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An der Tür zum Nähkästchenzimmer<br />
prangte ein knallrotes Plakat<br />
mit der Aufschrift: „Heute Tag<br />
unserer Super-Idole”.<br />
Tom schaute verständnislos auf<br />
das Plakat und murmelte: „Was soll<br />
denn das jetzt schon wieder?“ Das<br />
Erste, was er sah, als er die Tür öffnete,<br />
war ein völlig durchgedrehter<br />
Matata. Er sah aus, wie ein Bayern-<br />
München Fan mit Schal und allem<br />
Brimborium, trug ein Pappschild<br />
vor sich her und sang mit einer<br />
irren Lautstärke den Schildtext:<br />
„Schweini vor – noch ein Tor!“ Dabei<br />
trampelte er über das Nähkästchen<br />
und die zwei armen Mädchen.<br />
Die erste, die das Ganze kommentierte,<br />
war Kati: „Du ge hörst nicht<br />
auf die Fanmeile, son dern in die<br />
Klappsmühle mit Deinem Schweini-<br />
Schweinsteiger. So ein Fanterror ist<br />
ja nicht zum Aushalten. Da haben<br />
wir Mädels doch ganz andere Idole.“<br />
Sprach’s, und setzte sich mitten ins<br />
Nähkästchen. „Darf ich bitte mal<br />
wissen, was hier los ist?“ – „Na,<br />
heute ist doch unser Fan-Idoltag,<br />
an dem wir unsere Idole zur Schau<br />
stellen,“ sagte Matata mit seinem<br />
Pappschild. „Und darf ich mal die<br />
Damen fragen, wen sie so bevorzugen,“<br />
fragte Tom.<br />
Da ging aber die Post ab. Kati holte ein<br />
Poster von einem jungen Mann hervor,<br />
auf das sie lauter rote Herzen<br />
gemalt hatte. „Das ist Justin<br />
Bieber, mein Schatz. Ist er nicht<br />
süß?“ Dann begann sie seinen Song<br />
‚Never say never’ zu schmettern,<br />
so dass die anderen sich die Ohren<br />
zuhielten.<br />
Irgendwann ging ihr die Luft aus<br />
und Bahati nutzte die Gelegenheit<br />
für ihren Auftritt. Auch sie hatte<br />
ein Plakat mit einer jungen Frau<br />
Oh happy day?<br />
im Skianzug. „Ich fi nde es super,<br />
wenn Frauen mal ganz oben auf dem<br />
Treppchen stehen, so wie Magdalena<br />
Neuner, und nicht nur Wischtücher<br />
in der Hand halten!“<br />
Dann blickte sie Tom von unten an.<br />
„Und Du, wer ist denn Dein Idol?“<br />
Ohne lange zu überlegen meinte<br />
Tom: „Ich habe ein ganz tolles, aber<br />
leider ist mein Idol schon fast 500<br />
Jahre tot, für mich aber ganz wirklich.<br />
Ich hab’ sogar ein kleines Bild<br />
von ihm, hier,“ und damit fasste<br />
er in seine Brusttasche und zog<br />
einen Zettel mit einem Bildnis heraus.<br />
„Das ist Thomas Morus, mein<br />
Namenspatron.“<br />
Dann setzte er sich und erzählte<br />
lange von diesem Mann und warum<br />
er sein Idol wurde. Unsere drei<br />
Kleinen kuschelten sich an Tom und<br />
hörten gespannt zu, denn es war ein<br />
spannender Lebenslauf.