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Hartwig Weber Ein Auszug aus dem Buch die opfer des kolumbus<br />
sogar ihre Stühle waren aus Gold.<br />
Der Stamm wurde von einem Zipa geführt, der in einer hölzernen, von einer dicken<br />
Goldplatte bedeckten Sänfte getragen wurde. D<strong>as</strong> niedrige Volk fegte wie bei den Inka<br />
die Straße vor ihm sauber. Der Zipa war ein absoluter Monarch, aber die Erbfolge war<br />
matriarchalisch.»<br />
(V. von Hagen: Auf der Suche nach dem Goldenen Mann, Reinbek 1977, S. 80f)<br />
Felsen, Berge, Höhlen und Seen galten als Sitze höherer Wesen. F<strong>as</strong>t dreißig Gottheiten<br />
zählte d<strong>as</strong> Muiscapantheon. Manche wurden als solare, andere als lunare Wesen<br />
vorgestellt. Chia hieß die Mondgöttin, Sua der Sonnengott. Aus sehr alter Zeit stammte<br />
der Glaube an einen Schöpfergott, dessen Name Chiminigagua war. Die höheren Wesen<br />
hatten je bestimmte Zuständigkeitsbereiche. So war Chuchabiba (der Regenbogen)<br />
Schutzgott der Schwangeren; Necetacoa wurde von den Webern verehrt; Huitaca war<br />
Göttin des Tanzes, der Trunkenheit und der Sexualität.<br />
Die Muisca stellten sich vor, daß nach der Schöpfung, als alle Dinge bereits vorhanden<br />
waren, Sonne und Mond noch fehlten, so daß die Erde im Finstern lag. Es lebten damals<br />
nur zwei Menschen: der Kazike von Sogamoso und der von Tunja. Diese erschufen die<br />
Menschen, die Männer aus gelber Erde und die Frauen aus einer Pflanze. Dann befahl der<br />
Kazike von Sogamoso dem von Tunja, der sein Neffe war, zum Himmel emporzusteigen<br />
und als Sonne die Erde zu erleuchten. Daraufhin stieg er selbst empor, um als Mond in<br />
der Nacht zu scheinen.<br />
Den solaren Gottheiten entstammt Bochica, ein Kulturheros. Als der Erdgott<br />
Chibchachum eines Tages, erbost über die Menschen, d<strong>as</strong> ganze Hochland von Bogota in<br />
einen See verwandelte, erschien Bochica auf einem Regenbogen, schleuderte seinen<br />
goldenen Stab gegen die Felsen, so daß diese sich auftaten und d<strong>as</strong> W<strong>as</strong>ser abfließen<br />
konnte. So entstanden die Tequendamafälle, deren inzwischen durch Industrieabwässer<br />
getrübte Fluten man heute noch bewundern kann. Bochica lehrte die Menschen den<br />
Acker zu bebauen und überbrachte ihnen die Gesetze. Er lehrte sie weben und gab den<br />
mythischen Herrschern der Vorzeit Macht über d<strong>as</strong> Wetter und die Krankheiten.<br />
Die Muisca stellten Götteridole aus Holz, Baumwolle, Wachs, Ton, Gold und Kupfer her<br />
und bewahrten sie in Tempeln auf. Außer den Göttern wurden auch die verstorbenen<br />
Ahnen verehrt. Die Seelen der Toten müssen einen beschwerlichen Weg zurücklegen und<br />
Schluchten und einen Fluß mit einem Boot aus Spinnweben überwinden, bis sie zu ihrem<br />
Ziel, dem Mittelpunkt der Erde, gelangen. Dort erwartet die Schlechten ein<br />
schmerzreiches, die Guten ein angenehmes Leben mit Essen und Trinken, Frauen und<br />
Sklaven.<br />
Hoher Wertschätzung erfreute sich die Keuschheit, wiewohl die Fürsten einen großen<br />
Harem hatten (Der letzte Zipa soll drei- bis vierhundert Frauen besessen haben). Wenn<br />
ein Unterhäuptling starb, ohne einen Nachkommen zu hinterl<strong>as</strong>sen, erfolgte die Auswahl<br />
seines Nachfolgers mit folgendem bemerkenswerten Examen: Auf einem öffentlichen<br />
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