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Hartwig Weber Ein Auszug aus dem Buch die opfer des kolumbus<br />
Mit einer strengen F<strong>as</strong>tenzeit, die drei Tage dauerte, bereiteten sich alle auf d<strong>as</strong><br />
Sonnenfest vor. Während dieser Zeit aßen sie nur etw<strong>as</strong> weißen und rohen Mais und ein<br />
paar Kräuter, die sie Chucam nennen, und tranken nur klares W<strong>as</strong>ser. Während dieser<br />
drei Tage entzündeten sie auch kein Feuer in der ganzen Stadt.<br />
Wenn die F<strong>as</strong>tenzeit in der Nacht vor dem Fest zu Ende ging, begannen die Inkapriester,<br />
die mit der Gestaltung der Opferfeier beauftragt waren, die Hammel und Lämmer für die<br />
Opferung und auch die Eßwaren und Getränke, die sie der Sonne anzubieten hatten,<br />
vorzubereiten. Alles d<strong>as</strong> war für die Leute bestimmt, die zu dem Fest gekommen waren,<br />
denn die Gaben mußten für d<strong>as</strong> ganze Volk reichen, nicht nur für die Curac<strong>as</strong> und<br />
Gesandten, sondern auch für die Verwandten, V<strong>as</strong>allen und Diener.<br />
Die Frauen der Sonne begannen in dieser Nacht eine große Menge von Maisteig<br />
herzustellen, den sie Sancu nennen. Sie formten daraus runde Brötchen in der Größe<br />
eines gewöhnlichen Apfels. Und es ist zu bemerken, daß diese Indios nie ihr Getreide zu<br />
Teig und dann zu Brot verarbeiteten, außer bei diesem Fest und einem anderen, d<strong>as</strong> sie<br />
Citua nennen. Sie aßen d<strong>as</strong> Brot auch nicht zur gesamten Mahlzeit, sondern nur zwei oder<br />
drei Bissen zu Beginn. Ihr gewöhnliches Essen an Stelle des Brotes sind gekochte oder<br />
geröstete Maiskörner.<br />
D<strong>as</strong> Mehl für dieses Brot, vor allem d<strong>as</strong>, welches der Inka und die Personen seines<br />
königlichen Blutes essen sollten, wurde von ausgesuchten Jungfrauen gemahlen und zu<br />
Teig verknetet, von Frauen der Sonne, und diese kochten auch die Speisen für d<strong>as</strong> Fest,<br />
denn d<strong>as</strong> Mahl glich mehr einem Bankett, d<strong>as</strong> die Sonne ihren Kindern gab. Und<br />
deswegen bereiteten die Frauen d<strong>as</strong> Mahl, da sie Frauen waren, die der Sonne<br />
angehörten.<br />
Für die übrigen, gewöhnlicheren Leute bereitete eine unzählige Menge anderer Frauen,<br />
die für diese Arbeit abgeordnet worden waren, d<strong>as</strong> Brot und kochte die Speisen. Aber d<strong>as</strong><br />
Brot bereiteten sie, obwohl es für die Allgemeinheit bestimmt war, mit Sorgfalt und<br />
Aufmerksamkeit zu und achteten darauf, daß wenigstens d<strong>as</strong> Mehl von vornehmeren<br />
Jungfrauen gemahlen wurde, denn dieses Brot hielten sie für heilig, und es war nicht<br />
erlaubt, es während des Jahres zu essen, sondern nur zur Gelegenheit dieses Festes, d<strong>as</strong><br />
d<strong>as</strong> Fest ihrer Feste war.»<br />
Ausweitung der Herrschaft<br />
Mit einer Handvoll Rittern, zweihundert Fußsoldaten und ein paar dressierten Hunden<br />
führte Kolumbus selbst drei Jahre nach seiner ersten Entdeckungsfahrt einen Feldzug<br />
gegen die Einheimischen von Santo Domingo an. Fünfhundert von ihnen wurden<br />
gefangen, nach Spanien verfrachtet und in Sevilla als Sklaven verkauft. Die Europäer<br />
hatten anfangs geglaubt, d<strong>as</strong> Paradies entdeckt zu haben. Als Amerigo Vespucci nach<br />
Br<strong>as</strong>ilien kam, staunte er: «Die Bäume sind von solcher Schönheit und Anmut, daß wir<br />
uns im Paradies auf Erden fühlten ... » Aber ein Sack Pfeffer war mehr wert als ein<br />
Menschenleben, und für Gold und Silber waren die Europäer sofort bereit, d<strong>as</strong> Paradies<br />
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