SOZIALES - Berliner Behindertenzeitung
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BBZ – September 2006 STADTGESPRÄCH<br />
Der Regierende Bürgermeister von<br />
Berlin Klaus Wowereit (SPD) besuchte<br />
am 8. August 2006 drei Einrichtungen<br />
der Stephanus-Stiftung<br />
in Weißensee. Bei einem Rundgang<br />
sowie in Gesprächen mit Mitarbeitenden<br />
informierte er sich über die<br />
unterschiedlichen Arbeitsfelder des<br />
diakonischen Trägers.<br />
Im Wohnheim für Kinder und Jugendliche<br />
mit geistiger Behinderung<br />
traf Wowereit Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter sowie Kinder und Jugendliche,<br />
die zurzeit dort arbeiten<br />
und leben. Sehr aufgeschlossen und<br />
ohne Zeitdruck ließ sich der Spitzenpolitiker<br />
über die aktuelle Situation<br />
in der Behindertenhilfe informieren<br />
und zeigte sich beeindruckt vom großen<br />
Engagement der Mitarbeitenden.<br />
Vor der Weiterfahrt zu den Diakoniewerkstätten<br />
Berlin im Nachtal-<br />
An sich ist der Inhalt dieser Titelzeile<br />
nichts Neues, bei dem Kürzungswahn<br />
unseres kapitalistischen<br />
Systems nicht erstaunlich. Abgesehen<br />
davon, dass es insgesamt als<br />
Abwärtsbewegung nicht schön ist,<br />
ist unangenehm, dass mensch es<br />
zunehmend auf der Straße abbekommt.<br />
Mit welch einer Frechheit<br />
einer da z.T. begegnet wird: Einmal<br />
hat eine ca. 48jährige schlanke<br />
Frau mich auf meine Bitte hin, mich<br />
auf den Behindertenplatz zu lassen,<br />
angefahren: „Ja, und ich bin auch<br />
hochschwanger!!“ Außerdem fangen<br />
Betroffene an, ihre GdBs gegeneinander<br />
auszuspielen. Wenn eine nur<br />
sagt, sie habe 100%, aber dabei ohne<br />
sichtbares Hilfsmittel und schwer<br />
braungebrannt auf dem Behindertenplatz<br />
sitzt, kommt schon mal:<br />
„Sie haben doch höchstens 30%, das<br />
sieht man doch!“ Oder: Die mit 80%<br />
steht maulend auf, weil eine 100%<br />
hat (mal eins Erfolg gehabt im Sitzplatzpoker?).<br />
Als wenn es auf die<br />
Höhe des GdBs ankommt. Es kommt<br />
doch auf die Behinderungsform an.<br />
Mensch muss doch bei dem eigenen<br />
Gebrechen noch die Relativität der<br />
Schwierigkeiten sehen können?<br />
Oder der Hass zwischen den Bevölkerungsgruppen:<br />
Da wird auf<br />
Gremiensitzungen von einer Behinderten<br />
die ausländische Familie im<br />
selben Wohnhaus öffentlich beneidet,<br />
weil die wegen der vielen Kinder<br />
so viel mehr Geld hätte. Oder: Zwei<br />
türkische Mädchen laufen vor einer<br />
her und starren wie auf ein Alien. Du<br />
Spitzenpolitiker Klaus Wowereit auf Tuchfühlung<br />
Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit lässt sich von Hans Hermann die Arbeit an<br />
einer Maschine erklären. Es handelt sich um eine Vorrichtung, an der Räder für Mülltonen bearbeitet<br />
werden, die dann weltweit im Einsatz sind.<br />
benweg kam Klaus Wowereit mit<br />
Mitgliedern der Geschäftsleitung<br />
fragst laut, was es zu gaffen gäbe, da<br />
wird einer simpel der Fuck-Finger gezeigt.<br />
Du fragst dich, wo du lebst und<br />
andererseits, wie du es aushältst auf<br />
Dauer. Oder gar, wie es noch werden<br />
soll? Oder letzteres lieber nicht?<br />
Das mediale Streuen von Neid durch<br />
Bild u.a. („Florida-Rolf“, „Mallorca-<br />
Karin“ und wie sie alle heißen mögen)<br />
fruchtet. Angst regiert die Welt.<br />
Wie kann mensch sich dagegen wehren?<br />
Zum einen gibt es die gedankliche<br />
Bewältigung. Hierbei kann ein<br />
Gedanke von Marianne Gronemeyer<br />
helfen, dass Ohnmacht aushalten eine<br />
Art Widerstand ist. Diese quasi Umdeutung<br />
der Situation rettet schon mal<br />
die Hälfte und macht es erträglicher.<br />
Am besten ist eine ruhige, klare, direkte<br />
Ansprache mit Erklärung. Aber<br />
das ist nicht in jeder Situation machbar,<br />
mensch ist auch nur ein Mensch.<br />
Erklärungen nehmen Angst, oder<br />
können sie abdämpfen. Prof. Thomas<br />
Straubhaar, Ökonom und Leiter des<br />
Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts<br />
HWWI, ist bundesweit der erste<br />
und einzige Wirtschaftler, der für die<br />
Einführung eines bedingungslosen<br />
Grundeinkommens plädiert. Das<br />
würde viel Unterdrückung und Angst<br />
nehmen. Es geht um neue Handlungsfreiräume<br />
und gestärktes Selbstbestimmungsrecht<br />
für BürgerInnen.<br />
Wie anzweifelbar auch immer die<br />
Ideen einzelner VertreterInnen für<br />
diese Idee sein mögen, eines ist klar:<br />
Für alle Menschen würde es mehr<br />
Freiheit bei den Lebensentscheidungen<br />
im Alltag bedeuten, damit weni-<br />
ausführlich ins Gespräch. Dabei wurden<br />
zum Beispiel Fragen der Finan-<br />
Der Ton in unserer Gesellschaft wird immer härter<br />
ger Fremdbestimmung und definitiv eine Gesellschaft unter diesen Bedin-<br />
weniger Angst – auch für Menschen<br />
mit Anzeige speziellen Bedürfnissen. Berlin konret Wie sich<br />
gungen weiter entfalten würde, wäre<br />
22.09.2005 spannend zu beobachten. 10:26 Uhr<br />
a n z e i g e<br />
Heike Oldenburg<br />
Servicebetrieb für<br />
Körperbehinderte<br />
tel 030 47411246<br />
fax 030 47411247<br />
9<br />
zierung und des unkomplizierteren<br />
Umganges in Verwaltungsvorgängen<br />
zwischen Trägern und Senatsverwaltungen<br />
erörtert. Immer wieder fragte<br />
der Gast interessiert nach und zeigte<br />
sich gut informiert.<br />
In der Behindertenwerkstatt Weißensee<br />
traf der Regierende Bürgermeister<br />
dann auf sehr interessierte<br />
Beschäftigte, die dem Gast gern ihre<br />
Arbeitsplätze vorstellten und aus<br />
dem Alltag erzählten. Ohne Berührungsängste<br />
ging Wowereit auf die<br />
Fragen ein und war erstaunt, wie<br />
vielfältig die Aufträge sind, die dort<br />
bearbeitet werden.<br />
Zum Abschluss seines Besuches<br />
dankte er für den ungewöhnlich tiefen<br />
Einblick in die sozialen Dienste der<br />
Stiftung und kam dabei den sehr zahlreichen<br />
Autogrammwünschen nach.<br />
Martin Jeutner<br />
MEDICAR<br />
Reha-Technik für Behinderte<br />
Rollstuhlverleih- und Reparatur, Notdienst<br />
13127 Berlin · Pankstraße 8-10<br />
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