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Hartwig Weber Ein Auszug aus dem Buch die opfer des kolumbus<br />
Die Roheit der Spanier gegenüber den Indianern war keine Spezialität, die erst die<br />
Situation der Neuen Welt hervorbrachte. Die verheerenden Raub- und Beutezüge der<br />
lateinamerikanischen Conquista hatten ihre Vorläufer in den Maurenkriegen. In den<br />
Niederlanden oder im Kampf gegen die Hugenotten hatten sich die spanischen Soldaten<br />
nicht anders gebärdet als in Amerika. Aufhängen, Pfählen, Vierteilen, Abschneiden von<br />
Händen und Füßen bei lebendigem Leib, Ersäufen, Versklaven waren damals in ganz<br />
Europa gerngeübte Praktiken.<br />
«Als Alonso Perez de Tolosa von Venezuela nach Neugranada zog, wurde jedes<br />
Indianerdorf, dessen man auf dem Weg habhaft werden konnte, überr<strong>as</strong>chend<br />
angegriffen, möglichst in der Morgendämmerung unvermutet mit Hilfe von Reitern und<br />
der Bluthunde überfallen ...<br />
Die Männer, soweit sie nicht noch entfliehen konnten, wurden niedergemacht oder<br />
versklavt, die Weiber vergewaltigt, sie und die Kinder als Sklaven mitgeschleppt, soweit<br />
sie laufen konnten. D<strong>as</strong> Dorf wurde gründlich ausgeplündert, die Beute mußten die<br />
ehemaligen Besitzer als Sklaven ihren Herren nachschleppen.»<br />
(G. Friederici: Der Charakter der Entdeckung, Band I, S. 468)<br />
Zur «Kriegskunst» der Europäer in Amerika gehörte der Einsatz von Bluthunden. Die<br />
«perros de ayuda» erhielten nach getaner Arbeit ihren Anteil an der Beute. Gefangene<br />
wurden bei der Hundeerziehung zu Übungszwecken den Tieren vorgeworfen.<br />
Weitverbreitet war auch die Praxis, Kriegsgefangene zu verbrennen. Cortez ließ den<br />
Oberhäuptling Cuauhpopoca, dessen jungen Sohn samt seinem ganzen Anhang und<br />
fünfzehn seiner vornehmsten Häuptlinge bei lebendigem Leibe verbrennen, wobei der<br />
Scheiterhaufen sinnigerweise aus mehr als fünfhundert Wagenladungen von Waffen<br />
bestand, die er von den Azteken erbeutet hatte. Auch die Pizarros in Peru verbrannten<br />
viele Häuptlinge und Truppenführer, die ihnen wehrlos ausgeliefert waren.<br />
«Don Fray Nicol<strong>as</strong> de Ovando, Großkomtur des Ritterordens von Alcantara, lockte 84<br />
Kaziken der Landschaft Xarangua auf Haiti in ein großes Versammlungshaus unter<br />
Beteuerung von Frieden und Freundschaft, ließ hinter ihnen die Türen schließen und d<strong>as</strong><br />
Gebäude in Brand stecken. Alle kamen elend um; den weiblichen Oberhäuptling des<br />
Stammes, Anacanoa, ließ der Großkomtur daneben an einem Baum aufknüpfen. Auf dem<br />
Flecke dieser Schandtat gründete Ovan do die Stadt Santa Maria de la Vera Paz.»<br />
(G. Friederici: Der Charakter der Entdeckung, Band I, S. 480)<br />
Wer den ersten Greueltaten der Conquistadoren entging und überlebte, hatte keineswegs<br />
seine Ruhe. Der militärischen Unterwerfung folgte die kulturelle auf dem Fuß. Der<br />
religiöse und kulturelle Fanatismus der Weißen duldete nichts Fremdes neben sich, hatte<br />
sich vielmehr die Vernichtung und Ausradierung der amerikanischen Zivilisation zum<br />
Ziel gesetzt. Die totale Unfähigkeit der christlichen Religion zur Toleranz trat offen<br />
zutage und trug die ihren Anhängern willkommenen ökonomischen Früchte.<br />
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