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POSTWESEN UND BRIEFKULTUR IM KÖNIGREICH ...

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halshs-00793224, version 1 - 1 Mar 2013<br />

24 Claudie Paye<br />

preuves. […] Les gendarmes et les agens de police et de contributions indirectes font<br />

assez souvent des prises et en reçoivent la récompense, ils ont même déjà surpris<br />

plusieurs emploiés de postes 108.<br />

Wie viele darin verwickelt waren, lässt sich nicht mehr nachweisen. Jedoch<br />

scheint der finanzielle Anreiz eines Zuverdienstes für die Postbeamten Grund<br />

genug zum Betrug gewesen zu sein 109. Im Kapitel über das Bittschriftenwesen<br />

110 wurden bereits von ihren Vorgesetzten getadelte Staatsbeamte erwähnt,<br />

die das Verfassen von Bittschriften in französischer Sprache übernahmen. Im<br />

Bereich der inoffiziellen Briefbeförderung scheinen sich ebenfalls Unregelmäßigkeiten<br />

zugetragen zu haben.<br />

Nicht zuletzt versuchten Staatsbeamte, die offizielle Portofreiheit zu nutzen,<br />

um ihre eigenen Briefe kostenlos zu versenden. So berichtet Schalch, der<br />

Generalsekretär der Hohen Polizei, der im Juli 1812 nach Göttingen entsandt<br />

worden war, um die dortigen polizeilichen Verhältnisse zu überprüfen, dass<br />

employés der Präfektur des Leinedepartements die Portofreiheit für die Korrespondenz<br />

zwischen dem Präfekten und dem Innenminister nutzten, um<br />

ihren Kollegen im Innenministerium private Nachrichten zukommen zu lassen:<br />

M. le Capt. de Klenke m’a fait l’honneur de me dire qu’un de ces agens avoit découvert<br />

que les employés de la Prefecture de Goethingue ecrivoient à leurs collegues au<br />

Ministere de l’intérieur sous le couvert du Ministre, que pour distinguer ces lettres<br />

particulieres de celles de service, afin de pouvoir les rétirer de parmi ces dernieres, ils<br />

y faisoient toutes sortes de marques convenues entre eux 111.<br />

Schalch wies seinen Chef Bongars darauf hin, dass diese neue Art, die Post<br />

zu betrügen, schwere Konsequenzen für die Sicherheit des Staates haben<br />

könne. Bereits im königlichen Dekret vom 31. Oktober 1808, das die Regelung<br />

der Portofreiheit für die Korrespondenz unter Staatsbeamten bestimmte,<br />

war eine Klausel enthalten, die vor dem Missbrauch der Portofreiheit zu<br />

108 GStA PK, V. HA, Nr. 740, Schreiben Nr. 241 PS von Moisez an J. F. M. de Bongars,<br />

25.1.1812.<br />

109 Die Ausführungen von Brakensiek über klientelistische Beziehungen zwischen<br />

Amtsträgern, die sich an einigen individualisierten Merkmalen ihrer Korrespondenzen<br />

erkennen lässt, legen nahe, dass die Staatsbeamten und employés nicht nur finanziell<br />

motiviert waren, sondern dass die illegal beförderten Sonderbotschaften Teil einer<br />

Briefkultur waren, die ihre Beziehungsnetzwerke bediente. Vgl. BRAKENSIEK, Fürstendiener<br />

– Staatsbeamte – Bürger, S. 289f.<br />

110 Siehe PAYE, »Der französischen Sprache mächtig«, Kapitel B III.<br />

111 RNB St. Petersburg, F 993 Arch. Westf., K. 8, Nr. 3723–3748, hier Nr. 3725:<br />

Schreiben von Schalch, Generalsekretär der Hohen Polizei in Mission in Göttingen,<br />

an J. F. M. de Bongars, 3.7.1812.

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