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Leitfaden Nachhaltige Chemikalien - Umweltbundesamt

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2.1. Stoffbezogene Kriterien zur bewertung<br />

der nachhaltigKeit<br />

Zur Bewertung der Nachhaltigkeit von <strong>Chemikalien</strong><br />

sind im ersten Schritt die folgenden acht Kriterien zu<br />

nutzen, die sich auf den Stoff als solchen beziehen –<br />

unabhängig von seiner Anwendungssituation:<br />

1. Die Nennung des Stoffes in Problemstoff-Listen<br />

2. Die Gefährlichkeit des Stoffes aufgrund physikalischchemischer<br />

Eigenschaften<br />

3. Die gefährlichen Eigenschaften des Stoffes für den<br />

Menschen<br />

4. Die problematischen Eigenschaften des Stoffes für die<br />

Umwelt<br />

5. Die Mobilität des Stoffes<br />

6. Die Herkunft des (Roh-) Stoffes<br />

7. Die Treibhausgasemissionen, die mit der Herstellung<br />

des (Roh-) Stoffes verbunden sind<br />

8. Der Ressourcenverbrauch, der mit der Herstellung des<br />

(Roh-) Stoffes verbunden ist<br />

In den folgenden Abschnitten werden diese acht<br />

Kriterien beschrieben. Dies beinhaltet Aussagen über<br />

die Relevanz des Kriteriums für die Bereiche Gesundheit,<br />

Umwelt, Wirtschaft, über die Anwendbarkeit der<br />

Kriterien und zur Möglichkeit für den Anwender, sich<br />

zugrunde liegende Informationen zu beschaffen.<br />

Einige Produkte brauchen für ihre Funktion Eigenschaften,<br />

die automatisch zu der Bewertung „problematisch“<br />

führen. So werden Topfkonservierungsmittel<br />

eingesetzt, um die mikrobiologische Zersetzung von<br />

Lacken zu verhindern. Dies setzt eine biozide Wirkung<br />

voraus, die mit einer Gefährlichkeit des Stoffes für die<br />

Umwelt einhergeht. Hier wird es Fälle geben, in denen<br />

zur Erhaltung der Funktionalität eine problematische<br />

Stoffeigenschaft akzeptiert wird.<br />

Wenn Kriterien Eigenschaften ansprechen, die für<br />

den Nutzen eines Produktes benötigt werden, kann<br />

sich das Gewicht der Kriterien für die Gesamtbewertung<br />

verändern, d.h. verringern. Wenn der Einsatz<br />

problematischer <strong>Chemikalien</strong> funktional begründet<br />

ist, sollte intensiv geprüft werden, ob die gewünschte<br />

Funktionalität auch durch andere Produktions- bzw.<br />

Verarbeitungsprozesse oder durch ein verändertes<br />

Produkt-Design erreicht werden kann. Hierzu können<br />

auch nicht-stoffliche Ersatzlösungen zählen, z. B. konstruktiver<br />

Flammschutz.<br />

In jedem Fall – auch bei nicht-stofflichen Alternativen<br />

– ist für die Klärung der Substituierbarkeit eine<br />

umfassende Betrachtung der unterschiedlichen Auswirkungen<br />

auf Mensch und Umwelt notwendig (z. B. der<br />

Energieeinsatz bei thermischen Verfahren zur Pflan-<br />

zenbekämpfung). Wir gehen im <strong>Leitfaden</strong> im Kapitel<br />

2.2.5 genauer auf die Frage der Substituierbarkeit von<br />

Stoffen ein.<br />

Die konkrete Bewertung im Sinne einer nachhaltigen<br />

<strong>Chemikalien</strong>auswahl erfolgt für jedes der acht Kriterien<br />

in einer Tabelle. Anhand von speziellen Indikatoren<br />

ermöglicht die Tabelle die Bestimmung der Nachhaltigkeit<br />

eines Stoffes in Bezug auf die stoffabhängigen Eigenschaften.<br />

Hierbei wurden für die leichtere Verständlichkeit<br />

die Ampelfarben Grün, Gelb und Rot gewählt,<br />

die um die Möglichkeit „Weiß“ ergänzt wurden. Die<br />

Farben haben folgende Bedeutung:<br />

> Grün: Es besteht kein Hinweis auf kritische Eigenschaften<br />

– und damit auch kein weiterer Untersuchungs-<br />

oder Handlungsbedarf.<br />

> Gelb: Es gibt Hinweise auf kritische Eigenschaften.<br />

Hier sollte unter Einbezug der anwendungsbezogenen<br />

Kriterien genauer analysiert werden.<br />

> Rot: Es liegen offensichtlich kritische Eigenschaften<br />

vor. Hier sollten vorrangig Möglichkeiten der Substitution<br />

geprüft werden,<br />

> Weiß: Die Informationen sind für eine Bewertung<br />

nicht ausreichend. Hier sollten umgehend zusätzliche<br />

Informationen beschafft werden, die eine Bewertung<br />

ermöglichen.<br />

Bei einigen der acht stoffbezogenen Kriterien werden<br />

mehrere Unterkriterien beschrieben. In diesen Fällen<br />

werden die Ergebnisse der Unterkriterien zu einem Gesamtergebnis<br />

für das jeweilige Kriterium zusammengefasst.<br />

Das Ergebnis der Unterkriterien, das den höchsten<br />

Klärungsbedarf aufzeigt, ist ausschlaggebend für das<br />

Gesamtergebnis des jeweiligen Kriteriums. Allgemein<br />

gilt die folgende Reihenfolge:<br />

rot > weiß > gelb > grün.<br />

Dabei ist für Rot der Handlungsbedarf am dringendsten,<br />

für Grün am geringsten. Bei Weiß ist der Klärungsbedarf<br />

am größten, um eine Bewertung durchführen<br />

zu können. Der Handlungsbedarf (Verbesserung der<br />

Informationslage!) wird in diesem Fall auch als hoch<br />

eingestuft.<br />

Hinweis: Die Zuordnung der Farben für die einzelnen<br />

Kriterien ist ein Vorschlag der Herausgeber des <strong>Leitfaden</strong>s,<br />

der auf der Grundlage der Fachkenntnisse der<br />

Verfasser getroffen wurde.<br />

<strong>Leitfaden</strong> nachhaLtige chemikaLien<br />

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