Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Hartwig Weber Ein Auszug aus dem Buch die opfer des kolumbus<br />
F<strong>as</strong>t gleichzeitig wurde Quesada auch die Ankunft der Truppen des Seb<strong>as</strong>tian de<br />
Benalcazar gemeldet. Benalcazar war Unterfeldherr des Francisco Pizarro und nach der<br />
blutigen Unterwerfung des Inkareiches mit der Eroberung Ecuadors beauftragt worden.<br />
Auf seinem Marsch nach Norden hatte er (San Francisco de) Quito, Guyaquil, etw<strong>as</strong><br />
später popayan, Cali, P<strong>as</strong>to und Timana gegründet. Immer weiter nach Norden lockte ihn<br />
d<strong>as</strong> Gerücht vom Land des Goldes.<br />
Eine gewaltsame Auseinandersetzung drohte, denn Quesada wie Benalcazar erhoben<br />
Anspruch auf die Statthalterschaft des unterworfenen Gebietes. Quesada gelang es,<br />
Federmann auf seine Seite zu bringen. Den drohenden Waffengang zwischen Quesada<br />
und Benalcazar konnten schließlich die Geistlichen beider Parteien abwenden. Spaniens<br />
Krone sollte den Schiedsspruch fällen. So zogen die drei Eroberer im Mai 1539<br />
einträchtig nach Norden und schifften sich von Cartagena aus nach Spanien ein.<br />
Die Entscheidung der Krone aber brachte keinem der dreien die Statthalterschaft über d<strong>as</strong><br />
Land des Dorado. Federmann starb etwa 1542 in Europa; Quesada konnte von seinem<br />
Traum, den Dorado zu finden, nicht l<strong>as</strong>sen; bei einem erfolglosen Unternehmen im<br />
Orinocogebiet brachte er sich selbst f<strong>as</strong>t an den Bettelstab. Er starb an Lepra und liegt in<br />
der Kathedrale von Bogota begraben. Benalcazar wurde 1551 wegen verschiedener<br />
Grausamkeiten zum Tode verurteilt. In Ketten brachte man ihn nach Cartagena, von wo<br />
aus er nach Spanien eingeschifft werden sollte. Vor seiner Abreise aber starb er «an<br />
gebrochenem Herzen».<br />
D<strong>as</strong> große Morden<br />
Die Mißachtung der Menschenwürde bereitete den Spaniern' keine Skrupel. In San<br />
Salvador nahm Kolumbus 1492 friedliche Indianer gefangen: Anschauungsmaterial für<br />
die Katholischen Könige. Genauso verfuhr er auf Hispaniola (La Espanola). Kamen die<br />
Indianer auf die Idee, ihren Besitz oder ihre Interessen gegen die unverschämten und<br />
diebischen Eindringlinge zu verteidigen, so galt dies unter den Spaniern als «Beleidigung<br />
Gottes». Mit Bluthunden und schwerbewaffneten Soldaten jagte Kolumbus die<br />
aufmüpfigen Taino. Es galt d<strong>as</strong> Gesetz der Vergeltung: für einen Spanier hundert<br />
Indianer.<br />
Die Kosten der Westindienexpedition sollten, so Kolumbus, die Indianer selbst tragen.<br />
Mit Gold oder Baumwollkleidung hatten sie zu zahlen, und als Sklaven mußten sie im<br />
Bauwesen, der Landwirtschaft, der Viehzucht und bei der Goldgewinnung in Flüssen und<br />
Höhlen schuften.<br />
1 Wenn hier die Rede von «Spaniern» ist, dann müßte es eigentlich «Europäer» heißen. Die<br />
Handlungsweise der anderen in Amerika eindringenden Völker Westeurop<strong>as</strong> unterschied sich in nichts von<br />
derjenigen der Spanier.<br />
Wer fliehen konnte, floh. Viele starben an Unterernährung, Überarbeitung, Hunger oder<br />
an Krankheiten, die die Europäer einschleppten: an Grippe, M<strong>as</strong>ern, Pocken, Typhus.<br />
Unzählige nahmen sich in ihrer Verzweiflung selbst d<strong>as</strong> Leben. Es kam zu<br />
46