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Hartwig Weber Ein Auszug aus dem Buch die opfer des kolumbus<br />

Traditionen der griechischen Antike vermittelt; sie hatten den Kompaß entwickelt, mit<br />

dem man sich aufs offene Meer wagen und die Karavelle, mit der man ohne Ruder gegen<br />

den Wind kreuzen konnte. Dem iberischen Geist, der sich in Heldengedichten vom Cid,<br />

den «Romances Caballerescos», den «Romances Moriscos» und den Ritterromanen<br />

widerspiegelte und sich in phant<strong>as</strong>tischen Hoffnungen und Wünschen, Legenden von<br />

märchenhaften Ländern und der Gestalt des Ritters von der Mancha äußerte, gaben sie<br />

einen Hauch von «Tausend und Einer Nacht» bei.<br />

Europa im 15. Jahrhundert<br />

«Erinnerungen an die Lage und den Zustand Europ<strong>as</strong> im 15. Jahrhundert sind an diesem<br />

Punkt unerläßlich. Dieses Europa war zu jener Zeit zumindest militärisch gesehen<br />

schwach. Mit einer Bevölkerung von kaum mehr als 100 Millionen war es d<strong>as</strong> Opfer<br />

mehrerer Inv<strong>as</strong>ionen sowohl aus dem Osten (der Mongolensturm des 13. und 14.<br />

Jahrhunderts) als auch aus dem Süden geworden (die Muslims, für die die reichen<br />

Stadtstaaten ein lohnendes Objekt darstellten). Darüber hinaus waren die Völker Europ<strong>as</strong>,<br />

untereinander geteilt und von internen Konflikten absorbiert, selten, wenn überhaupt, in<br />

der Lage, sich zur gemeinsamen Verteidigung gegen äußere Feinde<br />

zusammenzuschließen. Aber w<strong>as</strong> damals als Schwäche erschien, enthielt die<br />

Bedingungen späterer Stärke: die innereuropäischen Konflikte entsprangen zunehmenden<br />

gesellschaftlichen Spannungen und der zwar noch langsamen, aber gleichwohl<br />

bedeutenden Akkumulation von gewerbsmäßig produziertem Reichtum. Die militärisch<br />

taktischen Schwächen entpuppten sich langfristig als Stärken, die dann plötzlich zum<br />

Durchbruch kommen sollten. Die Erfindung und der Einsatz der Artillerie in immer<br />

weiter verfeinerten Formen waren d<strong>as</strong> Resultat eben jener intensiven und erbitterten<br />

Konkurrenz. (...)<br />

Die potentielle Stärke des damaligen Europa bestand also in der fortgeschrittenen<br />

Waffentechnologie und systematischen Ausbeutung von Bodenschätzen, beschleunigt,<br />

wenn nicht gar verursacht von den zwischenstaatlichen Rivalitäten. Diese Rivalitäten<br />

wiederum wurden verursacht durch den im einzelnen ungleichmäßigen Prozeß der<br />

Akkumulation von Reichtümern aus Warenproduktion und auswärtigem Handel, dessen<br />

Voraussetzungen, zumindest im Falle des Auslösungsfaktors Italien, vom Römischen<br />

Imperium geschaffen worden waren. (...)<br />

Subjektiv und individuell mag er (Kolumbus, H. W.) ein Abenteurer gewesen sein - aber<br />

objektiv war er weit mehr als d<strong>as</strong>: er verkörperte mit seinem Unternehmen eine Hoffnung<br />

und einen ambitiösen strategischen Plan, dem die verschiedensten Motive zugrunde<br />

lagen. Columbus hoffte, den Seeweg nach Indien zu finden; die spanische Krone erhoffte<br />

sich Gold für die Staatsk<strong>as</strong>se und Sklaven zur Reduzierung des spürbaren Mangels an<br />

Arbeitskräften. (...)<br />

Wir können und müssen darum die Ursprünge der europäischen Expansion in der<br />

Dynamik des Kapitalismus sehen, der, in Italien entstanden, von nichtkapitalistischen<br />

Kräften - dem Osmanischen Imperium - blockiert, sich aus diesen Fesseln zu befreien<br />

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