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Jüdischer bewaffneter Widerstand - Arbeit und Leben (DGB/VHS ...

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15.03.2009<br />

Litauische Scheinheiligkeit<br />

Letzte Woche hatte ich mich in eine Debatte mit mir selbst verstrickt: sollte ich,<br />

trotz dieses Gefühls von Übelkeit – oder sollte ich nicht auftreten in einer Diskussion<br />

mit Litauischen Historikern, Schriftstellern <strong>und</strong> Dichtern bei der International<br />

Book Fair in Jerusalem?<br />

Bei diesem Gedanken wurde mir so schlecht, daß ich letztlich entschied, wegzubleiben,<br />

<strong>und</strong> ich überzeugte sogar meinen Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> früheren Mitpartisan, den<br />

einstigen Präsidenten von Yad Vashem Yitzhak Arad, sich bei diesen Diskussionen<br />

entschuldigen zu lassen…<br />

In den letzten Jahren hat die litauische Regierung bemerkenswerte Anstrengungen unternommen,<br />

um das Bild des Landes in der öffentlichen Meinung in Israel zu verbessern. Die Diskussionen<br />

in Jerusalem waren Teil dieses Versuches, der gänzlich arglistig <strong>und</strong> trügerisch ist.<br />

Die Politik Litauens hat zwei Gesichter. Das eine lächelt <strong>und</strong> zeigt demonstrativ Fre<strong>und</strong>schaft<br />

zu Israel. Das andere tut alles, um die Gräuel des Holocaust zu verleugnen <strong>und</strong> die Partisanen<br />

<strong>und</strong> die Überlebenden des Holocaust in Litauen <strong>und</strong> Israel zu schikanieren.<br />

Mit extremer Dreistigkeit hat der Litauische Staatsanwalt versucht, Arad im Jahr 2007 zu einer<br />

Vernehmung vorzuladen, aufgr<strong>und</strong> der Anklage, er habe „Kriegsverbrechen“ während des<br />

2. Weltkrieges begangen. Ich weiß nicht, was der Vater des Staatsanwaltes während des Krieges<br />

getan hat, aber ich weiß, daß Arad <strong>und</strong> ich, wie viele andere gute Leute, Partisanen waren,<br />

<strong>und</strong> daß wir die Nazis <strong>und</strong> deren litauische Kollaborateure bekämpft haben.<br />

Ähnliche „Untersuchungen“ laufen in Litauen immer noch gegen eine ganze Reihe von anderen<br />

Partisanen. All das geschieht im Kontext der „Rehabilitation“ <strong>und</strong> der Bewilligung von<br />

Gnade en gros gegenüber Litauern, die mit den Nazis zusammengearbeitet haben; eine Politik,<br />

die begann, kurz nachdem Litauen in den frühen 1990ern seine Unabhängigkeit erklärte.<br />

Am Ende des 2. Weltkrieges, als Litauen von der Sowjetunion annektiert wurde, wurden eben<br />

jene Kollaborateure wegen Kriegsverbrechen ins Gefängnis gesteckt. Die Politik des nachsowjetischen<br />

Litauens war es, die Nazi-Verbrechen <strong>und</strong> die „Verbrechen“ der Roten Armee,<br />

die die Nazis <strong>und</strong> ihre litauischen Kollaborateure bekämpft hat, gleichwertig zu behandeln.<br />

Als der litauische Präsident Algirdas Brazauskas im Jahr 1993 nach Jerusalem kam, hatte ich,<br />

als Überlebender des Holocaust, einen bitteren Streit mit ihm wegen der pauschalen Begnadigungen,<br />

die er Zehntausenden von Litauern gewährte, die Juden ermordet hatten <strong>und</strong> von denen<br />

sogar einige das Eigentum derer an sich genommen hatten, die vorher ermordet worden<br />

waren.<br />

Als Antwort hielt Brazauskas eine blumige Rede, in der er sagte, er beuge sein Haupt vor den<br />

200.000 Juden Litauens, die im Holocaust umkamen, <strong>und</strong> um ihre Vergebung „für die Taten<br />

derjenigen Litauer, die grausam getötet, geschossen, deportiert <strong>und</strong> geraubt“ hatten, bat.<br />

Im Nachhinein scheint es jedoch, daß das leere Worte waren. Die Politik der Begnadigungen<br />

wurde nur beschleunigt. Ihr eigentlicher Vorsatz ist es, die Litauer von ihrer Verantwortung<br />

für die Ermordung des Litauischen Judentums zu läutern <strong>und</strong> auf diese Weise den Holocaust<br />

<strong>und</strong> seine Bedeutung herunterzuspielen.<br />

Zu meinem Bedauern haben die Regierungen Israels, wegen ihres Verlangens, gute Beziehungen<br />

in Diplomatie, Handel <strong>und</strong> Sicherheit mit Litauen zu erhalten, zu dieser Politik ge-<br />

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