General Giraud und Admiral Darlan in der Vorgeschichte der ...

Vorgeschichte der alliierten Landung in Nordafrika 229
daß Briten wie Amerikaner entschlossen waren, französische Territorien, deren Verwaltungen
rechtzeitig Vereinbarungen mit alliierten Befehlshabern trafen, nicht unter
die Hoheit des Comité National kommen zu lassen. Das Madagaskar-Unternehmen
bestärkte de Gaulle in seiner Überzeugung, daß er auch von weiteren alliierten Unternehmungen
gegen französische Territorien ausgeschlossen bleiben sollte. Roosevelt
hielt von Anfang an von de Gaulle und seiner Bewegung wenig. Eine Unterstützung
des Comité National ließ sich nicht mit den engen Beziehungen zwischen
Roosevelt und Marschall Pétain vereinbaren, zumal Pétain de Gaulles Bewegung als
eine Bedrohung seiner Regierung und als eine Gruppe von Verrätern betrachtete.
Von besonderem Einfluß auf die Meinungsbildung des Präsidenten waren, wie wir
sehen werden, die Berichte Donovans und seiner Organisation.
Im Juli 1942 wurde „La France Libre" in „La France Combattante" umbenannt,
womit de Gaulle die Zuständigkeit seiner Bewegung als Sammelpunkt der französischen
Resistance und zugleich ihre Rolle als kriegführende Macht im Lager der Alliierten
dokumentieren wollte. Washington hat daraufhin, britischem Vorbild folgend,
das Comité National als Symbol des französischen Widerstandes gegen die Achsenmächte
wie auch als Verhandlungspartner anerkannt; damit war die Entsendung einer
Vertretung nach London und die Zulassung einer Vertretung de Gaulles in
Washington verbunden. Doch ließ die US-Regierung keinen Zweifel daran, daß sie
de Gaulle nicht als Vertreter des wahren Frankreich betrachtete. Hatte de Gaulle in
den Augen des State Department ohnehin kein Mandat, so wurden die Zweifel daran,
daß er die Meinung der Mehrheit der französischen Bevölkerung repräsentiere,
mag das begründet oder unbegründet gewesen sein, von Seiten des OSS genährt, das
sorgsam alle aus den Reihen der freifranzösischen Bewegung kommende Kritik an
ihrem Führer sammelte und verwertete 77 . Hatte doch Donovan schon im Dezember
1941 dem Präsidenten vorgeschlagen, mit Churchill den Zustand der freifranzösischen
Bewegung und die Möglichkeit zu erörtern, einen andern französischen Führer,
möglicherweise Herriot, aus Frankreich herauszubringen; bei den Bemühungen,
eine proalliierte antigaullistische Gruppe von Franzosen in den USA aufzubauen, hatte
das OSS eindeutig die Hand im Spiel 78 .
Natürlich entging es dem General im Sommer 1942 nicht, daß die amerikanischen
und britischen Generalstäbe mit einer Planung für eine Operation gegen französisches
Territorium befaßt waren. Ende Juni forderte er von Churchill eine Teilnahme
am alliierten Oberkommando und damit an den Planungen für und Entscheidungen
über künftige Operationen in Frankreich, was jedoch von den Chiefs of Staff aus Si-
77 Das belegt eine ganze Reihe von OSS Files in NA, RG 226, OPD 336, und RG 59, R & A Nr. 212.
78 Schon im Dezember 1941 hatte Donovan dem Präsidenten vorgeschlagen, mit Churchill den Zustand
der ganzen freifranzösischen Bewegung und die Möglichkeit zu erörtern, einen anderen
französischen Führer, möglicherweise Herriot, aus Frankreich herauszubringen, Roosevelt Library
PSF, Donovan Reports, 13.12.1941-15.1.1942, Nr. 99. Mit der Möglichkeit, Chautemps,
der grade mit Vichy gebrochen hatte, zu gewinnen, befaßt sich die COI-Studie „Chautemps" in
NA, RG 226/680. Zu den Bemühungen, eine proalliierte antigaullistische Gruppe in den USA
aufzubauen auch Langer, a.a.O., S.260.