Leitfaden Nachhaltige Chemikalien - Umweltbundesamt
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Ergänzend wird an dieser Stelle auf das HACCP-Konzept<br />
(„Hazard Analysis and Critical Control Point“) hingewiesen3<br />
. Es wird zum Risikomanagement in Lieferketten<br />
z. B. im Bereich Nahrungsmittel eingesetzt. Darüber<br />
hinaus kann es zur Schwerpunktsetzung im Risikomanagement<br />
auch in anderen Branchen verwendet<br />
werden.<br />
1.3. ZIelgruppe<br />
Der <strong>Leitfaden</strong> soll Hersteller, Formulierer und Endanwender<br />
(von Stoffen und Gemischen) unterstützen.<br />
Ihnen soll der <strong>Leitfaden</strong> helfen, verstärkt Nachhaltigkeitsaspekte<br />
in die Entscheidungen der <strong>Chemikalien</strong>auswahl<br />
und -verwendung einzubeziehen.<br />
Anwender stellen einige technische Anforderungen,<br />
denen die von ihnen eingesetzten Produkte (Stoffe und<br />
Gemische) genügen müssen (z. B. Gleichmäßigkeit der<br />
mit einem Farbstoff erreichten Färbung, Lichtbeständigkeit<br />
eines Lackes u. a.). Zusätzlich bestehen Anforderungen<br />
aus dem Arbeits-, Umwelt- und Verbraucherschutz.<br />
Aus der Berücksichtigung der Nachhaltigkeit<br />
können sich weitere Anforderungen ergeben, z. B. an<br />
die Einhaltung von Sozialstandards in den beteiligten<br />
Unternehmen der Lieferketten.<br />
Es gibt Unternehmen, die selber schon ein ausgefeiltes<br />
Qualitätsmanagementsystem haben und bestrebt sind<br />
Gefahrstoffe zu substituieren. Gerade kleinere Unternehmen<br />
haben aber keine oder nur wenig Erfahrung<br />
mit der Auswahl nachhaltiger <strong>Chemikalien</strong>. Insbesondere<br />
für diese Zielgruppen soll der <strong>Leitfaden</strong> Hilfestellungen<br />
geben.<br />
1.4. der eInbeZug „neuer“ tHemen<br />
Für einzelne Gesichtspunkte (z. B. Vermeidung von<br />
Gefahrstoffen mit bestimmten humantoxischen Eigenschaften)<br />
können klare Entscheidungskriterien in<br />
diesem <strong>Leitfaden</strong> gegeben werden (z. B. Einstufung als<br />
krebserzeugend, mutagen, erbgutschädigend Kategorie<br />
1, 2, 3).<br />
Bei anderen Gesichtspunkten liegen solche Kriterien<br />
noch nicht vor, z. B. für den Ressourcenverbrauch,<br />
die Minderung der CO -Freisetzung und die soziale<br />
2<br />
Verantwortung der Unternehmen, die den Stoff bzw.<br />
das Gemisch herstellen. Allerdings sind in vielen Branchen<br />
Darstellungen der besten verfügbaren Techniken<br />
(BREF Dokumente) vorhanden, deren Umsetzung zu<br />
Ressourceneinsparungen und Emissionsverringerungen<br />
führen4 .<br />
Die Bewertung der Nachhaltigkeit von <strong>Chemikalien</strong><br />
geht über die klassische Ermittlung der gefährlichen<br />
Eigenschaften, die Expositionsbewertung und die<br />
Risikocharakterisierung hinaus. Daher wird versucht,<br />
auch für diese „neuen“ Themen im <strong>Leitfaden</strong> Hilfestel-<br />
lungen zu geben – auch wenn dafür derzeit noch keine<br />
ausgereiften, quantifizierbaren Kriterien zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Zusätzliche Anforderungen für nachhaltige <strong>Chemikalien</strong><br />
können leichter (oder nur!) umgesetzt werden, wenn<br />
sie als Zielvorgaben vom Unternehmen beschlossen<br />
werden und dann ins Qualitäts-/Umweltmanagementsystem<br />
integriert werden (einschließlich Vorgaben zur<br />
Erfolgskontrolle). Ihre Umsetzung erfolgt in der Regel<br />
schrittweise.<br />
1.5. ScHWerpunKte und AufbAu deS leItfAdenS<br />
Dieser <strong>Leitfaden</strong> setzt seine Schwerpunkte auf die<br />
Bewertung der Auswirkungen von Stoffen auf Mensch<br />
und Umwelt und auf soziale Aspekte in den Lieferketten.<br />
Ökonomische Fragestellungen können in diesem<br />
<strong>Leitfaden</strong> nur am Rande angesprochen werden. (Für die<br />
sozio-ökonomischen Fragestellungen wird im Rahmen<br />
von REACH das Instrument der sozio-ökonomischen<br />
Analyse entwickelt; hierauf wird im Kapitel 2.2.6 eingegangen).<br />
In diesem <strong>Leitfaden</strong> wird der Begriff “<strong>Chemikalien</strong>”<br />
für Stoffe und Gemische verwendet. Die Verfasser<br />
empfehlen, die im <strong>Leitfaden</strong> beschriebene Bewertung<br />
der Nachhaltigkeit zunächst auf die einzelnen Stoffe<br />
anzuwenden – das gilt besonders für die stoffbezogenen<br />
Kriterien. Die meisten Stoffe werden letztlich in<br />
Form von Gemischen eingesetzt. Dies berücksichtigen<br />
die zweiten, anwendungsbezogenen Kriterien dieses<br />
<strong>Leitfaden</strong>s.<br />
Formulierer und Endanwender von <strong>Chemikalien</strong><br />
setzen in der Regel nicht Stoffe, sondern Gemische<br />
ein. In diesem Falle empfehlen die Verfasser, bei der<br />
Bewertung der Nachhaltigkeit des Gemisches in einem<br />
pragmatischen Ansatz mit den als gefährlich eingestuften<br />
Inhaltsstoffen zu beginnen, da diese auch für<br />
den betrieblichen Arbeits- und Umweltschutz Vorrang<br />
haben. Sie müssen im zugehörigen Sicherheitsdatenblatt<br />
des Gemisches im Kapitel 3 angegeben werden.<br />
(Zu den anderen Inhaltsstoffen des Gemisches wird<br />
der Anwender in vielen Fällen keine Informationen<br />
ohne gezielte Nachfrage beim Lieferanten haben5 .) Bei<br />
den verschiedenen Nachhaltigkeitskriterien können<br />
unterschiedliche Stoffe eines Gemisches den höchsten<br />
Handlungsbedarf zeigen.<br />
Der <strong>Leitfaden</strong> besteht aus 6 Kapiteln. Die Kriterien für<br />
nachhaltige <strong>Chemikalien</strong> werden im Anschluss an diese<br />
Einführung im Kapitel 2 dargestellt. Es wird unterschieden<br />
zwischen stoffbezogenen Kriterien, die nur vom<br />
Stoff abhängen, und anwendungsbezogenen Kriterien,<br />
die mit der Art der Verwendung des Stoffes zusammenhängen.<br />
LEiTfADEN NAChhALTiGE ChEmiKALiEN<br />
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