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POSTWESEN UND BRIEFKULTUR IM KÖNIGREICH ...

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halshs-00793224, version 1 - 1 Mar 2013<br />

30 Claudie Paye<br />

wiesen, um sich brieflich zu verständigen, da Major von Pentz bei der Armee<br />

auf Feldzug war. Ihrer Korrespondenz ist zu entnehmen, dass sie sich auf<br />

viele Militärs verließen, wie die Lieutenants Souyer und Ochs, um ihre Briefe<br />

weiter zu befördern 136. So schrieb Luise von Pentz ihrem Mann am<br />

21. August 1813: »zwei Briefe die ich H. von Stolting schikte wirst du erhalten<br />

haben, diesen besorgt Decherff, an welchen ich den doch rathe ferner<br />

meine Briefe zu adressiren den ich bekam […] sie sehr richtig er ist doch der<br />

Zuverläßigste« 137. In den beschlagnahmten Papieren der Ehefrau von Pentz<br />

befanden sich auch einige Briefe von Decherf persönlich an sie adressiert, die<br />

ihre freundschaftliche Nähe verraten:<br />

Ma bonne Madame de Penz, […] je vous avoue que Je ne suis pas du tout content du<br />

sort qu’on éprouvé vos lettres pour le Major et Je me réserve bien d’en parler à Ducrottat<br />

la première fois que Je le verrai. […] Je ne puis m’empêcher de rire quand je<br />

pense à ce que vous me dites de la rage qu’on a à Celle de parler politique. J’espèr Ma<br />

chere madame de Penz que vous serez plus sage que les autres et que vous ne compromettrez<br />

pas votre propre Santé et le bienêtre de votre famille par quelque parole<br />

dite ou écrite inconsidérément. Je suis tranquille sur tout cela, car Je sais que vous ne<br />

parlerez pas outre une cause que votre cher époux va défendre de toute sa force; vous<br />

connoissez les ressorts de la police et cela vous suffira 138.<br />

Diesen warnenden Brief hatte Decherf als »Noncomptée« an Frau von Pentz<br />

adressiert, wobei auf dem Umschlag noch stand: »Recommandée aux bontés<br />

de Mr. […] Allon par Decherf, qui le remercie du petit bonjour« 139. Der<br />

Warnung Decherfs an Luise von Pentz, sich politischen Geredes oder Schreibens<br />

zu enthalten, verdankte diese möglicherweise, dass ihre Korrespondenz<br />

mit ihrem Ehemann der Prüfung durch die Polizei standhielt und keine staatsfeindlichen<br />

Angaben, die gegen sie hätten verwendet werden können, enthielt<br />

140. Die Akte zur Affäre Pentz macht keine Angaben, wie mit der Verletzung<br />

des Postbeförderungsreglements durch Decherf verfahren wurde. Allem<br />

Anschein nach wurde sie wegen der hohen Stellung Decherfs ignoriert oder<br />

de Bongars, 4.9.1813. Über Decherfs Weiterleitung der Briefe von Pentz an seine<br />

Frau vgl.: RNB St. Petersburg, F 993 Arch. Westf., K. 9, Nr. 4449–4540, hier<br />

Nr. 4449: Brief vom Major von Pentz aus Fünfeichen an seine Ehefrau in Celle,<br />

8.8.1813; ibid., Nr. 4487, Brief von J. J. Decherf in Kassel an L. von Pentz in Celle,<br />

10.8.1813. Siehe zu Decherf oben und PAYE, »Der französischen Sprache mächtig«,<br />

Kapitel III. B.1.1.5.<br />

136 Vgl. RNB St. Petersburg, F 993 Arch. Westf., K. 9, Nr. 4449–4540.<br />

137 Ibid., Nr. 4528, Brief von L. von Pentz in Celle an ihren Mann, 21.8.1813.<br />

138 Ibid., Nr. 4453: Brief von J. J. Decherf in Kassel an L. von Pentz in Celle,<br />

14.8.1813. Ducrottat ist hier wahrscheinlich identisch mit Louis Marc Crottat, der<br />

bereits oben als Postbeamter zitiert wurde.<br />

139 Ibid.<br />

140 Vgl. KLEINSCHMIDT, Geschichte des Königreichs Westfalen, S. 601.

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