Jüdischer bewaffneter Widerstand - Arbeit und Leben (DGB/VHS ...
Jüdischer bewaffneter Widerstand - Arbeit und Leben (DGB/VHS ...
Jüdischer bewaffneter Widerstand - Arbeit und Leben (DGB/VHS ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Gegen welche Personen wird im Einzelnen ermittelt?<br />
Foto: © Netz-gegen-Nazis<br />
Gudrun Schroeter: Ermittlungen liefen gegen Yitzhak Arad, den ehemaligen Direktor der Forschungsabteilung<br />
der israelischen Holocaust-Gedenkstaätte Yad Vashem <strong>und</strong> Autoren zahlreicher<br />
historische Untersuchungen zur Shoah. Ermittelt wurde hier wegen angeblicher<br />
NKWD-Tätigkeit, die Staatsanwaltschaft sprach von Verbrechen gegen die Menschlichkeit,<br />
die es aufzuklären gelte. Diese Ermittlungen wurden vor kurzem eingestellt. Bis dahin aber<br />
war gerade Arads Name breit <strong>und</strong> mit verleumderischen Vorwürfen in der Presse genannt<br />
worden, nicht nur in Litauen, sondern zum Beispiel auch in der zweitgrößten polnischen Tageszeitung.<br />
Weitere Ermittlungen gibt es gegen Fania Branstowski, Bibliothekarin im Jüdischen Institut<br />
der Universität in Vilnius. Außerdem gegen Rachel Margolis, eine ehemalige Dozentin für<br />
Biologie an der Universität in Vilnius. Ihre Autobiografie Als Partisanin in Wilna ist Anfang<br />
des Jahres auf deutsch erschienen. Und schließlich wird ermittelt gegen Sara Ginaite-<br />
Rubinson, ihre Memoiren sind bisher nur in englischer Sprache zu lesen: Resistance and<br />
Survival. The Jewish Community in Kaunas 1941-1944.<br />
Alle vier haben während der deutschen Besatzung Litauens einen Großteil ihrer Familien verloren<br />
Sie flohen als junge Frauen <strong>und</strong> Männer aus den Ghettos <strong>und</strong> stießen zu den Partisanen<br />
<strong>und</strong> leisteten so <strong>Widerstand</strong> gegen das Hitleregime. Später haben sie alle sich viele Jahre lang<br />
dafür eingesetzt, dass die jüdische Geschichte Litauens <strong>und</strong> die Shoah nicht vergessen werden.<br />
Nun sollen diese Frauen - offiziell - als Zeuginnen im Zusammenhang mit einer Partisanenaktion<br />
in Kaniukai (polnisch Koniuchy) im Jahr 1944 befragt werden. Dazu liegt aber bereits<br />
ein gründlicher 172-seitiger Untersuchungsbericht des polnischen Instituts zur nationalen<br />
Erinnerung, IPN, aus dem Jahr 2001 vor. Der Fall gilt als aufgeklärt.<br />
Die Aufarbeitung von Kriegsverbrechen unter der deutschen <strong>und</strong> der sowjetischen Besatzung<br />
ist in Litauen ein wichtiges Regierungsanliegen. Präsident Adamkus hat 1998 eine Kommission<br />
eingesetzt. Was hat die bisher erreicht?<br />
Franziska Bruder: Bemerkenswert ist, dass mit Yitzhak Arad ein Mitglied der Kommission,<br />
die die Ermordung von 95 Prozent der jüdischen litauischen Bevölkerung untersucht, nun<br />
selbst in den Fokus der Ermittlungen gerät. 220.000 von 250.000 Juden wurden in Litauen<br />
von den Deutschen <strong>und</strong> ihren litauischen Kollaborateuren ermordet. In den 18 Jahren der litauischen<br />
Unabhängigkeit ist hingegen kein einziger Nazi-Kollaborateur belangt worden. Leider<br />
haben die Historiker der besagten Kommission auf die Vorwürfe gegen Arad in keiner<br />
38