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Jahresgabe/Juli 2011

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Klostergemeinschaft und kommt zu den<br />

Festivitäten.“ Das Verdienst Pater Willigis’<br />

lag seiner Ansicht nach im Wagnis, über<br />

den Tellerrand zu schauen. „Willigis sucht<br />

den Frieden unter den Religionen. Und dies<br />

ist auch die Sehnsucht vieler anderer.“<br />

Gastfreundschaft für alle<br />

Für das Haus St. Benedikt wagte man<br />

trotz aller Vorbehalte 2002 einen Neustart.<br />

Neuer Superior und Hausleiter<br />

wurde Bruder Isaak Grünberger, der damit<br />

ein schweres Erbe antrat. „Die ersten<br />

drei Jahre waren hart“, erinnert sich der<br />

Sozialpädagoge und Diakon (Jahrgang<br />

1964). Doch mit großem Einfühlungsvermögen<br />

und Aufmerksamkeit für die Zeichen<br />

der Zeit arbeitete Bruder Isaak ein<br />

völlig neues Konzept aus. „Wichtig war<br />

mir zunächst einmal die Anknüpfung an<br />

die alte Mönchs tradition“, erzählt er: „Wir<br />

wollten mitten in der Stadt mönchisch leben<br />

und für die Menschen einfach nur da<br />

sein.“ Wichtig war es Bruder Isaak zudem,<br />

dass das neue Haus Benedikt „offen für jeden“<br />

ist: „Gastfreundschaft sollte an oberster<br />

Stelle stehen!“ Dass dieses Bemühen<br />

mehr als erfolgreich war, zeigen die vielen<br />

positiven Rückmeldungen. „Zu uns kamen<br />

die unterschiedlichsten Menschen. Viele<br />

hegten eine tiefe und echte Treue zu uns,<br />

für die ich sehr dankbar bin.“ Ganz im Sinne<br />

des leidenschaftlichen Seelsorgers war das<br />

Haus auch für jene Menschen eine Anlauf­<br />

stelle, die verletzt oder enttäuscht von der<br />

Kirche waren. „Viele haben mir gesagt: Bei<br />

euch durfte ich Kirche ganz neu kennen<br />

lernen“, berichtet Bruder Isaak. Darüber<br />

hinaus lebten Ordensstudenten aus aller<br />

Herren Länder im Haus Benedikt. „Wir<br />

hatten immer Multikulti“, schwärmt Isaak,<br />

fügt aber sogleich hinzu, dass dies nicht<br />

immer nur Gaudi und Spaß sei, sondern<br />

„viel Achtsamkeit“ erfordere. „Wir mussten<br />

immer wieder umdenken, um die kulturellen<br />

Eigenarten an einen Tisch zu bringen.<br />

Das war eine große Herausforderung!“<br />

Entscheidung war goldrichtig<br />

Vor allem aber sollte das Haus auch künftig<br />

Bildungs­ und Gästehaus sein – aber<br />

mit völlig neuem Profi l. Bewusst reduzierte<br />

Bruder Isaak die ZEN­Kurse und stellte im<br />

Gelben Programm einen bunten Strauß<br />

verschiedenster Angebote zusammen:<br />

Kurse zu Kontemplation, Leibarbeit und<br />

Yoga fanden sich hier ebenso wie solche<br />

zu Schriftlesung, Lebensorientierung<br />

und Pilgerwanderungen. Ganz neue Perspektiven<br />

eröffneten sich 2004, als Pater<br />

Anselm Grün und Dr. Friedrich Assländer<br />

anfragten, ob man nicht ein spezielles<br />

Kurs programm für Menschen in berufl icher<br />

Verantwortung entwickeln wolle. So entstand<br />

das Grüne Programm „Führen und<br />

geführt werden“ mit zuletzt 56 Kursen im<br />

Jahr. Berufl iche Kompetenzerweiterung<br />

und Persönlichkeitsentwicklung wurden<br />

Das Haus Benedikt in Würzburg<br />

mit Spiritualität und benediktinische Tradition<br />

verknüpft. „Diese Entscheidung<br />

war goldrichtig“, resümiert Isaak: „Damit<br />

übersetzen wir die benediktinische Spiritualität<br />

in den Alltag.“ In internationalen<br />

Wirtschaftskreisen riefen die Coaching­<br />

Kurse Begeisterung hervor. Das Haus war<br />

gut besucht, im November 2009 wurde es<br />

sogar von der Stiftung Warentest zum Testsieger<br />

unter den Führungs­Kursen gekürt.<br />

Wie geht es weiter?<br />

Vor diesem Hintergrund mag die Entscheidung,<br />

Haus Benedikt Ende 2010 zu schließen,<br />

wie ein Blitz aus heiterem Himmel<br />

gewirkt haben. „Dennoch war es die einzig<br />

richtige Entscheidung“, sagt Bruder Isaak.<br />

Nachdem der Pachtvertrag für die Katholische<br />

Landvolkshochschule Klaus von Flüe<br />

in Münsterschwarzach auslief, bot es sich<br />

an, dieses Gebäude auf dem Abteigelände<br />

zu übernehmen. „Mit Blick auf die personelle<br />

und fi nanzielle Situation war jedoch<br />

klar, dass der Unterhalt beider Häuser nicht<br />

zu leisten ist“, erläutert er. Fast zeitgleich<br />

erreichte die Abtei eine Anfrage der Universität<br />

Würzburg nach einem Haus für die<br />

Katholische Fakultät. Spruchreif sind diese<br />

Überlegungen allerdings noch nicht, die Verhandlungen<br />

mit der Universität laufen noch.<br />

Tiefe Dankbarkeit<br />

Ihre Bildungsarbeit konzentrieren die Benediktiner<br />

nun seit dem 1.1.<strong>2011</strong> auf Münsterschwarzach.<br />

Im Haus Benedikt ist es<br />

indes still geworden. Bis ein neuer Mieter<br />

gefunden ist, halten noch drei Benediktiner<br />

die Stellung. Dann gehen auch sie: Pater<br />

Cornelius Hörnig, Krankenhausseelsorger<br />

in der Missionsärztlichen Klinik, bezieht ein<br />

Zimmer bei den Missionaren von Mariannhill,<br />

und Bruder Isaak Grünberger macht<br />

sich gemeinsam mit Bruder Sturmius Stöcklein<br />

auf den Jakobsweg in Spanien, ehe er<br />

sich neuen Aufgaben zuwendet. Obwohl<br />

der Abschied vom Haus Benedikt auch<br />

Trauer weckt, überwiegt für Bruder Isaak<br />

die Dankbarkeit: „Ich bin zutiefst dankbar<br />

für die vielen wertvollen Erfahrungen und<br />

menschlichen Begegnungen, die ich in diesem<br />

Haus machen durfte. Denn auch ich<br />

wurde hier reich beschenkt!“<br />

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