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Afrikanische Kultur und Zoo im 21 - Max-Planck-Institut für ...

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Zusammenfassung:<br />

Die Ankündigung des Augsburger <strong>Zoo</strong>s, ein „African Village“ zu veranstalten, löste<br />

eine Diskussionswelle aus, die großen Widerhall in den Medien fand. In kürzester Zeit<br />

entwickelte sich ein globaler Protest, der vor allem durch die Möglichkeiten der<br />

weltweiten Email-Kommunikation angetrieben wurde. Afrikanisch-deutsche<br />

Organisationen, Menschenrechtsorganisationen, akademische Vereinigungen, eine<br />

Nobelpreisträgerin <strong>und</strong> Individuen aus verschiedenen Ländern äußerten ihre Bedenken.<br />

Dieser Bericht basiert auf intensiver Feldforschung vor Ort während der vier Tage der<br />

Veranstaltung „African Village“ <strong>im</strong> Augsburger <strong>Zoo</strong> vom 9. bis zum 12. Juni 2005.<br />

Ergebnisse unserer Untersuchung:<br />

(1) Die Veranstaltung stellte kein Dorf als solches dar, das Menschen ausstellte,<br />

sondern einen Markt innerhalb des <strong>Zoo</strong>s, umrahmt mit afrikanischem Gesang,<br />

Trommeln <strong>und</strong> „orientalischem“ Bauchtanz.<br />

(2) Die Veranstaltung wurde in erster Linie organisiert, um Einnahmen <strong>für</strong> den<br />

<strong>Zoo</strong>, die Organisatoren, sowie <strong>für</strong> die Aussteller <strong>und</strong> Darsteller zu generieren.<br />

(3) Die Idee der Organisatoren, afrikanische <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> Afrikaner in den <strong>Zoo</strong> zu<br />

bringen, zielte darauf, durch eine „exotische“ Veranstaltung Besucher<br />

anzulocken. Den <strong>Zoo</strong> mit seinem „afrikanischen Panorama“ sahen sie als<br />

perfekte Umgebung <strong>für</strong> einen afrikanischen Markt.<br />

(4) Solidarität mit Afrikanern <strong>und</strong> gegenseitige Verständigung zählten nicht zu<br />

den pr<strong>im</strong>ären Zielen der Veranstaltung.<br />

(5) Viele Besucher verbanden nach ihrem Besuch <strong>im</strong> <strong>Zoo</strong> Afrika <strong>und</strong> Afrikaner<br />

mit wilden Tieren <strong>und</strong> Natur.<br />

(6) Organisatoren <strong>und</strong> Besucher dachten nicht rassistisch, aber sie nahmen an<br />

einem Prozess teil <strong>und</strong> reflektierten einen Prozess, der als „Rassisierung“ 1<br />

bekannt ist: die alltäglichen <strong>und</strong> oft als selbstverständlich angesehenen Mittel,<br />

mit denen Menschen in angeblich biologisch begründete, ungleiche<br />

Kategorien unterschieden werden.<br />

(7) Die Fragen, die von den Gegnern der Veranstaltung aufgeworfen wurden,<br />

trafen die Organisatoren unvorbereitet. Die Verteidiger der Veranstaltung<br />

wiesen den Vorwurf des Rassismus zurück. Sie setzten Rassismus mit den<br />

Gräueltaten unter dem Nationalsozialismus <strong>und</strong> den Angriffen auf Juden,<br />

Sinti <strong>und</strong> Roma gleich <strong>und</strong> reflektierten nicht die Probleme, die vom<br />

deutschen Kolonialismus herrühren.<br />

1 Wir beziehen uns bei dem deutschen Begriff „Rassisierung“ auf die Übersetzung eines Artikels von<br />

Robert Miles, der als wissenschaftlicher Autor einen bedeutenden Beitrag zu dem Konzept der<br />

„Rassisierung“ (engl. „racialization“) geleistet hat. Siehe: Miles, Robert 1990 „Die marxistische<br />

Theorie <strong>und</strong> das Konzept ‚Rasse’“ in Eckhard Dittrich <strong>und</strong> Frank-Olaf Radtke (Hg.) Ethnizität:<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> Minderheiten, Opladen, S.155-178.<br />

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