POSTWESEN UND BRIEFKULTUR IM KÖNIGREICH ...

halshs-00793224, version 1 - 1 Mar 2013
34 Claudie Paye
im Allerdepartement wurden massenweise Abschriften dieses Bulletins zur
weiteren Beförderung mit der Post abgegeben 152. Die anti-napoleonische
Broschüre mit dem Titel »Napoleonsflucht von Moscau nach Paris«, die im
März 1813 in Berlin gedruckt wurde, breitete sich »enfermée dans des
lettres« im Königreich Westphalen aus 153. Nicht selten wurde der offizielle
Postweg zur Verteilung inoffizieller Post verwendet, zum Beispiel auch
durch die Bestechung der Postwagenhalter. So vermutete der Polizeiagent
Cerfy, auf Mission im Werradepartement, dass Andre Senior aus Hirschfeld
»von seinem Sohn [Andre, Kuirassier in Kassel], mit dem Postwagen, vieles
Neües erhalten werde, [und dass er] vielleicht auch früher auf der Post [war],
– [und] vermuthlich [deswegen] ein vertrauten Conducteur [hatte]« 154.
Eine auf den ersten Blick eher unkonventionelle Art, Briefe und aufständische
Druckschriften aus dem Ausland ins Königreich Westphalen zu überstellen,
war der politischen Polizei im Februar 1813 aufgefallen. Der Prorektor
der Universität Göttingen wurde verdächtigt, seinen Briefverkehr mit
verschiedenen Berliner Korrespondenten auf besondere Weise geheim zu
halten: »Les Correspondans de cette derniere ville doivent faire parvenir leurs
lettres à Goettingue, pour prévenir toute surprise, dans des saucissons, des
Exemplare dieses Bulletins finden sich in: ibid., Nr. 4785: Abschrift eines Kriegsbulletins
von der Kriegskanzlei in der Dowing Street, 3.7.1813; ibid., Nr. 4796: Außerordentliche
Hof-Zeitung vom Kriegs-Departement, Dowingstreet, 3.7.1813.
152 Vgl. ibid., Nr. 4788: Schreiben Nr. 141 PS. von Grahn und Frömbling an J. F. M.
de Bongars, 2.8.1813; ibid., Nr. 4790: Schreiben Nr. 2010 von J. F. M. de Bongars an
Grahn und Frömbling, 9.8.1813; ibid., Nr. 4791: Schreiben des Maire zu Elze, Allerdepartement,
an J. F. M. de Bongars, 5.8.1813; ibid., Nr. 4794: Schreiben Nr. 1153
von F. Th. de Guntz an J. F. M. de Bongars, 4.8.1813; ibid., Nr. 4795: Schreiben
Nr. 1155 von F. Th. de Guntz an J. F. M. de Bongars, 5.8.1813.
153 RNB St. Petersburg, F 993 Arch. Westf., K. 14, Nr. 8159–8260, hier Nr. 8253:
Schreiben Nr. 305 II. Sekt. von Mertens an J. F. M. de Bongars, 28.3.1813; vgl. außerdem
RNB St. Petersburg, F 993 Arch. Westf., Nr. 13 850: Rundschreiben Nr. 815
von J. F. M. de Bongars an den Generalpolizeikommissare der Hohen Polizei und den
Polizeipräfekt in Kassel, 31.3.1813; ibid., Schreiben Nr. 828 von J. F. M. de Bongars
an Mertens, 31.3.1813; ibid., Schreiben Nr. 838 von J. F. M. de Bongars an A. J. F.
Pothau, 1.4.1813; vgl. ferner GStA PK, V. HA, Nr. 684: Schreiben Nr. 1061 von
J. C. A. Legras de Bercagny an A. J. F. Pothau, 26.4.1809; NAGEL, Kriegsbilder aus
der Heimath, S. 148; vgl. ferner über in Briefen enthaltene russische Proklamationen:
RNB St. Petersburg, F 993 Arch. Westf., K. 11, Nr. 5737–5816, hier Nr. 5738:
Schreiben Nr. 27 von L. Freiherrn von Hohenhausen, Unterpräfekt in Eschwege,
Werradepartement, an J. F. M. de Bongars, 30.1.1813.
154 RNB St. Petersburg, F 993 Arch. Westf., K. 16, Nr. 9760–9796, hier Nr. 9792:
Rapport Nr. 8 von C[erfy], Polizeiagent in Mission in Hirsfeld, an J. F. M. de Bongars,
23.1.1813.