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POSTWESEN UND BRIEFKULTUR IM KÖNIGREICH ...

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halshs-00793224, version 1 - 1 Mar 2013<br />

12 Claudie Paye<br />

Unter den Kommis im Postamt in der Stadt Kassel waren zwei Herren Boland<br />

oder Bolland und ein Herr Berenger angestellt 61. Louis Nicolas Lebaudy<br />

aus dem Calvados war nach seinen eigenen Angaben ebenfalls Kommis in<br />

der Postverwaltung 62. François Rabier aus Paris war Angestellter bei der Post<br />

in Magdeburg 63. Ebenfalls in Magdeburg beschäftigt wurde François Victor<br />

Faure aus Briançon als vierter Kommis, diese Anstellung verdankte er sicherlich<br />

seinem Bruder J. A. Faure, der dort Postdirektor war 64. In einer nicht<br />

mehr identifizierbaren Stellung beschäftigt war außerdem, von der Gründung<br />

der Generaldirektion an, der Franzose Joseph Michel Gallay, Jahrgang 1784,<br />

aus Straßburg (Bas-Rhin) 65. Jacques Chabas aus Briançon war auch in der<br />

Postbranche, allerdings bei der Armee, angestellt 66. Auffällig ist, dass nicht<br />

nur in Kassel, sondern auch in kleineren Postämtern Franzosen im Amt standen.<br />

Abschließend kann festgehalten werden, dass die Postverwaltung offenbar<br />

zu den Branchen der administration zählte, die mit französischen Einwanderern<br />

gut besetzt waren, interessanterweise auch mit adligen émigrés, die sich<br />

im Zuge der Französischen Revolution in deutschen Territorien niedergelassen<br />

hatten. Nicht zuletzt scheinen viele der aufgeführten Franzosen über<br />

Beziehungen an ihre Ämter gekommen zu sein. Ob ihre Anstellung aufgrund<br />

von Familie, Freundschaften oder klientelistischen Verbindungen erfolgte,<br />

lässt sich nicht mehr in allen Fällen rekonstruieren. Der hohe Grad an Beziehungsnetzen<br />

in der Rekrutierungspolitik der Postverwaltung wirft ein zweifelhaftes<br />

Licht auf die Postadministration. Insgesamt lässt sich fragen, weshalb<br />

so unverhältnismäßig viele Franzosen in dieser administration angestellt<br />

waren: war der westphälischen Obrigkeit die Überwachung der Post doch<br />

wichtiger, als die oben zitierten Regelungen zum Briefgeheimnis es vermuten<br />

lassen? Diese Mutmaßung wird zum Teil durch eine Angabe des Geschichtslehrers<br />

der Pagen am westphälischen Hof bestätigt: »der Deutschen Parthei<br />

[gelang es] nach und nach [Franzosen] zu entfernen. Dieses war besonders<br />

61 Vgl. Adress-Kalender des Fulda-Departements, 1812, S. 48.<br />

62 Schreibweise eventuell Labaudy. Vgl. AN Paris, BB11 72, sous-dossier Westphalie;<br />

AN Paris, BB11 69, Demandes d’autorisations pour entrer ou rester au service des<br />

puissances étrangères (décret du 26.8.1811), Royaume de Westphalie, Maupertuis–<br />

Herzecle, Dossier Lebaudy.<br />

63 Vgl. AN Paris, BB 11 72, sous-dossier Westphalie.<br />

64 Vgl. ibid.<br />

65 Vgl. ibid.; AN Paris, BB11 68, Demandes d’autorisations pour entrer ou rester au<br />

service des puissances étrangères (décret du 26.8.1811), Royaume de Westphalie,<br />

Henry–Coll, Dossier Gallay.<br />

66 Vgl. AN Paris, BB 11 72, sous-dossier Westphalie.

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