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Afrikanische Kultur und Zoo im 21 - Max-Planck-Institut für ...

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Menschen einer einzigen Spezies angehören, die in sich mannigfache <strong>und</strong> sehr<br />

komplexe Unterschiede aufweist. Diese Unterschiede können nicht einfach in<br />

eigenständige, als „Rassen“ bezeichnete Kategorien einsortiert werden. Intelligenz steht<br />

nicht in Verbindung zur äußeren Erscheinung. Insbesondere die Fähigkeit zu lernen <strong>und</strong><br />

kulturelle Vielfältigkeit zu produzieren kennzeichnet die Menschen. Dies wiederum<br />

bedeutet <strong>für</strong> <strong>Kultur</strong>en, dass sie sich ständig ändern.<br />

Kurz gesagt ist Rasse ein „soziales Konstrukt“, dass die menschlichen Unterschiede<br />

nicht angemessen beschreibt, sondern als ein Mittel entstand, um ungleiche<br />

Machtverhältnisse zu legit<strong>im</strong>ieren <strong>und</strong> zu erklären. Obwohl Rasse also kein geeignetes<br />

Konzept ist, um biologische Unterschiede bei Menschen zu verstehen, ist es dennoch<br />

von Bedeutung, da ein Konzept der Rassenunterschiede noch <strong>im</strong>mer in Situationen<br />

ungleicher Machtverhältnisse genutzt wird, um unterschiedliche Zugriffschancen auf<br />

Arbeitsplätze, Bildung, Wohnraum, sowie Macht- <strong>und</strong> Verantwortungspositionen zu<br />

rechtfertigen. Rassismus ist das Einordnen von Menschen in rassische Kategorien <strong>und</strong><br />

die Hierarchisierung dieser Kategorien verb<strong>und</strong>en mit der Diskr<strong>im</strong>inierung von<br />

Menschen, die als rassisch minderwertig gesehen werden. Unterschiedliche Behandlung<br />

von Menschen wird so durch „vererbte“ Unterschiede legit<strong>im</strong>iert.<br />

Um zu verstehen, wie Rassismus funktioniert ist es wichtig, den Begriff<br />

„Rassisierung“ näher zu erläutern. Rassekategorien werden durch verschiedene<br />

Aktionen des täglichen Lebens ständig verstärkt, wieder erf<strong>und</strong>en, neu erlernt <strong>und</strong><br />

wieder hergestellt. Der Begriff „ Rassisierung“ beschreibt den andauernden Prozess des<br />

Bestärkens rassischer Konzepte. Die Untersuchung von Rassisierungsprozessen richtet<br />

den Blick auf Machtbeziehungen, die den Rahmen bilden, innerhalb dessen Leute<br />

miteinander interagieren, zu best<strong>im</strong>mten Werten kommen oder sich voneinander ein<br />

Bild machen. Innerhalb dieser Prozesse haben Leute mit mehr Macht die Möglichkeit<br />

zu definieren, was normal ist, was akzeptabel ist, was zivilisiert ist <strong>und</strong> was die<br />

entscheidenden Merkmale unterschiedlicher <strong>Kultur</strong>en sind. Rassisierung kann<br />

beobachtet werden in dem, was Schulen <strong>und</strong> Museen über Geschichte <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong> lehren,<br />

darin, wie Nachrichten dargestellt werden, <strong>und</strong> darin, welche Art von Bildern in Filmen,<br />

Video, Berichterstattung <strong>und</strong> Werbung gezeigt werden. Rassisierung kann in<br />

Diskussionen präsent sein, in denen es darum geht, wer zu einer best<strong>im</strong>mten Nation<br />

gehört <strong>und</strong> wie Fremdheit zu erkennen ist. Die Einführung eines multikulturellen<br />

Bildungssystems kann unfreiwillig zu Rassismus beitragen, indem <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong><br />

äußerliche Erscheinung miteinander verb<strong>und</strong>en werden. In den USA etwa wird<br />

Multikulturalismus gleich gesetzt mit Programmen <strong>für</strong> Leute anderer Hautfarbe. Diese<br />

Version von Multikulturalismus verbindet <strong>Kultur</strong> mit Biologie <strong>und</strong> belebt<br />

Rassekategorien.<br />

B. Völkerschauen <strong>und</strong> koloniales Erbe<br />

Die Veranstalter waren bemüht, sich gegen die Anschuldigung zu verteidigen, eine<br />

Völkerschau zu zeigen. Die Nähe des „African Village“ zu den historischen<br />

Völkerschauen war, wie aus den Briefen des ISD, von Prof. Finzsch <strong>und</strong> anderer<br />

Gegner hervorgeht, nur einer von mehreren Kritikpunkten, aber sicherlich der am<br />

meisten alarmierende. Aus diesem Gr<strong>und</strong> werden wir kurz auf das Thema der<br />

Völkerschauen eingehen, um die Forderungen <strong>und</strong> Gegenforderungen der Gegner <strong>und</strong><br />

Verteidiger des „African Village“ verstehen <strong>und</strong> bewerten zu können. In der<br />

aufgeheizten Debatte um das „African Village“ wurden Völkerschauen meistens so<br />

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