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Von „Konsummarken“ und Schnell- kochtopf - Berliner ...

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BBZ – November 2006 DIES UND DAS<br />

Eine lange Zeit ist vergangen in<br />

der Heidi <strong>und</strong> Felicitas viel erlebt haben.<br />

Heidi ist mehr <strong>und</strong> mehr auf der<br />

Suche nach ihrer körperlichen Fitness<br />

<strong>und</strong> auf virtuellen Wegen nach<br />

Kontakten. Auch Felicitas haben die<br />

letzten, mitunter sehr anstrengenden,<br />

Monate gezeigt, wo ihre Grenzen<br />

sowohl psychisch als auch physisch<br />

liegen.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong>e musste eine<br />

Entscheidung her. Natürlich war<br />

die Entscheidung nicht leicht – aber<br />

einiges in ihrem Terminkalender<br />

musste gestrichen werden. Also fiel<br />

die Wahl auf ein Projekt, das in einigen<br />

Wochen endet, aber zunächst der<br />

Wille zur Fortführung besteht. Eine<br />

sicher nur achtlos gestellte Frage ließ<br />

Es war einmal eine kleine Vorsilbe<br />

ver-. Gern währe sie ein wirkliches<br />

Wort gewesen, am liebsten lang<br />

<strong>und</strong> bedeutungsvoll, vielleicht auch<br />

kurz <strong>und</strong> prägnant, aber voll Sinn<br />

<strong>und</strong> Verstand, klug, gewitzt <strong>und</strong> eindrucksvoll.<br />

Jeder ihrer Buchstaben<br />

hatte mehr Eigenständigkeit als sie.<br />

Allein ein Vogel V- zu sein das war<br />

doch etwas wert, man kann Kinder,<br />

zumindest im ersten Schuljahr, in<br />

den Wahnsinn treiben. Und ein E-<br />

erst. Wie viel Ekel <strong>und</strong> Verachtung<br />

kann man mit diesem einen Buchstaben<br />

über alle Ländergrenzen hinaus<br />

zum Ausdruck bringen. Und wer ist<br />

nicht im Russischunterricht damit<br />

gequält worden das –R- rollen zu<br />

müssen. Um ein R- sicher über die<br />

Zunge rollen zu lassen, muss man<br />

ihm schon eine gewisse Zeit der<br />

Aufmerksamkeit schenken.<br />

Nur wenn die kleine Vorsilbe ver-<br />

einmal ganz allein unterwegs war,<br />

fragten die Leute immer „Ver- was“<br />

<strong>und</strong> dann wurde sie furchtbar rot <strong>und</strong><br />

suchte sich schnell jemand hinter<br />

dem sie sich verstecken konnte, mit<br />

dem sie sich vollständig fühlte, so<br />

wie der Topf seinen Deckel oder das<br />

Kind seinen großen Bruder. Doch eines<br />

Tages, es mag so in den 80gern<br />

gewesen sein, verirrte sie sich in eine<br />

Felicitas nachdenken: „Was machst<br />

Du dann zum Ausgleich?“<br />

Tja, außer einem Torkelgang <strong>und</strong><br />

einem zierlichen Körper sieht sie<br />

auch recht „stark“ aus. Und “kleine<br />

hämmernde Männchen“ die den<br />

Kopf an einigen Abenden “fast<br />

platzen lassen“, sind nun mal nicht<br />

sichtbar. Auch nicht dass sie an manchen<br />

Abenden von den Umweltgeräuschen<br />

so geschafft ist, dass die<br />

geliebte “Krawallo“-CD gegen eine<br />

sanftere oder öfter gegen Oropax<br />

ausgetauscht wird. Nicht sichtbar<br />

<strong>und</strong> selbst nicht verständlich, sind<br />

die massiven Verstärkungen von<br />

Der allmorgendliche Putz<br />

Selbsterfahrungsgruppe für Abhängige<br />

<strong>und</strong> fand es sei an der Zeit sich<br />

loszusagen von ihrer Angst vor dem<br />

allein sein. Selbstbewusst wollte sie<br />

auftreten <strong>und</strong> nie wieder sollte sie<br />

sich unvollkommen fühlen. Sie suchte<br />

sich die Gruppe der Menschen, die<br />

mutig genug waren sie hin <strong>und</strong> wieder,<br />

manchmal auch oft hintereinander<br />

selbstständig auftreten zu lassen.<br />

Lange Zeit wohnte sie dann bei<br />

Paul. Paul stotterte <strong>und</strong> niemand<br />

fand es ungewöhnlich wenn er ver-,<br />

ver-, verkehrt sagte, oder ver- ver-<br />

verrückt. Die kleine Vorsilbe genoss<br />

dieses Leben. Hier hatte sie nun die<br />

w<strong>und</strong>ervolle Aufgabe Spannung<br />

aufzubauen <strong>und</strong> in einem von ihr gewählten<br />

Moment Verbindungen einzugehen.<br />

Wer wusste schon welches<br />

Wort hinter ihr folgte <strong>und</strong> wann genau<br />

das Rätsel gelöst werden würde.<br />

Sie gewann an Lebensfreude, Eigenständigkeit<br />

<strong>und</strong> Selbstwert.<br />

Sie lebte in einer ungewöhnlich<br />

schönen Ecke von Pauls Gehirn,<br />

richtete sich dort häuslich ein <strong>und</strong><br />

kehrte jegliche zu früh eingegangenen<br />

Wortverbindungen beim all<br />

morgendlichen Putz hinaus. In diesen<br />

Minuten verstand das Stehen die<br />

Welt nicht mehr <strong>und</strong> das Trauen ver-<br />

Kopfnüsse<br />

Gang- <strong>und</strong> Koordinationsstörungen<br />

nach PC-Arbeit.<br />

Heidi: „Jetzt bist Du ja doch am<br />

Meckern.“ Felicitas: „Das betone<br />

ich auch nur, weil sich ein Hinkebein<br />

<strong>und</strong> ein schleichender Gang am<br />

Stock von selbst erklären.“<br />

Ja, was tut Felicitas zum “Ausgleich“?<br />

Nach einer ruhelosen <strong>und</strong><br />

anfangs unzufriedenen Zeit - auf der<br />

Suche nach sich Selbst – betrachtet<br />

sie die Welt mit anderen Augen. Nicht<br />

mehr das Tun um in den Augen Anderer<br />

etwas Besonderes darzustellen<br />

ist wichtig, sondern ein Tun, das ein<br />

traute niemandem. Nur das Stecken<br />

versteckte sich immer schnell genug<br />

um nicht vom Besen erwischt zu<br />

werden. Obwohl die kleine Vorsilbe<br />

ver- wirklich viele Selbsterfahrungsgruppen<br />

besucht hatte, hatte sie nicht<br />

gelernt eben jene Wortverbindungen<br />

beim Namen zu nennen, für sie waren<br />

sie einfach ES. Beinahe wie bei<br />

Kindern die im Streit kreischend<br />

zu ihren Vertrauten rennen mit den<br />

Worten auf den Lippen „Der da – hat<br />

das <strong>und</strong> das getan“ oder wie bei den<br />

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15<br />

ausgewogenes Maß an Neigungen<br />

<strong>und</strong> Fähigkeiten bedient. Für Felicitas<br />

bedeutet das: mehrmals in der<br />

Woche Schwimmen <strong>und</strong> Klettern zu<br />

gehen, zu töpfern, ihr Klavierspiel zu<br />

intensivieren, Wandern <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>schaften<br />

aufrecht zu erhalten, Arbeit<br />

im Arbeitskreis, Bezirksbehindertenbeirat<br />

<strong>und</strong> für die Zeitung, <strong>und</strong><br />

eben „das bisschen Haushalt“. Dabei<br />

liegt die Konzentration erst auf<br />

ihr <strong>und</strong> dann auf der „Arbeit“! Das<br />

reicht doch als Ausgleich!? Genau<br />

sowie sie das Gespräch bei Anderen<br />

über jedes Detail der Krankheit haßt,<br />

mag Felicitas auch nicht jedes Detail<br />

ihrer Krankheit allen auf die Nase<br />

binden! Nur, dass sie doch recht stolz<br />

auf sich sein kann!<br />

Heidi <strong>und</strong> Felicitas<br />

Frauen die ihre Vulva als „Da unten“<br />

bezeichnen.<br />

Doch unsere kleine Vorsilbe wird<br />

noch lernen sich korrekter auszudrücken<br />

<strong>und</strong> bis dahin wird es weiter<br />

heißen ver- kehrt es nach draußen<br />

<strong>und</strong> egal wie sie diesen Vorgang<br />

später einmal nennen wird, Paul<br />

wird die wenigen Minuten an jedem<br />

Morgen genießen an dem er ohne zu<br />

stottern sagen kann, dies oder jenes<br />

findet er verkehrt.<br />

Andrea Lauer

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