Afrikanische Kultur und Zoo im 21 - Max-Planck-Institut für ...
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Veranstaltern <strong>und</strong> Besuchern, dass die Kombination <strong>Zoo</strong> <strong>und</strong> Afrikaner sehr gelungen<br />
sei, kann man kaum sagen, dass die Veranstaltung nicht-afrikanische Besucher dazu<br />
brachte, Afrikaner als gleichwertig zu betrachten.<br />
Es ist wichtig zu betonen, dass die Mitglieder der zwei humanitären Organisationen, die<br />
beinahe alle Weiße waren, in der Vergangenheit viel Zeit <strong>und</strong> Arbeit investiert haben,<br />
um Menschen in Afrika zu helfen. Das heißt aber nicht, dass sie trotz dieser guten<br />
Arbeit durch ihre Darstellung von Afrika nicht zu Rassisierungsprozessen beitragen<br />
würden. Die Einbindung von humanitären Aktivitäten in die Veranstaltung trug generell<br />
nicht zur Bekämpfung von Rassisierung bei. Vielmehr wird Armut in Afrika in diesem<br />
Kontext ebenfalls „naturalisiert“. Humanitäre Probleme werden so zu einem Teil des<br />
„Wesens“ des Kontinents Afrika <strong>und</strong> der dort lebenden Menschen.<br />
In diesem Afrikabild, das von den humanitären Organisationen verbreitet wurde, ist nur<br />
wenig Platz <strong>für</strong> andere Perspektiven auf den Kontinent. So wurde völlig ausgeblendet,<br />
dass viele Regionen Afrikas reich an Öl, Uran, Diamanten, Gold, Coltan <strong>und</strong> anderen<br />
Mineralien sind <strong>und</strong> dass von der Ausbeutung dieser Reichtümer <strong>im</strong> Wesentlichen<br />
europäische, amerikanische <strong>und</strong> chinesische Unternehmen profitieren. Weiter gefasste<br />
Themen, wie die Auswirkungen von Globalisierung, der Kontrast zwischen arm <strong>und</strong><br />
reich in den vielen afrikanischen Städten <strong>und</strong> die Geschichte der afrikanischen<br />
Zivilisationen haben in solchen Darstellungen Afrikas, wie sie <strong>im</strong> <strong>Zoo</strong> präsentiert<br />
wurden, keinen Platz. Die <strong>Zoo</strong>veranstaltung fand zeitgleich mit der Konferenz der G8-<br />
Staaten statt, die über einen Schuldenerlass <strong>für</strong> afrikanische Länder berieten. In diesem<br />
Zusammenhang berichteten die Medien, dass der Mangel an Mitteln <strong>für</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heitsleistungen <strong>und</strong> öffentliche Bildung in Afrika in Zusammenhang steht mit<br />
den hohen Zahlungen, die jedes Jahr an Finanzinstitutionen übertragen werden müssen,<br />
um Schulden zu tilgen. Mit wenigen Ausnahmen erwähnten die <strong>Zoo</strong>besucher keines<br />
dieser Themen <strong>und</strong> stellten Afrika als durchgängig arm dar <strong>und</strong> als Kontinent, der<br />
dringend „unserer Hilfe“ bedarf. Die Verbindung von Natur, Afrikanern <strong>und</strong> Armut<br />
scheint dazu beizutragen, eine Grenze zwischen Europa <strong>und</strong> Afrika zu ziehen. Dies<br />
macht es schwierig, internationale ökonomische Zusammenhänge zu erkennen, auch zu<br />
einem Zeitpunkt, da europäische Medien <strong>und</strong> einige G8-Mitgliedsstaaten dies öffentlich<br />
anerkennen.<br />
Darüber hinaus existiert die Frage danach, was Solidarität heißt. Die Verteidiger der<br />
Veranstaltung sahen in der Veranstaltung einen Solidaritätsakt mit Afrika <strong>und</strong><br />
Afrikanern in Deutschland. Sie definierten Solidarität dadurch, Afrikanern die<br />
Möglichkeit zu geben, ihre Waren auszustellen <strong>und</strong> ihre <strong>Kultur</strong> darzubieten. Folgende<br />
Probleme werden hier deutlich:<br />
1. Deutsch-Afrikaner, die seit langer Zeit in Deutschland lebten, wurden schlicht<br />
zu „Afrikanern“ <strong>und</strong> „Ausländern“ gemacht, ohne „gültige“ Verbindungen mit<br />
Deutschland. Diese Gleichsetzung lässt keinen Raum <strong>für</strong> Diskussionen darüber,<br />
Deutsch-Afrikanern außerhalb der kulturellen Nische Möglichkeiten<br />
einzuräumen.<br />
2. Die St<strong>im</strong>men von Deutsch-Afrikanern, die das Ereignis kritisierten, blieben<br />
unberücksichtigt.<br />
3. Die Möglichkeit, dass die afrikanischen Aussteller einen anderen Ort <strong>für</strong> die<br />
Vermarktung vorgezogen hätten, wenn ihnen eine St<strong>im</strong>me oder die Chance dazu<br />
gegeben worden wäre, wurde nie in Betracht gezogen. Einen afrikanischen<br />
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