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Jahresgabe/Juli 2011

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Teilnehmer schreiben, was ihnen das Recol lec tio-Haus bedeutet<br />

sprechen.“ Die Bischöfe anderer Bistümer<br />

zeigten sich dankbar für die Arbeit, die<br />

hier geleistet wird, berichtete Abt Michael<br />

weiter. Zugleich sprach er aber auch unverhohlen<br />

die Sorge anderer kirchlicher Organe<br />

an, ob das Haus nicht zu liberal sei.<br />

Dem entgegnen sowohl Abt Michael wie<br />

auch sein Vorgänger Pater Fidelis einhellig:<br />

„Auch wenn manche den Orden verlassen<br />

oder das Priesteramt niederlegen… Alle<br />

gehen versöhnt mit sich selbst, mit Gott<br />

und der Kirche, und alle wissen, wie es<br />

weitergeht.“ In solchen Situationen spüre<br />

man eine befreiende Weite.<br />

Eigene Wahrheit fi nden<br />

Der Gründer des Hauses, Dr. Wunibald<br />

Müller, sieht im Recollectio­Haus eine Reparaturwerkstätte,<br />

denn: „Wir alle sind ein<br />

Leben lang reparaturbedürftig“, betonte<br />

er. Ziel sei es, Menschen bei ihrem Ringen,<br />

die eigene Wahrheit zu fi nden, zu begleiten:<br />

„Hier können sie herausfi nden, was sie<br />

im Innersten bewegt und wozu Gott sie<br />

bestimmt hat – sei es, dass sie die neue<br />

Lust und Leidenschaft als Priester entdecken,<br />

sei es, dass sie einen neuen Weg<br />

beschreiten.“ Souverän ging Müller mit den<br />

kritischen, ja zuweilen bissigen Stimmen<br />

um. Für ihn ist eine derartige Reaktion<br />

verständlich, denn „wer von hier fort geht,<br />

ist in seiner Ich­Stärke gewachsen und<br />

deshalb eben nicht mehr so pfl egeleicht“.<br />

Ungeachtet mancher Widerstände blieb<br />

das Reco­Team unbeirrt auf seinem Weg<br />

– ja, wurde gerade mit Blick auf die aktuellen<br />

Erschütterungen noch gestärkt. Am<br />

Ende des gleichermaßen unterhaltsamen<br />

wie gehaltvollen Festvortrags stand die<br />

Mit Unfertigkeiten<br />

und Wunden leben<br />

selbstbewusste Schlussfolgerung,<br />

dass wohl<br />

Gott selbst die Idee zum<br />

Reco­Haus gehabt haben<br />

müsse, „weil er sich<br />

in Münsterschwarzach<br />

besonders wohl fühlt“.<br />

Interessante Einblicke trug auch der ehemalige<br />

Personalreferent der Diözese München­Freising<br />

Dr. Wolfgang Schwab bei,<br />

der 1995 erstmals im Recollectio­Haus<br />

war. Sein einseitiges Bild von einem „Haus<br />

für angeschlagene Priester, die mit dem<br />

Zölibat haderten“ wich hoher Wertschätzung:<br />

„Hier lernen Menschen, mit ihren<br />

Unfertigkeiten und Wunden zu leben, hier<br />

erfahren sie wirklich Hilfe. Hier habe ich<br />

gelernt: Nichts ist so vielfältig wie Menschen<br />

auf dem Weg zu Gott!“ Gerade vor<br />

dem Hintergrund neuer Strukturpläne und<br />

der Schaffung riesiger Seelsorgeeinheiten,<br />

die Menschen „mit Wucht in tiefe Nöte treiben“,<br />

sei ihm um die Zukunft des Hauses<br />

nicht bang. Von evangelischer Seite gratulierte<br />

Hartmut Stoll, ehemaliger Leiter des<br />

Hauses Respiratio auf dem Schwanberg.<br />

Das Haus der evangelischen Landeskirchen<br />

in Bayern, Baden und Württemberg<br />

für ausgebrannte kirchliche Mitarbeiter<br />

habe viel gelernt von der älteren Schwester<br />

Recollectio.<br />

Bei der Posiumsdiskussion<br />

Mensch werden<br />

und Mensch bleiben<br />

Nach dem Mittagessen und der Möglichkeit<br />

zu persönlicher Begegnung lud Dr.<br />

Ruthard Ott zu einer Podiumsdiskussion<br />

zum Thema „Mensch werden und Mensch<br />

bleiben im Unternehmen Kirche“. Abt<br />

Michael Reepen, Dr. Karl Hillenbrand (Generalvikar<br />

der Diözese Würzburg), Ursula<br />

Schieler (Diözesanreferentin für pastorale<br />

Mitarbeiter der Diözese Rottenburg­Stuttgart)<br />

und Dr. Bernd Deininger (Chefarzt<br />

im Bereich Psychosomatik am Nürnberger<br />

Martha­Maria­Krankenhaus) umrissen die<br />

Bedingungen, die kirchliche Mitarbeiter<br />

für ein gelungenes Menschsein benötigen.<br />

Rasch rückte der Zwiespalt zwischen<br />

(kirchlichem) Anspruch und (menschlicher)<br />

Wirklichkeit in den Mittelpunkt.<br />

Aus dem Publikum wurden ebenso nachdenkliche<br />

wie kritische Stimmen laut und<br />

verwiesen auf die Barmherzigkeit Gottes<br />

statt unbarmherziger Regelungen und die<br />

befreiende Weite der Botschaft Gottes statt<br />

kirchlicher Enge. Abt Michael wünschte sich<br />

für die Zukunft „Freiheit, die dem Heiligen<br />

Geist eine Chance gibt“. Generalvikar Hillenbrand<br />

ermutigte dazu, jeden einzelnen<br />

Mitarbeiter als „Geschenk Gottes“ zu sehen<br />

und dankte dem Haus für seinen Beitrag zu<br />

geistlichen Menschen und menschlichen<br />

Geistlichen. „Ich wünsche mir, dass der Energievorrat<br />

dieser geistlichen Tankstelle nie<br />

ausgeht!“<br />

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