Bei Pflege - TÜV genau hinsehen - Arbeitskreis Kunstfehler in der ...
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Therapie<br />
Unterstützte Kommunikation - Alternative Wege <strong>der</strong> Verständigung<br />
Irmgard Ochsenknecht, 2. Vorsitzende des AKG e. V.<br />
Wie vor allem <strong>in</strong> Fachkreisen bekannt ist, stellt die<br />
Infantile Zerebralparese e<strong>in</strong> Syndrom mit vielfältigen<br />
Symptomen dar. Angesichts schwerer Bewegungsstörungen<br />
mit Auswirkungen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch auf<br />
die Artikulationsfähigkeit kann es bei starken Störungen<br />
<strong>der</strong> Sprechmotorik auch dazu kommen, dass<br />
e<strong>in</strong>em cerebral bewegungsgestörten K<strong>in</strong>d die Produktion<br />
von Sprache vollkommen unmöglich ist.<br />
Nicht sprechen zu können ist immer verbunden mit reduzierten<br />
Möglichkeiten im H<strong>in</strong>blick auf die Gestaltung<br />
von Beziehungen und des persönlichen Lebensbereichs<br />
und e<strong>in</strong>er als E<strong>in</strong>schränkung empfundenen Teilhabe am<br />
gesellschaftlichen Leben.<br />
Seit Ende <strong>der</strong> 80er und Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre hat sich<br />
das Fachgebiet <strong>der</strong> Unterstützten Kommunikation (UK)<br />
etabliert. UK ist e<strong>in</strong> Teilgebiet <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>pädagogik und<br />
umfasst alle pädagogischen und therapeutischen Maßnahmen,<br />
die es nichtsprechenden Menschen ermöglichen,<br />
mit ihrer Umwelt zu kommunizieren. Nicht zuletzt<br />
aufgrund <strong>der</strong> neuen Technologien wie dem E<strong>in</strong>satz computerunterstützter<br />
Kommunikationshilfen gab es erhebliche<br />
Fortschritte.<br />
Die Krankenkassen übernehmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel die F<strong>in</strong>anzierung<br />
von Kommunikationshilfen. Zwar hat sich auch<br />
das Pädagogische Denken geöffnet für alternative Kommunikationsformen,<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen wenigen Schulen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
gibt es heute auch spezielle Beratungsstellen bzw.<br />
AnsprechpartnerInnen für UK, aber <strong>in</strong>sgesamt steckt die<br />
schulische Kommunikationsför<strong>der</strong>ung von nichtsprechenden<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n noch <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>schuhen.<br />
Nach wie vor entscheiden die persönliche Haltung, E<strong>in</strong>stellung<br />
und die vorhandenen Informationen <strong>der</strong> Eltern<br />
und des pädagogischen Personals an den Schulen darüber,<br />
<strong>in</strong> wie weit e<strong>in</strong>em nichtsprechenden K<strong>in</strong>d alternative<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Kommunikation eröffnet werden und<br />
dem K<strong>in</strong>d so überhaupt ermöglich wird, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Dialog<br />
mit se<strong>in</strong>er Umwelt zu treten.<br />
Zur dualen Zuständigkeit von<br />
Gesundheits- und Bildungsbereich<br />
E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Schwierigkeit im Umgang mit dem Thema<br />
UK liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> dualen Zuständigkeit begründet. Auf<br />
<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite ist <strong>der</strong> Gesundheitsbereich zuständig (UK<br />
als Teilgebiet <strong>der</strong> Logopädie) und auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />
<strong>der</strong> Bildungsbereich (pädagogische/son<strong>der</strong>pädagogische<br />
Maßnahmen).<br />
So kommt es vor, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>er Kommunikationshilfe<br />
„versorgt“ s<strong>in</strong>d, die we<strong>der</strong> von den Eltern o<strong>der</strong> Lehrern<br />
noch dem K<strong>in</strong>d selbst richtig im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>genden<br />
Nutzung, gehandhabt werden kann.<br />
32<br />
Krankenkassen übernehmen zwar die Kosten für die<br />
Anschaffung <strong>der</strong> elektronischen Kommunikationsgeräte,<br />
aber nicht die Kosten für das unbed<strong>in</strong>gt notwendige Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g.<br />
Dies hat oft zur Folge, dass nach e<strong>in</strong>iger Zeit die<br />
Geräte ungenutzt bleiben. Der Misserfolg für das K<strong>in</strong>d<br />
ist vorprogrammiert und wird ihm sogar noch angelastet.<br />
Oft gibt es ke<strong>in</strong>e gute Zusammenarbeit zwischen den<br />
MitarbeiternInnen dieser beiden „Zuständigkeits<strong>in</strong>stanzen“.<br />
Das es für den E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong>artiger computerunterstützter<br />
Kommunikationsmittel oft jahrelanger Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />
und Vorbereitungszeit <strong>der</strong> unmittelbaren<br />
Bezugspersonen des K<strong>in</strong>des wie Eltern, Therapeuten,<br />
Lehrer etc. bedarf, wird dabei oft verkannt.<br />
E<strong>in</strong>e weitere Schwierigkeit ist sicherlich auch <strong>der</strong> Faktor<br />
Zeit. Maßnahmen zur UK erfor<strong>der</strong>n nicht nur von den<br />
Eltern, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch vom pädagogischen<br />
Personal viel Zeit, Ausdauer und vor allem E<strong>in</strong>fühlungsvermögen,<br />
womit e<strong>in</strong>e weitere Schwierigkeit angesprochen<br />
ist. Die renommierte Son<strong>der</strong>pädagog<strong>in</strong> Ursula<br />
Haupt for<strong>der</strong>te bereits Anfang <strong>der</strong> 80er Jahre im Umgang<br />
mit nichtsprechenden K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong>fühlendes Verstehen<br />
und e<strong>in</strong>e k<strong>in</strong>dzentrierte Gesprächsführung. „Das<br />
K<strong>in</strong>d entwickelt Sprache (<strong>in</strong>nere Sprache, passiver Wortschatz)<br />
nur, wenn es sehr e<strong>in</strong>fühlsame, zugewandte und<br />
kommunizierende Bezugspersonen hat, die lernen, herauszuf<strong>in</strong>den,<br />
wofür das K<strong>in</strong>d sich <strong>in</strong>teressiert, die Erfahrungen<br />
ermöglichen, ohne dass das K<strong>in</strong>d sich e<strong>in</strong>deutig<br />
dazu äußern kann.“<br />
Grundlegende Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong><br />
Kommunikationsför<strong>der</strong>ung<br />
Im Folgenden wird auf die grundlegenden Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong><br />
Kommunikationsför<strong>der</strong>ung speziell von schwer cerebral<br />
bewegungsgestörten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, (die z. B. oft auch <strong>in</strong> ihrer<br />
Handmotorik erheblich e<strong>in</strong>geschränkt s<strong>in</strong>d, weshalb die<br />
Benutzung von Gebärden als Ausdrucksmöglichkeit von<br />
vornhere<strong>in</strong> ausgeschlossen werden kann) näher e<strong>in</strong>gegangen.<br />
Ohne e<strong>in</strong>gehende Eruierung, Bestandsaufnahme bzw.<br />
Diagnose <strong>der</strong> vorhandenen <strong>in</strong>dividuellen Ausdrucksmöglichkeiten<br />
des nichtsprechenden K<strong>in</strong>des ist die Erstellung<br />
e<strong>in</strong>es schulischen För<strong>der</strong>plans zur Kommunikationsför<strong>der</strong>ung<br />
nicht möglich.<br />
Individuelle Ausdrucksmög-lichkeiten des K<strong>in</strong>des s<strong>in</strong>d alle<br />
kommunikativen „Signale“ wie Blickbewegungen, Mimik,<br />
Laute/Lautsprache, Gestik, Körperhaltung/Körperbewegung.<br />
Es geht zunächst um e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme <strong>der</strong> Erfahrungen<br />
und Beobachtungen aller Bezugspersonen, die<br />
an <strong>der</strong> Kommunikation/Interaktion mit dem K<strong>in</strong>d betei-