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POSTWESEN UND BRIEFKULTUR IM KÖNIGREICH ...

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halshs-00793224, version 1 - 1 Mar 2013<br />

22 Claudie Paye<br />

bemerkt der Polizeiagent 100. Sein Kommentar sollte seinen Vorgesetzten<br />

wohl nahelegen, dass der Brief verdeckte Botschaften enthalten könnte 101.<br />

Ein Zeitgenosse, der zeitweilig mit der Überwachung der Post in Hannover<br />

und Hamburg beauftragt war, weiß über aufgefangene Briefe zu berichten,<br />

dass sie nicht selten anonym oder unter einem Pseudonym geschrieben wurden<br />

und ein »Dechiffreur« mit ihrer Überprüfung beschäftigt werden musste<br />

102. Einige chiffrierte Briefe finden sich auch in den Pariser Archivbeständen<br />

wieder 103. Die Polizei vermutete, dass manche geheimen Briefe mit<br />

unsichtbarer Tinte geschrieben sein könnten, und unterzog einige einer Feuerprobe<br />

oder benetzte sie mit Säure 104. Die westphälische Polizei führte jedenfalls<br />

ein Register über die abgefangenen Briefe, was darauf schließen<br />

lässt, welche Bedeutung derartigen Nachrichten beigemessen wurde 105.<br />

Die Dominanz der verdächtigen adligen Korrespondenzen in den Polizeiarchiven<br />

sollte allerdings nicht darüber hinweg täuschen, dass auch die »gens<br />

du peuple« sich inoffizieller Boten bedienten, um ihre Post befördern zu<br />

lassen. Während die Adligen es sich leisten konnten, zur Beförderung ihrer<br />

geheimen Korrespondenz eigene Boten zu unterhalten, waren die gewöhnli-<br />

100 Vgl. ibid., Nr. 9784: Rapport von C[erfy] an J. F. M. de Bongars, 8.2.1813. Der<br />

Polizeiagent Eskuchen war seinerseits darauf angesetzt, Korrespondenzen zu entdecken,<br />

die zwischen Schmalkalden, dem Hause der ehemaligen Kurfürstin von Hessen-<br />

Kassel im Exil in Gotha und dem Hause des ehemaligen Kurfürsten von Hessen-<br />

Kassel im Exil in Prag vermutet wurden. Vgl. RNB St. Petersburg, F 993 Arch.<br />

Westf., K. 19, Nr. 11 919–12 074, hier Nr. 11 924: Rapport von E[skuchen], Polizeiagent,<br />

an J. F. M. de Bongars, 11.9.1813; ibid., Nr. 11 938: Rapport von E[skuchen]<br />

an J. F. M. de Bongars, 28.8.1813; ibid., Nr. 11 943: Rapport von E[skuchen] an<br />

J. F. M. de Bongars, 30.7.1813.<br />

101 Weitere Meldungen in Berichten von Polizeiagenten über verdächtige Korrespondenzen:<br />

vgl. RNB St. Petersburg, F 993 Arch. Westf., K. 16, Nr. 9882–9987, hier<br />

Nr. 9902: Rapport Nr. 21 von W[ür]Z an J. F. M. de Bongars, 25.1.1813; RNB<br />

St. Petersburg, F 993 Arch. Westf., K. 16, Nr. 9797–9817, hier Nr. 9813: Rapport von<br />

G[all- Bessalié] an J. F. M. de Bongars, 22.1.1813; RNB St. Petersburg, F 993 Arch.<br />

Westf., Nr. 13 850, Registre de correspondance du bureau de la police secrète, 2.1.–<br />

18.4.1813: Schreiben Nr. 905 von J. F. M. de Bongars an F. von Wolff, 8.4.1813 und<br />

Schreiben Nr. 984 von J. F. M. de Bongars an F. von Wolff, 15.4.1813; RNB<br />

St. Petersburg, F 993 Arch. Westf., K. 16, Nr. 9760–9796, hier Nr. 9779: Rapport von<br />

C[erfy] an J. F. M. de Bongars, 16.3.1813.<br />

102 Vgl. [MIERZINSKY], Erinnerungen aus Hannover, 1843, S. 98f., vgl. auch S. 55f.,<br />

63.<br />

103 Vgl. AN Paris, AFIV 1690, dossier 2: Lettres interceptées; vgl. AN Paris, F7 6579,<br />

Affaires politiques, an V–1832, liasse Nr. 3111 série 2.<br />

104 Vgl. BECKER, Leiden und Freuden, S. 66.<br />

105 Vgl. RNB St. Petersburg, F 993 Arch. Westf., K. 22, Nr. 13 326, Eintrag Alverdes.

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