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Schlussbericht der Expertenkommission zur Limitierung von ...

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<strong>Schlussbericht</strong> <strong>der</strong> <strong>Expertenkommission</strong> <strong>zur</strong> <strong>Limitierung</strong> <strong>von</strong> volkswirtschaftlichen Risiken durch Grossunternehmen<br />

Neben den Grossbanken gibt es einige weitere Banken in <strong>der</strong> Schweiz, die bei einzelnen<br />

volkswirtschaftlich wichtigen Geschäftsfel<strong>der</strong>n einen bedeutenden Marktanteil haben. Im<br />

Vergleich zu den Grossbanken haben diese Banken jedoch eine deutlich geringere Grösse<br />

und Komplexität, und es fehlt ihnen weitgehend die internationale Dimension.<br />

Zusammenfassend ist zum heutigen Zeitpunkt festzuhalten, dass in <strong>der</strong> Schweiz die beiden<br />

Grossbanken in ihrer aktuellen Aufstellung klar als TBTF zu bezeichnen sind. Dieser Umstand<br />

ist mit grossen Risiken für den Steuerzahler verbunden. Weitere Institute erfüllen einzelne<br />

TBTF-Kriterien. Für diese kann eine TBTF-Einstufung in Zukunft nicht ausgeschlossen<br />

werden.<br />

2.2.2 Versicherungen<br />

Unzweifelhaft ist <strong>der</strong> Versicherungssektor für die Gesamtwirtschaft <strong>der</strong> Schweiz <strong>von</strong> wesentlicher<br />

Bedeutung. Wie nachfolgend anhand <strong>der</strong> TBTF-Kriterien dargestellt wird, besteht <strong>der</strong>zeit<br />

kein faktischer Rettungszwang für ein in <strong>der</strong> Schweiz nie<strong>der</strong>gelassenes und <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

FINMA beaufsichtigtes Versicherungsunternehmen. Im Unterschied zu den Banken (vgl. Ziffer<br />

2.2.1) gehen die Rating-Agenturen für ihr Bonitätsrating auch nicht <strong>von</strong> einer impliziten<br />

Staatsgarantie für die grossen Versicherer aus, welche das Rating verbessern würde. Beides<br />

schliesst jedoch nicht endgültig aus, dass sich systemische Risiken auch im Versicherungssektor<br />

manifestieren können, insbeson<strong>der</strong>e über versicherungsfremde und bankähnliche Aktivitäten<br />

(sog. Kapitalmarktaktivitäten). Zudem befinden sich das wirtschaftliche Umfeld und<br />

die Geschäftsaktivitäten <strong>der</strong> Versicherungsunternehmen im permanenten Wandel.<br />

Die Grösse und Marktanteile <strong>der</strong> Versicherungsunternehmen führen zum heutigen Zeitpunkt<br />

im Gegensatz zu den Banken nicht zu einer TBTF-Situation im schweizerischen Versicherungsmarkt.<br />

Zusätzlich ist im traditionellen Versicherungsgeschäft <strong>der</strong> Faktor Zeit zu berücksichtigen.<br />

Dies gilt sowohl hinsichtlich <strong>der</strong> Materialisierung <strong>von</strong> systemischen Risiken als auch im Hinblick<br />

auf die Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit des Versicherungssektors. Im Unterschied zu Banken verfügen<br />

Versicherungen jedoch über mehr Möglichkeiten, die Effekte einer Krise zu bewältigen,<br />

zumal die Versicherungsverpflichtungen über längere Zeiträume fällig werden.<br />

Im Folgenden wird auf zwei Kriterien <strong>der</strong> systemischen Relevanz bezogen auf den Versicherungssektor<br />

ausführlicher eingegangen: die Vernetzung und die mangelnde Substituierbarkeit.<br />

Eine Vernetzung besteht innerhalb <strong>der</strong> Versicherungsbranche, mit dem Finanzsektor und<br />

<strong>der</strong> Realwirtschaft. Die Vernetzung innerhalb des Versicherungssektors entsteht vor allem<br />

durch die Rückversicherung, über welche eine Umverteilung <strong>der</strong> Risiken innerhalb des Versicherungssektors<br />

erfolgt. Im Unterschied zu den vielfältig gegenseitig vernetzten Beziehungen<br />

zwischen zahlreichen beteiligten Parteien im Interbankenmarkt erfolgt diese Umverteilung<br />

jedoch hierarchisch, indem Risiken <strong>von</strong> Erst- auf Rückversicherer übertragen und <strong>von</strong><br />

diesen allenfalls an weitere Rückversicherer o<strong>der</strong> in den Kapitalmarkt weitergegeben werden.<br />

Die Versicherungen sind mit dem restlichen Finanzsektor über ihre Anlagen mit einem beträchtlichen<br />

Anlagevolumen vernetzt und somit unweigerlich Ansteckungsgefahren ausgesetzt.<br />

Dies kann einen zusätzlichen Verbreitungskanal <strong>von</strong> systemischen Risiken aus dem<br />

Bankensektor o<strong>der</strong> aus den Finanzmärkten darstellen, auch wenn die Versicherungen in Krisenzeiten<br />

aufgrund ihres langfristigen Anlagehorizonts und ihrer nicht zuletzt aufsichtsrecht-<br />

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