Jüdischer bewaffneter Widerstand - Arbeit und Leben (DGB/VHS ...
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die dortige deutsche Garnison angegriffen. Bei den Kämpfen sind auch 38 Dorfbewohner getötet<br />
worden. Für Litauens Justiz war der Angriff daher Terrorismus.<br />
In den litauischen Medien stehen dabei besonders jüdische Partisanen im Visier. So soll Rachel<br />
Margolis zu der Aktion in Koniuchy befragt werden, obwohl sie gar nicht daran beteiligt<br />
war, sondern nur in ihren Memoiren darüber berichtet hatte. Auch Yitzhak Arad wird von den<br />
litauischen Medien beschuldigt, für den sowjetischen Geheimdienst NKWD gearbeitet zu haben.<br />
Der ehemalige Direktor der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem lebt wie Margolis in<br />
Israel. Zwischen Juni 1941 <strong>und</strong> Oktober 1941 massakrierten die deutschen Faschisten <strong>und</strong> ihre<br />
litauischen Helfer 50 Prozent der 80.000 litauischen Juden, die andere Hälfte wurde in<br />
Ghettos gesperrt. Dort bildeten sich auch die <strong>Widerstand</strong>sgruppen.<br />
Europaweit wird das Vorgehen der litauischen Justiz kritisiert. Mit der besonderen Herausstellung<br />
von jüdischen Partisanen in der litauischen Öffentlichkeit wird Antisemitismus geschürt,<br />
warnen Verfolgtenverbände. Sie sehen in dem Vorgehen den Versuch, die Kollaboration<br />
mit dem NS-System zu rehabilitieren <strong>und</strong> den <strong>Widerstand</strong> dagegen zu kriminalisieren.<br />
Erst vor wenigen Monaten beschloss das litauische Parlament, das Tragen von Hakenkreuz<br />
<strong>und</strong> Hammer <strong>und</strong> Sichel gleichermaßen unter Strafe zu stellen.<br />
Kritik an dem Vorgehen der Justiz gibt es auch in Litauen. Emmanuelis Zingeris, der einer internationalen<br />
Kommission vorsteht, die die Verbrechen der Nazis <strong>und</strong> während der Stalin-Zeit<br />
in Litauen untersuchen soll, sieht in den Vorstoß den Versuch nationalistischer Kreise, die<br />
<strong>Arbeit</strong> der Kommission zu sabotieren. Der europäische Protest könnte die Debatte in Litauen<br />
über das Vorgehen der Justiz verstärken. Bis Anfang September kann der offene Brief unter<br />
Offener-Brief.Litauen@gmx.de unterstützt werden.<br />
10.09.2008<br />
Dokumentiert:<br />
Offener Brief für Einstellung von Ermittlungen<br />
gegen jüdische Partisanen<br />
Wir dokumentieren im Folgenden einen Aufruf für die Einstellung der Ermittlungen<br />
gegen ehemalige jüdische Partisanen in Litauen (Siehe auch jW vom 2. Juli 2008)<br />
Seit Anfang dieses Jahres ermittelt die Staatsanwaltschaft in Litauen gegen ehemalige jüdische<br />
Partisaninnen <strong>und</strong> Partisanen, die während des Zweiten Weltkriegs gegen die deutsche<br />
Besatzungsmacht gekämpft haben.<br />
Die Behauptung der Staatsanwaltschaft, daß »H<strong>und</strong>erte Zeugen befragt wurden«, täuscht über<br />
die Tatsache hinweg, daß ausschließlich jüdische Namen in den Medien auftauchen, vor allem<br />
die von Yitzhak Arad, Fania Brantsovsky <strong>und</strong> Rachel Margolis. Sie werden in Zusammenhang<br />
mit Partisanenaktionen genannt, bei denen litauische Zivilisten umgekommen sind <strong>und</strong><br />
als deren Urheber die Justizbehörden »Terroristen« <strong>und</strong> »Mörder« ausgemacht haben. Dies<br />
legt die Vermutung nahe, daß die Ermittlungen darauf ausgerichtet sind, die öffentliche Meinung<br />
in Litauen dahingehend zu beeinflussen, daß primär Juden für die litauischen Opfer von<br />
Partisanenaktionen verantwortlich sind. Auf diese Weise soll die antisowjetische bzw. antirussische<br />
Stimmung in Litauen eine antijüdische Stoßrichtung erhalten.<br />
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