren knüpfen wir an. Hierzu hat die bisherige Landesregierung unter<br />
der Mitwirkung der Zweckverbände des Landes, der Fahrgastverbände, des Verband<br />
Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) sowie der kommunalen Spitzenverbände<br />
eine Zukunftskommission für den ÖPNV in <strong>NRW</strong> eingerichtet, die bis Mitte 2013 die<br />
Voraussetzungen für eine sachgerechte Finanzierung des ÖPNV im Land ermitteln<br />
und darlegen soll. Ihre Ergebnisse wollen wir nutzen, um die Grundlagen für die<br />
anstehenden Gespräche mit dem Bund über die Folgevereinbarungen zum<br />
Regionalisierungsmittelgesetz und zu den Entflechtungsmitteln zu legen. Für uns<br />
steht fest, dass die heutige Höhe der Regionalisierungsmittel nach den Kürzungen im<br />
Jahr 2006 nicht ausreicht und korrigiert werden muss – auch unter dem<br />
Gesichtspunkt der horizontalen Verteilung zwischen den Ländern, die <strong>NRW</strong> als<br />
größtes stark benachteiligt. Auch für die anstehende Diskussion um die Höhe der<br />
Entflechtungsmittel nach 2014 ist angesichts der immensen<br />
Sanierungsaufwendungen allein bei U-Bahnen und kommunalen Brücken klar, dass<br />
es nicht zu den angekündigten Kürzungen kommen darf. Deswegen hat sich auch<br />
die bisherige Landesregierung wie die anderer Länder freiwillig zur Zweckbindung<br />
dieser Mittel im Verkehrsbereich verpflichtet und führt sie ab 2014 nicht dem<br />
allgemeinen Haushalt zu.<br />
Wir nehmen die Verantwortung des Landes für den Schienengebundenen<br />
Personennahverkehr (SPNV) ernst und werden deshalb prüfen, welche Maßnahmen<br />
notwendig sind, um den SPNV in <strong>NRW</strong> effektiver im Sinne seiner Nutzerinnen und<br />
Nutzer zu gestalten. Der von uns eingesetzte Beirat für den SPNV unter Beteiligung<br />
der Zweckverbände des Landes sowie der Fahrgastverbände hat bereits in einer<br />
ersten Stufe 32 Maßnahmen identifiziert, die innerhalb der nächsten fünf Jahre<br />
umgesetzt werden. Wir wollen, dass er seine Arbeit fortsetzt und auch den<br />
zuständigen politischen Gremien des Landtages regelmäßig berichtet.<br />
Wir werden die Rechte der Fahrgäste weiter stärken, ihre Anliegen und Eingaben in<br />
der Mobilitätsplanung berücksichtigen und die Arbeit der Schlichtungsstellen<br />
unterstützen.<br />
Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass die Belange von <strong>NRW</strong> auf EU-Ebene<br />
gewahrt werden – das gilt insbesondere auch für den Personennah- und<br />
Regionalverkehr auf der Schiene und für den Verkehr auf den Güter-<br />
Vorrangkorridoren.<br />
Wir unterstützen die Zielsetzung des EU-Weißbuches Verkehr nach einer CO2freien<br />
Stadtlogistik im Jahr 2030. Zudem wollen wir detailliert prüfen, wie die<br />
Fördermittel der EU für den grenzübergreifenden Verkehr („Connecting Europe“) für<br />
<strong>NRW</strong> eingesetzt werden können.<br />
Die Leistungsfähigkeit des Schienennetzes insgesamt muss deutlich gesteigert und<br />
der Nah- und Fernverkehr sowie der Güterverkehr mit gezielten Investitionen<br />
wirksam gestärkt werden. Dazu erwarten wir von Bund und Bahn die zügige Planung<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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und Umsetzung der großen Projekte in <strong>NRW</strong>. Für das dritte Gleis der Betuwe-Linie<br />
und einen guten Lärmschutz muss der Bund eine tragfähige<br />
Finanzierungsvereinbarung vorgelegen.<br />
Unser Ziel ist die Realisierung des Rhein-Ruhr-Express, weil damit eine erhebliche<br />
und dringend notwendige Verbesserung der verkehrlichen Infrastruktur im größten<br />
bundesdeutschen Ballungsraum an Rhein und Ruhr verbunden ist. Das Vorgehen<br />
der aktuellen Landesregierung, auch einzelne Abschnitte mit einem eigenen<br />
Verkehrswert voranzubringen, hat sich bewährt. Es gibt nun erstmalig eine<br />
Finanzierungszusage des Bundes für die ersten Planfeststellungsabschnitte<br />
zwischen Köln und Düsseldorf. Wir werden für <strong>NRW</strong> bei Bahn und Bund darauf<br />
drängen, dass diese Zusagen eingehalten werden und der RRX in allen Abschnitten<br />
zügig geplant und durch die Bereitstellung der notwendigen Mittel unmittelbar nach<br />
der Herstellung der baurechtlichen Voraussetzungen gebaut werden kann.<br />
Die weiteren Planungsabschnitte des RRX müssen nun vorangetrieben und das<br />
dritte Gleis zwischen Aachen und Düren muss Bestandteil des<br />
Bundesverkehrswegeplanes werden. Für den Eisernen Rhein muss der Bund vor<br />
dem Hintergrund des Landtagsbeschlusses gemeinsam mit dem Land eine<br />
umweltverträgliche und lärmarme Lösung in Anlehnung an die A52-Trasse finden.<br />
<strong>NRW</strong> nimmt eine einseitige Festlegung des Bundes auf die Historische Trasse nicht<br />
hin. Wir werden uns dafür einsetzen, dass dieser Prozess durch Gutachten des<br />
Landes konstruktiv unterstützt wird, um eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung zu<br />
finden.<br />
Die bundesweiten Störungen durch Engpassstellen der Bahnknotenpunkte in <strong>NRW</strong><br />
sind aus Landessicht mit Vorrang zu beheben. Dazu gehören insbesondere der<br />
Knoten Köln mit Ausbau des Bahnhofes Köln-Deutz und einem weiteren Gleis im<br />
Kölner Hauptbahnhof, der Knoten Dortmund mit dem Ausbau des dortigen<br />
Hauptbahnhofs und der Knoten Hamm, aber auch der Ausbau der Ruhrtalstrecke<br />
und die Verbindung Venlo-Kaldenkirchen. Die Finanzierung des zweigleisigen<br />
Ausbaus der Strecke Münster-Lünen, für die das Land freiwillig umfangreiche<br />
planerische Vorarbeiten finanziert hat, muss durch Bund und Bahn so sichergestellt<br />
werden, dass bis zum Jahr 2018 mit dem Bau begonnen werden kann.<br />
Die Beseitigung von Eingleisigkeit und die Elektrifizierung von Strecken muss mit<br />
hoher Priorität vorangetrieben werden. Bei der DB AG werden wir uns dafür<br />
einsetzen, dass die rund 900 unbeschrankten Bahnübergänge in <strong>NRW</strong> sukzessive<br />
mit Schranken ausgestattet werden.<br />
Durch die Unterstützung des Landes können weit mehr als die Hälfte der<br />
einkommensschwächsten Bürgerinnen und Bürger heute schon ein Mobilitäts- oder<br />
Sozialticket beziehen, in vielen weiteren Städten und Kreisen steht es kurz vor der<br />
Einführung. Die Unterstützung des Landes werden wir auf dem bisherigen Niveau<br />
fortführen und qualitativ weiter entwickeln. Gleichzeitig drängen wir darauf, dass der<br />
ordnungspolitisch zuständige Bund für die Mobilitätsaufwendungen der SGB II-<br />
Bezieherinnen und Bezieher eine angemessene Ausgestaltung in den monatlichen<br />
Zuwendungen schafft, die die Förderung des Landes als Sachleistung ablöst.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Die vom Landtag beschlossene Abschaffung der Ungleichbehandlung im<br />
Schülerverkehr zu Lasten der Teilnehmer des 2. Bildungsweges (Schokoticket)<br />
wollen wir umsetzen.<br />
Neue Finanzierungsgrundsätze für den ÖPNV<br />
Im Hinblick auf die Finanzierungsgrundlagen für Busse und Bahnen werden sich<br />
kurz- und mittelfristig entscheidende Weichenstellungen ergeben. Für die Zukunft<br />
eines guten Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) stellen der Erhalt und<br />
Ausbau der Infrastruktur sowie der demografische Wandel mit seinen Folgen<br />
insbesondere im ländlichen Raum große Herausforderungen dar, die ohne eine<br />
bedarfsgerechte Finanzierung mit Regionalisierungs- und Entflechtungsmittel nicht<br />
zu bewältigen sind. Hinzu kommt, dass die Deutsche Bahn die Trassen- und<br />
Stationspreise in den letzten Jahren so drastisch erhöht hat, dass diese<br />
Kostensteigerungen kaum noch aufzufangen sind. Hierzu werden wir gegenüber<br />
dem Bund die Rücknahme der Kürzungen der Regionalisierungsmittel sowie<br />
zumindest eine Dynamisierung in Höhe von 2,5 Prozent einfordern. Wir wollen<br />
landesseitig unter Berücksichtigung der Kostensteigerungen bei Energie-, Personal-,<br />
Trassen- und Stationspreisen eine tragfähige finanzielle Mindestausstattung<br />
sicherstellen.<br />
Mit einem neuen ÖPNV-Gesetz werden wir die Finanzierung des ÖPNV in <strong>NRW</strong><br />
transparenter und effizienter aufstellen. Das schließt die bedarfsgerechte Verteilung<br />
der Regionalisierungsmittel und die Verbesserung der Steuerungsmöglichkeiten des<br />
Landes ein. Außerdem werden wir darauf achten, dass der Übergang zwischen den<br />
einzelnen Verbundräumen mit einem Ticket möglich ist und die Ausschreibungen<br />
verbundraumübergreifender Linien insbesondere in Vorbereitung auf den RRX<br />
wirtschaftlich und einheitlich gestaltet wird.<br />
Hierbei sollen auch Vorschläge zur Beseitigung der unübersichtlichen Tarifvielfalt im<br />
ÖPNV und für die Weiterentwicklung zu einem echten, landesweiten Verbundtarif<br />
sowie zur Verbesserung der Fahrgastrechte entwickelt werden.<br />
Darüber hinaus wollen wir die barrierefreie und -arme Umgestaltung der Bus- und<br />
Straßenbahnhaltestellen erreichen und klimafreundliche Elektromobilität bei Bussen<br />
und Bahnen durch Innovationen in diesem Bereich fördern.<br />
Das Personenbeförderungsgesetz muss rechtssicher an die neue EU-Verordnung für<br />
den ÖPNV angepasst werden. Das Land wird sich im Bundesrat für eine<br />
europarechtskonforme und kommunalfreundliche Anpassung des Gesetzes<br />
einsetzen. Wir erwarten vom Bund einen Gesetzesvorschlag, der den kommunalen<br />
Gestaltungsanspruch im ÖPNV mit der unternehmerischen Initiative zur Erbringung<br />
der Verkehrsleistung verbindet.<br />
Für zukunftsfähigen und nachhaltigen Güterverkehr<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Angesichts der Wachstumsprognosen für den Gütertransport auf der Straße droht<br />
unser Land im Dauerstau zu ersticken. Insbesondere der Hinterlandverkehr durch die<br />
Überseehäfen Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen stellt eine besondere<br />
Herausforderung dar. Die Anwohnerinnen und Anwohner entlang unserer<br />
Autobahnen und der Güterkorridore auf der Schiene sind vor diesem Hintergrund<br />
besonderen Belastungen beim Lärm und bei Luftschadstoffen ausgesetzt. Beim Bau<br />
der Betuwe-Linie werden wir darauf achten, dass der Bund und die DB AG ihre<br />
Ankündigung wahr machen und ein Pilotprojekt für den Einsatz innovativer<br />
Lärmschutztechnik umsetzen. Hierzu werden wir die Initiative für eine vertragliche<br />
Zusage und Finanzierung ergreifen und auf eine Erhöhung der Lärmschutzmittel der<br />
DB und den verstärkten Einsatz lärmarmer Bremsen und Güterwaggons dringen. Wir<br />
werden bei unserer Zusage bleiben, die Kommunen von ihrem Anteil der Kosten für<br />
die Beseitigung von schienengleichen Bahnübergängen beim Bau des dritten Gleises<br />
auf der Betuwe-Strecke zwischen Emmerich und Oberhausen freizustellen.<br />
Bei der Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans setzen wir uns für eine<br />
weitere Verlagerung von Gütertransporten auf die Schiene ein. Das Schienennetz<br />
soll lärmarm ausgebaut werden, damit mehr Container auf der Schiene statt auf der<br />
Straße transportiert werden können.<br />
Wir wollen die LKW-Maut weiter entwickeln und in einem ersten Schritt die Erhebung<br />
auf LKW ab 7,5t ausweiten. Die Kostenberechnung für die LKW-Maut muss<br />
umgehend an die heutigen Erkenntnisse der immensen Erhaltungsaufwendungen im<br />
Bereich der Autobahnen und ihrer Brücken angepasst werden, für deren Verschleiß<br />
die LKW-Belastung die Hauptursache ist. Mittelfristig auch die externen Kosten in die<br />
Berechnung der LKW-Mautsätze einfließen, weil nur so die großen<br />
Herausforderungen beim Ausbau der Schieneninfrastruktur finanzierbar sein werden.<br />
Wir werden außerdem Initiativen der Kommunen unterstützen, den<br />
Mautausweichverkehr durch Einbeziehung betroffener Straßen in die Mauterhebung<br />
oder durch den Erlass von straßenverkehrsrechtlichen Fahrbeschränkungen<br />
zurückzudrängen. Die bundesseitigen Pläne zur Ausweitung der LKW-Maut auf<br />
nachgeordneten Straßen werden wir unterstützen. Den bundesweiten Modellversuch<br />
mit Riesen-LKW lehnen wir weiter ab.<br />
Wir werden eine Binnenschifffahrtsinitiative starten. Im Güterverkehrskonzept des<br />
Landes werden wir aufzeigen, wie die Binnenschifffahrt gestärkt und eine stärkere<br />
Verlagerung von Gütertransporten auf Binnenschiffe gelingen kann, damit die zu<br />
erwartenden Containerverkehrszuwächse nach dem Bau der „Maasflaakte II“ in<br />
Rotterdam leistungsfähig und möglichst umweltverträglich bewältigt werden.<br />
Maßnahmen wie die Vertiefung der Fahrrinne des Rheins bis nach Köln, der Ausbau<br />
des Kanalnetzes für moderne Motorschiffe mit einer mehrlagigen Containerbeladung,<br />
die Optimierung der Zulassung, Verkehrssteuerung und Abgaben sowie ein<br />
abgestimmtes Ausbaukonzept für die Binnenhäfen in <strong>NRW</strong> stehen für uns im<br />
Vordergrund. Dazu gehört für uns auch deren Anbindung an das übergeordnete<br />
Straßen- und Schienennetz.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Voraussetzung für eine leistungsfähige Binnenschifffahrt in <strong>NRW</strong> ist für uns der<br />
Verbleib der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) des Bundes in unserem<br />
Land, mit einer Zuständigkeit auch für den Rhein, die der Bedeutung des<br />
Binnenschifffahrtslandes <strong>NRW</strong> entspricht. Eine weitere Privatisierung von<br />
hoheitlichen Aufgaben, insbesondere von Sicherheitsmaßnahmen an externe<br />
Dienstleister im Wege der Fremdvergabe lehnen wir ab.<br />
Insgesamt werden wir uns gegenüber dem Bund und der EU dafür einsetzen, dass<br />
verstärkt die transeuropäischen Netze vom Zentrum in die Peripherie geplant,<br />
realisiert und prioritär finanziert werden. Die Auflösung der Engpässe rund um die<br />
Produktionszentren Europas und der Häfen muss gerade für verantwortungsvolle<br />
Klima- und Verkehrspolitik Vorrang haben.<br />
Nichtmotorisierte Nahmobilität ist Zukunftsaufgabe für Land und Städte<br />
Verkehr ist heute schon vernetzt und wird es in Zukunft immer mehr sein müssen.<br />
Deshalb wollen wir ein Mobilitätsmanagement genauso wie Verleihsysteme für<br />
Fahrräder und PKW fördern. Das Straßen- Wegegesetz des Landes werden wir mit<br />
Blick auf Radschnellwege und die Förderung von Car-Sharing-Plätzen<br />
modernisieren.<br />
Unsere Kommunen wollen wir bei der schwierigen Aufgabe der Instandhaltung der<br />
Infrastruktur für den öffentlichen Verkehr nach Kräften unterstützen. Sie leisten einen<br />
wichtigen Beitrag für die Aufrechterhaltung des Öffentlichen Verkehrs. Im Hinblick auf<br />
die auslaufende Zweckbindung für die GVFG-Mittel<br />
(Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz) des Bundes ab dem Jahr 2013 sowie für<br />
die Entflechtungsmittel werden wir sicherstellen, dass diese zweckgebunden für<br />
kommunale Investitionen wie bisher bestehen bleiben.<br />
<strong>NRW</strong> ist das Fahrradland Nummer eins. Diese Position und das Radwegenetz wollen<br />
wir ausbauen. Wir werden den Aktionsplan Nahmobilität umsetzen und eine<br />
nahmobilitätsorientierte Förderrichtlinie „Stadtverkehr“ entwickeln. Dazu wollen wir<br />
auch die Infrastruktur an touristischen Radrouten mit EU-Fördermitteln aus der<br />
nächsten Ziel-2-Dekade ausbauen.<br />
Wir werden die Zukunftspotenziale des Radverkehrs durch die Elektromobilität für die<br />
Regionen in unserem Land erschließen und den Bau von Radschnellwegen wie<br />
beispielsweise den Radschnellweg Ruhr unterstützen und uns dafür einsetzen, dass<br />
der Bund die Investitionsförderung übernimmt. Das Programm "Radstationen" soll<br />
gerade vor dem Hintergrund der wachsenden E-Mobilität an den Schnittstellen zum<br />
Öffentlichen Nah- und Fernverkehr ausgebaut werden.<br />
Nordrhein-Westfalen braucht sichere Fuß- und Radwege, damit auch jedes Kind<br />
sicher zu Schule gehen kann. Wir wollen alle Primarschulen davon überzeugen, an<br />
der Aktion „Zu Fuß zur Schule“ teilzunehmen. Verkehr muss sicher sein – auch zu<br />
Fuß und mit dem Rad. Die „Vision Zero – Null Verkehrstote“ bleibt für uns<br />
handlungsorientiertes Leitbild.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Elektromobilität als Chance begreifen<br />
Wir werden die Elektromobilität in <strong>NRW</strong> entlang der Wertschöpfungskette und den<br />
infrastrukturellen Erfordernissen unterstützen und so den Ausbau von<br />
Elektromobilität in Verbindung mit sauberen Erneuerbaren Energien zusammen mit<br />
den Kommunen, der Wissenschaft und der Wirtschaft voranbringen.<br />
Wir wollen wichtige Schlüsselvorhaben aus den Schaufensterbewerbungen so<br />
unterstützen und begleiten, dass <strong>NRW</strong> als bundesweiter Vorreiter für E-Mobilität<br />
etabliert wird. Hierbei werden wir gleichermaßen Projekte forcieren, mit denen<br />
industriepolitische Kompetenz, Öffentlicher Verkehr mit Elektrobussen und Akku-<br />
Bahnen, elektrisch unterstützte Nahmobilität mit Pedelecs und Carsharing mit E-Cars<br />
vorangetrieben werden. Wir werden dazu wichtige Schlüsselvorhaben vorliegender<br />
Konzepte zeitnah umsetzen, um bisher Erreichtes konsequent auszubauen und<br />
weitere zentrale Elemente der Elektromobilität in <strong>NRW</strong> zu verankern.<br />
Straßeninfrastruktur: Vorrang für Investitionen in den Erhalt<br />
An die Verkehrsinfrastruktur und -organisation werden aufgrund der Bedeutung<br />
<strong>NRW</strong>s als Transitland, der intensiven wirtschaftlichen Außenverflechtung und des<br />
Verkehrs in den Ballungsräumen hohe Anforderungen gestellt. Die ausgeprägte<br />
Siedlungsdichte und die knappen Freiräume führen jedoch auch zu besonderen<br />
Problemen und Belastungen der Bevölkerung und der Umwelt durch den Verkehr.<br />
Unser Land verfügt mit den Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen über eines der<br />
dichtesten Straßennetze. Dieses Netz, insbesondere auch die zur Sanierung<br />
anstehenden Brücken, in einem guten Zustand zu erhalten, hat für uns Priorität. In<br />
diesem Zusammenhang werden wir auch dafür Sorge tragen, dass die regionale<br />
mittelständische Bauwirtschaft von Maßnahmen im Landesstraßenerhalt profitiert.<br />
Trotz der im Wesentlichen gut ausgebauten Straßeninfrastruktur in <strong>NRW</strong> und der<br />
Begrenztheit des Systems Straße wollen wir Engpässe beseitigen. Dazu werden wir<br />
besonders die Verkehrsströme an den Autobahnkreuzen entflechten und hoch<br />
belastete und netzwichtige Autobahnabschnitte um eine Fahrtrichtungsspur und<br />
guten Lärmschutz ergänzen.<br />
Die Planungen von Projekten im Bereich der Bundesfernstraßen sind auf solche zu<br />
konzentrieren, die eine Realisierungschance in den nächsten Jahren bieten.<br />
Gleichzeitig werden wir weiterhin darauf achten, keine Bundesgelder ungenutzt<br />
zurückgeben zu müssen und werden die dafür notwendigen Planungen vorantreiben.<br />
Die von der aktuellen Bundesregierung geplante PKW-Maut bestraft die<br />
Pendlerinnen und Pendler unabhängig davon, wie verbrauchsarm ihr Fahrzeug ist.<br />
Sie wird deshalb von uns abgelehnt. Stattdessen sollte die LKW-Maut ergänzt<br />
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werden, sodass auch für Landes- und Kommunalstraßen die immensen Kosten für<br />
den Verschleiß aus dem Schwerlastverkehr verursachergerecht entgolten werden.<br />
Darüber hinaus werden wir gegenüber dem Bund die intensive Prüfung alternativer<br />
Finanzierungsgrundlagen für die Verkehrsinfrastruktur anregen.<br />
Um Bauarbeiten zeitnah sicher zu ermöglichen und zugleich unvermeidbare<br />
Verkehrsbeeinträchtigungen zu minimieren, wollen wir die strategische<br />
Baustellenplanung des Landesbetriebes und das Baustellencontrolling in Nordrhein-<br />
Westfalen, bedarfsgerecht fortentwickeln. Insbesondere für die in den nächsten<br />
Jahren anstehenden großen Brückensanierungen bedarf es einer frühzeitigen<br />
Abstimmung mit allen Beteiligten und einer engen Kontrolle in den Abläufen. Bei der<br />
strategischen Baustellenplanung wird die Verkehrszentrale eine wichtige Rolle<br />
spielen. Für den Aufbau der neuen Verkehrszentrale des Landes haben wir die<br />
Grundlagen gelegt, damit alle Aktivitäten des Landes beim Landesbetrieb<br />
Straßen.<strong>NRW</strong> gebündelt werden können. Auf diese Weise werden wir auch<br />
Baustellenmanagement und Verkehrssteuerung besser miteinander verzahnen und<br />
zusammen mit dem Landesbetrieb mehr dauerhafte und temporäre Nutzungen von<br />
Seitenstreifen möglich machen.<br />
Unter Berücksichtigung und Anerkennung der erbrachten erheblichen Vorleistungen<br />
des Landesbetriebs Straßen.<strong>NRW</strong> wollen wir seine Struktur hinsichtlich einer<br />
effektiveren und den Zukunftsaufgaben adäquaten Steuerung verbessern. Wir<br />
werden auch prüfen, wie wir für die politischen Gremien die Transparenz erhöhen<br />
können.<br />
Vor dem Hintergrund knapper öffentlicher Mittel wollen wir dem Erhalt der<br />
Landesstraßen weiter Vorrang vor dem Neubau einräumen. Die Landesstraßen<br />
unterliegen wegen der über viele Jahre zu geringen Aufwendungen für den Erhalt<br />
einem massiven Instandhaltungsstau, der einen immensen Finanzierungsbedarf<br />
nach sich zieht. Gleichzeitig wird auch zukünftig noch Neubau von Landesstraßen<br />
zur Beseitigung von Engpässen, Lückenschlüssen und Ortsdurchfahrten notwendig<br />
sein.<br />
Wir konzentrieren uns bei der Finanzierung der Projekte des<br />
Landesstraßenbedarfsplans auf die innerhalb der gebildeten Prioritätenliste<br />
festgelegten Projekte, weil damit die Neubaumittel für die nächsten Jahre<br />
ausgeschöpft sein werden.<br />
Unsere Kommunen wollen wir bei der schwierigen Aufgabe der Instandhaltung der<br />
kommunalen Straßen nach Kräften unterstützen. Sie unterhalten rund 77% unseres<br />
Straßennetzes. Dazu werden wir uns für den Erhalt der bundesseitigen<br />
Entflechtungsmittel in derzeitiger Höhe auch nach 2013 einsetzen und hierzu<br />
landesseitig bei der gesetzlichen Zweckbindung bleiben.<br />
Straßenlärm wirksam bekämpfen<br />
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Mit der Mobilität und dem Straßenverkehr sind hohe Lärmbelastungen verbunden.<br />
Die Landesregierung hat in den letzten beiden Jahren an vielen Stellen damit<br />
begonnen, besonders laute Straßenbeläge im Rahmen anstehender Sanierungen<br />
durch lärmmindernde Beläge zu ersetzen. Gleichzeitig haben wir Modellversuche mit<br />
neuen lärmmindernden Belägen auf den Weg gebracht und werden diese, wo immer<br />
möglich, in Zukunft auch auf Brücken einsetzen.<br />
Wir werden die Ergebnisse des Modellversuchs mit<br />
Geschwindigkeitsbeschränkungen im Bereich der Bezirksregierung Arnsberg in<br />
Hinblick auf die Auswirkungen auf Sicherheit, Verkehrsflüssigkeit, Lärm und<br />
Abgasemissionen ergebnisoffen auswerten.<br />
Luftverkehr: Zukunft gestalten und Interessensausgleich herstellen<br />
Neben gut ausgebauten Straßen-, Schienen- und Wasserstraßennetzen kommt in<br />
Zeiten zunehmender Globalisierung dem Luftverkehr eine hohe Bedeutung zu. In<br />
einem bevölkerungsreichen Land wie <strong>NRW</strong> verursacht dies Konflikte zwischen den<br />
berechtigten Forderungen nach Lärm- und Umweltschutz sowie den Interessen der<br />
Wirtschaft und der Fluggäste. Gleichzeitig gibt es eine große Konkurrenz der<br />
Flughäfen in <strong>NRW</strong> untereinander, zusätzlich auch die zu Flughäfen in benachbarten<br />
Bundesländern und im Ausland. Neben eigenen Initiativen setzen wir uns deshalb<br />
nicht nur für nationale, sondern auch für umfassende europaweite<br />
wettbewerbsneutrale Regelungen ein.<br />
Dem stetigen Wachstum im Luftverkehr und den Anforderungen, die Klimawandel<br />
und Lärmschutz an den Luftverkehr stellen, muss durch intelligente, klima- und<br />
anwohnerfreundliche sowie wirtschaftliche Lösungen begegnet werden.<br />
Die Bundesregierung muss ihrer Verantwortung für den Flugverkehr gerecht werden<br />
und ein nationales Luftverkehrskonzept vorlegen, das die Bedürfnisse des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen berücksichtigt und auf dessen Basis ein Luftverkehrskonzept für<br />
<strong>NRW</strong> aufbauen kann.<br />
Klima- und Lärmschutz, langfristige wirtschaftliche Tragfähigkeit und<br />
Planungssicherheit sind die Ziele, die wir in einem solchen Nationalen<br />
Luftverkehrskonzept umgesetzt sehen wollen, mit dem die Bundesregierung die<br />
ruinösen Konkurrenzen zwischen den Flughafenstandorten eindämmen soll. Im<br />
Rahmen eines solchen Nationalen Flughafenkonzeptes wollen wir unter Beteiligung<br />
der Anliegerinnen und Anlieger, der Beschäftigten und Betreiber sowie der Airlines<br />
für <strong>NRW</strong> ein Luftverkehrskonzept 2020 erarbeiten und Klarheit für alle Betroffenen<br />
herstellen.<br />
Für den Flughafen Köln/Bonn hat die Landesregierung aus SPD und Grünen<br />
festgestellt, dass der nächtliche Frachtflug bis 2030 rechtlich gesichert ist.<br />
Gleichzeitig hat sie das Passagiernachtflugverbot auf den Weg gebracht und<br />
erwartet von der Bundesregierung die Umsetzung. Wir haben des Weiteren in einer<br />
Prüfung für den Flughafen Düsseldorf festgestellt, dass eine Rücknahme der in der<br />
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Betriebsgenehmigung festgeschriebenen Eckwerte nicht mehr möglich ist. Neben<br />
diesen aktualisierenden Feststellungen bleibt es zu den einzelnen Flughäfen bei den<br />
Zielsetzungen des <strong>Koalitionsvertrag</strong>es von 2010.<br />
VI. Arbeit, Soziales, Integration, Inklusion<br />
<strong>NRW</strong> setzt auf gute Arbeit und faire Löhne<br />
Arbeit ist ein zentraler Schlüssel für gesellschaftliche Teilhabe. Deshalb wollen wir<br />
dazu beitragen, dass alle Frauen und Männer ein existenzsicherndes Einkommen<br />
durch Erwerbsarbeit erzielen können. Wir wollen das Prinzip 'Gute Arbeit'<br />
durchsetzen. Unser Ziel ist und bleibt die Vollbeschäftigung.<br />
Wir werden den im Ausbildungskonsens beschlossenen Weg des Umbaus des<br />
Übergangssystems Schule/Beruf konsequent weiter gehen und auf diesem Wege bis<br />
2018 sicherstellen, dass kein junger Mensch einen "Abschluss ohne Anschluss"<br />
macht. Auf dem weiteren Weg wollen wir eine Ausbildungsgarantie für<br />
ausbildungsfähige und ausbildungswillige Jugendliche erreichen, die wir mittelfristig<br />
zu einer Ausbildungsplatzgarantie ausbauen möchten. Hier werden wir die<br />
Unternehmen und Kammern in die Pflicht nehmen. Das geschieht in ihrem eigenen<br />
Interesse. Denn künftig werden sie ansonsten ihren Fachkräftebedarf nicht mehr<br />
decken können.<br />
Den jungen Erwachsenen ohne Ausbildung wollen wir durch geeignete<br />
Unterstützungsmaßnahmen des Landes eine Ausbildungs- und Berufsperspektive<br />
eröffnen.<br />
Das Land und seine landeseigenen Betriebe müssen bei der Ausbildung ihrer<br />
Vorbildfunktion gerecht werden. Dies betrifft sowohl die eigenen<br />
Ausbildungsmöglichkeiten wie auch die grundsätzliche Möglichkeit für alle<br />
Kommunen in Nordrhein-Westfalen, selbst auszubilden. Dies gilt auch für<br />
Kommunen in Haushaltsnotlagen.<br />
Wir wollen die politischen Rahmensetzungen, die prekäre Arbeitsverhältnisse und<br />
den Niedriglohnsektor befördert haben, verändern. Sie waren ein politischer Irrweg<br />
wie die konkreten Erfahrungen zeigen. Die Ordnung auf dem Arbeitsmarkt muss<br />
gerecht, existenzsichernd, fair und so gestaltet sein, dass sie den heutigen<br />
Anforderungen im wirtschaftlichen Wettbewerb gerecht wird und den Aufstieg<br />
möglich macht.<br />
Deswegen setzen wir uns für einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn von<br />
mindestens 8,50 € ein, für dessen Ausgestaltung und kontinuierliche Anpassung eine<br />
unabhängige Kommission zuständig ist. Davon würden allein in Nordrhein-Westfalen<br />
eine Millionen Menschen profitieren. Wir würden auf diese Weise effektiv die<br />
Altersarmut bekämpfen. Die öffentlichen Kassen in Nordrhein-Westfalen würden<br />
zudem um gut eine Milliarde entlastet, weil keine staatlichen Transferleistungen mehr<br />
nötig wären, um die Existenz der Menschen zu sichern.<br />
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Wir wollen neuen Regeln gegen den Missbrauch in der Leih- und Zeitarbeit. Dabei<br />
muss wie überall gleicher Lohn für gleiche Arbeit ohne Tarifvorbehalt gelten. Wir<br />
werden zudem weitere Initiativen unternehmen, damit reguläre Arbeitsverhältnisse<br />
nicht durch Leiharbeitsverhältnisse ersetzt werden.<br />
Wir werden uns auf Bundesebene dafür einsetzen, dass befristete<br />
Beschäftigungsverhältnisse, Werkverträge und Praktika stärker als bisher<br />
reglementiert werden. So sollte, außer bei Existenzgründungen, die sachgrundlose<br />
Befristung abgeschafft werden, um den berechtigten Interessen der<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gerecht zu werden. Minijobs dürfen einen<br />
Umfang von 12 Stunden in der Woche nicht überschreiten.<br />
Wir wollen den gravierenden Benachteiligungen von Frauen am Arbeitsmarkt<br />
entgegen treten und setzen uns insbesondere für gleichen Lohn für gleiche und<br />
gleichwertige Arbeit ein. Es sind weitere Regelungen mit konkreten Verfahren und<br />
Sanktionen notwendig, um Entgeltdiskriminierung von Frauen zu beenden.<br />
Der öffentliche Dienst muss mit gutem Beispiel vorangehen. Deshalb wollen wir die<br />
Eignung des Instruments "eg-check-Verfahren“ (Entgeltgleichheits-Check) zur<br />
Ermittlung von Entgeltdiskriminierung im öffentlichen Dienst prüfen.<br />
Gemeinsam mit Betriebsparteien, Gewerkschaften, Verbänden und<br />
Einzelpersönlichkeiten werden wir eine Landesinitiative "Faire Arbeit - fairer<br />
Wettbewerb" starten, die zunächst folgende Kernelemente umfasst: Verbesserung<br />
der Arbeitsbedingungen geringfügig Beschäftigter, faire Gestaltung von Leih- und<br />
Zeitarbeit, Sicherung auskömmlicher Löhne. Wir werden uns für den<br />
Arbeitnehmerdatenschutz einsetzen.<br />
Wir wollen die regionalen Arbeitsmarktstrukturen revitalisieren. Die Kenntnisse und<br />
Erfahrungen lokaler arbeitsmarktpolitischer Akteurinnen und Akteure einzubeziehen<br />
ist ebenso grundlegend wie die Instrumente der Arbeits- und Ausbildungspolitik mit<br />
regionalen Entwicklungsstrategien abzustimmen. Dies gewährleistet eine effiziente<br />
Umsetzung und konsistente Weiterentwicklung der Landesarbeits- und<br />
Ausbildungspolitik.<br />
Die erfolgreich gestartete Fachkräfteinitiative in den 16 Regionen unseres Landes ist<br />
ein gutes Beispiel für die Revitalisierung regionalisierter Arbeitsmarktpolitik. Wir<br />
werden sie bis zum Ende der Legislaturperiode fortsetzen. Dabei setzen wir<br />
insbesondere auf das große vorhandene Potenzial in den Betrieben und den<br />
Menschen, die in den Beruf streben. Ausgehend von konkreten Bedarfen in den<br />
Branchen, Betrieben und Regionen, die in regional erarbeiteten Handlungskonzepten<br />
beschrieben sind, werden wir alle tragfähigen Vorhaben zur Entwicklung und<br />
Sicherung qualifizierter Fachkräfte unterstützen.<br />
Beschäftigungsfähigkeit kann nur durch gesunde, humane Arbeitsbedingungen<br />
gesichert werden. Darauf werden wir den Gesundheits- und Arbeitsschutz in <strong>NRW</strong><br />
stärker konzentrieren.<br />
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Gemeinsam mit Sozialpartnern und Sozialversicherungen werden wir das Programm<br />
"Arbeit gestalten - <strong>NRW</strong>" auflegen und umsetzen, dass sich schwerpunktmäßig mit<br />
der Gestaltung von betrieblichen Handlungsfeldern auf folgenden Gebieten befasst:<br />
alternde Belegschaften, gesundheitsgerechte Arbeitsbedingungen, Umgang mit<br />
Vielfalt und Unterschiedlichkeit in den Belegschaften.<br />
Dies gilt insbesondere für psychische Erkrankungen, die zu hohen Ausfallzeiten<br />
führen und der häufigste Grund für Frühverrentungen sind. Wir wollen daher in<br />
Kooperation mit interessierten Unternehmen oder Unternehmensverbänden eine auf<br />
Selbsthilfegruppen gestützte Präventionsoffensive starten. Dabei gilt es einerseits zu<br />
untersuchen, was die Beschäftigten am Arbeitsplatz belastet, um Konzepte zu<br />
entwickeln wie menschlicher und intelligenter gearbeitet werden kann und<br />
andererseits innerbetriebliche Beratungs- und Krisenhilfe aufzubauen.<br />
Die bestehende Deckelung des Rehabilitations-Budgets nach § 220 Abs. 1 SGB VI<br />
seit 1997 ist aufzuheben und dem tatsächlichen Bedarf anzupassen. Der<br />
Rechtsanspruch nach dem SGB IX auf Leistungen zur Teilhabe der Versicherten<br />
muss zwingend erfüllt werden. Der Grundsatz „Reha vor Rente“, die Tendenzen zur<br />
Verdichtung der Arbeit, zunehmende belastende Arbeitsbedingungen, bedingt ein<br />
höheres Budget für Rehabilitation, um frühzeitig drohende Leistungsminderung,<br />
Erkrankung, Behinderung und Erwerbsminderung zu verhindern.<br />
Wir werden den einheitlichen Arbeitsschutz wiederherstellen. Der einheitliche<br />
Arbeitsschutz umfasst dabei das Aufgabenspektrum des technischen und<br />
betrieblichen Arbeitsschutzes, denn beides kann nicht unabhängig voneinander<br />
gedacht werden. Daher muss er auch in der Organisation in der Verwaltung deutlich<br />
zu erkennen und abzugrenzen sein. Die Zahl der Stellen für das Fachpersonal muss<br />
auskömmlich sein und vom zuständigen Fachressort fachlich verwaltet werden.<br />
Wir wollen den Zugang zum Arbeitsmarkt für besonders benachteiligte<br />
Personengruppen erheblich verbessern. Insbesondere haben wir dabei Menschen<br />
mit Migrationsgeschichte, Alleinerziehende sowie Berufsrückkehrerinnen und -<br />
rückkehrer, ältere Menschen, Menschen mit Behinderung sowie junge Menschen<br />
ohne Schulabschluss im Blick. Zu ihrer Unterstützung werden wir die<br />
Arbeitsmarktaktivitäten der Grundsicherungsträger mit Landesfördermitteln ergänzen<br />
und Mittel aus dem europäischen Sozialfonds (ESF-Mittel) einsetzen.<br />
Chancengleichheit, Armutsbekämpfung, Nachhaltigkeit und Erhöhung der<br />
Frauenerwerbstätigkeit müssen Zielperspektiven auch in der künftigen Förderperiode<br />
des ESF sein.<br />
Die Ausrichtung des Europäischen Sozialfonds (ESF) sollte so ausgestaltet werden,<br />
dass sichergestellt wird, dass eine sozialraumorientierte und vernetzte<br />
Arbeitsmarktpolitik weiter entwickelt, ausgebaut und mit den integrierten<br />
Entwicklungskonzepten der Kommunen auf Quartiersebene koordiniert werden kann.<br />
Aus- und Weiterbildung sind zudem verstärkt in den Mittelpunkt zu stellen, um<br />
Langzeitarbeitslosigkeit frühzeitig und nachhaltig zu verhindern und auch eine<br />
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nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt zu begleiten. Dies geschieht unter<br />
Einbindung der regionalen Arbeitsmarktakteure.<br />
Für Menschen mit mehreren Vermittlungshemmnissen, die mittelfristig keine Chance<br />
zur Integration in den ersten Arbeitsmarkt haben und die früher durch die<br />
Jobperspektive unterstützt wurden, wollen wir dauerhafte Beschäftigung in einem<br />
öffentlich geschaffenen Sektor ermöglichen. Deshalb setzen wir auf Bundesebene<br />
auf den Ausbau der bisherigen Möglichkeiten sozialversicherungspflichtiger<br />
Beschäftigung, statt auf Begrenzung. Wir brauchen ein breites Spektrum von<br />
dauerhafter Beschäftigungsförderung. Dabei werden wir auch die Erfahrungen aus<br />
den Modellen der Sozialen Wirtschaftsbetriebe, der Dienstleistungspools und der<br />
Integrationsunternehmen berücksichtigen.<br />
Durch die Intensivierung und Ausweitung der öffentlich geförderten Beschäftigung<br />
werden wir in Modellprojekten praktisch nachweisen, dass „Arbeit statt<br />
Arbeitslosigkeit“ sowohl erfolgreich machbar als auch finanzierbar ist, wenn passive<br />
Transferleistungen in aktive und individuell angepasste Förderwege umgewandelt<br />
werden. Arbeitgeber im privat-gewerblichen Bereich, Sozialbetriebe, die freie<br />
Wohlfahrtspflege, Integrationsunternehmen, Kommunale Spitzenverbände und<br />
Behörden, Verbände, Gewerkschaften und Kammern sind Partner bei der Integration<br />
von Menschen durch öffentlich-geförderte Arbeit. Es erfolgt keine Beschränkung auf<br />
gemeinnützige und zusätzliche Beschäftigungsfelder. Dieses Konzept eines Sozialen<br />
Arbeitsmarktes werden wir auf Bundesebene vorantreiben. Wir werden uns dafür<br />
einsetzen, dass der Bund entsprechende Mittel bereitstellt und Wege für eine<br />
ausreichende und nachhaltige Finanzierung eröffnet.<br />
Maßstab für uns sind die individuellen Möglichkeiten, aber auch die Fähigkeiten,<br />
Neigungen und Lebenslagen der Betroffenen. Wir wollen Defizite ausgleichen sowie<br />
Chancen und Perspektive schaffen.<br />
Wir wollen die berufliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung verbessern und<br />
dazu beitragen, dass die Anforderungen der UN-Behindertenrechts-konvention und<br />
hierbei das Recht auf selbstbestimmte Teilhabe am Arbeitsleben verwirklicht wird.<br />
Wir werden darauf hinwirken, dass die berufliche Teilhabe von Frauen mit<br />
Behinderung in Beruf und Ausbildung deutlich verbessert und die Angebote zur<br />
beruflichen Teilhabe und Rehabilitation weiter auf die Bedarfe von Frauen mit<br />
Behinderung ausgerichtet wird.<br />
Die Integrationsunternehmen möchten wir gemeinsam mit den<br />
Landschaftsverbänden weiter ausbauen. Die Schaffung von alternativen, inklusiven<br />
Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung außerhalb von 'Werkstätten für<br />
behinderte Menschen (WfbM) mit dem Ziel der sozialversicherungspflichtigen,<br />
tariflich entlohnten und dauerhaften Beschäftigung wollen wir unterstützen. Wir<br />
werden uns dafür einsetzen, dass zur Schaffung von Alternativen zur WfbM ein<br />
leistungsträgerübergreifendes Budget für Arbeit zur Förderung<br />
sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse ermöglicht wird, an dem<br />
sich die Landschaftsverbände mit Mitteln der Eingliederungshilfe (alternativ zur<br />
Finanzierung eines WfbM-Platzes) und der Ausgleichsabgabe und/oder die<br />
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Arbeitsagenturen und Jobcenter auf der Basis ihres jeweiligen gesetzlichen<br />
Auftrages beteiligen, damit die erforderliche Unterstützung für Arbeitnehmer und<br />
Arbeitnehmerin, Arbeitgeber und die Arbeitgeberin sowie ein angemessener<br />
Nachteilsausgleich finanziert werden kann. Wir werden uns dafür einsetzen, dass<br />
das Land den Dialog zwischen den beteiligten Leistungsträgern mit dem Ziel der<br />
Konsensbildung initiiert. Auf Bundesebene werden wir uns für entsprechende<br />
gesetzliche Veränderungen einsetzen.<br />
Wir wollen die Schaffung von zusätzlichen Außenarbeitsplätzen für WfbM-<br />
Beschäftigte fördern, um auf diesem Wege dem Menschen mit Behinderung den<br />
Schritt weg von der WfbM hin zu einer regulären Beschäftigung auf dem allgemeinen<br />
Arbeitsmarkt zu erleichtern und gleichzeitig Arbeitgeber, insbesondere öffentliche, zu<br />
ermutigen, Menschen mit Behinderung einzustellen. Wir erwarten, dass die beiden<br />
Landschaftsverbände als zuständige Leistungsträger Menschen mit Behinderung<br />
auch bei anderen, alternativen Anbietern eine Beschäftigung ermöglichen, wenn sie<br />
die gleiche Unterstützung und Förderung anbieten wie eine WfbM. Wir werden uns<br />
auf Bundesebene dafür einsetzen, dass das Sozialgesetzbuch dahingehend<br />
geändert wird, damit diese alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten den gleichen<br />
Renten- und Krankenversicherungsschutz bieten wie eine Tätigkeit in einer WfbM.<br />
Soziale Bürgerrechte sichern<br />
Um die sozialen Bürgerrechte von erwerbslosen Menschen zu stärken, wollen wir die<br />
trägerunabhängige qualitätsgesicherte Erwerbslosenberatung und die<br />
Arbeitslosenzentren weiter fördern. Zusätzlich werden wir uns für unabhängige<br />
Ombudsstellen in den Grundsicherungsstellen einsetzen und das Widerspruchsrecht<br />
der Betroffenen stärken.<br />
Die Arbeitsmarktpolitik des Bundes schränkt Förderung ein und weitet Sanktionen<br />
aus. Wir fordern den Bund zu einem grundsätzlichen Paradigmenwechsel in der<br />
Arbeitsmarktpolitik auf. Ohne diese sind unsere landespolitischen Ziele nicht<br />
umfassend umsetzbar. Die Arbeitslosenversicherung muss das vorrangige<br />
Sicherungssystem bei Erwerbslosigkeit sein, die Grundsicherung das nachrangige.<br />
Auch dafür bedarf es eines Politikwechsels auf der Bundesebene.<br />
Armut vermeiden und bekämpfen<br />
Armut muss über alle Lebenslagen hinweg entgegengewirkt werden. Wir werden in<br />
<strong>NRW</strong> die Armutsprävention ausbauen und die Entwicklung von Präventionsketten<br />
unterstützen, mit denen die unterschiedlichen Zielgruppen erreicht, Hilfen<br />
insbesondere im Lebens- und Sozialraum der Menschen angeboten und die<br />
unterschiedlichen altersbedingten Lebenslagen berücksichtigt werden.<br />
Die SGB II- und SGB XII- Regelsätze müssen so ausgestaltet werden, dass sie dem<br />
sozialstaatlichen Gebot der Deckung des sozio-kulturellen Existenzminimums für ein<br />
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menschenwürdiges Leben Rechnung tragen. Deshalb werden wir auf Bundesebene<br />
bedarfsdeckende und armutsbekämpfende Regelsätze einfordern.<br />
Wir wollen, dass durch eine frühzeitige, vorbeugende Unterstützung das<br />
Wohlergehen und die Lebensperspektiven von Kindern und Jugendlichen stabilisiert<br />
und wo nötig verbessert werden. Deshalb unterstützen und fördern wir den<br />
präventiven Ansatz, bei dem Handlungsstrategien und Lösungsansätze möglichst<br />
entlang der Biografie von Kindern und Jugendlichen - von der Geburt an bis zum<br />
erfolgreichen Berufseinstieg - entwickelt werden.<br />
Wir wollen den Runden Tisch „Hilfe für Kinder in Not“ unter der Federführung der<br />
obersten Landesjugendbehörde als Plattform für den Austausch der zuständigen<br />
Sozialakteurinnen und Sozialakteure sowie von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren<br />
weiterentwickeln.<br />
Das von der Bundesregierung durchgesetzte Bildungs- und Teilhabepaket für Kinder<br />
und Jugendliche aus Familien mit geringem Einkommen ist gescheitert, weil es bei<br />
diesen Familien nicht ankommt. Dies weiterzuentwickeln und unbürokratischer zu<br />
gestalten, ist Aufgabe der Sozialpolitik. Ziel muss eine qualitativ hochwertige und<br />
damit auch nachhaltig wirkende Infrastruktur sein, die Bildung und Teilhabe von<br />
benachteiligten Kindern und Jugendlichen befördert.<br />
Wir wollen mit dem Härtefallfonds „Alle Kinder essen mit“ auch weiterhin diejenigen<br />
Kinder und Jugendlichen in Kinderbetreuung und Schulen finanziell unterstützen, die<br />
an einer gemeinsamen Mittagsverpflegung teilnehmen wollen, aber trotz<br />
bestehender Bedürftigkeit keine Leistungen nach dem Bildungs- und Teilhabepaket<br />
erhalten.<br />
Unser Ziel ist es auch weiterhin, dass der Bund über eine Reform des<br />
Asylbewerberleistungsgesetzes noch mehr finanzielle Verantwortung für die<br />
betroffenen Kinder übernimmt.<br />
Kinderarmut lässt sich am besten durch ein existenzsicherndes und auskömmliches<br />
Einkommen der Eltern verhindern. Deswegen fordern wie die Einführung von<br />
Mindeststandards auf dem Arbeitsmarkt. Dazu gehören auch Entscheidungen, wie<br />
z.B. einen flächendeckenden Mindestlohn in Höhe von 8,50 EUR, die Eindämmung<br />
von Leih- und Zeitarbeit, die Durchsetzung des Prinzips gleicher Lohn für gleiche<br />
Arbeit oder ein sozialer Arbeitsmarkt für arbeitsmarktferne Menschen.<br />
Es gehört aber auch dazu, dass die Kürzungen der Eingliederungsmittel für<br />
Langzeitarbeitslose wieder zurückgenommen werden, um die Chancen für eine<br />
Arbeitsmarktintegration zu erhöhen; zudem sind die Regelbedarfe nach dem SGB II<br />
richtig zu bemessen. Sie müssen existenzsichernd sein und gleichberechtigte soziale<br />
Teilhabe ermöglichen. Dass das Bundesverfassungsgericht erneut ein Urteil zu den<br />
Regelsätzen fällen muss, bestätigt uns in dieser Auffassung.<br />
Auf Bundesebene werden wir uns weiterhin dafür einsetzen, dass Frauen und<br />
Männer, die sich in Bezug von Leistungen nach den Sozialgesetzbüchern SGB II,<br />
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SGB XII und AsylbLG befinden, einen kostenlosen Zugang zu Verhütungsmitteln<br />
erhalten.<br />
Um Altersarmut zu vermeiden, wollen wir junge Menschen in Ausbildung und gute<br />
Arbeit bringen. Wir werden uns auf der Bundesebene dafür einsetzen, dass<br />
wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung von Altersarmut ergriffen werden.<br />
Wir wollen das Aktionsprogramm „Obdachlosigkeit verhindern“ fortführen und<br />
gendersensibel ausgestalten. Präventive Ansätze sollen verstärkt, neue Angebote<br />
entwickelt sowie der Austausch zwischen den Trägern gefördert werden.<br />
Die Armuts- und Reichtumsberichterstattung werden wir fortführen.<br />
Armutsbekämpfung ist eine Querschnittsaufgabe aller Ressorts. Wir wollen auch in<br />
Zukunft eine kontinuierliche Sozialberichterstattung im Lande fortsetzen und einen<br />
strategischen Sozialplanungsprozess auf kommunaler Ebene weiterentwickeln und<br />
fördern. Eine präventiv ausgerichtete Sozialpolitik benötigt eine belastbare Datenund<br />
Informationsbasis, um gesellschaftliche Problem- und Lebenslagen frühzeitig<br />
identifizieren zu können. Eine strategisch ausgerichtete kommunale Sozialplanung<br />
kann sozialräumlichen Polarisierungs- und Segregationsprozessen entgegenwirken<br />
und die soziale Lage der Bevölkerung verbessern sowie längerfristig die finanziellen<br />
Gestaltungsmöglichkeiten von Kommunen und Kreisen verbessern. Wir werden<br />
deshalb ein dialogorientiertes Netzwerk zur "Strategischen Sozialplanung" aufbauen.<br />
Die Bekämpfung von Armut und die Förderung der sozialen Eingliederung müssen<br />
stärker noch als bisher in den Fokus des Europäischen Sozialfonds gestellt werden.<br />
Mit der EUROPA 2020 Strategie ist die Armutsbekämpfung zu einem der<br />
Schwerpunkte geworden und wurde auch in den Europäischen Sozialfonds (ESF) als<br />
eigenständiges Ziel aufgenommen. Das eröffnet neue und integrierte Strategien für<br />
den ESF-Einsatz. Diese werden wir auch für <strong>NRW</strong> nutzen.<br />
Integration in <strong>NRW</strong> erfolgreich gestalten<br />
Nordrhein-Westfalen ist wie kein anderes Land von Einwanderung geprägt. Wir<br />
begreifen das als Stärke unseres Landes und wollen – möglichst im Konsens mit den<br />
anderen demokratischen Parteien – die Integrationspolitik der vergangenen<br />
Jahrzehnte weiterentwickeln. Eine aktive Integrationspolitik ist unverzichtbar für die<br />
Zukunftsfähigkeit unseres Landes.<br />
Deshalb wollen wir sie zu einer modernen Einwanderungspolitik weiterentwickeln<br />
und dazu all unsere Aktivitäten und Kräfte in den Bereichen Integrationspolitik,<br />
Einwanderungspolitik, gesellschaftliche Prävention von Rassismus und<br />
Fremdenfeindlichkeit bündeln.<br />
Erfolgreiche Integration setzt voraus, dass Einwanderinnen und Einwanderer<br />
Chancen zur Teilhabe in der Gesellschaft erhalten und nutzen. Wir wollen, dass die<br />
Eingewanderten und ihre Kinder so früh und so umfassend wie möglich ihre<br />
Kompetenzen und Potenziale in Bildung, Ausbildung und Beruf entfalten können.<br />
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Darüber hinaus werden wir im Land Nordrhein-Westfalen und auf der Bundesebene<br />
aktiv darauf hinwirken, dass die rechtliche und politische Teilhabe von<br />
Einwanderinnen und Einwanderern verbessert wird. Dazu gehören die<br />
Modernisierung des Wahl- und des Staatsangehörigkeitsrechts. In diesem Sinne<br />
werden wir uns für das Kommunalwahlrecht auch für Nicht-EU-Bürgerinnen und<br />
Bürger sowie für die erweiterte Hinnahme von Mehrstaatigkeit einsetzen. Außerdem<br />
wollen wir erreichen, dass junge Menschen nicht mehr gezwungen werden, sich für<br />
eine Staatsangehörigkeit zu entscheiden, wenn sie volljährig werden (Abschaffung<br />
des Optionszwangs).<br />
Aktiver Einsatz für Integration hat in Nordrhein-Westfalen eine lange und gute<br />
Tradition. Bürgergruppen, Kirchengemeinden, Wohlfahrtsverbände, Gewerkschaften<br />
und Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber haben in einer großen Zahl von Initiativen und<br />
Projekten dazu beigetragen, dass Integration in unserem Land weitestgehend<br />
gelingt. In den letzten Jahren haben verstärkt auch Migrantenselbstorganisationen<br />
dazu beigetragen. Nicht zuletzt hat die im fraktionsübergreifenden Konsens<br />
entstandene Integrationsoffensive Nordrhein-Westfalen dazu geführt, dass sich in<br />
Nordrhein-Westfalen eine vielfältige und leistungsfähige Integrationspraxis entwickelt<br />
hat.<br />
Deutschland hat es lange versäumt, die Integration von Eingewanderten<br />
systematisch zu unterstützen. Deshalb haben wir ein Gesetz zur Förderung der<br />
gesellschaftlichen Teilhabe und Integration in Nordrhein-Westfalen verabschiedet,<br />
das nun mit Leben gefüllt werden muss:<br />
Wir werden leistungsfähige Integrationsstrukturen in unserem Lande schaffen. Dabei<br />
sind die kommunale Ebene und die Selbstorganisationen der Menschen mit<br />
Migrationshintergrund wichtig, weil sie am nächsten an den Menschen sind.<br />
Deswegen werden wir ein flächendeckendes Netz von kommunalen<br />
Integrationszentren und Integrationsagenturen knüpfen, vor allem auch mit Blick auf<br />
Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund, und die Handlungsmöglichkeiten<br />
der Migranten-Selbstorganisationen stärken.<br />
Die im Gesetz vorgenommene Stärkung des Landesintegrationsrates wollen wir<br />
durch eine Ausweitung der Rechte der kommunalen Integrationsräte bzw. –<br />
ausschüsse in der Gemeindeordnung konsequent ergänzen.<br />
Wir wollen im Rahmen einer Staatsangehörigkeitskampagne aktiv um die Menschen<br />
werben, die die Voraussetzungen für die Einbürgerung erfüllen.<br />
Darüber hinaus werden wir die landesrechtlichen Möglichkeiten voll ausschöpfen, um<br />
mehr Einbürgerungen, insbesondere für die ersten Generationen der<br />
Einwanderinnen und Einwanderer, zu ermöglichen. Auf der Bundesebene werden wir<br />
uns für Erleichterungen bei der Einbürgerung einsetzen, indem wir uns z.B. dafür<br />
aussprechen, die Fristen verkürzen, das Niveau der Sprachtests abzusenken (bzw.<br />
ab dem 54. Lebensjahr ganz auf Sprachtests zu verzichten) sowie<br />
Einbürgerungstests abzuschaffen und durch ein Seminar zur Staatsbürgerkunde zu<br />
ersetzen.<br />
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Der Fachkräftemangel in der Wirtschaft sollte neben allen anderen Maßnahmen auch<br />
durch mehr Neuzuwanderung bekämpft werden. Auch der Familiennachzug<br />
besonders von Ehegatten muss wieder erleichtert werden,<br />
Wir werden den öffentlichen Dienst weiter für Menschen mit Migrationshintergrund<br />
öffnen, ihren Anteil an der Gesamtbeschäftigtenzahl erhöhen und anonymisierte<br />
Bewerbungsverfahren, die frei von Diskriminierung sind, durchführen. Damit wollen<br />
wir auch Vorbild für private Unternehmen werden.<br />
Über den Weg der Zielvereinbarung mit den Jobcentern wollen wir das Ziel der<br />
nachhaltigen und existenzsichernden Integration von Menschen mit<br />
Migrationshintergrund verbindlich festschreiben. Dazu gehört auch, dass<br />
Maßnahmen zur beruflichen Eingliederung in Kombination mit sprachlicher<br />
Qualifizierung mit Berufsbezug angeboten werden.<br />
Außerdem werden wir das Gesetz zur Anerkennung von im Ausland erworbenen<br />
Abschlüssen zeitnah umsetzen. Das dazugehörige Landesgesetz für landesrechtlich<br />
geregelte Berufe werden wir ebenfalls schnellstmöglich verabschieden. Dabei wollen<br />
wir innovativere Verfahren zur Kompetenzfeststellung gegenüber dem Bundesgesetz<br />
erproben. und eine entsprechende Beratungsstruktur für Fragestellungen zur<br />
Anerkennung ausbauen. Wir erwarten vom Bund die Einhaltung seiner Zusagen zur<br />
Finanzierung von Anpassungsqualifikationen. Dies gilt nicht nur für<br />
Transferleistungsbezieherinnen und -bezieher, sondern auch für diejenigen, die weit<br />
unterhalb ihrer Qualifikation arbeiten müssen und die aus der Familienphase in den<br />
Arbeitsmarkt streben. Eine landesweite Kampagne für Vielfalt und gegen<br />
Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt soll diese Maßnahmen unterstützen<br />
Wir wollen gemeinsam mit dem Zentrum für Türkeistudien und Integration mögliche<br />
rechtliche und strukturelle Diskriminierung auf Landesebene identifizieren und darauf<br />
aufbauend Maßnahmen einleiten.<br />
Ein besonderes Augenmerk ist auf die Armuts-Zuwanderung von Menschen aus<br />
Südosteuropa zu richten. Die Kommunen, die Ziel dieser Zuwanderung sind,<br />
bedürfen besonderer Unterstützung. Integrationsmaßnahmen müssen von<br />
Bemühungen vor allem der gesundheitsdienstlichen Versorgung dieser Menschen<br />
begleitet werden.<br />
<strong>NRW</strong> schützt Menschen vor Verfolgung und in Not<br />
Die bestehende Altfallregelung für langjährig geduldete und integrierte Flüchtlinge<br />
konnte das Problem der so genannten Kettenduldungen nicht nachhaltig lösen.<br />
Daher wird sich <strong>NRW</strong> im Bundesrat und in der Innenministerkonferenz weiterhin für<br />
eine wirksame gesetzliche Bleiberechtsregelung ohne Stichtag und mit abgesenkten<br />
Anforderungen an die Lebensunterhaltsicherung einsetzen. Das Fehlverhalten<br />
einzelner Familienmitglieder darf aufenthaltsrechtlich nicht der übrigen Familie<br />
angelastet lastet werden. Für Alte, Kranke und Traumatisierte muss eine an<br />
humanitären Kriterien ausgerichtete Regelung geschaffen werden. Wir wollen<br />
darüber hinaus – unterbesonderer Berücksichtigung integrationspolitischer und<br />
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humanitärer Gesichtspunkte - die landesrechtlichen Spielräume nutzen, damit die<br />
Betroffenen von der bestehenden Rechtslage profitieren können.<br />
§ 25 Abs. 5 Aufenthaltsgesetz ist im Sinne der Betroffenen und im Einklang mit der<br />
Rechtsprechung anzuwenden.<br />
Wir begrüßen, dass die Bundesregierung die Vorbehaltserklärung zur UN -<br />
Kinderrechtskonvention zurückgenommen und das Zusatzprotokoll<br />
unterzeichnet hat. Damit wird dem besonderen Schutz minderjähriger Flüchtlinge<br />
Rechnung getragen. Dies wollen wir bei der Unterbringung und Betreuung<br />
unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge in <strong>NRW</strong> weiterhin umsetzen.<br />
Die unabhängige Arbeit des Flüchtlingsrates <strong>NRW</strong>, der die ehrenamtliche Arbeit für<br />
Flüchtlinge in unserem Land vernetzt und unterstützt, wollen wir weiter fördern.<br />
Auch eine qualitativ und quantitativ soziale Beratung und Betreuung werden wir<br />
bedarfsgerecht fördern.<br />
Wir wollen, dass humanitäre Hilfe für "Menschen ohne Papiere" nicht kriminalisiert<br />
wird. Daher setzen wir uns auf Bundesebene für eine entsprechende Änderung des<br />
Aufenthaltsgesetzes ein.<br />
<strong>NRW</strong> wird sich auf Bundesebene für die Abschaffung des Asylbewerberleistungsgesetzes<br />
unter Wahrung der Kostenneutralität für Kommunen und Land einsetzen.<br />
Auf Landesebene werden wir alle rechtlichen Möglichkeiten nutzen, damit<br />
Asylbewerberinnen und –bewerber nach Beendigung der Verpflichtung, in einer<br />
Aufnahmeeinrichtung zu wohnen, die ihnen zustehenden Leistungen grundsätzlich in<br />
Geldleistung erhalten und so eine einheitliche Anwendung des Gesetzes in <strong>NRW</strong><br />
erfolgt.<br />
Abschiebehaft kann in einem Rechtsstaat nur Ultima Ratio sein und soll soweit als<br />
möglich vermieden werden. Das Land ist zuständig für den Vollzug und wir wollen,<br />
dass die Haftbedingungen so human wie möglich ausgestaltet werden. Für<br />
Minderjährige müssen die Vorgaben der EU-Rückführungsrichtlinie und der UN -<br />
Kinderrechtskonvention Beachtung finden, das heißt es müssen altersgerechte<br />
Freizeitbeschäftigungen und Erholungsmöglichkeiten gewährleistet und der Zugang<br />
zu Bildung ermöglicht werden. Unbegleitete Minderjährige müssen so weit wie<br />
möglich in Einrichtungen untergebracht sein, die personell und materiell ihre<br />
altersgemäßen Bedürfnisse berücksichtigen. Im Bundesrat wird sich <strong>NRW</strong> für eine<br />
Abschaffung des Flughafenverfahrens nach § 18a Asylverfahrensgesetz (AsylVfG)<br />
und bis dahin für eine Aussetzung dieser Praxis in Düsseldorf einsetzen.<br />
<strong>NRW</strong> begrüßt die bundesweite dauerhafte Aufnahme von jährlich mindestens 300<br />
Flüchtlingen im Rahmen des Resettlementverfahrens des UNHCR. Dies ist uns<br />
jedoch nicht weitreichend genug, denn die Flüchtlinge konnten bisher nur mit hohen<br />
bürokratischen Hürden aufgenommen werden. Deshalb setzen wir uns für eine<br />
humanitäre zügige Verständigung zwischen Bund und Ländern ein. Mit Blick auf die<br />
Zukunft muss eine europäische Gesamtkonzeption für die Lösung der humanitären<br />
Frage der Flüchtlingspolitik gefunden werden. Wir erneuern unsere Forderung an<br />
den Bund, weitere iranische Flüchtlinge aus der Türkei aufzunehmen.<br />
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Für die Angehörigen von Minderheiten im Kosovo sind die wirtschaftliche und soziale<br />
Lage sowie deren Integrationschancen immer noch schwierig. Vor diesem<br />
Hintergrund wollen wir geplanten Rückführungsmaßnahmen der Ausländerbehörden<br />
unter dem Aspekt des Schutzes von Familien und alleinreisenden Frauen<br />
überprüfen. Ziel ist es, besondere Härten im Rahmen der landesrechtlichen<br />
Spielräume zu verhindern. Mit einer Fachveranstaltung der Koalitionsfraktionen<br />
wollen wir uns ein umfassendes Bild von der Situation vor Ort verschaffen.<br />
Rückführungen im Winter werden wir an den Ergebnissen der Fachveranstaltung<br />
ausrichten.<br />
Auf dem Weg zu einem inklusiven <strong>NRW</strong><br />
Inklusion bedeutet Wertschätzung von Vielfalt. Es ist normal, verschieden zu sein.<br />
Eine inklusive Gesellschaft sieht alle Menschen als individuell, besonders und<br />
gleichberechtigt an, unabhängig von Herkunft, Alter, Weltanschauung oder<br />
Behinderung.<br />
Inklusionspolitik für Menschen die behindert werden, ist eine gesamtgesellschaftliche<br />
Aufgabe von hoher Bedeutung, die alle Lebensbereiche und Lebensphasen mit<br />
umfasst.<br />
Zentraler Ausgangspunkt und Maßstab für unsere Politik ist dabei die<br />
Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen. Wir richten unsere Politik<br />
deswegen auch auf alle Menschen aus, die von der UN-<br />
Behindertenrechtskonvention erfasst sind. Also alle Menschen, die langfristige<br />
körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben und damit in<br />
Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren an der vollen, wirksamen und<br />
gleichberechtigten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in all seinen Facetten<br />
gehindert werden. Dazu gehören auch alle alten und kranken Menschen, die erst im<br />
oder durch das Alter mir Einschränkungen leben müssen.<br />
Inklusion bedeutet für uns, gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe von<br />
Menschen mit Behinderung durchzusetzen: Menschen, die behindert werden,<br />
müssen Rechte und Ansprüche auf Hilfsmittel haben; die Gesellschaft muss den<br />
Bedürfnissen aller Menschen gerecht werden, ohne dass es noch besonderer<br />
Anpassungen bedarf. Dazu muss sich unsere Gesellschaft erst zu einer<br />
„barrierefreien Gesellschaft“ wandeln, denn sie ist noch immer in zu vielen Bereichen<br />
in erster Linie auf die Bedürfnisse von Menschen ohne Behinderung zugeschnitten.<br />
Das Fachwissen der Expertinnen und Experten in eigener Sache ist für die<br />
Aufstellung und Gestaltung unseres Aktionsplans und unserer Maßnahmen<br />
unverzichtbar. Die Umsetzung unseres Aktionsplans muss dem Grundsatz der<br />
Behindertenrechtskonvention folgen: „Nichts über uns ohne uns!<br />
Barrierefreiheit umfasst nicht nur bauliche Maßnahmen, sondern auch den vollen<br />
Zugang zur sozialen und wirtschaftlichen Umwelt, also gleichberechtigte Teilhabe an<br />
Bildung, Arbeit, Kultur, Sport, Zugang zu Medien und Kommunikationswegen und<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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vieles mehr. Sie bedeutet aber auch Barrierefreiheit im Denken von allen beteiligten<br />
Akteuren und Gesellschaftsgruppen.<br />
Die großen Aufgaben und Herausforderungen einer inklusiven Gesellschaft wollen<br />
wir umgehend mit unserem Aktionsplan „Eine Gesellschaft für alle – <strong>NRW</strong> inklusiv“<br />
angehen.<br />
Eine inklusive Gesellschaft - Bewusstseinsbildung und Beteiligung von<br />
Menschen mit Behinderung<br />
Wir wollen eine neue Kultur inklusiven Denkens und Handelns zur Stärkung des<br />
gesellschaftlichen Bewusstseins und eines disability mainstreamings aufbauen. Dazu<br />
beteiligen wir alle Akteure, insbesondere die kommunale Familie, die Organisationen<br />
und Verbände der Menschen mit Behinderung, d.h. auch der älteren und alten<br />
Menschen, und alle Ressorts der Landesregierung unter Federführung des für<br />
Inklusion zuständigen Ministeriums an der Umsetzung, Überprüfung und<br />
Weiterentwicklung des Aktionsplans in einem Inklusionsbeirat. Begleitende Gremien<br />
sollen, wenn möglich, bezogen auf alle Interessengruppen jeweils<br />
geschlechterparitätisch besetzt werden.<br />
Wir werden Aus- und Weiterbildungsangebote zur Stärkung des inklusiven<br />
Bewusstseins bei den Beschäftigten innerhalb und außerhalb der Landesregierung<br />
fördern. Wir wollen den Grundsatz verwirklichen, Sondereinrichtungen für Menschen,<br />
die behindert werden, weitestgehend zu vermeiden bzw. bestehende umzuwandeln<br />
mit dem Ziel, mehr Möglichkeiten zur gleichberechtigten Teilhabe in allen<br />
gesellschaftlichen Institutionen zu eröffnen.<br />
Wir wollen in einem inklusiven Gemeinwesen Menschen mit Behinderung keinen<br />
Lebensweg vorgeben, sondern Selbstbestimmung und individuelle<br />
Wahlmöglichkeiten eröffnen. Dazu gehört auch einer gendersensible Assistenz. Wir<br />
werden alle landesrechtlichen Regelungen dahingehend prüfen, ob sie dem Ziel der<br />
Inklusion nicht entgegenstehen.<br />
Das Ziel der Inklusion, gleichberechtigte Teilhabe und Selbstbestimmung, ist gerade<br />
in unserer Politik für ältere Menschen ein integraler Bestandteil. Wir werden ihm vor<br />
allem bei der Reform des Wohn- und Teilhabegesetzes (WTG) und des<br />
Landespflegegesetzes (LPfLG) noch stärker als bisher Geltung verschaffen.<br />
Und wir werden die Bundesregierung bei der Entwicklung von Initiativen und<br />
Maßnahmen zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention auf Bundesebene<br />
konstruktiv kritisch begleiten.<br />
Rechte von Menschen mit Behinderung stärken<br />
Damit Menschen mit Behinderung ihre Rechte wahrnehmen können, wollen wir dafür<br />
sorgen, dass sie Beratung in Anspruch nehmen können. Hierzu sollen u.a. die<br />
„Kompetenzzentren Selbstbestimmt Leben“ als Anlaufstellen für Menschen mit<br />
Behinderung weiter ausgebaut werden.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Ferner soll in Zusammenarbeit mit den beiden Landschaftsverbänden sowie der<br />
Freien Wohlfahrtspflege eine möglichst landesweit einheitliche anbieterübergreifende<br />
und leistungsträgerunabhängige Beratungsstruktur entwickelt und mit den<br />
Quartiersstrukturen vernetzt werden. Darüber hinaus wollen wir die<br />
Inanspruchnahme des leistungsträgerübergreifenden persönlichen Budgets gemäß<br />
§ 17 SGB IX stärken.<br />
Für die Umsetzung der UN-Konvention hat die Weiterentwicklung der<br />
Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung eine zentrale Schlüsselfunktion.<br />
Die beiden Landschaftsverbände haben hierzu beachtenswert Schritte eingeleitet<br />
und gemeinsam mit den Verbänden der Wohlfahrtspflege bundesweit wegweisende<br />
Vereinbarungen geschlossen. Mit einer landesgesetzlichen Regelung wollen wir<br />
sicherstellen, dass die Landschaftsverbände gemeinsam mit dem Land, den<br />
Kommunen, den Verbänden der Menschen mit Behinderung und den Verbänden der<br />
Freien Wohlfahrtspflege einheitliche Vorgehensweisen entwickeln, die eine<br />
gemeinsam getragene zielgerichtete Politik zugunsten der Weiterentwicklung der<br />
Inklusion und Gewährleistung gleichberechtigter Teilhabe behinderter Menschen<br />
sicherstellt.<br />
Die Kooperation der Landschaftsverbände, der Kommunen und der Träger von<br />
Diensten und Einrichtungen der Behindertenhilfe werden wir hierzu verbessern.<br />
Alle zuständigen Leistungsträger sind gefordert, ihre Leistungen in diesem Sinne<br />
weiterzuentwickeln und zu vernetzen. Für uns gilt dabei der Grundsatz: Ungeklärte<br />
Zuständigkeiten der Sozialleistungsträger dürfen nicht zu Lasten der Betroffenen<br />
gehen. Hierzu gehört auch eine deutliche Qualitätsverbesserung der Instrumente des<br />
SGB IX. Wir werden hierzu auf Bundesebene aktiv.<br />
Außerdem fordern wir vom Bund das Recht für Menschen mit Behinderung ein, alle<br />
Leistungen der Sozialgesetzbücher gleichberechtigt in Anspruch nehmen zu können.<br />
Wir setzen uns für die Einführung eines eigenständigen Bundesleistungsrechtes für<br />
Menschen mit Behinderung ein, das den Behinderungsbegriff der UN-<br />
Behindertenrechtskonvention zugrunde legt. Hierzu werden wir die Initiative im<br />
Bundesrat ergreifen, Damit soll u.a. auch die Eingliederungshilfe als ausschließlich<br />
kommunal finanzierte „Fürsorgeleistung“ abgelöst werden.<br />
Früh und konsequent fördern: Eine erfolgreiche Inklusionskette schaffen<br />
Frühe Förderung verbessert die Lebensqualität, vergrößert die individuellen Chancen<br />
im Inklusionsprozess und verringert in den meisten Fällen öffentliche Kosten für<br />
spätere Unterstützungsleistungen. "Kein Kind zurückzulassen", das gilt deshalb vor<br />
allem auch für Kinder mit Behinderung im Vorschulalter und Kinder, die von<br />
Behinderung bedroht sind. Wir haben in der letzten Legislaturperiode die langjährige<br />
Forderung nach Evaluation der vorhandenen Frühförderstellen in den Kommunen<br />
eingeleitet. Diese Ergebnisse sind Grundlage weiteren Handelns.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Dabei werden wir die Kooperation aller zuständigen Rehabilitationsträger<br />
Leistungsanbieter mit dem Ziel befördern:<br />
• einheitliche Standards zur Dauer und zu den Inhalten von Diagnostik und<br />
Fördereinheiten in der "Komplexleistung Frühförderung" festzulegen,<br />
• Anforderungen an die Qualifikation der Fachkräfte und an das<br />
•<br />
Leistungsentgelt zu definieren und<br />
eine Schiedsstellenlösung als verbindlichen Konfliktlösungsmechanismus<br />
einzurichten.<br />
Vor allem für betroffene Eltern wird damit die Sicherheit einer landesweit einheitliche<br />
Unterstützungs- und Förderstruktur geschaffen.<br />
Inklusion in der Kita<br />
Kein Kind mit Behinderung soll Ausgrenzung erfahren müssen. Vielmehr sollen von<br />
Anfang an Kinder mit und ohne Behinderung zusammen in den Kindergarten gehen.<br />
Der Auftrag der UN- Behindertenrechtskonvention gilt in vollem Umfang auch in der<br />
frühkindlichen Bildung.<br />
Wir wollen mit den weiteren Stufen der Revision ein bedarfsgerechtes Angebot an<br />
erforderlichen heilpädagogischen Maßnahmen in den Kindertageseinrichtungen<br />
sorgen.<br />
Inklusive Schulen<br />
Wir wollen so schnell wie möglich den Rechtsanspruch auf den Besuch einer<br />
allgemeinen Schule umsetzen. Inklusion ist eine Aufgabe, die sich für alle Schulen<br />
und Schulformen stellt. Wir wollen, dass Schülerinnen und Schüler mit und ohne<br />
Behinderung gemeinsam lernen. Die Schulen werden wir durch Fortbildung und<br />
zusätzliches Personal unterstützen. Der Prozess wird schrittweise zielgerichtet und<br />
verlässlich gestaltet.<br />
Der inklusive Arbeitsmarkt<br />
Menschen mit Behinderung haben vielfältiges Potenzial. Arbeit ist eine der<br />
wichtigsten Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben, für gesellschaftliche<br />
Teilhabe und die Verhinderung von Altersarmut. Arbeit bedeutet unmittelbar<br />
Einkommen und damit die existenzielle Grundlage für die Verwirklichung von<br />
Lebensplanungen und gesellschaftlicher Anerkennung, für die Sicherung von<br />
Lebensstandards und Handlungsspielräumen.<br />
"Menschen mit Behinderung haben das gleiche Recht auf Arbeit und die Möglichkeit,<br />
in einem offenen, integrativen und zugänglichen Arbeitsmarkt und Arbeitsumfeld den<br />
Lebensunterhalt zu verdienen". <strong>NRW</strong> bekennt sich zu diesem Programmsatz der UN-<br />
Konvention. In <strong>NRW</strong> sind in der Vergangenheit große Erfolge erzielt worden. Dieser<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Weg wird fortgesetzt. Gemeinsam mit den beiden Landschaftsverbänden wird ein<br />
<strong>NRW</strong>-Budget für Arbeit entwickelt, um wesentlich mehr behinderten Menschen der<br />
Weg in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu ebnen.<br />
Deswegen werden wir die Integrationsunternehmen weiter ausbauen, in denen 25 –<br />
50 % der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen Menschen mit einer Behinderung<br />
sind. Darüber hinaus werden wir das Leistungsangebot der Werkstätten für<br />
Menschen mit Behinderung noch stärker auf die Anforderungen des allgemeinen<br />
Arbeitsmarktes ausrichten und Beschäftigungsalternativen für Mitarbeiter der<br />
Werkstätten für Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt<br />
fördern.<br />
Selbstbestimmtes Wohnen<br />
Menschenwürde ist in jeder Lebensphase zu wahren. Wir werden dafür eintreten,<br />
dass alle Menschen mit Behinderung sowie mit Unterstützungs- und Pflegebedarf<br />
selbstbestimmt leben können. Wir wollen deshalb bessere Rahmenbedingungen für<br />
ein selbstbestimmtes Wohnen schaffen.<br />
Der Kostenvorbehalt im SGB XII ist mit den Vorgaben der UN-BRK nicht vereinbar<br />
und muss bei der notwendigen Reform des SGB XII auf Bundesebene bzw. mit<br />
Einführung eines eigenständigen Bundesleistungsrechts aufgehoben werden.<br />
Die Landschaftsverbände sollen auch in Zukunft für alle stationären wie ambulanten<br />
Leistungen der Eingliederungshilfe im Bereich Wohnen zuständig bleiben. Dies<br />
werden wir in einem Ausführungsgesetz regeln. Dabei ist in Kooperation mit den<br />
kommunalen Spitzenverbänden eine Zuständigkeitsregelung zu finden, die „Hilfen<br />
aus einer Hand“ auch für die komplementären Unterstützungsformen im Sozialraum<br />
berücksichtigt. Personenzentrierung und Umbau der Versorgungsangebote weg von<br />
Wohnheimen hin zu selbstbestimmten Wohnformen mit der Möglichkeit der<br />
ambulanten Unterstützung sollen in <strong>NRW</strong> im Mittelpunkt der Weiterentwicklung der<br />
Leistungen der Eingliederungshilfen zum Wohnen stehen. Dabei wollen wir auch,<br />
dass das unterstützte selbständige Wohnen auch für Menschen mit intensivem und<br />
vielfältigem Unterstützungsbedarf weiterentwickelt und ausgebaut wird.<br />
Menschen mit Behinderung sollen selbst bestimmen können, wo sie wohnen und mit<br />
wem sie wohnen. Deswegen werden wir durch die Bereitstellung von Mitteln der<br />
sozialen Wohnraumförderung kontinuierlich das Angebot, der für Menschen mit<br />
Behinderung geeignet und bezahlbar ist, erweitern und verbessern. Das Programm<br />
der <strong>NRW</strong>.Bank zum Abbau von Barrieren werden wir fortsetzen.<br />
Zudem ist ein auskömmliches Angebot von haushaltsnahen Dienstleistungen<br />
erforderlich. Deshalb wollen wir landespolitisch die Rahmenbedingungen für<br />
Dienstleistungspools auf der kommunalen Ebene mit sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten schaffen, damit ortsnah ein bedarfsgerechtes und für die Haushalte<br />
erschwingliches Dienstleistungsangebot entstehen kann. Darüber hinaus wollen wir<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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eine Bundesratsinitiative zur steuerlichen Gleichstellung von haushaltsnahen<br />
Dienstleistungen mit ambulanten Pflegedienstleistungen ergreifen.<br />
VII. Familie, Jugend, Generationen, Sport<br />
Familien in <strong>NRW</strong><br />
„Familie“ im 21. Jahrhundert hat sich gewandelt und versteht sich heute als der Ort,<br />
wo Menschen unterschiedlicher Generationen füreinander Verantwortung<br />
übernehmen. Ihr Engagement ist unverzichtbar für ein gelingendes Aufwachsen von<br />
Kindern und Jugendlichen. Den sich verändernden Lebensrealitäten der Familien<br />
und den vielfältigen Herausforderungen, vor denen sie stehen, werden wir Rechnung<br />
tragen. Die Stärkung der Familien ist uns ein wichtiges Anliegen. Daher werden wir<br />
Initiativen zur Weiterentwicklung familienpolitischer Ansätze auf Landesebene<br />
ergreifen.<br />
Wir erkennen das Bedürfnis von Familien an, die verschiedenen Lebensbereiche in<br />
Einklang bringen zu wollen. Wir werden deshalb die Rahmenbedingungen für die<br />
Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern, partnerschaftliche Familienmodelle<br />
unterstützen, eine aktive Vaterschaft stärken und für mehr Zeitsouveränität von<br />
Familien eintreten. Wir tun dieses gemeinsam mit Kommunen, Verbänden der<br />
Wirtschaft sowie Sozial- und Familienverbänden und sichern dabei die Beteiligung<br />
von Eltern, Kindern und Jugendlichen.<br />
Wir werden einen „Familienbericht Nordrhein-Westfalen“ erstellen. Neben der<br />
Erhebung von Daten und Fakten wollen wir daraus vor allem auch<br />
Handlungsoptionen für eine moderne Familienpolitik entwickeln.<br />
Uns geht es darum, dass die Anliegen von Familien bei wirtschaftlichen und<br />
politischen Vorhaben regelmäßig berücksichtigt werden. Das gilt für die Sozial- und<br />
Gesellschaftspolitik ebenso wie in der Wohnungsbaupolitik, in der Verkehrspolitik<br />
und besonders im Bildungsbereich. Wir wollen, dass die Belange von Familien hier<br />
von Beginn an berücksichtigt werden. Oberste Priorität hat für uns auch hier der<br />
Leitsatz: „Wir wollen kein Kind zurücklassen.“<br />
Für eine Umsteuerung familienpolitischer Leistungen<br />
Wir setzen uns für eine zukunftsorientierte Umsteuerung familienpolitischer<br />
Leistungen ein. Es ist nicht hinnehmbar, dass von der Bundesebene nahezu 200<br />
Mrd. Euro jährlich in die Familien fließen und dennoch viele Familien arm sind. Wir<br />
werden uns dafür einsetzen, dass die vorhandenen Leistungen zu einem gerechten<br />
Familienleistungssystem neu gestaltet und ausgebaut werden. Es soll vor allem drei<br />
Ziele erfüllen: Materielle Absicherung und Teilhabe von Kindern und Familien,<br />
bezahlbare haushaltsnahe Dienstleistungen für Familien und die Förderung des<br />
partnerschaftlichen Familienmodells. Auch das geplante Betreuungsgeld erfüllt diese<br />
Forderung nicht, da es am Bedarf der Familien nach verlässlicher Kinderbetreuung<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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vorbeigeht. Es ist bildungspolitisch kontraproduktiv, da es einen Anreiz setzt, um<br />
Kindern eine wichtige Förderung vorzuenthalten. Dies ist mit einer konsequenten<br />
Präventionsstrategie unvereinbar. Außerdem ist das Betreuungsgeld sozial<br />
ungerecht, da es Eltern, die auf Arbeitslosengeld II angewiesen sind und sich<br />
dadurch in einer wirtschaftlich besonders schwierigen Lage befinden, nach dem<br />
Willen der Bundesregierung nicht zu Gute kommen soll. Das Betreuungsgeld<br />
verfestigt damit die Armut in vielen jungen Familien. Daher lehnen wir es ab und<br />
werden als Land alle Möglichkeiten nutzen, um es wieder abzuschaffen.<br />
Wir setzen uns auch dafür ein, dass das Elterngeld nicht mehr wie bisher auf das<br />
Arbeitslosengeld II angerechnet wird. Es ist nicht hinnehmbar, dass gerade die<br />
Familien bei dieser Leistung leer ausgehen, die sich unter besonders schwierigen<br />
Bedingungen für ein Kind entscheiden.<br />
Den Wunsch von immer mehr Familien nach einem partnerschaftlichen<br />
Familienmodell nehmen wir ernst. Die notwendigen Rahmenbedingungen, um diesen<br />
Wunsch auch umzusetzen, müssen wir schrittweise schaffen. Es muss sichergestellt<br />
werden, dass Eltern, die sich Kinderbetreuung und Erwerbstätigkeit während der<br />
Elternzeit partnerschaftlich teilen, indem sie beide Teilzeit arbeiten, beim Elterngeld<br />
nicht benachteiligt werden.<br />
Stärkung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />
Wir setzen uns für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein. Das ist der<br />
Wunsch der meisten Familien und es entspricht auch dem wachsenden<br />
Fachkräftebedarf in der Wirtschaft. Wir wollen eng mit Arbeitgebern,<br />
Gewerkschaften, Betriebsräten, Verbänden und anderen Akteuren<br />
zusammenarbeiten, um gute Ansätze für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu<br />
verbreitern. Dazu werden wir die bestehende Aktionsplattform „Familie@Beruf“<br />
weiterentwickeln.<br />
Die Bundesregierung stellt in ihrem 8. Familienbericht, der sich dem Thema „Zeit“<br />
widmet, fest, dass das Arbeitsrecht eine strukturelle „Blindheit“ gegenüber Familien<br />
hat. Wir wollen, dass dieser richtigen Erkenntnis auch Taten folgen und werden<br />
deshalb in einer Bundesratsinitiative Vorschläge für familienfreundliche<br />
Arbeitszeitregelungen im Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz und im Teilzeit- und<br />
Befristungsgesetz unterbreiten. Dabei geht es uns darum, dass Eltern mehr Einfluss<br />
auf die Ausgestaltung ihrer Arbeitsbedingungen haben, wie Arbeitszeit und<br />
Arbeitsort. Ebenso wollen wir erreichen, dass Teilzeitstellen nicht zur Sackgasse<br />
werden. So werden wir uns dafür einsetzen, dass Teilzeitmodelle an Lebensphasen<br />
orientiert werden und es ein Rückkehrrecht auf Vollzeit gibt.<br />
Stärkung der Erziehungskompetenz vortreiben<br />
Bildung und Erziehung von Kindern erfordert erhebliche Anstrengungen. Wir wollen<br />
daher die Unterstützung für Familien bei der Bewältigung dieser Aufgaben weiter<br />
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ausbauen und den Zugang zu Information und Beratung erleichtern. Dazu gehört es,<br />
Angebote in Stadtteile zu bringen und dort anzusiedeln, wo Familien ihren<br />
Lebensmittelpunkt haben. Deshalb wollen wir die Familienbildung und<br />
Familienberatung in den Familienzentren stärken und verlässlich fördern.<br />
Wir wollen Eltern in ihrer Verantwortung für die Entwicklung ihrer Kinder spürbar<br />
unterstützen. Deshalb wollen wir das gebührenfreie Angebot der Familienbildung<br />
„Elternstart <strong>NRW</strong>“, das 2012 für Mütter und Väter von Kindern bis zu einem Jahr<br />
eingeführt wurde, fortführen.<br />
Neujustierung in der Schwangerschaftsberatung<br />
Wir werden die Förderung der Schwangerenberatung neu justieren und die<br />
gesetzliche Förderung des Landes sachgerechter als bisher verteilen. Deshalb<br />
streben wir eine Novellierung des Ausführungsgesetzes zum<br />
Schwangerschaftskonfliktgesetz (SchKG) an, nach der die Verteilung der Förderung<br />
auch an der Nachfrage der Beratungs- und Präventionsangebote der<br />
Beratungsstellen ausgerichtet wird. Dabei sollen die Aufgaben nach den §§ 2 und 5<br />
SchKG einbezogen werden. Damit wollen wir die bisherige Regelung, die eine<br />
schematische gleichhohe Förderung alter Trägergruppen vorsieht, ablösen.<br />
Jugendpolitik: Ein eigenständiges Politikfeld<br />
Wir wollen den Weg fortsetzen, Jugendpolitik zu einem eigenständigen Politikfeld der<br />
Landespolitik zu machen. Durch gezielte Förderung wollen wir erreichen, dass alle<br />
Kinder und Jugendlichen im Land ihre individuellen Möglichkeiten und Begabungen<br />
entfalten können. Wichtig ist uns dabei, dass Kinder und Jugendliche sich selbst<br />
stärker in die Ausgestaltung der Angebote der Jugendarbeit einbringen können.<br />
Hierfür stärken wir gemeinsam mit den Einrichtungen und Organisationen der<br />
Jugendarbeit Beteiligungsmöglichkeiten. Dabei soll mit Blick auf die Jugendarbeit<br />
insgesamt sichergestellt werden, dass möglichst alle Jugendliche unabhängig von<br />
Geschlecht, sexueller Identität oder Orientierung, ethnischer Herkunft,<br />
Beeinträchtigungen und Behinderung Zugang zu Angeboten erhalten. Gerade<br />
benachteiligte Jugendliche wollen wir besser fördern.<br />
Kinder- und Jugendarbeit ist ein Feld zur Selbstentfaltung und Persönlichkeitsbildung<br />
junger Menschen. Es handelt sich um einen Bildungsbereich, der in vielfältiger Weise<br />
nonformale und informelle Bildungsprozesse ermöglicht. Dies wollen wir stärken und<br />
zugleich eine noch bessere Verknüpfung mit dem Lern- und Lebensort Schule<br />
sicherstellen. Daher muss die Kooperation von Jugendhilfe und Schule unter<br />
Beachtung des eigenständigen Charakters von Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit<br />
weiter verbessert werden. Der Entwicklung kommunaler Bildungslandschaften<br />
kommt dabei eine besondere Rolle zu.<br />
Darüber hinaus ist es von großer Bedeutung, dass Kinder und Jugendliche auch<br />
unter den Bedingungen eines Ausbaus der Ganztagsschulen weiterhin über die<br />
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notwendige Zeit für Engagement und selbstbestimmte Freizeit verfügen. Hierüber<br />
werden wir einen breiten gesellschaftlichen Dialog anregen.<br />
Das zentrale Instrument unserer Jugendpolitik in <strong>NRW</strong> ist der von uns aufgestockte<br />
Kinder- und Jugendförderplan, den wir im bisherigen Fördervolumen fortschreiben<br />
werden. Die darin enthaltenen Schwerpunktsetzungen auf Bildung, Prävention, die<br />
Bekämpfung sozialer Benachteiligung sowie Integration und Inklusion werden wir<br />
beibehalten. Jahresübergreifende Förderungen sind zu erleichtern. Wir wollen auch<br />
die geschlechtersensible Jugendarbeit fortsetzen und weiter stärken. Die<br />
Jugendeinrichtungen von und für Jugendliche mit LSBTTI-Identität werden wir gezielt<br />
und verlässlich ergänzend fördern.<br />
Um insgesamt Bildung und gesellschaftliche Teilhabe von benachteiligten jungen<br />
Menschen zu verbessern, werden wir darauf hinwirken, dass die Angebote der<br />
Jugendsozialarbeit noch besser mit den Angeboten anderer Hilfesysteme und den<br />
Schulen zusammenwirken. Besonders die Gruppe junger Volljähriger aus<br />
benachteiligten Milieus wollen wir aufgrund der bestehenden<br />
Schnittstellenproblematik stärker in den Blickpunkt nehmen.<br />
Jugendarbeit lebt vom ehrenamtlichen Engagement, das wir weiter fördern und<br />
unterstützen wollen. Bei der Umsetzung des Bundeskinderschutzgesetzes ist darauf<br />
zu achten, dass dieses Engagement in der Jugendarbeit nicht beeinträchtigt wird.<br />
Eine Kultur des Hinsehens und freiwillige Selbstverpflichtungen in der Jugendarbeit<br />
und im Sport leisten einen wichtigen Beitrag zum Kinder- und Jugendschutz.<br />
Freiwilligendienste eröffnen jungen Menschen die Chance persönlicher und<br />
beruflicher Orientierung. Sie ermöglichen neue Lernerfahrungen und vermitteln<br />
wichtige fachliche, soziale und interkulturelle Fähigkeiten. Daher werden wir das<br />
Freiwillige Soziale Jahr sowie andere Freiwilligendienste unterstützen und das<br />
Freiwillige Ökologische Jahr ausbauen.<br />
Das Kinder- und Jugendförderungsgesetz fordert die Einbeziehung von Kindern und<br />
Jugendlichen in politische Entscheidungsprozesse auf allen Ebenen. Eine<br />
Servicestelle Jugendbeteiligung kann helfen, Initiativen zu unterstützen, die das Ziel<br />
der Ausweitung und Verbesserung der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen auf<br />
kommunaler Ebene haben. Darüber hinaus werden wir die Wirksamkeit der<br />
vorhandenen Beteiligungsmodelle prüfen.<br />
Die Rechte von Kindern und Jugendlichen wollen wir stärken. Das kann durch eine<br />
Ausweitung von Teilhabemöglichkeiten erreicht werden. Ansätze wie z.B., die<br />
Einrichtung eines unabhängigen Beschwerdemanagement in der Kinder- und<br />
Jugendhilfe (Ombudsstellen) können ein wichtiger Beitrag dazu sein. Hier werden wir<br />
Unterstützungsmöglichkeiten prüfen.<br />
Wer junge Menschen für Politik und wichtige Zukunftsfragen interessieren und ihnen<br />
Verantwortung übertragen will, muss sie daran beteiligen. Junge Menschen ab 16<br />
Jahren sollen bei den Landtagswahlen mitwählen können. Denn wer reif genug für<br />
die Kommunalwahlen ist, ist es auch für die Landtagswahlen.<br />
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Zivilgesellschaftliches und Bürgerschaftliches Engagement in Nordrhein-<br />
Westfalen stärken<br />
Hunderttausende Menschen aller Altersklassen engagieren sich in <strong>NRW</strong><br />
ehrenamtlich. Sie bilden ein starkes Fundament für viele Bereiche der Sozial-,<br />
Jugend- und Familienarbeit, im Sport, in der Kultur und in unseren Vereinen. Diese<br />
Begeisterung und dieses gesellschaftliche Verantwortungsbewusstsein wollen wir<br />
erhalten und nach Möglichkeit weiter ausbauen. Denn eine lebendige<br />
Zivilgesellschaft stärkt die Demokratie und den solidarischen Zusammenhalt unserer<br />
Gesellschaft.<br />
Gesellschaftliches Engagement zeigt sich in vielen Formen: vom klassischen<br />
Ehrenamt, langfristig und in festen organisatorischen Strukturen, bis hin zu<br />
projektgebundenen oder losen Organisationsformen, von der Nachbarschaftshilfe<br />
über Selbst- und Fremdhilfe, dem Einsatz in gemeinnützigen Organisationen,<br />
Bürgerinitiativen und politischer Partizipation. Auch Unternehmen sind hier gefordert,<br />
zivilgesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und beispielsweise ihren<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Raum für Engagement zu geben.<br />
Dieses unterschiedliche und vielfältige Engagement lässt sich weder verordnen noch<br />
gezielt steuern. Aber es kann und sollte durch den Staat gefördert und unterstützt<br />
werden.<br />
Die bestehenden und sehr erfolgreichen Instrumente wie der Engagementnachweis<br />
<strong>NRW</strong>, die Unfall- und Haftpflichtversicherung für Ehrenamtliche in <strong>NRW</strong>, das<br />
Informationsportal „engagiert-in-nrw“ und die Ehrenamtskarte <strong>NRW</strong> werden wir<br />
fortführen.<br />
Ein besonderes Anliegen sind uns Aktivitäten zur Stärkung des Engagements von<br />
jungen Menschen. Ihr Engagement ist seit einigen Jahren rückläufig, diesem Trend<br />
wollen wir entgegen wirken. Möglichkeiten hierzu bestehen z.B. in Verbänden, im<br />
Freiwilligen Sozialen Jahr und im Freiwilligen Ökologischen Jahr. Auch das Soziale<br />
Jahr in der Kultur gehört dazu. Mit dem Bundesfreiwilligendienst ist eine zusätzliche<br />
Möglichkeit für junge und ältere Menschen entstanden, generationenübergreifend<br />
freiwilliges Engagement wahrzunehmen. Für uns dienen solche Jahre der Bildung,<br />
fördern die persönliche Weiterentwicklung und die Bereitschaft zur Übernahme<br />
gesellschaftlicher Verantwortung. Sie dürfen nicht als Instrument des Arbeitsmarktes<br />
missbraucht werden.<br />
Die Bereitschaft gerade älterer Menschen, sich für die Gesellschaft zu engagieren,<br />
ist unverzichtbar, um lebendige und zukunftsfähige Quartiere zu gestalten. Aufgabe<br />
des Landes wird es sein, die Kommunen bei der Förderung bürgerschaftlichen<br />
Engagements durch landesweit wirksame Strukturen der Koordination und<br />
Qualifikation zu unterstützen.<br />
Die Leistungen der engagierten Bürgerinnen und Bürger für das Wohl unserer<br />
Gesellschaft verdienen Wertschätzung. Wir setzen uns weiterhin für eine Kultur der<br />
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öffentlichen Anerkennung ein und wollen unter anderem durch Veranstaltungen auf<br />
die Bedeutung zivilgesellschaftlichen und bürgerschaftlichen Engagements<br />
aufmerksam machen. Wir werden zur Verleihung eines Engagementpreises <strong>NRW</strong><br />
ein Konzept der Landesregierung erstellen, das die Vielfalt des Engagements<br />
berücksichtigt.<br />
Im Rahmen der Engagementkampagne möchten wir mit gutem Bespiel vorangehen<br />
und uns im Sinne des Corporate Volunteering regelmäßig in gemeinnützigen<br />
Einrichtungen engagieren. Ein entsprechendes Corporate Volunteering-Konzept für<br />
die Landesregierung wird erarbeitet.<br />
Politische Bildung stärken<br />
Die Bedeutung der politischen Bildung wächst in Zeiten zunehmender Globalisierung<br />
und damit einhergehenden Unsicherheiten in der Beurteilung politischer<br />
Entwicklungen. Toleranz und ein solidarisches Miteinander sind die Basis unserer<br />
Demokratie. Deshalb bleibt es eine stetige Herausforderung, den Bürgerinnen und<br />
Bürgern die Chancen und die Errungenschaften der Demokratie aktiv zu vermitteln<br />
und sie zu einem zivilgesellschaftlichen Engagement zu ermuntern.<br />
Daher werden wir die Entwicklung weiterer demokratischer Strukturen in Jugendund<br />
Bildungseinrichtungen unterstützen. Wir wollen eine Identifizierung mit<br />
demokratischen Werten erreichen und so die Voraussetzungen für eine eigene<br />
Urteilsfähigkeit schaffen. Eine pluralistische Gesellschaft kann nur ohne<br />
Ausgrenzung funktionieren. Deshalb setzen wir auch weiterhin auf eine starke<br />
Landeszentrale für politische Bildung und auf eine starke politische<br />
Bildungslandschaft.<br />
Rechtsextremismus bekämpfen<br />
Wir stehen für ein weltoffenes, pluralistisches und demokratisches Nordrhein-<br />
Westfalen. Die Aufdeckung der menschenverachtenden NSU-Morde hat unsere<br />
demokratische Gesellschaft erschüttert. Auch in <strong>NRW</strong> wurden und werden<br />
Menschen Opfer rechter Gewalt. Deshalb werden wir die rechtsextreme Szene und<br />
die dahinter liegenden menschenfeindlichen Einstellungen wie Rassismus,<br />
Antisemitismus,<br />
bekämpfen.<br />
Islamfeindlichkeit, Sexismus und Homophobie entschieden<br />
Wir geben dem Rechtsextremismus keine Chance. Gerade im präventiven Bereich<br />
haben wir bereits viel gegen Rechtsextremismus unternommen. Das wollen wir<br />
verstärken und ein integriertes Handlungskonzept gegen Rechtsextremismus und<br />
Rassismus entwickeln. An der Erstellung des Konzepts wollen wir viele beteiligen<br />
und es so möglichst breit aufstellen. Zivilgesellschaftliche Initiativen sind das<br />
Herzstück im Kampf gegen Rechtsextremismus. Deshalb wollen wir diejenigen<br />
unterstützen, die sich aktiv gegen Rechtsextremismus und Rassismus einsetzen. Die<br />
unterschiedlichen Aktivitäten der Landesregierung werden wir durch eine nachhaltige<br />
Strategie besser aufeinander abstimmen.<br />
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Wichtig sind uns auch die Opfer von rechtsextremer Gewalt und<br />
Einschüchterungsversuchen. Die bereits bestehenden Opferberatungsstellen,<br />
mobilen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus und die bei der Landeszentrale<br />
für politische Bildung eingerichtete Koordinierungsstelle wollen wir daher stärken. Da<br />
Frauen und Mädchen verstärkt als Aktivistinnen in der rechtsextremen Szene<br />
auftreten, müssen alle Maßnahmen auch unter der Genderperspektive betrachtet<br />
werden.<br />
Wir fordern den Bund auf, sich weiterhin am Kampf gegen Rechtsextremismus zu<br />
beteiligen und erfolgreiche Programme fortzuführen. Die Extremismusklausel der<br />
Bundesregierung lehnen wir ab, da sie unverhältnismäßig ist und Misstrauen fördert.<br />
Wir bewegen <strong>NRW</strong><br />
Sport bietet als wichtiger Teil unserer Alltagskultur den Menschen die Möglichkeit,<br />
ethnische, kulturelle und soziale Grenzen und Unterschiede zu überwinden. Darüber<br />
hinaus leistet er einen unersetzlichen Beitrag zur Gesundheitsprävention. Der<br />
Vereins-, Breiten- und Leistungssport sowie die Jugendarbeit im Sport bedürfen<br />
deshalb einer gezielten Förderung, um Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen das<br />
Verständnis für eine gesunde Lebensführung und die Werte des Fairplay zu<br />
vermitteln. Sport fördert darüber hinaus bürgerschaftliches, ehrenamtliches<br />
Engagement.<br />
Das wichtigste Ziel unserer Sportpolitik besteht darin, allen Menschen Zugang zum<br />
Sport zu ermöglichen. Diese Aufgabe hat angesichts des demographischen Wandels<br />
noch an Bedeutung gewonnen. Besonders wichtige Zielgruppen sind auch<br />
Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit Behinderung, ältere Menschen<br />
und Frauen.<br />
Wir wollen die Vereine und Verbände im Inklusions-Prozess unterstützen. Dazu<br />
gehört vor allem die Aus, Fort- und Weiterbildung von Trainerinnen und Trainern,<br />
Betreuerinnen und Betreuern, Übungsleiterinnen und Übungsleitern sowie<br />
Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern. Vor allem gilt es, die<br />
Behindertensportverbände und -vereine und ihre Expertise in diesen Prozess<br />
einzubinden. Alle Sportverbände werden darin unterstützt, sich stärker als bisher<br />
auch für gemeinsamen Sport von Menschen mit und ohne Behinderung zu öffnen –<br />
dazu gehören auch barrierefreie Sportstätten. Zu diesem Zweck werden wir die<br />
Förderung beim Bau und der Sanierung von Sportstätten mit überregionaler<br />
Bedeutung an eine barrierefreie Gestaltung knüpfen.<br />
Sporträume und Sportstätten sollen auch für Frauen, Menschen mit<br />
Migrationsgeschichte und ältere Menschen entsprechend ihrer Bedürfnisse gestaltet<br />
werden. Wir sehen diese Aufgabe als Teil einer integrierten Stadtplanung und wollen<br />
die Kommunen verstärkt bei der Erstellung von Sportstättenentwicklungsplanungen<br />
unterstützen. Dabei müssen immer auch die ökologischen Auswirkungen und das<br />
ökologische Potenzial von Neubauten und Sanierungen Beachtung finden. Wir<br />
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wollen insbesondere auch die neuen Entwicklungen im Sport stärker begleiten und<br />
innovative Modelle innerhalb und außerhalb traditioneller Vereinsstrukturen<br />
unterstützen. Die Sportpauschale wollen wir erhalten und sicherstellen, dass sie<br />
entsprechend der Zweckbestimmung ausschließlich für Sportzwecke eingesetzt wird.<br />
Wir wollen den organisierten Sport darin unterstützen, für Menschen jeder<br />
Altersgruppe Angebote zu machen, dafür die entsprechenden Sportanlagen<br />
vorzuhalten und Übungsleiterinnen und Übungsleiter zu qualifizieren. Die<br />
Übungsleiterpauschale für die Sportvereine soll erhalten bleiben. Das Ehrenamt im<br />
Sport wird von uns in jeder Beziehung gefördert, Programme zur Gewinnung und<br />
Qualifizierung von ehrenamtlichen Menschen des Landessportbundes sind daher im<br />
Sinne einer Anerkennungskultur weiter zu fördern.<br />
Jede Diskriminierung im Sport, jede Gewalt und sexuelle Übergriffe werden von uns<br />
konsequent bekämpft. Präventive Maßnahmen im Sport, insbesondere in der<br />
Ausbildung der Übungsleiterinnen und Übungsleiter, werden von uns unterstützt. Zu<br />
diesem Zweck gilt es, das notwendige Wissen bereitzustellen und den Kontakt zu<br />
bestehenden Strukturen bzw. Einrichtungen (auch außerhalb des Sports) zu<br />
vermitteln.<br />
Das gemeinsame Breitensportprogramm der Landesregierung und des<br />
Landessportbundes „Sport für Alle“ wollen wir in den nächsten Jahren umsetzen.<br />
Spezielle Landesprogramme und Projekte werden fortgeführt. Insbesondere werden<br />
kommunale Aktivitäten unterstützt, die allen Kindern und Jugendlichen ein Angebot<br />
zu Bewegung und Sport unterbreiten, das ihren Möglichkeiten gerecht wird.<br />
Nordrhein-Westfalen versteht sich als Sportland Nummer 1. Dazu gehört<br />
unabdingbar die Förderung des Leistungssports und seines Nachwuchses. Die mit<br />
dem Landessportbund, den Olympiastützpunkten und der Sportstiftung vereinbarten<br />
Programme und Konzepte werden wir Schritt für Schritt umsetzen. Besonders wollen<br />
wir die Duale Karriere unterstützen, damit leistungssportliche Spitzenergebnisse und<br />
die Qualifizierung in der Schule, in der Hochschule, in der Berufsausbildung und im<br />
Beruf möglich sind. Dazu werden wir das „Verbundsystem Schule und<br />
Leistungssport“ verbessern und das Ziel der 18 <strong>NRW</strong>-Sportschulen in dieser<br />
Legislaturperiode realisieren. Diese Schulen sollen ihre Zusammenarbeit mit<br />
Grundschulen ausbauen.<br />
Das Land wird in Zusammenarbeit mit den Sportverbänden weiterhin<br />
Sportgroßveranstaltungen in Nordrhein-Westfalen ermöglichen. Bei diesen gilt es<br />
jedoch immer auch, ökologische Kriterien zu beachten und einen Ausgleich zwischen<br />
Sport und Umweltschutz zu schaffen. <strong>NRW</strong> kann hier international eine<br />
Vorbildfunktion einnehmen.<br />
Wir verstehen Sportpolitik als Querschnittsaufgabe, die nur in enger Kooperation mit<br />
anderen Politikbereichen weiterentwickelt werden kann. So ist insbesondere die<br />
bewegungsfreudige Schule unser Ziel. Dazu benötigen wir gut ausgebildete<br />
Lehrerinnen und Lehrer, damit der Sportunterricht im vorgesehenen Umfang von drei<br />
Wochenstunden durch qualifiziertes Personal erteilt werden kann. Wir wollen,<br />
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ausgehend von dem Projekt „Tägliche Sportstunde an Grundschulen“ ein neues<br />
Konzept erarbeiten. Ziel sind mehr tägliche Bewegungszeiten in den Schulen und<br />
eine bessere Rhythmisierung von Lern- und Entspannungszeiten im Schulalltag. Der<br />
Schwimmunterricht muss einen höheren Stellenwert bekommen.<br />
Die Maßnahmen zur Sicherstellung der Sportangebote im Ganztag werden<br />
fortgeführt. Hierbei sind die Sportvereine und ihre Verbände unsere verlässlichen<br />
und bewährten Partner. Ähnliche Anstrengungen werden in Bezug auf die Förderung<br />
von Bewegungskindergärten und der Verbindung von Sportvereinen mit<br />
Kindertagesstätten unternommen. Das Programm „1000 x 1000 – Sport im Ganztag“<br />
wollen wir fortführen.<br />
Wir stehen für einen sauberen Sport und bekämpfen entschieden jede Form des<br />
Dopings. Neue Doping-Methoden müssen frühzeitig erkannt und entsprechende<br />
Nachweisverfahren entwickelt werden. Wir treten für einen humanen Leistungssport<br />
ein, bei dem Respekt, Toleranz und Unversehrtheit im Vordergrund stehen. Kinder<br />
und Jugendliche müssen so früh wie möglich über die Gefahren des Dopings<br />
informiert und über die ethischen Grundlagen des Sports aufgeklärt werden. Wir<br />
wollen in Nordrhein-Westfalen die Einrichtung einer Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft<br />
zum Thema „Doping“ prüfen.<br />
Ein wichtiger Partner für die Sportpolitik des Landes ist und bleibt die Deutsche<br />
Sporthochschule in Köln. Wir wollen die ganzheitliche Forschung und Lehre zu allen<br />
Bereichen des Sports weiter fördern und stärken.<br />
Den eingeschlagenen Weg für „Mehr Sicherheit bei Fußballspielen“ wollen wir<br />
konsequent fortsetzen. Wir werden Gewalt im Kontext von Fußballspielen nicht<br />
tolerieren und werden Gewalttäter und Gewalttäterinnen konsequent strafrechtlich<br />
verfolgen. Die Stärkung der Prävention, wie sie durch die Fanprojekte in <strong>NRW</strong><br />
geleistet wird, ist uns ein wichtiges Anliegen. Darüber hinaus wollen wir den Dialog<br />
zwischen Politik, Vereinen und Verbänden sowie der Polizei und den Fans fördern.<br />
Wir sind der Ansicht, dass eine Strategie, die allein auf Repression setzt, dem<br />
Problem nicht gerecht wird.<br />
Pakt für den Sport<br />
In <strong>NRW</strong> gibt es 20.000 Sportvereine, die vom Landessportbund mit seinen<br />
Fachverbänden und Stadt- und Kreissportbünden vertreten werden. Der organisierte<br />
Sport benötigt weiterhin unsere Unterstützung. Deshalb wollen wir den in der letzten<br />
Legislaturperiode zwischen der Landesregierung und dem Landesportbund<br />
abgeschlossenen „Pakt für den Sport“ fortsetzen. Wir streben eine vertragliche<br />
Regelung für die gesamte Legislaturperiode an, in der dem Landesportbund<br />
Planungssicherheit gegeben werden kann. Dabei sollen Verabredungen zur<br />
Sportförderung in den Kommunen, insbesondere hinsichtlich der Sportvereine sowie<br />
der Unterstützung von Sport- und Bewegungsangeboten im Ganztag und im<br />
Primarbereich getroffen werden. Ein Schwerpunkt soll die Förderung von Sport und<br />
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Bewegung in Kindertagesstätten und die Zusammenarbeit mit örtlichen<br />
Sportvereinen werden.<br />
VIII. Gesundheit, Pflege, Emanzipation<br />
Gesundheitsversorgung sozial ausrichten<br />
Unser Ziel ist eine flächendeckende, bedarfsgerechte und ohne Hürden zugängliche<br />
gesundheitliche und medizinische Versorgung für alle Bürgerinnen und Bürger in<br />
<strong>NRW</strong> – unabhängig von sozialem Status, Alter, Herkunft oder Geschlecht. Unsere<br />
Gesellschaft muss sich in Zukunft auch daran messen lassen, wie es gelingt,<br />
gesundheitsfördernde Lebens-, Wohn- und Arbeitsbedingungen zu realisieren.<br />
Hierzu muss Prävention gleichberechtigt neben Kuration, Pflege und Rehabilitation<br />
einen Beitrag dazu leisten, soziale und geschlechtsspezifische Ungleichheiten zu<br />
verringern und Lebenschancen zu erhöhen. Sie muss die Menschen in ihren<br />
Lebenswelten erreichen und Zugangsbarrieren abbauen. Die finanziellen und<br />
strukturellen Rahmenbedingungen werden auf Bundesebene gesetzt. Wir werden<br />
unseren Einfluss geltend machen, um einkommensunabhängige<br />
Gesundheitsprämien zu verhindern.<br />
Wir wollen keine Zwei-Klassen-Medizin und werden daher darauf hinwirken, dass die<br />
solidarische Krankenversicherung und Pflegeversicherung in Richtung einer<br />
Bürgerversicherung weiterentwickelt wird. Außerdem fordern wir die Abschaffung der<br />
Praxisgebühr, die keinerlei steuernde Wirkung entfaltet hat.<br />
Eine nutzer- und patientenorientierte Gesundheitspolitik bildet die Grundlage für eine<br />
qualitativ hochwertige Versorgung und gleichzeitig für eine leistungsstarke<br />
Gesundheitswirtschaft. Angesichts der demografischen Entwicklung wird die<br />
Nachfrage nach den Dienstleistungen der Gesundheitswirtschaft sowie nach ihren<br />
medizinischen Produkten und Systemen weiter wachsen. Sie ist daher ein<br />
anerkanntes Kompetenzfeld und treibender Faktor für Beschäftigungswachstum und<br />
Innovation. Der übergroße Teil umfasst dabei Arbeitsplätze in der medizinischen und<br />
pflegerischen Versorgung. Die Landesregierung wird die an der gesundheitlichen<br />
Versorgung beteiligten Institutionen in <strong>NRW</strong> dabei unterstützen, dass die<br />
Arbeitsbedingungen für die in der medizinischen Versorgung beschäftigten<br />
Menschen verbessert werden. Dabei werden wir die Leistungserbringer in ihrem<br />
Bemühen um attraktivere und familienverträglichere Arbeitsbedingungen<br />
unterstützen. Um die Kräfte in den Regionen zu bündeln, ist ein neues<br />
Zusammenspiel der Ärztinnen und Ärzte, Pflegenden, Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftler und Unternehmen vor Ort notwendig. Notwendig bleibt auch eine<br />
geschlechter- und herkunftsdifferenzierte Gesundheitsberichterstattung. Wir laden<br />
alle relevanten Akteurinnen und Akteure im Gesundheitswesen dazu ein, für die<br />
Umsetzung dieser Ziele gemeinsam mit uns Verantwortung zu übernehmen.<br />
Die Weiterentwicklung des Gesundheitscampus <strong>NRW</strong> mit dem Ziel einer neuen<br />
Balance zwischen regionaler und landesweiter Vernetzung und lokaler Konzentration<br />
wird fortgesetzt. Leitidee ist, dass die medizinischen und pflegerischen<br />
Herausforderungen unserer alternden Gesellschaft nur in einer partnerschaftlichen<br />
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Anstrengung von Versorgung, Wirtschaft und Wissenschaft über die Grenzen der<br />
einzelnen Versorgungssektoren hinweg und gemeinsam mit den Patientinnen und<br />
Patienten bewältigt werden können. Der Gesundheitsstandort <strong>NRW</strong> muss sich<br />
stärker als bisher gemeinsam nach außen präsentieren, dies zu fördern ist ebenfalls<br />
Kern der Arbeit des Landeszentrums Gesundheit im Campus.<br />
Die Ansiedlung von Einrichtungen und Instituten auf dem Gesundheitscampus<br />
werden wir zügig vorantreiben und so die Verzahnung von Wissenschaft, Forschung,<br />
Lehre und Wirtschaftsförderung im Gesundheitsbereich stärken.<br />
Die anwendungs- und forschungsorientierten Wettbewerbe um innovative Ideen in<br />
der Gesundheitswirtschaft werden evaluiert und im Rahmen einer abgestimmten<br />
Strategie für den Leitmarkt Gesundheit ggf. erneut aufgelegt.<br />
Wir wollen die Rechte der Patientinnen und Patienten durch ein transparentes,<br />
unabhängiges Beratungsangebot weiter stärken. Eine unabhängige, nicht durch<br />
wirtschaftliche Interessen gelenkte Beratung ist für Patientinnen und Patienten in<br />
schwierigen Situationen wichtig. Mit der Einsetzung der Patientinnen- und<br />
Patientenbeauftragten haben wir eine Struktur geschaffen, die in diesem<br />
Handlungsfeld einen wichtigen Beitrag leistet.<br />
Die Krankenhäuser in <strong>NRW</strong> müssen auch in Zukunft hohe Behandlungsqualität mit<br />
Wirtschaftlichkeit in Einklang bringen können. Dabei gilt es, die wohnortnahe<br />
Grundversorgung ebenso zu sichern wie Krankenhäuser der Maximalversorgung und<br />
spezialisierte Zentren. Dabei muss den besonderen Bedarfen älterer Menschen und<br />
Menschen mit Behinderung und eingeschränktem Bewegungsradius entsprochen<br />
werden.<br />
Krankenhäuser dürfen nicht dem freien Spiel des Marktes überlassen werden. Es<br />
gibt in diesem Bereich der Gesundheitsversorgung kein funktionierendes<br />
Marktgeschehen, weil die Patientinnen und Patienten in vielen Fällen nicht über die<br />
Kundensouveränität verfügen, sich ein Krankenhaus ihrer Wahl auszusuchen. Die<br />
Krankenhausplanung in <strong>NRW</strong> muss deshalb unter Berücksichtigung der Morbidität<br />
und des demographischen Faktors eine flächendeckende Versorgung für<br />
Bürgerinnen und Bürger gewährleisten. Sie muss dabei ein gesichertes und<br />
internationalen Standards entsprechendes Qualitätsniveau gewährleisten. Die<br />
pauschale Förderung wird auch zukünftig durch einen "Sonderfonds Krankenhäuser"<br />
ergänzt.<br />
So ist offensichtlich, dass durch vermeidbare Versorgungs- und vor allem<br />
Hygienemängel Patientinnen und Patienten zu Schaden kommen und die<br />
Krankenkassen mit zusätzlichen unnötigen Behandlungskosten belastet werden, weil<br />
Verantwortliche immer wieder Pflege- und Behandlungsfehler verharmlosen. Die<br />
Reduzierung des Pflegepersonals verschärft das Problem. Insbesondere die<br />
Verbreitung des MRSA-Keims gibt immer stärker Anlass zur Sorge. Wir wollen daher<br />
den bereits begonnenen Hygieneaktionsplan fortführen und ihn zusammen mit den<br />
Akteurinnen und Akteuren der Selbstverwaltung und der<br />
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Landesgesundheitskonferenz <strong>NRW</strong> zum Wohle der Patientinnen und Patienten<br />
zeitnah umsetzen.<br />
Trotz umfassender und moderner Hygieneempfehlungen und Richtlinien des Robert-<br />
Koch-Instituts scheitert die Umsetzung an fehlendem Hygienefachpersonal in den<br />
Krankenhäusern. Die Bundesregierung darf sich nicht allein auf die Diskussion<br />
zusätzlicher Richtlinien und Register beschränken. Sie muss endlich dafür sorgen,<br />
dass die Krankenhäuser in ihrer Aufgabenwahrnehmung gestärkt werden. Die<br />
Landesregierung wird darüber hinaus prüfen, ob Maßnahmen auf Landesebene<br />
unterstützend ergriffen werden können.<br />
Die medizinische und gesundheitliche Versorgung in ländlichen und<br />
strukturschwachen Regionen sowie in sozial benachteiligten Stadtteilen wollen wir<br />
sichern und verbessern sowie die ambulante und wohnortnahe Versorgung stärken.<br />
Dazu gehört auch, dass wir gemeinsam mit den Akteurinnen und Akteuren im<br />
Gesundheitswesen Quartierskonzepte für die sozialraumorientierte Versorgung,<br />
Prävention und Gesundheitsförderung befördern und auf eine Weiterentwicklung<br />
integrierter Versorgungsangebote hinwirken. Wir wollen dabei insbesondere dem<br />
sich abzeichnenden Ärztemangel entgegenwirken. Hierzu sind auch neue Angebotsund<br />
Kooperationsformen (z.B. verstärkte Nutzung der Telemedizin) zu entwickeln<br />
und umzusetzen.<br />
Die Weiterentwicklung der örtlichen Gesundheitshilfe insbesondere auf<br />
Quartiersebene sowie die Entwicklung von aufsuchenden und nachsorgenden<br />
Gesundheitshilfen für Benachteiligte muss sich auch in einer entsprechenden<br />
Weiterentwicklung des Gesetzes über den öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGDG)<br />
<strong>NRW</strong> niederschlagen. Hierbei sind Zugangsbarrieren zum Hilfesystem abzubauen<br />
oder zielgruppenspezifische Angebote zu entwickeln. Die Präventions- und<br />
Gesundheitsförderungspraxis muss sich zunehmend mit dem Anspruch<br />
auseinandersetzen, geschlechtergerechte Konzepte zu entwickeln, um somit auch<br />
eine geschlechtersensible Versorgung im Sinne des Gender Mainstreaming<br />
verbindlich umsetzen zu können.<br />
Ziel wird es sein, neue sektorenübergreifende Versorgungsformen zu fördern, die<br />
dabei helfen, Gesundheitsversorgung als ein regionales Netz entlang der<br />
Patientenbedürfnisse umzusetzen. Eine ganzheitliche, alle Aspekte von Gesundheit<br />
einbeziehende Sichtweise ist notwendig. Auf Bundesebene werden wir uns dafür<br />
einsetzen, dass die Betriebskostenfinanzierung an die Bedarfe der Krankenhäuser<br />
angepasst wird.<br />
Zudem wollen wir gemeinsam mit anderen Akteurinnen und Akteuren darauf<br />
hinwirken, dass insbesondere die gesundheitliche Versorgung von Kindern und<br />
Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien verbessert und hierzu ein<br />
Handlungskonzept aufgelegt wird.<br />
Wir wollen die Teilhabemöglichkeiten für Menschen mit Behinderung in unserem<br />
Gesundheitswesen deutlich verbessern und die Entwicklung hin zu einem inklusiven<br />
und barrierefreien Gesundheitssystem unterstützen. Dies ist auch in der Aus- und<br />
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Weiterbildung in den Pflege- und Gesundheitsberufen angemessen zu<br />
berücksichtigen.<br />
Die noch oft vorhandenen Barrieren für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte bei<br />
der Inanspruchnahme gesundheitlicher Leistungen wollen wir abbauen helfen und<br />
darauf hinwirken, dass vor Ort für Menschen, die als Flüchtlinge kommen, ein<br />
Zugang zur gesundheitlichen Versorgung geschaffen wird. Für Menschen ohne<br />
Papiere werden wir modellhafte Maßnahmen vor Ort unterstützen, um eine<br />
Grundversorgung zu ermöglichen.<br />
Wir wollen gemeinsam mit anderen Akteurinnen und Akteuren die psychosoziale<br />
Versorgung geschlechtergerecht ausrichten und sie den verschiedenen Bedürfnissen<br />
– etwa von Kindern und Jugendlichen, Migrantinnen und Migranten, Menschen mit<br />
Behinderung und der älteren Bevölkerung – weiter anpassen. Allen betroffenen<br />
Kindern, Jugendlichen und deren Familien muss der Zugang zu bedarfsgerechten,<br />
zielgerichteten und vernetzten Hilfen ermöglicht werden. Dabei ist dafür Sorge zu<br />
tragen, dass die Angebote vor Ort besser mit Schule, Familien- und Jugendhilfe<br />
koordiniert und abgestimmt werden. Den Ursachen der zunehmenden psychischen<br />
Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen wollen wir dabei entgegenwirken. Mit<br />
der Landesinitiative „Erhalt und Verbesserung der psychischen Gesundheit von<br />
Kindern und Jugendlichen“ ist hierzu ein erster Schritt getan.<br />
Unser Ziel ist der flächendeckende Ausbau und die Sicherung<br />
gemeindepsychiatrischer Versorgungsstrukturen und damit die Sicherstellung einer<br />
wohnortnahen Grundversorgung, die an den Bedürfnissen der psychisch erkrankten<br />
Menschen und ihrer Familien ausgerichtet ist und ein weitgehend eigenständiges<br />
und sozial integriertes Leben ermöglicht.<br />
Das Selbstbestimmungsrecht und die Persönlichkeitsrechte psychisch kranker<br />
Menschen wollen wir beachten und weiter stärken. Wir wollen alternative<br />
Behandlungsformen für Menschen in psychotischen Krisen voranbringen und<br />
erreichen, dass es zu wesentlich weniger Anwendungen von Zwangsmaßnahmen<br />
kommt, und der Umgang mit neuroleptischer Medikation zurückgefahren wird.<br />
Psychische Erkrankung im Erwachsenalter ist die Erkrankungsart mit der höchsten<br />
Steigerungsrate. Ursachen sind sowohl in den veränderten Anforderungen in unserer<br />
Gesellschaft, insbesondere am Arbeitsplatz zu suchen. Sie verursachen enorme<br />
Kosten im Gesundheitssystem und kommen durch in der Regel langen Arbeitsausfall<br />
auch die Unternehmen teuer zu stehen.<br />
Das Thema „psychische Gesundheit“ ist daher auch in der Landesgesundheitspolitik<br />
aufzuwerten.<br />
Zur Verbesserung des psychiatrischen Versorgungssystems wollen wir, aufbauend<br />
auf die Erfahrungen in Schleswig-Holstein, in mindestens jeweils einem<br />
Pflichtversorgungsgebiet in Westfalen und Nordrhein ein regionales Budget<br />
erproben.<br />
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Im Bereich der Drogen- und Suchtberatung wie auch der AIDS-Prävention und -<br />
beratung werden wir die Auswirkungen der Kommunalisierung kritisch überprüfen<br />
und Defizite aufzuzeigen. Die AIDS-Prävention wollen wir gemeinsam mit der Aids-<br />
Hilfe zeitgemäß ausrichten.<br />
Wir werden prüfen, wie das Land insbesondere mit Blick auf die Weiterentwicklung<br />
der Präventions- und Hilfestrukturen stärker Steuerungsaufgaben übernehmen kann.<br />
Da wo das Ziel, für alle Zielgruppen den Zugang zu bedarfsgerechten Angeboten zu<br />
erhalten, nicht sichergestellt ist, müssen auf Landesebene geeignete Maßnahmen<br />
zur Gegensteuerung eingeleitet werden. Darüber hinaus wollen wir insbesondere die<br />
zielgruppenspezifischen und niedrigschwelligen Angebote stärken und das<br />
Landessuchtprogramm unter Einbeziehung neuer Ansätze und Konzepte zur<br />
Prävention weiterentwickeln. In einem Aktionsplan zu Drogen und Sucht werden wir<br />
die drogenpolitischen Schwerpunkte zu Prävention, Hilfe und Entkriminalisierung<br />
ausweiten und fortführen.<br />
Die unabhängigen Krebsberatungsstellen werden wir bei ihren Bemühungen<br />
unterstützen, Finanzierungsquellen, z.B. über Krankenkassen, zu erschließen.<br />
Um gesundheitliche Versorgungssicherheit zu gewährleisten, ist ein funktionierendes<br />
aufeinander abgestimmtes Rettungswesen erforderlich. Dazu soll der Rettungsdienst<br />
weiterhin mit den Katastrophenschutzbehörden bei der Bewältigung von<br />
Großschadensereignissen und Katastrophen zusammenwirken.<br />
Durch die Novellierung des Rettungsdienstgesetzes müssen daher unter<br />
Berücksichtigung europarechtlicher Vorgaben öffentliche Planung und Einsatzleitung<br />
gesichert sein, und qualifizierte Dauerarbeitsplätze, Mitbestimmung und<br />
Tarifvereinbarungen Grundlage eines stabilen Systems mit öffentlichen, privaten und<br />
karitativen Trägern bleiben. Letztere sind wegen ihrer großen Mobilisierungsfähigkeit<br />
von ehrenamtlichen, gleichwohl ausgebildeten Helferinnen und Helfern insbesondere<br />
bei Großschadensereignissen unverzichtbar.<br />
Aus Gründen des Gesundheitsschutzes, der Chancengleichheit und des<br />
Wettbewerbsgedankens ist der Nichtraucherschutz auch im Gastronomiebereich<br />
konsequent und rechtssicher auszugestalten.<br />
Wir werden ein zukunftsorientiertes Handlungskonzept zur Weiterentwicklung und<br />
Sicherung des Maßregelvollzugs umsetzen.<br />
Demografischer Wandel: Selbstbestimmtes Leben im Alter ermöglichen<br />
Zu den Herausforderungen des demografischen Wandels gehört der notwendige<br />
strukturelle Umbau mit Blick auf eine älter werdende Gesellschaft. Unser politisches<br />
Ziel ist es, älteren Menschen - auch bei einer möglichen Pflegebedürftigkeit - ein<br />
selbstbestimmtes Leben in dieser sich wandelnden Gesellschaft zu ermöglichen.<br />
Zur Umsetzung dieses Ziels werden wir konsequent unseren Weg fortsetzen,<br />
Bedarfe und Rahmenbedingungen für ein selbstbestimmtes Leben in einem offenen<br />
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Dialog mit allen Akteurinnen und Akteuren im Themenfeld Pflege und Alter und den<br />
Vertretungen der älteren Menschen zu diskutieren und gemeinsame<br />
Handlungsansätze zu erarbeiten. Um für diesen partizipativen Prozess eine noch<br />
bessere Grundlage zu schaffen, werden wir den bereits begonnenen Aufbau einer<br />
fortlaufenden Berichterstattung über die Lebenslagen älterer Menschen in <strong>NRW</strong> und<br />
einer landesweiten Datenbank über Versorgungs- und Pflegeangebote zeitnah<br />
abschließen.<br />
Zur Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen und zur Unterstützung von<br />
Kommunen und anderen Akteurinnen und Akteuren werden wir mit einem<br />
Landesförderplan im Themenfeld Pflege und Alter eine verlässliche und transparente<br />
Fördergrundlage schaffen. Er bündelt die derzeit bereits verfügbaren<br />
Finanzressourcen und kann den Rahmen für eine bedarfsorientierte Anpassung der<br />
Förderinstrumente und Finanzressourcen bieten.<br />
Altersgerechte Quartiersentwicklung<br />
Die Rahmenbedingungen für Selbstbestimmung und soziale Teilhabe müssen dort<br />
vorhanden sein, wo die Menschen leben und auch im Alter leben wollen: In ihrem<br />
direkten Lebensumfeld, ihrem "Quartier". Deshalb werden wir die Entwicklung von<br />
Quartierskonzepten befördern, die eine Versorgungssicherheit im Wohnumfeld<br />
gewährleisten und unsere bisherigen Anstrengungen zur Umgestaltung der<br />
Wohnquartiere, ausgerichtet an den Bedürfnissen von älteren und<br />
mobilitätseingeschränkten Menschen, intensivieren. Mit dem Konzept "Masterplan<br />
altengerechtes Quartier" verfolgen wir weiterhin das ressortübergreifende Ziel, durch<br />
eine angepasste, verlässliche und niedrigschwellige Versorgungsstruktur, - zu der wir<br />
auch ein Angebot haushaltsnaher Dienstleistungen zählen - und ein optimales<br />
Zusammenwirken der Gesundheits- und Pflegeinfrastruktur, die Selbstständigkeit der<br />
Menschen so weit wie möglich zu erhalten. Wir werden hierzu den Dialog mit den<br />
Kostenträgern und Anbietern suchen.<br />
Wir werden unseren Einsatz für bessere Rahmenbedingungen zur Schaffung neuer<br />
Wohn- und Pflegeformen wie Altenwohngemeinschaften, Mehrgenerationenwohnen<br />
oder das Wohnen mit Versorgungssicherheit fortsetzen sowie dabei die Rolle der<br />
Kommunen nachhaltig stärken.<br />
Den Anspruch auf eine umfassende und unabhängige Beratung, die gerade für den<br />
Verbleib in der eigenen Häuslichkeit und die Gestaltung einer optimalen Versorgung<br />
bei Pflege- und Betreuungsbedarf unverzichtbar ist, wollen wir durch eine<br />
Optimierung der Strukturen der Wohn- und Pflegeberatung im fortgesetzten Dialog<br />
mit den Akteurinnen und Akteuren und unter Berücksichtigung bewährter<br />
kommunaler Strukturen noch besser verwirklichen.<br />
Um die Kommunen bei der umfassenden Entwicklung ihrer Quartiere und<br />
Sozialräume optimal zu unterstützen, werden wir die Aktivitäten im Rahmen des<br />
"Masterplans altersgerechtes Quartier" eng mit anderen landespolitischen Aktivitäten<br />
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zur Sozialraumgestaltung abstimmen und insbesondere auch themen- und<br />
generationenübergreifende Handlungsansätze und Infrastrukturnutzungen prüfen.<br />
Verlässliche und menschliche Pflege sichern<br />
Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen wird in den kommenden Jahren und<br />
Jahrzehnten deutlich ansteigen. Gleichzeitig zeichnet sich ein dramatischer<br />
Fachkräftemangel im Bereich Pflege ab. Wir können die Qualität der professionellen<br />
Pflege nur mit einer ausreichenden Zahl gut qualifizierter und engagierter<br />
Pflegekräfte sichern. Pflegekräfte, die heute in den Einrichtungen und Diensten trotz<br />
schwieriger Rahmenbedingungen engagiert um das Wohl der pflegbedürftigen<br />
Menschen bemüht sind, verdienen mehr gesellschaftliche Anerkennung und bessere<br />
Arbeitsbedingungen. Das gilt auch für den aufopferungsvollen Einsatz pflegender<br />
Angehöriger. Ihnen gebührt ebenfalls mehr Wertschätzung, Unterstützung und<br />
Entlastung. Hierfür Rahmenbedingungen zu schaffen und den haupt- und<br />
ehrenamtlich Pflegenden Stimme und Anerkennung zu geben, ist ein wichtiges<br />
eigenständiges Ziel unserer Pflegepolitik.<br />
Um vor diesem Hintergrund eine zukunftsfähige Versorgungsstruktur und eine<br />
menschliche und gute Pflege zu sichern, werden wir in unserem Einsatz für eine<br />
durchgreifende Reform der Pflegeversicherung auf Bundesebene nicht nachlassen.<br />
Dabei werden wir uns vor allem für eine Neufassung des Pflegebegriffs einsetzen,<br />
damit die Einschränkungen dementiell erkrankter Menschen in der<br />
Pflegeversicherung entsprechend berücksichtigt werden. Erforderlich ist auch die<br />
umgehende Änderung aller bundesrechtlichen Regelungen, die mit dem<br />
Selbststimmungsrecht der Pflegebedürftigen oder der Inklusionszielsetzung der UN-<br />
Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) unvereinbar sind. Hierzu gehören nach<br />
unserer Überzeugung vor allem der Kostenvorbehalt des SGB XII und der<br />
Ausschluss pflegebedürftiger Menschen mit Behinderung von bestimmten<br />
Leistungen des SGB XI.<br />
Auf Landesebene werden wir den erfolgreichen Weg fortsetzen, gemeinsam mit<br />
vielen Akteurinnen und Akteuren und unter Einbeziehung der Betroffenenverbände,<br />
das Landespflegerecht und das Wohn- und Teilhabegesetz zu reformieren, um die<br />
Rahmenbedingung für eine qualitätsgesicherte, ortsnahe und zukunftsorientierte<br />
Pflegestruktur praxisnah neu zu gestalten und stärker auf die neuen Wohn- und<br />
Pflegeformen auszurichten. Bei der Umsetzung der neuen Regelungen wird es<br />
darum gehen, die Entwicklungsmöglichkeiten für alternative Wohnformen - auch<br />
finanziell - zu verbessern sowie die Modernisierung bestehender stationärer Heime,<br />
deren Öffnung ins Quartier und die weitere Umsetzung von<br />
Hausgemeinschaftskonzepten voranzutreiben. Hierzu gehört auch die Umgestaltung<br />
bestehender Heimeinrichtungen zu Hausgemeinschaften.<br />
Den zusätzlichen Aufbau klassischer stationärer Einrichtungen wollen wir dagegen<br />
nicht befördern. Im Rahmen der Novelle des Landespflegegesetzes werden wir<br />
prüfen, ob wir den Kommunen im Rahmen kommunaler Planungsinstrumentarien bei<br />
stationären Pflegeinrichtungen ein Versagungsgebot ermöglichen können. Außerdem<br />
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werden wir die gesetzlichen Finanzierungsregelungen für Pflegeeinrichtungen<br />
hinsichtlich ihrer Lenkungswirkungen untersuchen und bei Bedarf anpassen.<br />
Das Pflegewohngeld hat sich in <strong>NRW</strong> sozialpolitisch bewährt und soll im Rahmen der<br />
Reform des Landespflegegesetzes erhalten bleiben. Neben dem Abbau<br />
vermeidbarer Bürokratie im Rahmen der entsprechenden Bewilligungsverfahren<br />
wollen wir dabei Fehlsteuerungen u. a. insoweit abbauen, dass Leistungen der<br />
Kriegsopferfürsorge nach dem Bundesversorgungsgesetz künftig ihre volle Wirkung<br />
entfalten. Das wird in die Novellierung des Landespflegegesetzes mit einfließen.<br />
Zur Bekämpfung des Fachkräftemangels, haben wir mit der Einführung der<br />
Ausbildungsumlage einen wichtigen ersten Schritt getan. Die Förderung der<br />
erforderlichen Fachseminarplätze für eine steigende Zahl von Auszubildenden<br />
werden wir sicherstellen und rechtlich verpflichtend ausgestalten. Daneben gilt es,<br />
zur Steigerung der Attraktivität der Pflegeberufe die von uns bereits engagiert<br />
angestoßenen Prozesse zur Schaffung besserer Qualifikations- und<br />
Aufstiegsmöglichkeiten - etwa im Rahmen der modellhaften Akademisierung - im<br />
bewährten Zusammenwirken mit Berufsverbänden und Bildungsträgern zielgerichtet<br />
voranzutreiben.<br />
Bezogen auf die berufliche Ausbildung sollen die drei bestehenden<br />
Ausbildungsgänge basierend auf bewährten Vorgaben aus dem Alten- und<br />
Krankenpflegebereich langfristig zu einer generalistisch ausgerichteten<br />
Pflegeausbildung zusammengeführt werden, die zu einem einheitlichen<br />
Berufsabschluss führt. Ziel ist es, die bestehenden Strukturen an die veränderten<br />
Anforderungen in der Versorgung anzupassen sowie durch eine breiter angelegte<br />
Ausbildung das Berufsbild der Pflege attraktiver zu gestalten, da sich Auszubildende<br />
bei der Wahl der Ausbildung noch nicht einseitig auf ein Einsatzgebiet festlegen<br />
müssen. Diese Entwicklung muss im engen Dialog mit den Akteurinnen und<br />
Akteuren des Gesundheitswesens gestaltet werden, damit die speziellen Bedarfe der<br />
einzelnen Berufsbilder in der Ausbildung angemessen Berücksichtigung finden,<br />
Versorgungs- und Qualitätseinbrüche vermieden werden sowie um die spätere<br />
Wettbewerbsfähigkeit aller Berufsfelder durch vergleichbare Rahmenbedingungen zu<br />
sichern. So muss die Finanzierung der Ausbildung aller Pflegeberufe perspektivisch<br />
vereinheitlicht und solide finanziert werden.<br />
Aufbauend auf unseren in den letzten Jahren gewonnenen Erkenntnisse werden wir<br />
die Qualitätssicherung in der Pflege ergebnisorientierter und effizienter ausgestalten<br />
und weitere Themen wie etwa die Vermeidung freiheitsbeschränkender Maßnahmen<br />
und fehlerhaften Medikamenteneinsatzes in der Pflege sowie die Verbesserung der<br />
Arbeitsbedingungen Pflegender weiter voranbringen. Pflege muss in hohem Maße<br />
die besonderen Bedürfnisse von Männern und Frauen beachten und kultursensibel<br />
sein. Auch hier wollen wir weiterhin Impulse geben.<br />
Engagement und Partizipation stärken<br />
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Politik für ältere Menschen muss mit ihnen gemeinsam gestaltet werden. Alle<br />
Menschen, egal welchen Alters, müssen sich an der kreativen Umgestaltung ihres<br />
Wohnquartiers oder Stadtteils beteiligen können und selbstverständlich gilt es, die<br />
Selbsthilfe- und Stadtteilinitiativen in Planung und Quartiersgestaltung<br />
einzubeziehen. Daher werden wir uns für die Landesseniorenvertretung und ihren<br />
Einsatz für eine landesweite Verankerung freiwilliger kommunaler<br />
Seniorenvertretungen weiter stark machen.<br />
Altersarmut droht immer mehr ältere Menschen von der gesellschaftlichen Teilhabe<br />
auszuschließen. Wir werden daher in unserem Bemühen nicht nachlassen, diese<br />
Teilhabebarriere soweit wie möglich durch langfristige - auch arbeits- und<br />
bildungspolitische - Strategien präventiv zu vermeiden und uns dafür einsetzen, dass<br />
auch ältere Menschen mit geringem Einkommen aktiver Teil der Gesellschaft sein<br />
und bleiben können.<br />
Zukunft geht nur mit Frauen und Mädchen<br />
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung in <strong>NRW</strong> sind Frauen und Mädchen. Die neue<br />
Landesregierung wird sich in allen Politikfeldern für sie stark machen und<br />
geschlechtsspezifische Benachteiligungen abbauen. Wir sind davon überzeugt, dass<br />
Geschlechtergerechtigkeit Chancen in allen gesellschaftlichen Bereichen schafft.<br />
Unser Ziel ist ein selbstbestimmtes und partnerschaftliches Miteinander der<br />
Geschlechter in allen Lebensbereichen.<br />
Da derzeit keine zusätzlichen Personal- und Sachmittel zur Verfügung stehen,<br />
richten die Staatskanzlei und die Ressorts zur Umsetzung der Querschnittsaufgaben<br />
Gender Mainstreaming und Gender Budgeting jeweils die Funktion einer/ eines<br />
Gender Mainstreaming-Beauftragten ein. Diese Funktion wird nicht den<br />
Gleichstellungsbeauftragten übertragen. Die Landesregierung beauftragt die<br />
Staatskanzlei, den Prozess der weiteren Implementierung und Umsetzung von<br />
Gender Mainstreaming zu koordinieren und dem Kabinett regelmäßig zu berichten.<br />
Perspektivisch hält die Landesregierung an ihrem Ziel fest, zur erfolgreichen<br />
Umsetzung von Gender Mainstreaming und Gender Budgeting eine Gender<br />
Stabstelle in der Staatskanzlei einzurichten.<br />
Schutz gegen Gewalt<br />
Mit der Wiederaufnahme der Förderung der 4. Personalstelle in den Frauenhäusern<br />
haben wir die Kürzung aus der 14. Wahlperiode korrigiert. Perspektivisch ist es unser<br />
Ziel, jeder von Gewalt betroffenen Frau und jedem ihrer Kinder kostenlose Zuflucht in<br />
einem Frauenhaus zu gewährleisten, unabhängig von Herkunft, Wohnort,<br />
Einkommen, Aufenthaltsstatus, sexueller Identität oder Behinderung. Daher wollen<br />
wir ein Landesgesetz auf den Weg bringen, das eine verlässliche und<br />
bedarfsgerechte Finanzierung von Frauenhäusern in ihrer Aufgabenvielfalt verankert,<br />
und eine Förderung aus einer Hand sicherstellt. Gemeinsam mit den Akteurinnen der<br />
Frauenhäuser werden wir Impulse zur Weiterentwicklung der Frauenhäuser setzen.<br />
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Zum Schutz von Mädchen vor sexualisierter und häuslicher Gewalt und jenen, die<br />
von Zwangsheirat betroffen sind, werden wir eine ausreichende Zahl von<br />
Unterbringungsplätzen in spezialisierten Mädchenhäusern an zwei Standorten in<br />
<strong>NRW</strong> zur Verfügung stellen. Im Bundesrat werden wir uns weiterhin dafür einsetzen,<br />
die aufenthaltsrechtliche Situation von Opfern von Zwangsheirat zu verbessern.<br />
Mit den Frauennotrufen und allgemeinen und spezialisierten Frauenberatungsstellen<br />
existieren professionelle Beratungsangebote, die den betroffenen, teils<br />
traumatisierten Frauen und Mädchen zur Seite stehen. Sie gilt es weiter in<br />
auskömmlicher Höhe zu fördern. Zudem werden wir prüfen, ob auch eine<br />
auskömmliche Finanzierung des Beratungsangebots der Frauenberatungsstellen und<br />
-notrufe gesetzlich in dem obengenannten Gesetz zur Frauenhausfinanzierung<br />
abgesichert werden kann.<br />
Wir streben ein bedarfsgerechtes Angebot zur anonymen Spurensicherung bei<br />
sexualisierter und häuslicher Gewalt mit Einlagerung der Spuren in den<br />
rechtsmedizinischen Instituten des Landes an.<br />
Wir werden den Landesaktionsplan zur Bekämpfung von Gewalt gegen Mädchen<br />
und Frauen mit den Akteurinnen und Akteuren in diesem Arbeitsbereich<br />
weiterentwickeln. Darüber hinaus wollen wir die Einbeziehung der Thematik Gewalt<br />
im Geschlechterverhältnis in die Aus- und Fortbildung verschiedener Berufsgruppen<br />
voranbringen.<br />
Gleiche Rechte für Frauen<br />
Wir werden das Landesgleichstellungsgesetz <strong>NRW</strong> novellieren und durch die<br />
Stärkung seiner Durchsetzungskraft zu einem effektiven Instrumentarium für eine<br />
aktive Frauenförderung ausgestalten. Um die Stellung der<br />
Gleichstellungsbeauftragten zu festigen sowie der Unterrepräsentanz von Frauen in<br />
Führungspositionen und Gremien entgegenzuwirken, müssen auch neue rechtliche<br />
Wege beschritten werden. Dabei werden wir rechtliche Spielräume zur verbindlichen<br />
Festlegung von Zielquoten sowie zur Verankerung von Sanktionen prüfen. Die<br />
Vorgaben für Frauenförderpläne und den Landesgleichstellungsbericht werden wir<br />
effizienter ausgestalten. Zur Erhöhung des Anteils von Frauen mit<br />
Migrationsgeschichte im Öffentlichen Dienst werden wir Maßnahmen und<br />
Instrumente im Gesetz festschreiben.<br />
Darüber hinaus wollen wir Maßnahmen ergreifen, um den Anteil von Frauen im<br />
Landesparlament und den kommunalen Vertretungen zu erhöhen.<br />
Zur Verbesserung der Situation von Frauen auf dem Arbeitsmarkt haben wir regional<br />
vernetzte Kompetenzzentren Frau und Beruf als Unterstützungs- und Förderangebot<br />
für Frauen entwickelt, die in jeder der 16 arbeitsmarktpolitischen Regionen des<br />
Landes an den Start gehen. Wir werden die Kompetenzzentren bei der Herstellung<br />
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von Chancengleichheit für Frauen durch die Verankerung von Genderaspekten in der<br />
Wirtschafts- und Strukturpolitik aktiv begleiten.<br />
Im Bereich der Öffentlichen Auftragsvergabe haben wir im Rahmen des Tariftreueund<br />
Vergabegesetzes eine gleichstellungspolitische Weichenstellung vorgenommen,<br />
indem Auftragnehmerinnen und -nehmer zukünftig verpflichtet werden, bei der<br />
Ausführung des Auftrags Maßnahmen zur Frauenförderung im eigenen<br />
Unternehmen durchzuführen oder einzuleiten.<br />
Wir werden dafür Sorge tragen, dass die Förderrichtlinien der EU unter Einbeziehung<br />
der Umsetzung von Gender Mainstreaming eingehalten werden.<br />
Um das geschlechterstereotype Berufswahlverhalten von Mädchen und Jungen und<br />
die tradierte Berufsorientierung von Frauen und Männern aufzubrechen, werden wir<br />
geschlechtersensible Angebote im Rahmen des Übergangssystems Schule-Beruf<br />
initiieren. In weiteren Schritten werden wir die Regeleinrichtungen von Kita über<br />
Schule bis hin zu den Trägern von Weiterbildung und -qualifizierung in diese<br />
Überlegungen einbeziehen.<br />
Wir setzen uns für die Durchsetzung des Prinzips "Gleicher Lohn für gleiche und<br />
gleichwertige Arbeit" ein. In Kooperation mit den Tarifpartnern wollen wir eine<br />
öffentlichkeitswirksame Kampagne zur Entgeltgleichheit starten und uns für die<br />
Neubewertung so genannter frauenspezifischer Arbeitsplätze einsetzen. Der<br />
öffentliche Dienst muss mit gutem Beispiel vorangehen. Deshalb wollen wir die<br />
Eignung des Instruments „eg-check-Verfahren“ zur Ermittlung von<br />
Entgeltdiskriminierung im öffentlichen Dienst prüfen.<br />
Wir haben bereits eine Bundesratsinitiative zur Quotierung von Aufsichtsräten auf<br />
den Weg gebracht. Auch weiterhin werden wir uns für die Förderung von Frauen in<br />
Führungspositionen in der Privatwirtschaft einsetzen. Die Vergangenheit hat gezeigt,<br />
dass freiwillige Selbstverpflichtungen zur Erhöhung des Frauenanteils in<br />
Aufsichtsräten und Vorständen nicht eingehalten werden. Daher brauchen wir<br />
gesetzliche Regelungen.<br />
Wir werden in allen Bereichen darauf achten, dass die geschlechtsspezifischen<br />
Belange von Frauen mit Behinderung konsequent berücksichtigt werden. Die<br />
Förderung des Netzwerk-Büros Frauen und Mädchen mit Behinderung werden wir<br />
fortführen.<br />
Um Menschen mit Behinderung in ihren reproduktiven und sexuellen Rechten zu<br />
stärken, wollen wir in Zusammenarbeit mit den Landschaftsverbänden eine<br />
Fachstelle zum Thema „Sexualität und Behinderung“ auf den Weg bringen, die<br />
zudem zum Ziel hat, trägerübergreifend Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der<br />
Regeleinrichtungen zu schulen.<br />
Um Prostituierten ein möglichst großes Maß an Selbstbestimmung zu ermöglichen,<br />
ihnen menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu gewährleisten sowie<br />
Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung zu bekämpfen, werden wir die<br />
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bisherigen Erkenntnisse des Runden Tisches zur Regelung der Prostitution auf<br />
kommunaler Ebene erproben und wissenschaftlich begleiten, um die gewonnen<br />
Erkenntnisse für sämtliche Kommunen <strong>NRW</strong>s transferfähig zu machen.<br />
Gendergerechte Gesundheitsversorgung<br />
Frauen und Männer sind anders krank. Diese Erkenntnis setzt sich derzeit noch viel<br />
zu langsam im gesundheitlichen Versorgungssystem durch. Den Schaden haben<br />
Patientinnen und Patienten aufgrund nicht sachgerechter Versorgung sowie die<br />
Volkswirtschaft durch vermeidbare finanzielle Belastungen. Wir haben uns diesem<br />
Problem gestellt und die Landesfachstelle Frauen und Sucht sowie das<br />
Kompetenzzentrum Frauen und Gesundheit wieder an den Start gebracht.<br />
Allerdings sind weitere Bemühungen unerlässlich, um notwendige Fortschritte in der<br />
geschlechtergerechten medizinischen Versorgung zu erzielen. Wir werden uns auf<br />
Bundesebene für eine Änderung der Approbationsordnung für Ärztinnen und Ärzte<br />
einsetzen, um zukünftig die Vermittlung von Genderwissen und<br />
Handlungsmöglichkeiten in der ärztlichen Ausbildung zu verankern.<br />
Zur Stärkung der Gesundheit von Mädchen und Jungen werden wir bisherige<br />
Maßnahmen intensivieren, gesundheitliche Präventionsangebote konsequent<br />
geschlechtersensibel gestalten und zudem ein stärkeres Gewicht auf interkulturelle<br />
Gesundheitsprojekte für Jugendliche legen. Um Essstörungen angemessen zu<br />
begegnen, werden wir ein Landeskonzept Essstörungen erstellen. Zur Versorgung<br />
medikamentenabhängiger schwangerer Frauen, Mütter und ihrer Kinder werden wir<br />
Maßnahmen auf den Weg bringen. Wir werden uns dafür einsetzen, dass in der<br />
Pflege älterer Menschen die unterschiedlichen Bedürfnisse von Frauen und Männer<br />
besser wahrgenommen werden und das Selbstbestimmungsrecht gerade in<br />
geschlechtersensiblen Fragen besondere Beachtung findet. Und nicht zuletzt werden<br />
wir uns auf Bundesebene für eine bessere Alterssicherung pflegender Angehöriger<br />
einsetzen.<br />
Wir werden einen Runden Tisch Geburtshilfe einrichten, um sicherzustellen, dass in<br />
<strong>NRW</strong> trotz immer schwieriger werdenden Rahmenbedingungen für die Hebammen<br />
auch weiterhin das Recht auf freie Wahl bei der Geburtshilfe gewährleistet wird.<br />
Zudem werden wir uns auf Bundesebene für verbesserte Rahmenbedingungen der<br />
Hebammentätigkeit und für die Überführung der Hebammenleistungen in das SGB V<br />
einsetzen. Damit leisten wir auch einen Beitrag gegen die Fehlentwicklung der<br />
steigenden Kaiserschnittrate.<br />
Vielfältiges <strong>NRW</strong> mit gleichen Rechten<br />
Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Transsexuelle und Intersexuelle<br />
(LSBTTI) sind ein Teil unserer vielfältigen Gesellschaft. Wir werden auch weiterhin<br />
dafür eintreten, dass alle Menschen in <strong>NRW</strong>, unabhängig von Geschlecht, Alter,<br />
Herkunft, Behinderung, Religion oder sexueller Identität, diskriminierungsfrei leben<br />
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können. Der Abbau von Diskriminierung, Homo- und Transphobie ist<br />
Querschnittsaufgabe der Landesregierung.<br />
Wir werden die Umsetzung eines Aktionsplans gegen Homo- und Transphobie<br />
kontinuierlich vorantreiben. Die LSBTTI-Nichtregierungsorganisationen sind dabei<br />
unsere wichtigsten Partner. Die Arbeit der unterschiedlichen Verbände,<br />
Beratungsstellen, regionalen und landesweiten Projekte im Bereich Selbsthilfe,<br />
Akzeptanzförderung, Antigewaltarbeit, Coming-out-Arbeit für Menschen mit<br />
Migrationsgeschichte und Beratung von Diskriminierungsopfern sowie Beratung von<br />
Regenbogenfamilien wollen wir unterstützen, stärken und vernetzen.<br />
In Verbindung damit wollen wir zur Förderung der Akzeptanz gleichgeschlechtlicher<br />
Lebensweisen eine landesweite Akzeptanzkampagne in <strong>NRW</strong> initiieren, die sich an<br />
die Allgemeinbevölkerung in <strong>NRW</strong> wendet.<br />
Um auch gerade in ländlichen Gegenden eine effektive Akzeptanzarbeit und<br />
hilfreiche Selbstorganisation leisten zu können, wollen wir die ehrenamtlichen<br />
Projekte im ländlichen Raum stärken.<br />
Wir sind uns einig, dass Jugendliche bei der Entwicklung ihrer Identität in Schule und<br />
Jugendhilfe besondere Unterstützung brauchen. Wir stellen dies, unter<br />
Berücksichtigung im Kinder- und Jugendförderplan und durch Sicherung des<br />
Projektes Schule ohne Homophobie und des Landesprojekts SchLAu <strong>NRW</strong> sicher.<br />
Wir wollen die Gender- und Queerkompetenzen in allen pädagogischen Berufen<br />
stärken und sie zu einem festen Bestandteil der Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />
machen. LSBTTI soll Eingang in die Lehrpläne finden und in den Lehr- und<br />
Lernmaterialien berücksichtigt werden. Auch in der außerschulischen Jugendarbeit<br />
setzen wir uns für eine verstärkte Sensibilisierung für LSBTTI-Belange ein.<br />
Besonders im Bereich der Trans- und Intersexualität gibt es in unserer Gesellschaft<br />
noch tiefsitzende Vorurteile, die sicherlich zu einem nicht unerheblichen Teil auf<br />
Unwissenheit zurückzuführen sind. Wir wollen die Akzeptanz und das<br />
Selbstbestimmungsrecht von trans- und intersexuellen Menschen in unserer<br />
Gesellschaft stärken und Beratungsangebote für Trans- und Intersexuelle fördern.<br />
Wir wollen darauf hinwirken, dass die Empfehlungen des Deutschen Ethikrates zur<br />
Intersexualität Eingang in Recht und Praxis finden.<br />
Unser Ziel ist die vollständige rechtliche Gleichstellung aller Menschen in <strong>NRW</strong> -<br />
unabhängig von ihrer sexuellen Identität. Dies umfasst alle Rechtsbereiche,<br />
insbesondere das Adoptions- und Steuerrecht sowie die Öffnung der Ehe für<br />
gleichgeschlechtliche Paare und die Ergänzung des Art. 3 des Grundgesetzes um<br />
das Merkmal sexuelle Identität.<br />
Wir werden uns auf der Bundesebene für die Aufhebung der Unrechtsurteile die<br />
zwischen 1949 und 1994 auf der Basis des § 175 StGB in Deutschland gefällt<br />
worden sind einsetzen. In diesem Zusammenhang bedarf es einer gründlichen<br />
Aufarbeitung sowie einer angemessenen Wiedergutmachung. Des Weiteren werden<br />
wir uns für die Reform des Transsexuellen-Gesetzes einsetzen.<br />
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IX. Kommunen, Innen, Justiz<br />
Für handlungsfähige Kommunen und eine lebendige Demokratie in Nordrhein-<br />
Westfalen<br />
Unsere Städte und Gemeinden sind das Fundament unseres Landes. Nirgendwo<br />
wird Politik so unmittelbar wahrgenommen wie in unseren Kommunen. Sie sind es,<br />
die für die Daseinsvorsorge verantwortlich sind und den Alltag der Menschen prägen.<br />
Daher ist es eine Pflicht, aber auch ein Merkmal guter Landespolitik, dieses<br />
Fundament zu stärken und zukunftsfest zu machen.<br />
In den Kommunen entscheidet sich zu großen Teilen, ob und wie unsere Gesellschaft<br />
den ökonomischen Strukturwandel bewältigt, den sozialen und demografischen<br />
Wandel meistert und den Klimawandel wirksam bekämpft. Dies gilt für die ländlichen<br />
Regionen und die großen Städte gleichermaßen. Gerade deshalb brauchen wir hier<br />
den Mut und die Möglichkeiten zu strukturellen Veränderungen. Was wir heute in<br />
vorsorgende Strukturen der Städte und Gemeinden investieren, wird sich mittel- und<br />
langfristig auszahlen. Das entlastet zukünftig unsere Kommunen und stärkt unsere<br />
Gesellschaft. Daher werden wir die kommunale Selbstverwaltung weiter stärken und<br />
die Handlungsfähigkeit unserer Kommunen erweitern. Wir haben den Raubzug der<br />
schwarz-gelben Landesregierung durch die kommunalen Kassen beendet und<br />
ermöglichen den Gemeinden, sich finanziell zu konsolidieren.<br />
Eine lebendige Demokratie macht Betroffene zu Beteiligten und ermöglicht ihre<br />
Einbeziehung in wichtige politische und gesellschaftliche Entscheidungen.<br />
Gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe, die Wertschätzung bürgerschaftlichen<br />
Engagements und wirksame Mitwirkungsmöglichkeiten sind der Schlüssel, um die<br />
Menschen in den Städten und Gemeinden für die kommunale Demokratie zu<br />
begeistern.<br />
Wir nehmen die Stärkung der kommunalen Demokratie in den letzten zwei Jahren<br />
zum Vorbild für die Erweiterung der Beteiligungsrechte auf der Landesebene. Dies<br />
gilt ebenso für die direkte Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger wie ihrer<br />
gewählten Vertreterinnen und Vertreter. Im Rahmen einer überparteilichen<br />
Verfassungskommission wollen wir neben der Senkung der Hürden für<br />
Volksbegehren und -initiativen und der Herabsenkung des Wahlalters auf 16 Jahre<br />
grundsätzlich die Regelungen der Verfassung auf ihre Zeitgemäßheit überprüfen. Der<br />
Bericht der durch den Landtag eingerichteten Geschäftsordnungskommission soll<br />
hier einfließen.<br />
Wir begrüßen es, wenn Kommunen sich aktiv in die Landespolitik einbringen. Sie<br />
leisten damit einen wertvollen Beitrag, <strong>NRW</strong> gemeinsam weiterzuentwickeln. Daher<br />
werden wir alle wesentlichen Reformen, die Städte und Gemeinden in <strong>NRW</strong><br />
betreffen, in enger Abstimmung mit den Verantwortlichen aus den Kommunen und<br />
den sie vertretenden kommunalen Spitzenverbänden entwickeln und umsetzen.<br />
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Wir stehen für handlungsfähige Kommunen<br />
Die kommunale Finanzsituation ist entscheidend für die Handlungsfähigkeit der<br />
Städte und Gemeinden in <strong>NRW</strong>. Nach einer krisenhaft zugespitzten Situation der<br />
kommunalen Haushalte bundesweit wie in <strong>NRW</strong> bis zum Jahr 2010 ist durch die<br />
konjunkturelle Entwicklung eine leichte Entspannung erkennbar. Ein durchgreifender<br />
Abbau der strukturellen Defizite ist damit jedoch trotz aller Anstrengungen der<br />
Kommunen selbst wie auch der Landesregierung noch nicht verbunden. Unser Ziel<br />
bleibt es, für alle Kommunen eine verlässliche und aufgabenadäquate<br />
Finanzausstattung zu erreichen.<br />
Unser Wort gilt: Die Kommunalfinanzierung bleibt auf hohem Niveau<br />
Die rot-grüne Koalition war gut für die Entwicklung der kommunalen Finanzen. Noch<br />
nie hat eine Landesregierung die Kommunen so intensiv finanziell unterstützt: Auf<br />
allein 815 Mio. € beläuft sich das strukturelle Einnahmeplus im Jahr 2012 aufgrund<br />
der neuen Politik von Rot-Grün gegenüber der Situation vor dem Regierungswechsel<br />
2010. Wir haben durch den „Aktionsplan Kommunalfinanzen“ und den Stärkungspakt<br />
Stadtfinanzen sowie die Reform des Nothaushaltsrechts wichtige Beiträge zur<br />
Wiederherstellung der finanziellen Handlungsfähigkeit der Städte und Gemeinden –<br />
insbesondere der vom Strukturwandel besonders betroffenen Kommunen – geleistet.<br />
In <strong>NRW</strong> haben wir damit eine Trendwende bei der Kommunalfinanzierung eingeleitet.<br />
An diesem Kurs werden wir auch in der neuen Wahlperiode festhalten.<br />
Kommunale Selbstverwaltung braucht eine verlässliche Finanzierung<br />
Die kommunale Selbstverwaltung schließt eine auskömmliche Finanzausstattung ein.<br />
Deswegen werden wir die landespolitische Umsetzung der Schuldenbremse so<br />
gestalten, dass die Städte und Gemeinden nicht zu Ausfallbürgen des Landes bei der<br />
Erreichung dieses Zieles werden.<br />
Gleiches gilt für neue oder erweiterte staatliche Aufgabenzuweisungen an die<br />
Kommunen. „Wer die Musik bestellt, bezahlt“ – diese Grundaussage der Konnexität<br />
zwischen Aufgaben und dazugehöriger Ausfinanzierung ist Grundlage einer guten<br />
und erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen den staatlichen Ebenen und den<br />
Kommunen. Wie in der vergangenen Wahlperiode werden wir diese strikte<br />
Konnexität weiter anwenden. Eine umgehungssichere Ausgestaltung der<br />
landesrechtlichen Konnexitätsbestimmungen und der Einsatz gegenüber dem Bund,<br />
dieser Anforderung auch bei seiner Gesetzgebung strukturell gerecht zu werden,<br />
gehören zusammen.<br />
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Wir fordern als Anwalt der Kommunen die Verantwortung des Bundes ein<br />
Die Städte und Gemeinden in <strong>NRW</strong> bleiben auch nach den massiven Anstrengungen<br />
des Landes in den vergangenen zwei Jahren strukturell unterfinanziert. Grund ist,<br />
dass in den vergangenen drei Jahrzehnten immer mehr staatliche<br />
Sozialtransferleistungen ohne entsprechende Ausfinanzierung vom Bund an die<br />
Städte und Gemeinden übertragen worden sind. Mit einem Gesamtvolumen von über<br />
40 Mrd. Euro sind die Kommunen inzwischen neben den Sozialversicherungen der<br />
zweite große Sozialleistungsträger in Deutschland. Die Folgen des Strukturwandels<br />
und damit steigender Sozialleistungen werden insbesondere im Ruhrgebiet und im<br />
Bergischen Städtedreieck spürbar. Die Belastungen treten deshalb gerade in <strong>NRW</strong><br />
besonders deutlich zu Tage.<br />
Statt mit Steuergeschenken die Einnahmen von Land und Kommunen zu verringern,<br />
muss der Bund endlich seine Verantwortung für die aufgabenadäquate Finanzierung<br />
seiner Entscheidungen gegenüber den Städten und Gemeinden übernehmen. Die<br />
Beteiligung des Bundes an der Finanzierung der Sozialtransferleistungen ist die<br />
Grundvoraussetzung für die nachhaltige Gesundung der Kommunalfinanzen in <strong>NRW</strong>.<br />
Wir machen uns als Regierungskoalition deshalb die fraktionsübergreifende<br />
Forderung des Landtags nach einer Beteiligung an den Sozialtransferleistungen der<br />
Kommunen von mindestens 50% durch den Bund zu Eigen und werden hierzu<br />
gezielte Bundesratsinitiativen ergreifen: Die schrittweise Übernahme der<br />
Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung (SGB XII) muss ergänzt werden<br />
durch eine maßgebliche Beteiligung an der Eingliederungshilfe für Menschen mit<br />
Behinderung (SGB IX) im Rahmen eines Bundesteilhabegeldes sowie eine stärkere<br />
Beteiligung des Bundes an den Kosten der Unterkunft (SGB II).<br />
Die Weiterentwicklung der Gewerbesteuer zu einer Gemeindewirtschaftssteuer, die<br />
zu einer Verstetigung der Einnahmen führt, und eine Reform der Grundsteuer, die<br />
mehr Steuergerechtigkeit schafft, werden weitere konkrete Initiativen der<br />
Landesregierung gegenüber dem Bund sein, um die kommunale Finanzsituation<br />
nachhaltig zu sichern.<br />
Unser Verteilungsmaßstab lautet Bedürftigkeit und nicht Himmelsrichtung<br />
Nordrhein-Westfalen hat solidarisch die Entwicklung anderer Länder über den<br />
Länderfinanzausgleich mitfinanziert, solidarisch finanzieren das Land <strong>NRW</strong> und die<br />
nordrhein-westfälischen Kommunen die Entwicklung der ostdeutschen Bundesländer<br />
seit der Einigung im Rahmen des „Solidarpakt Ost“ mit.<br />
Solidarität ist keine Einbahnstraße. Dort, wo heute in nordrhein-westfälischen<br />
Städten und Gemeinden die gleichen strukturellen Problemlagen existieren, müssen<br />
gleiche Förderbedingungen gegeben sein. Wir werden uns daher dafür einsetzen,<br />
dass Bundesprogramme, die den Strukturwandel in den Städten und Gemeinden<br />
unterstützen, wieder auf einen akzeptablen Stand angehoben werden und ihre<br />
Verteilung nach Bedürftigkeit erfolgt.<br />
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Bereits heute hilft der Bund darüber hinaus, die unterschiedliche Finanzkraft der<br />
Länder auszugleichen. Dabei werden Finanzkraft und Finanzbedarf der Gemeinden<br />
und Gemeindeverbände berücksichtigt. Wir fordern der besonders schwierigen<br />
Finanzsituation der Kommunen in unserem Land durch eine Neuausrichtung der<br />
Instrumente des Finanzausgleichsrechts Rechnung zu tragen.<br />
Wir gestalten den kommunalen Finanzausgleich verlässlich und gerecht<br />
Den im Gemeindefinanzierungsgesetz verankerten Kommunalen Finanzausgleich<br />
werden wir aufgabengerecht weiterentwickeln. Dabei bleiben ein Verbundsatz von<br />
23% und die Funktion des Ausgleichs von strukturellen Ungleichheiten zwischen den<br />
Städten und Gemeinden in <strong>NRW</strong> Grundlage für eine gerechte<br />
Gemeindefinanzierung.<br />
Das Gemeindefinanzierungsgesetz 2012 werden wir unverändert wieder einbringen<br />
und im Rahmen der anstehenden Haushaltsberatungen zügig beschließen. Nach der<br />
längst überfälligen Anpassung des Soziallastenansatzes und der Einführung eines<br />
Flächenansatzes sowie eines Demografiefaktors werden wir auf der Grundlage der<br />
vereinbarten Begutachtung die weitere zukunftsorientierte Ausgestaltung des<br />
kommunalen Finanzausgleichs im engen Dialog mit den Kommunalen<br />
Spitzenverbänden entwickeln.<br />
Wir unterstützen mit dem Stärkungspakt Stadtfinanzen nachhaltig<br />
Mit dem Stärkungspakt Stadtfinanzen unterstützt die nordrhein-westfälische<br />
Landesregierung die Konsolidierung der Haushalte in den 61 von der kommunalen<br />
Finanznot strukturell besonders betroffenen Kommunen mit aktuell rd. 465 Mio. €.<br />
Wir werden diesen Stärkungspakt bis 2014 vereinbarungsgemäß auf rd. 660 Mio. €<br />
jährlich aufstocken und damit dafür sorgen, dass die Kommunen der zweiten Stufe<br />
die gleiche prozentuale Unterstützung erhalten, wie dies für die Kommunen der erste<br />
Stufe der Fall ist.<br />
Ziel ist es, damit nachhaltige Konsolidierungsstrategien auch in den Städten und<br />
Gemeinden zu ermöglichen, die aus eigener Kraft diese Aufgabe nicht mehr<br />
bewältigen können. Dies setzt deutliche Konsolidierungsmaßnahmen ausdrücklich<br />
voraus. Ein Kaputtsparen bei der öffentlichen Infrastruktur sowie sozialen und<br />
kulturellen Aufgaben lehnen wir ab. Betriebsbedingte Kündigungen und<br />
Ausbildungsverbote werden weiterhin nicht von den Kommunen erwartet.<br />
Nach 350 Mio. Euro zusätzlicher Landesfinanzierung und 115 Mio. Euro, die aus<br />
zusätzlichen kommunalspezifischen Einnahmen gespeist werden, wird auch der<br />
Restbetrag von 195 Mio. Euro nicht über eine ausgleichslose Befrachtung des GFG<br />
erfolgen. Der kommunale Anteil soll stattdessen von den nachhaltig finanzstarken<br />
Kommunen im Wege einer Solidaritätsumlage aufgebracht werden. Die Umlage<br />
werden wir so ausgestalten, dass sie für die betroffenen Kommunen tragbar ist und<br />
keine neuen Haushaltsnotlagen entstehen.<br />
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Der Stärkungspakt verlangt als gemeinsamer Kraftakt Anstrengungen aller Ebenen.<br />
Kreise und Landschaftsverbände sind davon nicht ausgenommen. Die Beteiligung<br />
der Umlageverbände an der Konsolidierung sowie die Durchleitung der durch die<br />
Übernahme von Sozialtransferkosten von Bundesseite erzielten Einsparungen muss<br />
dabei ebenso gewährleistet werden wie die Sanierung überschuldeter Kreise. Wir<br />
werden deshalb als eine der ersten Maßnahmen den Entwurf für ein<br />
Umlagengenehmigungsgesetz wieder einbringen. Die planmäßig vorgesehene<br />
Evaluation des Stärkungspaktgesetzes im Jahr 2014 werden wir dazu nutzen, die<br />
Erfahrungen und Entwicklungen bis zu diesem Zeitpunkt auszuwerten und ggf.<br />
Anpassungen im Gesetz zu verankern.<br />
Wir gestalten die Beteiligung an den Kosten der Einheit gerecht<br />
Die Entscheidung des nordrhein-westfälischen Verfassungsgerichtshofes über die<br />
Verfassungswidrigkeit des vom Landtag mit den Stimmen von CDU und FDP im<br />
Frühjahr 2010 verabschiedeten Einheitslastenabrechnungsgesetzes macht eine<br />
kurzfristige, verfassungskonforme Novellierung notwendig. Wir wollen gemeinsam<br />
mit den kommunalen Spitzenverbänden eine für beide Seiten faire Regelung unter<br />
Berücksichtigung des Urteils erarbeiten und zügig umsetzen.<br />
Kommunales Haushaltsrecht schnell reformieren und Standards überprüfen<br />
Die Novellierung des Nothaushaltsrechts in § 76 der <strong>NRW</strong>-Gemeindeordnung hat für<br />
die Kommunen endlich eine Perspektive zur Wiedererlangung der finanziellen<br />
Handlungsfähigkeit eröffnet. Wir setzen diesen Weg fort, indem wir kurzfristig den<br />
Entwurf einer Novellierung des Kommunalen Haushaltsrechts wieder in den Landtag<br />
einbringen.<br />
Wir wollen eine Überprüfung der Standards in <strong>NRW</strong>, um Einsparmöglichkeiten auf<br />
kommunaler Ebene bei Erhalt einer fachlich notwendigen Aufgabenerledigung<br />
vornehmen zu können bzw. weiteren Kostensteigungen vorzubeugen.<br />
Wir stärken die kommunale Daseinsvorsorge<br />
Neben öffentlich-rechtlichen Leistungsträgern erbringen kommunale Unternehmen<br />
essentielle Dienstleistungen wie die Wasserversorgung oder die Belieferung mit<br />
Energie für die Bürgerinnen und Bürger. Kommunale Unternehmen sichern in<br />
unseren Städten und Gemeinden für alle Menschen Mobilität durch einen<br />
bezahlbaren öffentlichen Nahverkehr, entsorgen unsere Abfälle fach- und<br />
umweltgerecht, halten preiswerten Wohnraum vor oder stellen Sportstätten und<br />
Bäder bereit. Darüber hinaus schaffen und sichern sie direkt und indirekt<br />
Arbeitsplätze in unseren Kommunen und sind wichtige Partner der kommunalen<br />
Infrastrukturpolitik. Nicht zuletzt erwirtschaften sie positive finanzielle Beiträge zur<br />
Stärkung der kommunalen Haushalte.<br />
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Aus diesen Gründen werden wir die Städte und Gemeinden bei deren Bemühungen<br />
um eine stetige Verbesserung der Leistungen und der Effizienz ihrer kommunalen<br />
Unternehmen aktiv begleiten. Wir begrüßen die Bestrebungen vieler Kommunen, ihre<br />
Energienetze wieder selbst zu betreiben und unterstützen sie dabei.<br />
Wir haben in der Zeit seit 2010 das Kommunalwirtschaftsrecht durch Änderungen der<br />
Gemeindeordnung wieder so reformiert, dass die kommunalen Unternehmen ihre<br />
vielfältigen Aufgaben ohne zusätzliche „Fesseln“ im Wettbewerb erfüllen können. Wir<br />
werden uns weiterhin für den Erhalt der Umsatzsteuerfreiheit gebührenrechnender<br />
kommunaler Betriebe sowie für den Beibehalt des steuerlichen Querverbundes<br />
einsetzen. Unser besonderes Augenmerk werden wir darauf richten, dass unsere<br />
Städte und Gemeinden ihrer Rolle als Verantwortliche für die kommunale<br />
Daseinsvorsorge voll gerecht werden können und nicht durch Bundespolitik oder<br />
europäische Gesetzgebung in ihrer Freiheit, die kommunal beste Lösung zu wählen,<br />
eingeschränkt werden. Wir wollen die kommunalen Unternehmen so stärken, dass<br />
sie den Herausforderungen auch in Zukunft erfolgreich begegnen und ihre Aufgaben<br />
im Bereich der Daseinsvorsorge erfüllen können.<br />
Öffentliche Unternehmen haben eine Vorreiterrolle bei der Sicherstellung der<br />
Arbeitnehmermitbestimmung. Deswegen haben wir mit dem neuen § 108a GO<br />
sichergestellt, dass die Beteiligung von Arbeitnehmervertreterinnen und<br />
Arbeitnehmervertreter auch in fakultativen Aufsichtsräten rechtssicher ausgestaltet<br />
werden kann. Den Problemen in der kommunalen Praxis werden wir mit einer<br />
Anpassung der Regelungen begegnen.<br />
Auch bei den Anstalten öffentlichen Rechts nach § 114a GO werden wir die<br />
Mitbestimmung<br />
ermöglichen.<br />
der Vertretungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
Stadt und Land: Wir stehen für eine lebendige Demokratie<br />
Betroffene zu Beteiligten zu machen bleibt auch und gerade bei kommunalen<br />
Gestaltungsfragen der Schlüssel dazu, Bürgerengagement zu fördern, Identifikation<br />
mit dem eigenen Lebensumfeld zu stiften und Akzeptanz für wichtige Planungen vor<br />
Ort zu schaffen. Dies gilt gleichermaßen für die Mitwirkung in den<br />
Selbstverwaltungsgremien der Städte und Gemeinden wie für die direkte Beteiligung<br />
der Bürgerinnen und Bürger an Entscheidungen.<br />
Wir haben deshalb die Beteiligungsmöglichkeiten der Bürgerinnen und Bürger an<br />
den politischen Prozessen auf kommunaler Ebene verbessert. Mit der<br />
Wiedereinführung der Stichwahl und der Ermöglichung der direkten Abwahl sowie mit<br />
der Senkung der Schwellen für Bürgerbegehren und -entscheide, haben wir die<br />
direkte Einflussnahme der Bürgerinnen und Bürger auf die Entscheidungen vor Ort<br />
deutlich gestärkt und das Verhältnis zwischen repräsentativer und direkter<br />
Demokratie auf der kommunalen Ebene neu justiert.<br />
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<strong>NRW</strong> bleibt auch in der neuen Wahlperiode Vorreiter der lebendigen Demokratie und<br />
Bürgerbeteiligung. Wir wollen die gelungene Balance zwischen repräsentativer und<br />
direkter Demokratie auf die Landesebene übertragen. Unsere Leitlinie bleibt dabei<br />
die Stärkung direktdemokratischer Mitwirkungs- und Mitentscheidungsrechte in eine<br />
enge Beziehung zu setzen mit der Stärkung der gewählten Volksvertreterinnen und<br />
Volksvertreter in ihrer Funktion.<br />
Wir setzen auf die kommunale Verantwortungsgemeinschaft<br />
Rat, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie Kreistag, Landrätinnen und<br />
Landräte bilden eine Verantwortungsgemeinschaft. Dies wollen wir zukünftig wieder<br />
in einer zeitgleichen Wahl zum Ausdruck bringen. Die Zusammenführung der Wahl<br />
der (Ober)Bürgermeisterinnen und (Ober)Bürgermeister sowie Landrätinnen und<br />
Landräte mit den Wahlen der Räte und Kreistage im Jahr 2020 werden wir in einem<br />
Gesetzentwurf kurzfristig vorlegen. Dabei werden wir auch die einmalige freiwillige<br />
Niederlegung des Amtes zeitgleich zur im Jahr 2014 stattfindenden Kommunalwahl<br />
ermöglichen.<br />
Starke Räte sind wichtig für das Funktionieren unserer Kommunen. Wir wollen<br />
deshalb die Informations- und Kontrollrechte der Räte bzw. Kreistage ausbauen. Bei<br />
den Kreisen wollen wir zusätzlich die Einrichtung der Funktion von gewählten<br />
Beigeordneten ermöglichen.<br />
Nach vielen Jahren des Wirkens der „von unten“ durchgesetzten kommunalen<br />
Seniorenbeiräte steht deren Bedeutung vielerorts nicht mehr in Frage. Wir werden<br />
die Gemeindeordnung um eine Regelung zur freiwilligen Bildung von<br />
Seniorenbeiräten ergänzen. Die Ausgestaltung ist entsprechend der Vielfalt der<br />
Beteiligungsmöglichkeiten in den Kommunen und Kreisen zu regeln.<br />
Wir stärken das kommunale Ehrenamt<br />
Die kommunale Demokratie braucht engagierte Menschen, die sich für ihr<br />
Gemeinwesen einsetzen. Weil bürgerschaftliches Engagement immer schwerer mit<br />
den Anforderungen von Beruf und Privatleben in Einklang zu bringen ist, werden wir<br />
die Rahmenbedingungen des kommunalen Ehrenamtes verbessern.<br />
Wir werden deshalb das kommunale Ehrenamt in Räten, Bezirksvertretungen und<br />
Landschaftsverbänden weiter stärken. Dazu werden wir zügig den vorliegenden<br />
Gesetzentwurf, erweitert um die einvernehmlichen Vorschläge der<br />
kommunalpolitischen Vereinigungen (z.B. Haushaltsentschädigung und<br />
Herausnahme von freizustellenden Tätigkeiten des Ehrenamts aus dem<br />
Nebentätigkeitsrecht) wieder einbringen. Weitere Reformen zur Stärkung des<br />
kommunalen Ehrenamts und der Räte insgesamt werden in einer neuen<br />
Expertenkommission behandelt. Probleme, die sich aus Schichtarbeit und für<br />
Freiberuflerinnen und Freiberufler ergeben, werden dabei mit dem Ziel einer Lösung<br />
besonders überprüft.<br />
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Wir ermöglichen den Ausbau der interkommunalen Zusammenarbeit<br />
Interkommunale Zusammenarbeit ist vor dem Hintergrund des demografischen<br />
Wandels und knapper Kassen eine Chance für mehr Effizienz und für die<br />
Verbesserung in der Qualität in der Aufgabenerledigung. Mit der Novellierung des<br />
Gesetzes zur kommunalen Gemeinschaftsarbeit und anderer Fachgesetze wollen wir<br />
eine stärkere interkommunale Zusammenarbeit ermöglichen. Gleichzeitig wollen wir<br />
einen Listenausgleich im Zweckverbandsrecht ermöglichen.<br />
Darüber hinaus wird die Koalition im Rahmen einer Bundesratsinitiative gesetzliche<br />
Änderungen hinsichtlich der neuen – die interkommunale Zusammenarbeit<br />
erschwerenden – umsatzsteuerlichen Einordnung öffentlicher Leistungen durch die<br />
Rechtsprechung einbringen.<br />
Die gesetzlich verfassten Kommunalverbände in <strong>NRW</strong> sind wichtige Bindeglieder<br />
zwischen den Kommunen und stärken sie durch die gemeinsame<br />
Aufgabenwahrnehmung. Wir werden den RVR in seiner Funktion und in seinen<br />
Aufgaben als starke Klammer für das Ruhrgebiet stärken und ihn in seinen<br />
Strukturen durch eine Novellierung des RVR-Gesetzes weiterentwickeln. Die<br />
Landschaftsverbände als höhere Kommunalverbände genießen Bestandsschutz.<br />
Wir stärken die direkte Demokratie auch auf der Landesebene<br />
Bürgerinnen und Bürger in <strong>NRW</strong> sollen mit Hilfe von Volksbegehren, Volksentscheid<br />
und Volksinitiative direkter an politischen Entscheidungen mitwirken können. Deshalb<br />
wollen wir das Quorum für ein Volksbegehren deutlich absenken und finanzwirksame<br />
Volksbegehren zulassen. Die Durchführung von Volksinitiativen werden wir<br />
vereinfachen und sie bei Ablehnung durch den Landtag nicht ins Leere laufen lassen.<br />
Wir wollen das Wahlalter auch bei Landtagswahlen senken<br />
Wer junge Menschen für Politik und für die Auseinandersetzung mit wichtigen<br />
Zukunftsfragen gewinnen und ihnen Verantwortung übertragen will, muss sie daran<br />
beteiligen. Junge Menschen ab 16 Jahren sollen bei den Landtagswahlen mitwählen<br />
können, denn wer reif genug für die Kommunalwahlen, ist es auch für die<br />
Landtagswahlen.<br />
Sicherheit stärken und Freiheit gewährleisten<br />
Wir sichern die Zukunftsfähigkeit des öffentlichen Dienstes<br />
Wir wollen einen starken öffentlichen Dienst als wesentliche Voraussetzung für einen<br />
handlungsfähigen, bürgerfreundlichen Staat und als wichtige Säule für ein<br />
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demokratisches und friedliches Zusammenleben. Hierfür brauchen wir motivierte und<br />
qualifizierte Beschäftigte, denen wir in den letzten Jahren einen großen und zum Teil<br />
spürbaren Beitrag zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte abverlangt haben.<br />
Diesen geleisteten Beitrag der Beschäftigten erkennen wir ausdrücklich an.<br />
In Abstimmung mit den Spitzenorganisationen und Gewerkschaften wollen wir<br />
unverzüglich nach der Sommerpause 2012 beginnen, das Dienstrecht in zwei Stufen<br />
weiterzuentwickeln und zu modernisieren.<br />
In einer ersten Stufe werden wir die rechtlich zwingenden Veränderungen (W-<br />
Besoldung, Regelaltersgrenze/Rentenrecht, Urlaubsansprüche, Lehrkräfte<br />
Sekundarschule) vornehmen.<br />
In der zweiten Stufe wollen wir durch frühzeitige, vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
gemeinsam Regelungen erarbeiten, die die Leistungsfähigkeit des öffentlichen<br />
Dienstes gewährleisten, die Attraktivität des Arbeitgebers öffentlicher Dienst steigern<br />
und die Interessen der Beschäftigten sichern.<br />
Dazu gehören Veränderungen des Laufbahnrechts, Durchlässigkeit zwischen<br />
öffentlichem und privatem Sektor, flexible Arbeitszeitmodelle und die Begleitung von<br />
beispielhaften Praxisprojekten zur Gestaltung altersgerechter Arbeitsbedingungen<br />
und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Im Sinne einer modernen öffentlichen<br />
Verwaltung wollen wir Frauen attraktive Arbeitsbedingungen bieten und gleiche<br />
Karrierechancen ermöglichen.<br />
Wir verstehen ein umfassendes strategisches Gesundheitsmanagement als eine<br />
Aufgabe aller Landesbehörden und werden die Umsetzung aktiv fördern, um die<br />
Wiedereingliederung von kranken Beamtinnen und Beamten in den Dienst zu<br />
verbessern.<br />
Wir sichern die Zukunftsfähigkeit der Feuerwehren und des<br />
Katastrophenschutzes<br />
Der Feuer- und Katastrophenschutz in <strong>NRW</strong> ist im bundes- und europaweiten<br />
Vergleich gut aufgestellt und genießt in der Öffentlichkeit großes Vertrauen und<br />
hohes Ansehen. Zu verdanken ist dies insbesondere dem Engagement und dem<br />
Leistungsstand der ca. 120.000 haupt- und vor allem ehrenamtlichen Angehörigen<br />
der Feuerwehren und Hilfsorganisationen.<br />
Wir unterstützen die Feuerwehren mit Nachdruck bei der Nachwuchsförderung und<br />
Jugendarbeit, indem wir u.a. in einem modernen Feuerschutzrecht die Einrichtung<br />
von so genannten "Kinderfeuerwehren" ermöglichen und die inhaltliche Arbeit der<br />
etablierten Jugendfeuerwehren fördern. Bei der erforderlichen FSHG-Novellierung<br />
wollen wir den Aufgabenbereich des Katastrophenschutzes stärker betonen und die<br />
Regelungen zum Feuerschutz anpassen.<br />
Durch eine Image- und Personalwerbekampagne werden wir das Engagement von<br />
Feuerwehren und Kommunen bei der Gewinnung neuer Mitwirkender (insbesondere<br />
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Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund) flankieren. Um der ehrenamtlichen<br />
Arbeit unserer Feuerwehren größere Wertschätzung entgegen zu bringen und<br />
insbesondere die lebenswichtige Funktion der Freiwilligen Feuerwehren im<br />
ländlichen Raum stärker zu betonen, werden wir Pilotprojekte zur Stärkung des<br />
Ehrenamtes in der Feuerwehr gemeinsam mit dem Verband der Feuerwehren<br />
initiieren.<br />
Wir begrüßen den mit den Betroffenen gefundenen Konsens für eine qualifizierte<br />
Ausbildung zum Führen von Einsatzfahrzeugen. Die Umsetzung soll<br />
schnellstmöglich beginnen.<br />
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Wir fördern moderne Verwaltungsstrukturen und bauen Bürgernähe aus<br />
Nordrhein-Westfalen muss als Flächenstaat eine bürgernahe staatliche<br />
Verwaltungsstruktur sicherstellen. Darum werden wir die fünf Bezirksregierungen als<br />
starke Bündelungsbehörden in der Mittelinstanz mit ihren bewährten Strukturen und<br />
dem Querschnittspersonal erhalten.<br />
Die flächendeckende Abschaffung von Widerspruchsverfahren hat den Rechtsschutz<br />
der Bürgerinnen und Bürger eingeschränkt, den bewährten Dialog zwischen ihnen<br />
und der Verwaltung geschwächt und die Verwaltungsgerichte in <strong>NRW</strong> erheblich<br />
belastet. Deshalb werden wir Widerspruchsverfahren dort wieder einführen, wo dies<br />
nach sorgfältiger Prüfung sinnvoll ist.<br />
Als Konsequenz aus der Katastrophe bei der Love Parade 2010 in Duisburg hat die<br />
Landesregierung die Anforderungen an die Prüfung der Sicherheit von<br />
Großveranstaltungen (im Freien) erhöht und die Vorlage von Sicherheitskonzepten<br />
im Einvernehmen mit Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst vorgeschrieben. Wir<br />
haben die Kompetenzen der Genehmigungsbehörden gestärkt und werden in<br />
Abstimmung mit den Kommunalen Spitzenverbänden und den betroffenen<br />
Interessengemeinschaften einen Orientierungsrahmen vorlegen, der den Kommunen<br />
Hilfestellung bietet, ihre Planungs-, Genehmigungs- und Kontrollprozesse für<br />
Großveranstaltungen zu optimieren und die Verantwortlichkeiten bei der<br />
Sicherheitskontrolle klar beschreibt.<br />
Informationstechnik modernisieren und den Datenschutz fortentwickeln<br />
Die Bedeutung der Informationstechnik für eine moderne Verwaltung ist heute<br />
stärker denn je. Bürgerinnen und Bürger, Wirtschaft, Verbände und Vereine erwarten<br />
von der Verwaltung qualitativ hochwertige Dienstleistungen, kurze Wege und eine<br />
schnelle Bearbeitung ihrer Anliegen. All das ist nur möglich mit einer sicheren,<br />
zuverlässigen und gut ausgestatteten IT-Struktur. Eine diesen Ansprüchen<br />
genügende Informationstechnik ist aber auch Voraussetzung und Motor für<br />
Kosteneinsparungen in der Verwaltung. Wir werden daher den Weg einer Bündelung<br />
von IT-Strukturen und IT-Kompetenzen in der Landesverwaltung konsequent<br />
fortsetzen.<br />
Die Datenmissbrauchsskandale der jüngeren Vergangenheit offenbaren massive<br />
Lücken beim Schutz persönlicher Daten. Der Schutz des Rechts auf informationelle<br />
Selbstbestimmung hat für uns einen zentralen Stellenwert. Wir wollen alle<br />
Bürgerinnen und Bürger besser vor Datenmissbrauch schützen und ihre<br />
informationelle Selbstbestimmung stärken. Daher haben wir in der letzten<br />
Legislaturperiode die Datenschutzaufsicht, insbesondere im nichtöffentlichen<br />
Bereich, und die Unabhängigkeit des Beauftragten für Datenschutz und<br />
Informationsfreiheit gestärkt. Der Datenschutz hat für uns auch weiterhin einen<br />
hohen Stellenwert.<br />
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Wir werden uns auf Bundesebene für ein modernes Datenschutzgesetz einsetzen,<br />
das festlegt, dass Kundinnen- und Kundendaten nicht ohne explizite Einwilligung<br />
weitergegeben und verarbeitet werden dürfen und die Rechte der Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer besser geschützt werden müssen. So hilft Datenschutz auch bei<br />
der Bekämpfung und Eindämmung von Wirtschaftskriminalität durch Datenhandel.<br />
Wir begrüßen die Entwicklungen auf europäischer Ebene, den Datenschutz sowohl<br />
im öffentlichen wie auch im nicht-öffentlichen Bereich zu stärken und Strafen bei<br />
Missachtung zu erhöhen.<br />
Um die Datenschutzstandards in den Unternehmen zu verbessern, wollen wir den<br />
Dialog zwischen Wirtschaft, Behörden und dem Landesbeauftragten für Datenschutz<br />
und Informationsfreiheit in Form einer Landesdatenschutzkonferenz organisieren. Sie<br />
soll bei der Erarbeitung eines <strong>NRW</strong>-Datenschutzsiegels helfen.<br />
Gemeinsam mit anderen Akteurinnen und Akteuren wollen wir die Wissens- und<br />
Kompetenzvermittlung im Bereich Datenschutz, gerade auch im Internet, ausbauen<br />
und einen selbstbestimmten und souveränen Umgang mit den eigenen Daten<br />
fördern.<br />
Wir erkennen die Arbeit der Polizei an und gestalten sie transparent<br />
Wir werben in der Gesellschaft für eine Kultur des gegenseitigen Respekts und der<br />
Wertschätzung der polizeilichen Arbeitend sind besorgt über die zunehmende Gewalt<br />
gegen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte. Wir treten für eine konsequente und<br />
wirksame Strafverfolgung solcher Taten ein. Durch Aus- und Fortbildung sowie<br />
Ausrüstung werden wir einen größtmöglichen Schutz unserer Polizeibeamtinnen und<br />
Beamten gewährleisten.<br />
Wir setzen uns für eine Führungskultur in der Polizei ein, deren Ziel es ist,<br />
Anregungen und Beschwerden von Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten<br />
konstruktiv aufzunehmen und eine Kultur des offenen Umgangs mit vorhandenen<br />
Problemen zu prägen. Dies soll in der Aus- und Fortbildung berücksichtigt werden.<br />
Um die Rechte der Bürgerinnen und Bürger auch gegenüber der Polizei zu stärken,<br />
haben wir das Beschwerdemanagement verbessert. Der eingeschlagene Weg der<br />
Landesregierung beim qualifizierten Beschwerdemanagement der Polizei <strong>NRW</strong> ist<br />
richtig und soll weiter gefördert werden. Wir wollen es evaluieren und durch eine<br />
regelmäßige Veröffentlichung anhand eines Beschwerdeberichtes transparenter<br />
gestalten.<br />
Transparenz stärkt das Vertrauen der Bevölkerung in die Arbeit der Polizei. Wir<br />
werden unter Wahrung der Persönlichkeitsrechte der Polizistinnen und Polizisten<br />
eine individualisierte anonymisierte Kennzeichnung der Polizei beim Einsatz<br />
geschlossener Einheiten einführen. Für die Polizeiarbeit sind nicht nur gut<br />
ausgebildete und motivierte Beamtinnen und Beamte notwendig sondern auch eine<br />
moderne und aufgabengerechte Ausstattung. Deswegen halten wir gemeinsam mit<br />
den Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten an der beschleunigten,<br />
flächendeckenden Einführung des Digitalfunks fest.<br />
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Wir wollen prüfen, inwieweit die Nutzung sozialer Medien im Rahmen der<br />
Öffentlichkeitsarbeit der nordrhein-westfälischen Polizei stärker ermöglicht werden<br />
kann.<br />
Der demografische Wandel stellt die Polizei in <strong>NRW</strong> vor eine schwierige Situation.<br />
Um in den nächsten Jahren die Pensionierungen von jährlich bis zu 2.000<br />
Polizistinnen und Polizisten abzufedern werden wir an der heute die<br />
Ausbildungsmöglichkeiten erschöpfenden jährlichen Einstellung von 1.400<br />
Anwärterinnen und Anwärtern festhalten. Um die Qualität polizeilicher Arbeit vor Ort<br />
zu sichern, sind die Organisationsstrukturen fortlaufend zu optimieren .Damit sorgen<br />
wir weiterhin dafür, dass die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger in <strong>NRW</strong> im<br />
Vordergrund steht.<br />
Wir stärken die Verfassung und schärfen die Instrumente im Kampf gegen<br />
Rechtsextremismus<br />
Das Bekanntwerden der menschenverachtenden NSU-Morde hat zu einem<br />
Vertrauensverlust der Bürgerinnen und Bürger in die Arbeit des Verfassungsschutzes<br />
geführt. Wir nehmen diesen Vertrauensverlust ernst und werden deshalb die Arbeit<br />
des Verfassungsschutzes in <strong>NRW</strong> transparenter und für die Bürgerinnen und Bürger<br />
nachvollziehbarer gestalten.<br />
Wir wollen das Verfassungsschutzgesetz <strong>NRW</strong> daher mit dem Ziel novellieren, einen<br />
modernen, transparenten und durch das Parlament umfassend kontrollierten<br />
Verfassungsschutz zu gewährleisten. Die Bürgerinnen und Bürger in <strong>NRW</strong> sollen<br />
nachvollziehen können, wie eine Behörde, die den Auftrag hat, die Verfassung der<br />
Bürgerinnen und Bürger zu schützen, in ihren Grundzügen handelt und funktioniert.<br />
Wir werden die parlamentarische Kontrolle durch personelle und sächliche<br />
Unterstützung sowie durch eine größtmögliche Transparenz wirkungsvoll erweitern.<br />
In diesem Zusammenhang werden wir prüfen, ob Sitzungen des Parlamentarischen<br />
Kontrollgremiums (PKG) öffentlich stattfinden können.<br />
Das taktische Verhalten und technische Vorgehen der Gegner und Gegnerinnen der<br />
Demokratie hat sich verändert. Ein moderner und effektiver Verfassungsschutz muss<br />
sich darauf einstellen. Wir wollen dem Verfassungsschutz <strong>NRW</strong> die sog. Quellen-<br />
Telekommunikationsüberwachung (TKÜ) ermöglichen und die gesetzliche Grundlage<br />
dafür schaffen. Eine Anwendung erfolgt erst dann, wenn die genannten technischen<br />
und rechtlichen Bedingungen erfüllt sind. Für den Einsatz einer Quellen-TKÜ sind<br />
folgende Bedingungen an die eingesetzte Software zur Durchführung unverzichtbar:<br />
Zertifizierung der Software für jeden Einzelfall nach Zugriff auf den Quelltext unter<br />
Beteiligung der G10-Kommission. Eine Nachladefunktionalität ist genauso unzulässig<br />
wie Zugriffe auf weitere Schnittstellen des Computers wie Kamera oder Tastatur.<br />
<strong>NRW</strong> setzt sich für eine Zertifizierung der Software durch eine von Weisungen<br />
unabhängige Stelle ein.<br />
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<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Die Anforderungen an den Einsatz von V-Leuten sollen durch Richtlinien verbindlich<br />
vorgegeben werden. Wir wollen die Aufgabe des Verfassungsschutzes als<br />
gesellschaftliches Frühwarnsystem stärker nach innen und außen konturieren. Der<br />
Schutz der Verfassung ist eine Aufgabe, derer sich staatliche und<br />
zivilgesellschaftliche Akteure annehmen müssen.<br />
Den Rechtsextremismus werden wir weiterhin konsequent bekämpfen. Für den<br />
Ausstieg aus der rechtsextremistischen Szene und für eine gesellschaftliche<br />
Reintegration wollen wir mit dem Aussteigerinnen und Aussteigerprogramm des<br />
Verfassungsschutzes Hilfestellungen anbieten. Dieses soll auch für die islamistische<br />
Szene entwickelt werden. Beide Programme sollen evaluiert werden.<br />
Wir unterstützen ein NPD-Verbotsverfahren, wenn dafür die rechtlichen<br />
Voraussetzungen für ein erfolgreiches Verfahren vorliegen. Da Verbote allein nicht<br />
ausreichend sind, werden wir gleichzeitig die Prävention und den Opferschutz durch<br />
ein Landesprogramm gegen Rechtsextremismus stärken.<br />
Rechtspolitik in Nordrhein-Westfalen<br />
Ziel unserer Rechtspolitik ist es, den Rechtsfrieden in unserer Gesellschaft zu<br />
sichern und Gerechtigkeit durchzusetzen. Wir werden gewährleisten, dass die<br />
nordrhein-westfälische Justiz für alle Bürgerinnen und Bürger eine effektive<br />
Rechtsprechung und zügige Vollstreckung auf hohem Niveau bietet.<br />
Eine starke und effiziente Justiz braucht hoch qualifizierte und motivierte<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bewusst wenden wir uns den Menschen in der<br />
Justiz zu. Nur mit ihnen gemeinsam können wir den vielfältigen und anspruchsvollen<br />
Anforderungen der Bürgerinnen und Bürger unseres Landes entsprechen. Den<br />
Herausforderungen des demografischen Wandels werden wir durch gezielte<br />
Personalentwicklung und optimiertem Gesundheitsmanagement begegnen. Wir<br />
werden weiter konsequent daran arbeiten, die die jeweiligen Betroffenen sehr<br />
belastenden befristeten Arbeitsverhältnisse in unbefristete Beschäftigung<br />
umzuwandeln.<br />
Das neue LPVG war ein Erfolg und eine Bereicherung auch für die Justiz. Ein<br />
eigenständiges Landesrichter- und Staatsanwältegesetz zu schaffen, soll die<br />
Bedeutung des Berufsstandes abbilden. In das Vorhaben sollen konkrete<br />
Erkenntnisse aus der fortdauernden Prüfung von Modellen für eine selbstverwaltete<br />
Justiz ebenso einfließen, wie bestehender Raum zur Stärkung von<br />
Beteiligungsrechten genutzt werden soll.<br />
Zugang zum Recht<br />
Alle Bürgerinnen und Bürger müssen unabhängig von ihrem Einkommen ihre Rechte<br />
durchsetzen können. Gleicher Zugang zum Recht setzt den gleichen Zugang auch<br />
bereits zur Rechtsberatung im Vorfeld eines Rechtsstreits voraus. Wir werden uns<br />
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<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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weiter dafür einsetzen, dass Änderungen im Prozesskosten- und Beratungshilferecht<br />
diesen Maßstäben gerecht werden.<br />
Ebenfalls werden wir uns weiter für ein breiteres Angebot der<br />
Streiterledigungsverfahren einsetzen. Außer- wie vorgerichtliche Streitschlichtung<br />
wollen wir stärken, gerichtsnahe wie gerichtliche Mediation etablieren und die<br />
bestehende Struktur von Schiedsfrauen und Schiedsmännern als<br />
Streitschlichtungsangebot noch breiter als bisher in der Gesellschaft bekanntmachen<br />
und verankern.<br />
Betreuungsrecht<br />
Wir werden uns dafür einsetzen, dass eine rechtliche Betreuung nur dann<br />
eingerichtet wird, wenn dies zum Wohle der betroffenen Menschen erforderlich ist.<br />
Wir werden dafür eintreten, dass rechtliche Betreuungen vermieden werden, sofern<br />
andere Hilfen zur Verfügung stehen, und dementsprechende<br />
Strukturverbesserungen anstreben. Das Bewusstsein der Gesellschaft für ein im<br />
Interesse aller liegendes eigenverantwortliches und selbstbestimmtes Leben wollen<br />
wir durch die Stärkung der ehrenamtlichen Betreuung, des Einsatzes von<br />
Vorsorgevollmachten und der Betreuungsvereine schärfen.<br />
Opferschutz<br />
Kein Opfer einer Straftat darf vergessen werden. Die rot-grüne Landesregierung hat<br />
erstmals einen Opferschutzbericht erstellt, der es Bürgerinnen und Bürgern<br />
ermöglicht, sich einen umfassenden Überblick über die Rechtslage sowie die<br />
Maßnahmen und Projekte der Landesregierung zum Schutz und zur Unterstützung<br />
der Opfer von Straftaten in <strong>NRW</strong> zu verschaffen. Den von dem Bericht aufgezeigten<br />
weiteren Handlungsbedarf werden wir in konkrete Projekte der Verbesserung des<br />
Opferschutzes umsetzen.<br />
Justiz und Wirtschaftsstandort <strong>NRW</strong><br />
Die elektronische Datenübermittlung ist heute in Wirtschaft und Gesellschaft<br />
selbstverständlich. Ein elektronisches Postfach gehört zur Standardausstattung.<br />
Dieser Entwicklung darf sich auch die Justiz nicht verschließen. Um die Vorteile<br />
ausschöpfen zu können, welche die elektronische Kommunikation mit den Gerichten<br />
für alle Beteiligten mit sich bringt, muss es möglich sein, dass zumindest alle<br />
„professionellen Einreicher“, wie Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte und<br />
Notarinnen und Notare, mit den Gerichten in elektronischer Form sicher<br />
kommunizieren können. Neben der weiter voranzutreibenden internationalen<br />
Verknüpfung der Register und der Zusammenarbeit der registerführenden Stellen mit<br />
Mitteln moderner Informationstechnik werden wir daher im Interesse von Wirtschaft<br />
und Gesellschaft, auch im Sinne von mehr Bürgernähe, den elektronischen<br />
Rechtsverkehr in der gesamten Justiz ausbauen und etablieren.<br />
Um gegen Wirtschafts-, Umwelt- und Korruptionsdelikte besser vorgehen zu können,<br />
werden wir den Bedarf für ein spezifisches Unternehmensstrafrecht prüfen. Daneben<br />
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werden wir das Instrument der Vermögensabschöpfung als bereits bestehende<br />
Waffe im Kampf gegen die Wirtschafts- und organisierte Kriminalität weiter<br />
optimieren und auch hier gesetzgeberischen Handlungsbedarf prüfen.<br />
Für die Wirtschaft von erheblicher Bedeutung ist die Rechtssicherheit und<br />
Rechtsgewährleistung insbesondere auch in Patentstreitverfahren. Am<br />
Gerichtsstandort in Düsseldorf werden europaweit die meisten<br />
Patentverletzungsverfahren – meist mit hohen Streitwerten und entsprechenden<br />
Einnahmen für die Landeskasse - verhandelt. Um auch in Zukunft zu gewährleisten,<br />
dass die Parteien in gewohnt hoher Qualität rasch mit einer Entscheidung rechnen<br />
können, wollen wir den Patentgerichtsstandort Düsseldorf und damit den<br />
Wirtschaftsstandort <strong>NRW</strong> auch im europäischen Kontext stärken.<br />
Um die Leistungsfähigkeit der Justizbehörden in <strong>NRW</strong> sicherzustellen, bedarf es<br />
zudem einer sinnvollen Zusammenführung und Bündelung übergreifender operativer<br />
Aufgaben. Seit Anfang der 80er Jahre ist der Umfang der von den Gerichten und<br />
Justizbehörden zu erledigenden operativen Verwaltungsaufgaben quantitativ und<br />
qualitativ deutlich angestiegen. Nach dem Vorbild anderer Ressorts wie auch<br />
anderer Landesjustizverwaltungen, die solche Aufgaben zur Erzielung von<br />
Synergieeffekten teilweise zentralisiert haben, soll auch in <strong>NRW</strong> ein Landesamt für<br />
Justiz eingerichtet werden, das ausgewählte operative Verwaltungsaufgaben der<br />
Justizbehörden übernimmt.<br />
Jugend und Recht<br />
Die Bewältigung der Jugendgewalt- und Intensivkriminalität ist eine zentrale<br />
kriminalpolitische Herausforderung, der wir weiter unsere ganze Aufmerksamkeit<br />
widmen werden. Hier geht es um eine gesamtgesellschaftliche und<br />
ressortübergreifende Aufgabenstellung, die zu allererst präventiv, aber auch<br />
repressiv ansetzen muss. Dazu bedarf es der intensiven Zusammenarbeit mit den<br />
Kommunen und einer Vernetzung aller an der Jugendkriminalprävention und am<br />
Jugendstrafverfahren beteiligten Einrichtungen, die wir in jeder Weise, insbesondere<br />
durch weitere Stärkung und Ausbau bestehender Projekte fördern werden. Die<br />
Einrichtung weiterer "Häuser des Jugendrechts" wird ebenso vorangetrieben wie der<br />
flächendeckende Ausbau des Projekts "Staatsanwalts für den Ort", wodurch die<br />
Zuständigkeiten umfeldbezogen gestaltet und damit an die Realität der<br />
Jugendkriminalität, ihrer lokalen Zusammenhänge, angepasst werden.<br />
Wir werden den Rechtskundeunterricht an den Schulen weiter ausbauen. Durch<br />
fachkundige, interdisziplinäre Zusammenarbeit werden wir ihn fortlaufend<br />
modernisieren, so dass er in attraktiverer Form künftig schon vielen jungen<br />
Menschen unser Rechtssystem näher bringen, den Dialog über das Recht fördern<br />
und das Rechtsbewusstsein schärfen wird.<br />
Der Vollzug des vom Bundesgesetz vorgesehenen Jugendarrests wird auf eine<br />
gesetzliche Grundlage gestellt. Es wird gewährleistet, dass der Jugendarrest künftig<br />
pädagogischen Gesichtspunkten genügen wird. Er soll straffälligen jungen Menschen<br />
vielfältige Anstöße zu einem Umdenken geben, alternative Handlungsformen<br />
aufzeigen und professionelle Hilfs- und Beratungsangebote bereitstellen. Auch<br />
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hierdurch sollen kriminelle Karrieren noch frühzeitig abgebrochen werden.<br />
Unabhängig hiervon werden wir weiter die Wirksamkeit von Kurz- und<br />
Freizeitarresten überprüfen und ggf. durch eine Bundesratsinitiative auf die<br />
Abschaffung dieser pädagogisch sehr zweifelhaften Maßnahme drängen. Die von<br />
der Bundesregierung geplante Möglichkeit, einen "Warnschussarrest" zu verhängen,<br />
lehnen wir entschieden ab.<br />
Mit einem auf Erziehung ausgerichteten Jugendstrafvollzug wollen wir junge<br />
Straftäterinnen und Straftäter befähigen, ein eigenverantwortliches Leben in Freiheit<br />
zu führen. Unseren begonnenen Weg, über den geschlossenen und offenen Vollzug<br />
hinaus einen Vollzug in freien Formen durchzuführen, wollen wir weiter gehen.<br />
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<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Strafvollzug<br />
Um die Sicherheit der Bevölkerung umfassend gewährleisten zu können, bedarf es<br />
sowohl eines effizienten und sicheren als auch eines auf Resozialisierung<br />
ausgerichteten Justizvollzug. Nur wenn die Gefangenen im Strafvollzug geeignet auf<br />
die Zeit nach ihrer Entlassung vorbereitet werden, besteht eine echte Chance, dass<br />
sie ihr künftiges Leben in Freiheit ohne Rückfall in die Kriminalität führen. Dies ist der<br />
beste und sicherste Schutz der Gesellschaft vor weiteren Straftaten.<br />
Ein moderner, dem verfassungsrechtlich verankerten Resozialisierungsgebot<br />
entsprechender Strafvollzug braucht klare Rahmenbedingungen. Hierzu werden wir<br />
der Praxis Leitlinien an die Hand geben, die in naher Zukunft auch in ein neues<br />
Strafvollzugsgesetz für das Land <strong>NRW</strong> einfließen werden, das einen modernen<br />
Behandlungsvollzug ermöglicht und dem berechtigten Sicherheitsbedürfnis unserer<br />
Bevölkerung in ausgeprägter Weise Rechnung trägt. Neben einer<br />
menschenwürdigen Unterbringung werden wir den Gefangenen qualifizierte<br />
Resozialisierungsangebote wie Schul- und Berufsbildung, Konfliktbewältigung und<br />
Umgang mit dem Verbraucheralltag bieten. Den besonderen Bedürfnissen von<br />
Frauen im Strafvollzug wird ebenso besondere Beachtung zuteil wie einem<br />
optimierten Übergangsmanagement. Hierzu gehört insbesondere die berufliche<br />
Reintegration der Gefangenen, zu der wir durch den Ausbau der Arbeits- und<br />
Ausbildungsplätze beitragen, genauso aber die Unterstützung der in diesem Bereich<br />
tätigen freien Träger mit dem Ziel einer Systematisierung und flächendeckenden<br />
Vereinheitlichung des konkreten Angebots. Um Ersatzfreiheitsstrafen zu vermeiden,<br />
wollen wir weiter einen bedarfsgerechten Ausbau der Haftvermeidungsprojekte<br />
vorantreiben.<br />
Zur Bekämpfung der in vielen Fällen für die Straffälligkeit ursächlichen<br />
Drogenabhängigkeit werden Drogenberatungs- und Therapieangebote gefördert und<br />
ausgebaut. Vorhandene und in den Straftaten zum Ausdruck gekommene Defizite<br />
bei den Gefangenen sollen dadurch nachhaltig aufgelöst und praktikable<br />
Möglichkeiten zu alternativen, sozialadäquaten Lebensformen angestrebt werden.<br />
Zur Bewältigung dieser anspruchsvollen Arbeit hat die rot-grüne Landesregierung<br />
bereits 200 zusätzliche Stellen geschaffen. Mit dem Haushalt 2012 werden weitere<br />
Entlastungsschritte folgen, auch um noch hinzukommende neue Aufgaben<br />
wahrnehmen zu können. So hat das Bundesverfassungsgericht mit Urteil vom 4. Mai<br />
2011 die wesentlichen Regelungen zur Sicherungsverwahrung für nicht mit dem<br />
Grundgesetz vereinbar erklärt. Gemäß der Auflage des Bundesverfassungsgerichts<br />
werden wir auf eine bundesgesetzliche Neuregelung hinwirken, die dem<br />
verfassungsrechtlichen Gebot Rechnung trägt, wonach sich der Vollzug der<br />
Sicherungsverfahrung vom Vollzug der Strafhaft deutlich zu unterscheiden habe. Wir<br />
werden daneben die erforderlichen landesgesetzlichen Regelungen schaffen und<br />
eine eigene Unterbringungseinrichtung schaffen, die den verfassungsrechtlichen<br />
Vorgaben Rechnung trägt.<br />
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X. Kultur, Medien, Kirchen und Religionsgemeinschaften<br />
Kunst und Kultur in <strong>NRW</strong> sichern<br />
Kulturelle Vielfalt und Teilhabe stärken<br />
Kultur ist geistige Lebensgrundlage der Menschen und öffentliches Gut. Wir wollen<br />
ein kulturell vitales Land, das Kraft aus seiner Vielfalt schöpft, und in dem Kunst und<br />
Kultur einen zentralen Platz einnehmen. Nordrhein-Westfalen ist eine lebendige und<br />
innovative Kulturregion in Europa. Unsere Künstlerinnen, Künstler und<br />
Kultureinrichtungen genießen weltweit hohe Wertschätzung. Sie sind damit zu<br />
wichtigen Kulturbotschaftern unseres Landes geworden. Wir wollen den<br />
europäischen und internationalen Kulturaustausch weiter unterstützen.<br />
Die Digitalisierung der Welt und damit auch der Kultur, historische Umbrüche, das<br />
Spannungsverhältnis zwischen Bewahren und Entstehen und der demografische<br />
Wandel stellen große Herausforderungen dar. Auch die Lebens- und<br />
Schaffensrealitäten der Künstlerinnen und Künstlern und die engen finanziellen<br />
Spielräume für Land und Kommunen müssen diskutiert werden.<br />
Wir wollen uns diesen Herausforderungen stellen und Antworten in einem<br />
transparenten Dialog auf Augenhöhe mit den Kulturbeteiligten entwickeln. Weil uns<br />
diese Gespräche wichtig sind, werden wir den erfolgreich begonnenen<br />
kulturpolitischen Dialog auf Landesebene ebenso fortsetzen wie die<br />
Regionaltagungen, mit denen wir vor Ort den Erfahrungs- und Informationsaustausch<br />
zwischen den unterschiedlichen Sparten etabliert haben.<br />
Der Schwerpunkt der Kulturförderung in <strong>NRW</strong> liegt in den Städten und Gemeinden<br />
und beim bürgerschaftlichen Engagement. Kulturpolitik bleibt daher auch weiterhin<br />
entsprechend unserer Landesverfassung eine Gemeinschaftsaufgabe von Land und<br />
Kommunen in Kooperation mit zivilgesellschaftlichem Engagement.<br />
Wir treten ein für die Freiheit von Kunst und Kultur. Wir werden die Kulturförderung<br />
durch das Land für alle Sparten auch in Zukunft auf dem erreichten Niveau erhalten<br />
und - wo möglich und geboten - ausbauen.<br />
Kunst und Kultur dürfen kein Luxus sein. Daher wollen wir ein möglichst<br />
flächendeckendes Kulturangebot zu erschwinglichen Preisen und mit niedrigen<br />
Zugangsschwellen für alle.<br />
Wir bejahen die kulturelle Vielfalt unserer Gesellschaft und wollen den Dialog der<br />
Kulturen als ein wichtiges Element sozialer Integration von Menschen<br />
unterschiedlicher ethnischer Herkunft, religiöser Überzeugung und kultureller<br />
Prägung fördern.<br />
Vielfalt der Kultur vor Ort weiter sichern<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
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Weil der größte Teil der Kulturförderung durch die Kommunen erfolgt, ist eine<br />
verlässliche Finanzausstattung der Gemeinden durch den Bund und das Land die<br />
wichtigste Voraussetzung für den Erhalt und den Ausbau der Kulturlandschaft in<br />
unserem Lande. Deshalb haben wir bereits viel für die finanzielle Stärkung unserer<br />
Kommunen getan und werden dies im Rahmen der Möglichkeiten des Landes<br />
fortsetzen.<br />
Außerdem werden wir regionale Kulturpolitik als Gemeinschaftsaufgabe zwischen<br />
Land, Kommunen, Regionen, Verbänden, Wirtschaft und Zivilgesellschaft stärken<br />
und ihr neue Impulse geben.<br />
Für ein Kulturfördergesetz<br />
Kulturförderung braucht eine verlässliche Grundlage. Deshalb werden wir den bereits<br />
begonnenen Prozess für die Erarbeitung eines <strong>NRW</strong>-Kulturfördergesetzes<br />
fortsetzen. Mit dem Beschluss des Antrags für ein Gesetz zur Förderung und<br />
Entwicklung der Kultur, der Kunst und der kulturellen Bildung in <strong>NRW</strong> haben wir die<br />
dafür notwendige Basis bereits geschaffen.<br />
Wir werden prüfen, ob entweder - in Abstimmung mit der kommunalen<br />
Finanzaufsicht -, trotz bisheriger "Freiwilligkeit" der Kulturausgaben, auch für<br />
Kommunen in finanziell schwieriger Situation ein Grenzwert für die Kulturförderung<br />
gesichert werden kann; oder wie es gelingen kann, die kommunale Kulturförderung<br />
auf der Grundlage des Artikels 18 Absatz 1 der Landesverfassung rechtlich<br />
verbindlicher zu gestalten.<br />
Wir werden die Arbeit im Theaterpakt zur Unterstützung der kommunalen Theaterund<br />
Orchesterlandschaft fortsetzen. Und wir wollen Strategien zur Weiterentwicklung<br />
der Tanzlandschaft, für die Literatur mit ihren zahlreichen Projekten und für die<br />
regionale Kulturpolitik. Die Förderung der Filmkunst und die filmkulturelle Bildung<br />
bleibt weiterhin ein wichtiger Teil der <strong>NRW</strong>-Kulturpolitik Wir stehen zu unseren vier<br />
Landestheatern, den drei Landesorchestern, der Landesmusikakademie Heek und<br />
der Kunstsammlung <strong>NRW</strong>.<br />
Lesekultur und Bibliotheken stärken<br />
Die Arbeit der Literaturbüros und die Literaturförderung durch Stipendien und Preise<br />
bleiben wichtige Grundlagen der literarischen Schreib- und Lesekultur in <strong>NRW</strong>. Die<br />
reiche und vielfältige Bibliothekenlandschaft in unserem Land muss erhalten bleiben<br />
und ihr Ausbau zu multimedialen Kommunikationszentren soll unterstützt werden.<br />
Kulturelle Bildung ausbauen<br />
Das zentrale Projekt unserer Kulturpolitik auch in dieser Legislaturperiode bleibt der<br />
Ausbau der kulturellen Bildung. Kulturelle Bildung und ästhetische Erziehung sind<br />
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Voraussetzungen für eine aktive Teilnahme am gesellschaftlichen und kulturellen<br />
Leben und prägen die Persönlichkeit eines jeden Einzelnen.<br />
Kunst- und Kulturvermittlung stellen einen wesentlichen Beitrag zur Bildungs- und<br />
Sozialpolitik dar. Teilhabe an und Zugänge zu Kunst und Kultur gehören als ein<br />
elementarer Baustein in den Mittelpunkt unserer vorsorgenden Politik und sind<br />
wesentlicher Bestandteil unseres Demokratieverständnisses, weil hierüber<br />
Chancengleichheit ermöglicht wird. Wir haben dabei folgende Schwerpunkte im<br />
Blick:<br />
Kulturrucksack<br />
Der Kulturrucksack wurde in <strong>NRW</strong> 2012 für insgesamt rund 320.000 Kinder und<br />
Jugendliche zwischen 10 und 14 Jahren gestartet. Dieses erfolgreich begonnene<br />
Projekt soll weiter ausgebaut werden.<br />
Kultur und Schule<br />
Wir wollen auch die bisherigen Projekte im Bereich von "Kultur und Schule"<br />
verstetigen und streben an, sie in den Schulen stärker strukturell zu verankern. Der<br />
Ausbau der Schulen zu Ganztagsschulen bietet dafür besondere Chancen.<br />
Musikalische Früherziehung<br />
Das Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ soll überprüft werden. Eine Ausweitung auf<br />
ganz Nordrhein-Westfalen ist in der ursprünglichen Ausrichtung des Projektes und<br />
der aktuellen finanziellen Lage nicht leistbar. Da musikalische Früherziehung<br />
nachweislich einen positiven Einfluss auf Kinder hat, wollen wir ein Konzept für <strong>NRW</strong><br />
entwickeln, das auf den vielfältigen Ansätzen im Land aufbaut und an dem sich Kitas,<br />
Grundschulen und freie Träger beteiligen können.<br />
Jugendkunst- und Kulturschulen<br />
Ein weiteres wichtiges Instrument der Jugendkulturförderung sind auch unsere 43<br />
vom Land geförderten Jugendkunstschulen. Sie helfen jungen Menschen auch aus<br />
benachteiligten Familien bereits in frühen Jahren, ihr Talent und ihr Interesse zu<br />
wecken.<br />
Darüber hinaus sehen wir mit der im kommunalen Raum beginnenden Entwicklung<br />
von Kulturschulen einen neuen Akzent in der Zusammenarbeit von Kultur und<br />
Schule. Dies werden wir aufgreifen und gemeinsam mit den Kommunen<br />
weiterentwickeln.<br />
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Kinder- und Jugendtheater<br />
Unsere Kinder- und Jugendtheater haben sich erfolgreich weiterentwickelt. Auch sie<br />
leisten einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Bildung junger Menschen. Wir wollen<br />
sie stärken und verlässlich fördern.<br />
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<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Freiwilliges Soziales Jahr in der Kultur<br />
Wir wollen junge Menschen an die Kultur heranführen. Das FSJ in diesem Bereich<br />
hat sich bewährt. Wir wollen, dass künftig noch mehr junge Menschen diese<br />
Möglichkeit nutzen. So kann auch der Übergang in die Berufswelt sinnvoll gestaltet<br />
werden.<br />
Medienkompetenz<br />
Mit Blick auf die rasante Entwicklung der elektronischen Medien ist auch die<br />
Förderung von Medienkompetenz eine wichtige Aufgabe kultureller Bildung. Die für<br />
diesen umfassenden Ausbau der kulturellen Bildung notwendige Zusammenarbeit<br />
zwischen den Bereichen Kultur, Jugend, Medien, Schule und Wissenschaft werden<br />
wir verbessern. Zu diesem Zweck wird eine hochrangige Steuerungsgruppe aus den<br />
beteiligten Ministerien eingerichtet, die die notwendigen Maßnahmen<br />
ressortübergreifend vorbereitet und initiiert.<br />
Förderinstrumente verbessern – Verfahrensabläufe vereinfachen<br />
Um Flexibilität und Transparenz zu schaffen, wollen wir in der Kulturförderung, wo es<br />
oft um relativ kleine Fördersummen geht, Bürokratie abbauen. Hierfür müssen<br />
verstärkt Förderpauschalen, Möglichkeiten der Selbstbewirtschaftung und<br />
Festbetragsfördermittel eingesetzt werden. Dies betrifft auch Fragen des<br />
Eigenanteilsnachweises und wesentliche Vereinfachungen in den bisherigen<br />
Förderabläufen.<br />
Freie Szene stärken<br />
Die freie Kulturszene und soziokulturelle Zentren wollen wir weiter verstärkt fördern.<br />
Hier wollen wir in dieser Legislaturperiode einen Akzent setzen, denn die freien<br />
Kultureinrichtungen haben bereits sehr flexible Betriebsstrukturen entwickelt, welche<br />
die Förderungen hoch effizient einsetzen. Die Verbindung von innovativer<br />
ästhetischer Auseinandersetzung und modernem Kulturmanagement ist ein<br />
zukunftsweisendes Modell.<br />
Wir unterstützen Künstlerinnen und Künstler<br />
Nur eine Minderheit der Künstlerinnen und Künstler kann allein von ihren kulturellen<br />
Tätigkeiten leben. Deshalb hat der Staat eine besondere Verantwortung für deren<br />
soziale Absicherung. Wir werden deshalb weitere Maßnahmen zur individuellen<br />
Künstlerförderung prüfen und eine Bündelung dieser Maßnahmen organisieren. Das<br />
Fördernetz unserer Landeskulturbüros hat sich bewährt. Wir wollen dieses Netz<br />
ergänzen und auch nach Wegen suchen, wie die Bildenden Künste gestärkt werden<br />
können.<br />
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Erinnerungskultur in neuen Formen weiter entwickeln<br />
Zur Kulturförderung gehört auch die Förderung der Erinnerungskultur. Sie ist ein<br />
zentraler Auftrag sowohl der kulturellen wie der politischen Bildung. Gedenkstätten<br />
sind zentrale Orte der Aufklärung und Auseinandersetzung mit der Geschichte<br />
unseres Landes - vor allem auch für junge Menschen. Daher streben wir die<br />
Erstellung eines „Landeskonzepts Erinnerungskultur“ an. Gerade die aktuelle<br />
politische Situation in Hinblick auf den Rechtsextremismus zwingt uns in vielerlei<br />
Hinsicht zum Handeln. Demokratiestärke bedarf des Wissens um unsere Geschichte,<br />
Erinnerung braucht Orte. Daher wollen wir diese auf gesicherte finanzielle<br />
Grundlagen stellen.<br />
Kulturelles Erbe erhalten<br />
Nordrhein-Westfalen ist reich an materiellen und immateriellen Kulturgütern. Wir<br />
wollen die Anstrengungen, sie zu erhalten, zu sichern und ihre Institutionen zu<br />
vernetzen, weiter verstärken. Denkmalpflege, Archäologie und konsequenter Erhalt<br />
und Ausbau der Archive bleiben deshalb wichtige Aufgaben.<br />
Baukultur<br />
Den Beitrag der Architektur zur Kultur unseres Landes wollen wir stärker öffentlich<br />
würdigen und fördern. Zu diesem Zweck prüfen wir mehrere in der Diskussion<br />
befindliche Alternativen wie Architekturschule, Bauakademie und die Auslobung<br />
neuer Preise.<br />
Die Landeskulturpolitik wird auch weiterhin innovative Prozesse unterstützen. Mit der<br />
Kunststiftung <strong>NRW</strong> hat die Landeskulturpolitik einen weiteren wichtigen<br />
Kooperationspartner für eine lebendige und sich stets wandelnde Kulturlandschaft<br />
Nordrhein-Westfalens.<br />
Medien in <strong>NRW</strong> - Vielfalt und Unabhängigkeit stärken<br />
Unabhängige und vielfältige Medien sind Grundpfeiler einer lebendigen und<br />
funktionierenden Demokratie. Es ist deshalb unser erklärtes Ziel, die Medienvielfalt<br />
und –unabhängigkeit nachhaltig zu stärken. Dazu werden wir auch weiterhin die<br />
Balance zwischen öffentlich-rechtlichen, kommerziellen und anderen privaten<br />
Angeboten gewährleisten. Wir unterstützen Kooperationen zwischen öffentlichrechtlichen<br />
und kommerziellen Medienhäusern, wenn dadurch Meinungsvielfalt und –<br />
unabhängigkeit gestärkt werden, beispielsweise mit einer gemeinsamen On-demand-<br />
Plattform und einer engeren Kooperation bei der europäischen und internationalen<br />
Nachrichtenbeschaffung.<br />
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Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist und bleibt eine unverzichtbare Säule unserer<br />
Medienordnung. Wir stehen zur Bestands- und Entwicklungsgarantie für den<br />
öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Wir werden eine Initiative ergreifen, mit der die<br />
Telemedien als „dritte Säule“ neben Hörfunk und Fernsehen gestärkt werden.<br />
Beitragszahlerinnen und -zahler sollen die öffentlich-rechtlichen Telemedienangebote<br />
über die im Rundfunkstaatsvertrag festgeschriebene 7-Tages-Frist hinaus abrufen<br />
können – online und mobil. Zugleich werden wir uns dafür einsetzen, dass der<br />
öffentlich-rechtliche Rundfunk auf Werbung und Sponsoring verzichtet. Werbung und<br />
Sponsoring sollte ausschließlich der Finanzierung kommerzieller Medienangebote<br />
dienen.<br />
Mit Blick auf die privaten Veranstalter werden wir uns für eine Anreizregulierung im<br />
Medienrecht einsetzen. Denn die Verantwortung für qualitätsvolle Angebote liegt<br />
nicht nur beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, sondern auch bei den privaten<br />
Veranstaltern. Die Nutzung gleicher Inhalte über verschiedene Plattformen, die<br />
Konvergenz der Endgeräte sowie veränderte Nutzungsgewohnheiten erfordern eine<br />
Neubewertung der bisherigen Bewertungsregeln im Medienkonzentrationsrecht.<br />
<strong>NRW</strong> wird sich für eine vielfaltssichernde Reform des Medienkonzentrationsrechts<br />
einsetzen. Zudem fordern wir die Bundesregierung auf, eine jährliche Medienstatistik<br />
zu erstellen, die sich insbesondere mit den Entwicklungen bei den Printmedien<br />
befasst.<br />
Die <strong>NRW</strong>-Zeitungsverlage mit ihren professionellen Redaktionen sind für die<br />
Informations- und Willensbildung besonders in unseren Regionen von zentraler<br />
Bedeutung. Privat betriebene Blogs sind eine wichtige Ergänzung zur<br />
Meinungsbildung.<br />
Den erfolgreichen Lokalfunk in <strong>NRW</strong> wollen wir auch in der digitalen Welt sichern.<br />
Media Governance: Digitale Medienordnung weiterentwickeln<br />
Eine digitale Medienordnung benötigt rechtliche Rahmenbedingungen, kulturelle<br />
Leitlinien und Verfahren, die den Veränderungen des vernetzten Internetzeitalters<br />
Rechnung tragen. Dabei haben wir es mit einer Vielzahl unterschiedlicher<br />
Mechanismen und Akteure zu tun, deren Zusammenspiel man nicht mit einem<br />
Gesetz oder einem Staatsvertrag regulieren kann. Daher setzen wir auf die<br />
Prinzipien der koregulierten Selbstregulierung und Media Governance; wir werden<br />
unsere Verantwortung für eine funktionale Media Governance wahrnehmen.<br />
Dazu werden wir u.a. das Landesmediengesetz <strong>NRW</strong> reformieren und Änderungen<br />
des Rundfunkstaatsvertrages anstreben, mit dem Ziel, Meinungsvielfalt, Transparenz<br />
und Teilhabe zu stärken.<br />
Die Einrichtung einer Stiftung für „Vielfalt und Partizipation“ soll Qualität,<br />
Unabhängigkeit und Vielfalt bei der Produktion von Medieninhalten in <strong>NRW</strong><br />
sicherstellen.<br />
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Wir wollen partizipative Elemente offline und online einführen und die Durchführung<br />
von Medienversammlungen wieder ins Landesmediengesetz aufnehmen, damit<br />
Mediennutzerinnen und Mediennutzer über Inhalte und das Internet diskutieren und<br />
Hinweise für die gemeinsame Gestaltung der Mediengesellschaft geben. Wir wollen<br />
die Medienaufsicht stärken, hierzu gehört u.a. die Erweiterung der Kompetenzen der<br />
Medienkommission der Landesanstalt für Medien (LfM) sowie des Rundfunk- und<br />
Verwaltungsrates des WDR. Dies soll durch die gesetzliche Verankerung eines<br />
eigenen Haushaltes sowie die entsprechende Personalhoheit erreicht werden.<br />
Ferner soll geprüft werden, wie die Transparenz der Gremienarbeit und ihre<br />
Kommunikationsprozesse mit den Mediennutzerinnen und Mediennutzern erreicht<br />
werden kann. Zur Partizipation und Vielfaltserweiterung gehören in <strong>NRW</strong> die<br />
Bürgermedien, wir wollen sie stärken und die Teilhabemöglichkeiten verbessern.<br />
Um die Aufsicht in <strong>NRW</strong> zu bündeln, wird das Telemedienzuständigkeitsgesetz<br />
geändert und die Zuständigkeit für die Einhaltung der Bestimmungen des<br />
Telemediengesetzes für ganz <strong>NRW</strong> von der Bezirksregierung Düsseldorf auf die<br />
Landesanstalt für Medien <strong>NRW</strong> übertragen. Darüber hinaus soll zukünftig mit einer<br />
Medienanstalt der Länder eine Aufsichtsstruktur geschaffen werden, die dem<br />
föderalen System der Bundesrepublik Deutschland und der Medienkonvergenz<br />
Rechnung trägt. Hier streben wir eine Änderung des Rundfunkstaatsvertrages an.<br />
Wir setzen uns dafür ein, dass die Verfahren zur Änderung der<br />
Rundfunkstaatsverträge künftig nachvollziehbarer und partizipativer durchgeführt<br />
werden. Hierzu gehören konsistente Verfahrensregeln, die gesetzlich abgesicherte<br />
Einbindung der Landtage sowie eine Reform der Rundfunkkommission der Länder.<br />
Pressevielfalt sichern<br />
Wir werden die Unabhängigkeit der Medienhäuser und der Vertriebswege auch mit<br />
Hilfe des Landespressegesetzes verbessern. Dazu gehört auch die Transparenz bei<br />
den Eigentümerstrukturen der Medienhäuser. Die Verantwortung von Journalistinnen<br />
und Journalisten nimmt deutlich zu, die rasant wachsende Flut an Informationen<br />
qualitativ hochwertig einordnen zu können. Deshalb wollen wir die Aus- und<br />
insbesondere Weiterbildung gezielt stärken. Dies gilt vor allem für die lokale und<br />
regionale Berichterstattung. Das bewährte Presse-Grosso-System werden wir, sollte<br />
es zu keiner freiwilligen oder bundesgesetzlichen Regelung kommen, über unsere<br />
gesetzlichen Möglichkeiten absichern.<br />
Nach der Veröffentlichung des Medienkonzentrationsberichtes der Landesanstalt für<br />
Medien soll überprüft werden, ob die Regelungen der §§ 33 bis 33e des<br />
Landesmediengesetzes, mit denen verhindert werden soll, dass Medienunternehmen<br />
durch ihre Beteiligungen an Rundfunkprogrammen vorherrschende Meinungsmacht<br />
erlangen reformbedürftig sind. Wir erwarten, dass die LfM diesen Bericht jährlich<br />
fortschreibt.<br />
Qualität in der digitalen Gesellschaft stärken<br />
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<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Mit der LfM, dem WDR und RTL, der Film- und Medienstiftung, dem Grimme-Institut,<br />
den Telekommunikationsunternehmen und zahlreichen exzellenten Hochschulen<br />
stehen wichtige Partner für Konzepte einer gesellschaftsfreundlichen<br />
Medienentwicklung zur Verfügung.<br />
Das Grimme Institut steht durch den Grimme-Preis und den Grimme-Online-Award<br />
für Qualität von Medieninhalten und liefert Orientierung für Mediennutzerinnen und<br />
Mediennutzer. Dem Grimme Institut kommt in der digitalen Gesellschaft als Ort des<br />
Diskurses eine herausragende Bedeutung zu. Wir wollen das Institut in diesem Sinne<br />
weiterentwickeln. Die Arbeit der Internationalen Filmschule (IFS), des Audiovisuellen<br />
Gründerzentrums und der Kunsthochschule für Medien (KHM) sind - mit anderen<br />
Hochschulinstitutionen - wichtige Säulen auch in der Film- und Fernsehaus- und<br />
Weiterbildung.<br />
Die Digitalisierung bietet auch für Medienvielfalt und –unabhängigkeit neue Chancen.<br />
Die Weiterentwicklung zur Film- und Medienstiftung war ein richtiger Schritt, um die<br />
Position Nordrhein-Westfalens als führendem Medienstandort in Deutschland zu<br />
stärken. Daher werden wir unter maßgeblicher Beteiligung der Film- und<br />
Medienstiftung die Initiative „Digitales Medienland <strong>NRW</strong>“ mit Landes- und EU-Mitteln<br />
fortführen und ausbauen. Insbesondere die Förderung der Bereiche Innovation,<br />
Gründung und Qualifizierung wird im Interesse der Zukunftssicherung für den<br />
Medienstandort <strong>NRW</strong> ausgebaut. Hierbei kommt der <strong>NRW</strong>.Bank eine wichtige Rolle<br />
zu. Wir werden weiterhin Wettbewerbe nutzen, um die innovative Kraft der Kreativen<br />
in Nordrhein-Westfalen zu entfalten, zum Beispiel zur wirtschaftlichen Nutzung von<br />
Open Data.<br />
Medienkompetenz ist eine unverzichtbare Schlüsselqualifikation und die Grundlage<br />
für lebensbegleitendes Lernen. Medienkompetenz ist für uns auch die<br />
Voraussetzung für einen wirksamen Kinder- und Jugendmedienschutz. Der Bereich<br />
der Medienkompetenzförderung soll bei der LfM <strong>NRW</strong> weiter verbessert und vernetzt<br />
werden. Wir werden dafür Sorge tragen, dass es frei zugängliche Lernangebote und<br />
Gelegenheiten zum Erwerb von Medienkompetenz in <strong>NRW</strong> gibt, insbesondere für<br />
Kinder, Jugendliche, ältere Menschen und Menschen, die sozial benachteiligt sind.<br />
Ziel ist ein möglichst barrierefreier, selbstbestimmter Umgang mit dem Internet,<br />
Computern und Medieninhalten. Wir werden u.a. mit dem Medienpass, der für die<br />
Sekundarstufen weiterentwickelt werden soll, die Voraussetzungen dafür schaffen,<br />
dass auch in der digitalen Welt kein Kind zurückbleibt. Bei uns steht dabei das Kind<br />
im Mittelpunkt und nicht der Computer.<br />
Netzpolitik – Freiheitsrechte im Internet sichern<br />
Den digitalen Wandel zu gestalten, ist für uns eine zentrale gesellschaftliche und<br />
politische Querschnittsaufgabe. Richtschnur und Basis sind dabei unsere zentralen<br />
Werte Teilhabe, demokratisches und solidarisches Miteinander, Offenheit und<br />
Freiheit. Wir wollen im Zeitalter der Digitalisierung die Potenziale des Internets<br />
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<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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nutzen, um für die Bürgerinnen und Bürger mehr Mitgestaltung zu gewährleisten,<br />
neue Zugänge zur Demokratie ermöglichen und um Teilhabe an Wissen zu stärken.<br />
Wir unterstützen weitere Initiativen für eine Open Government-Strategie mit dem Ziel,<br />
dass Partizipation im Netz Akzeptanz und Eingang in Regierungshandeln findet.<br />
Unsere Vision des sozial und digital vernetzten Zusammenlebens in der Digitalen<br />
Gesellschaft ist nicht vereinbar mit der Idee eines Überwachungsstaates. Das Recht<br />
auf Privatsphäre und informationelle Selbstbestimmung gilt analog wie digital.<br />
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Dialog über Urheberrecht fördern<br />
Wir fördern und unterstützen den Dialog mit den Urheberinnen und Urhebern, den<br />
Nutzerinnen und Nutzern und den Werkvermittlerinnen und Werkvermittlern mit dem<br />
Ziel einer Modernisierung des Urheberrechts.<br />
Es sollen in diesem Prozess einfache und nutzerfreundliche Modelle für einen fairen<br />
Interessensausgleich entwickelt werden, durch die das Urheberrecht zum Wohle aller<br />
gestaltet und genutzt werden kann.<br />
Die Eindämmung massenhafter Abmahnungen ist für uns ein wichtiges Vorhaben<br />
insbesondere für einen wirksamen Verbraucherinnen- und Verbraucherschutz im<br />
Internet und zur Stärkung der Akzeptanz des Urheberrechts. Die bisherige Regelung<br />
zur Begrenzung der Abmahnkosten ist für uns nicht weitgehend genug. Wir werden<br />
eine Bundesratsinitiative auf den Weg bringen, um Fälle mit geringem<br />
Unrechtsgehalt zu entkriminalisieren.<br />
Modernes Regieren im digitalen Zeitalter<br />
Wir wollen die Öffnung von Politik und Verwaltung für die Bürgerinnen und Bürger in<br />
Nordrhein- Westfalen weiter engagiert vorantreiben. Wir bekennen uns zu den<br />
Prinzipien des Open Government. Open Government bedeutet eine Politik für mehr<br />
Transparenz in der Verwaltung (Open Data), mehr Beteiligung der Bürgerinnen und<br />
Bürger an politisch-administrativen Entscheidungsprozessen (Partizipation) und mehr<br />
Zusammenarbeit zwischen Verwaltungen, Bürgerinnen und Bürgern, Verbänden<br />
sowie Expertinnen und Experten. Politik und politische Institutionen sind somit<br />
gefordert, sich für den politischen Diskurs im Internet, aber auch offline weiter zu<br />
öffnen und damit eine neue politische Kultur zu leben.<br />
Um das demokratische Miteinander in unserem Land zu stärken, müssen wir den<br />
Bürgerinnen und Bürgern auch die der Regierung und den Verwaltungen<br />
vorliegenden Daten, Dokumente und Informationen möglichst einfach zugänglich und<br />
nutzbar machen, nämlich maschinenlesbar in offenen Formaten und unter freien<br />
Lizenzen. Denn die Voraussetzung für Beteiligung ist Information - nur wer sich<br />
informieren kann, kann an ausgewogenen Entscheidungen mitwirken und an<br />
Debatten gleichberechtigt teilhaben. Wir sehen nicht nur die Chance, die<br />
demokratische Legitimation der öffentlichen Verwaltung auszubauen, sondern vor<br />
allem auch neue Möglichkeiten, über einen proaktiv angelegten Prozess mehr<br />
„Demokratie 2.0“ zu wagen. Wir werden dazu das Open.<strong>NRW</strong>-Portal anbieten, um<br />
dort die Aktivitäten in diesem Bereich zu bündeln und in zentraler Verantwortung<br />
weiterzuentwickeln. Über das Informationsfreiheitsgesetz werden wir die Holschuld<br />
unserer Bürgerinnen und Bürger bzgl. Informationen, Dokumente und Daten, in eine<br />
Bringschuld des Staates umwandeln. Hierfür werden wir ein zentrales Online-Portal<br />
für Daten des Landes einrichten und dieses im Informationsfreiheitsgesetz<br />
verankern. Wir werden die Veröffentlichungspflichten der öffentlichen Stellen deutlich<br />
ausweiten und damit das Informationsfreiheitsgesetz hin zu einem<br />
Transparenzgesetz weiterentwickeln.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Die durchgeführten Konsultationen verdeutlichen, dass Partizipation im Internet<br />
Akzeptanz und Eingang in das Regierungshandeln finden kann und gefunden hat.<br />
Wir werden weiterhin Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft und der<br />
Open-Government Community einladen, sich an diesem Prozess zu beteiligen. Dazu<br />
werden wir ein Zukunftsforum „Digitale Bürgerbeteiligung“ durchführen. Das dient<br />
letztlich auch dem Ziel, damit unser Land Nordrhein-Westfalen auf seinem Weg zu<br />
mehr Transparenz (Open Data), Beteiligung (E-Partizipation) und Zusammenarbeit<br />
(Kollaboration) nicht den Anschluss an die nationale und internationale Open<br />
Government-Entwicklung verliert, sondern in dieser voranschreitet.<br />
Wir werden unsere Open Government Strategie auf der Basis technischer Offenheit<br />
vorantreiben. Deshalb wollen wir den Einsatz von Offenen Standards, Protokollen<br />
und Formaten sowie freier und offener Software in der Landesverwaltung unter<br />
Beachtung der vergaberechtlichen Rahmenbedingungen weiter fördern und mit<br />
IT.<strong>NRW</strong> prüfen, wie eine Strategie der Landesregierung hierzu aussehen kann.<br />
Gerade im Bildungsbereich wollen wir freie Medien und Software nutzen, um<br />
technische Vielfalt vorzuleben. Dazu soll es Modellprojekte zur Schaffung offener<br />
und freier Lehr- und Lerninhalte geben. Wir wollen die Prinzipien von Open Data und<br />
Open Government auch für den Hochschul- und Wissenschaftsbereich umsetzen.<br />
Wir werden regelmäßig Wettbewerbe durchführen, bei denen Entwicklerinnen und<br />
Entwickler unter Verwendung öffentlich bereitgestellter Daten Applikationen erstellen,<br />
die zu Transparenz, Partizipation und Zusammenarbeit beitragen. Wir wollen die<br />
Daten auch zur kommerziellen Nutzung unter freier Lizenz bereitstellen.<br />
Teilhabe am Internet stärken<br />
Zugang zum Internet ist heute Voraussetzung für soziale, demokratische und<br />
ökonomische Teilhabe in der digitalen Gesellschaft. Deshalb werden wir uns<br />
weiterhin für den Ausbau der Breitband-Infrastruktur in Nordrhein-Westfalen<br />
einsetzen. Wir werden eine Bundesratsinitiative für die Verankerung einer Breitband-<br />
Universaldienstverpflichtung im Telekommunikationsgesetz ergreifen. Wir stellen<br />
Beispiele öffentlicher WLAN-Zugänge auf einer <strong>NRW</strong>-Plattform zusammen, um den<br />
WLAN-Ausbau zu erleichtern. Wir bereiten eine Bundesratsinitiative vor mit dem Ziel,<br />
eine Haftungsprivilegierung von Betreiberinnen und Betreibern öffentlicher WLAN-<br />
Zugänge zu erreichen.<br />
Wir wollen die Netzneutralität gesetzlich absichern. Zukünftige staatliche<br />
Förderungen des Landes <strong>NRW</strong> beim Breitbandausbau sollen an eine Verpflichtung<br />
zur Netzneutralität durch die Anbieter verknüpft werden. Wir werden eine<br />
Bundesratsinitiative mit dem Ziel starten, die Netzneutralität im<br />
Telekommunikationsgesetz durchsetzungsstark festzuschreiben.<br />
Religiöse Vielfalt gestalten<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Weltanschauliche und religiöse Vielfalt gehören zu <strong>NRW</strong>. Mit ihren Verbänden und<br />
Einrichtungen stärken Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften das<br />
gesellschaftliche und soziale Leben in unserem Land. Wir wollen den intensiven<br />
Austausch mit ihnen fortsetzen und die Zusammenarbeit bei gemeinsamen Aufgaben<br />
ausweiten.<br />
Dabei muss allerdings für jede Kirche, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaft<br />
gelten, dass ihre Grundhaltung im Einklang mit den Grundsätzen unserer freiheitlichdemokratischen<br />
Rechtsordnung steht. Das hohe Gut der Religionsfreiheit in unserem<br />
Land darf nicht als Rechtfertigung für religiös begründete Haltungen gegen<br />
Menschrechte und Demokratie missbraucht werden.<br />
Die christlichen Kirchen sind für uns weiterhin wichtige Partner bei der Gestaltung<br />
einer gerechten Gesellschaft und in ethischen Fragen. Auf der Grundlage der<br />
Subsidiarität werden wir sie weiter nachhaltig unterstützen. Auch mit der Jüdischen<br />
Gemeinschaft in Nordrhein-Westfalen wollen wir den Dialog fortsetzen und die guten<br />
Beziehungen weiter ausbauen.<br />
Der Islam ist heute in <strong>NRW</strong> die zweitgrößte Glaubensrichtung. Gelingende<br />
Integration der Muslime setzt voraus, dass Staat und Islam zu einem konstruktiven<br />
Miteinander finden.<br />
Die Einführung eines islamischen Religionsunterrichts an Schulen in Nordrhein-<br />
Westfalen ist ein sichtbares Zeichen der Gleichberechtigung. Ziel muss es nun sein,<br />
den islamischen Religionsunterricht im Anschluss an die bis zum 31.07.2019<br />
befristete Beiratslösung unmittelbar über den Art. 7 Absatz 3 Satz 2 GG fortzuführen.<br />
Dazu werden wir den unterschiedlichen islamischen Verbänden einen Arbeitsprozess<br />
anbieten, der auf Gegenseitigkeit beruht und die Voraussetzungen und Möglichkeiten<br />
für die Gründung anerkannter islamischer Religionsgemeinschaften aufzeigt, damit<br />
die Voraussetzungen des deutschen Religionsverfassungsrechts erfüllt werden<br />
können.<br />
Auch in Zukunft wollen wir den Dialog mit unseren muslimischen Mitbürgerinnen und<br />
Mitbürgern vertiefen und die Akzeptanz muslimischen Lebens durch Aufklärungsund<br />
Informationsarbeit nachhaltig verbessern.<br />
Niemand darf aufgrund seiner religiösen Überzeugungen diskriminiert werden.<br />
Rassistischen, antisemitischen und islamfeindlichen Übergriffen werden wir deshalb<br />
mit aller Kraft entgegen treten genauso wie allen Angriffen auf Demokratie und<br />
Menschenrechte, die sich in religiösem Fundamentalismus begründen. Für ein<br />
friedliches und vertrauensvolles Miteinander setzen wir auf Begegnungen zwischen<br />
Menschen unterschiedlicher Religion und Weltanschauung. Wir werden den<br />
interreligiösen Dialog in besonderer Weise fördern.<br />
Wir wollen zudem die Anerkennung von Körperschaftsrechten für Religions- und<br />
Weltanschauungsgemeinschaften auf eine allgemeine gesetzliche und damit<br />
verlässliche Grundlage stellen.<br />
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XI. Europa, Eine-Welt<br />
Nordrhein-Westfalen: Engagiert im Herzen Europas<br />
Nordrhein-Westfalen als Europas bevölkerungsreichste und wirtschaftsstärkste<br />
Region in zentraler Lage profitiert stark vom europäischen Integrationsprozess und<br />
unterstützt engagiert die Vertiefung und Erweiterung der Europäischen Union.<br />
Leitbild ist für uns eine starke Region Nordrhein-Westfalen in einem demokratischen,<br />
sozialen, ökologischen, transparenten, handlungsfähigen, nachhaltigen und stabilen<br />
Europa. In diesem Sinne wollen wir unseren Einfluss in Brüssel, Straßburg und Berlin<br />
weiter stärken. Die europapolitischen Rechte der Länder bzw. des Bundesrats<br />
werden wir verantwortungsvoll nutzen. Gerade in der aktuell schwierigen Situation<br />
werden wir uns positiv in die EU einbringen und uns für nordrhein-westfälische<br />
Interessen einsetzen.<br />
Wir werden daher einen intensiven und frühzeitigen Austausch mit der EU-<br />
Kommission pflegen sowie eng mit unseren europäischen Partnerregionen und dem<br />
Europäischen Parlament, insbesondere den aus <strong>NRW</strong> stammenden Abgeordneten,<br />
zusammenarbeiten. Wichtig ist für uns eine bessere Vernetzung von Düsseldorf und<br />
Brüssel, von Landesregierung, Landtagsabgeordneten sowie den <strong>NRW</strong>-Kommunen<br />
mit den Europaabgeordneten und deren Fraktionen sowie den nationalen Experten<br />
und Expertinnen aus <strong>NRW</strong> in den EU-Institutionen. Europapolitik und<br />
grenzüberschreitende Zusammenarbeit sind für uns eine Querschnitts- und<br />
Koordinierungsaufgabe. An der Gestaltung der Europapolitik des Landes sollen alle<br />
Ressorts mitarbeiten. Die konsistente Vertretung nordrhein-westfälischer Interessen<br />
auf europäischer, interregionaler und grenznachbarschaftlicher Ebene ist Auftrag und<br />
Aufgabe aller Ressorts. Innerhalb der Landesregierung hat das für Europa<br />
zuständige Ressort eine besondere Verantwortung für die Herstellung von Kohärenz<br />
im europapolitischen Handeln der Landesregierung. Wichtiges Instrument der<br />
Interessenvertretung bleibt die Vertretung des Landes in Brüssel.<br />
Wir setzen auf eine starke und kompetente Interessenvertretung in Berlin und<br />
Brüssel als Bindeglied zwischen Nordrhein-Westfalen, dem Bund und den<br />
Europäischen Institutionen. Die beiden Vertretungen sollen Multiplikatorinnen und<br />
Multiplikatoren, Institutionen, Verbände und gesellschaftliche Gruppen, aus<br />
Nordrhein-Westfalen bei ihren Aktivitäten in Brüssel und Berlin unterstützen und<br />
ihnen als Forum zur Kommunikation und Kontaktpflege dienen.<br />
Wir werden die gute Arbeit im Ausschuss der Regionen fortsetzen und sie<br />
konsequent verknüpfen mit allen anderen Wegen zur Vertretung unserer<br />
europapolitischen Landesinteressen, insbesondere im europäischen<br />
Rechtsetzungsprozess. Wir wollen die Interessen der regionalen und lokalen Ebene<br />
stärken und dafür Sorge tragen, dass das „Europa der Regionen“ an Kontur gewinnt.<br />
Wichtigste europapolitische Handlungsgrundlage der Landesregierung werden die<br />
jährlich zu erstellenden Europapolitischen Prioritäten bleiben, die von der<br />
Landesregierung dem Landtag vorgeschlagen werden.<br />
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<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Wir unterstützen den Landtag bei seinen wiedergewonnenen europapolitischen<br />
Kompetenzen und werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass die europapolitische<br />
Handlungsfähigkeit des Landtages gestärkt wird.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Ein demokratisches, soziales, wirtschaftlich starkes und nachhaltiges Europa<br />
Um die Vertrauenskrise bei den Bürgerinnen und Bürgern in Bezug auf die EU zu<br />
überwinden, muss der Primat der Politik wieder hergestellt werden. Deshalb setzen<br />
wir uns in <strong>NRW</strong> für eine Stärkung des Europäischen Parlaments und notwendige<br />
institutionelle Reformen ein. Bei uns im Land setzen wir uns für ein Landeswahlrecht<br />
für EU-Bürgerinnen und Bürger ein.<br />
Wir treten ein für ein soziales Europa, das den Bürgerinnen und Bürgern aller<br />
Mitgliedsstaaten eine Perspektive für ein Leben in Frieden, Wohlstand und sozialer<br />
Sicherheit bietet. Wir wollen eine EU, die sich nicht an den niedrigsten, sondern an<br />
den höchsten sozialen Standards als Zielvorgabe orientiert.<br />
Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Gestaltungshoheit und der<br />
Handlungsspielraum der Kommunen zur Erbringung von Leistungen der<br />
Daseinsvorsorge durch europäische Wettbewerbsregelungen nicht unangemessen<br />
eingeschränkt werden. Leistungen der Daseinsvorsorge können und müssen dort<br />
geregelt werden, wo sie entstehen und den Bürgerinnen und Bürgern<br />
zugutekommen.<br />
Die zukünftige wirtschaftliche, ökologische und soziale Entwicklung unseres Landes<br />
hängt in vielen Punkten davon ab, dass die Europäische Union den richtigen<br />
politischen Rahmen setzt. Wir brauchen wichtige Modernisierungsimpulse aus<br />
Europa. Vor allem beim ökologischen und solidarischen Umbau unserer Industrieund<br />
Energiestrukturen. Wir brauchen eine starke europäische Stimme in der<br />
internationalen Politik, z. B. beim Klimaschutz und den internationalen<br />
Wirtschaftsstrukturen („Green Economy“).<br />
Deswegen muss die europäische Energie- und Klimaschutzpolitik angesichts der<br />
großen Herausforderungen internationaler Schrittmacher sein und zu einem breit<br />
angelegten internationalen Abkommen mit verbindlichen und ambitionierten Zielen<br />
beitragen, um zu den notwendigen Emissionssenkungen, Planungssicherheit und<br />
fairen Wettbewerbsbedingungen zu kommen.<br />
Wir wollen uns auch für die notwendige Modernisierung der Verträge einsetzen, auf<br />
denen die heutige Europäische Union beruht. Besonders reformbedürftig ist der völlig<br />
überholte Euratom-Vertrag aus den 1950er Jahren, der die Europäische Union noch<br />
immer auf eine bedingungslose Förderung der Atomkraft und der Kernfusion<br />
verpflichtet. Wir wollen eine klare vertragliche Verpflichtung der Europäischen Union<br />
auf den Klimaschutz, die Förderung der erneuerbaren Energien, der Energieeffizienz<br />
und der intelligenten Netze und Speicher sowie einen sicheren Ausstieg aus der<br />
Kernenergie. Wir werden uns dafür einsetzen, dass auch der Haushalt der<br />
Europäischen Union diese Prioritäten abbildet.<br />
<strong>NRW</strong> liegt mitten in Europa und mehr als die Hälfte unserer Exporte geht in die<br />
Länder der EU. Europa ist für uns aber mehr als ein gemeinsamer Markt und eine<br />
gemeinsame Währung.<br />
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Wir müssen die richtigen Lehren aus der weltweiten Finanzmarktkrise und der darauf<br />
folgenden Krise in der Eurozone ziehen: Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr<br />
Europa. Wir brauchen eine demokratische, ökologische, soziale und an nachhaltiger<br />
Entwicklung ausgerichtete Europäische Union.<br />
Wir sprechen uns für verbesserte Mechanismen zur Sicherung nachhaltiger<br />
öffentlicher Finanzen in den Mitgliedstaaten, für mehr europäische<br />
Steuergerechtigkeit, für eine bessere europäische Finanzmarktregulierung und eine<br />
stärkere Handlungsfähigkeit der EU-Institutionen einbringen. Der in den letzten<br />
Monaten gewählte Weg über immer neue Vereinbarungen der europäischen<br />
Regierungen jenseits der europäischen Verträge scheint uns nicht der richtige<br />
Ansatz für ein transparentes und demokratisches Europa der Bürgerinnen und<br />
Bürger zu sein.<br />
Für eine nachhaltige Entwicklung ist Schuldenabbau in allen Mitgliedstaaten nötig.<br />
Allerdings reicht Sparpolitik allein nicht aus, um die Wirtschaftskrise in den<br />
europäischen Staaten zu überwinden. <strong>NRW</strong> setzt sich deshalb für eine nachhaltige<br />
Wachstumsinitiative ein, die auch unserem exportstarken Land zu Gute kommen<br />
wird. Über eine gemeinsame europäische Wirtschaftspolitik müssen die<br />
Wachstumskräfte in den Krisenländern gestärkt und den Menschen eine<br />
Zukunftsperspektive in ihren Heimatländern gegeben werden.<br />
Im Sinne einer vorbeugenden Politik setzten wir uns weiterhin für eine wirksame<br />
Finanzmarktregulierung und die Einführung einer Finanztransaktionsteuer ein.<br />
Ebenso halten wir an dem Ziel fest, die Verursacher der Wirtschafts- und Finanzkrise<br />
an der Bewältigung ihrer Folgen zu beteiligen.<br />
Europa der Bürgerinnen und Bürger<br />
Wir wollen, dass Europa für die Bürgerinnen und Bürger als positiver Raum erlebbar<br />
ist. Wir wollen das aktive Engagement in und für Europa erleichtern und dazu die<br />
notwendigen Voraussetzungen schaffen.<br />
Wir werden deshalb ein Gesamtkonzept für die europapolitische Öffentlichkeits- und<br />
Bildungsarbeit erarbeiten, unter Einbeziehung des Europäischen Parlaments, der<br />
Europäischen Kommission, der Landeszentrale für politische Bildung und der<br />
Europe-Direct-Informationszentren in <strong>NRW</strong>. Wir werden das Netzwerk<br />
europapolitischer Akteure in <strong>NRW</strong> stärken und für Schulpartnerschaften,<br />
Städtepartnerschaften und Jugendorganisationen ein systematisches<br />
Informationsangebot entwickeln. Dazu gehören für uns auch wichtige Pfeiler wie die<br />
Europa-Schulen sowie die Europa-Union.<br />
Wir werden auf die Erfahrungen des „Leitprogramms für die Stärkung der<br />
Europafähigkeit der Kommunen“ aufbauen, dass wir weiterführen und ausbauen<br />
wollen. Es sollen nicht nur besonders europaaktive Kommunen ausgezeichnet<br />
werden, sondern wir werden gerade für diejenigen Anreize setzen, die noch nicht<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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„europafit“ sind. Dazu bedarf es vor allen Dingen einer umfassenden Aufklärung und<br />
Hilfestellung seitens der Landesregierung.<br />
Eine bürgernahe, demokratisch verwurzelte und subsidiär aufgebaute Europäische<br />
Union bedarf starker Regionen und starker Kommunen. Die Landesregierung wird<br />
deshalb einen Dialog mit den kommunalen Spitzenverbänden entwickeln, um die<br />
Belange der Kommunen bei ihrer Positionierung zu EU-Vorhaben zu<br />
berücksichtigen. Das gilt insbesondere bei solchen Vorlagen, die ganz oder teilweise<br />
von Gemeinden oder Gemeindeverbänden auszuführen sind, ihre Finanzsituation<br />
unmittelbar betreffen oder auf ihre Verwaltungsorganisation einwirken. Wir wollen<br />
dass alle Kommunen in Zukunft von Europäischen Förderprogrammen profitieren<br />
können.<br />
Wir bauen mit am Europa 2020 – Für ein Europa der Zukunft<br />
Wir wollen Europa gestalten. Wir wollen ein Europa für die Menschen. Wir wollen<br />
nicht Fördermittel als Selbstzweck, sondern um einen europäischen Mehrwert zu<br />
schaffen. Europäische Strukturpolitik ist mehr als ein reiner<br />
Umverteilungsmechanismus, sie ist vielmehr Ausdruck europäischer Solidarität.<br />
Die Europäische Union wird die entscheidenden Weichen stellen, um eine<br />
Erreichung der Ziele der Europa-2020-Strategie sicher zu stellen. Mit dem neuen<br />
mehrjährigen Finanzrahmen für die Zeit 2014-2020, den neuen<br />
Strukturfondsverordnungen, dem neuen integrierten Forschungs- und<br />
Innovationsprogramm Horizon 2020 und dem neuen Infrastrukturprogramm<br />
„Connecting Europe“ muss Europa die großen Zukunftsthemen für Europa, seine<br />
Mitgliedstaaten und seine Regionen richtig anpacken: Die Schaffung sozialer<br />
Gerechtigkeit und Inklusion sowie nachhaltiger und solidarischer<br />
Wirtschaftsstrukturen in Europa und weltweit, den Klimaschutz, die Anpassung an<br />
den bereits eingetretenen Klimawandel, die Ressourceneffizienz, für nachhaltiges<br />
Wachstum und nachhaltige Beschäftigung, die Innovationsfähigkeit unserer<br />
Gesellschaft, den demografischen Wandel, die Sicherstellung universeller Zugänge<br />
zur Daseinsvorsorge, die Chancengleichheit und nachhaltige öffentliche Finanzen<br />
Die Prinzipien des Gendermainstreaming müssen sich darüber hinaus in allen<br />
Programmen niederschlagen.<br />
Im Rahmen der Debatte über den Mehrjährigen Finanzrahmen der Europäischen<br />
Union ist es unser Ziel, dass auch nach dem Jahr 2013 wie vorgesehen im Rahmen<br />
der EU-Strukturförderung ausreichende Mittel in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung<br />
stehen und diese effizient und nachhaltig mit hohen Synergieeffekten eingesetzt<br />
werden.<br />
<strong>NRW</strong> hat eine Verantwortung, den wirtschaftlichen Wandel in Europa hin zu mehr<br />
nachhaltiger, das heißt sozial und ökologisch verantwortungsvoller Wertschöpfung,<br />
mit zu beschreiten. Wir werden dafür sorgen, dass die Strukturfondsgelder der<br />
Europäischen Union einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung dieser Aufgabe leisten.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Wir werden uns dabei für eine Vereinfachung der Förderprozesse einsetzen, damit<br />
innovative Ideen schnell umgesetzt werden. Wir werden uns auch für eine integrierte<br />
Förderpolitik einsetzen, die bei den Herausforderungen vor Ort ansetzt. Wir wollen<br />
zum Beispiel <strong>NRW</strong>-Akteure zunächst fit für den Wettbewerb um eine erfolgreiche<br />
Horizon 2020-Förderung zu machen, um so unsere wissens- und forschungsbasierte<br />
Entwicklung zu stimulieren. Im Anschluss an die Teilnahme an einem europäischen<br />
Forschungsprojekt sollen nordrhein-westfälische Unternehmen zukünftig innovative,<br />
zum Beispiel klimaschonende und ressourceneffiziente Produkte, die aus der<br />
Forschung hervorgehen, mit Unterstützung einer Ziel-2-Förderung auf den Markt<br />
bringen können. Durch einen derart gezielten Einsatz von Strukturfördermitteln kann<br />
sowohl die europäische als auch die regionale Wissensbasis gestärkt werden.<br />
Wir wollen die EU-Strukturfondsmittel im Rahmen der EU-Vorgaben für unseren<br />
vorbeugenden Politikansatz nutzen.<br />
Wir stehen zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in Europa<br />
Ein herausragender Eckpfeiler der nordrhein-westfälischen Europapolitik stellen die<br />
Beziehungen zum Beneluxraum dar, die wir weiterentwickeln wollen. Hierzu werden<br />
wir gemeinsam mit den Partnern auf beiden Seiten der Grenzen einen strategischen<br />
Ansatz entwickeln, den wir unter anderem auch weiter mit Hilfe der INTERREG-<br />
Programme konkret umsetzen wollen. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit,<br />
insbesondere im Rahmen der Euregios, ist für uns dabei von überragender<br />
Bedeutung.<br />
Die Landesregierung setzt sich zudem für eine Stärkung des regionalen Weimarer<br />
Dreiecks ein. Die Erfahrungen im Rahmen unserer trilateralen Partnerschaft mit der<br />
französischen Region Nord-Pas-de-Calais und der polnischen Woiwodschaft<br />
Schlesien werden wir für gemeinsame Projekte und Aktivitäten nutzen. Die vielen<br />
gemeinsamen Erfahrungen und Projekte haben unsere Partnerschaft und<br />
Freundschaft gestärkt. Wir wollen darauf aufbauen und unsere Beziehungen zu<br />
Polen und Frankreich nachhaltig festigen. Aber auch die Zusammenarbeit mit den<br />
anderen Partnern in der Europäischen Union, insbesondere in Mittel- und Osteuropa,<br />
soll aktiv weitergeführt werden.<br />
Die Landesregierung wird die laufenden und zukünftigen Verhandlungen der EU mit<br />
beitrittswilligen Staaten positiv begleiten. Den Verhandlungen mit der Türkei und den<br />
Westbalkan-Staaten kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, da viele<br />
Menschen, die Wurzeln in diesen Staaten haben, heute mit uns zusammenleben.<br />
Internationale Beziehungen<br />
Die Landesregierung setzt sich weiterhin für die guten Beziehungen zu EU-<br />
Mitgliedsstaaten ein. Darüber hinaus wollen wir die bestehenden engen Beziehungen<br />
z.B. zu Nordamerika, Japan sowie China und zu den <strong>NRW</strong>-Partnerprovinzen<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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weiterentwickeln. Dabei werden auch die in <strong>NRW</strong> lebenden Bürgerinnen und Bürger<br />
mit ausländischen Wurzeln einbezogen.<br />
Die internationale Wirtschaftsförderung des Landes werden wir stärken, indem wir<br />
Synergien bei "Incoming", "Outgoing", Standortmarketing und Messeaktivitäten<br />
nutzen, sowie die Vernetzung mit der regionalen Wirtschafts- und<br />
Innovationsförderung intensivieren. Dabei wird das internationale Konzept der<br />
Landesregierung eine wichtige Grundlage bilden.<br />
Das Land <strong>NRW</strong> wird die engen und freundschaftlichen Beziehungen zu Israel weiter<br />
vertiefen und mit einem eigenen Beitrag insbesondere kommunale und<br />
zivilgesellschaftliche Kontakte zwischen <strong>NRW</strong>, Israel und den palästinensischen<br />
Gebieten sowie den arabischen Nachbarländern fördern.<br />
Zukunftsfähige Eine-Welt-Politik – gerecht, friedlich, nachhaltig<br />
Es liegt im existenziellen Interesse Nordrhein-Westfalens, unseren Beitrag dazu zu<br />
leisten, die Welt gerechter, friedlicher, ökologischer, wirtschaftlich zukunftsfähiger<br />
und nachhaltig zu gestalten. Wir müssen unsere Lebensverhältnisse mit den<br />
Anforderungen an eine global gerechte und nachhaltige Entwicklung in Einklang<br />
bringen. Wir wollen in der Landespolitik entwicklungspolitische Kohärenz herstellen.<br />
Vor dem Hintergrund sich zuspitzender globaler Umweltrisiken und -krisen, einer<br />
noch nicht überwundenen weltweiten Finanz-und Wirtschaftskrise und wachsenden<br />
sozialen Disparitäten gilt es insbesondere mit einer auf die veränderten globalen<br />
Rahmenbedingungen angepassten Eine-Welt-Politik zu reagieren. Unsere<br />
Produktions-und Konsumweisen sind hauptverantwortlich für die krisenhaften<br />
globalen Probleme.<br />
Eine zukunftsfähige Eine-Welt-Politik muss eine ressourcenschonende,<br />
klimaverträgliche Wirtschafts-und Lebensweise im Interesse der Bekämpfung von<br />
Armut und Ungleichheit verfolgen.<br />
Konsequenterweise heißt das, dass wir auch auf Landesebene die Verzahnung der<br />
entwicklungspolitischen und umweltpolitischen sowie der wirtschaftspolitischen und<br />
sozialen Ziele verstärkt befördern wollen. Wir unterstützen aktiv die Idee, im<br />
Nachgang der Rio+20 Konferenz und in Vorbereitung der Post-2015 Phase, neue<br />
international vereinbarte Nachhaltigkeitsziele voranzutreiben. Dabei sollen die<br />
Millenniumentwicklungsziele weiterentwickelt, um Nachhaltigkeitsaspekte erweitert<br />
und die bislang weitgehend ausgeklammerten strukturellen Fragen der<br />
Verteilungsgerechtigkeit mit aufgegriffen werden. Diese globalen Nachhaltigkeitsziele<br />
sollen insbesondere auch Zielvereinbarungen für die Industrie-und Schwellenländer<br />
aufweisen. Fragen sozialer Gerechtigkeit, die Bekämpfung von Armut und die<br />
Verwirklichung der Menschenrechte sind integraler Bestandteil dieser nachhaltigen,<br />
ökologischen und gendergerechte Entwicklungsstrategie, die wir für Nordrhein-<br />
Westfalen verankern wollen.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Nordrhein-Westfalen steht wie alle Industrieländer in der internationalen<br />
Verantwortung, den Ressourcenverbrauch und die von uns ausgehenden<br />
Umweltbelastungen zu verringern. Wir fördern auch den Know-How-Transfer in die<br />
Länder des Südens, um z.B. Erneuerbare Energien auszubauen.<br />
Der faire Handel ist für uns ein wichtiger Baustein für die Umsetzung globaler<br />
Gerechtigkeit. Das Land und die Kommunen gehen bei der öffentlichen Beschaffung<br />
mit gutem Vorbild voran: Auf Grundlage des im Mai 2012 in Kraft getretenem<br />
Tariftreue- und Vergabegesetzes werden wir die faire und umweltfreundliche<br />
Beschaffung ausbauen. Die etablierte Messe FAIR! werden wir als Leitprojekt des<br />
Fairen Handels weiterhin unterstützen. Wir wollen zudem dafür sorgen, dass in <strong>NRW</strong><br />
verwendete Natur- und Grabsteine mit den Kriterien des Fairen Handels in Einklang<br />
stehen.<br />
<strong>NRW</strong> ist ein Akteur mit globaler Bedeutung: Viele in <strong>NRW</strong> ansässige<br />
zivilgesellschaftliche Organisationen, Hochschulen und Unternehmen arbeiten mit<br />
Partnerinnen und Partner aller Welt zusammen, zunehmend auch in Schwellen- und<br />
Entwicklungsländern. Dort liegen viele auch für unser Land wichtige Märkte und<br />
Ressourcen. Wir haben ein Interesse an einer nachhaltigen Entwicklung in diesen<br />
Ländern. Das globale Engagement von Zivilgesellschaft, Wissenschaft und<br />
Wirtschaft werden wir im Rahmen der neuen Eine-Welt-Strategie unterstützen und<br />
fördern. Wir wollen ein verlässlicher und verantwortungsvoller Partner sein und<br />
unseren Beitrag zu einer sozial, ökologisch und wirtschaftlich nachhaltigen<br />
Entwicklung leisten.<br />
Die Landesregierung will ihre Eine-Welt-Politik auf sechs Handlungsfelder<br />
konzentrieren, die den Kompetenzen und Potenzialen des Landes in besonderer<br />
Weise entsprechen. Neben Bildung gehören dazu Forschung und Wissenschaft,<br />
Klimaschutz, Wirtschaft und Energie, die Gestaltung von Regierungshandeln<br />
(Governance) und das bürgerschaftliche Engagement. Auf diesen Handlungsfeldern<br />
möchten wir gemeinsam mit den Partnerinnen und Partnern aus Zivilgesellschaft,<br />
Wissenschaft, Wirtschaft und Diaspora unseren Beitrag zu einer Politik der globalen<br />
Verantwortung leisten, die im gemeinsamen Interesse unseres Landes und unserer<br />
Partnerinnen und Partner den Entwicklungs- und Schwellenländern einen Nutzen für<br />
alle schafft. Die Landesregierung wird besonders auf die Wirksamkeit der<br />
Maßnahmen achten und dabei verstärkt die Rolle einer Moderatorin übernehmen,<br />
um Prozesse zu stimulieren und zu koordinieren. Innerhalb der Landesregierung hat<br />
das für Eine-Welt zuständige Ressort eine besondere Verantwortung für die<br />
Herstellung von Kohärenz im Regierungshandeln mit Blick auf die Umsetzung der<br />
Eine-Welt-Strategie.<br />
Die Entwicklungszusammenarbeit ist eine Aufgabe, bei der Bund, Land und<br />
Kommunen eng kooperieren müssen. Die Landesregierung wird weiterhin die<br />
kommunale Entwicklungsarbeit unterstützen, denn viele Prozesse für nachhaltige<br />
Entwicklung werden auf kommunaler Ebene angestoßen und umgesetzt.<br />
Die Aktivierung von zivilgesellschaftlichem Engagement ist dabei unverzichtbar.<br />
Nordrhein-Westfalen kann auf eine lange entwicklungspolitische Tradition<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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zurückblicken und ist in vielerlei Hinsicht bereits Vorreiter beim<br />
entwicklungspolitischen Engagement auf Länderebene: Mit mehr als 3.000 Eine-<br />
Welt-politisch engagierten Vereinen und Initiativen, zahlreichen kirchlichen<br />
Hilfswerken oder Nichtregierungsorganisationen ist <strong>NRW</strong> ein Land mit<br />
außergewöhnlich großem Engagement von Bürgerinnen und Bürgern in diesem<br />
Politikfeld. Dabei bauen wir auf den bestehenden Strukturen auf und werden das<br />
Koordinatorenprogramm weiterhin stabilisieren sowie die entwicklungspolitische<br />
Bildungsarbeit weiterhin fördern.<br />
Die internationalen Partnerschaften haben sich bewährt. Im Rahmen dieser<br />
Partnerschaften und Kooperationen setzen wir uns für die Einhaltung der<br />
Menschenrechte und den Schutz vor Ausbeutung von Mensch und von Land ein. Wir<br />
wollen, dass zivile und präventive Strategien des Konflikt- und Krisenmanagements<br />
gestärkt werden.<br />
Wir wollen die bei uns lebenden Menschen aus anderen Ländern stärker als<br />
Partnerinnen und Partner sichtbar machen und einbinden. Migrations- und Eine-<br />
Welt-Politik wollen wir stärker verzahnen. Austausch- und Förderprogramme, gerade<br />
für junge Menschen, zum Beispiel im Rahmen des konkreten Friedensdienstes oder<br />
„weltwärts", sollen gestärkt und um Reverse-Elemente und die Arbeit mit<br />
Rückkehrerinnen und Rückkehrern ergänzt werden.<br />
Wir wollen die UNESCO-Konvention zur kulturellen Vielfalt auch im Hinblick auf ihre<br />
entwicklungspolitische Dimension umsetzen. Durch das Engagement der<br />
Landesregierung sowie ihrer Partnerinnen und Partner wollen wir das Potenzial des<br />
internationalen Standortes Bonn als Kompetenzzentrum für globale Entwicklung und<br />
Umwelt ausbauen. <strong>NRW</strong> wird sich für die Ansiedlung weiterer internationaler<br />
Organisationen einsetzen. Zugleich dient die Konzentration vieler nationaler, interund<br />
supranationaler Einrichtungen und das starke Profil im Bereich Nachhaltigkeit<br />
auch der Synergiebildung im Wissenschaftsbereich sowie der Stärkung der<br />
internationalen Sichtbarkeit von Nordrhein-Westfalen. Wir wollen deshalb die<br />
Bundesstadt Bonn auch als Internationale Wissensstadt stärken.<br />
Im Sinne einer global gerechten und nachhaltigen Entwicklung wollen wir die<br />
Kampagne „Schule der Zukunft – Bildung für Nachhaltigkeit“ im Rahmen der UN-<br />
Dekade 2005-2014 „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ fortsetzen, um globales<br />
Lernen in der Bildungsarbeit im schulischen und außerschulischen Bereich<br />
voranzubringen. Wir setzen uns dafür ein, dass globales Lernen auch nach<br />
Auslaufen der aktuellen UN-Dekade auf internationaler Ebene weiterhin eine wichtige<br />
Rolle spielt.<br />
XII. Finanzen<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Nordrhein-Westfalen<br />
zurückgewinnen<br />
muss seine finanzielle Handlungsfähigkeit<br />
Die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte ist unser Ziel. Dazu muss die<br />
Neuverschuldung weiter zurückgeführt werden, weil sonst steigende Zinslasten und<br />
wachsende Zinssatzrisiken den Raum für die Erfüllung wichtiger Aufgaben des<br />
Landes einschränken.<br />
Allerdings hat sich die Situation des nordrhein-westfälischen Landeshaushaltes in<br />
den vergangenen Jahren weiter dramatisch verschärft. Die Ursachen hierfür sind<br />
nicht nur in der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise zu suchen, sondern auch die<br />
Politik der derzeitigen Bundesregierung hat in den vergangenen Jahren zu einer<br />
erheblichen Verschlechterung der finanziellen Situation in <strong>NRW</strong> in Höhe von jährlich<br />
rund 5 Mrd.€ beigetragen.<br />
Betrachtet man diese Entwicklung im Zusammenhang mit der im Grundgesetz<br />
festgeschrieben Schuldenbremse sind sowohl grundlegende als auch strukturelle<br />
Veränderungen in allen Bereichen und Ressorts auf der Ausgabenseite sowie<br />
massive Einnahmeverbesserungen in Hinblick auf die Bund-Länder-Beziehungen<br />
unausweichlich. Zur Unterstützung unseres eingeschlagenen Weges der<br />
Haushaltskonsolidierung werden wir unter Beteiligung der Kommunalen<br />
Spitzenverbände zur Konkretisierung der bereits bestehenden Regelung im<br />
Grundgesetz einen eigenen Vorschlag zur Aufnahme der Schuldenbremse in die<br />
Landesverfassung in den Landtag einbringen. Er überträgt einerseits die ohnehin<br />
feststehenden Zielvorgaben auf das Land und macht gleichzeitig deutlich, dass diese<br />
nicht auf dem Rücken der Kommunen verfolgt werden. Daher stehen alle<br />
haushaltswirksamen Vorhaben im Rahmen dieses <strong>Koalitionsvertrag</strong>s unter<br />
Finanzierungsvorbehalt.<br />
Eine ehrliche und wirklich auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Haushaltspolitik darf das<br />
Schuldenmachen nicht vom einen auf den anderen verschieben. Nachhaltige<br />
Haushaltspolitik muss dafür sorgen, dass der staatliche Gesamthaushalt auf jeder<br />
Ebene ausgeglichen ist. Die Schuldenbremse verpflichtet daher auch den Bund zu<br />
einer angemessenen Finanzierung der auf die Kommunen und Länder übertragenen<br />
Aufgaben.<br />
Zur Konsolidierung des Haushaltes setzen wir auf Einnahmenverbesserungen,<br />
Investitionen in vorbeugende Maßnahmen, Sparen durch Aufgabenkritik und<br />
Effizienzsteigerungen.<br />
Nachhaltig investieren, Spielräume für die Zukunft schaffen<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Haushaltskonsolidierung und vorsorgende Politik sind zwei Seiten einer Medaille.<br />
Deshalb setzen wir heute auf Zukunftsinvestitionen in Bildung und Qualifizierung,<br />
und auf den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft, auf die Förderung der<br />
wirtschaftlichen Entwicklung und der Infrastruktur, auf unsere Städte und Gemeinden<br />
und auf den Klimaschutz. Wir sind überzeugt davon, dass sich diese Investitionen<br />
lohnen – für jeden Einzelnen und für die gute Entwicklung von <strong>NRW</strong>.<br />
Wir sind uns einig, dass in der kommenden Legislaturperiode die zur Verfügung<br />
stehenden finanziellen Ressourcen zielgenau und nachhaltig eingesetzt werden<br />
müssen. Die Zukunftsinvestitionen von heute sind die Rendite von morgen. Das ist<br />
verantwortungsvoll und vorausschauend. Das ist nachhaltige Finanzpolitik.<br />
In Anbetracht des in <strong>NRW</strong> in den vergangenen Jahren, nicht zuletzt aufgrund der<br />
(Steuer-) Politik des Bundes, angehäuften Schuldenberges fordern wir vom Bund, die<br />
Ausgabe gemeinsamer Anleihen des Bundes und der Länder, um die erdrückenden<br />
Zinszahlungen deutlich reduzieren zu können.<br />
Weg der Konsolidierung fortsetzen<br />
Zum Konsolidierungsprozess gehört eine konsequente Aufgabenanalyse und –kritik,<br />
die ausnahmslos alle Bereiche und Ressorts erfasst. Wir werden alle Maßnahmen im<br />
Landeshaushalt hinsichtlich vorhandener Effizienz-Reserven, zu erwartender<br />
Demografie-Effekte sowie Einsparmöglichkeiten aufgrund des technischen<br />
Fortschrittes überprüfen, um so die notwendigen Ressourcen für die zukünftige<br />
Aufgabenerfüllung zu ermitteln sowie realisierte Einsparpotenziale zum Abbau des<br />
strukturellen Finanzierungsdefizits im Landeshaushalt einzusetzen. Ziel muss es<br />
hierbei sein, insgesamt nachhaltig Personal- und Sachkosten insbesondere<br />
Büroflächenverbrauch strukturell zu optimieren und Effizienzgewinne zu realisieren.<br />
Diese Analyse wollen wir mit den Erfahrungen des Effizienzteams vorantreiben. Wir<br />
werden entscheiden, welche Aufgaben zukünftig noch vom Land wahrgenommen<br />
werden sollen.<br />
Wir werden die Wirksamkeit und die Effizienz des Mitteleinsatzes über alle<br />
Einzelpläne hinweg am erzielten oder zu erreichenden Ergebnis messen. Aufgaben,<br />
die unterschiedlichen Zuständigkeiten in der Landesverwaltung unterliegen, im Kern<br />
aber dem gleichen Zweck oder derselben Zielgruppe dienen, werden dabei<br />
zusammen und systematisch betrachtet. Wir haben den Anspruch, mit den<br />
begrenzten Mitteln die höchste Effizienz zu erreichen. Das heißt auch,<br />
Entscheidungsvorschläge für die beste Organisationsstruktur bei der Erledigung von<br />
Aufgaben zu entwickeln.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Im Rahmen der Aufgabenkritik wollen wir bei der Förderung verstärkt<br />
kreditwirtschaftliche Instrumente einsetzen. Alle Förderprogramme sind daraufhin zu<br />
überprüfen, ob sie auf eine Darlehensvergabe umgestellt werden können. Unser Ziel<br />
ist es, so dauerhaft finanzielle Rückflüsse zu generieren und sich selbst tragende<br />
Förderprozesse aufzubauen. Haushaltseinsparungen sollen entweder durch<br />
einhergehenden sukzessiven Abbau von Landeszuschüssen oder durch den<br />
einmaligen Aufbau eines sich selbst tragenden Förderprozesses realisiert werden.<br />
Hierbei ist die landeseigene <strong>NRW</strong>.BANK ein wichtiger Partner. Wir werden die<br />
Landesbetriebe einer grundsätzlichen Aufgabenanalyse und -kritik unterziehen und<br />
strukturelle Defizite beseitigen.<br />
Das Effizienzteam hat in der letzten Legislaturperiode mit einer Reihe von<br />
Untersuchungen (Benchmark Analyse, Demografieuntersuchungen, Vorschläge zu<br />
Umschichtungen im Bereich der Förderprogramme etc.) die Grundlage für viele<br />
Ansätze in der 16. Wahlperiode gelegt. Wir wollen das Effizienzteam unter der<br />
Leitung des Finanzministers fortführen. Ziel ist es, weitere Konsolidierungspotenziale<br />
für den Landeshaushalt aufzuzeigen und zu erschließen.<br />
Chronische Unterfinanzierung beenden<br />
Politik, die einseitig nur auf Ausgabenkürzungen setzt, führt zu nachlassender<br />
Wirtschaftskraft und zu sinkenden Einnahmen. Ein stetiges Wachstum ist für unsere<br />
Haushaltskonsolidierung ebenso unabdingbar wie die Stärkung der Einnahmebasis<br />
der Länder und Kommunen. Die Schere zwischen der Finanzausstattung und der<br />
wachsenden Aufgabenfülle der Bundesländer und Kommunen öffnet sich immer<br />
weiter. Ergebnis ist eine chronische Unterfinanzierung.<br />
Wir nehmen die Pflicht zur Haushaltskonsolidierung ernst. Deshalb werden wir auf<br />
Bundesebene Initiativen für eine steuerliche Stärkung der Einnahmenseite auf den<br />
Weg bringen und uns gegen Steuergeschenke zur Wehr setzen, die von den<br />
Bürgerinnen und Bürgern an anderer Stelle wieder finanziert werden müssten.<br />
Um unseren Landeshaushalt wieder auf eine solide und langfristig tragfähige Basis<br />
zu stellen, wollen wir steuerpolitische Bundesratsinitiativen für eine Wiedereinführung<br />
der Vermögenssteuer und eine sozial gerechte Reform der Einkommensteuer mit<br />
einer Anhebung des Spitzensteuersatzes. Starke Schultern müssen mehr zum<br />
Gemeinwohl beitragen. Deshalb müssen vor allem auch die Profiteure des<br />
Finanzmarktes an den Folgen der Finanzkrise durch eine Finanztransaktionssteuer<br />
beteiligt werden.<br />
Wir werden uns darüber hinaus für eine stabile und nachhaltige Wirtschafts- und<br />
Finanzordnung einsetzen. Dazu bedarf es neben soliden öffentlichen Haushalten vor<br />
allem einer verbesserten Finanzmarktaufsicht. Zusätzlich werden wir uns für eine<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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grundsätzliche Reform der Erbschaftsteuer mit dem Ziel einsetzen, sehr reiche Erben<br />
stärker zu besteuern.<br />
Die gegenwärtige Generation hinterlässt ihren Kindern weit mehr als nur öffentliche<br />
Schulden. Keine Generation zuvor hat so viel an privatem Geldvermögen, an<br />
privaten Immobilien und anderem Sachvermögen und auch an öffentlicher<br />
Infrastruktur angehäuft. Der allergrößte Teil des privaten Wohlstands konzentriert<br />
sich allerdings auf einen extrem kleinen Anteil der Bevölkerung. Ohne die im<br />
internationalen Vergleich hervorragende Infrastruktur, ohne unser Bildungswesen,<br />
ohne das hohe Maß an öffentlicher Sicherheit hätte privater Reichtum in dieser<br />
Größenordnung nicht entstehen können. Deshalb ist es eine Frage der Gerechtigkeit,<br />
große Vermögen und Erbschaften, hohe Einkommen und insbesondere die Gewinne<br />
des Finanzsektors stärker an der Finanzierung des öffentlichen Leistungsangebotes<br />
zu beteiligen, um die öffentlichen Haushalte wieder ins Gleichgewicht zu bringen.<br />
Eine Frage der Gerechtigkeit ist es auch, Steuerflucht ins Ausland wirksam zu<br />
bekämpfen. Wer hier lebt und das staatliche Leistungsangebot in Anspruch nimmt,<br />
darf sich seiner Mitfinanzierungspflicht nicht entziehen. Abkommen, die den<br />
Fortbestand von Schlupflöchern im großen Stil gewährleisten, werden auch künftig<br />
nicht die Zustimmung des Landes Nordrhein-Westfalen finden.<br />
Kommunen weiter stärken<br />
Unser Ziel ist es, die kommunale Einnahmensituation auf eine verlässliche und<br />
langfristig tragfähige Basis zu stellen. Wir wollen die Gewerbesteuer zu einer<br />
kommunalen Wirtschaftssteuer mit einer nachhaltig verbreiterten Erhebungsbasis<br />
entwickeln.<br />
Gleichzeitig ist klar, dass der Bund deutlich mehr zur Finanzierung der Soziallasten<br />
der Kommunen beitragen muss. Wir werden uns hier dauerhaft zum Anwalt der<br />
Kommunen machen, im Bundesrat jede weitere Verschlechterung der<br />
Finanzausstattung der Kommunen abwenden und darüber hinaus für einen höheren<br />
Anteil des Bundes an den Soziallasten über die Grundsicherung hinaus einsetzen.<br />
Wir werden die Selbstverwaltungsrechte der Kommunen auch im Bereich der<br />
kommunalen Steuern stärken. Wir respektieren das kommunale Steuerfindungsrecht<br />
als wesentlichen Bestandteil der Finanzautonomie und die Landesregierung wird<br />
dies in ihrer Genehmigungspraxis zum Ausdruck bringen.<br />
Die Grundsteuer ist eine wichtige und verlässliche Einnahmequelle der Kommunen.<br />
Nordrhein-Westfalen wird daher im Bundesrat die Reform der Grundsteuer<br />
vorantreiben, um eine gerechtere Bemessung und Erhebung sicherzustellen.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Ziel ist ein Modell, das eine faire und sozial ausgewogene Besteuerung ermöglicht<br />
und keine Fehlanreize bezüglich des Flächenverbrauchs setzt. Dabei soll auch eine<br />
mögliche Ermächtigung der Kommunen zur Festlegung von differenzierenden<br />
Hebesätzen geprüft werden.<br />
Solidarität ist keine Frage der Himmelsrichtung<br />
Bundesweite Solidarität ist für den Umbau erneuerungsbedürftiger und für den<br />
Aufbau zukunftsgerichteter Strukturen eine unverzichtbare Grundlage. Unser<br />
gemeinsamer Wohlstand hat viel damit zu tun, dass wir dem Auseinanderdriften von<br />
Regionen immer entschlossen entgegengewirkt haben. Der Solidarpakt zum Aufbau<br />
der ostdeutschen Länder war und ist dafür ein wichtiger Baustein. Aber der Bedarf ist<br />
erkennbar keine ausschließliche Frage der Himmelsrichtung. Es gibt auch in den<br />
ostdeutschen Bundesländern vitale Wirtschaftsregionen. Zugleich gibt es auch im<br />
Westen Herausforderungen des Wandels, die nicht allein auf Landesebene zu<br />
stemmen sind. Gelder für den Hochschulbau, den Schienenverkehr oder die<br />
Soziallastenfinanzierung des Bundes müssen nach fachlichen Gesichtspunkten und<br />
nach Bedarf ausgewogen vergeben werden.<br />
Deshalb treten wir dafür ein, frühzeitig eine angemessene Nachjustierung des<br />
bundesstaatlichen Finanzausgleichs für die Zeit nach 2019 einzuleiten. Um die<br />
bereits jetzt erkennbare Übersteuerung durch den Solidarpakt auszugleichen,<br />
müssen Förderprogramme des Bundes für Forschung und Infrastruktur verstärkt auf<br />
Regionen in Nordrhein-Westfalen konzentriert werden. Die in den achtziger Jahren<br />
vor der Wiedervereinigung eingeleitete Strukturhilfe des Bundes für<br />
unterstützungsbedürftige Regionen im westlichen Bundesgebiet wollen wir<br />
wiederbeleben.<br />
Transparente Haushaltsführung fortentwickeln<br />
Wir brauchen mehr Transparenz im Haushalt, eine ganzheitliche Betrachtung der<br />
Kosten, Periodengerechtigkeit, Vergleiche mit anderen Bundesländern, Kenntnisse<br />
aus dem Haushaltsvollzug und eine Optimierung der Abläufe, eine erleichterte<br />
Identifizierung von Doppelstrukturen und von Kostensteigerungen sowie ein<br />
verbessertes Controlling. Wir wollen keine Einsparungen mit dem Rasenmäher,<br />
sondern ein intelligentes Sparen durch gezielte Aufgabenkritik und<br />
Effizienzverbesserungen. Die begonnene Umstellung des bisherigen<br />
Buchungssystems auf ein modernes und leistungsfähiges Rechnungswesen wird<br />
daher fortgesetzt.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Die Einführung einer Kosten- und Leistungsrechnung werden wir für die gesamte<br />
Landesverwaltung vorantreiben. Das Parlament wollen wir in den<br />
Umstellungsprozess frühzeitig mit einbeziehen. Wir erwarten neben den<br />
gewonnenen Steuerungsinformationen auch unmittelbare Effizienzverbesserungen<br />
im allgemeinen Zahlungsverkehr des Landes und insbesondere beim Landesamt für<br />
Besoldung und Versorgung sowie der Kontrolle durch den Landesrechnungshof. Die<br />
Modernisierung des Rechnungswesens stellt einen wichtigen Eckpfeiler in der IT-<br />
Planung des Landes dar. Dabei wollen wir die modularen Erweiterungsmöglichkeiten<br />
für die Modernisierung der Landes-IT prüfen.<br />
Zusätzlich wollen wir eine qualifizierte und transparente Förderberichterstattung<br />
einführen.<br />
Außerdem soll das Haushaltsaufstellungsverfahren bürgernäher und transparenter<br />
erfolgen.<br />
Sicherung einer modernen Landesverwaltung und Ausbau der<br />
Steuergerechtigkeit<br />
Das Land Nordrhein-Westfalen verfügt über eine gute, leistungsfähige und moderne<br />
Verwaltung. Wir wollen diese Leistungsfähigkeit sichern und im Interesse aller<br />
Bürgerinnen und Bürger erhalten. Dazu gehört zum Beispiel im Bereich der<br />
Finanzverwaltung eine zielorientierte Verwaltungsorganisation. Damit wollen wir<br />
gewährleisten, dass die notwendige risikoorientierte Bearbeitung nicht zu<br />
unkalkulierbaren Steuerausfällen sondern zu einer bürgerfreundlichen und gerechten<br />
Besteuerungspraxis führt.<br />
Die Steuerpolitik des Bundes hat nicht nur maßgeblichen Einfluss auf die<br />
Einnahmesituation im Landeshaushalt und die wirtschaftliche Entwicklung unseres<br />
Landes, sondern auch auf die Arbeitsbelastung der Finanzverwaltung. Wir setzen<br />
uns für eine Ausweitung der Betriebs- und Außenprüfung ein, da sie zu mehr<br />
Steuereinnahmen und mehr Steuergerechtigkeit führt.<br />
Wir werden daher die Betriebsprüfung unserer Einnahmenverwaltung zukunftsfest<br />
machen, indem wir die Ausbildungskapazitäten um 50 erhöhen, da die langfristige<br />
demographische Entwicklung hier nicht trägt und die Prüfungsdichte noch verbessert<br />
werden muss. Wir gehen davon aus, dass diese Investition in Personal sich über die<br />
Verlagerung von Stellen bereits nach drei Jahren positiv im Landeshaushalt<br />
niederschlägt und die zusätzlichen Kosten mehr als kompensiert.<br />
Gleichzeitig wollen wir eine Initiative ergreifen, dass jene Länder, die verstärkte<br />
Steuerprüfungen durchführen, zumindest einen wesentlichen Teil der<br />
Mehreinnahmen im eigenen Haushalt behalten können. Bundesländer, die ihren<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Verpflichtungen für eine ausreichende Steuer- und Betriebsprüfung nicht<br />
nachkommen, müssen sanktioniert werden. Mit einer Modernisierung der<br />
Landeshaushaltsordnung wollen wir die Rahmenbedingungen für mehr<br />
Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit verbessern. Dabei werden wir eine langfristigere<br />
Planung und Flexibilisierung des Mitteleinsatzes ermöglichen sowie die Mittelvergabe<br />
aus dem Strukturfonds unbürokratischer und transparenter gestalten, indem wir über<br />
das EU-Recht hinausgehende Restriktionen vermeiden.<br />
<strong>NRW</strong>.Bank: Als leistungsstarken Dienstleister weiterentwickeln<br />
Die Auswirkungen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise zeigen: Eine starke<br />
und gut ausgerichtete Förderbank ist für die mittelständische Wirtschaft und die<br />
Kommunen unerlässlich. Wir werden daher den Prozess fortsetzen, die <strong>NRW</strong>.Bank<br />
zur zentralen Förderplattform in Nordrhein-Westfalen auszubauen.<br />
Die Refinanzierungsmöglichkeiten der Bank sollen genutzt werden, um weitere<br />
intelligente und zukunftsweisende Förderlösungen zu entwickeln, um mittel- und<br />
langfristig bisher bereitgestellte Haushaltsmittel zu ersetzen. Dabei werden wir<br />
prüfen, wie die Potenziale der Bank besser ausgeschöpft werden können und diese<br />
als zentrale Anlaufstelle für Fördererdarlehen, Landesbürgschaften und eigene<br />
Kreditprodukte fungieren kann. Dabei erwarten wir weitere Effizienzgewinne im<br />
Personal- und Sachmittelaufwand.<br />
Im Sinne der Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes des Landes <strong>NRW</strong> vom 13.<br />
Dezember 2011 werden wir die Prüfmöglichkeiten des Landesrechnungshofes<br />
ausweiten, um so eine Prüfungstiefe zu erreichen, die bereits jetzt für nahezu alle<br />
anderen deutschen Förderbanken gilt und für ein Institut, das sich als Dienstleister<br />
des Landes begreift, selbstverständlich sein muss.<br />
Wir stehen zu unseren Sparkassen<br />
Das Drei-Säulen-Modell des Kreditgewerbes hat in der Krise seine Festigkeit und<br />
Robustheit unter Beweis gestellt. Vor allem die öffentlich rechtlichen und<br />
genossenschaftlichen Kreditinstitute sind ihrer hohen Verantwortung besonders<br />
gegenüber dem Mittelstand in Nordrhein-Westfalen gerecht geworden.<br />
Speziell die öffentlich-rechtlichen Sparkassen erwiesen sich als stabilisierender<br />
Anker und sind damit unverzichtbarer Bestandteil des Finanzstandortes <strong>NRW</strong>. Ihr<br />
Geschäftsmodell sowie ihr öffentlicher Auftrag, gemeinnützige Zwecke in den<br />
Bereichen Kultur und Sport, Soziales, Umwelt, Verbraucherschutz und Forschung zu<br />
unterstützten, beweist in einer Landschaft wachsenden Misstrauens in den<br />
Finanzsektor Nachhaltigkeit und Verlässlichkeit. Zudem werden die erzielten<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Gewinne in der Region reinvestiert und kommen so den Bürgerinnen und Bürgern<br />
vor Ort zu Gute.<br />
Deshalb wollen wir darauf hinwirken, dass die Sparkassen diesen Kurs strikt und<br />
gestärkt fortführen können und unvermindert an dieser erfolgreichen<br />
Geschäftsstrategie festhalten. Gleichzeitig treten wir allen Bestrebungen nach<br />
Privatisierung und Vertikalisierung der Sparkassen entschieden entgegen.<br />
Gemeinsam mit den Sparkassen werden wir daher darauf hinwirken, dass die<br />
Stabilität und Verlässlichkeit der kommunalen Sparkassen auch in Zukunft dauerhaft<br />
erhalten bleibt. Die Änderung von Paragraf 36 Sparkassengesetz (Fusion der<br />
Sparkassenverbände) werden wir davon abhängig machen, ob die<br />
Sparkassenverbände tragfähige und substanzielle alternative Formen der<br />
Zusammenarbeit vorlegen, die den Zielen der aktuellen Rechtslage Rechnung<br />
tragen. Soweit erforderlich, wird das nordrhein-westfälische Sparkassengesetz<br />
angepasst werden, damit die kommunalen Sparkassen in unserem Land zukunftsund<br />
europafest bleiben.<br />
Weitere Schritte zum Umbau der WestLB<br />
Mit der Entscheidung zum Umbau der WestLB haben die Eigentümer, das Land<br />
Nordrhein-Westfalen, die Landschaftsverbände und die Sparkassen zusammen mit<br />
dem Bund die Weichen für einen gewaltigen Kraftakt gestellt, der das Kapitel WestLB<br />
mit seinen vielen Höhen und Tiefen endgültig beenden wird. Anders als andere<br />
Bundesländer werden wir keine weiteren Steuermilliarden mehr für die<br />
Aufrechterhaltung des Geschäfts mit ungewissen Folgen zur Verfügung stellen,<br />
sondern alle Aktivitäten in Landeseigentum nach und nach verkaufen oder<br />
abwickeln. Aber auch dieser Prozess wird noch viel Zeit und Geld kosten. Das gilt<br />
insbesondere für die in der Vergangenheit gegebenen Garantien, für die nur zu<br />
einem Teil Rücklagen gebildet werden durften.<br />
In der jetzt beginnenden Legislaturperiode geht es darum, den Übergang geordnet<br />
zu vollziehen, den von der EU-Kommission bis zum Jahr 2016 verordneten Verkauf<br />
der im Eigentum des Landes verbleibenden Portigon AG in die Wege zu leiten und<br />
die Beschäftigten der Bank dabei zu unterstützen, angemessene<br />
Anschlussperspektiven zu finden.<br />
Dienstrechtsreform<br />
Die demografische Entwicklung, die zunehmende Belastung des Landeshaushaltes<br />
durch nichtbeeinflussbare Ausgabenblöcke und die fortwährende<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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Ungleichbehandlung von Beamtinnen/Beamten und Tarifbeschäftigten stellen auch<br />
veränderte Anforderungen an das Dienstrecht. Die Landesverwaltung muss als<br />
Arbeitgeberin attraktiv und finanzierbar bleiben. Deshalb werden wir das Dienstrecht<br />
ausgabenneutral optimieren.<br />
Glücks- und Automatenspiel<br />
Wir wollen in Nordrhein-Westfalen an unserer, am Prinzip der gesellschaftlichen<br />
Verantwortung sowie an Suchtprävention, Jugendschutz, der Kanalisierung illegalen<br />
Spiels, Kriminalitätsbekämpfung, Schutz vor Manipulationen und der Integrität des<br />
Sports orientierten Glücksspielpolitik festhalten, welche die Förderung des<br />
Breitensports, der karitativen Organisationen, des Denkmalschutzes, der Kultur<br />
sowie weiterer Verbände und Vereine aus dem gemeinnützigen Bereich sicherstellt.<br />
Für eine effektive Lenkung des Spiels in legale Bahnen wollen wir die landeseigene<br />
Lotteriegesellschaft und die landeseigenen Glücksspielunternehmen stärken. Eine<br />
Kommerzialisierung des Glücksspiels sehen wir kritisch. Wir wollen die Expansion<br />
der gewerblichen Spielhallen eindämmen und uns in den Entscheidungsprozessen<br />
beim Bund zur Novellierung der Spielverordnung für mehr Spielerschutz und mehr<br />
Suchtprävention beim gewerblichen Automatenspiel einsetzen, um die negativen<br />
sozialen Folgen des Glücksspiels zu vermindern und die vom EuGH angemahnte<br />
Kohärenzlücke zu schließen.<br />
Die Einnahmen aus dem staatlichen Glückspiel schwanken stark und bilden so keine<br />
ausreichende Planungssicherheit für die einzelnen Destinatäre. Wir werden zukünftig<br />
diese Erträge verstetigen um den begünstigten Vereinen und Stiftungen eine höhere<br />
Planungssicherheit zu ermöglichen.<br />
XIII. Allgemeine Vereinbarungen<br />
1. Die Koalitionsparteien legen das Abstimmungsverhalten des Landes im Bundesrat fest.<br />
Sie orientieren sich dabei an den Interessen des Landes und an Inhalt und Geist der<br />
Koalitionsvereinbarung.<br />
Sofern in Fragen, die nach Auffassung einer Koalitionsfraktion von grundsätzlicher<br />
Bedeutung sind, eine Einigung nicht erzielt werden kann, wird sich das Land der Stimme<br />
enthalten.<br />
2. Die Koalitionsparteien stimmen darin überein, dass sie im Landtag und in seinen<br />
Ausschüssen nicht mit wechselnden Mehrheiten abstimmen werden. Davon<br />
ausgenommen sind alle Angelegenheiten, die das Abgeordnetenrecht betreffen. Die<br />
Gewissensentscheidung der bzw. des einzelnen Abgeordneten bleibt davon unberührt.<br />
Zur Abstimmung über die parlamentarische Zusammenarbeit findet zwischen beiden<br />
Fraktionen ein enger und regelmäßiger Informationsaustausch statt.<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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3. Die Koalitionspartner bilden einen Koalitionsausschuss. Den Vorsitz führt die<br />
Ministerpräsidentin. Der Koalitionsausschuss berät Angelegenheiten von grundsätzlicher<br />
Bedeutung, die zwischen den Koalitionspartnern abgestimmt werden müssen. Er tritt auf<br />
Antrag eines Koalitionspartners zusammen.<br />
4. Die Koalitionsparteien vereinbaren folgende Struktur der Landesregierung:<br />
Die SPD stellt die Ministerpräsidentin und die Leitung folgender Ministerien<br />
• Staatskanzlei<br />
• Finanzministerium<br />
• Ministerium für Inneres und Kommunales<br />
• Justizministerium<br />
• Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk<br />
• Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr<br />
• Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung<br />
• Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales<br />
• Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport<br />
Bündnis 90/Die Grünen stellt die stellvertretende Ministerpräsidentin und die Leitung<br />
folgender Ministerien<br />
• Ministerium für Schule und Weiterbildung<br />
• Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz<br />
• Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter<br />
<strong>Koalitionsvertrag</strong> 2012 – 2017<br />
<strong>NRW</strong>SPD – Bündnis 90/Die Grünen <strong>NRW</strong><br />
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