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Mathematische Grundlagen und Anwendungen in der VWL

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Bergische Universität Wuppertal<br />

Fachbereich B - Wirtschaftswissenschaft<br />

<strong>Mathematische</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>lagen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Anwendungen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Volkswirtschaftslehre<br />

Prof. Dr. P.J.J. Welfens<br />

Dipl.Ök. Jens Perret M.Sc.<br />

Wuppertal, Mai 2007


Inhaltsverzeichnis<br />

1 <strong>Gr<strong>und</strong>lagen</strong> 2<br />

1.1 Umformen von Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

1.2 Wurzeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

1.3 Logarithmus <strong>und</strong> Exponentialfunktion . . . . . . . . . . . . . 7<br />

1.4 Abschätzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

1.5 B<strong>in</strong>omische Formeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

2 Differenzieren 12<br />

2.1 Grenzwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

2.2 Differenzieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

2.2.1 Ableitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

2.2.2 Totales Differential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

2.3 Maximierung versus M<strong>in</strong>imierung . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

2.3.1 Extremwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

2.3.2 Lagrange-Multiplikatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

2.4 Elastizität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

2.5 Differentialgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

2.6 Halbwertszeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

3 Matrizen 40<br />

3.1 E<strong>in</strong>führung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

3.2 Determ<strong>in</strong>anten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

3.3 L<strong>in</strong>eare Gleichungssysteme <strong>und</strong> das Gauß-Verfahren . . . . . . 46<br />

3.4 Cramersche Regel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

1


Kapitel 1<br />

<strong>Gr<strong>und</strong>lagen</strong><br />

1.1 Umformen von Gleichungen<br />

Addition:<br />

Multiplikation:<br />

Dividieren:<br />

Ersetzen:<br />

Ausklammern:<br />

Y = C + I | + G<br />

Y + G = C + I + G<br />

y = c + g | ∗ a<br />

ay = ac + ag<br />

Y = C + I | : L<br />

Y<br />

L<br />

Y C I<br />

= +<br />

L L L<br />

y = c + 3<br />

C I<br />

= +<br />

L L<br />

mit Y<br />

L<br />

= y, C<br />

L<br />

a(C + I) = aC + aI<br />

−(C + I) = −C − I<br />

(−1) ∗ (−a) = a<br />

−(C − I) = −C + I<br />

2<br />

= c <strong>und</strong> I<br />

L<br />

= 3


Erweitern:<br />

df<br />

dx<br />

Rechenbeispiel:<br />

Berechene den Wert für a:<br />

Alternativ:<br />

= 1 df<br />

dx<br />

df dy<br />

=<br />

dx dy<br />

df dy<br />

=<br />

dy dx<br />

(−2)(3 − 4) + a = 4 | Ausklammern<br />

(−2)3 − (−2)4 + a = 4<br />

−6 − (−8) + a = 4<br />

−6 + 8 + a = 4 | Zusammenfassen<br />

2 + a = 4 | − 2<br />

a = 4 − 2<br />

a = 2<br />

(−2)(3 − 4) + a = 4 | Zusammenfassen<br />

(−2)(−1) + a = 4<br />

2 + a = 4 | − 2<br />

a = 2<br />

Anwendungsbeispiel 1:<br />

Das Brutto<strong>in</strong>landsprodukt Y setzt sich zusammen aus dem Konsum C, den<br />

Investitionen I, den Staatsausgaben G <strong>und</strong> dem Exportüberschuss X’. Das<br />

heißt es gilt:<br />

Y = C + I + G + X ′<br />

Um das Brutto<strong>in</strong>landsprodukt pro Kopf zu bestimmen muss die Gleichung<br />

durch die Bevölkerungsanzahl B teilen, so dass man die folgende Gleichung<br />

erhält:<br />

Y C I G X′<br />

= + + +<br />

B B B B B<br />

Im Laufe <strong>der</strong> Zeit hat es sich e<strong>in</strong>gebürgert, statt <strong>der</strong> Brüche, die man allgeme<strong>in</strong><br />

auch Pro - Kopf - Größen nennt, Kle<strong>in</strong>buchstaben zu verwenden. Also<br />

statt Y<br />

B<br />

wird y verwendet <strong>und</strong> statt C<br />

B<br />

verwendet man c. Anstelle von i ver-<br />

wenden wir allerd<strong>in</strong>gs i’, da i <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>em Kontext bereits besetzt ist.<br />

Damit lässt sich die Gleichung schreiben als:<br />

y = c + i ′ + g + x ′<br />

3


Anwendungsbeispiel 2 (Relativer Preis <strong>und</strong> realer Preis):<br />

Beträgt <strong>der</strong> Brotpreis pi 1,20e pro kg (Stückpreis) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Milchpreis pj<br />

0,60e pro l, dann ist <strong>der</strong> relative Brotpreis pi/pj zu berechnen als:<br />

relativer Preis von Brot = λ = pi<br />

pj<br />

= 2 l Milch<br />

kg Brot<br />

An<strong>der</strong>s ausgedrückt heißt dies, dass e<strong>in</strong> Kilogramm Brot 2 Liter Milch kostet.<br />

An diesem Beispiel sieht man, dass die Dimension e<strong>in</strong>es Relativpreises<br />

e<strong>in</strong>e Mengenrelation darstellt. Wenn die Produktion nur aus Brot <strong>und</strong> Milch<br />

besteht, dann gilt für den Nom<strong>in</strong>alwert Y ′ <strong>der</strong> Produktion:<br />

Y ′ = piqi + pjqj<br />

Dividiert man die Gleichung durch pi, dann erhält man die Produktion ausgedrückt<br />

<strong>in</strong> Brote<strong>in</strong>heiten:<br />

Y ′<br />

pi<br />

= qi + pj<br />

qj<br />

pi<br />

Graphisch ist dies die Budgetgerade BB0:<br />

✻<br />

qi<br />

❍<br />

❍❍❍❍❍❍❍❍❍❍❍❍❍❍❍❍❍❍❍<br />

BB0<br />

lgα = pj<br />

pi<br />

Betrachtet man nun e<strong>in</strong>e volkswirtschaftliche Größe, die <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Art<br />

von Gelde<strong>in</strong>heit angegeben ist, muss zwischen ihrer nom<strong>in</strong>alen <strong>und</strong> realen<br />

Größen unterscheieden werden. Geht man zum Beispiel 2007 <strong>in</strong> den Supermarkt<br />

<strong>und</strong> kauft Brot zu e<strong>in</strong>em Stückpreis von 1,20e pro Stück, dann kann<br />

man sagen, dass Brot 2007 e<strong>in</strong>en nom<strong>in</strong>alen Preis von 1,20e aufweist. Um<br />

den realen Preis für Brot zu bestimmen, benötigt man noch das Preisniveau<br />

des Jahres 2007. Wir wollen an dieser Stelle unterstellen, dass <strong>der</strong> Preis<strong>in</strong>dex<br />

für Brot im Jahr 2007 bei 1,50 liegt. Der reale Preis für Brot im Jahr 2007<br />

bestimmt sich dann als Quotient von nom<strong>in</strong>alem Preis <strong>und</strong> Preisniveau. Es<br />

gilt:<br />

realer Preis von Brot =<br />

✂<br />

✂<br />

✂<br />

✂<br />

α<br />

nom<strong>in</strong>aler Preis von Brot<br />

Preisniveau<br />

4<br />

= 1, 20e<br />

✲<br />

qj<br />

1, 50<br />

= 0, 80e


1.2 Wurzeln<br />

Den Ausdruck a√ x nennt man auch a-te Wurzel von x 1 . Alternativ kann man<br />

hierfür auch x 1<br />

a schreiben. Das heißt aber, dass man mit Wurzeln wie mit<br />

Potenzen rechnen kann. In <strong>der</strong> <strong>VWL</strong> hat es sich über die Jahre e<strong>in</strong>gebürgert,<br />

dass anstelle von Wurzelausdrücken o<strong>der</strong> Komb<strong>in</strong>ationen von Potenzen <strong>und</strong><br />

Wurzeln alle<strong>in</strong>e mit Potenzen gearbeitet wird.<br />

Statt 1−b√ x b schreibt man : x b<br />

1 −b<br />

Für solche Potenzen gelten die folgenden Rechenregeln:<br />

x −a = 1<br />

x a x 0 = 1 x a+b = x a ∗ x b<br />

x a−b = xa<br />

x b<br />

Rechenbeispiele:<br />

x ab = (x a ) b = x b a<br />

√ 2<br />

4 = √ 4 = 2√ 22 = 2 2<br />

2 = 2 1 = 2<br />

3√ 3<br />

8 = √ 23 = 2 3<br />

3 = 2 1 = 2<br />

√ 2<br />

18 = √ 18 = 2√ 2 ∗ 9 = 2√ 32 ∗ 2 = 2√ 32 ∗ 2√ 2 = 3 2<br />

2 2√ 2 = 3 1 2 √ 2 = 3 √ 2<br />

Anwendungsbeispiel 1:<br />

Aus dem Rechnen mit Brüchen sollte <strong>der</strong> Satz: ” Durch e<strong>in</strong>en Bruch teilt man,<br />

<strong>in</strong>dem man mit dem Kehrwert multipliziert.“ noch e<strong>in</strong>igermassen bekannt<br />

se<strong>in</strong>. Dass dies tatsächlich stimmt, kann man mit den folgenden Regeln <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong> wenig Bruchrechnen auch nachweisen.<br />

df<br />

dy<br />

: dy<br />

dx<br />

= df<br />

dy<br />

1<br />

dy<br />

dx<br />

= df<br />

dy<br />

1<br />

1 = df<br />

dy<br />

dy<br />

dx<br />

−1 dy<br />

=<br />

dx<br />

df<br />

dy<br />

Macht man das ganze mit Zahlen so gilt zum Beispiel:<br />

2<br />

3<br />

: 4<br />

6<br />

= 2<br />

3 ∗<br />

1<br />

1 = 2<br />

3 ∗<br />

4<br />

6<br />

−1 4<br />

=<br />

6<br />

2<br />

3<br />

4−1 2 6<br />

∗ = ∗<br />

6−1 3 4<br />

(dy) −1 df dx<br />

=<br />

(dx) −1 dy dy<br />

= 12<br />

12<br />

1 Der wohl bekanntere Ausdruck √ x stellt nichts an<strong>der</strong>es dar als die zweite Wurzel von<br />

x <strong>und</strong> wird bisweilen auch als die Quadratwurzel von x bezeichnet.<br />

5<br />

= 1


Anwendungsbeispiel 2:<br />

E<strong>in</strong>e Cobb - Douglas - Produktionsfunktion weist die folgende Form auf:<br />

Y = K β L 1−β<br />

Will man nun die Arbeitsproduktivität, die durch den Ausdruck Y<br />

L gegeben<br />

ist, berechnen, so muss man die ganze Gleichung durch L teilen:<br />

Y<br />

L = KβL1−β L<br />

= K β L −β = K<br />

β L1−β<br />

= K<br />

β 1<br />

L<br />

L = Kβ L1 ∗ L−β L<br />

β = Kβ<br />

=<br />

Lβ K<br />

L<br />

β<br />

β L ∗ L−β<br />

= K<br />

L<br />

In dieser Gleichung kann die Kapital<strong>in</strong>tensität K durch den hierfür benutzten<br />

L<br />

Buchstaben k ersetzt werden, so dass sich die folgende Gleichung ergibt:<br />

Y<br />

L<br />

= kβ<br />

<strong>und</strong> mit <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition des Pro-Kopf-E<strong>in</strong>kommens (y = Y ) folgt:<br />

L<br />

y = k β<br />

6<br />

=


1.3 Logarithmus <strong>und</strong> Exponentialfunktion<br />

Man spricht von e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en Exponentialfunktion, wenn die Funktion<br />

die Form:<br />

f (x) = a x<br />

hat. Hierbei nennt man a Basis <strong>und</strong> x Exponenten . Im klassischen Fall gilt<br />

a = e = 2, 71.... e nennt man auch Eulersche Zahl. Die Umkehrfunktion zu<br />

e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en Exponentialfunktion nennt man Logarithmus <strong>und</strong> sie hat<br />

die Gestalt:<br />

f (x) = loga (x)<br />

Man sagt hierzu auch Logarithmus zur Basis a . Betrachtet man Logarithmus<br />

zur Basis e 2 , so spricht man von dem natürlichen Logarithmus <strong>und</strong> schreibt:<br />

f (x) = ln (x)<br />

Diese beiden Typen von Logarithmusfunktionen hängen wie folgt zusammen:<br />

loga (x) =<br />

ln (x)<br />

ln (a)<br />

Das heißt man benötigt lediglich Rechenregeln für den natürlichen Logarithmus.<br />

Da wir weiter oben den Logarithmus als Umkehrfunktion <strong>der</strong> Exponentialfunktion<br />

beschrieben haben, gelten die folgenden Eigenschaften:<br />

ln (e x ) = x<br />

x = e ln(x) mit x > 0<br />

Die zweite Aussage muss auf x > 0 e<strong>in</strong>geschränkt werden da man <strong>in</strong> den<br />

Logarithmus nur Werte größer als Null e<strong>in</strong>setzen darf. Insbeson<strong>der</strong>e gelten<br />

für den Logarithmus noch die folgenden Regeln:<br />

ln(1) = 0<br />

ln(e) = 1<br />

ln(a ∗ b) = ln(a) + ln(b)<br />

<br />

a<br />

<br />

ln = ln(a) − ln(b)<br />

b<br />

ln a b = b ∗ ln(a)<br />

2 Damit es zu ke<strong>in</strong>en Verwechselungen kommt, wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur bisweilen auch e ′<br />

anstelle von e verwendet.<br />

7


Anwendungsbeispiel:<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>VWL</strong> beschäftigen sich nicht alle<strong>in</strong> mit absoluten<br />

Werten wie dem BIP o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geldmenge, son<strong>der</strong>n zu e<strong>in</strong>em sehr großen<br />

Teil mit Wachstumsraten solcher Größen. E<strong>in</strong> Beispiel hierzu ist das Wirtschaftswachstum.<br />

Die Frage ist nun, wie ausgehend von absoluten Werten<br />

e<strong>in</strong>e Wachstumsrate berechnet werden kann. Zunächst e<strong>in</strong>mal muss zwischen<br />

stetigen <strong>und</strong> diskreten Wachstumsraten unterschieden werden. Wor<strong>in</strong> besteht<br />

<strong>der</strong> Unterschied? Bei diskreten Wachstumsraten betrachtet man das Wachstum<br />

für e<strong>in</strong>e bestimmten Zeitraum h<strong>in</strong>weg. Das Wirtschaftswachstum kann<br />

man zum Beispiel als Wachstum <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Jahres, e<strong>in</strong>es Monats, aber<br />

auch e<strong>in</strong>es 10-Jahres-Abschnitts berechnen. Im Fall von stetigen Wachstumraten<br />

schaut man sich sehr sehr kle<strong>in</strong>e Perioden an. Auf diesen Fall werden<br />

wir uns im Kapitel über Ableitungen beziehen; hier sollen nur diskrete Wachstumsraten<br />

<strong>in</strong>teressieren. Wir betrachten beispielhaft das Wirtschaftswachstums<br />

(hier mir gY bezeichnet). Dieses kann man gemäß <strong>der</strong> nachfolgenden<br />

Formel berechnen, wobei Yalt das Brutto<strong>in</strong>landsprodukt zum Zeitpunkt 1 <strong>und</strong><br />

Yneu das Brutto<strong>in</strong>landsprodukt zum Zeitpunkt 2 ist:<br />

gY = Yneu − Yalt<br />

Diese Formel kann man umformen zu:<br />

Yalt<br />

1 + gY = Yneu<br />

Wendet man nun auf beiden Seiten den Logarithmus an so erhält man<br />

<br />

Yneu<br />

ln (1 + gY ) = ln = ln (Yneu) − ln (Yalt)<br />

Yalt<br />

Für x - Werte, die sehr nahe bei Null liegen (zum Beispiel 0,004), kann man<br />

den Logarithmus wie folgt abschätzen (siehe auch nächstes Kapitel):<br />

Yalt<br />

ln (1 + x) ≈ x<br />

Benutzt man diese Abschätzung auf die Gleichung für das Wirtschaftswachstum<br />

so erhält man die folgende Gleichung:<br />

gY = ln (Yneu) − ln (Yalt)<br />

Es ist von daher vorteilhaft die Entwicklung des realen Brutto<strong>in</strong>landsprodukts<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er halblogarithmischen Darstellung zu zeigen:<br />

8


ln y<br />

✻<br />

✟✟ ✟✟<br />

t1<br />

✟✟ ✟✟<br />

t3<br />

Die Steigung etwa im Zeitpunkt t1 bzw. t3 zeigt also die Wachstumsrate von<br />

Y .<br />

9<br />

✲<br />

t


1.4 Abschätzungen<br />

In diesem Kapitel sollen weniger theoretische <strong>Gr<strong>und</strong>lagen</strong> präsentiert werden;<br />

stattdessen sollen e<strong>in</strong>ige Beispiele gegeben werden, wie man <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen<br />

vorgehen kann. Hierbei wollen wir uns grob an zwei Aspekten ausrichten.<br />

Zum e<strong>in</strong>en sollen Abschätzungen bzgl. des Vorzeichens e<strong>in</strong>es komplizierten<br />

Ausdrucks vorgenommen werden, zum an<strong>der</strong>en sollen e<strong>in</strong>ige Möglichkeiten<br />

dargestellt werden wie komplizierte Ausdrücke durch Abschätzungen zwar<br />

ungenau, dafür aber von <strong>der</strong> Gestalt her e<strong>in</strong>facher werden. E<strong>in</strong> Beispiel für<br />

Letzteres ist das Anwendungsbeispiel des letzten Kapitels.<br />

Anwendungsbeispiel (Vorzeichenabschätzung):<br />

In e<strong>in</strong>em Land mit e<strong>in</strong>em Güter-, e<strong>in</strong>em Geld- <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Devisenmarkt kann<br />

<strong>der</strong> Multiplikator für den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Staatsausgaben auf das Brutto<strong>in</strong>landsprodukt<br />

wie folgt lauten:<br />

dY<br />

dG = −Uh′ (−Qq∗ + J + q∗Jq ∗ − Xq∗) Hierbei bezeichnet <strong>der</strong> Index q∗ die Ableitung nach q∗ .Qq∗ ist also die Ableitung<br />

<strong>der</strong> Funktion Q nach <strong>der</strong> Variablen q∗ . Nun stellt sich die Frage, ob<br />

bei e<strong>in</strong>em Anstieg <strong>der</strong> Staatsausgaben das Brutto<strong>in</strong>landsprodukt steigt (das<br />

heißt dY<br />

dG<br />

ist positiv) o<strong>der</strong> fällt (das heißt dY<br />

dG<br />

ist negativ). Während man für<br />

die ganzen Variablen ke<strong>in</strong>e exakten Werte hat, die man e<strong>in</strong>setzen kann, so<br />

weiss man doch, ob sie positiv o<strong>der</strong> negativ s<strong>in</strong>d. So s<strong>in</strong>d die Importe J immer<br />

positiv, da ke<strong>in</strong>e negativen Werte importiert werden können. Ebenso verhält<br />

es sich mit dem Wechselkurs q ∗ . Ferner weiß man aus an<strong>der</strong>en theoretischen<br />

Arbeiten, dass bei steigenden Wechselkursen die Importmenge zunimmt <strong>und</strong><br />

somit Jq∗ positiv ist. Ferner weiß man aus an<strong>der</strong>en Untersuchungen, dass U<br />

<strong>und</strong> Qq ∗ negativ s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> h′ positiv ist.<br />

Wenn aber q∗ <strong>und</strong> Jq∗ positiv s<strong>in</strong>d, dann ist auch q∗Jq ∗ positiv. Und da J<br />

auch positiv ist, ist auch J + q∗Jq ∗ positiv. Außerdem, wenn Qq∗ negativ<br />

ist, dann ist −Qq∗ positiv. Dies heißt aber, dass <strong>der</strong> ganze Ausdruck <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

r<strong>und</strong>en Klammer positiv ist, da −Qq∗ + J + q∗Jq ∗ positiv ist. Ferner ist U<br />

negativ, also ist −U positiv <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>em positiven h ′ ist auch −Uh ′ positiv.<br />

Multipliziert man diesen positiven Ausdruck mit <strong>der</strong> dem Ausdruck <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Klammer, <strong>der</strong> auch positiv ist, so ist das Ergebnis wie<strong>der</strong> positiv. Somit ist<br />

nachgewiesen, dass <strong>der</strong> betrachtete Multiplikator positiv ist. Also:<br />

dY<br />

> 0<br />

dG<br />

Mit Rückgriff auf die praktische Bedeutung heißt das, dass e<strong>in</strong>e Steigerung<br />

<strong>der</strong> Staatsausgaben zu e<strong>in</strong>em Anstieg des Brutto<strong>in</strong>landproduktes führt.<br />

10


Anwendungsbeispiel (Vere<strong>in</strong>fachen e<strong>in</strong>er Gleichung):<br />

Der nom<strong>in</strong>ale <strong>und</strong> <strong>der</strong> reale Wechselkurs s<strong>in</strong>d via <strong>in</strong>- <strong>und</strong> ausländischem Preisniveau<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> folgenden Weise mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en.<br />

q ∗ ∗ P<br />

= e<br />

P<br />

Hierbei beschreibt P ∗ das ausländische <strong>und</strong> P das <strong>in</strong>ländische Preisniveau.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e bei benachbarten Län<strong>der</strong>n ist anzunehmen, dass sich durch<br />

Handel die Preisniveaus <strong>der</strong> beiden Län<strong>der</strong> über die Zeit e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> angleichen<br />

<strong>und</strong> entsprechend auf lange Sicht P ≈ P ∗ gilt. Dies bedeutet aber, dass<br />

P ∗<br />

<strong>der</strong> Quotient P ≈ 1 ist <strong>und</strong> somit q∗ ≈ e ist. Theoretisch sollte es langfristig<br />

also ke<strong>in</strong>en Unterschied zwischen nom<strong>in</strong>alem <strong>und</strong> realem Wechselkurs geben.<br />

1.5 B<strong>in</strong>omische Formeln<br />

Auch wenn es nur e<strong>in</strong>e überschaubare Anzahl von <strong>Anwendungen</strong> für die b<strong>in</strong>omischen<br />

Formeln <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>VWL</strong> gibt, gehören sie doch zu dem Handwerkszeug<br />

e<strong>in</strong>es Jeden, <strong>der</strong> sich auch nur ansatzweise mit Formeln <strong>und</strong> Ähnlichem<br />

beschäftigt. Aus diesem Gr<strong>und</strong> seien sie hier kurz angegeben:<br />

I (a + b) 2 = a 2 + 2ab + b 2<br />

II (a − b) 2 = a 2 − 2ab + b 2<br />

III (a + b)(a − b) = a 2 − b 2<br />

III ′<br />

(a + b)(a − b)<br />

a<br />

= a2 − b 2<br />

a<br />

= a − b2<br />

a<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die modifizierte Formel III ′ ist e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Maß für die Wechselkursvolatilität.<br />

Rechenbeispiel:<br />

(3 + 4y) 2 = 3 2 + 2 ∗ 3 ∗ 4y + (4y) 2 = 9 + 24y + 16y 2<br />

11


Kapitel 2<br />

Differenzieren<br />

2.1 Grenzwerte<br />

Anstatt mit e<strong>in</strong>er theoretischen E<strong>in</strong>führung soll dieses Kapitel durch e<strong>in</strong><br />

volkswirtschaftlich - praxisorientiertes Beispiel motiviert werden:<br />

Beispiel:<br />

Betrachten wir e<strong>in</strong> freiausgedachtes Land A. In diesem Land A liegt e<strong>in</strong>e Arbeitslosenrate<br />

von 20% vor. Um etwas gegen diese hohe Arbeitslosigkeit zu<br />

unternehmen, verabschiedet die Regierung des Landes e<strong>in</strong>ige Verordnungen,<br />

die zur Folge haben, dass die Arbeitslosenquote sich <strong>in</strong> jedem Jahr verr<strong>in</strong>gert.<br />

Ökonomen haben den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Verordnungen auf die Arbeitslosigkeit untersucht<br />

<strong>und</strong> dabei festgestellt, dass die Arbeitslosigkeit u auf die folgende<br />

Art <strong>und</strong> Weise von <strong>der</strong> Zeit t abhängt:<br />

u(t) = 15<br />

t<br />

Zu dem Zeitpunkt t1 = 1, <strong>der</strong> bei uns <strong>der</strong> Startzeitpunkt ist, liegt entsprechend<br />

e<strong>in</strong>e Arbeitslosenrate von u(1) = 15 + 5 = 20 vor. E<strong>in</strong> Jahr später, im<br />

Zeitpunkt t2 = 2 zeigen die staatlichen Verordnungen erste Wirkungen <strong>und</strong><br />

die Arbeitslosenrate liegt bei nur noch u(2) = 7, 5 + 5 = 12, 5. Die Frage, die<br />

allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht am meisten <strong>in</strong>teressiert ist danach, welche Wirkung<br />

die Verordnungen auf lange Sicht erreichen können; auf welchen Wert<br />

kann die Arbeitslosenzahl höchstens gesenkt werden. Hierfür ist es notwendig,<br />

sich für t e<strong>in</strong>en sehr weit entfernten, unendlich weit entfernten Zeitpunkt<br />

zu denken <strong>und</strong> zu bestimmen, welchen Wert die Arbeitslosenrate zu diesem<br />

Zeitpunkt annimmt. Setzt man <strong>in</strong> die Formel für u immer größere Werte so<br />

12<br />

+ 5


erhält man zum Beispiel:<br />

u(10) = 15<br />

15<br />

+ 5 = 6, 5 u(100) = + 5 = 5, 15<br />

10 100<br />

u(1000) = 15<br />

15<br />

+ 5 = 5, 015 u(10000) = + 5 = 5, 0015<br />

1000 10000<br />

Man erkennt also, dass sich u(t) immer mehr dem Wert 5 annährt. Würde<br />

man für t den Wert ∞ e<strong>in</strong>setzen, so würde man als Ergebnis 5 erhalten.<br />

In e<strong>in</strong>em solchen Fall sagt man auch, dass 5 <strong>der</strong> Grenzwert von u(t) für<br />

t → ∞ ist.<br />

An dieser Stelle ist festzuhalten, dass e<strong>in</strong>e Folge1 stets nur maximal e<strong>in</strong>en<br />

Grenzwert besitzen kann. In diesem Fall sagt man auch, dass die entsprechende<br />

Folge gegen den Grenzwert konvergiert. Damit allerd<strong>in</strong>gs nicht jedes<br />

mal e<strong>in</strong> entsprechend langer Antwortsatz zu schreiben ist, benutzt man die<br />

folgende Schreibweise:<br />

lim u(t) = 5<br />

t→∞<br />

Besitzt die Folge ke<strong>in</strong>en Grenzwert bzw. bekommt man ∞ als Ergebnis o<strong>der</strong><br />

ist <strong>der</strong> Grenzwert nicht e<strong>in</strong>deutig, so sagt man, dass die Folge divergiert.<br />

Bekommt man ∞ als Ergebnis, so schreibt man beispielsweise auch:<br />

lim t = ∞<br />

t→∞<br />

Bevor wir auf weitere Anwendungsbeispiele e<strong>in</strong>gehen werden, sollen zuerst<br />

die meist verwendeten Regeln zur Grenzwertberechnung angegeben werden.<br />

lim<br />

t→∞ c1 = 0, mit c ∈ R<br />

t<br />

lim ct = ∞, mit c ∈ R \ {0 }<br />

t→∞<br />

lim<br />

t→∞ ceat+b = ∞, mit a, b, c ∈ R<br />

lim<br />

t→∞ ce−at+b = 0, mit a, b, c ∈ R<br />

lim<br />

t→∞<br />

f(t) + g(t) = lim<br />

t→∞<br />

f(t) + lim<br />

t→∞ g(t)<br />

Weiterh<strong>in</strong> wollen wir noch Grenzwerte <strong>der</strong> folgenden Form berechnen:<br />

f(t)<br />

lim<br />

t→∞ g(t)<br />

1 E<strong>in</strong>e Folge ist e<strong>in</strong>e Funktion <strong>in</strong> die man nur positive ganze Zahlen e<strong>in</strong>setzt. u(t) ist<br />

e<strong>in</strong>e Folge, da t größer als 0 ist <strong>und</strong> nur ganze Zahlen als Zeitpunkte benutzt werden.<br />

13


Hierbei s<strong>in</strong>d f(t) <strong>und</strong> g(t) Polynome. Ferner sei v <strong>der</strong> Grad 2 von f(t) <strong>und</strong> w<br />

<strong>der</strong> Grad von g(t). Dann kann man drei Fälle unterscheiden. Im ersten Fall<br />

ist v > w, dann gilt:<br />

f(t)<br />

lim<br />

t→∞ g(t)<br />

Im zweiten Fall ist v < w, dann gilt<br />

f(t)<br />

lim<br />

t→∞ g(t)<br />

= ∞<br />

Der dritte Fall, bei dem v = w ist, ist etwas schwieriger. Hierbei muss man<br />

den Wert, <strong>der</strong> vor dem Term mit dem größten Exponenten <strong>in</strong> f(t) <strong>und</strong> den<br />

Wert, <strong>der</strong> vor dem Term mit dem größten Exponenten <strong>in</strong> g(t) steht betrach-<br />

ten. In dem Beispiel:<br />

= 0<br />

t<br />

lim<br />

t→∞<br />

2 − 3t<br />

3 − 3t2 ist sowohl <strong>der</strong> Grad von f(t) als auch <strong>der</strong> Grad von g(t) gerade 2. Der Ausdruck<br />

mit dem höchsten Exponenten <strong>in</strong> f(t) <strong>und</strong> <strong>in</strong> g(t) ist t 2 <strong>und</strong> vor dem<br />

t 2 steht <strong>in</strong> f(t) e<strong>in</strong>e 1 <strong>und</strong> <strong>in</strong> g(t) e<strong>in</strong>e -3. Der Grenzwert <strong>der</strong> gesamten Folge<br />

ergibt sich, <strong>in</strong>dem man den Wert aus f(t) durch den Wert aus g(t) teilt. Es<br />

gilt also:<br />

lim<br />

t→∞<br />

t2 − 3t 1<br />

=<br />

3 − 3t2 −3<br />

= −1<br />

3<br />

Weiterh<strong>in</strong> spielen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>VWL</strong> Funktionen / Folgen <strong>der</strong> folgenden Art e<strong>in</strong>e<br />

Rolle, um die verschiedensten Vorgänge zu beschreiben.<br />

an = exp(−bn) = e −bn = 1<br />

e bn<br />

Da die Exponentialfunktion für größer werdende n immer größer wird, gilt:<br />

lim<br />

n→∞ an = lim exp(−bn) = lim e<br />

n→∞ n→∞ −bn = lim<br />

n→∞<br />

Entsprechend gilt für Erweiterung folgen<strong>der</strong> Bauweise:<br />

lim exp(−bn) + g = 0 + g = g<br />

t→∞<br />

1<br />

= 0<br />

ebn 2 Der Grad e<strong>in</strong>es Polynoms ist <strong>der</strong> größte vorkommende Exponent. Zum Beispiel hat<br />

f(x) = x 3 + x 4 + 3x den Grad 4.<br />

14


Anwendungsbeispiel (Technischer Fortschritt):<br />

Das Niveau des technischen Fortschritts lässt sich zum Beispiel <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Zeit formulieren als:<br />

a(t) = a ∗ +ze −a′ t<br />

Hierbei s<strong>in</strong>d a∗, z <strong>und</strong> a ′ exogene Konstanten. Nun ist <strong>in</strong>teressant zu untersuchen,<br />

wie sich <strong>der</strong> technische Fortschritt auf lange Sicht entwickelt. Um diesen<br />

Steady State Wert des technischen Fortschritts zu bestimmen, berechnen wir<br />

den Grenzwert <strong>der</strong> obigen Funktion.<br />

lim a(t) = lim<br />

t→∞ t→∞ a ∗ +ze−a′ t<br />

= a ∗ +0 = a∗<br />

Anwendungsbeispiel (Wirtschaftswachstum):<br />

Gegen Ende dieses Kapitels werden wir im Rahmen <strong>der</strong> neoklassischen Wachstumstheorie<br />

für das Pro-Kopf-E<strong>in</strong>kommen zum Zeitpunkt t - y(t) - die folgende<br />

Formel herleiten:<br />

y(t) =<br />

<br />

C0e ′−(n+a)(1−β)t + s<br />

β<br />

1−β<br />

a + n<br />

Hier ist n die Wachstumsrate <strong>der</strong> Bevölkerung, s die Sparquote; e ′ ist die<br />

Eulerzahl <strong>und</strong> c0 ist e<strong>in</strong> Wert, <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Anfangssituation zu bestimmen<br />

ist.<br />

Betrachtet man das Pro-Kopf-BIP für e<strong>in</strong>en sehr weit entfernten (unendlich<br />

fernen) Zeitpunkt, so bestimmt sich das Pro-Kopf-BIP als Grenzwert mit<br />

t → ∞. Durch e<strong>in</strong>e solche Untersuchung kann gezeigt werden, ob sich das Pro-<br />

Kopf-BIP e<strong>in</strong>em bestimmten Wert annähert o<strong>der</strong> ob es stetig weiterwächst.<br />

Im ersten Fall existiert e<strong>in</strong> Grenzwert für y(t), den man auch als Steady-<br />

State-Wert bezeichnet. Um diesen Wert zu berechnen, führt man sich vor<br />

Augen, dass im Exponenten <strong>der</strong> Funktion y(t) ke<strong>in</strong> t vorkommt. Somit muss<br />

man zuerst nur den Teil <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Klammer betrachten. Hier kommt<br />

nur im ersten Term e<strong>in</strong> t vor. Insbeson<strong>der</strong>e konvergiert dieser erste Term<br />

analog zu den letzten Beispiel gegen 0. Was <strong>in</strong> dem letzten Beispiel a ′ genannt<br />

wurde, heißt <strong>in</strong> diesem Beispiel (n + a)(1 − β) <strong>und</strong> z heißt C0; aber die<br />

Argumentation ist komplett analog. Somit muss man nur den zweiten Term<br />

<strong>und</strong> den Exponenten weiter betrachten. Entsprechend ergibt sich als Steady-<br />

State-Wert:<br />

<br />

lim C0e<br />

t→∞<br />

′−(n+a)(1−β)t + s<br />

β<br />

1−β<br />

a + n<br />

15<br />

=<br />

<br />

s<br />

a + n<br />

β<br />

1−β


2.2 Differenzieren<br />

Differenzieren als solches bezieht sich darauf, die Steigung e<strong>in</strong>er gegebenen<br />

Funktion f an e<strong>in</strong>er Stelle x0 zu bestimmen. Zu diesem Zweck er<strong>in</strong>nert man<br />

sich daran, dass die Steigung e<strong>in</strong>er Geraden <strong>der</strong> Form:<br />

f(x) = mx + c<br />

gerade m ist. S<strong>in</strong>d zwei Punkte (x0, y0) <strong>und</strong> (x1, y1) vorgegeben durch die<br />

die Gerade verlaufen soll, so kann man die Steigung auch berechnen als 3 :<br />

m = y1 − y0<br />

x1 − x0<br />

Diese Darstellung <strong>der</strong> Steigung motiviert dazu, den Differentialquotienten<br />

e<strong>in</strong>zuführen, durch welchen die Steigung f ′ (x0) e<strong>in</strong>er Funktion f an <strong>der</strong> Stelle<br />

x0 bestimmt werden kann. Der Differentialquotient hat die Form:<br />

f ′ f(x) − f(x0)<br />

(x0) = lim<br />

x→x0 x − x0<br />

Mit e<strong>in</strong>er <strong>der</strong>artigen Beschreibung <strong>der</strong> Steigung kann man <strong>in</strong> <strong>der</strong> Volkswirtschaftslehre<br />

allerd<strong>in</strong>gs meist wenig anfangen; daher benutzt man an<strong>der</strong>e Wege,<br />

die zwar alle auf dem Differentialquotienten basieren, ihn allerd<strong>in</strong>gs nicht<br />

explizit benutzen.<br />

Bevor auf die e<strong>in</strong>zelnen Methoden e<strong>in</strong>gegangen wird muss noch e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>teilung<br />

h<strong>in</strong>sichtlich des volkswirtschaftlichen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>s <strong>der</strong> Steigungsbestimmung<br />

gemacht werden. Man kann generell zwischen e<strong>in</strong>er Ceteris-Paribus-<br />

Analyse <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Totalanalyse unterscheiden. Bei <strong>der</strong> Ceteris-Paribus-Analyse<br />

wird lediglich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zelnen exogenen Größe auf die endogenen<br />

Größen betrachtet. Dies motiviert die Frage:<br />

Wenn e<strong>in</strong>e exogene Größe um e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit erhöht wird, um wie viele E<strong>in</strong>heiten<br />

erhöhen sich die endogenen Größen? (Der E<strong>in</strong>fachheit halber gehen wir<br />

zuerst davon aus, dass nur e<strong>in</strong>e endogene Größe vorliegt.)<br />

Diese Frage lässt sich durch die Ableitung, wie sie im folgenden Abschnitt<br />

dargestellt wird, beantworten. Bei <strong>der</strong> Totalanalysis dah<strong>in</strong>gegen wird <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>fluss aller exogenen Größen auf die endogenen Größen betrachtet. Hierbei<br />

stellt sich die Frage:<br />

Wenn jede exogene Größe um e<strong>in</strong>e bestimmte Menge verän<strong>der</strong>t wird, um wie<br />

viele E<strong>in</strong>heiten verän<strong>der</strong>en sich die endogenen Größen?<br />

Die Antwort auf diese Frage kann mit Hilfe des totalen Differentials gegeben<br />

werden. Dieses wird im übernächsten Abschnitt ausführlicher diskutiert.<br />

3 E<strong>in</strong>e genaue Erklärung des Folgenden kann unter an<strong>der</strong>em <strong>in</strong> [1] nachgelesen werden.<br />

16


2.2.1 Ableitungen<br />

In diesem Abschnitt soll e<strong>in</strong> Überblick über die verschiedenen Gr<strong>und</strong>typen<br />

von Funktion gegeben werden <strong>und</strong> wie ihre Ableitung lautet. Um komplizierte<br />

Ausdrücke behandeln zu können, müssen diese mit Hilfe <strong>der</strong> weiter unten<br />

angegebenen Ableitungsregeln <strong>in</strong> die Gr<strong>und</strong>typen zerlegt werden, so dass die<br />

hierfür geltenden Ableitungen verwendet werden können.<br />

Bevor auf die eigentlichen Ableitungsregeln e<strong>in</strong>gegangen wird, ist zuvor noch<br />

e<strong>in</strong>e Erklärung <strong>der</strong> verschiedenen Schreibweisen von Nöten. Berechnet man<br />

die Ableitung e<strong>in</strong>er Funktion f, die abhängig ist von den Variablen x <strong>und</strong> y,<br />

nach <strong>der</strong> Variablen x, so kann man dies auf verschiedene Arten schreiben.<br />

fx(x, y) =<br />

df(x, y)<br />

dx<br />

= ∂f(x, y)<br />

∂x<br />

Wäre x die e<strong>in</strong>zige Variable, so würde man statt fx(x) auch f ′ (x) schreiben.<br />

Unter Berücksichtigung dieser H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><strong>in</strong>formationen kann man sich die<br />

ersten Ableitungen anschauen. Im Folgenden beschränken wir uns auf die<br />

nachstehenden Standardfunktionen:<br />

f (x) = ax n ⇒ f ′ (x) = anx n−1 , n = 0<br />

f (x) = a ⇒ f ′ (x) = 0<br />

f (x) = exp (x) ⇒ f ′ (x) = exp (x)<br />

f (x) = ln (x) ⇒ f ′ (x) = 1<br />

x<br />

f (x) = s<strong>in</strong> (x) ⇒ f ′ (x) = cos (x)<br />

f (x) = cos (x) ⇒ f ′ (x) = −s<strong>in</strong> (x)<br />

Da diese Funktionen <strong>in</strong> ihrer re<strong>in</strong>en Form wenig direkte wirtschaftswissenschaftliche<br />

Relevanz besitzen, wollen wir uns als Nächstes damit ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

setzen, auf welche Arten solche Funktionen komb<strong>in</strong>iert werden können <strong>und</strong><br />

wie es dann mit Ableitungen aussieht.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e gelten für zusammengesetzte Funktionen die folgenden Regeln:<br />

L<strong>in</strong>earität : f (x) = g (x) + h (x) ⇒ f ′ (x) = g ′ (x) + h ′ (x)<br />

L<strong>in</strong>earität : f (x) = ag (x) ⇒ f ′ (x) = ag ′ (x)<br />

P roduktregel : f (x) = g (x) ∗ h (x) ⇒ f ′ (x) = g ′ (x) ∗ h (x) + g (x) ∗ h ′ (x)<br />

g (x)<br />

h (x) ⇒ f ′ (x) = g′ (x) ∗ h (x) − g (x) ∗ h ′ (x)<br />

h (x) 2<br />

Kettenregel : f (x) = g (h (x)) ⇒ f ′ (x) = h ′ (x) ∗ g ′ (h (x))<br />

Quotientenregel : f (x) =<br />

17


Anwendungsbeispiel (Cobb-Douglas - Produktionsfunktion):<br />

Betrachten wir e<strong>in</strong>e Cobb-Douglas - Produktionsfunktion des Typs:<br />

Y (K, L) = K β L 1−β<br />

dann kann man die Frage nach dem E<strong>in</strong>fluss des Kapitals auf das E<strong>in</strong>kommen<br />

Y , bei Konstanz <strong>der</strong> Arbeit, stellen. Hierzu betrachten wir die Ableitung:<br />

dY (K, L)<br />

dK<br />

Da <strong>in</strong> dem Ausdruck L 1−β ke<strong>in</strong> K vorkommt, ist dieser Ausdruck konstant<br />

<strong>und</strong> wir können die erste Ableitungsregel für die Standardfunktionen zum<br />

Ableiten verwenden, die da heißt:<br />

f (x) = ax n ⇒ f ′ (x) = anx n−1 , n = 0<br />

Entsprechend gilt für das Grenzprodukt des Kapitals e<strong>in</strong>er Cobb-Douglas-<br />

Produktionsfunktion:<br />

dY (K, L)<br />

dK<br />

= βK β−1 L 1−β = βK β−1 L −(β−1) = βk β−1 = dy(k)<br />

dk<br />

18


2.2.2 Totales Differential<br />

Im Gegensatz zu den gewöhnlichen Ableitungen aus dem letzten Abschnitt,<br />

bei denen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>er exogenen auf die endogene Größe ceteris paribus<br />

betrachtet wurde, untersucht man bei <strong>der</strong> Bildung des totalen Differentials<br />

den E<strong>in</strong>fluss aller exogenen Größen auf die endogene Größe. Da alle exogenen<br />

Größen an diesem Prozess beteiligt s<strong>in</strong>d, benötigt man auch sämtliche partielle<br />

Ableitungen. Weiterh<strong>in</strong> muss man unterscheiden, auf welche Art e<strong>in</strong>e Funktion<br />

f vorgegeben ist. Liegt die Gleichung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Form f(x1, x2, x3, ...) = 0<br />

vor o<strong>der</strong> kann sie <strong>in</strong> dieses Format überführt werden, so bestimmt sich das<br />

totale Differential über die zweite <strong>der</strong> zwei folgenden Gleichungen. Liegt die<br />

Funktion f(x1, x2, x3, ...) allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Form vor, so dass sie nicht <strong>in</strong><br />

die Form f(x1, x2, x3, ...) = 0 umgewandelt werden kann, so benutzt man die<br />

erste Gleichung zur Bestimmung des totalen Differentials.<br />

f (x, y, z) ⇒<br />

f (x, y, z) = 0 ⇒<br />

df = ∂f ∂f ∂f<br />

dx + dy +<br />

∂x ∂y ∂z dz<br />

0 = ∂f ∂f ∂f<br />

dx + dy +<br />

∂x ∂y ∂z dz<br />

Beispiel:<br />

a) Die Gleichung x 2 y − y 3 = 4y − 1 lässt sich umschreiben zu:<br />

x 2 y − y 3 − 4y + 1 = 0<br />

Somit ist f(x, y) = x 2 y − y 3 − 4y + 1 = 0 <strong>und</strong> es muss die zweite Gleichung<br />

benutzt werden:<br />

0 = (2xy)dx + (x 2 − 3y 2 − 4)dy<br />

b) Ist h<strong>in</strong>gegen die Funktion f(x, y) = x 2 y − y 3 − 4y + 1 gegeben, so ist die<br />

erste Gleichung zu benutzen, da f(x, y) nicht notwendigerweise immer gleich<br />

Null ist. Entsprechend ergibt sich:<br />

df = (2xy)dx + (x 2 − 3y 2 − 4)dy<br />

19


Anwendungsbeispiel (Cobb-Douglas - Produktionsfunktion):<br />

Betrachten wir wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal die altbekannte Cobb-Douglas-Produktionsfunktion:<br />

Y (K, L) = K β L 1−β<br />

Dann bestimmt sich das totale Differential mit k = K<br />

L<br />

Gleichung als:<br />

dY = βk β−1 dK + (1 − β)k β dL<br />

; y = Y<br />

L<br />

nach <strong>der</strong> ersten<br />

Wird nun angenommen, dass sowohl <strong>der</strong> Kapitalbestand als auch das Arbeitsangebot<br />

um e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit angehoben werden (dK = dL = 1), so erhöht<br />

sich Y um:<br />

dY = βkβ−1 + (1 − β)kβ = kβ β<br />

k + 1 − β = y 1 − β 1 − 1<br />

<br />

k<br />

Dies ist <strong>in</strong>soweit von Interesse, als dass sich hierbei zeigt, dass die Verän<strong>der</strong>ung<br />

des Brutto<strong>in</strong>landsprodukts von dem Pro-Kopf-E<strong>in</strong>kommen abhängt. E<strong>in</strong>e<br />

Erhöhung von Kapital <strong>und</strong> Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em reichen Land br<strong>in</strong>gt entsprechend<br />

mehr Gew<strong>in</strong>n als e<strong>in</strong>e Erhöhung von Kapital <strong>und</strong> Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

armen Land.<br />

20


2.3 Maximierung versus M<strong>in</strong>imierung<br />

E<strong>in</strong>s <strong>der</strong> Ziele <strong>der</strong> Volkswirtschaftslehre ist es e<strong>in</strong>e optimale Situation zu<br />

beschreiben bzw. Bed<strong>in</strong>gungen zu benennen, die für das Erreichen dieser<br />

optimalen Situation notwendig s<strong>in</strong>d. Aber was heißt eigentlich optimale Situation.<br />

In e<strong>in</strong>er optimalen Situation sollen negative Größen wie zum Beispiel<br />

die Arbeitslosigkeit o<strong>der</strong> die Inflation möglichst ger<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>. Alternativ sollen<br />

Größen wie das Pro-Kopf-E<strong>in</strong>kommen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kapitalbestand möglichst<br />

groß werden. Man verfolgt also stets das Ziel, e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> mehrere Größen zu<br />

maximieren o<strong>der</strong> zu m<strong>in</strong>imieren. Son<strong>der</strong>fälle f<strong>in</strong>den sich zum e<strong>in</strong>en dann,<br />

wenn mehrere Größen gleichzeitig maximiert <strong>und</strong> / o<strong>der</strong> m<strong>in</strong>imiert werden<br />

sollen. Zum an<strong>der</strong>en kann es aber auch se<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> Optimierungsprozess<br />

nur <strong>in</strong>nerhalb bestimmter Grenzen ablaufen kann, so dass solche Grenzen<br />

als Nebenbed<strong>in</strong>gungen Zugang <strong>in</strong> das Optimierungsproblem f<strong>in</strong>den. In dem<br />

e<strong>in</strong>fachsten Fall, dass nur Gleichungen als Nebenbed<strong>in</strong>gungen vorliegen, kann<br />

man die Probleme mit Hilfe von Lagrange-Multiplikatoren lösen. Bevor wir<br />

im zweiten Teil dieses Abschnitts auf diese Lagrange-Multiplikatoren e<strong>in</strong>gehen,<br />

werden wir zuerst diskutieren wie e<strong>in</strong>e Optimierung durchgeführt wird,<br />

wenn ke<strong>in</strong>e Nebenbed<strong>in</strong>gungen vorliegen.<br />

2.3.1 Extremwerte<br />

Zu diesem Zweck unterscheidet man zwischen e<strong>in</strong>er Notwendigen Bed<strong>in</strong>gung,<br />

die bisweilen auch als first or<strong>der</strong> classification bezeichnet wird <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er H<strong>in</strong>reichenden<br />

Bed<strong>in</strong>gung .<br />

Notwendige Bed<strong>in</strong>gung:<br />

Die Notwendige Bed<strong>in</strong>gung dient dazu, potentielle Maxima <strong>und</strong> M<strong>in</strong>ima<br />

(o<strong>der</strong> zusammenfassend Extrema) zu bestimmen. Zu diesem Zweck verdeutlicht<br />

man sich, dass e<strong>in</strong> Extremum dadurch gekennzeichnet ist, dass an <strong>der</strong><br />

Stelle des Extremums, sprich an dem jeweiligen Scheitelpunkt <strong>der</strong> Funktion<br />

genau e<strong>in</strong>e Steigung von 0 vorliegt. Dies macht <strong>in</strong>soweit S<strong>in</strong>n, als dass e<strong>in</strong>e<br />

Funktion zum Beispiel vor e<strong>in</strong>em Maximum steigt, also e<strong>in</strong>e positive Steigung<br />

hat <strong>und</strong> nach e<strong>in</strong>em Maximum fällt, also e<strong>in</strong>e negative Steigung hat. Somit<br />

muss sie im Maximum e<strong>in</strong>e Steigung von 0 haben. Aus dem letzten Abschnitt<br />

wissen wir aber, dass die Steigung e<strong>in</strong>er Funktion h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zelnen<br />

Variablen durch ihre erste Ableitung bzgl. dieser Variablen gegeben ist.<br />

Die erste Ableitung e<strong>in</strong>er Funktion muss somit an <strong>der</strong> Stelle des Extremums<br />

0 se<strong>in</strong>. Berechnet man entsprechend alle Stellen, an denen die erste Ableitung<br />

e<strong>in</strong>er Funktion 0 wird, so erhält man alle möglichen Extrema. Bei e<strong>in</strong>er<br />

Funktion, die von mehreren Variablen abhängt, müssen die Ableitungen bzgl.<br />

aller Variablen gleich 0 se<strong>in</strong>. Während man bei e<strong>in</strong>er Funktion <strong>der</strong> Form f(x)<br />

21


nur e<strong>in</strong>e erste Ableitung <strong>und</strong> somit nur die Notwendige Bed<strong>in</strong>gung df<br />

= 0 dx<br />

hat, besteht die Notwendige Bed<strong>in</strong>gung <strong>der</strong> Funktion f(x, y) aus den zwei<br />

Gleichungen df<br />

df<br />

= 0 <strong>und</strong> = 0.<br />

dx dy<br />

Da es allerd<strong>in</strong>gs noch Punkte <strong>der</strong> Funktion geben kann, <strong>in</strong> denen die erste<br />

Ableitung 0 ist, die aber ke<strong>in</strong>e Extrema <strong>der</strong> Funktion s<strong>in</strong>d, benötigt man<br />

noch die H<strong>in</strong>reichende Bed<strong>in</strong>gung.<br />

H<strong>in</strong>reichende Bed<strong>in</strong>gung:<br />

Um entscheiden zu können, ob es sich bei e<strong>in</strong>em Punkt, <strong>der</strong> die Notwendige<br />

Bed<strong>in</strong>gung erfüllt, tatsächlich um e<strong>in</strong> Extremum handelt, gibt es mehrere<br />

Möglichkeiten. Die Variante, die hier benutzt wird, ist allerd<strong>in</strong>gs die bekannteste.<br />

Man bestimmt zuerst die zweite Ableitung <strong>und</strong> setzt <strong>in</strong> diese die möglichen<br />

Extrema e<strong>in</strong>. Ist das Ergebnis positiv, so handelt es sich um e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum,<br />

ist das Ergebnis negativ, so handelt es sich um e<strong>in</strong> Maximum. Sollte als Ergebnis<br />

0 rauskommen, so kann man ke<strong>in</strong>e Aussage treffen <strong>und</strong> muss auf e<strong>in</strong>e<br />

an<strong>der</strong>e Alternative ausweichen. In Bereichen <strong>der</strong> <strong>VWL</strong> mit denen wir uns hier<br />

beschäftigen, reicht diese Regel allerd<strong>in</strong>gs voll <strong>und</strong> ganz aus, da bisweilen bereits<br />

im Vorh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> bekannt ist, ob e<strong>in</strong> Maximum o<strong>der</strong> M<strong>in</strong>imum vorliegt <strong>und</strong><br />

sich lediglich die Frage stellt, an welcher Stelle sich dieses Extremum bef<strong>in</strong>det.<br />

Entsprechend kann unter bestimmten Umständen auch auf die H<strong>in</strong>reichende<br />

Bed<strong>in</strong>gung verzichtet werden.<br />

Während bis zu diesem Punkt stets davon ausgegangen wurde, dass e<strong>in</strong>e<br />

Ceteris Paribus Maximierung bzw. M<strong>in</strong>imierung stattf<strong>in</strong>det, ist e<strong>in</strong>e Maximierung<br />

auf Basis des totalen Differentials ebenso möglich. Hier wird als<br />

Notwendige Bed<strong>in</strong>gung das totale Differential wie im letzten Abschnitt bestimmt<br />

<strong>und</strong> gleich 0 gesetzt. Aus dieser Gleichung bestimmen sich dann die<br />

möglichen Extrema <strong>der</strong> Funktion.<br />

Beispiel (Ceteris Paribus):<br />

Zuerst wollen wir komplett losgelöst von praktischen Gesichtspunkten die<br />

folgende Funktion betrachten:<br />

f(x, y) = x 2 + y 2 + xy 2<br />

Die ersten Ableitungen bestimmen sich wie folgt:<br />

<br />

2 2x + y<br />

∇f(x, y) =<br />

2y + 2xy<br />

Diese ersten Ableitungen setzen wir gleich 0 <strong>und</strong> formen um.<br />

<br />

2x<br />

0<br />

=<br />

<br />

−y2 <br />

y(2x + 2)<br />

22


Man erkennt an <strong>der</strong> zweiten Gleichung, dass entwe<strong>der</strong> y = 0 o<strong>der</strong> x = −1<br />

se<strong>in</strong> muss. Für y = 0 folgt als Lösung direkt, dass auch x = 0 ist. Für x = −1<br />

lautet die erste Gleichung: −2 = −y 2 <strong>und</strong> somit gilt: y 2 = 2.Dies bedeutet<br />

aber, dass es zwei Lösungen gibt: y1 = √ 2 <strong>und</strong> y2 = − √ 2 Zu überprüfen ist<br />

nun nur noch, ob es sich bei den bestimmten möglichen Extrema tatsächlich<br />

um welche handelt <strong>und</strong> sollte dies <strong>der</strong> Fall se<strong>in</strong>, ob Maxima o<strong>der</strong> M<strong>in</strong>ima<br />

vorliegen. Hierzu bestimmen wir die zweiten Ableitungen <strong>der</strong> Funktion <strong>und</strong><br />

setzen <strong>in</strong> diese die potentiellen Extremstellen e<strong>in</strong>.<br />

<br />

2 2y<br />

Hf(x, y) =<br />

2y 2 + 2x<br />

<br />

2 0<br />

Hf(0, 0) =<br />

0 2<br />

Da sowohl <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ke obere E<strong>in</strong>trag dieser Matrix sowie die Determ<strong>in</strong>ante<br />

positiv s<strong>in</strong>d, ist die Matríx positiv def<strong>in</strong>it <strong>und</strong> es liegt e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum vor.<br />

Hf(−1, √ √<br />

2 2 2<br />

2) =<br />

2 √ <br />

2 0<br />

Hier ist das l<strong>in</strong>ke obere Element positiv <strong>und</strong> die Determ<strong>in</strong>ante negativ. Aufgr<strong>und</strong><br />

dieser Tatsache ist die Matrix <strong>in</strong>def<strong>in</strong>it, es liegt also ke<strong>in</strong> Extremum<br />

vor.<br />

Hf(−1, − √ 2) =<br />

2 −2 √ 2<br />

−2 √ 2 0<br />

Hier s<strong>in</strong>d wie<strong>der</strong> sowohl das l<strong>in</strong>ke obere Element als auch die Determ<strong>in</strong>ante<br />

positiv <strong>und</strong> somit ist die Matrix positiv def<strong>in</strong>it. Es liegt also an <strong>der</strong> gerade<br />

betrachteten Stelle ebenfalls e<strong>in</strong> Extremum, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum vor.<br />

Anwendungsbeispiel (Totales Differential):<br />

Während man bei den beiden obigen Beispielen die Lösungen explizit ausrechnen<br />

konnte, bietet e<strong>in</strong>e Extremwertbestimmung auf Basis des totalen<br />

Differentials lediglich die Möglichkeit, e<strong>in</strong>e Bed<strong>in</strong>gung herzuleiten, die erfüllt<br />

se<strong>in</strong> muss, damit e<strong>in</strong> Extremum vorliegt. In dem Fall, dass die betrachtete<br />

Funktion lediglich von e<strong>in</strong>er Variablen abhängt, wird das selbe Ergebnis bestimmt<br />

wie bei e<strong>in</strong>er Extremwertberechnung nach obigem Beispiel.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist es auch im Fall e<strong>in</strong>er Funktion <strong>in</strong> mehreren Verän<strong>der</strong>lichen aus<br />

Sicht <strong>der</strong> <strong>VWL</strong> akzeptabel, sich nur mit e<strong>in</strong>er Bed<strong>in</strong>gung zufrieden geben zu<br />

müssen, da, wie bereits erwähnt, zumeist bereits klar ist ob e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum<br />

o<strong>der</strong> Maximum vorliegt <strong>und</strong> lediglich e<strong>in</strong>e Bed<strong>in</strong>gung gesucht wird, die sicherstellt,<br />

dass dieses Extremum auch angenommen wird.<br />

23


Im beson<strong>der</strong>en wollen wir hier das Beispiel <strong>der</strong> Cobb-Douglas-Produktionsfunktion<br />

aus dem Kapitel über das totale Differential wie<strong>der</strong> aufgreifen <strong>und</strong> genauer<br />

betrachten. Die Cobb-Douglas-Produktionsfunktion ist dabei gegeben als:<br />

Y = K β L 1−β<br />

Bestimmt man zu dieser Funktion das totale Differential <strong>und</strong> setzt dieses<br />

gleich 0 so erhält man:<br />

0 = βK β−1 L 1−β dK + (1 − β)K β L −β dL = βk β−1 dK + (1 − β)k β dL<br />

Br<strong>in</strong>gt man den zweiten Term auf die an<strong>der</strong>e Seite <strong>und</strong> löst nach dK auf, so<br />

dL<br />

erhält man:<br />

βk β−1 dK = (β − 1)k β dL<br />

dK<br />

dL<br />

dK<br />

dL<br />

= (β − 1)kβ<br />

βk β−1<br />

(β − 1)<br />

= k<br />

β<br />

Da β zwischen 0 <strong>und</strong> 1 liegt, k allerd<strong>in</strong>gs (zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em s<strong>in</strong>nvollen<br />

volkswirtschaftlichem Kontext) stets positiv ist, ist <strong>der</strong> gesamte Ausdruck dK<br />

dL<br />

negativ. Entsprechend wurde durch diese Aufgabe gezeigt, dass im Optimum<br />

e<strong>in</strong>e Erhöhung des Faktors Arbeit stets e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung des Faktors Kapital<br />

nach sich zieht.<br />

24


2.3.2 Lagrange-Multiplikatoren<br />

Erweitert man den Optimierungsansatz aus dem letzten Kapitel, so dass<br />

auch Nebenbed<strong>in</strong>gungen betrachtet werden können, benötigt man so genannte<br />

Lagrange-Multiplikatoren als Hilfsmittel. Bevor <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz dieser Multiplikatoren<br />

<strong>und</strong> ihre Bedeutung allerd<strong>in</strong>gs beschrieben wird, soll die Problemstellung<br />

kurz praktisch motiviert werden. Wie bereits angesprochen, ist das<br />

Ziel <strong>der</strong> <strong>VWL</strong>, Möglichkeiten aufzuzeigen wie verschiedene Probleme optimal<br />

gelöst werden können. Als Beispiel soll an dieser Stelle die Arbeitslosigkeit<br />

dienen. Das Ziel sollte es se<strong>in</strong> die Arbeitslosigkeit so ger<strong>in</strong>g wie möglich zu<br />

halten. Gehen wir an dieser Stelle davon aus, dass es ke<strong>in</strong>e natürliche Arbeitslosigkeit<br />

gibt; je<strong>der</strong> will theoretisch arbeiten, manche können es aber<br />

nicht. Dann ist das Ziel, e<strong>in</strong>e Arbeitslosenquote von 0 zu erreichen. E<strong>in</strong>e<br />

Möglichkeit, die Arbeitslosenquote zu senken, ist durch Beschäftigungen, die<br />

vom Staat f<strong>in</strong>anziert werden. Ist <strong>der</strong> Staat unbeschränkt, so kann er gerade<br />

soviel Arbeitsplätze anbieten, dass je<strong>der</strong> Arbeitslose e<strong>in</strong>en bekommt <strong>und</strong><br />

die Arbeitslosenquote somit 0 erreicht. Realistisch gesehen ist dies allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht möglich, da dem Staat nur e<strong>in</strong> bestimmtes Budget zur Verfügung steht,<br />

um gegen die Arbeitslosigkeit vorzugehen. Dieses Budget ist ger<strong>in</strong>ger als dasjenige,<br />

welches benötigt würde, um alle Arbeitslosen mit Jobs auszustatten.<br />

E<strong>in</strong>e Optimierung f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> diesem Fall unter <strong>der</strong> Nebenbed<strong>in</strong>gung des Budgetrahmens<br />

statt.<br />

Verlässt man die praktische Ebene wie<strong>der</strong>, so stellt sich die Frage wie die<br />

Nebenbed<strong>in</strong>gung s<strong>in</strong>nvoll <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Optimierungsproblem e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en werden<br />

kann. In e<strong>in</strong>em ersten Schritt betrachten wir dazu die sogenannte Lagrangefunktion<br />

L(x, y, λ) 4 . Hierbei beschreibt f(x, y) die zu maxi- / m<strong>in</strong>imierende<br />

ursprüngliche Funktion <strong>und</strong> g(x, y) die Gleichung <strong>der</strong> Nebenbed<strong>in</strong>gung. Die<br />

Lagrangefunktion ist dann gegeben als:<br />

L(x, y, λ) = f(x, y) + λ ∗ g(x, y)<br />

Die Notwendige Bed<strong>in</strong>gung ersetzt sich durch:<br />

dL<br />

(x, y, λ) = 0<br />

dx<br />

dL<br />

(x, y, λ) = 0<br />

dy<br />

dL<br />

(x, y, λ) = 0<br />

dλ<br />

4 Zur Vere<strong>in</strong>fachung wurden nur die Variablen x <strong>und</strong> y betrachtet. Die e<strong>in</strong>zelnen Gleichungen<br />

s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs beliebig erweiterbar.<br />

25


Die Lösungen dieses Gleichungssystems s<strong>in</strong>d dann auch wie<strong>der</strong> mögliche Extrema<br />

<strong>der</strong> Funktion. Im Gegensatz zu <strong>der</strong> Extremwertberechnung ohne Nebenbed<strong>in</strong>gung<br />

gibt es allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>reichende Bed<strong>in</strong>gung im eigentlichen<br />

S<strong>in</strong>n. Stattdessen bestimmt man die Funktionalmatrix <strong>der</strong> Nebenbed<strong>in</strong>gung:<br />

<br />

dg dg<br />

F (x, y) =<br />

dx dy<br />

Setzt man die möglichen Extremwerte <strong>in</strong> diese Matrix e<strong>in</strong> <strong>und</strong> die Matrix hat<br />

maximalen Rang, 5 so s<strong>in</strong>d diese Punkte zulässig; ansonsten handelt es sich<br />

um ke<strong>in</strong>e Extrema. Analog zu <strong>der</strong> H<strong>in</strong>reichenden Bed<strong>in</strong>gung ist dieser Schritt<br />

<strong>in</strong> nahezu allen praktischen <strong>Anwendungen</strong> erlässlich, da <strong>der</strong> Volkswirt se<strong>in</strong>e<br />

Ausgangsfunktionen zumeist so wählt, dass alle Ergebnisse zulässig s<strong>in</strong>d. Die<br />

übrig gebliebenen Punkte setzt man abschließend <strong>in</strong> die Ausgangsfunktion<br />

f(x, y) e<strong>in</strong>. Bei denjenigen mit e<strong>in</strong>em größeren Funktionswert handelt es sich<br />

um Maxima, bei denen mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>eren Funktionswert handelt es sich<br />

um M<strong>in</strong>ima.<br />

Soweit das Arbeiten mit e<strong>in</strong>er Nebenbed<strong>in</strong>gung, sollten weitere Nebenbed<strong>in</strong>gungen<br />

h<strong>in</strong>zukommen, so dass zum Beispiel e<strong>in</strong>e Optimierung <strong>der</strong> Funktion<br />

f(x, y, z) unter den Nebenbed<strong>in</strong>gungen g1(x, y, z) <strong>und</strong> g2(x, y, z) stattf<strong>in</strong>det,<br />

so än<strong>der</strong>t sich die Lagrangefunktion zu:<br />

L(x, y, z, λ1, λ2) = f(x, y, z) + λ1 ∗ g1(x, y, z) + λ2 ∗ g2(x, y, z)<br />

<strong>und</strong> die Notwendige Bed<strong>in</strong>gung ersetzt sich durch:<br />

dL<br />

(x, y, z) = 0<br />

dx<br />

dL<br />

(x, y, z) = 0<br />

dy<br />

dL<br />

(x, y, z) = 0<br />

dz<br />

dL<br />

(x, y, z) = 0<br />

dλ1<br />

dL<br />

(x, y, z) = 0<br />

dλ2<br />

Die Funktionalmatrix <strong>der</strong> Nebenbed<strong>in</strong>gungen lautet dann:<br />

<br />

F (x, y, z) =<br />

<br />

dg1<br />

dx<br />

dg2<br />

dx<br />

5 An dieser Stelle soll nicht näher auf die Rangberechnung e<strong>in</strong>er Matrix e<strong>in</strong>gegangen<br />

werden.<br />

26<br />

dg1<br />

dy<br />

dg2<br />

dy<br />

dg1<br />

dz<br />

dg2<br />

dz


Das Verfahren als solches än<strong>der</strong>t sich allerd<strong>in</strong>gs nicht <strong>und</strong> sollten noch weitere<br />

Nebenbed<strong>in</strong>gungen zu berücksichtigen se<strong>in</strong>, so s<strong>in</strong>d wie oben die Lagrangefunktion<br />

<strong>und</strong> die Funktionalmatrix entsprechend zu erweitern.<br />

Beispiel:<br />

Als erstes motivierendes Beispiel wollen wir die Funktion f(x, y) = −x 2 −<br />

y 2 + 9 betrachten, die unter <strong>der</strong> Nebenbed<strong>in</strong>gung y = −x + 2 maximiert<br />

werden soll. Zuerst bestimmen wir die Lagrangefunktion zu diesem Problem:<br />

L(x, y, λ) = −x 2 − y 2 + 9 + λ(y + x − 2)<br />

Die Ableitungen <strong>der</strong> Lagrangefunktion s<strong>in</strong>d wie folgt gegeben:<br />

⎛<br />

−2x + λ<br />

⎞<br />

∇L(x, y, λ) = ⎝ −2y + λ<br />

y + x − 2<br />

⎠<br />

Diese Funktion setzen wir gleich 0:<br />

⎛<br />

−2x + λ<br />

⎞ ⎛<br />

⎝ −2y + λ<br />

y + x − 2<br />

⎠ = ⎝<br />

Setzt man die ersten beiden Gleichung gleich, so erkennt man, dass x = y gelten<br />

muss, während aus <strong>der</strong> dritten Gleichung folgt, dass y +x = 2 ist. Ersetzt<br />

man <strong>in</strong> <strong>der</strong> dritten Gleichung y durch x, so erhält man 2x = 2 <strong>und</strong> somit<br />

x = 1 <strong>und</strong> damit auch y = 1. Aus <strong>der</strong> ersten Gleichung ergibt sich dann für<br />

λ e<strong>in</strong> Wert von 2, auf dessen Bedeutung wir an dieser Stelle allerd<strong>in</strong>gs nicht<br />

näher e<strong>in</strong>gehen werden. Der Punkt (1,1) liefert e<strong>in</strong>en Zielfunktionswert von<br />

7. Da ke<strong>in</strong> Vergleichswert vorhanden ist, kann nicht direkt bestimmt werden<br />

ob es e<strong>in</strong> Maximum o<strong>der</strong> M<strong>in</strong>imum ist. Hierzu wählen wir e<strong>in</strong>en Vergleichswert.<br />

Unter an<strong>der</strong>em erfüllt <strong>der</strong> Punkt (0,2) ebenfalls die Nebenbed<strong>in</strong>gung.<br />

Berechnet man für ihn den Zielfunktionswert, so erhält man 5. Da dieser<br />

Vergleichswert kle<strong>in</strong>er als <strong>der</strong> Wert des möglichen Extremums ist, handelt es<br />

sich bei dem Extremum um e<strong>in</strong> Maximum. Anwendungsbeispiel:<br />

Um uns wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> wenig mehr mit <strong>der</strong> Praxis zu beschäftigen, wollen wir<br />

e<strong>in</strong> Beispiel aus <strong>der</strong> Mikroökonomie aufgreifen. Wir betrachten die Produk-<br />

tionsfunktion e<strong>in</strong>es Gutes x mit den Inputfaktoren v1 <strong>und</strong> v2: x = v α 1 v β<br />

2 .<br />

Die möglichen Komb<strong>in</strong>ationen <strong>der</strong> Produktion werden durch e<strong>in</strong>e für die Gesamtproduktion<br />

zur Verfügung stehendes Budget K = p1v1+p2v2 beschränkt.<br />

Hierbei s<strong>in</strong>d p1 <strong>und</strong> p2 die Preise für die beiden Inputfaktoren. Wählt man<br />

beispielhaft die Parameter α = 0, 5 <strong>und</strong> β = 0, 3 <strong>und</strong> setzt ferner die Preise<br />

als p1 = 2 <strong>und</strong> p2 = 3, so erhält man für e<strong>in</strong> Budget von 1000 das folgende<br />

27<br />

0<br />

0<br />

0<br />

⎞<br />


Problem:<br />

Max. x(v1, v2) = v 0,5<br />

1 v 0,3<br />

2<br />

so dass 1000 = 2v1 + 3v2<br />

Die zu diesem Problem zugehörige Lagrangefunktion lautet:<br />

L(v1, v2, λ) = v 0,5<br />

1 v 0,3<br />

2 + λ(2v1 + 3v2 − 1000)<br />

<strong>und</strong> ihre Ableitungen s<strong>in</strong>d gegeben als:<br />

⎛<br />

0, 5v −0,5<br />

1<br />

v 0,3<br />

2 + 2λ<br />

⎞<br />

∇L(v1, v2, λ) = ⎝ 0, 3v 0,5<br />

1 v −0,7<br />

2 + 3λ ⎠<br />

2v1 + 3v2 − 1000<br />

Setzt man diese Ableitungen gleich 0 <strong>und</strong> teilt die erste Gleichung durch 2<br />

<strong>und</strong> die zweite Gleichung durch 3, so erhält man:<br />

⎛<br />

0, 25v<br />

⎝<br />

−0,5<br />

1 v 0,3 ⎞ ⎛<br />

2<br />

⎠ = ⎝<br />

−λ<br />

−λ<br />

1000<br />

⎞<br />

⎠<br />

0, 1v 0,5<br />

1 v −0,7<br />

2<br />

2v1 + 3v2<br />

Aus den ersten beiden Gleichungen folgt, dass 0, 25v −0,5<br />

1<br />

<strong>und</strong> somit 2, 5v 0,3<br />

2<br />

= v1v −0,7<br />

2<br />

v 0,3<br />

2<br />

= 0, 1v 0,5<br />

1 v −0,7<br />

2<br />

dies bedeutet aber, dass gilt: 2, 5v2 = v1. Dies<br />

kann man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nächsten Schritt für v1 <strong>in</strong> die dritte Gleichung e<strong>in</strong>setzen,<br />

so dass man 1000 = 5v2 +3v2 = 8v2 erhält. Ausgerechnet ergibt dies v2 = 125<br />

<strong>und</strong> setzt man dies <strong>in</strong> die zuvor bestimmte Gleichung e<strong>in</strong>, so erhält man v1 =<br />

312, 5. Die ursprüngliche erste Gleichung liefert dann für λ den Wert 0,0602.<br />

Dieser Wert - das λ - gibt an, wieviel E<strong>in</strong>heiten des zu produzierenden Gutes<br />

bei e<strong>in</strong>er Abweichung um e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit von <strong>der</strong> Budgetgeraden zusätzlich<br />

hergestellt werden können. Daher wird λ auch als Schattenpreis bezeichnet.<br />

28


2.4 Elastizität<br />

Während man die Ableitung zum Beispiel e<strong>in</strong>er Produktionsfunktion nach<br />

dem Kapital K auch so auffassen kann, dass durch sie angegeben wird, um<br />

wieviel E<strong>in</strong>heiten sich Y erhöht, wenn man das Kapital um e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit<br />

erhöht, so gibt es noch e<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit, solche E<strong>in</strong>flüsse zu messen.<br />

Dies geschieht durch die Elastizität. Die Elastizität e<strong>in</strong>er Funktion f(x) an<br />

<strong>der</strong> Stelle x0 gibt an, um wieviel Prozent sich f än<strong>der</strong>t wenn man die Variable<br />

x ausgehend von x0 um e<strong>in</strong> Prozent erhöht. Die Elastizität berechnet sich wie<br />

folgt:<br />

Ef,x = ɛf (x) = x f ′ (x)<br />

f (x)<br />

Beispiel:<br />

Seien e<strong>in</strong>e Funktion <strong>und</strong> ihre erste Ableitung wie folgt gegeben:<br />

p(t) = exp(t 2 ) <strong>und</strong> p ′ (t) = 2t ∗ exp(t 2 )<br />

Dann berechnet sich die Elastizität <strong>der</strong> Funktion p als:<br />

ɛp (t) = t p′ (t)<br />

p (t) = t2t ∗ exp(t2 )<br />

exp(t2 )<br />

= t ∗ 2t = 2t2<br />

Liegt die Elastizität zwischen -1 <strong>und</strong> 1 so sagt man auch, dass die Funktion<br />

unelastisch ist. Ist die Elastizität h<strong>in</strong>gegen größer als 1 o<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>er als -1,<br />

so sagt man, dass die Funktion elastisch ist. Um zu verstehen, was das im<br />

E<strong>in</strong>zelnen bedeutet betrachten wir das folgende Beispiel:<br />

Anwendungsbeispiel 1:<br />

Betrachten wir e<strong>in</strong>e Produktionsfunktion: Y = lnX<br />

Für die Elastizität gilt dann:<br />

Ef,x = x 1/X<br />

lnX<br />

= 1<br />

lnX<br />

Anwendungsbeispiel 2:<br />

Größen, mit denen man sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mikroökonomie beschäftigt,<br />

die <strong>in</strong> ihrer aggregierten Form allerd<strong>in</strong>gs auch für die Makroökonomie <strong>in</strong>teressant<br />

s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d die Angebots- <strong>und</strong> Nachfrageelastizitäten. Seien Angebots<strong>und</strong><br />

Nachfragefunktion wie folgt gegeben (P gibt hierbei den Preis des betrachteten<br />

Gutes an):<br />

QA(P ) = 8 − 2P<br />

QN(P ) = 2 + 0, 5P<br />

29


So berechnen sich die entsprechenden Elastizitäten folgen<strong>der</strong>massen:<br />

−2<br />

ɛQA (P ) = P<br />

8 − 2P<br />

0, 5<br />

ɛQN (P ) = P<br />

2 + 0, 5P<br />

= −2P<br />

8 − 2P<br />

= 0, 5P<br />

2 + 0, 5P<br />

Bei <strong>der</strong> Nachfrageelastizität kann man erkennen, dass <strong>der</strong> Zähler stets kle<strong>in</strong>er<br />

ist als <strong>der</strong> Nenner, somit ist die Elastizität stets positiv (da P positiv<br />

ist) <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>er als 1. Die Nachfrage reagiert also stets unelastisch. Bei <strong>der</strong><br />

Angebotselastizität erkennt man, dass hier <strong>der</strong> Zähler stets größer ist als <strong>der</strong><br />

Nenner, entsprechend reagiert das Angebot stets elastisch auf Preisän<strong>der</strong>ungen.<br />

Es ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e erwähnenswert, dass für beliebige Angebots- <strong>und</strong><br />

Nachfragefunktionen <strong>der</strong> obigen Form diese Aussagen bestehen bleiben.<br />

Anwendungsbeispiel 3:<br />

Wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal betrachten wir den üblichen Verdächtigen, die Cobb-Douglas-<br />

Produktionsfunktion. Berechnet man die Elastizität von Y bzgl. K so erhält<br />

man:<br />

EY,K = ɛY (K, L) = K βKβ−1 L 1−β<br />

K β L 1−β<br />

= β<br />

Um dieses Ergebnis besser verstehen zu können greifen noch e<strong>in</strong>mal kurz auf<br />

die Cobb-Douglas-Produktionsfunktion zurück <strong>und</strong> logarithmieren diese:<br />

lnY (K, L) = βlnK + (1 − β)lnL<br />

Nach lnK abgeleitet ergibt dies gerade β. Dies heißt aber, dass:<br />

dlnY<br />

(K, L) = β<br />

dlnK<br />

Dies kann man aber <strong>in</strong> Anlehnung an das entsprechende Kapitel auch als<br />

Wachstumsrate auffassen. Allgeme<strong>in</strong>er gilt sogar, dass die Wachstumsrate<br />

<strong>der</strong> Funktion f bzgl. x sich bestimmen lässt als:<br />

dln(f(x)) dln(f(x)) dx dln(f(x)) dx<br />

= =<br />

dln(x) dln(x) dx dx dlnx =<br />

f ′ −1 (x) dlnx<br />

=<br />

f(x) dx<br />

f ′ −1 (x) 1<br />

=<br />

f(x) x<br />

f ′ (x)<br />

x = ɛf(x)<br />

f(x)<br />

Während <strong>in</strong> Kapitel 1.3 diskrete Wachstumsraten betrachtet wurden erkennt<br />

man an diesem Beispiel, dass die Elastizität das stetige Pendant dazu ist.<br />

30


2.5 Differentialgleichungen<br />

Im folgenden Abschnitt wollen wir uns mit den e<strong>in</strong>fachsten Formen von Differentialgleichungen<br />

beschäftigen. Auch hierbei stellt sich die Frage nach dem<br />

praktischen S<strong>in</strong>n <strong>und</strong> Zweck dieser Sache. Während <strong>in</strong> <strong>der</strong> gr<strong>und</strong>legenden<br />

<strong>VWL</strong> wenig bis ke<strong>in</strong>e Differentialgleichungen vorkommen, ist jedoch lediglich<br />

<strong>der</strong> Schritt h<strong>in</strong> zur Wachstumstheorie notwendig, um e<strong>in</strong> breites Anwendungsfeld<br />

für Differentialgleichungen zu f<strong>in</strong>den. So ist es <strong>in</strong> <strong>der</strong> neoklassische<br />

Wachstumstheorie <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das sogenannte SOLOW-Wachstummodell ,<br />

welches zur Bestimmung des langfristigen Pro-Kopf-E<strong>in</strong>kommens e<strong>in</strong>em die<br />

Fähigkeit abverlangt, e<strong>in</strong>e Bernoulli-Differentialgleichung lösen zu können.<br />

Anstatt allerd<strong>in</strong>gs direkt bei Bernoulli-Differentialgleichungen e<strong>in</strong>zusteigen,<br />

sollte man sich Schritt für Schritt darauf h<strong>in</strong>arbeiten.<br />

Wie auch <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en Abschnitten soll allerd<strong>in</strong>gs zuerst geklärt werden,<br />

worum es sich bei e<strong>in</strong>er Differentialgleichung (DGL) überhaupt handelt. Bei<br />

e<strong>in</strong>er DGL ist e<strong>in</strong>e Funktion X(t), kurz X, zu bestimmen, die allerd<strong>in</strong>gs nur<br />

<strong>in</strong>direkt gegeben ist. Insbeson<strong>der</strong>e ist e<strong>in</strong>e DGL e<strong>in</strong>e Funktion die abhängig<br />

ist von <strong>der</strong> Variablen t, <strong>der</strong> Funktion X <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er beliebigen Anzahl ihrer<br />

usw.. E<strong>in</strong>e DGL lässt sich somit schreiben als:<br />

Ableitungen dX<br />

dt , d2X d2t , d3X d3t f(t, X, dX<br />

dt , d2X d2 , ...) = 0<br />

t<br />

In dieser Form kann man allerd<strong>in</strong>gs wenig mit <strong>der</strong> Differentialgleichung anfangen.<br />

Wir betrachten daher zuerst nur den e<strong>in</strong>fachsten Fall e<strong>in</strong>er DGL. Bei<br />

<strong>der</strong> vorliegenden DGL handelt es sich um e<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>eare, homogene DGL ersten<br />

Grades mit konstanten Koeffizienten. L<strong>in</strong>ear heißt die DGL, weil sowohl<br />

X als auch dX e<strong>in</strong>e 1 als Exponenten haben. Homogen heißt die DGL, da<br />

dt<br />

auf <strong>der</strong> rechten Seite 0 steht. Wäre sie <strong>in</strong>homogen, dann würde dort e<strong>in</strong>e<br />

Funktion F (t) = 0 stehen. Ferner hat die DGL den Grad 1, da nur die erste<br />

Ableitung vorkommt. Entsprechend hätte e<strong>in</strong>e DGL, <strong>in</strong> <strong>der</strong> auch die zweite<br />

Ableitung vorkommt, den Grad zwei. Abschließend spricht man von konstanten<br />

Koeffizienten, weil die Ausdrücke, die vor X <strong>und</strong> dX stehen, Zahlen s<strong>in</strong>d.<br />

dt<br />

Sollten dort Funktionen p(t) <strong>und</strong> q(t) stehen, so würden ke<strong>in</strong>e konstanten<br />

Koeffizienten mehr vorliegen. Doch zurück zu unserer Ausgangs-DGL:<br />

dX<br />

dt<br />

+ aX = 0, a ∈ R<br />

Die Lösung dieser DGL lässt sich e<strong>in</strong>fach angeben als:<br />

X(t) = C0e ′−at , a ∈ R<br />

31


Hierbei ist C0 e<strong>in</strong>e Zahl, die <strong>in</strong> dieser allgeme<strong>in</strong>en Lösung <strong>der</strong> DGL nicht<br />

genauer bestimmt werden kann. Hierzu benötigt man e<strong>in</strong>e Anfangsbed<strong>in</strong>gung<br />

<strong>der</strong> Form X(0) = t0 um C0 genauer zu bestimmen. Wir wollen allerd<strong>in</strong>gs nicht<br />

genauer auf diesen Aspekt e<strong>in</strong>gehen.<br />

Der erste Schritt, diese DGL etwas allgeme<strong>in</strong>er zu gestalten, ist, dass man<br />

auf <strong>der</strong> rechten Seite anstelle <strong>der</strong> 0 e<strong>in</strong>e beliebige Zahl b zulässt, die nicht<br />

von t abhängt.<br />

dX<br />

+ aX = b, a, b ∈ R (2.1)<br />

dt<br />

Auch hier kann die Lösung <strong>der</strong> DGL relativ e<strong>in</strong>fach bestimmt werden <strong>und</strong><br />

lautet:<br />

X(t) = C0e ′−at + b<br />

, a, b ∈ R<br />

a<br />

Man erkennt, dass man für b=0 wie<strong>der</strong> genau das selbe Ergebnis bekommt<br />

wie für die homogene DGL.<br />

In e<strong>in</strong>em nächsten Schritt wollen wir die Voraussetzung von konstanten Koeffizienten<br />

aufheben. Hierzu kehren wir zu <strong>der</strong> homogenen Ausgangs-DGL<br />

zurück <strong>und</strong> ersetzen den Koeffizienten a durch die Funktion p(t):<br />

dX<br />

dt<br />

+ p(t)X = 0<br />

Um die Lösung dieser DGL zu bestimmen, kommt man nun nicht mehr herum,<br />

Integrale zu berechnen 6 . Insbeson<strong>der</strong>e ist die Lösung <strong>der</strong> DGL gegeben<br />

als:<br />

X(t) = C0e ′−R p(z)dz<br />

E<strong>in</strong> nächster Schritt ist es von DGL 2.1 auszugehen <strong>und</strong> auch anstelle von b<br />

e<strong>in</strong>e Funktion r(t) e<strong>in</strong>zuführen:<br />

dX<br />

dt<br />

+ p(t)X = r(t)<br />

Auch für die Lösung dieser Differentialgleichung ist es notwendig, Integrale<br />

zu berechnen. An <strong>der</strong> folgenden Lösung erkennt man deutlich, dass <strong>der</strong> erste<br />

Teil mit <strong>der</strong> Lösung <strong>der</strong> entsprechenden homogenen DGL übere<strong>in</strong>stimmt.<br />

Man nennt dies auch die homogene Lösung <strong>der</strong> DGL <strong>und</strong> den zweiten Teil<br />

<strong>der</strong> Lösung nennt man auch e<strong>in</strong>e partikuläre Lösung <strong>der</strong> DGL.<br />

X(t) = C0e ′−p(t) + e ′−p(t)<br />

<br />

e ′p(z) r(z)dz<br />

6 Auf Integralrechnung soll an dieser Stelle nicht e<strong>in</strong>gegangen werden, da diese Form<br />

von DGLs <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>VWL</strong> eher selten s<strong>in</strong>d.<br />

32


Greift man die DGL 2.1 nochmal auf, so kann man sie e<strong>in</strong> wenig erweitern,<br />

<strong>in</strong>dem man e<strong>in</strong>e Differentialgleichung <strong>der</strong> folgenden Form betrachtet:<br />

dX<br />

dt<br />

+ aX = bXβ<br />

In diesem Fall spricht man auch von e<strong>in</strong>er Bernoulli-Differentialgleichung.<br />

Für diesen Typ soll an dieser Stelle kurz dargestellt werden wie e<strong>in</strong>e solche<br />

Differentialgleichung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Differentialgleichung vom Typ 2.1 transformiert<br />

werden kann, so dass man zur Lösung auch die Lösung für 2.1 verwenden<br />

kann.<br />

Zuerst wird durch X β geteilt. Um diesen Schritt besser nachvollziehen zu<br />

können, ruft man sich <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung, dass teilen durch X β dasselbe ist, wie<br />

multiplizieren mit X −β , da X −β = 1<br />

X β . Die gesamte Gleichung wird entsprechend<br />

mit X −β mutlipliziert, was wie folgt aussieht:<br />

−β dX<br />

X<br />

dt + aXX−β = bX −β X β<br />

Nun sieht man bereits, dass sich das X −β <strong>und</strong> das X β auf <strong>der</strong> rechten Seite<br />

wegkürzen. Ferner lassen sich X <strong>und</strong> X −β zusammenfassen, da X = X 1 ist.<br />

Es folgt somit:<br />

−β dX<br />

X<br />

dt + aX1−β = b (2.2)<br />

Setzt man nun V = X1−β , so folgt mittels <strong>der</strong> Kettenregel <strong>und</strong> unter Beachtung,<br />

dass X = X(t) ist:<br />

dV<br />

dt<br />

1 dV<br />

1 − β dt<br />

dX<br />

= (1 − β)X−β<br />

dt<br />

dX<br />

=<br />

dt X−β<br />

Diesen Ausdruck kann man dann <strong>in</strong> Gleichung 2.2 e<strong>in</strong>setzen <strong>und</strong> erhält die<br />

folgende Differentialgleichung, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Form von Gleichung 2.1 vorliegt:<br />

1 dV<br />

1 − β dt<br />

+ aV = b<br />

Zum Abschluss mutlipliziert man die Gleichung noch mit (1 − β), so dass<br />

man das Ergebnis hiervon auf Basis von 2.1 bestimmen kann.<br />

dV<br />

dt<br />

+ a(1 − β)V = (1 − β)b ⇒<br />

V (t) = C0e ′−a(1−β)t + b<br />

a<br />

33


Um aus diesem Ergebnis die Lösung des ursprünglichen Problems X(t) zu<br />

bestimmen, macht man die oben angewendete Transformation V = X 1−β<br />

wie<strong>der</strong> rückgängig:<br />

X(t) 1−β = C0e ′−a(1−β)t + b<br />

X(t) =<br />

a ⇒<br />

<br />

C0e ′−a(1−β)t + b<br />

a<br />

1<br />

1−β<br />

Betrachtet man zu dieser Lösung die Startbed<strong>in</strong>gung X(0) = X0, so kann<br />

die Konstante C0 wie folgt bestimmt werden:<br />

<br />

X0 = C0 + b<br />

<br />

a<br />

X 1−β<br />

0 = C0 + b<br />

a<br />

C0 = X 1−β<br />

0<br />

− b<br />

a<br />

Beispiel (konstante Koeffizienten):<br />

Zuerst wollen wir den e<strong>in</strong>fachen Fall e<strong>in</strong>er l<strong>in</strong>earen Differentialgleichung mit<br />

konstanten Koeffizienten betrachten.<br />

dX<br />

dt<br />

= 3 − X, mit X(0) = 1<br />

Diese Differentialgleichung hat die allgeme<strong>in</strong>e Lösung:<br />

X(t) = C0e ′−t + 3<br />

Beachtet man weiterh<strong>in</strong> die gegebene Anfangsbed<strong>in</strong>gung X(0) = 1, so lässt<br />

sich <strong>der</strong> Parameter C0 wie folgt bestimmen:<br />

X(0) = C0e ′−0 + 3 = 1<br />

C0 + 3 = 1<br />

C0 = −2<br />

Hiermit ergibt sich die Lösung des speziellen Anfangswertproblems als:<br />

X(t) = −2e ′−t + 3<br />

Beispiel (nicht-konstante Koeffizienten):<br />

dX<br />

dt<br />

= 2t − tX, mit X(0) = 1<br />

34


Benutzt man die entsprechende Lösungsformel für e<strong>in</strong>e DGL mit nicht-konstanten<br />

Koeffizienten, so erhält man die folgende allgeme<strong>in</strong>e Lösung:<br />

X(t) = C0e −0,5t2<br />

+ e −0,5t2<br />

<br />

2ve 0,5v2<br />

dv<br />

X(t) = C0e −0,5t2<br />

+ 2e −0,5t2<br />

e 0,5t2<br />

X(t) = C0e −0,5t2<br />

+ 2<br />

Um den Parameter C0 bestimmen zu können, benutzen wir die Anfangsbed<strong>in</strong>gung<br />

X(0) = 1.<br />

X(0) = C0e −0,5∗02<br />

+ 2 = 1 ⇒ C0 + 2 = 1 ⇒ C0 = −1<br />

Damit ist die Lösung des Anfangswertproblems gegeben als:<br />

X(t) = −e ′−0,5t2<br />

+ 2<br />

Beispiel (Bernoulli-DGL):<br />

E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Beispiel für e<strong>in</strong>e Bernoulli-Differentialgleichung ist die folgende<br />

DGL:<br />

dX<br />

dt = X(t)2 − X(t), mit X(0) = 2<br />

Gemäß Lösungsformel ergibt sich:<br />

X(t) = C0e −t + 1 −1 =<br />

1<br />

C0e −t + 1<br />

Benutzt man nun auch hier die Anfangsbed<strong>in</strong>gung, so bestimmt sich <strong>der</strong><br />

Parameter C0 auf folgende Weise:<br />

X(0) =<br />

1<br />

C0e −0 + 1 = 2 ⇒ 1 = 2(C0 + 1) ⇒ C0 = −0, 5<br />

Somit lautet die spezielle Lösung des Anfangswertproblems:<br />

X(t) =<br />

1<br />

−0, 5e −t + 1<br />

= − 2<br />

e −t − 2<br />

Anwendungsbeispiel (Neoklassisches Wachstumsmodell):<br />

Nachdem nun das Pr<strong>in</strong>zip des Rechnens mit Differentialgleichungen e<strong>in</strong>igermassen<br />

veranschaulicht wurde, stellt sich die Frage nach Anwendungsmöglichkeiten<br />

dieser DGLs <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> <strong>VWL</strong>. Hierzu kann man sich merken,<br />

dass es mit DGLs sehr e<strong>in</strong>fach ist, Schw<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> Wachstumsvorgänge<br />

zu modellieren. Entsprechend ist das Haupte<strong>in</strong>satzgebiet <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>VWL</strong> die<br />

35


Konjunktur- <strong>und</strong> Wachstumstheorie. Wir werden uns <strong>in</strong> diesem Beispiel ebenfalls<br />

e<strong>in</strong> Beispiel aus <strong>der</strong> Wachstumstheorie anschauen. Insbeson<strong>der</strong>e ist dies<br />

das neoklassische Wachstumsmodell. Ausgangspunkt ist e<strong>in</strong>e Cobb-Douglas-<br />

Produktionsfunktion mit Harrod-neutralem technischen Fortschritt von dem<br />

Typ Y = K β (AL) 1−β . Dies kann man durch Anwendung <strong>der</strong> Hilfsmittel<br />

aus dem ersten Kapitel <strong>in</strong> Analogie zu dem dortigen Beispiel auch schreiben<br />

als y ′ = k ′β , wobei y ′ = Y das Pro-Kopf-BIP <strong>in</strong> Effizienze<strong>in</strong>heiten <strong>und</strong><br />

AL<br />

k ′ = K die Kapital<strong>in</strong>tensität <strong>in</strong> Effizienze<strong>in</strong>heiten bezeichnet. Ferner be-<br />

AL<br />

zeichnet man mit a die Wachstumsrate des technischen Fortschritts A <strong>und</strong><br />

mit n das Bevölkerungswachstum (Wachstum von L). Als Sparfunktion wird<br />

S = sY benutzt.<br />

In e<strong>in</strong>em nächsten Schritt betrachtet man die Gleichgewichtsbed<strong>in</strong>gung, dass<br />

das Grenzprodukt des Kapitals gleich den Ersparnissen se<strong>in</strong> muss: dK = S. dt<br />

Teilt man diese Gleichung durch AL um alles als Pro-Kopf-Größen <strong>in</strong> Effizienze<strong>in</strong>heiten<br />

zu bekommen, so erhält man:<br />

dK<br />

/AL = S/AL<br />

dt<br />

Setzt man auf <strong>der</strong> rechten Seite die Sparfunktion e<strong>in</strong> <strong>und</strong> rechnet die l<strong>in</strong>ke<br />

steht, so erhält man:<br />

Seite <strong>der</strong>art um, so dass dort dk′<br />

dt<br />

dk ′<br />

dt = sy′ − (n + a)k ′ = sk ′β − (n + a)k ′<br />

Hier erkennt man allerd<strong>in</strong>gs auf den ersten Blick, dass es sich um e<strong>in</strong>e Bernoulli-<br />

Differentialgleichung mit X(t) = k ′ handelt. Entsprechend kann man hierauf<br />

die oben hergeleitete Lösungsformel anwenden <strong>und</strong> erhält:<br />

k ′ (t) =<br />

<br />

C0e ′−(n+a)(1−β)t + s<br />

1<br />

1−β<br />

a + n<br />

Interessant ist für den Volkswirt <strong>in</strong> diesem Zusammenhang allerd<strong>in</strong>gs nicht<br />

nur dieses Ergebnis, son<strong>der</strong>n ausgehend von diesem Ergebnis kann man sich<br />

überlegen, wie sich die Kapital<strong>in</strong>tensität langfristig entwickelt. Zu diesem<br />

Zweck muss man auf das zurückgreifen, was am Anfang dieses Kapitels im<br />

Abschnitt über Grenzwerte diskutiert wurde. Insbeson<strong>der</strong>e betrachten wir<br />

hier den Grenzwert:<br />

lim<br />

t→∞ k′ (t)<br />

Will man diesen Grenzwert berechnen, so erkennt man, dass <strong>der</strong> Teil mit <strong>der</strong><br />

Exponentialfunktion, <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> großen Klammer steht, wegen se<strong>in</strong>em negativen<br />

Exponenten gegen 0 konvergiert <strong>und</strong> somit wegfällt. Da ke<strong>in</strong> weiteres t<br />

36


vorkommt, ist somit <strong>der</strong> Grenzwert bereits bestimmt <strong>und</strong> es gilt:<br />

lim<br />

t→∞ k′ 1<br />

s 1−β<br />

(t) =<br />

a + n<br />

Diesen Grenzwert bezeichnet man auch als Steady-State. Um dies kenntlich<br />

zu machen, bezeichnet man ihn mit k ′ #. Abschließend kann man noch diese<br />

Steady-State-Lösung <strong>in</strong> die Produktionsfunktion e<strong>in</strong>setzen <strong>und</strong> erhält als<br />

Steady-State-Lösung für das Pro-Kopf-BIP den Wert:<br />

y ′ # =<br />

<br />

s<br />

a + n<br />

β<br />

1−β<br />

37


2.6 Halbwertszeiten<br />

Halbwertszeiten haben weniger mit Differenzieren als mit allgeme<strong>in</strong>er Physik<br />

zu tun. Da wir allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> diesem Kapitel e<strong>in</strong>ige Beispiele diskutiert haben<br />

die <strong>in</strong> Bezug auf die <strong>in</strong> diesem Abschnitt vorgestellten Überlegungen relevant<br />

s<strong>in</strong>d, ist dieses Kapitel <strong>der</strong> ideale Ort, um über dieses Thema zu sprechen.<br />

Doch, wie kommt man von <strong>der</strong> physikalischen Halbwertszeit zu e<strong>in</strong>er volkswirtschaftlichen<br />

Halbwertszeit <strong>und</strong> was hat es überhaupt damit auf sich.<br />

Im wahrsten S<strong>in</strong>ne des Wortes handelt sich bei <strong>der</strong> Halbwertszeit um die<br />

Zeit, nach <strong>der</strong> sich e<strong>in</strong>e bestimmte Größe halbiert hat. In <strong>der</strong> Physik ist dies<br />

die Menge an radioaktivem Müll, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ökonomie Phänomene wie Arbeitslosigkeit<br />

o<strong>der</strong> technische Lücken. Wir wollen uns dem Thema zur besseren<br />

Erklärung zunächst über e<strong>in</strong> Beispiel näheren. In e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> vorhergehenden<br />

Anwendungsbeispiele wurde e<strong>in</strong>e von <strong>der</strong> Zeit abhängige Darstellung des<br />

Pro-Kopf-E<strong>in</strong>kommens hergeleitet <strong>und</strong> es wurde <strong>der</strong> Steady-State Wert für<br />

eben dieses bestimmt. Diese beiden Ergebnisse sollen hier kurz wie<strong>der</strong>gegeben<br />

werden:<br />

y ′ (t) =<br />

<br />

C0e ′−(n+a)(1−β)t + s<br />

y ′ # =<br />

a + n<br />

s<br />

a + n<br />

β<br />

1−β<br />

β<br />

1−β<br />

Da <strong>der</strong> Steady-State-Wert y ′ # erst nach e<strong>in</strong>er sehr sehr langen Zeit erreicht<br />

wird, kann es möglicherweise <strong>in</strong>teressant se<strong>in</strong> zu wissen, zu welchem Zeitpunkt<br />

t <strong>der</strong> Steady State Wert zum<strong>in</strong>dest zur Hälfte (sprich zu 50%) erreicht<br />

ist. Dies ist aber genau dann <strong>der</strong> Fall, wenn y ′ (t) = 0, 5∗y ′ # ist. Nun besteht<br />

38


die eigentliche Arbeit nur noch dar<strong>in</strong>, diese Gleichung nach t aufzulösen.<br />

<br />

C0e ′−(n+a)(1−β)t + s<br />

β<br />

β<br />

1−β<br />

s 1−β<br />

= 0, 5 ∗<br />

a + n<br />

a + n<br />

<br />

C0e ′−(n+a)(1−β)t + s<br />

<br />

= 0, 5<br />

a + n<br />

1−β<br />

<br />

s<br />

β ∗<br />

a + n<br />

C0e ′−(n+a)(1−β)t <br />

= 0, 5 1−β <br />

s<br />

β − 1 ∗<br />

a + n<br />

e ′−(n+a)(1−β)t = 1<br />

<br />

0, 5<br />

C0<br />

1−β <br />

s<br />

β − 1 ∗<br />

a + n<br />

<br />

1<br />

<br />

−(n + a)(1 − β)t = ln 0, 5<br />

C0<br />

1−β <br />

s<br />

β − 1 ∗<br />

a + n<br />

<br />

−(n + a)(1 − β)t = −ln(C0) + ln 0, 5 1−β <br />

s<br />

β − 1 + ln<br />

a + n<br />

Diese Gleichung lässt sich nun direkt nach t umstellen:<br />

<br />

1<br />

<br />

t = −<br />

−ln(C0) + ln 0, 5<br />

(n + a)(1 − β)<br />

1−β <br />

s<br />

β − 1 + ln<br />

a + n<br />

Auch wenn diese Formel e<strong>in</strong>em auf den ersten Blick wenig aufschlussreich<br />

ersche<strong>in</strong>t, so sieht man doch, dass man <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat exakt e<strong>in</strong>en Zeitpunkt<br />

bestimmen kann, zu dem die Hälfte des Steady-State-Pro-Kopf-E<strong>in</strong>kommens<br />

erreicht ist.<br />

39


Kapitel 3<br />

Matrizen<br />

3.1 E<strong>in</strong>führung<br />

Unter e<strong>in</strong>er m x n - Matrix versteht man e<strong>in</strong> Zahlenschema <strong>in</strong> <strong>der</strong> folgenden<br />

Form:<br />

⎛<br />

⎜<br />

A = ⎜<br />

⎝<br />

a1,1<br />

a2,1<br />

.<br />

a1,2<br />

a2,2<br />

.<br />

· · ·<br />

· · ·<br />

. ..<br />

a1,n<br />

a2,n<br />

.<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

am,1 am,2 · · · am,n<br />

Wenn man mit Matrizen arbeitet, spricht man oft auch von von den Spalten<br />

bzw. Zeilen <strong>der</strong> Matrix. Ferner heißen die Werte a1,1, am,n usw. E<strong>in</strong>träge o<strong>der</strong><br />

Elemente <strong>der</strong> Matrix A - <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die E<strong>in</strong>träge, bei denen <strong>der</strong> erste <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> zweite Index gleich s<strong>in</strong>d, nennt man Diagonalelemente z. B. a1,1, a5,5 o<strong>der</strong><br />

am,m.<br />

E<strong>in</strong>en Vektor <strong>in</strong> <strong>der</strong> normalen Schreibform:<br />

⎛ ⎞<br />

⎜<br />

v = ⎜<br />

⎝<br />

kann man auch als 1 x n Matrix auffassen.<br />

E<strong>in</strong>e Matrix, <strong>in</strong> <strong>der</strong> alle Elemente außer den Diagonalelementen Null s<strong>in</strong>d,<br />

nennt man auch Diagonalmatrix <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Matrix, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sämtliche Elemente<br />

Null s<strong>in</strong>d, heißt Nullmatrix. Ferner nennt man e<strong>in</strong>e Matrix, die die gleiche<br />

Anzahl Spalten wie Zeilen besitzt, quadratisch.<br />

40<br />

v1<br />

v2<br />

.<br />

vn<br />

⎟<br />


Matrizenaddition<br />

Zwei Matrizen können nur dann addiert werden, wenn beide die gleiche Anzahl<br />

von Zeilen <strong>und</strong> die gleiche Anzahl von Spalten aufweisen. Ist diese Voraussetzung<br />

erfüllt, so wird die Addition wie folgt komponentenweise durchgeführt.<br />

⎛<br />

⎞ ⎛<br />

⎞ ⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

a1,1 · · · a1,n<br />

.<br />

. .. .<br />

am,1 · · · am,n<br />

⎟ ⎜<br />

⎠+ ⎝<br />

b1,1 · · · b1,n<br />

.<br />

. .. .<br />

bm,1 · · · bm,n<br />

⎟ ⎜<br />

⎠ = ⎝<br />

a1,1 + b1,1 · · · a1,n + b1,n<br />

.<br />

. .. .<br />

am,1 + bm,1 · · · am,n + bm,n<br />

Matrizenmultiplikation<br />

Multiplikation e<strong>in</strong>er Matrix A mit e<strong>in</strong>er Zahl k<br />

⎛<br />

⎜<br />

k ∗ A = k ∗ ⎝<br />

a1,1<br />

.<br />

· · ·<br />

. ..<br />

a1,n<br />

.<br />

⎞ ⎛<br />

⎟ ⎜<br />

⎠ = ⎝<br />

k ∗ a1,1<br />

.<br />

· · ·<br />

. ..<br />

k ∗ a1,n<br />

.<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

am,1 · · · am,n k ∗ am,1 · · · k ∗ am,n<br />

Dies bedeutet, dass bei dieser Art <strong>der</strong> Matrizenmultiplikation je<strong>der</strong> E<strong>in</strong>trag<br />

<strong>der</strong> Matrix mit <strong>der</strong> entsprechenden Zahl k multipliziert wird.<br />

Multiplikation e<strong>in</strong>er Matrix A mit e<strong>in</strong>em Vektor v<br />

⎛<br />

⎞ ⎛ ⎞ ⎛<br />

⎞<br />

⎜<br />

⎝<br />

a1,1 · · · a1,n<br />

.<br />

. .. .<br />

am,1 · · · am,n<br />

⎟ ⎜<br />

⎠ ∗ ⎝<br />

v1<br />

.<br />

vn<br />

⎟ ⎜<br />

⎠ = ⎝<br />

a1,1 ∗ v1 + · · · + a1,n ∗ vn<br />

.<br />

am,1 ∗ v1 + · · · + am,n ∗ vn<br />

Multiplikation von zwei Matrizen A <strong>und</strong> B<br />

Um zwei Matrizen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> multiplizieren zu können (also A ∗ B ausrechnen),<br />

muss die Anzahl <strong>der</strong> Spalten von Matrix A mit <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong><br />

Zeilen von Matrix B übere<strong>in</strong>stimmen. Insbeson<strong>der</strong>e gilt hier für die Matrix<br />

C = A ∗ B, dass C die gleiche Anzahl von Zeilen hat wie Matrix A <strong>und</strong><br />

die gleiche Anzahl von Spalten wie Matrix B. Beson<strong>der</strong>s muss man bei <strong>der</strong><br />

Multiplikation von zwei Matrizen darauf achten, dass für beliebige Matrizen<br />

A <strong>und</strong> B die Produkte A ∗ B <strong>und</strong> B ∗ A meist nicht gleich s<strong>in</strong>d. Es gilt also:<br />

A ∗ B = B ∗ A<br />

Für diese Rechenregeln s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e direkten wirtschaftlichen <strong>Anwendungen</strong><br />

vorhanden. Im Rahmen von späteren Abschnitten werden die hier angesprochenen<br />

Regeln allerd<strong>in</strong>gs wie<strong>der</strong> benötigt. E<strong>in</strong> Beispiel ist das Leontieff-<br />

Model, auf welches im übernächsten Kapitel e<strong>in</strong>gegangen wird.<br />

41<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎞<br />

⎟<br />


3.2 Determ<strong>in</strong>anten<br />

Genauso wie die Matrixmultiplikation im letzten Kapitel, haben auch Determ<strong>in</strong>anten<br />

ke<strong>in</strong>e direkte Anwendungsmöglichkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirtschaftswissenschaft.<br />

Determ<strong>in</strong>anten können allerd<strong>in</strong>gs als Hilfsmittel o<strong>der</strong> Indikatoren <strong>in</strong><br />

verschiedenen Bereichen zur Anwendung kommen.<br />

Bevor man allerd<strong>in</strong>gs die Anwendungsmöglichkeiten von Determ<strong>in</strong>anten besprechen<br />

kann, ist zuerst zu klären, wie e<strong>in</strong>e Determ<strong>in</strong>ante überhaupt berechnet<br />

wird. Wir benutzen hier <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>fachung wegen nicht die mathematische<br />

Schreibweise, son<strong>der</strong>n beschreiben die tatsächliche praktische Anwendung.<br />

Man beg<strong>in</strong>nt mit dem e<strong>in</strong>fachen Fall e<strong>in</strong>er Matrix mit 2 Zeilen <strong>und</strong><br />

2 Spalten.<br />

Beispiel:<br />

<br />

4 3<br />

det<br />

7 6<br />

<br />

a b<br />

det<br />

c d<br />

<br />

= ad − bc<br />

<br />

= 4 ∗ 6 − 3 ∗ 7 = 24 − 21 = 3<br />

Anstatt nun für jede mögliche Größe von Matrizen e<strong>in</strong>e Formel aufzustellen,<br />

soll geklärt werden, wie man größere Matrizen so umformen kann, dass am<br />

Ende immer nur 2x2-Matrizen zu berechnen s<strong>in</strong>d. Hierbei kann man e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches<br />

Verfahren nutzen, um die Determ<strong>in</strong>ante e<strong>in</strong>er nxn-Matrix als mehrere<br />

Determ<strong>in</strong>anten von (n-1)x(n-1)-Matrizen zu schreiben. Dieses Verfahren soll<br />

hier angegeben werden:<br />

1. Wähle e<strong>in</strong>e Spalte o<strong>der</strong> Zeile aus, <strong>in</strong> <strong>der</strong> möglichst viele Nullen stehen.<br />

Bei <strong>der</strong> Matrix:<br />

⎛<br />

0 0<br />

⎞<br />

−2<br />

A = ⎝ 2 −6 3 ⎠<br />

8 3 1<br />

wäre dies zum Beispiel die erste Zeile, da diese zwei Nullen enthält.<br />

2. Als nächstes addiert man alle Elemente <strong>der</strong> gewählten Zeile o<strong>der</strong> Spalte<br />

auf.<br />

In unserem Beispiel wäre das: 0+0+(-2)<br />

Die Elemente müssen vor dem zusammenrechnen allerd<strong>in</strong>gs noch jeweils<br />

mit e<strong>in</strong>em Vorzeichen multipliziert werden, dass sich aus dem<br />

folgendem Schema entnehmen lässt:<br />

+1 −1 +1<br />

−1 +1 −1<br />

+1 −1 +1<br />

42


Dieses Schema lässt sich für beliebig große <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>e Matrizen anpassen,<br />

wobei lediglich zu beachten ist, dass l<strong>in</strong>ks oben immer e<strong>in</strong>e +1<br />

steht <strong>und</strong> +1 <strong>und</strong> −1 sich abwechseln müssen.<br />

Betrachtet man zum Beispiel die obige Matrix A, so ist <strong>der</strong> −2 aus <strong>der</strong><br />

ersten Zeile e<strong>in</strong> +1 Vorzeichen zugeordnet o<strong>der</strong> <strong>der</strong> 3 aus <strong>der</strong> dritten<br />

Spalte ist e<strong>in</strong> −1 Vorzeichen zugeordnet.<br />

Für das Beispiel ergibt das: (+1)*0+(-1)*0+(+1)*(-2)<br />

Schließlich muss an jedes Element e<strong>in</strong>e gekürzte Determ<strong>in</strong>ante multipliziert<br />

werden. Diese gekürzte Determ<strong>in</strong>ante für e<strong>in</strong> Element ergibt<br />

sich, <strong>in</strong>dem aus <strong>der</strong> ursprünglichen Determ<strong>in</strong>ante die Zeile <strong>und</strong> Spalte<br />

gestrichen werden, <strong>in</strong> <strong>der</strong> das jeweilige Element steht.<br />

Für uns Beispiel bedeutet dies:<br />

<br />

<br />

−6 3<br />

2 3<br />

detA = (+1) ∗ 0 ∗ det<br />

+ (−1) ∗ 0 ∗ det<br />

3 1<br />

8 1<br />

<br />

2 −6<br />

+(+1) ∗ (−2) ∗ det<br />

8 3<br />

Die erste gekürzte Determ<strong>in</strong>ante ist entstanden, <strong>in</strong>dem die erste Zeile<br />

<strong>und</strong> erste Spalte <strong>der</strong> Ausgangsdeterm<strong>in</strong>ante entfernt wurden. Dies geschah,<br />

da die 0, die zu dieser Determ<strong>in</strong>ante gehört, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausgangsdeterm<strong>in</strong>ante<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Zeile <strong>und</strong> zweiten Spalte stand. Ensprechend<br />

entsteht die dritte gekürzte Determ<strong>in</strong>ante <strong>in</strong>dem die erste Zeile <strong>und</strong><br />

dritte Spalte <strong>der</strong> Ausgangsdeterm<strong>in</strong>ante entfernt wurden, da die −2 <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> ersten Zeile <strong>und</strong> dritte Spalte stand.<br />

Da es wie<strong>der</strong> Null ergibt, wenn man e<strong>in</strong>e Zahl mit Null multipliziert,<br />

können alle Teile, <strong>in</strong> denen 0 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausgangsdeterm<strong>in</strong>ante stand, weg-<br />

gelassen werden. Unser Beispiel wird damit zu:<br />

detA = (+1) ∗ (−2) ∗ det<br />

2 −6<br />

8 3<br />

Hieran wird ersichtlich, warum man e<strong>in</strong>e Zeile o<strong>der</strong> Spalte mit möglichst<br />

vielen Nullen wählen sollte: da entsprechend später weniger zu berechnen<br />

ist. Weiterh<strong>in</strong> sieht man, dass die Ausgangsdeterm<strong>in</strong>ante die Determ<strong>in</strong>ante<br />

e<strong>in</strong>er 3x3-Matrix war <strong>und</strong> dass das Ergebnis Determ<strong>in</strong>anten<br />

von 2x2-Matrizen s<strong>in</strong>d. Hat man nun aber größere Matrizen, so muss<br />

man das obige Verfahren möglicherweise mehrmals nache<strong>in</strong>an<strong>der</strong> anwenden.<br />

So reduziert man bei e<strong>in</strong>er 4x4-Matrix die Ausgangsdeterm<strong>in</strong>ante<br />

zuerst auf Determ<strong>in</strong>anten von 3x3-Matrizen <strong>und</strong> reduziert dann<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten Schritt jede Determ<strong>in</strong>ante e<strong>in</strong>er 3x3-Matrix auf Determ<strong>in</strong>anten<br />

von 2x2-Matrizen.<br />

43


Beispiel:<br />

B =<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

1 2 3 4<br />

0 3 2 7<br />

0 1 3 2<br />

0 −1 0 4<br />

Zur Berechnung <strong>der</strong> Determ<strong>in</strong>ante wählt man zuerst diejenige Zeile o<strong>der</strong><br />

Spalte mit den meisten Nullen. In diesem Fall ist das unter an<strong>der</strong>em die<br />

erste Spalte. Entsprechend kann man schreiben:<br />

detB =<br />

⎛<br />

1<br />

⎜<br />

det ⎜ 0<br />

⎝ 0<br />

2<br />

3<br />

1<br />

3<br />

2<br />

3<br />

⎞<br />

4<br />

7 ⎟<br />

2 ⎠<br />

2 −1 0<br />

⎛<br />

4<br />

3 2 7<br />

= (+1) ∗ 1 ∗ det ⎝ 1 3 2<br />

−1 0 4<br />

⎞<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎛<br />

⎠ + (−1) ∗ 2 ∗ det ⎝<br />

2 3 4<br />

3 2 7<br />

1 3 2<br />

Da die 1 aus <strong>der</strong> ersten Spalte <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Zeile steht, hat sie gemäß dem obigen<br />

Vorzeichenschema e<strong>in</strong>e (+1) als Vorzeichen. Ferner werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> gekürzten<br />

Determ<strong>in</strong>ante die erste Zeile <strong>und</strong> Spalte entfernt. Da die 2 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Spalte<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> vierten Zeile steht hat sie gemäß dem Vorzeichenschema e<strong>in</strong>e (-1)<br />

als Vorfaktor <strong>und</strong> die vierte Zeile <strong>und</strong> erste Spalte wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> folgenden<br />

Determ<strong>in</strong>ante gestrichen. Die restlichen Ausdrücke fallen weg, da <strong>der</strong> entsprechende<br />

E<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausgangsdeterm<strong>in</strong>ante 0 war.<br />

Auf jede <strong>der</strong> zwei entstandenen 3x3-Determ<strong>in</strong>anten wendet man das Schema<br />

nun erneut an.<br />

1.Fall:<br />

⎛<br />

detB1 = det ⎝<br />

3 2 7<br />

1 3 2<br />

−1 0 4<br />

= (+1) ∗ (−1) ∗ det<br />

⎞<br />

⎠<br />

2 7<br />

3 2<br />

= −(4 − 21) + 4(9 − 2) = 17 + 28 = 45<br />

wenn man die dritte Zeile zum Bearbeiten wählt.<br />

44<br />

<br />

<br />

3 2<br />

+ (+1) ∗ 4 ∗ det<br />

1 3<br />

<br />

⎞<br />


2.Fall:<br />

⎛<br />

2 3<br />

⎞<br />

4<br />

detB2 = det ⎝ 3 2 7 ⎠<br />

=<br />

1 3 2<br />

<br />

<br />

2 7<br />

3<br />

(+1) ∗ 2 ∗ det + (−1) ∗ 3 ∗ det<br />

3 2<br />

1<br />

<br />

3 2<br />

+(+1) ∗ 4 ∗ det<br />

1 3<br />

<br />

7<br />

2<br />

= 2(4 − 21) − 3(6 − 7) + 4(9 − 2) = 34 + 3 + 28 = 65<br />

wenn man die erste Zeile zum Entwickeln wählt.<br />

Diese beiden Ergebnisse setzt man dann <strong>in</strong> die Ausgangsrechnung e<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

erhält:<br />

detB = (+1) ∗ 1 ∗ 45 + (−1) ∗ 2 ∗ 65 = 45 − 130 = −85<br />

Die Frage, die man sich im Zusammenhang mit Determ<strong>in</strong>anten häufig stellt,<br />

ist diejenige, ob e<strong>in</strong>e Determ<strong>in</strong>ante gleich Null o<strong>der</strong> ungleich Null ist. Beim<br />

Bestimmen von Multiplikatoren trifft man noch Unterscheidungen, ob die<br />

hierbei auftretenden Determ<strong>in</strong>anten positiv o<strong>der</strong> negativ s<strong>in</strong>d.<br />

45


3.3 L<strong>in</strong>eare Gleichungssysteme <strong>und</strong> das Gauß-<br />

Verfahren<br />

Im letzten Kapitel im Rahmen <strong>der</strong> Extremwertberechnung war es bereits notwendig,<br />

Gleichungssysteme zu lösen. Dort wurde implizit unterstellt, dass <strong>der</strong><br />

Leser bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist, mit Gleichungssystemen umzugehen.Während<br />

das Lösen von beliebigen Gleichungssystemen nicht e<strong>in</strong>heitlich zu beschreiben<br />

ist <strong>und</strong> lediglich Anweisungen wie Auflösen nach e<strong>in</strong>er Variablen <strong>und</strong><br />

gleichsetzen gegeben werden können, gibt es für l<strong>in</strong>eare Gleichungssysteme<br />

(LGS) e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Verfahren zu ihrer Lösung. Bei diesem Verfahren handelt<br />

es sich um das sogenannte Gauß-Verfahren. Theoretisch gesehen besteht das<br />

Gauß-Verfahren aus e<strong>in</strong>er geeigneten Abfolge <strong>der</strong> nachfolgenden drei Schritte:<br />

1. Vertausche zwei Zeilen.<br />

2. Multipliziere e<strong>in</strong>e Zeile mit e<strong>in</strong>er Zahl (die ungleich 0 ist.)<br />

3. Addiere zwei Zeilen.<br />

Praktisch betrachtet wird allerd<strong>in</strong>gs das Gleichungssystem zuerst <strong>in</strong> Matrixform<br />

geschrieben. Aus dem folgenden LGS 1 :<br />

wird <strong>in</strong> Matrixschreibweise:<br />

⎛<br />

⎝<br />

a1,1x1 + a1,2x2 + a1,3x3 = b1<br />

a2,1x1 + a2,2x2 + a2,3x3 = b2<br />

a3,1x1 + a3,2x2 + a3,3x3 = b3<br />

a1,1 a1,2 a1,3<br />

a2,1 a2,2 a2,3<br />

a3,1 a3,2 a3,3<br />

⎞ ⎛<br />

⎠ ⎝<br />

x1<br />

x2<br />

x3<br />

⎞<br />

⎛<br />

⎠ = ⎝<br />

Ziel des Gauß-Verfahrens ist es nun, das LGS so umzuformen, dass es wie<br />

folgt aussieht. Dies heißt, dass die Matrix auf <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Seite e<strong>in</strong>e obere<br />

Dreiecksmatrix se<strong>in</strong> muss:<br />

⎛<br />

⎝<br />

d1,1 d1,2 d1,3<br />

0 d2,2 d2,3<br />

0 0 d3,3<br />

⎞ ⎛<br />

⎠ ⎝<br />

x1<br />

x2<br />

x3<br />

⎞<br />

⎠ = ⎝<br />

1 Der E<strong>in</strong>fachheit halber betrachten wir nur e<strong>in</strong> Gleichungssystem mit drei Gleichungen<br />

<strong>und</strong> drei Variablen.<br />

46<br />

⎛<br />

b1<br />

b2<br />

b3<br />

v1<br />

v2<br />

v3<br />

⎞<br />

⎠<br />

⎞<br />


Welche Form die Zahlen di,j <strong>und</strong> vi haben <strong>und</strong> ob sie ungleich 0 s<strong>in</strong>d, lässt<br />

sich im Vorh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> nicht sagen. Anstelle theoretisch zu erklären, wie das Verfahren<br />

im E<strong>in</strong>zelnen ablaufen soll, wird es anhand e<strong>in</strong>es Beispiels dargestellt.<br />

Beispiel:<br />

Im Folgenden werden wir das Gauß-Verfahren anwenden, wie es standardgemäß<br />

durchgeführt wird. Dies kann an e<strong>in</strong>igen Stellen zu e<strong>in</strong>em zusätzlichen<br />

Arbeitsaufwand führen, gewährleistet aber e<strong>in</strong>en Arbeitsablauf, <strong>der</strong> auch auf<br />

an<strong>der</strong>e Probleme <strong>in</strong> <strong>der</strong> gleichen Art angewendet werden kann. Wir betrach-<br />

ten das folgende LGS:<br />

⎛<br />

⎝<br />

0 4 7<br />

2 2 4<br />

3 6 9<br />

⎞ ⎛<br />

⎠ ⎝<br />

x1<br />

x2<br />

x3<br />

⎞<br />

⎛<br />

⎠ = ⎝<br />

Man beg<strong>in</strong>nt damit, das LGS so umzustellen, dass alle Zeilen, die mit e<strong>in</strong>er<br />

Null beg<strong>in</strong>nen als letzte Zeilen <strong>in</strong> dem LGS stehen. Entsprechend werden die<br />

erste <strong>und</strong> die dritte Zeile vertauscht.<br />

⎛<br />

⎝<br />

3 6 9<br />

2 2 4<br />

0 4 7<br />

⎞ ⎛<br />

⎠ ⎝<br />

x1<br />

x2<br />

x3<br />

⎞<br />

⎛<br />

⎠ = ⎝<br />

Anschließend wird die erste Zeile durch den Wert des ersten Elements (<strong>in</strong><br />

diesem Fall die 3) geteilt. Dies ergibt:<br />

⎛<br />

1<br />

⎝ 2<br />

2<br />

2<br />

⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

3 x1 1<br />

4 ⎠ ⎝ x2 ⎠ = ⎝ 2 ⎠<br />

0 4 7<br />

0<br />

Hierauf folgend wird von den nachfolgenden Zeilen die erste Zeile so oft abgezogen,<br />

bis jeweils e<strong>in</strong>e 0 an erster Stelle steht. In dem vorliegenden Fall<br />

wird die erste Zeile zweimal von <strong>der</strong> zweiten Zeile abgezogen, da an <strong>der</strong> ersten<br />

Stelle <strong>der</strong> zweiten Zeile e<strong>in</strong>e 2 steht. Von <strong>der</strong> dritten Zeile wird die erste<br />

Zeile nicht weiter abgezogen, da hier an <strong>der</strong> ersten Stelle bereits e<strong>in</strong>e 0 steht.<br />

Führt man diese Rechnungen durch, so erhält man:<br />

⎛<br />

⎝<br />

1 2 3<br />

0 −2 −2<br />

0 4 7<br />

x3<br />

⎞ ⎛<br />

⎠ ⎝<br />

x1<br />

x2<br />

x3<br />

⎞<br />

0<br />

2<br />

3<br />

3<br />

2<br />

0<br />

⎠ = ⎝<br />

Nun wechselt man zu <strong>der</strong> zweiten Zeile <strong>und</strong> betrachtet das zweite Element.<br />

Da dieses Element (-2) nicht 0 ist, muss diese Zeile nicht verschoben werden.<br />

47<br />

⎛<br />

⎞<br />

⎠<br />

⎞<br />

⎠<br />

1<br />

0<br />

0<br />

⎞<br />


Stattdessen kann direkt durch dieses Element geteilt werden, so dass das LGS<br />

die folgende Gestalt annimmt.<br />

⎛<br />

1<br />

⎝ 0<br />

2<br />

1<br />

⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

3 x1 1<br />

1 ⎠ ⎝ x2 ⎠ = ⎝ 0 ⎠<br />

0 4 7<br />

0<br />

Wie im Schritt zuvor, wird ausgehend von <strong>der</strong> zweiten Zeile von je<strong>der</strong> folgenden<br />

Zeile entsprechend viel abgezogen, so dass unterhalb <strong>der</strong> zweiten Zeile<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten Spalte nur Nullen stehen. Für unser Beispiel heißt dies, dass<br />

von <strong>der</strong> dritten Zeile viermal die zweite abgezogen wird.<br />

⎛<br />

⎝<br />

1 2 3<br />

0 1 1<br />

0 0 3<br />

⎞ ⎛<br />

⎠ ⎝<br />

x3<br />

x1<br />

x2<br />

x3<br />

⎞<br />

⎛<br />

⎠ = ⎝<br />

Man erkennt, dass die Matrix auf <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Seite e<strong>in</strong>e obere Dreiecksmatrix<br />

ist. Somit ist das Ziel des Gauß-Verfahrens erreicht. Im nächsten Schritt löst<br />

man das Gleichungssystem durch Rückwärtse<strong>in</strong>setzen.<br />

Die dritte Zeile liefert (nachdem durch 3 geteilt wurde) x3 = 0. Dies setzt<br />

man <strong>in</strong> die zweite Gleichung e<strong>in</strong>. Diese liefert dann das x2 = 0. Setzt man x2<br />

<strong>und</strong> x3 <strong>in</strong> die erste Gleichung e<strong>in</strong>, so liefert diese schließlich x1 = 1.<br />

Anwendungsbeispiel:<br />

E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Modell für e<strong>in</strong>e Volkswirtschaft, die lediglich aus Haushalten<br />

<strong>und</strong> Unternehmen besteht, liefert das so genannte Leontieff-Modell. Zur e<strong>in</strong>fachen<br />

Umsetzung des Modells gehen wir von e<strong>in</strong>er Volkswirtschaft aus, <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> 3 Güter produziert werden. In unserem Fall seien diese Güter Öl, Brot<br />

<strong>und</strong> PCs. Ferner unterstellen wir, dass für die Herstellung von 100 E<strong>in</strong>heiten<br />

Computer 20 Computer, 30 E<strong>in</strong>heiten Öl <strong>und</strong> 20 Brote benötigt werden. Die<br />

Produktion von 1000 E<strong>in</strong>heiten Öl erfor<strong>der</strong>t 500 Computer, 200 E<strong>in</strong>heiten Öl<br />

<strong>und</strong> 300 E<strong>in</strong>heiten Brot. Außerdem erfor<strong>der</strong>t die Produktion von 10 Broten<br />

5 E<strong>in</strong>heiten Öl, 4 E<strong>in</strong>heiten Brot <strong>und</strong> drei Computer.<br />

Die Fragen, die sich nun stellen, s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en, wieviel E<strong>in</strong>heiten dieser drei<br />

Güter dem Markt bei e<strong>in</strong>er vorgegebenen Produktionsmenge zur Verfügung<br />

stehen, Ferner stellt sich die Frage, wieviel E<strong>in</strong>heiten <strong>der</strong> Güter jeweils zu<br />

produzieren s<strong>in</strong>d, um e<strong>in</strong>e vorgegebene Marktnachfrage zu befriedigen.<br />

E<strong>in</strong> erster Schritt zielt darauf ab, die oben dargestellten Produktionszusammenhänge<br />

<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es l<strong>in</strong>earen Gleichungssystems darzustellen. Hierzu<br />

schreiben wir diese Zusammenhänge mathematisch h<strong>in</strong>:<br />

100 Computer = 20 Computer + 30 Öl + 20 Brot<br />

1000 Öl = 500 Computer + 200 Öl + 300 Brot<br />

10 Brot = 3 Computer + 5 Öl + 4 Brot<br />

48<br />

1<br />

0<br />

0<br />

⎞<br />


Formt man dieses Gleichungssystem um, so dass auf <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Seite nur noch<br />

e<strong>in</strong>zelne Mengen stehen, so erhält man:<br />

1 Computer = 0, 2 Computer + 0, 3 Öl + 0, 2 Brot<br />

1 Öl = 0, 5 Computer + 0, 2 Öl + 0, 3 Brot<br />

1 Brot = 0, 3 Computer + 0, 5 Öl + 0, 4 Brot<br />

Dies kann man weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> Matrixform wie folgt schreiben:<br />

⎛<br />

0, 8 −0, 3<br />

⎞ ⎛<br />

⎞<br />

−0, 2 Computerproduktion<br />

⎛<br />

Computernachfrage<br />

⎝ −0, 5 0, 8 −0, 3 ⎠ ⎝ Oelproduktion ⎠ = ⎝ Oelnachfrage<br />

−0, 3 −0, 5 0, 6 Brotproduktion<br />

Brotnachfrage<br />

Um nun zum Beispiel die Frage zu beantworten wieviel <strong>der</strong> drei Güter zu<br />

Beg<strong>in</strong>n produziert werden sollen um e<strong>in</strong>e Gesamtnachfrage von 1000 Computern,<br />

4000 E<strong>in</strong>heiten Öl <strong>und</strong> 250 E<strong>in</strong>heiten Brot zu produzieren löst man<br />

das folgende Gleichungssystem:<br />

⎛<br />

⎝<br />

0, 8 −0, 3 −0, 2<br />

−0, 5 0, 8 −0, 3<br />

−0, 3 −0, 5 0, 6<br />

⎞ ⎛<br />

⎠ ⎝<br />

Computerproduktion<br />

Oelproduktion<br />

Brotproduktion<br />

⎞<br />

⎛<br />

⎠ = ⎝<br />

1000<br />

4000<br />

250<br />

Löst man dieses Gleichungssystem, so erhält man als Lösung, dass zur Befriedigung<br />

dieser Nachfragemenge <strong>in</strong> etwa 30867 Computer, 43980 E<strong>in</strong>heiten<br />

Öl <strong>und</strong> 52500 Brote produziert werden müssen.<br />

Stellt man sich nun allerd<strong>in</strong>gs die Frage, wieviel E<strong>in</strong>heiten <strong>der</strong> Güter man bei<br />

e<strong>in</strong>er Produktion von jeweils 1000 E<strong>in</strong>heiten an den Markt absetzen kann, so<br />

ist die folgende Matrix-Vektor-Multiplikation auszurechnen:<br />

⎛<br />

⎝<br />

0, 8 −0, 3 −0, 2<br />

−0, 5 0, 8 −0, 3<br />

−0, 3 −0, 5 0, 6<br />

⎞ ⎛<br />

⎠ ⎝<br />

1000<br />

1000<br />

1000<br />

⎞<br />

⎛<br />

⎠ = ⎝<br />

⎞<br />

⎠<br />

Computerangebot an den Markt<br />

Oelangebot an den Markt<br />

Brotangebot an den Markt<br />

So erhält man e<strong>in</strong> Computerangebot an den Markt <strong>in</strong> Höhe von 390 E<strong>in</strong>heiten,<br />

e<strong>in</strong> Ölangebot von 948 E<strong>in</strong>heiten <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Brotangebot von -1410 E<strong>in</strong>heiten.<br />

Diese negative Zahl sagt aus, dass <strong>in</strong> diesem Fall -1410 Brote importiert<br />

werden müssen, damit e<strong>in</strong>e Produktion überhaupt erst möglich ist.<br />

49<br />

⎞<br />

⎠<br />

⎞<br />


3.4 Cramersche Regel<br />

Wie auch das Gauß-Verfahren aus dem letzten Abschnitt, bietet auch das<br />

Verfahren nach Cramer, auch Cramersche Regel genannt, e<strong>in</strong>e Möglichkeit<br />

zum Berechnen <strong>der</strong> Lösungen e<strong>in</strong>es l<strong>in</strong>earen Gleichungssystems. Der Vorteil<br />

<strong>der</strong> Cramerschen Regel ist allerd<strong>in</strong>gs, dass im Gegensatz zum Gauß-Verfahren<br />

nicht sämtliche Lösungswerte auf e<strong>in</strong>mal berechnet werden müssen. Stattdessen<br />

kann man darauf beschränken, nur die jeweils benötigten Werte zu<br />

berechnen.<br />

Um die Cramersche Regel anwenden zu können, benötigt man zum e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong><br />

l<strong>in</strong>eares Gleichungssystem.<br />

Beispiel: 2 1<br />

1 2<br />

dx<br />

dy<br />

<br />

=<br />

4<br />

3<br />

Die Matrix die l<strong>in</strong>ks steht wird auch als Systemmatrix bezeichnet; wir nennen<br />

sie A <strong>und</strong> den Vektor auf <strong>der</strong> rechten Seite nennen wir b. Bevor wir weiter<br />

arbeiten, machen wir uns klar, dass die erste Spalte <strong>der</strong> Matrix A zu <strong>der</strong><br />

Variablen dx <strong>und</strong> die zweite Spalte <strong>der</strong> Matrix zu <strong>der</strong> Variablen dy gehört.<br />

Nun berechnet man zuerst die Determ<strong>in</strong>ante <strong>der</strong> Matrix A. Diese Determ<strong>in</strong>anten<br />

bezeichnet man auch als Systemdeterm<strong>in</strong>ante, da sie die Determ<strong>in</strong>ante<br />

<strong>der</strong> Systemmatix ist. In unserem Fall lautet sie:<br />

<br />

2 1<br />

det = 2 ∗ 2 − 1 ∗ 1 = 4 − 1 = 3<br />

1 2<br />

Die Systemdeterm<strong>in</strong>ante beträgt also 3. Ist man zum Beispiel an dem Lösungswert<br />

für die Variable dx <strong>in</strong>teressiert, so rechnet man wie folgt weiter. Zuerst<br />

wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Matrix A die erste Spalte durch den Vektor b ersetzt. (Wir er<strong>in</strong>nern<br />

uns; die erste Spalte gehörte zu dx.) Die verän<strong>der</strong>te Matrix, wir nennen<br />

sie B, sieht dann wie folgt aus:<br />

4 1<br />

3 2<br />

Auch von dieser Matrix B rechnen wir die Determ<strong>in</strong>ante aus:<br />

<br />

4 1<br />

det = 4 ∗ 2 − 3 ∗ 1 = 8 − 3 = 5<br />

3 2<br />

Hat man diese Determ<strong>in</strong>ante <strong>und</strong> die Systemdeterm<strong>in</strong>ante, so lässt sich <strong>der</strong><br />

Lösungswert für die Variable dx angeben als:<br />

<br />

dx = det(B)<br />

det(A)<br />

50<br />

= 5<br />

3


Will man jetzt statt dx die Variable dy berechnen, so ersetzt man <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Matrix nicht die erste, son<strong>der</strong>n die zweite Spalte, da die zweite Spalte dy<br />

zugeordnet war. Die entstehende Matrix nennen wir wie<strong>der</strong> B <strong>und</strong> sie sieht<br />

wie folgt aus:<br />

B =<br />

2 4<br />

1 3<br />

Ihre Determ<strong>in</strong>ante berechnet man dann auf die folgende Art:<br />

<br />

2 4<br />

det = 2 ∗ 3 − 4 ∗ 1 = 6 − 4 = 2<br />

1 3<br />

Entsprechend <strong>der</strong> oben bereits für dx verwendeten Formel ist dy gegeben als:<br />

dx = det(B)<br />

det(A)<br />

<br />

= 2<br />

3<br />

Soweit, so gut. E<strong>in</strong> solches Gleichungssystem muss allerd<strong>in</strong>gs nicht immer nur<br />

Zahlen enthalten, es kann auch gut se<strong>in</strong>, dass zum Beispiel die Systemmatrix<br />

A o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vektor <strong>der</strong> rechten Seite b irgendwelche Buchstaben enthalten.<br />

Wobei diese Buchstaben als Variablen aufzufassen s<strong>in</strong>d, die beliebig gewählt<br />

werden können. Beispiel:<br />

2 1<br />

1 2<br />

dx<br />

dy<br />

<br />

=<br />

a + b<br />

a − 2b<br />

<br />

; a, b ∈ R<br />

Die rechte Seite von diesem Gleichungssystem kann man allerd<strong>in</strong>gs noch an<strong>der</strong>s<br />

schreiben, <strong>in</strong>dem man auch die rechte Seite analog zu <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Seite<br />

des Gleichungssystems als Matrix schreibt.<br />

<br />

2<br />

1<br />

<br />

1 dx 1<br />

=<br />

2 dy 1<br />

1<br />

−2<br />

a<br />

b<br />

<br />

; a, b ∈ R<br />

Wer diesen Zusammenhang nicht direkt erkennt, sollte das Gleichungssystem<br />

<strong>in</strong> klassischer Form ausformuliert h<strong>in</strong>schreiben <strong>und</strong> es dann noch mal<br />

anschauen.<br />

In Vorbereitung auf die Anwendungsbeispiele am Ende des Abschnitts wollen<br />

wir hier den Fall betrachten das b = 0 gewählt wird. Damit vere<strong>in</strong>facht sich<br />

das ganze System zu:<br />

2 1<br />

1 2<br />

dx<br />

dy<br />

<br />

=<br />

a<br />

a<br />

<br />

; a ∈ R<br />

Dies ist wie<strong>der</strong>rum aber äquivalent zu <strong>der</strong> folgenden Formulierung:<br />

<br />

2 1 dx 1<br />

= a ; a ∈ R<br />

1 2 dy 1<br />

51


Nimmt man an, dass a nicht 0 ist, so kann man durch a teilen <strong>und</strong> erhält:<br />

<br />

2<br />

1<br />

dx<br />

1 a<br />

dy<br />

2 a<br />

<br />

1<br />

= ; a ∈ R<br />

1<br />

Genau wie oben, ist die Systemdeterm<strong>in</strong>ante 3. Um die Lösungsvariable dx<br />

a<br />

auszurechnen, ersetzt man nun die erste Spalte <strong>der</strong> Systemmatrix durch den<br />

Vektor, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> rechten Seite steht <strong>und</strong> berechnet von dieser modifizierten<br />

Matrix B die Determ<strong>in</strong>ante:<br />

det<br />

1 1<br />

1 2<br />

<br />

= 1 ∗ 2 − 1 ∗ 1 = 2 − 1 = 1<br />

Dies bedeutet, dass die Lösungsvariable dx <strong>in</strong> <strong>der</strong> folgenden Form gegeben<br />

a<br />

ist:<br />

dx det(B) 1<br />

= =<br />

a det(A) 3<br />

Anwendungsbeispiel:<br />

An dieser Stelle wollen wir zuerst e<strong>in</strong>e Volkswirtschaft betrachten, die aus<br />

e<strong>in</strong>em Geld- <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Geldmarkt besteht. In diesem Fall können Gleichgewichte<br />

auf diesen beiden Märkten beschrieben werden als:<br />

Y = cY (1 − τ) + I(r) + G Gütermarkt<br />

M/P = m(Y, i) Geldmarkt<br />

Im folgenden seien G, M <strong>und</strong> τ exogene <strong>und</strong> Y , r <strong>und</strong> i endogene Größen.<br />

Weiterh<strong>in</strong> gehen wir davon aus, dass <strong>in</strong> unserer Volkswirtschaft ke<strong>in</strong>e Inflation<br />

vorherrscht, so dass dr = di gilt. Auf Basis dieser Informationen stellen wir<br />

die Gleichungen zuerst um <strong>und</strong> bestimmen dann für beide Gleichungen das<br />

totale Differential.<br />

Y − cY (1 − τ) − I(r) − G = 0<br />

M/P − m(Y, i) = 0<br />

(1 − c(1 − τ))dY − Irdr = 1dG − cY dτ<br />

In Matrixschreibweise lautet dieses LGS:<br />

s + cτ) −Ir<br />

−mY −mi<br />

−mY dY − midr = 1/P dM<br />

dY<br />

dr<br />

<br />

1 0 −cY<br />

=<br />

0<br />

52<br />

0 1<br />

P<br />

⎛<br />

⎝<br />

dG<br />

dM<br />

dτ<br />

⎞<br />


Die Systemdeterm<strong>in</strong>ante, heißt die Determ<strong>in</strong>ante <strong>der</strong> Matrix auf <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken<br />

Seite, ergibt sich als detA = −mi(s + cτ) − IrmY . Da m negativ von i <strong>und</strong> I<br />

negativ von r abhängt sowie ferner m positiv von Y abhängt, folgt, dass die<br />

Systemdeterm<strong>in</strong>ante e<strong>in</strong> positives Vorzeichen aufweist.<br />

Nun kann man zum Beispiel mit Hilfe <strong>der</strong> Cramerschen Regel den Multiplika-<br />

tor dY<br />

dG<br />

berechnen. Hierzu wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Systemmatrix die erste Spalte, da diese<br />

dY zugeordnet ist, durch die Spalte aus <strong>der</strong> rechten Matrix ersetzt, die dG<br />

zugeordnet ist. Von dieser modifizierten Matrix wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ersten Schritt<br />

die Determ<strong>in</strong>ante berechnet.<br />

<br />

1 −Ir<br />

detA<br />

= −mi<br />

0 −mi<br />

Diese Determ<strong>in</strong>ante, geteilt durch die weiter oben bereits bestimmte Systemdeterm<strong>in</strong>ante,<br />

ergibt dann den gesuchten Multiplikator:<br />

dY<br />

dG =<br />

−mi<br />

−mi(s + cτ) − IrmY<br />

Da wie oben bereits erwähnt wurde m negativ von i abhängt, ist <strong>der</strong> entsprechende<br />

Multiplikator positiv. Dies entspricht auch den Ergebnissen e<strong>in</strong>er<br />

herkömmlichen Untersuchung.<br />

53


Literaturverzeichnis<br />

[1] PEMBERTON, M. <strong>und</strong> RAU, N. (2001) ” Mathematics for Economistsan<br />

<strong>in</strong>troductory textbook“, Manchester University Press, Manchester<br />

54

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