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ZuM THEMA<br />
Idole in der Kirche<br />
– gibt es sie noch?<br />
von P. Anselm Grün OSB<br />
Wenn ich ältere Menschen geistlich begleite,<br />
erzählen sie mir oft, dass sie von ihrem<br />
Heimatpfarrer oder ihrem Heimatkaplan<br />
begeis tert waren. Oft war die Begeisterung<br />
für den Pfarrer der Grund, dass sie selbst<br />
den Priesterberuf gewählt haben. Heute<br />
beklagen sich viele Christen, dass sie keine<br />
Vorbilder mehr in der Kirche erleben. Lange<br />
Zeit waren Roger Schutz oder Mutter<br />
Teresa solche Vorbilder. Aber wo sind diese<br />
Vorbilder heute?<br />
Was sind Idole?<br />
Bevor ich von Vorbildern, Idealbildern und<br />
Idolen spreche, möchte ich eine kurze Begriffserklärung<br />
geben. Idole sind von ihrem<br />
Ursprung her Götterbilder. Die christliche<br />
Tradition hat die „Idololatrie“, die Verehrung<br />
von Götzenbildern verboten. Stattdessen<br />
hat sie die Menschen hingelenkt zum<br />
wahren Bild Gottes, zu Jesus Christus, in<br />
dem Gott für uns sichtbar und anschaubar<br />
geworden ist. Heute denken wir bei Idolen<br />
nicht an Götzenbilder, sondern an Filmschauspieler,<br />
Sportler oder Musiker. Junge<br />
Menschen lassen sich von Idolen leiten.<br />
Dabei hat ihr Schwärmen für ihre Idole<br />
durchaus etwas mit Götzenverehrung zu<br />
tun. Die Idole werden in den Himmel hinauf<br />
gehoben. Ihnen wird gleichsam göttliche<br />
Verehrung zuteil. Man verehrt die Idole, um<br />
in ihrem Glanz den eigenen Wert zu erahnen.<br />
Doch dies führt in der persönlichen<br />
Entwicklung nicht weiter. Den Idolen fehlt<br />
der Aufforderungscharakter, den Vorbilder<br />
haben. Sie wirken oft genug als Ersatz dafür,<br />
selber zu reifen und an sich zu arbeiten. Man<br />
schwärmt für ein Idol und erwartet sich davon,<br />
dass man Anteil hat an seinem Glanz.<br />
Doch man sonnt sich in fremdem Glanz,<br />
statt sich auf den Weg zu machen und den<br />
Glanz der eigenen Seele zu entdecken.<br />
Idealbilder verwandeln<br />
den Menschen<br />
Gegenüber den Idolen ihrer Umgebung hat<br />
die frühe Kirche auf Jesus Christus verwiesen,<br />
der das wahre Ebenbild des Vaters ist.<br />
Und man hat auf die Heiligen verwiesen, die<br />
etwas vom Glanz Jesu Christi in ihrem eigenen<br />
Antlitz widerspiegelten. Weder Christus<br />
noch die Heiligen waren Idole. Sie waren<br />
vielmehr Idealbilder. Und diese Idealbilder<br />
sollten sich in die Menschen einbilden und<br />
sie in Berührung bringen mit den eigenen<br />
Kräften, die in ihrer Seele bereit lagen. Die<br />
Idealbilder verwandeln den Menschen. Sie<br />
ziehen ihn nach vorne. Sie helfen, dass die<br />
Menschen all das in sich entdecken, was<br />
auch das Idealbild des Heiligen darstellt.<br />
Bischof Dr. Franz Kamphaus<br />
Geboren 1932 in Lüdinghausen/Münsterland.<br />
Priesterweihe 1959.<br />
Bischof von Limburg 1982–2007.<br />
Für die Erziehung vieler Generationen waren<br />
die Idealbilder eine große Hilfe, um gute<br />
Christen zu formen, um immer wieder auch<br />
Heilige hervorzubringen, die sich von anderen<br />
Heiligen herausfordern ließen, sich ganz<br />
und gar für Gott und für die Menschen einzusetzen.<br />
Idealbilder und Vorbilder haben<br />
die Aufgabe, den Menschen aufzufordern,<br />
diesen Bildern ähnlich zu werden. Sie wollen<br />
etwas im Menschen in Bewegung bringen,<br />
während Idole oft nur zum Ersatz für das<br />
eigene ungelebte Leben werden.<br />
Gefahren von Idealen<br />
In der Psychologie ist man den Idealbildern<br />
gegenüber heute vorsichtig geworden. Denn<br />
man sieht die Gefahr, dass jemand sich mit<br />
einem hohen Idealbild identifi ziert und dabei<br />
seine eigenen Grenzen überspringt. Er<br />
hält sich selbst für ideal und verdrängt dabei<br />
seine negativen Seiten. Die werden dann zu<br />
Schattenseiten. Wer meint, er könne nur die<br />
Liebe des hl. Franziskus leben, der verdrängt<br />
seine Aggressionen. Und diese Aggressionen<br />
werden sich dann vom Unbewussten<br />
– vom Schatten aus, wie C.G. Jung sagt –<br />
destruktiv auf den Menschen auswirken. Die<br />
Liebe hat dann als Schatten das harte Urteilen<br />
über andere, die nicht so gläubig sind.<br />
Oder bei anderen werden die hohen Ideale<br />
ausgeglichen durch das ständige Reden<br />
vom Teufel. Weil man sich selbst ganz ideal<br />
sieht, sieht man sich ständig vom Teufel angefochten.<br />
Man wittert überall den Teufel.<br />
Letztlich ist es der Teufel im eigenen Herzen,<br />
den man an die Wand malt, weil man ihn<br />
bei sich lieber nicht wahrnehmen möchte.<br />
Richtiger Umgang<br />
mit Idealbildern<br />
Es braucht daher einen richtigen Umgang<br />
mit den Idealbildern. Idealbilder fordern uns<br />
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