Afrikanische Kultur und Zoo im 21 - Max-Planck-Institut für ...
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nigerianischen Diplomaten, der dem Ereignis als Repräsentant seiner Botschaft<br />
beiwohnte. Zusätzlich führten wir einen „Zensus“ der Ausstellungsstände durch, um die<br />
Herkunft der Aussteller <strong>und</strong> der verkauften Gegenstände in Erfahrung zu bringen.<br />
III. Ursprung der Debatte<br />
Im Mai 2005 zirkulierte eine Email mit Bezug auf das geplante „African Village“ in<br />
Augsburg. Sie beinhaltete einen Protestbrief der ISD <strong>und</strong> als Hintergr<strong>und</strong>material den<br />
Werbetext der Veranstaltung, sowie ein Antwortschreiben der Direktorin des<br />
Augsburger <strong>Zoo</strong>s, Dr. Barbara Jantschke, auf den Brief eines Schweizers, der sich<br />
unverbindlich nach dem Ereignis erk<strong>und</strong>igt hatte. Dieses „Informationspaket“ wurde<br />
zum Ausgangspunkt <strong>für</strong> eine „globale“ Diskussion zwischen verschiedenen Personen<br />
<strong>und</strong> Gruppen, die sich mit dem Thema des „African Village“ <strong>im</strong> Augsburger <strong>Zoo</strong><br />
beschäftigten. Um die Debatte verständlich zu machen, fassen wir hier einige zentrale<br />
Punkte dieser Ausgangs-Email zusammen: Der mitgeschickte Werbetext <strong>für</strong> das<br />
„African Village“ <strong>im</strong> <strong>Zoo</strong> sprach von einem afrikanischen Markt, der von<br />
Steppenlandschaft umgeben sei <strong>und</strong> kündigte afrikanisches Essen <strong>und</strong> Musik als<br />
Unterhaltung <strong>für</strong> die ganze Familie an. Kritik kam vor allem auf, weil die Verbindung<br />
einer Schau afrikanischen Handwerks in der Umgebung des <strong>Zoo</strong>s in gewissem Maße<br />
die „Völkerschauen“ der Vergangenheit widerzuspiegeln schien. Diese Assoziation<br />
wurde noch unterstrichen durch die Formulierung „African Village“.<br />
In ihrem Brief sprach die ISD von einer „Reproduktion kolonialer Blickverhältnisse“.<br />
Die Initiative erwähnte das Leiden vieler Menschen, die <strong>im</strong> Rahmen der<br />
„Völkerschauen“ ausgestellt worden waren <strong>und</strong> das furchtbare Schicksal afrikanischer<br />
Menschen unter den Nazis in Deutschland. Insgesamt sah die ISD die geplante<br />
Präsentation afrikanischer <strong>Kultur</strong> <strong>im</strong> <strong>Zoo</strong> als völlig unpassend an <strong>und</strong> rief zum Protest<br />
gegen das „African Village“ auf, um der Kontinuität kolonialer <strong>und</strong> rassistischer<br />
Traditionen ein Ende zu setzen. Die <strong>Zoo</strong>direktorin Dr. Jantschke schrieb in ihrem<br />
Antwortbrief an den Schweizer Bürger hingegen, dass sie die Kritik an der<br />
Veranstaltung nicht verstehen könne, zumal trotz des Namens „African Village“ ein<br />
Dorf doch gar nicht ausgestellt würde. Vielmehr würde die Veranstaltung afrikanische<br />
<strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> afrikanische Produkte darbieten. Sie sah in dem Ereignis einen Beitrag zu<br />
Toleranz <strong>und</strong> Völkerverständigung. Dr. Jantschke verteidigte den Veranstaltungsort<br />
unter Berufung auf einen „Afrikaner mit schwarzer Hautfarbe“, der als Mitorganisator<br />
auftrat <strong>und</strong> der von dem <strong>Zoo</strong> als Veranstaltungsort begeistert gewesen sei. Schließlich<br />
betonte sie, dass der <strong>Zoo</strong> Augsburg „genau der richtige Ort ist, um auch die Atmosphäre<br />
von Exotik zu vermitteln“.<br />
Diese Antwort löste noch mehr Kritik aus. In Deutschland meldete sich Prof. Norbert<br />
Finzsch mit einem englischen Schreiben zu Wort, das weite Verbreitung fand. Er<br />
erklärte, dass die Organisatoren der Veranstaltung die historischen Implikationen ihres<br />
Projekts nicht begriffen. Prof. Finzsch, der auf neuere deutsche <strong>und</strong> angloamerikanische<br />
Geschichte spezialisiert ist <strong>und</strong> zu Nationalismus <strong>und</strong> Rassismus in Deutschland <strong>und</strong><br />
den USA veröffentlicht hat, führte an, dass “der koloniale <strong>und</strong> rassistische Blick in<br />
Deutschland noch <strong>im</strong>mer sehr lebendig [ist]. Farbige Menschen werden als exotische<br />
Objekte (der Begierde) gesehen, als fast ‚unmenschliche’ Wesen nahe dem Bereich der<br />
Tiere”. Er verband zudem das Konzept der Völkerschauen mit der späteren rassistischen<br />
Politik der Nazis. Prof. Finzsch rief zum Protest gegen die Veranstaltung in Augsburg<br />
auf, um auf das fehlende historische Gewissen hinzuweisen.<br />
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