SOZIALES - Berliner Behindertenzeitung
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14 GESUNDHEIT<br />
BBZ – September 2006<br />
Brillante Behindertenschwimmgelegenheit<br />
am Wannsee<br />
Die Idee der Wasserrettung hatte<br />
der DRK 1888 übernommen (1762<br />
fand die erste offizielle Wasserrettung<br />
statt). Der damalige Arbeitsauftrag<br />
war: „Berlins Gewässer zu einem<br />
sicheren Ausflugsort zu machen im<br />
Kampf gegen den nassen Tod!“ Die<br />
Wasserwacht ist von der <strong>Berliner</strong> Feuerwehr<br />
delegiert und für das Wasser<br />
zuständig, die DLRG für die Strandbewachung.<br />
An der Unterhavel gibt<br />
es drei Stationen der Wasserwacht,<br />
und hier haben sie 10 Boote liegen.<br />
Das Gebäude der Wasserrettungsstation<br />
der DRK steht unter Denkmalschutz.<br />
Seit 4-5 Jahren hat das<br />
DRK das Gebäude wieder hergestellt<br />
und betreibt es mit der Auflage,<br />
genau uns einen geschützten Badeplatz<br />
mit Aufsicht zur Verfügung zu<br />
stellen. Das Gebäude riecht vertraulich-alt.<br />
Alles Notwendige ist vorhanden.<br />
Es gibt mehrere großrädrige<br />
Plastik-Gefährte, in die Behinderte<br />
Das hat für Überraschung gesorgt:<br />
Das Projekt „Gemeindeschwester“<br />
des Ministeriums für Arbeit, Soziales,<br />
Gesundheit und Familie (MASGF)<br />
ist anders gestartet als besprochen.<br />
Noch im Mai hatte das Ministerium<br />
das Vorhaben bei einer Präsentation<br />
als Diskussionsentwurf bezeichnet.<br />
Ein Beirat werde eingerichtet, so<br />
das Versprechen des Ministeriums,<br />
damit die Bedenken der Akteure<br />
im Land in das Projekt einbezogen<br />
werden können. Für den DBfK-Landesverband<br />
Berlin-Brandenburg e.V.<br />
hatten wir zwei Vertreter benannt.<br />
Jedoch scheinen nun bereits Fakten<br />
geschaffen zu sein.<br />
Das Ziel des Projektes ist es, die<br />
drohende hausärztliche Unterversorgung<br />
in ländlichen Regionen durch<br />
Pflegende aufzufangen und dem<br />
demografischen Wandel gerecht zu<br />
werden. Das Problem ist richtig erkannt,<br />
und es ist auch ein sinnvoller<br />
Ansatz, hier die Kompetenzen der<br />
Pflege zu nutzen. Wir befürchten<br />
aber, dass nun überholte Ansätze aus<br />
der Mottenkiste gegenüber innovativen<br />
Konzepten gewinnen. Die Gemeindeschwester<br />
wird als „verlängerter<br />
Arm des Arztes“ bezeichnet,<br />
ohne einen eigenen Verantwortungsbereich<br />
der professionellen Pflege.<br />
umgesetzt werden können und mit<br />
denen sie über Sand und sogar bis<br />
ins Wasser gezogen werden können.<br />
Dort kann der/die Behinderte sich in<br />
Ruhe ausruhen und besonnen lassen<br />
und schaukeln. Das Wasser ist gut 10<br />
m weit sehr flach und im Juli bereits<br />
mit vielen Algen durchsetzt. Die<br />
warme Wassersuppe endet dort, wo<br />
die Bootsliegeplätze enden und das<br />
Wasser beginnt, sich mit dem kälteren<br />
Seewasser zu durchmischen. Es<br />
wird ziemlich wellig hier.<br />
Am WE ist immer jemand da,<br />
unter der Woche muss der Besuch<br />
vorher für Gruppen ab drei Personen<br />
verabredet werden (auch am WE<br />
besser anmelden!). Mensch kann<br />
sich vom S-Bahnhof Nikolasee mit<br />
dem 5- oder dem 8-Sitz Bus abholen<br />
lassen. Die Aufsicht machen engagierte<br />
jugendliche Freiwillige, die<br />
hier Jugendfreizeiterfahrung mit<br />
Verantwortung machen können. Sie<br />
Beruflich Pflegende sind gleichberechtigte<br />
Partner im Gesundheitswesen<br />
und haben weitaus mehr Potenzial.<br />
Sie können die im Modell<br />
„Gemeindeschwester“ angegebene<br />
selbstständige und eigenverantwortliche<br />
Tätigkeit wirklich füllen. Aus<br />
den Aufgaben in den neuen Berufsgesetzen<br />
und der zunehmenden wissenschaftliche<br />
Untermauerung ihrer<br />
Arbeit sind Ressourcen entstanden,<br />
die bisher kaum genutzt werden.<br />
Andere europäische Länder mit vergleichbaren<br />
Problemen sind weniger<br />
rückwärts gewandt. In Großbritannien<br />
und in den Niederlanden arbeiten<br />
Pflegende in eigenen Pflegepraxen<br />
oder zusammen mit einem Arzt in<br />
so genannten Tandempraxen. Innovativ<br />
sind Projekte zum präventiven<br />
Hausbesuch durch Pflegende, die<br />
es in Deutschland bereits gab. Erfahrungen<br />
sammeln auch die ersten<br />
deutschen Pflegenden in der Zusatzqualifikation„Familiengesundheitspflege“.<br />
Dieses EU-weite Modellvorhaben,<br />
das auf WHO-Konzepten<br />
beruht, läuft in Deutschland seit Oktober<br />
2005.<br />
Damit vergibt die Landesregierung<br />
eine große Chance, Versorgungsprobleme,<br />
an deren Anfang wir erst<br />
stehen, kompetent und nachhaltig<br />
zu bewältigen. Wir haben in einem<br />
bleiben hier von Freitag- bis Sonntagabend,<br />
gegen eine wirklich geringe<br />
Aufwandsentschädigung. Aber<br />
das ferienlagerartige Wochenenderlebnis<br />
während der Schulzeit macht<br />
dafür wett, die Jugendlichen schlafen<br />
auch hier.<br />
Wir wurden begrillt, und die Getränke<br />
wurden für uns als Gruppe<br />
besorgt. (Als der Einkaufszettel geschrieben<br />
wurde, tauchten Fragen<br />
auf wie: „Schreibt man Peperoni mit<br />
ä?“ Und: „Wie schreibt man Chance?<br />
Schonx?“ Ein mutiger Umgang<br />
mit der Rechtschreibreform unter<br />
Jugendlichen…) Die Umsorgung ist<br />
auch abends bei wunderbaren Sonnenuntergängen<br />
möglich.<br />
Den verantwortlichen Ansprechpartner<br />
finden Sie unter www.drkberlin.de/Wasserwacht/behinderten<br />
schwimmen.htm oder 030/ 850 05<br />
455, meissnerp@drk-berlin.de.<br />
Mit der Schwester von gestern die Probleme<br />
von morgen lösen?<br />
Schreiben an die Gesundheitsministerin<br />
Dagmar Ziegler noch einmal<br />
deutlich gemacht, dass diese Projekte<br />
mit uns gemeinsam geplant und<br />
durchgeführt werden sollten. „Es<br />
ist dringend zu empfehlen, in Modellvorhaben<br />
unterschiedliche Konzepte<br />
zu erproben.“ sagt Gertrud<br />
Hergenhahn, Vorsitzende des Landesverbandes<br />
Berlin Brandenburg<br />
des DBfK. „Der DBfK ist gerne bereit,<br />
die Landesregierung hierbei zu<br />
unterstützen.“<br />
Hintergrund ist laut Pressemitteilung<br />
des Ministeriums für Gesundheit<br />
und Soziales in Sachsen-Anhalt<br />
(Nr.: 097/06, 10. Juli 2006) das Projekt<br />
einer „integrierten Gesundheitskraft“,<br />
das vom Bundesministerium<br />
für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />
konzipiert wurde und für das<br />
in der Modellphase verschiedene<br />
Modellvarianten vorgesehen sind.<br />
Eine dieser Varianten läuft bereits<br />
in Mecklenburg-Vorpommern unter<br />
dem Namen „AGnES“ ( Arzt-entlastende,<br />
Gemeinde-nahe, E-Healthgestützte,<br />
Systemische Intervention).<br />
Brandenburg zog nach und nun entschied<br />
auch der Landtag in Sachsen-<br />
Anhalt, das Projekt durchzuführen.<br />
Die Unterschiede liegen im Detail.<br />
Deutscher Berufsverband für<br />
Pflegeberufe (DBfK)<br />
Warnung vor Gefahren<br />
von Medikamenten aus<br />
dem Internet<br />
Medikamente enthalten<br />
fremde Bestandteile<br />
Menschen, die ihre Medikamente<br />
über das Internet kaufen, können<br />
ihre Gesundheit unwissentlich gefährden.<br />
Zu diesem Ergebnis ist eine<br />
Studie der Sunderland Eye Infirmary<br />
www.nhs.uk/England/Hospitals/<br />
gekommen. Manche Medikamente<br />
sind falsch und enthalten Bestandteile,<br />
die wenig Ähnlichkeit mit der<br />
Bezeichnung auf der Verpackung haben,<br />
schreiben die Wissenschaftler<br />
im Fachmagazin The Lancet www.<br />
thelancet.com. Auch wenn Patienten<br />
das richtige Präparat erhalten,<br />
besteht das Risiko nicht überprüfter<br />
Nebenwirkungen und gefährlicher<br />
Wechselwirklungen.<br />
Das Team berichtet von dem Fall<br />
einer Frau, deren Sehkraft durch oral<br />
einzunehmende Steroide aus Thailand<br />
geschädigt wurde. Die 64-jährige<br />
hatte diese Medikamente vier Jahre<br />
lang eingenommen, nach dem sie bei<br />
sich ein chronisches Ermüdungssyndrom<br />
diagnostiziert hatte. Im Februar<br />
2006 kam sie in die Notaufnahme der<br />
Sunderland Royal Infirmary, da sie<br />
bemerkt hatte, dass ihre Sehfähigkeit<br />
in den vergangenen sechs Monaten<br />
ständig abgenommen hatte. Bei der<br />
Untersuchung zeigte sich, dass sie<br />
durch die Einnahme der Steroide an<br />
grünem und grauem Star litt. Durch<br />
diesen Fall angeregt, recherchierten<br />
die beiden Mediziner Scott Fraser<br />
und Philip Severn im Internet. Sie<br />
fanden rund Tausend Tabletten des<br />
gleichen Steroids, Prednisolon 5mg,<br />
online um nur 25,23 Pfund angeboten.<br />
Laut Fraser sei die Selbstdiagnose<br />
der Patientin zwar korrekt aber<br />
zu hoch gewesen und sie sei nicht in<br />
Hinblick auf Nebenwirkungen beobachtet<br />
worden. Bei einer entsprechenden<br />
medizinischen Betreuung<br />
wäre das Problem früher erkannt<br />
worden und dadurch die Komplikationen<br />
vermeidbar geworden. Die<br />
Wissenschaftler schreiben, dass die<br />
Ausweitung des Internet unerbittlich<br />
sei und aus der Sicht der Information<br />
suchenden Patienten großteils<br />
positiv zu bewerten. „Die Online-<br />
Verfügbarkeit von kontrollierten und<br />
unkontrollierten medikamentösen<br />
Therapien muss genau beobachtet<br />
werden.“ Es sei laut BBC extrem<br />
leicht, online alles zu erhalten. Offensichtlich<br />
brauche man dafür kein<br />
Rezept. Wenn man Medikamente<br />
über das Internet kaufe, setze man<br />
seine Gesundheit aufs Spiel.<br />
Michaela Monschein