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Bernhard Schlinks Roman The Reader im nordamerikanischen ...

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I wanted s<strong>im</strong>ultaneously to understand Hanna’s cr<strong>im</strong>e and to condemn it. But it<br />

was too terrible for that. When I tried to understand it, I had the feeling I was<br />

failing to condemn it as it must be condemned. When I condemned it as it must<br />

be condemned, there was no room for understanding. But even as I wanted to<br />

understand Hanna, failing to understand her meant betraying her all over again. I<br />

could not resolve this. I wanted to pose myself both tasks – understanding and<br />

condemnation. But it was <strong>im</strong>possible to do both (Schlink, <strong>Reader</strong> 157).<br />

Michaels Wunsch, Hanna verstehen zu können, hängt mit seinen Schuldgefühlen ihr<br />

gegenüber zusammen – „failing to understand her meant betraying her all over again“ (Schlink,<br />

<strong>Reader</strong> 157). Er denkt, er habe sie in der Vergangenheit zunächst verraten und verleugnet<br />

(Schlink, <strong>Reader</strong> 74) und sei schließlich dafür verantwortlich war, dass sie wegging: „I didn’t<br />

jump to my feet and run to her … Leaving was her punishment“ (Schlink, <strong>Reader</strong> 80, 83).<br />

Dieses Vorhandensein von Schuldgefühlen hängt mit der von Michael selbst gesetzten hohen<br />

moralischen Norm zusammen. Als er Hanna verleugnete, fühlte er sich schuldig (Schlink,<br />

<strong>Reader</strong> 83), obwohl er dies nicht müsste, da er und Hanna ihre Lebenswirklichkeiten getrennt<br />

haben: „We did not have a world that we shared“ (Schlink, <strong>Reader</strong> 77). Hieran wird deutlich,<br />

dass solche normativen Verhaltensregeln innerhalb der Beziehung nicht vereinbart sind und<br />

nicht gelten, was ferner an Hannas ignorierendem Verhalten Michael gegenüber in der<br />

Straßenbahn sichtbar wird (Schlink, <strong>Reader</strong> 45).<br />

Michael thematisiert ständig seine eigene Schuld und die Frage nach der<br />

Verantwortung seiner Generation. Er selbst bewertet die Tatsache, dass er Hanna liebte als<br />

schuldhaft: „So I was still guilty. And if I was not guilty because one cannot be guilty of<br />

betraying a cr<strong>im</strong>inal, then I was guilty of having loved a cr<strong>im</strong>inal“ (Schlink, <strong>Reader</strong> 134). Dies<br />

wird auch an anderer Stelle deutlich: „I had to point at Hanna. But the finger I pointed at her<br />

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