Jüdischer bewaffneter Widerstand - Arbeit und Leben (DGB/VHS ...
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seine Eltern <strong>und</strong> seine junge Frau. Die Bielskis sind eine jüdische Bauernfamilie gewesen.<br />
Die drei Söhne Tuvia, Zus <strong>und</strong> der jüngste Asael überleben.<br />
Die beiden älteren Söhne Tuvia <strong>und</strong> Zus entscheiden, wie sie auf den Verlust ihrer Liebsten<br />
reagieren. Es ist Tuvia, der Rache an dem Mord seiner Eltern nimmt, <strong>und</strong> zwar am örtlichen<br />
Polizeichef, der die Bielskis an die Deutschen verraten hat: jüdische Bauern, verwoben <strong>und</strong><br />
verwachsen über Jahrzehnte hinweg mit der nichtjüdischen weißrussischen Bevölkerung. Die<br />
beiden Bielskis gelten als Hitzköpfe, unangepasst <strong>und</strong> scheren sich nicht um Wildereigesetze,<br />
wenn es um den eigenen Magen oder einen guten Nebenverdienst geht.<br />
Zurückgezogen in den Wäldern von Naliboki, versteckt vor den mörderischen deutschen Verfolgern,<br />
verarbeiten Tuvia <strong>und</strong> Zus die Zäsur des Verlusts ihrer Angehörigen <strong>und</strong> die Angst<br />
vor dem eigenen Tod. Während in Zus’ Seele das Credo heranwächst, den Feind anzugreifen<br />
<strong>und</strong> die deutsche Besatzungsmacht <strong>und</strong> ihre Vasallen, die weißrussische Miliz, zu erschießen,<br />
wo immer man ihrer habhaft werden kann, entscheidet sich Tuvia nach seiner persönlichen<br />
Rache für den Tod seiner Eltern für jüdische Waffengewalt ausschließlich im Falle eines<br />
feindlichen Angriffs <strong>und</strong> einzig <strong>und</strong> allein aus dem Gr<strong>und</strong>, <strong>Leben</strong> zu retten <strong>und</strong> zu schützen.<br />
An dieser Frage, welche Form jüdischer Waffengewalt angemessen sei, entzündet sich ein<br />
Konflikt, der bis zur Mitte des Films auf Hochtouren fährt. Zus bricht mit Tuvia, merkt aber<br />
schnell, nachdem er sich Freischärlern der Roten Armee angeschlossen hat, um Deutschen<br />
den Partisanenkrieg zu erklären, dass Antisemitismus keine deutsche Erfindung ist. Tuvia<br />
wird zum Häuptling eines Camps jüdischer Flüchtlinge, die rasch vom <strong>Widerstand</strong> der<br />
Bielskis <strong>und</strong> ihrer Anwesenheit in den Wäldern erfahren haben. In einem riesigen, dicht bewachsenen<br />
Areal, das Tuvia seit seiner Kindheit kennt, verstecken sich die Verfolgten.<br />
Was als reiner Überlebenskampf beginnt, entwickelt sich jedoch schnell zu etwas, das die<br />
ursprüngliche Zielsetzung bei Weitem übertrifft: zur Aufgabe, so viele Juden wie möglich zu<br />
retten, junge <strong>und</strong> alte, reiche <strong>und</strong> arme. Unter Tuvias Führung wird diese Mission erfolgreicher<br />
als in ihren kühnsten Träumen.<br />
Eine behelfsmäßige Partisanentruppe entsteht, die die Gemeinschaft schonungslos verteidigt<br />
<strong>und</strong> feindliche Dörfer plündert, um an <strong>Leben</strong>smittel, Vorräte <strong>und</strong> Waffen zu gelangen. Schnell<br />
wird sie als „Bielski Otriade“ bekannt <strong>und</strong> entwickelt sich nicht nur zur größten jüdischen<br />
Partisanengruppe in der Geschichte des Zweiten Weltkrieges. Sie fügt den Deutschen auch<br />
größere Verluste zu <strong>und</strong> rettet mehr Juden als jede andere Gruppe, 1.200 Menschen. Besonders<br />
hervorzuheben sind die Befreiungsaktionen von Juden aus Ghettos, wo sie auf ihre Deportation<br />
oder Erschießung warteten.<br />
Die Camps waren zunächst äußerst mobil. Monatelang mussten die Menschen von einer Sek<strong>und</strong>e<br />
zur anderen ihre Sachen packen, um sich andernorts in Sicherheit zu bringen. Schließlich<br />
errichteten sie jedoch eine Siedlung im Wald von Naliboki, lebten in Erdbunkern (soge-<br />
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