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Bei Pflege - TÜV genau hinsehen - Arbeitskreis Kunstfehler in der ...

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Therapie<br />

Erfahrungen mit Konduktiver För<strong>der</strong>ung nach PETÖ<br />

Andre Baumgarten, AKG - Mitglied<br />

Seit September 2008 fahren wir regelmäßig e<strong>in</strong>mal pro<br />

Woche mit unserem kle<strong>in</strong>en Eduardo etwa 40 km zur<br />

Konduktiven För<strong>der</strong>ung von Karlsruhe nach Walldorf und<br />

zurück. Eduardo hat dort jeden Freitag <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sogenannten<br />

Mutter-K<strong>in</strong>d-Gruppe se<strong>in</strong> „Programm“.<br />

Wir erlebten Eduardo hierbei als sehr motiviert und sahen,<br />

trotz <strong>der</strong> nur zwei Stunden pro Woche auch Fortschritte<br />

im kognitiven und motorischen Bereich. Deshalb<br />

entschieden wir uns, das Angebot von Sommer-Intensiv-För<strong>der</strong>wochen<br />

im Konduktiven För<strong>der</strong>zentrum Fort-<br />

Schritt gGmbH <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>pöck<strong>in</strong>g am Starnberger See für<br />

drei Wochen wahrzunehmen.<br />

Der kle<strong>in</strong>e Eduardo ist immer eifrig dabei<br />

Im Gegensatz zur Mutter-K<strong>in</strong>d-Gruppe wurde Eduardo<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartengruppe <strong>in</strong>tegriert, weshalb sich unsere<br />

Anwesenheit erübrigte und wir deshalb mal frei hatten,<br />

was uns sehr gut tat. Es g<strong>in</strong>g für Eduardo an jedem<br />

Werktag morgens um 9 Uhr los und endete täglich um<br />

15 Uhr. Die Gruppe von 6 - 7 K<strong>in</strong><strong>der</strong>n wurde von zwei<br />

ausgebildeten Konduktor<strong>in</strong>nen und e<strong>in</strong>er angehenden<br />

Konduktor<strong>in</strong> geleitet, die hierfür extra aus Ungarn angereist<br />

waren. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> lernen nach den Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong><br />

Konduktiven För<strong>der</strong>ung nach PETÖ.<br />

Die Konduktive För<strong>der</strong>ung versteht sich als Erziehungsund<br />

Lernprozess und nicht als Behandlungsmethode o<strong>der</strong><br />

gar Übungse<strong>in</strong>heit für Menschen mit neurologischen<br />

Funktionsstörungen. Das <strong>in</strong>dividuelle Lernen besteht im<br />

Erlernen (<strong>der</strong> Elemente) von Fertigkeiten, die für die Bewältigung<br />

des täglichen Lebens gebraucht werden. Das<br />

Individuum ist dabei ke<strong>in</strong> Empfänger e<strong>in</strong>er Behandlung,<br />

28<br />

son<strong>der</strong>n aktiv beteiligt und mitwirkend im Lern- und<br />

Gruppenprozess.<br />

Wir praktizieren Konduktive För<strong>der</strong>ung als Partnerschaft<br />

zwischen „Erzieher“ und „Schüler“, um Vorraussetzungen,<br />

Bed<strong>in</strong>gungen und Umstände des Lernens zu schaffen<br />

und zu gestalten.<br />

Konduktive För<strong>der</strong>ung wird manchmal auch als Petö-<br />

Therapie (nach Dr. Andras Petö) bezeichnet. Dr. Andras<br />

Petö hat die konduktive För<strong>der</strong>ung, damals noch als<br />

konduktive Erziehung bezeichnet, bereits Ende <strong>der</strong> 40‘er<br />

Jahre entwickelt. Das Konzept wurde im Laufe <strong>der</strong> Zeit<br />

von ihm und se<strong>in</strong>en Mitarbeitern ständig<br />

weiterentwickelt. Obwohl früher<br />

nur <strong>in</strong> Ungarn praktiziert, wird die<br />

konduktive För<strong>der</strong>ung <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong><br />

vielen Län<strong>der</strong>n, meist aus Eltern<strong>in</strong>itiativen<br />

heraus, angeboten. Von<br />

Nie<strong>der</strong>pöck<strong>in</strong>g aus wurden Fort-<br />

Schritt Vere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> ganz Deutschland<br />

gegründet. Konduktive För<strong>der</strong>ung<br />

wird <strong>in</strong> Deutschland lei<strong>der</strong> immer<br />

noch nicht von den Krankenkassen<br />

bezahlt.<br />

Die Konduktor<strong>in</strong>nen (Petö-Therapeut<strong>in</strong>nen)<br />

werden <strong>in</strong> Ungarn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 4jährigen<br />

Fachhochschulstudium ausgebildet.<br />

Sie erwerben dabei u.a.<br />

umfassende Kompetenzen im Bereich<br />

Krankengymnastik, Logo- und<br />

Ergotherapie, ausserdem das Diplom<br />

als ungarische Grundschullehrer<strong>in</strong>.<br />

Diese Mehrfachkompetenz hat alle<strong>in</strong>e<br />

schon e<strong>in</strong>en grossen Vorteil: Das<br />

K<strong>in</strong>d hat e<strong>in</strong>e Therapeut<strong>in</strong> als Bezugsperson,<br />

die es <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ganzen Persönlichkeit<br />

sieht. Das K<strong>in</strong>d muss sich nicht immer wie<strong>der</strong><br />

auf unterschiedliche Therapeuten e<strong>in</strong>stellen.<br />

Vom Grundansatz steht bei Petö das Lernen im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

<strong>Bei</strong> Cerebralschädigungen handelt es sich nach<br />

Petö nicht um e<strong>in</strong>e Krankheit, son<strong>der</strong>n um e<strong>in</strong>e Lernstörung<br />

die neben <strong>der</strong> Motorik die gesamte Persönlichkeitsentwicklung<br />

bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />

Nicht die Fehler sollen korrigiert werden, son<strong>der</strong>n das<br />

Fehlende erlernt werden. Das beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te K<strong>in</strong>d soll Bewegungsabläufe<br />

lernen. Lernen mit se<strong>in</strong>en Fähigkeiten<br />

e<strong>in</strong>e größtmögliche Selbständigkeit zu erreichen etc. In<br />

<strong>der</strong> Therapie schaut man z.B. nicht so sehr, ob vielleicht<br />

die Kniestrecker hyperton s<strong>in</strong>d, und wie man die Spastizität<br />

verr<strong>in</strong>gern kann, son<strong>der</strong>n überlegt, wie das K<strong>in</strong>d<br />

die zum Aufstehen und Gehen nötigen Bewegungen lernen<br />

kann.

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