General Giraud und Admiral Darlan in der Vorgeschichte der ...

Vorgeschichte der alliierten Landung in Nordafrika 227
Bemühungen, eine Alternative zu dem 'schwierigen General' als Führer der freifranzösischen
Bewegung zu finden. Im Oktober 1940 hatte de Gaulle in Brazzaville den
Conseil de Defense de l'Empire proklamiert, der gegenüber der britischen Regierung
in allen die französischen Kolonien betreffenden Fragen zuständig sein sollte. Doch
vergeblich forderte er von der britischen Regierung die Zusicherung, mit militärischen
Führern Vichys keine formelle Vereinbarung ohne Zustimmung des Conseil zu
treffen. Hingegen hatten das Foreign Office wie auch der Premierminister während
der Geheimverhandlungen mit Vichy Ende 1940 eine Zeitlang den Plan, de Gaulle
nicht nach London zurückkehren zu lassen 68 . Dieser konnte sich nun eine entschiedene
Obstruktion gegen Churchills Buhlen um den Generaldelegierten in Algier nicht
leisten, und so gab er in einer Rundfunkrede die folgende Erklärung ab: Französische
Führer, welche Fehler sie auch gemacht haben mögen, werden, wenn sie sich entschließen,
das Schwert wieder zu ziehen, ihn und seine Bewegung an ihrer Seite finden.
Davon sei niemand ausgenommen. Auf welchem Posten, in welchem Rang und
welcher Meinung solche Männer auch seien, ohne Verzögerung und ohne Bedingungen
werde er mit ihnen sein 69 . Eine Bereitschaft zur Unterordnung enthielt diese Erklärung
jedoch nicht, ebensowenig de Gaulles Schreiben an Weygand vom März
1941 mit dem Angebot „de nous unir", das zudem in eine Form gefaßt war, daß Weygand
eine Antwort unter seiner Würde hielt 70 .
Der Feldzug in Syrien (Juni/Juli 1941) führte dann zu einer Spannung zwischen
Churchill und de Gaulle, die schon bald in der Drohung des Generals, die Zusammenarbeit
mit den britischen Streitkräften gänzlich aufzukündigen, gipfelte. Der
Konflikt brachte in den folgenden achtzehn Monaten die Beziehungen zwischen de
Gaulle und der britischen Regierung wiederholt an den Abgrund und dauerte den
ganzen Krieg fort 71 . Mit Ordonnanz vom 24. September 1941 wurde das Comité National
gebildet, dessen Aufgabe es sein sollte, „als Treuhänder des Freien Frankreich
aufzutreten, bis es seine Vollmacht einer verfassungsmäßigen französischen Regierung
übertragen" könne 72 . Dieser Schritt entsprach zunächst ganz den Erwartungen
der Briten, die hofften, hiermit alle politischen Angelegenheiten nur noch mit dieser
Institution verhandeln zu müssen, während de Gaulle militärischer Oberbefehlshaber
bleiben sollte. De Gaulle aber machte das Comité zu einer ihm verantwortlichen Exilregierung.
Seine Position war damit nur gestärkt. Besonders gravierend, da in erster
68
PRO, FO 371/24313 p. 101-115 und 24314 p. 139. Zur Funktion des Conseil H.Michel, Histoire
de la France Libre, Paris 1963, S. 25 f.
69
Daily Telegraph vom 30.12.1940; PRO, Prem 3/126/1 p. 29 f. Das wurde in London als „eine bemerkenswerte
Geste" de Gaulles registriert, „den Bruch zwischen beiden Seiten wieder zu heilen".
Doch hat sich de Gaulle später nicht an diese Zusage gehalten.
70
Hierzu M. Weygand, a. a. O., S. 495 und Appendice XL
71
Die Ursachen lassen sich auf einen Nenner bringen: Unvereinbarkeit des britischen Bemühens, die
versprochene Unabhängigkeit Syriens und des Libanon zu realisieren, mit den Bestrebungen de
Gaulles, zunächst noch die französische Mandatsherrschaft fortzusetzen. Hierzu Woodward, vol.
I, Chap. XVII, vol. II, Chap. XXIX. Zum Irakaufstand sowie Syrienfeldzug mit Folgen G.Warner,
Irac and Syria 1941, London 1974. Neuerdings B. Ph. Schröder, Irak 1941, Freiburg 1980.
72
Archiv der Gegenwart 1941, S.5207. Zur Sache H.Michel, a.a.O., S.26f.