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Jüdischer bewaffneter Widerstand - Arbeit und Leben (DGB/VHS ...

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Den litauischen Behörden werden in Israel, den USA, aber auch in Deutschland antisemitische<br />

Absichten unterstellt, um Volkes Stimme zu folgen, die immer offener antisemitisch<br />

klingt. Wohl um die Wogen der internationalen Empörung zu glätten, sicherte der litauische<br />

Präsident Valdas Adamkus Anfang August 2008 dem Simon-Wiesenthal-Zentrum zu, die<br />

Ermittlungen einzustellen <strong>und</strong> ließ von seiner Pressestelle erklären, die Fälle seien geschlossen.<br />

Das Zentrum wirft Litauens Regierung seit langem vor, nichts gegen alte litauische Nazis<br />

zu unternehmen. Erst kürzlich war der damalige NS-Sicherheitspolizist Algimantas Dailide<br />

begnadigt worden, der im Prozess keinerlei Reue gezeigt hatte. Das Wiesenthal-Zentrum führt<br />

ihn indes auf der Liste der zehn meistgesuchten NS-Kriegsverbrecher. Algimantas Dailide,<br />

ebenfalls auf der Liste der meistgesuchten Kriegsverbrecher ganz weit oben, wurde zwar von<br />

den USA an Litauen ausgeliefert <strong>und</strong> dort wegen Mitwirkung an der Vernichtung der litauischen<br />

Juden verurteilt, musste aber seine Haftstrafe nicht antreten <strong>und</strong> lebt heute völlig unbehelligt<br />

in Deutschland. Auch der Direktor von Jad Vaschem, Avner Schalev, erklärte in einem<br />

Brief an Ministerpräsident Gediminas Kirkilas seine zunehmende Besorgnis über den wachsenden<br />

Antisemitismus <strong>und</strong> «das schädliche Phänomen eines historischen Revisionismus <strong>und</strong><br />

der Verdrehungen geschichtlicher Zusammenhänge in Ihrem Land», wie wir in unserer letzten<br />

Ausgabe bereits meldeten <strong>und</strong> forderte, die «falschgeleiteten Nachprüfungen» gegen Arad<br />

<strong>und</strong> die drei Jüdinnen einzustellen.<br />

Die Familien der vier Partisanen <strong>und</strong> ihre Unterstützer im Kampf um ihre «Rehabilitierung »<br />

sehen in den präsidialen Worten allerdings nur ein politisches Lippenbekenntnis <strong>und</strong> befürchten,<br />

dass die Justiz weiter ermitteln werde. Dies bestätigte inzwischen auch Litauens Generalstaatsanwalt<br />

Rimvydas Valentukevicius <strong>und</strong> erklärte, dass er sich von niemandem, auch nicht<br />

vom Präsidenten, in die <strong>Arbeit</strong> hineinpfuschen lasse, sondern die Ermittlungen, allerdings aus<br />

dieser Gruppe nur gegen Arad, fortgesetzt würden. Auch andere Partisanen, neben den drei<br />

Frauen, stünden im Fadenkreuz der Ermittler, allesamt ausschließlich Juden. Litauens Außenminister<br />

Jaroslavas Neverovicas erklärte, wenn Anklage erhoben worden sei, müsse man<br />

eben ermitteln.<br />

Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinden Litauens, Simonas Alperavicius, hingegen vertraut<br />

dem Präsidenten <strong>und</strong> hofft, dass dessen «Worten auch Taten folgen». Obwohl an seinem Gemeindehaus<br />

erst zum Unabhängigkeitstag im März dieses Jahres litauischen Neonazis <strong>und</strong><br />

Naziskinheads vorbeimarschierten <strong>und</strong> im August 2008 das Gebäude mit Hakenkreuzen <strong>und</strong><br />

der Aufschrift «Juden raus» in deutscher Sprache besprüht wurde, erinnert Alperavicius immer<br />

wieder gern an das Aufblühen jüdischen <strong>Leben</strong>s seit der Unabhängigkeit Litauens Anfang<br />

der 1990ger Jahre. Seitdem hoffe er, dass sich das Land auch offiziell seiner Mitschuld<br />

an der Ausrottung des jüdischen <strong>Leben</strong>s stelle, muss aber zugleich konstatieren: «Der Antisemitismus<br />

erstarkt <strong>und</strong> manifestiert sich immer direkter.»<br />

Die heute in Kanada lebende Sara Ginaite- Rubinson, beklagt, dass es seitens der litauischen<br />

Regierung immer wieder abgelehnt werde, gegen Naziverbrecher vorzugehen, dies sei verjährt.<br />

«Es ist befremdlich, dass es aber nicht zu spät geworden ist, das litauische Justizsystem<br />

zu benutzen, um diejenigen in Misskredit zu bringen, die gegen die Nazis gekämpft haben,<br />

schreibt sie.<br />

Der «Hauptverdächtige» Arad, heute Armeegeneral i. R. in Israel, hat dazu gegenüber der<br />

BBC erklärt, er wolle «nicht Teil dieses Spiels sein», das darauf abziele, Geschichte zu verfälschen,<br />

die er als Mitglied einer vom litauischen Präsidenten kurz nach der Unabhängigkeit<br />

berufenen Historikerkommission eindeutig aufgearbeitet hatte. Solche Kommissionen arbeiteten<br />

auch in Lettland <strong>und</strong> Estland.<br />

Die noch heute in Vilnius als Bibliothekarin des Jüdischen Institutes an der hauptstädtischen<br />

Universität lebende Fania Brantsovsky wurde hingegen bereits vernommen. «Lietuvos Aidas»<br />

hatte sogar eine Anklage gegen sie gefordert, denn, so das Blatt im Juni 2008, für die Morde<br />

an Litauern im 2. Weltkrieg seien die Juden verantwortlich, schließlich sei Adolf Eichmann<br />

ein «h<strong>und</strong>ertprozentiger Jude» gewesen, ebenso übrigens wie Lenin <strong>und</strong> Putin. Von den litau-<br />

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