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Bernhard Schlinks Roman The Reader im nordamerikanischen ...

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(Arendt 276) Eichmann war und zeigt, dass ein solcher Täter kein an sich grausamer Mensch<br />

ist, sondern seine Verbrechen aus Gedankenlosigkeit, Ehrgeiz und kompromisslosem,<br />

unbedingtem Pflichtgefühl für das System entstehen. Hannah Arendt sorgt damit für Aufsehen<br />

und Kritik, da ihre Darstellung Eichmanns als Verharmlosung der Naziverbrechen und des<br />

jüdischen Leidens verstanden wird. Anson Rabinbach fasst in seinem Artikel „Eichmann in<br />

New York: <strong>The</strong> New York Intellectuals and the Hannah Arendt Controversy“ die Kritik an<br />

ihrer Reportage wie folgt zusammen: „Arendt’s most critical points: her characterization of<br />

Eichmann as a thoughtless and 'banal' cipher of totalitarian rule, her judgements of the<br />

behavior of the Jewish leaders and Zionist officials in Eastern Europe, her analysis of the legal<br />

charges against Eichmann, and her accusation that the court preceedings were, in effect, a<br />

'show trial'“ (97). Gleichzeitig wird ihr vorgeworfen mit Eichmann mehr zu sympathisieren als<br />

mit den ermordeten Juden (Bernstein, „Banality“ 297), indem „mass killing becomes 'normal'“<br />

(Bernstein, „Banality“ 298). Arendt wird dabei sowohl für das, was sie sagt, als auch für die<br />

Art, wie sie es sagt, kritisiert.<br />

Auf der einen Seite wird durch ihre Reportage ein Skandal und eine Diskussion um die<br />

Art der Präsentation der Täter ausgelöst, auf der anderen Seite aber ist sie eine der ersten, die<br />

mit ihrer Stellungnahme zum Holocaust eine große Öffentlichkeit erreicht: „Arendt’s report …<br />

did not sanctify the Holocaust … and because it so manifestly seemed to question the virtue of<br />

vict<strong>im</strong>hood, gave offense, and not merely because of its intemperate judgements and irreverent<br />

tone. Her account s<strong>im</strong>ultaneously enabled and violated the terms of the newly emerging public<br />

perception of the Holocaust … <strong>The</strong> Eichmann affair acted as the <strong>im</strong>perfect vehicle for carrying<br />

the Holocaust from the private domain of Jewish memory … into the public domain of<br />

American culture“ (Rabinbach 105, Hervorhebung <strong>im</strong> Original).<br />

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