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Hartwig Weber Ein Auszug aus dem Buch die opfer des kolumbus<br />

Nach Beendigung der Maurenkriege, der Kreuzzüge Spaniens, wurden die Kriegshorden<br />

der Granden entl<strong>as</strong>sen. Sie schauten nun nach neuer Tätigkeit aus. Zuerst eroberten sie<br />

die Kanarischen Inseln, dann wurde Amerika zum Tummelplatz der Abenteurer und<br />

Kriegsgewinnler. Die Schule der Maurenkriege hatte sie hochmütig und treulos,<br />

beutelustig und raubgierig, barbarisch und fanatisch, roh und vorurteilsverhaftet gemacht.<br />

Raubrittertum und Apostelgeist waren eine eigenartige Verbindung eingegangen. Die<br />

religiöse Weihe der Maurenkriege ging auf alle Kriege gegen Moslems und Heiden über.<br />

Daran änderte sich auch dann nichts, wenn der Feldzug zum räuberischen Eroberungs-<br />

und Sklavenjägerkrieg entartete. Die Fiktion des Kreuzzugs triumphierte. Schließlich<br />

brachte man den armen Barbaren den beglückenden christlichen Glauben.<br />

Der Wunsch nach r<strong>as</strong>chem Gewinn und Reichtum, Gold und Silber, Edelsteinen und<br />

Perlen, nach Sklaven und Landeroberung trieb die Abenteuerlustigen in den<br />

Anwerbestellen in Sevilla und in den Kolonien zusammen. «Min<strong>as</strong>» («Bergwerke»),<br />

«conquistar» («erobern»), «pacificar» («befrieden»), «polar» («besiedeln») waren die<br />

Zauberworte, die die M<strong>as</strong>sen elektrisierten. Nachdem Cortez auf d<strong>as</strong> sogenannte Königreich<br />

Mexiko gestoßen war, galt alles Interesse nur noch dem Gold. In verblendendem<br />

Wahn und unermeßlicher Gier warfen sie sich diesem neuen Gott zu Füßen. Gold - d<strong>as</strong><br />

war ihre «religion y devociön» («Religion und Hingabe»), die sie selten zu Reichtum, oft<br />

ins Gefängnis, häufig ins Elend und Verderben führten. Die Goldgier wurde zum<br />

Unglück der Spanier. Nur wenige von denen, die ausgezogen waren, um es zu finden,<br />

kehrten zurück, und diese wenigen sahen gelb aus wie d<strong>as</strong> Gold, d<strong>as</strong> sie vergeblich<br />

gesucht hatten, aber ohne seinen Glanz. In der Nacht zum 1. Juli 1520, der «noche triste»,<br />

als Cortez aus der Stadt Mexico floh, konnten sich die Verfolgten von ihren Gold- und<br />

Juwelenl<strong>as</strong>ten nicht trennen; sie waren den Azteken eine leichte Beute, so daß «d<strong>as</strong> Gold<br />

sie tötete und sie als Reiche starben».<br />

Ein zäher Abenteurer<br />

Francisco Guerrero stammte aus Baeza in Andalusien. Er war ein Krieger von über<br />

siebzig Jahren. Dreiundzwanzig davon hatte er als Gefangener in Konstantinopel im Heer<br />

Soleimans II. zugebracht. Er hatte an den Belagerungen von Rhodos und Wien<br />

teilgenommen. Dann trat er zum Islam über. In Chalcedonia stahl er eine türkische<br />

Galeere und floh mit ihr. In Rom söhnte er sich mit der Kirche wieder aus. Nachdem er<br />

Europa und Asien durchstreift hatte, verschlug es ihn schließlich nach Amerika. Dort<br />

blieb er in vielen Schlachten unverwundet. F<strong>as</strong>t wäre er am Ende noch d<strong>as</strong> Opfer der<br />

Giftpfeile der kannibalischen Teques von Carac<strong>as</strong> und ein Inhalt ihrer Kochtöpfe<br />

geworden, wenn ihn nicht seine Kaltblütigkeit und seine Pistole gerettet hätten.<br />

(Vgl. G. Friederici: Der Charakter der Entdeckung und Eroberung Südamerik<strong>as</strong> durch die<br />

Europäer, Stuttgart 1925-1936, Reprint Osnabrück 1969, S. 517, Deutsche<br />

Verlagsanstalt).<br />

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