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SOZIALES - Berliner Behindertenzeitung

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8 STADTGESPRÄCH<br />

BBZ – September 2006<br />

Natürlich durfte bei der Eröffnung<br />

des 37. CAP-Marktes am 02.08.06<br />

und das in Berlin- Köpenick, der<br />

Hauptmann nicht fehlen! Er machte<br />

kleine Scherze und begrüßte sittsam<br />

die Gäste.<br />

Und derer gab es viele: allen voran<br />

Herr Liesch, Geschäftsführer der<br />

Firma Nobis, der sich auch die Moderation<br />

nicht nehmen ließ. Aus dem<br />

Büro der Bundesbeauftragten für die<br />

Belange behinderter Menschen, Frau<br />

Ullrich. Herr Rombach aus dem Ministerium<br />

für Arbeit – beide als Abgesandte<br />

mit Grußworten. Vertreter<br />

der EDEKA Gruppe – die die Nutzung<br />

des Geschäftes ermöglicht hat,<br />

der Nordberliner Werksgemeinschaft<br />

gGmbH, der CAP-Gruppe, des Integrationsamtes,<br />

der Bundesagentur<br />

für Arbeit, der Lebenshilfe, des<br />

Paritätischen Wohlfahrtsverbandes,<br />

der Bezirksbehindertenbeauftragten<br />

und viele, viele andere.<br />

Bereits vor einigen Jahren machte<br />

sich die Nordberliner Werksgemeinschaft<br />

gGmbH Gedanken, wie man<br />

Beschäftigte aus den Werkstätten<br />

noch besser in den ersten Arbeits-<br />

a n z e i g e<br />

CAP – der Lebensmittelpunkt Der Bundes-<br />

markt integrieren kann und die Tochterfirma<br />

Nobis gGmbH Der Dienstleister<br />

entstand. Nobis stand anfangs<br />

hauptsächlich für Catering. Und auch<br />

nach ergebnislosen Verhandlungen<br />

mit ALDI, die nicht an der Umsetzung<br />

eines Konzeptes mit einem großen<br />

Anteil behinderter Beschäftigter<br />

interessiert waren, blieb es so.<br />

Inzwischen machten aber bundesweit<br />

die Märkte der CAP-Gruppe<br />

Foto: F. Littwin<br />

immer mehr von sich reden und so<br />

hatte man eine bessere Möglichkeit<br />

zur Kooperation.<br />

Die Idee für CAP-Märkte stammt<br />

aus Süddeutschland – in eher ländlichen<br />

Regionen angesiedelt. CAP<br />

ist die Abkürzung des engl. Wortes<br />

Handicap für Behinderung. Ob die<br />

von Herrn Wowereit gewünschten<br />

10 weiteren CAP-Märkte in Berlin<br />

eröffnet werden, hängt natürlich vom<br />

Vorhandensein des benötigten Eigenkapitals<br />

ab. Dass das Integrationsamt<br />

auch diesmal wieder sehr viel Fördermittel<br />

bereitstellen würde, hängt<br />

wohl weniger in den Sternen.<br />

Hier sei auch auf die unbürokratische<br />

und zügige Arbeit des Integrationsamtes<br />

hingewiesen, denn<br />

die Zusage für die Entstehung des<br />

CAP-Marktes lag erst seit drei Wochen<br />

vor! Aus dem bisherigen EDE-<br />

KA-Geschäft wurde nun also ein<br />

CAP-Lebensmittelpunkt. Ein schönes<br />

Wortspiel: für die einen ist es<br />

tatsächlich IHR Lebensmittelpunkt,<br />

denn sie haben eine entsprechende<br />

Tätigkeit gefunden zu Bedingungen<br />

des ersten Arbeitsmarktes in der sie<br />

sich selbst verwirklichen können, die<br />

sie hochmotiviert und sehr engagiert<br />

macht.<br />

Andere haben IHREN Zusatz zur<br />

grünen Wiese mit Vollversorger-Angebot<br />

und einzelnen Discountpreisen<br />

zurück – ihren Lebensmittelpunkt<br />

also. Die Wirtschaftlichkeit des<br />

Standortes kann also als getestet gelten.<br />

Und dass die Anwohner die verbesserten<br />

Leistungen, wie etwa den<br />

kostenfreien Lieferservice NICHT<br />

annehmen werden, darf bezweifelt<br />

werden. Somit dürfte die Integration<br />

von Menschen mit Behinderung auch<br />

in diesem Betrieb als gelungen gelten.<br />

Mutmacher für weitere Träger!?<br />

Franziska Littwin<br />

präsident gab<br />

sich die Ehre<br />

Der Überwachungshubschrauber<br />

war schon eine gute halbe Stunde<br />

vorher hörbar, als am 17.07.06 der<br />

Bundespräsident und seine Frau das<br />

Cafe im Konzerthaus am Gendarmenmarkt<br />

besuchten. Nichts Besonderes?!<br />

Doch!<br />

Denn das Cafe wird betrieben von<br />

der Mosaik-Service Integrationsgesellschaft<br />

und beschäftigt 25 tariflich<br />

entlohnte Mitarbeiter, 13 davon<br />

schwerbehindert. Der gemeinnützige<br />

Mosaik-Unternehmensverbund engagiert<br />

sich bereits seit 1965 für die<br />

soziale und berufliche Eingliederung<br />

von Menschen mit Behinderung auch<br />

auf dem ersten Arbeitsmarkt. Aktiv<br />

ist die Mosaik-Service Integrationsgesellschaft<br />

an 42 Standorten in und<br />

um Berlin in den Bereichen Garten-<br />

und Landschaftspflege, Kunst,<br />

Buchbinde- und Druckereien, Backwaren,<br />

Gebäudereinigung, Malerarbeiten<br />

und eben auch Gastronomie<br />

und Catering.<br />

Bei der Mosaik-Service Integrationsgesellschaft<br />

sind 171 Mitarbeiter<br />

beschäftigt, davon 101 schwerbehindert.<br />

Im Spannungsfeld von<br />

Wirtschaftlichkeit der Einrichtung<br />

einerseits und der Persönlichkeitsentwicklung<br />

der Menschen mit Behinderung<br />

andererseits, leistet sie so<br />

eine gesellschaftlich wichtige und<br />

notwendige Arbeit.<br />

Das Projekt Gastronomie wird<br />

durch die Aktion Mensch gefördert,<br />

deren Schirmherr der Bundespräsident<br />

ist. Im Gespräch mit 6 Mitarbeitern<br />

des Cafes, Vertretern des<br />

Mosaik e.V. und der Aktion Mensch<br />

nach seinem Rundgang durch Küche,<br />

Kantine und Kasino, machte<br />

Herr Köhler erneut deutlich: „Der<br />

Umgang mit behinderten Menschen<br />

ist ein Gradmesser für die Menschlichkeit<br />

einer Gesellschaft.“<br />

Die Vision vom Bundespräsidenten<br />

ist; „…in einer Gesellschaft zu<br />

leben, in der Menschen mit und ohne<br />

Behinderung wechselseitig voneinander<br />

lernen…“ Durch entsprechendes<br />

politisches Wollen könne diese<br />

Vision erreicht werden. Gleichzeitig<br />

wies Herr Dr. Peters, Geschäftsführer<br />

des Mosaik e.V. darauf hin, dass<br />

die Zeichen angesichts zurückgehender<br />

Mittel aus der Ausgleichsabgabe<br />

und Zuschüsse, auf Sturm stehen<br />

und die Zukunft der Integrationsunternehmen<br />

akut gefährdet sei.<br />

Franziska Littwin

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