Kind sein heute
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t i t E l<br />
Das bestätigt auch Regine Schwarzhoff (55). „Eltern sollten sich<br />
darüber Rechenschaft ablegen, ob ihre Erwartungen den Veranlagungen<br />
des <strong>Kind</strong>es entsprechen. Wenn sie zu hohe Erwartungen<br />
hegen, spürt das <strong>Kind</strong> ihre Enttäuschung und gerät unter Druck,<br />
der ihm schadet“, sagt die Landesvorsitzende des Elternvereins<br />
Nordrhein-Westfalen e. V. Doch sie sieht auch die Schulen in der<br />
Verantwortung: „Es ist Aufgabe der Schule, jedes <strong>Kind</strong> so zu fördern,<br />
dass <strong>sein</strong>e Leistungen im angemessenen Bereich liegen“,<br />
betont Schwarzhoff. „Bei besonderen Hindernissen müssen frühzeitig<br />
Hilfen gegeben werden, und die Eltern benötigen hier kompetente<br />
Beratung. Oft aber fühlen sich Eltern in solchen Situationen<br />
alleingelassen.“<br />
Die dreifache Mutter beobachtet, dass der Druck auf Grundschüler<br />
gewachsen ist. „Leider glauben Eltern <strong>heute</strong> sehr leicht Berichten<br />
und Aussagen, dass ein <strong>Kind</strong> ohne Abitur keine Chancen im Berufsleben<br />
habe. Mit einem guten Hauptschulabschluss, vor allem guten<br />
Kopfnoten, werden Jugendliche aber gern von Handwerksmeistern<br />
und Industriebetrieben in die Ausbildung übernommen. Für Realschulabsolventen<br />
gilt das genauso. Aber Eltern sind <strong>heute</strong> leichter<br />
zu verunsichern und möchten natürlich das Beste für ihr <strong>Kind</strong>. Dass<br />
das in vielen Fällen nicht das Abitur ist, können sie nicht erkennen,<br />
weil sie immer weniger ihrer Intuition zu trauen wagen. Also beginnen<br />
sie schon in der Grundschule mit Leistungsdruck und Nachhilfestunden.“<br />
Lernbedarf für Eltern und Lehrer<br />
Die Aachener Domsingschule versucht, Überforderung zu vermeiden.<br />
Eine Lerntrainerin und eine Sozialpädagogin kümmern sich<br />
zusätzlich zu den Lehrkräften individuell um <strong>Kind</strong>er mit Lerndefizi-<br />
ten. Lernbedarf sieht Irma Wüller aber auch bei Eltern und Lehrern:<br />
„Jedes <strong>Kind</strong> hat unterschiedliche Fähigkeiten. Wichtig ist, dass<br />
jeder Schüler individuell betrachtet wird und es keine generalisierte<br />
Messlatte gibt.“<br />
Donata Elschenbroich hat ein Buch geschrieben – „Die Dinge.<br />
Expeditionen zu den Gegenständen des täglichen Lebens“ –, das<br />
Eltern zeigt, was ihre <strong>Kind</strong>er lernen sollen. Wissen Eltern das nicht<br />
von selbst?<br />
„Eltern wussten noch nie, was sie ihren <strong>Kind</strong>ern beibringen sollen“,<br />
antwortet Elschenbroich entschlossen. „Früher gab es Großfamilien,<br />
Nachbarschaftshilfe, eine Dorfgemeinschaft, die geholfen<br />
haben. Heute ist das Tempo der Veränderung in der Gesellschaft<br />
viel schneller. Eltern sind häufig auf sich allein gestellt“, sagt die<br />
<strong>Kind</strong>heitsforscherin. Ihr Rat: Entschleunigung! „Ein banales Beispiel:<br />
Stellen Sie sich vor, was im Zimmer alles von einem Magneten<br />
angezogen würde. Solch eine Aufgabe ist auch für <strong>Kind</strong>er spannend“,<br />
empfiehlt sie.<br />
Kontakt & info<br />
Der Elternverein Nordrhein-Westfalen e. V. hat im Internet<br />
Informationen für Grundschuleltern zusammengestellt.<br />
www.elternverein-nrw.de/infoschriften/grundschulratgeber