EU-Agrarpolitik nach 2013 - Bundesministerium der Finanzen
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tenz einer protektionistischen <strong>Agrarpolitik</strong> in an<strong>der</strong>em Gewand herbeigeredet werden<br />
soll, son<strong>der</strong>n sie betreffen wichtige Zukunftsfragen <strong>der</strong> Menschheit.<br />
- Das Kernproblem <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Diskussion über die Zukunft <strong>der</strong> GAP besteht darin,<br />
dass die genannten Themen von vielen nur als Stichworte genutzt werden, um die<br />
Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Agrarpolitik</strong> zu legitimieren, dass aber die politischen Instrumente, für die<br />
die <strong>EU</strong>-Agrarfinanzmittel dann konkret verwendet werden sollen, nur sehr begrenzt<br />
geeignet sind, um die großen Herausfor<strong>der</strong>ungen auch tatsächlich bewältigen zu<br />
können.<br />
- Die Kritik an den Direktzahlungen ist berechtigt. Doch muss ebenso klar festgestellt werden,<br />
dass ein Abbau <strong>der</strong> Direktzahlungen – für sich genommen – keine Zielbeiträge für<br />
die Bewältigung <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen leistet, son<strong>der</strong>n zunächst einmal nur zur Freistellung<br />
einer Finanzmasse führt, die zielgerichteter eingesetzt werden könnte.<br />
- Für solche zielgerichteten Maßnahmen wurde in den 1990er-Jahren die 2. Säule <strong>der</strong><br />
GAP geschaffen. Eine nähere Analyse zeigt allerdings, dass ein einfacher Mitteltransfer<br />
von <strong>der</strong> 1. in die 2. Säule nur für Teilprobleme sinnvoll wäre, aber insgesamt zu keiner<br />
zufriedenstellenden Lösung führen würde. Dieses enttäuschende Ergebnis hat mehrere<br />
Ursachen:<br />
o Erstens erfor<strong>der</strong>n einige <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen zentrale Lösungsstrategien, sodass<br />
<strong>der</strong> heute praktizierte dezentrale Politikansatz <strong>der</strong> 2. Säule in diesen Fällen nicht<br />
geeignet ist.<br />
o Zweitens hat sich bei <strong>der</strong> Handhabung <strong>der</strong> 2. Säule in Deutschland gezeigt, dass<br />
auch dort, wo eine bundeseinheitliche Strategie sachlich geboten wäre, dies durch<br />
die Kompetenzverteilung zwischen Bund und Län<strong>der</strong>n erschwert wird.<br />
o Drittens wird die Wirksamkeit <strong>der</strong> Politikmaßnahmen für die über den Agrarsektor<br />
hinausgehende Entwicklung ländlicher Räume dadurch behin<strong>der</strong>t, dass in vielen<br />
Teilen <strong>der</strong> 2. Säule eine an<strong>der</strong>e Zielsetzung besteht und daher eine Fokussierung<br />
auf agrarsektorale Maßnahmen vorherrscht. Die wirtschaftliche und soziale Entwicklung<br />
ländlicher Räume erfor<strong>der</strong>t dagegen sektorübergreifende Konzepte.<br />
o Viertens hat sich in <strong>der</strong> Praxis gezeigt, dass das Prinzip <strong>der</strong> Kofinanzierung neben<br />
den bekannten Vorteilen auch gravierende Nachteile mit sich bringt: Zum einen setzt<br />
die anteilige <strong>EU</strong>-Finanzierung Anreize zur Programmierung von (bekannten) Maßnahmen,<br />
die einen planmäßigen „Mittelabfluss“ gewährleisten und das Anlastungsrisiko<br />
gering hält. Dies geht zulasten innovativer Maßnahmen. Zum an<strong>der</strong>en stößt die<br />
anteilige nationale Finanzierung zum Teil an Grenzen <strong>der</strong> Finanzierbarkeit in den<br />
nationalen Budgets, sodass insbeson<strong>der</strong>e in den beson<strong>der</strong>s bedürftigen Regionen<br />
<strong>der</strong> Aufbau <strong>nach</strong>haltiger Entwicklungskonzepte schwierig ist.<br />
- Vor diesem Hintergrund wird nun bisweilen <strong>der</strong> Vorschlag unterbreitet, die <strong>der</strong>zeitigen<br />
und künftigen Herausfor<strong>der</strong>ungen durch einen modifizierten 1. Säule-Ansatz anzusteuern.<br />
Dieser Weg ist jedoch nicht Erfolg versprechend, solange die 1. Säule <strong>nach</strong> dem<br />
Grundsatz „flächendeckende Gewährung einzelbetrieblicher Zahlungen an alle Landwirte“<br />
konzipiert wird. Das System <strong>der</strong> Direktzahlungen wurde für einen ganz speziellen<br />
Zweck etabliert (Abfe<strong>der</strong>ung eines Politikwechsels), und es ist – selbst mit größeren<br />
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