General Giraud und Admiral Darlan in der Vorgeschichte der ...

Vorgeschichte der alliierten Landung in Nordafrika 211
sche Konsul in Casablanca, Auer, die Sache durchschaute und für entsprechende Informationen
des Auswärtigen Amtes und der Waffenstillstandskommission sorgte 15 .
Der Verzögerung im Inkrafttreten des accord lag nicht nur der britische Widerstand
zugrunde, sondern auch die Übernahme der "Waffenstillstandskontrolle in Marokko
durch Deutschland. In Washington erblickte man darin die Vorbereitung eines
deutschen Zugriffs auf Marokko und verlangte energischen Widerstand der französischen
Regierung. Doch deren Proteste waren vergeblich. Im Mai war die Bildung der
Kontrollinspektion Afrika (KIA) mit Sitz in Casablanca und Unterkommissionen in
Rabat, Fedhala, Fez und Marrakesch abgeschlossen. Kurz darauf wurde der KIA
noch ein deutsches Verbindungskommando bei der italienischen Waffenstillstandsdelegation
in Algier zugeordnet 16 . Wenn die USA dennoch den accord nicht scheitern
ließen, so, weil Pétain und Darlan dem amerikanischen Botschafter wiederholt versicherten,
daß mit der Kontrolle keine militärische Infiltration Marokkos stattfinde
und Weygand in Afrika bleibe. Dieser versprach Botschafter Leahy, die Aktivitäten
der deutschen Kontrolleure in Grenzen zu halten. Zu den Aufgaben der KIA gehörte
neben der Kontrolle der Einhaltung der Waffenstillstandsbestimmungen auch „die
Beobachtung aller politischen, militärischen und wirtschaftlichen Vorgänge" 17 , was
sich mit den Aufgaben der Vizekonsuln Murphys deckte. Die Franzosen hatten
rechtzeitig Vorsorge für eine effiziente Überwachung der Inspektion vorbereiten
können. Murphys Vizekonsul Pendar wollte wissen, daß der Geheimdienst der französischen
Armee in den Besitz von Fotografien jedes herausgehenden Schriftstückes
der KIA kam. Ob es so weit ging, sei dahingestellt. Jedenfalls belegen nunmehr zugängliche
Akten, daß man französischerseits sehr genau über die Vorgänge innerhalb
der KIA informiert war 18 .
15
FRUS 1941, II, S.385, sowie Murphys Berichte an das State Department vom 10. August und
1. September 1941, NA, RG 59 / 740.00118, European War 1939, Confidential File, No482 und
575.
16
Die Kontrolle hatte zunächst den Italienern obgelegen. Nach einer deutsch-italienischen Kontrollteilung
war dann Italien für Algerien und Tunis, Deutschland für Marokko, außer dessen östlichem,
an Algerien grenzendem Gebiet, zuständig. Zu dieser Kontrollteilung und der Organisation
der deutschen Kontrolle K.V.Neugebauer, Die deutsche Militärkontrolle im unbesetzten
Frankreich und in französisch Nordwestafrika 1940-1942, Boppard 1980.Tätigkeitsberichte der
KIA in BAMA, RW 34/ v. 117, 134, 136, 137. Zum französischen Widerstand gegen die deutsche
Kontrollübernahme R.O.Paxton, Parades and Politics at Vichy. The French Officer Corps under
Marshall Pétain, Princeton 1966, S. 221 ff., und DFCAA, tome III und IV passim.
17
Weygand gegenüber Leahy, FRUS 1941, II, S. 234 ff.; Aufgaben der KIA bei Neugebauer, a.a.O.,
S.125.
18
SHAT, 1 B 163. Delegation de la Direction des Services de 1'Armistice (DDSA) en Afrique du
Nord Dossier: Rapports d'activité des commissions de controle allemandes et italiennes 21.nov.
1940 - 23. oct. 1942. Daß man auf französischer Seite, wenn Konsul Auer oder die KIA Informationen
über geheime Waffenlager bekommen hatten, allein über die Tatsache der Information sogleich
informiert war, belegt das Dossier: DDSA, Synthèses de renseignements sur l'activité des
C.E.C. 1941/42. Die DDSA war für die Verbindung zur KIA zuständig. Sie war ein Zweig der
Direction des Services d'Armistice in Vichy, welche eine Art Oberkommando der Armee darstellte.