05.10.2013 Aufrufe

POSTWESEN UND BRIEFKULTUR IM KÖNIGREICH ...

POSTWESEN UND BRIEFKULTUR IM KÖNIGREICH ...

POSTWESEN UND BRIEFKULTUR IM KÖNIGREICH ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

halshs-00793224, version 1 - 1 Mar 2013<br />

8 Claudie Paye<br />

Pierre Alexandre von Fürstenstein war 28. Ein Vermerk in den Akten des französischen<br />

Justizministeriums verrät, dass man es nach der Entlassung des<br />

Finanzministers Bülow im April 1811 und der darauffolgenden erneuten<br />

Französisierung der Generaldirektion der Post für angebracht hielt, Pothau<br />

trotz seiner mangelnden Leistungen im Amt zu behalten 29. Die Gründe dafür<br />

sind unklar: nicht auszuschließen ist, dass man ihn aufgrund seiner einflussreichen<br />

Verwandtschaft – in Person des Grafen von Fürstenstein – nicht zu<br />

entlassen wagte. An solchen Fällen zeigt sich ein Unterschied der westphälischen<br />

administration zur napoleonischen, in der Meritokratie grundlegend<br />

war. In Westphalen spielten für eine Laufbahn in der administration offensichtlich<br />

die Familien- und Freundschaftsbande beziehungsweise der Klientelismus<br />

eine große Rolle, wie der hohe Verschwägerungs- und Freundschaftsgrad<br />

unter den Franzosen in der Postadministration nahe legt 30.<br />

Generalinspektor, von der Gründung der Generaldirektion bis zu ihrer Reorganisation<br />

im Oktober 1810, war Jean Antoine François Louis de Balay. Als<br />

émigré der Französischen Revolution hatte Balay Frankreich im Jahre 1790<br />

verlassen, um sich seitdem in Deutschland aufzuhalten 31. Im November 1810<br />

erhielt er einen Posten am Hof, eine Hofcharge 32. Ein weiterer Generalinspektor<br />

und zugleich Generalsekretär war Jean Pierre Alliey, Jahrgang 1782,<br />

aus Briançon. Die Akten des französischen Justizministeriums führen aus,<br />

dass er über den Grafen Daru, Generalintendant der französisch-kaiserlichen<br />

Armee, zu seiner Stellung gekommen sei und die Postverwaltung maßgeblich<br />

geprägt habe. So habe er beispielsweise die Mehrzahl seiner Mitarbeiter aus<br />

Frankreich kommen lassen 33. Bei der Generalkasse der Generaldirektion als<br />

Kontrolleur und Divisionschef für das Rechnungswesen angestellt war außerdem<br />

seit 1808 François Elie Bournot der Jüngere, Jahrgang 1781, der aus<br />

Langres (Haute-Marne) stammte. Er sei über Alliey zu seinem Posten ge-<br />

28 Zu diesem vgl. Online-Kapitel »Gerüchte«, http://halshs.archives-ouvertes.fr/PLCI-<br />

NAPOLEON (14.2.2013).<br />

29 Vgl. ibid.; KLEINSCHMIDT, Geschichte des Königreichs Westfalen, S. 106.<br />

30 Ein weiteres Beispiel wäre die Verbindung zwischen von Fürstenstein und Morio,<br />

der mit der Schwester des Ersteren verheiratet war. Vgl. LYNCKER, Historische Skizzen,<br />

S. 71.<br />

31 Vgl. HÖPEL, MIDDELL (Hg.), Réfugiés und Emigrés.<br />

32 Vgl. AN Paris, BB 11 67, Demandes d’autorisations pour entrer ou rester au service<br />

des puissances étrangères (décret du 26.8.1811), Royaume de Westphalie, Colinet-<br />

Acloque, Dossier Balay.<br />

33 Vgl. AN Paris, BB 11 72, sous-dossier Westphalie; AN Paris, BB 11 67, Dossier<br />

Alliey.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!