Eine Suche nach Doppelbeta-Zerfaellen von Cadmium-, Zink- und ...
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<strong>Eine</strong> <strong>Suche</strong> <strong>nach</strong> <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfällen<br />
<strong>von</strong> <strong>Cadmium</strong>-, <strong>Zink</strong>- <strong>und</strong> Tellur-<br />
Isotopen mit Positronen-Emission<br />
Diplomarbeit<br />
Zur Erlangung des akademischen Grades<br />
Diplom Physiker<br />
vorgelegt <strong>von</strong><br />
Marcel Heine<br />
geboren in Bad Muskau<br />
Institut für Kern- <strong>und</strong> Teilchenphysik<br />
Technische Universität Dresden<br />
2009
1. Gutachter: Prof. Dr. Kai Zuber<br />
2. Gutachter: PD Dr. Jürgen Henniger<br />
Datum des Einreichens der Arbeit: 22.12.2009
Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis 4<br />
0. Einleitung 5<br />
1. Das Untergr<strong>und</strong>modell 7<br />
1.1. Relevante Untergr<strong>und</strong>quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
1.2. Simulation der Untergr<strong>und</strong>ereignisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
1.3. Anpassung der simulierten Untergr<strong>und</strong>ereignisse . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle 19<br />
2.1. Vorgehensweise in der Koinzidenzanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
2.2. 0νβ − β − -Zerfälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
2.3. 0νβ + β + -Zerfälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
2.4. Grenzen für die Halbwertszeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
3. Resultate 49<br />
A. Das COBRA-Experiment A1<br />
A.1. Die CdZnTe-Halbleiterdetektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A1<br />
A.2. Aufbau der Detektoren im Experiment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A3<br />
A.3. Abschirmung des Experimentes gegen Untergr<strong>und</strong>strahlung . . . . . . . . A5<br />
A.4. Ausleseelektronik <strong>und</strong> Datenerfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A9<br />
A.5. Die Simulation des Experiments . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A10<br />
B. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls B1<br />
B.1. Beschreibung <strong>von</strong> Neutrinos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B1<br />
B.2. Der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B2<br />
B.3. Halbwertszeiten <strong>von</strong> 0νββ-Zerfällen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B5<br />
B.4. Bestimmung der Grenzen für die Halbwertszeiten . . . . . . . . . . . . . B6<br />
B.5. Folgeprozesse des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B9<br />
C. Gr<strong>und</strong>legende Betrachtungen zur Koinzidenzanalyse C1<br />
C.1. Voraussetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C1<br />
C.2. Energiedepositionen aus der Simulation eines <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls . . . . C3<br />
C.3. Experimenteller Datensatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C5<br />
3
Inhaltsverzeichnis<br />
D. Ergänzende Tabellen <strong>und</strong> Abbildungen D1<br />
D.1. Übergänge aus Untergr<strong>und</strong>ereignissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D1<br />
D.2. Ereignisraten für Untergr<strong>und</strong>ereignisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D7<br />
D.3. Ergänzende Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D9<br />
Literaturverzeichnis 51<br />
Erklärung 54<br />
4
0. Einleitung<br />
Neutrinos spielen im Standardmodell der Teilchenphysik, innerhalb dessen die Wechselwirkungen<br />
der bekannten Elementarteilchen beschrieben werden, eine besondere Rolle.<br />
Sie sind nahezu masselos, tragen keine elektrische Ladung <strong>und</strong> nehmen ausschließlich<br />
an der schwachen Wechselwirkung teil. Die Glashow-Weinberg-Salam-Theorie (GWS)<br />
vereint die elektromagnetische <strong>und</strong> die schwache Wechselwirkung [1, 2, 3] <strong>und</strong> steht in<br />
guter Übereinstimmung mit bisherigen experimentellen Resultaten. Da<strong>nach</strong> treten Neutrinos<br />
im Gegensatz zu den verbleibenden Fermionen in einer reduzierten Anzahl <strong>von</strong><br />
Zuständen (asymmetrisch) als links-chirale Neutrinos <strong>und</strong> rechts-chirale Antineutrinos<br />
in Wechselwirkung.<br />
Der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall ist ein spezieller Kernzerfall <strong>und</strong> kann als der simultane β-<br />
Zerfall zweier Nukleonen erklärt werden. Innerhalb der theoretischen Beschreibung des<br />
neutrinolosen <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls (0νββ-Zerfall) nimmt die Natur der Neutrinos <strong>und</strong><br />
deren Wechselwirkungen einen zentralen Punkt ein. Anhand der Übergänge kann bestimmt<br />
werden, ob das Neutrino ein sogenanntes Dirac- oder ein Majorana-Teilchen ist<br />
<strong>und</strong> inwiefern chirale Zustände über die Beschreibung innerhalb der GWS-Theorie hinaus<br />
in Wechselwirkung treten. Die Existenz dieser Kernzerfälle kann nicht im Rahmen<br />
des Standardmodells erklärt werden.<br />
Der 0νββ-Zerfall wird momentan in verschiedenen Experimenten untersucht. CO-<br />
BRA (<strong>Cadmium</strong>-Zinc-Telluride O-Neutrino double-Beta Research Apparatus) besteht<br />
aus kompakt angeordneten <strong>Cadmium</strong>-<strong>Zink</strong>-Tellurid-Kristallen (CdZnTe) <strong>und</strong> betrachtet<br />
die möglichen Kernzerfälle der enthaltenen Isotope. Dazu gehört die Bestimmung <strong>von</strong><br />
Grenzen für Halbwertszeiten <strong>von</strong> neutrinolosen <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfällen, für die gilt:<br />
T1/2 ∼ ɛ<br />
Z exp<br />
Unt<br />
Darin bezeichnen ɛ die Nachweiseffizienz des Kernzerfalls <strong>und</strong> Z exp<br />
Unt<br />
.<br />
die Zählrate <strong>von</strong><br />
Ereignissen in den experimentellen Daten.<br />
In der vorliegenden Arbeit werden Methoden entwickelt, neutrinolose <strong>Doppelbeta</strong>-<br />
Zerfälle in einem quaderartigen Aufbau bestehend aus (4 · 4) CdZnTe-Detektoren, die<br />
jeweils ein Volumen <strong>von</strong> 1 cm 3 besitzen, zu identifizieren. Dabei werden zeitlich koinzidente<br />
Energieeinträge in verschiedenen Kristallen, die aus den Wechselwirkungen der<br />
unterschiedlichen am Kernzerfall beteiligten Teilchen mit dem Absorbermaterial resultieren,<br />
analysiert. Anhand <strong>von</strong> Monte-Carlo-Simulationen der 0νββ-Zerfälle mit dem<br />
Programm VENOM (Vicious Evil Network Of Mayhem) werden Suchstrategien <strong>nach</strong><br />
jeweils charakteristischen Verteilungen <strong>von</strong> Signalen in mehreren Detektoren (Signatur)<br />
5
0. Einleitung<br />
erstellt, unter dem Aspekt der Untergr<strong>und</strong>diskriminierung optimiert <strong>und</strong> die Nachweiseffizienz<br />
ɛ ermittelt.<br />
Weil Neutrinos ausschließlich an der elektroschwachen Wechselwirkung teilnehmen, ist<br />
a priori mit niedrigen Ereignisraten aus den untersuchten Kernzerfällen <strong>und</strong> um Größenordnungen<br />
höheren Zählraten aus Untergr<strong>und</strong>zerfällen zu rechnen. Innerhalb der statisti-<br />
schen Auswertung müssen zur Bestimmung des Vertrauensbereiches für die Zählraten aus<br />
den 0νββ-Zerfällen neben Z exp<br />
Unt<br />
auch die Zählraten aus reinen Untergr<strong>und</strong>zerfällen Z sim<br />
Unt<br />
bekannt sein. Hierfür wird ein Modell zur Simulation <strong>von</strong> auftretenden Untergr<strong>und</strong>ereignissen,<br />
basierend auf Messungen der spezifischen Aktivität verschiedener Komponeten<br />
des Experiments, entwickelt.<br />
Die Arbeit liefert einen ersten Beitrag zur Analyse koinzidenter Signale im COBRA-<br />
Experiment <strong>und</strong> erlaubt Rückschlüsse darauf, inwiefern der experimentelle Aufbau verbessert<br />
werden muss, um präzisere Messungen durchführen zu können. Damit hat sie<br />
Anteil an der Entwicklung <strong>von</strong> COBRA. An deren Ende steht die Bestimmung konkreter<br />
Halbwertszeiten für neutrinolose <strong>Doppelbeta</strong>zerfälle sowie die Ermittlung der Neutrinomasse.<br />
6
1. Das Untergr<strong>und</strong>modell<br />
Der Aufbau des COBRA-Experiments wird im Anhang A detailliert geschildert. Die<br />
experimentellen Rohdaten sind quasi als Untergr<strong>und</strong>spektrum zu betrachten, dessen<br />
genaue Reproduktion in einer Simulation für die Bestimmung <strong>von</strong> Grenzen für die Halbwertszeiten<br />
der 0νββ-Zerfälle ebenso verwendet werden kann wie zur Verbesserung des<br />
Experiments durch die weitere Reduktion der Untergr<strong>und</strong>quellen.<br />
Der Simulation liegen Messungen der spezifischen Aktivitäten verschiedener Radionuklide<br />
zugr<strong>und</strong>e, die in Abschnitt 1.1 vorgestellt <strong>und</strong> diskutiert werden. Im Anhang B.5.2<br />
wird ausführlich erläutert, wie die Wechselwirkung ionisierender Strahlung mit Materie<br />
physikalisch beschrieben <strong>und</strong> simuliert werden kann. In Abschnitt 1.2 wird die Simulation<br />
der Untergr<strong>und</strong>ereignisse in VENOM beschrieben <strong>und</strong> im letzten Abschnitt der<br />
Vergleich, aus dem die simulierten Pseudo-Daten hervorgehen, der simulierten Untergr<strong>und</strong>ereignisse<br />
mit dem experimentellen Datensatz erörtert.<br />
1.1. Relevante Untergr<strong>und</strong>quellen<br />
Im Anhang A.3 wird der Ursprung <strong>von</strong> Untergr<strong>und</strong>zerfällen im Einzelnen vorgestellt.<br />
Nachdem das COBRA-Experiment, wie dort beschrieben, in verschiedenen Entwicklungsstufen<br />
verbessert wurde, sind bei der Untersuchung der zu analysierenden Messdaten<br />
hauptsächlich zwei Quellen <strong>von</strong> Untergr<strong>und</strong>ereignissen <strong>von</strong> Bedeutung:<br />
1. Radon, das aus der natürlichen Aktivität <strong>von</strong> 232 Th <strong>und</strong> 238 U im Felsgestein des<br />
LNGS stammt, in der Luft des Nests, in dem sich die CdZnTe-Kristalle befinden,<br />
<strong>und</strong><br />
2. primordiale Nuklide <strong>und</strong> Isotope in der roten Lackschicht, mit der die Kristalle<br />
überzogen sind. Dies sind im wesentlichen 238 U, 232 Th <strong>und</strong> 40 K.<br />
In Tabelle 1.1 sind Messungen der spezifischen Aktivitäten der relevanten Radionuklide<br />
zusammengestellt. Ereignisse im Delrin wurden nicht betrachtet, weil die spezifische Aktivität<br />
sehr gering sind. Daneben üben Zerfälle dort gegenüber Untergr<strong>und</strong>ereignissen in<br />
unmittelbarer Nähe zur Kristalloberfläche (z.B. im Lack) einen vergleichsweise geringen<br />
Einfluss auf die Messung aus.<br />
113 Cd ist mit einer Häufigkeit <strong>von</strong> 12,22 % im natürlichen Isotopengemisch vorhanden.<br />
Es zerfällt in der Reaktion 113 Cd → 113 In+e − +¯νe, Q =322 keV [6]. Das Spektum des Zerfalls<br />
ist in den experimentellen Rohdaten deutlich erkennbar, jedoch unterhalb der Ana-<br />
7
1. Das Untergr<strong>und</strong>modell<br />
Quelle Isotop A<br />
<br />
Bq<br />
kg<br />
A Bq<br />
m3 <br />
Delrin Lack Luft<br />
238 U 226 Ra < 5, 0 · 10 −3 2,1±0, 1<br />
234 Th 1,1±0, 3<br />
234m Pa
1. Das Untergr<strong>und</strong>modell<br />
dann in der Luft des Nests <strong>und</strong> die Folgeprodukte können sich wiederum an den Oberflächen<br />
der Detektoren anlagern. Aus diesen Überlegungen geht folgende Einteilung der<br />
Untergr<strong>und</strong>quellen <strong>nach</strong> dem Zerfallsort hervor:<br />
Luft : Zerfälle der 220 Rn− <strong>und</strong> 222 Rn − Isotope,<br />
Lack : 232 Th, 235 U, 238 U − Zerfallsreihen; 40 K, 60 Co, 137 Cs − Isotope,<br />
auf dem Lack : Zerfallsreihen der 220 Rn, 222 Rn − Folgeprodukte,<br />
auf der Kathode : Zerfallsreihen der 220 Rn, 222 Rn − Folgeprodukte.<br />
1.2. Simulation der Untergr<strong>und</strong>ereignisse<br />
Die betrachteten Zerfälle wurden mit VENOM simuliert (siehe Abschnitt A.5.2). Die<br />
einzelnen Untergr<strong>und</strong>ereignisse werden mit /chaingen/AddIso A Z Int zu einer Gesamtheit<br />
gemäß der oben beschriebenen Einteilung formiert. Neben Massenzahl A <strong>und</strong><br />
Kernladungszahl Z kann die Aktivität Int eingegeben werden. Das chaingen-Objekt<br />
berechnet daraus den Anteil eines Isotops an einer auf Eins normierten Wahrscheinlichkeitstabelle.<br />
Die Mitglieder bekommen darin ein Intervall entsprechend ihrer relativen<br />
Aktivität zugeordnet. Da<strong>nach</strong> wählt ein Zufallszahlengenerator eine Zahl aus der Wahrscheinlichkeitstabelle,<br />
der entsprechende Zerfall wird generiert <strong>und</strong> die resultierenden<br />
Energiedepositionen in den Kristallen berechnet.<br />
1.2.1. Die Ereignisrate<br />
Damit verschiedene Quellen <strong>von</strong> Untergr<strong>und</strong>ereignissen miteinander verglichen werden<br />
können, wird die spezifische Aktivität angegeben. Die simulierten Zerfälle sind statistisch<br />
im entsprechenden Medium verteilt. Deshalb ist die Anzahl der Zerfälle, die im Aufbau<br />
der Detektoren pro St<strong>und</strong>e stattfinden–die Ereignisrate R, zu berechnen. Sie ergibt sich<br />
aus der masse- bzw. volumenbezogenen spezifischen Aktivität eines Isotops:<br />
R = A · mLack, bzw. R = A · VLuft. (1.1)<br />
In Tabelle 1.2 sind verschiedene Kenngrößen der verwendeten Detektoren aufgelistet.<br />
Die Masse des Lacks aller Kristalle ergibt sich daraus zu mLack = 0, 329 g. Das Volumen<br />
des Gases, das sich im Nest befindet, lässt sich nicht direkt <strong>von</strong> VENOM ausgeben.<br />
Deshalb müssen aus den Klassen array64CrystalHolder.cc <strong>und</strong> array64Nest.cc die<br />
Volumina des Nests <strong>und</strong> Inventars berechnet <strong>und</strong> das Gasvolumen bestimmt werden zu:<br />
VLuft = VNest − VInventar = 5.96 · 10 −4 m 3 . (1.2)<br />
9
1. Das Untergr<strong>und</strong>modell<br />
Det. Kristall mDet (g) mLack (g) t (h)<br />
1 631869 04 6,505 0,022 –<br />
2 631937 02 6,454 0,018 5282<br />
3 631969 08 6,454 0,022 5282<br />
4 631959 01 6,544 0,020 2217<br />
5 631969 04 6,512 0,020 5610<br />
6 631937 03 6,487 0,028 –<br />
7 631960 03 6,526 0,020 5383<br />
8 631972 02 6,465 0,017 5230<br />
9 631969 09 6,469 0,021 4881<br />
10 631938 06 6,461 0,019 3267<br />
11 631959 06 6,468 0,021 4071<br />
12 631969 10 6,492 0,020 4691<br />
13 632083 02 6,529 0,021 3315<br />
14 631969 01 6,548 0,021 5484<br />
15 631969 03 6,520 0,018 5484<br />
16 631686 06 6,527 0,021 –<br />
Tabelle 1.2.: Zusammenstellung <strong>von</strong> Detektormasse mDet, Masse des Lacks mLack <strong>und</strong><br />
der Messzeit t der Kristalle. Die Zeit ergibt sich aus der Aufbereitung der<br />
Rohdaten (siehe Abschnitt C.3).<br />
1.2.2. Ereignisrate des 210 Pb<br />
Bei der experimentellen Bestimmung der spezifischen Aktivitäten wurden verschiedene<br />
Radionuklide vermessen. In der 235U-Zerfallsreihe stand nur ein Messwert zur Verfügung,<br />
der für alle beteiligten Isotope angesetzt werden mußte. Die vermessenen Zerfälle werden<br />
nun als Sonden bezeichnet, deren spezifische Aktivitäten <strong>nach</strong> folgenden Überlegungen<br />
auf weitere Reihenmitglieder vererbt wurden: Wenn eine Sonde eine ausreichend hohe<br />
Halbwertszeit im Vergleich zu den Folgeprodukten besitzt, werden diese sich mit der<br />
Sonde im Gleichgewicht befinden. Das gilt ebenso für eine Sonde mit hinreichend kleiner<br />
Halbwertszeit <strong>und</strong> einem Mutter-Isotop (der Sonde) mit ausreichend hoher Halbwertszeit.<br />
Innerhalb der in den Tabellen D.2 <strong>und</strong> D.3 angeführten Zerfallsreihen lassen sich<br />
so aus den spezifischen Aktivitäten der Sonden die Ereignisraten beinahe aller Reihenmitglieder<br />
ermitteln.<br />
Die Ausnahme bildet der Übergang 214<br />
84 Po →210 82 Pb + α aus der 238U-Zerfallsreihe. Das<br />
Mutterisotop 214Po mit der Halbwertszeit T1/2 = 164.3 µs wird sich mit dem Tochterisotop<br />
210Pb (T1/2=22.3 a) nicht im Gleichgewicht befinden, selbst wenn zur Anreicherung<br />
10
1. Das Untergr<strong>und</strong>modell<br />
seit der Herstellung des Lacks, in dem die Reihe abläuft, ein Zeitraum <strong>von</strong> 10 Jahren<br />
veranschlagt wird. Der diskutierte Übergang ist außerdem Teil der 222 Rn-Reihe aus der<br />
Luft.<br />
Zur Ermittlung der Ereignisrate des 210 Pb diente folgende Betrachtung: Für eine Reihe<br />
<strong>von</strong> Zerfällen muß die Be- <strong>und</strong> Entvölkerung jedes einzelnen Tochternuklids berücksichtigt<br />
werden. Wenn das Mutter- bzw. Tochternuklid über nur einen Zerfallskanal zerfallen<br />
können, gilt bei statistischer Unabhängigkeit der Übergänge für die Anzahl der jeweiligen<br />
Kerne Ni [9]:<br />
Mutternuklid : dN0<br />
dt = −λ0 · N0, (1.3)<br />
Tochternuklid : dN1<br />
dt = +λ0 · N0 − λ1 · N1. (1.4)<br />
Die λi bezeichnen die Zerfallskonstanten der Isotope. Die Gleichungen können mit folgenden<br />
Ansätzen gelöst werden:<br />
Mutternuklid : N0(t) = K00 · e −λ0·t , (1.5)<br />
Tochternuklid : N1(t) = K10 · e −λ0·t + K11 · e −λ1·t . (1.6)<br />
Bei einer Zerfallsfolge <strong>von</strong> zwei Isotopen ergeben sich die Aktivitäten zu:<br />
A0(t) = λ0 · N0(t) = A0 e −λ0·t , (1.7)<br />
A1(t) = A0 e −λ0·t ·<br />
λ1<br />
λ1 − λ0<br />
· 1 − e −(λ1−λ0)·t . (1.8)<br />
Darin fließen die Annahmen ein, dass N0 die Zahl der Mutternuklide zur Zeit t=0 ist <strong>und</strong><br />
noch kein Mutternuklid in ein Tochternuklid zerfiel. Das entspricht den experimentellen<br />
Bedingungen, da die Oberfläche der Kristalle vor der Installation der Detektoren im<br />
Array gereinigt wurde. Für die Ereignisrate des 210 Pb gilt, da sie auf eine St<strong>und</strong>e bezogen<br />
ist:<br />
RPb = 3600 · A2(t). (1.9)<br />
Als Mutterisotop des Übergangs 214<br />
84 Po →210 82 Pb + α innerhalb der 222Rn-Zerfallsreihe wurde gemäß den oben angestellten Überlegungen zur Vererbung der spezifischen Aktivität<br />
einer Sonde innerhalb einer Zerfallsreihe das Isotop 222Rn (T1/2=3.8 d) verwendet.<br />
Es wurde angenommen, dass die Folgeisotope bis einschließlich 214Po instantan <strong>nach</strong><br />
dem 222Rn-Übergang zerfallen. Als Mutterisotop innerhalb der 238U-Zerfallsreihe wurde<br />
226Ra (T1/2=1600 a) verwendet <strong>und</strong> dessen spezifische Aktivität entsprechend der<br />
Argumentation für die 222Rn-Reihe vererbt.<br />
(t) (i =Luft, Lack), die sich inner-<br />
Die zeitlichen Verläufe der 210Pb-Ereignisraten R i Pb<br />
halb der 238U-Zerfallsreihe im Lack bzw. der 222Rn-Zerfallsreihe in der Luft ergeben,<br />
11
1. Das Untergr<strong>und</strong>modell<br />
Abbildung 1.1.: Ereignisrate R(t) des 210 Pb innerhalb der 238 U-Zerfallsreihe im Lack.<br />
sind in den Abbildungen 1.1 bzw. 1.2 dargestellt. Die Halbwertszeiten der verschiedenen<br />
Mutterisotope unterscheiden sich stark, weshalb die Ereignisraten auf unterschiedlichen<br />
Zeitskalen erscheinen. Das Mutterisotop der 222 Rn-Zerfallsreihe der Luft besitzt eine<br />
vergleichsweise hohe Aktivität, so dass die resultierende 210 Pb-Ereignisrate schnell ansteigt.<br />
Durch die deutlich geringere Halbwertszeit des 222 Rn verarmt die gesamte Reihe<br />
wesentlich schneller <strong>und</strong> das Maximum der 210Pb-Ereignisrate wird früher erreicht.<br />
Ausgehend da<strong>von</strong> wurden die Ereignisraten R i Pb (t) <strong>und</strong> seiner Folgeprodukte konservativ<br />
abgeschätzt. Die Annahme, dass seit der Messung der Aktivitätskonzentrationen<br />
des Lacks drei Jahre vergangen sind, führt auf R Lack<br />
Pb ≈ 0, 15/h. Bei einer einmaligen<br />
Befüllung des gesamten Nests mit Luft stellt sich die Ereignisrate <strong>nach</strong> zwanzig Tagen<br />
auf einem konstantem Niveau ein. Weil das Radon während der Messzeit beispielsweise<br />
durch die Öffnungen für die Kalibrationsquellen stetig durch die Wände des Faraday-<br />
≈ 1/h gesetzt.<br />
Käfigs in das Nest eintreten konnte, wurde R Luft<br />
Pb<br />
1.2.3. Ereignisraten für Zerfälle in der Luft, im Lack, auf dem Lack<br />
<strong>und</strong> der Kathode<br />
Das Radon in der Luft besteht zu 99 % aus 222 Rn <strong>und</strong> 1 % aus 220 Rn [7]. Die für das<br />
Element Radon ermittelte spezifische Aktivität wurde in eine Ereignisrate umgerechnet,<br />
entsprechend auf die Isotope verteilt <strong>und</strong> in chaingen editiert.<br />
12
1. Das Untergr<strong>und</strong>modell<br />
Abbildung 1.2.: Ereignisrate R(t) des 210Pb innerhalb der 222Rn-Zerfallsreihe der Luft.<br />
Nach ungefähr zwanzig Tagen stellt sich R Luft<br />
Pb ≈ 0, 035/h ein.<br />
In den Zerfallsreihen, die im Lack stattfinden, treten als Folgeprodukte mehrere Radonisotope<br />
auf. Wegen der jeweils geringen Halbwertszeit wurde die Möglichkeit der Diffusion<br />
<strong>von</strong> 219 Rn <strong>und</strong> 220 Rn aus dem Lack ver<strong>nach</strong>lässigt <strong>und</strong> lediglich 222 Rn aus der 238 U-<br />
Reihe betrachtet. Der Anteil der Radon-Isotope, die aus dem Lack diff<strong>und</strong>ieren pdiff,<br />
kann an dieser Stelle nicht durch einen analytischen Zusammenhang abhängig <strong>von</strong> der<br />
Zusammensetzung <strong>und</strong> Dicke des Lacks beschrieben werden. Deshalb wurde pdiff = 0, 99<br />
so bestimmt, dass die Energieeinträge aus den simulierten Untergr<strong>und</strong>ereignissen <strong>und</strong><br />
die experimentellen Daten möglichst gut übereinstimmen (siehe Abschnitt 1.3). Durch<br />
die Radon-Diffusion verarmt die Zerfallsreihe, so dass die Ereignisrate des 210 Pb im Lack<br />
modifiziert werden muß:<br />
R Lack<br />
Pb = 0, 15/h · 0, 01 = 0, 0015/h. (1.10)<br />
Der Lack überzieht die Kristalle auf fünf Seiten, die Kathode blieb ausgespart. Die<br />
Oberflächen der Kristalle nehmen (20-30) % der Oberfläche im gesamten Nest ein <strong>und</strong><br />
sind elektrostatisch aufgeladen. Der Anteil der Folgeprodukte des 222 Rn pabl, der sich<br />
auf der Oberfläche der Kristalle anlagert, kann ebenfalls nicht durch einen Zusammen-<br />
hang, der beispielsweise die Radon-Konzentration in der Luft <strong>und</strong> Permeabilität der<br />
Oberfläche berücksichtigt, beschrieben werden. Deshalb wurde pLack abl = 0, 378 auf die<br />
= 0, 001 auf den Kathoden wiederum aus der Anpassung<br />
Oberfäche des Lacks <strong>und</strong> p Kath<br />
abl<br />
13
1. Das Untergr<strong>und</strong>modell<br />
der Energieeinträge aus den simulierten Untergr<strong>und</strong>ereignissen <strong>und</strong> die experimentellen<br />
Daten ermittelt. Die Parameter pdiff <strong>und</strong> pabl werden in Abschnitt 1.3 diskutiert.Für die<br />
Ereignisraten des 210 Pb auf der Oberfläche des Lacks <strong>und</strong> der Kathoden ergibt sich:<br />
R<br />
auf dem Lack<br />
R<br />
Pb = (0, 15 · 0, 99 · 0, 378 + 1 · 0, 378)/h = 0, 434/h, (1.11)<br />
= (0, 15 · 0, 99 · 0, 001 + 1 · 0, 001 )/h = 0, 001/h. (1.12)<br />
auf der Kathode<br />
Pb<br />
<br />
Anteil 238 U<br />
<br />
Anteil 222 Rn<br />
Die Ereignisraten aller Untergr<strong>und</strong>zerfälle in den verschiedenen Bereichen sind in den<br />
Tabellen D.5 bis D.8 zusammengefasst. Daneben wird die Summe aus den Ereignisraten<br />
aller Zerfälle eines Bereiches angegeben.<br />
1.3. Anpassung der simulierten Untergr<strong>und</strong>ereignisse<br />
Das Spektrum eines simulierten Zerfalls bezieht sich auf die Anzahl der gestarteten<br />
Simulationen #Sim. Aus der Ereignisrate R kann die Zeit tsim berechnet werden, die der<br />
Anzahl gestarteter Simulationen entspricht:<br />
tsim =<br />
# Sim<br />
. (1.13)<br />
R<br />
Die Spektren aus den experimentellen Daten sind auf die Messzeit der Detektoren texp<br />
bezogen, so auch die adequaten simulierten Spektren, die simulierten Pseudo-Daten des<br />
Experiments, Sadeq:<br />
Ssim ↔ tsim, (1.14)<br />
Sadeq ↔ texp. (1.15)<br />
Die Umrechnung <strong>von</strong> simulierten in der Messung adequate Spektren erfolgt mit einer<br />
Verhältnisgleichung:<br />
Sadeq = Ssim · texp<br />
# Sim<br />
· R. (1.16)<br />
Typischerweise werden die Daten auf die Gesamtmasse der Kristalle <strong>und</strong> die Messzeit<br />
bezogen:<br />
<br />
Ssim · texp # Ereignisse<br />
Sadeq =<br />
· R,<br />
. (1.17)<br />
# Sim · mDet · texp keV · kg · h<br />
Das Spektrum einer Anzahl <strong>von</strong> i Untergr<strong>und</strong>zerfällen setzt sich aus den Spektren S i<br />
sim<br />
zusammen. Wenn die Ereignisrate mit Gleichung (1.1) beschrieben wird, ergibt sich<br />
beispielsweise für das Spektrum eines Zerfalls der Aktivitätskonzentration A i im Lack:<br />
S i adeq =<br />
S i<br />
sim · texp<br />
· A<br />
# Sim · mDet · texp<br />
i · mLack. (1.18)<br />
14
Für das gesamte Spektrum folgt:<br />
Sadeq =<br />
Sadeq =<br />
1. Das Untergr<strong>und</strong>modell<br />
<br />
i<br />
i<br />
Ssim · A i<br />
<br />
texp<br />
·<br />
· mLack, (1.19)<br />
# Sim · mDet · texp<br />
<br />
i<br />
i<br />
Ssim · Ai<br />
AReihe <br />
texp<br />
·<br />
· A<br />
# Sim · mDet · texp<br />
<br />
Reihe mLack. (1.20)<br />
Ssim<br />
Ein einzelnes Spektrum wird in der Simulation mit chaingen gemäß der berechneten<br />
Wahrscheinlichkeit des Zerfalls mit A i /A Reihe gewichtet. Für die Umrechnung des Spektrums<br />
Ssim mit Untergr<strong>und</strong>zerfällen im Lack ergibt sich:<br />
Sadeq =<br />
Ssim · texp<br />
· A<br />
# Sim · mDet · texp<br />
Lack · mLack. (1.21)<br />
Gleichung (1.21) kann mit den entsprechenden Ereignisraten für die Simulationen in der<br />
Luft, auf dem Lack <strong>und</strong> auf der Kathode übernommen werden.<br />
Zur Anpassung des Spektrums durch simulierte Untergr<strong>und</strong>zerfälle an die experimentellen<br />
Daten wurden die Spektren aus den Einzelenergien aller Detektoren in einem<br />
simulierten Ereignis (Einzelenergiespektrum) <strong>und</strong> der Summenenergie aller Detektoren<br />
(Summenspektrum) aus der Simulation mit denen der Messdaten verglichen. Die in den<br />
0νββ-Zerfällen emittierten Teilchen besitzen mehrheitlich Energien zwischen 350 keV<br />
<strong>und</strong> 1500 keV, weshalb dieser Bereich zur Anpassung des Einzelenergiespektrums herangezogen<br />
wurde. Das 214 Bi-Isotop der 238 U-Zerfallsreihe emittiert Gammastrahlung mit<br />
E = 609 keV. Anhand des entsprechenden Peaks wurden simuliertes <strong>und</strong> experimentelles<br />
Spektrum durch die Variation der Parameter pdiff <strong>und</strong> pabl so übereinander gelegt,<br />
dass sie optisch möglichst gut übereinstimmen (siehe Abb. 1.3). In der Koinzidenzanalyse<br />
werden Kriterien an die Summenenergie aus mehreren Energieeinträgen in einem<br />
Ereignis erstellt. Die mittlere Schwellenenergie Emin = 365 keV (siehe Abschnitt C.3)<br />
der Detektoren <strong>und</strong> der Q-Wert der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle geben einen Energiebereich<br />
E = (700 . . . 2800) keV im Summenspektrum vor, innerhalb dessen die Anpassung der<br />
simulierten an die experimentellen Spektren vorgenommen wurde. Dazu wurden wiederum<br />
pdiff <strong>und</strong> pabl derart variiert, dass die abfallende Flanke im Summenspektrum optisch<br />
übereinstimmen (Abb. 1.4).<br />
Daneben wurde die Verteilung der an einem Ereignis beteiligten Kristalle mit Energiedepositionen<br />
oberhalb der mittleren Schwellenenergie abgeglichen. Im experimentellen<br />
Datensatz existieren Ereignisse ohne einen Energieeintrag. In Tabelle 1.3 ist zum<br />
Vergleich <strong>von</strong> Simulation <strong>und</strong> Experiment der relative Anteil der an einem Ereignis beteiligten<br />
Kristalle erst bei mindestens einer Energiedeposition aufgelistet.<br />
In Abbildung 1.5 ist das Einzelenergiespektrum der Pseudo-Daten <strong>und</strong> der Messdaten<br />
über den gesamten Energiebereich, der sich aus den Teilchenenergien der simulierten<br />
15
1. Das Untergr<strong>und</strong>modell<br />
Abbildung 1.3.: Anpassung der Einzelenergie-Impulshöhenverteilung durch simulierte<br />
Untergr<strong>und</strong>zerfälle an die experimentellen Daten. Die zur Analyse festgelegte<br />
Detektorschwelle wird durch die punktierte Linie angedeutet.<br />
Untergr<strong>und</strong>zerfälle ergibt, dargestellt. Bei Energien unterhalb 350 keV unterscheiden<br />
sich die Spektren deutlich. Die experimentellen Rohdaten werden in diesem Bereich vom<br />
113 Cd-Zerfall bestimmt, der in den Simulationen nicht betrachtet wurde. Die Diskrepanz<br />
der Spektren spielt in der Auswertung keine Rolle, weil die Energien jenseits der<br />
Detektorschwelle liegen. Auch oberhalb Energien <strong>von</strong> 3000 keV weichen die Spektren<br />
mitunter erheblich <strong>von</strong>einander ab. Dieser Energiebereich wird durch α- <strong>und</strong> β-Teilchen<br />
aus den 232 Th- <strong>und</strong> 238 U-Zerfallsreihen dominiert. Sofern eine Zuordnung der Abweichungen<br />
beider Spektren zu konkreten Zerfällen möglich ist, sind diese in der Abbildung<br />
markiert.<br />
Mit dem beschriebenen Untergr<strong>und</strong>modell können die experimentellen Daten der<br />
LNGS-Messung innerhalb der jeweils relevanten Energiebereiche <strong>von</strong> Einzelenergie- <strong>und</strong><br />
Summenspektrum in guter Übereinstimmung durch die simulierten Pseudo-Daten abgebildet<br />
werden. Jenseits dieser Regionen existierten erhebliche Abweichungen. Die Verteilungen<br />
der an einem Ereignis beteiligten Kristalle stimmen an den entscheidenden<br />
Stellen–in der Koinzidenzanalyse werden Ereignisse mit mehr als einer Energiedeposi-<br />
tion ausgewertet–überein. Anhand Tabelle 1.3, in der neben dem Anteil der an einem<br />
der Vertei-<br />
Ereignis beteiligten Detektoren NDet die Abweichung ∆NDet = N exp<br />
Det<br />
16<br />
/N sim<br />
Det
1. Das Untergr<strong>und</strong>modell<br />
Abbildung 1.4.: Anpassung der Summenenergie-Impulshöhenverteilung durch simulierte<br />
Untergr<strong>und</strong>zerfälle an die experimentellen Daten.<br />
lungen aus der Simulation <strong>und</strong> den experimentellen Daten dargestellt ist, wird deutlich,<br />
dass die Verteilungen bei Ereignissen mit zwei beteiligten Detektoren gut zusammenpassen.<br />
Der Anteil <strong>von</strong> drei Detektor Ereignissen in den experimentellen Daten beläuft<br />
sich auf das 2,4-fache des vergleichbaren Anteils in der Simulation. Bei Ereignissen mit<br />
weiteren beteiligten Detektoren vergrößert sich die Kluft.<br />
Ereignisse mit mehreren Energiedepositionen resultieren vornehmlich aus Zerfällen in<br />
denen neben γ-Strahlung auch α- <strong>und</strong> β-Teilchen emittiert werden. Die Detektion dieser<br />
Teilchen ist sehr stark abhängig da<strong>von</strong>, wie die geometrischen Oberflächeneigenschaften<br />
der Kristalle simuliert wurden. In der vorliegenden Arbeit wurde angenommen, dass<br />
der Lack gleichmäßig plan auf den Kristallen verteilt ist. Es wäre wirklichkeitstreu, eine<br />
mittlere Dicke des Lacks <strong>und</strong> statistische Abweichungen da<strong>von</strong> zu betrachten. Daneben<br />
sind die physikalischen Eigenschaften des Lacks, die die Wechselwirkungen der Absorberatome<br />
mit den emittierten Teilchen aus den Untergr<strong>und</strong>zerfällen bestimmen, nicht<br />
genau bekannt. Momentan ist lediglich ein Kohlenwasserstoff-Gemisch (C : H = 1 : 2)<br />
der Dichte ρ = 1, 4 g · cm −3 implementiert.<br />
17
Det. N exp<br />
Det<br />
1. Das Untergr<strong>und</strong>modell<br />
(%) N sim<br />
Det<br />
exp sim<br />
(%) NDet /NDet 0 kein Vergleich möglich<br />
1 98,04 98,14 0,999<br />
2 1,80 1,82 0,989<br />
3 0,12 0,05 2,4<br />
4 0,03 0,001 30,00<br />
Tabelle 1.3.: Relativer Anteil der an einem Ereignis beteiligten Detektoren NDet im experimentellen<br />
Datensatz <strong>und</strong> der Simulation der Untergr<strong>und</strong>ereignisse. Da-<br />
neben ist die Abweichung ∆NDet = N exp<br />
Det<br />
/N sim<br />
Det angegeben.<br />
Abbildung 1.5.: Vergleich der Einzelenergie-Impulshöhenverteilungen über den gesamten<br />
simulierten Energiebereich. Deutlich sind die Einträge der α- Teilchen<br />
aus dem 218 Po-Zerfall (Eα = 6002 keV) <strong>und</strong> dem 214 Po-Zerfall (Eα =<br />
7687 keV) zu erkennen.<br />
18
2. Koinzidenzanalyse der<br />
<strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
In der Koinzidenzanalyse, die sich auf Datennahmephasen des Experiments 2007/08 bezieht,<br />
werden <strong>Doppelbeta</strong>-Übergänge in angeregte Niveaus der Tochternuklide betrachtet.<br />
Gr<strong>und</strong>legende Überlegungen zu koinzidenten Energieeinträgen in den Detektoren<br />
des Aufbaus werden im Anhang C angestellt. Daneben werden die Energiedepositionen<br />
aus der Simulation eines <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls diskutiert. In Abschnitt 2.1 wird die<br />
Vorgehensweise in der Koinzidenzanalyse erläutert <strong>und</strong> da<strong>nach</strong> in den Abschnitten 2.2<br />
bzw. 2.3 auf die Besonderheiten der 0νβ − β − -Zerfälle bzw 0νβ + β + -Zerfälle eingegangen.<br />
2.1. Vorgehensweise in der Koinzidenzanalyse<br />
Im Rahmen der Untersuchung wurden Übergänge betrachtet, bei denen der Tochterkern<br />
des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls unter Emission <strong>von</strong> Gamma-Quanten in den Gr<strong>und</strong>zustand<br />
übergeht. Es wurden jeweils Nges = 10 6 <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle simuliert. Dabei müssen Detektoreffekte<br />
(Energieauflösung, Schwellenenergie) im Anschluss an die Simulation, in der<br />
sie nicht implementiert sind, berücksichtigt werden. Im Anhang C.3 wird dargelegt, wie<br />
die experimentellen Daten aufbereitet wurden <strong>und</strong> in welcher Weise die Detektoreffekte<br />
in die Energiedepositionen der simulierten Zerfälle einbezogen wurden. Die Analyse<br />
wurde stets vorgenommen in der Abfolge:<br />
1. Gliederung der Ereignisse <strong>nach</strong> der Anzahl i der beteiligten Detektoren, d.h. <strong>nach</strong><br />
der Anzahl der deponierten Energien Ei.<br />
2. Untersuchung der Ei hinsichtlich geometrischer Korrelationen zwischen den beteiligten<br />
Kristallen.<br />
3. Einteilung der Gesamtenergie E = Ei in einem Ereignis in charakteristische<br />
Bereiche.<br />
4. Parametrisierung der Energiedepositionen Ei/Ej in jedem Bereich für jede geometrische<br />
Korrelation, (Ei < Ej).<br />
5. Festlegung der Grenzenergien einer Signatur aus der Auswertung des Verhältnisses<br />
Ei/Ej <strong>von</strong> <strong>Doppelbeta</strong>-Nachweiseffizienz in Hinsicht auf die simulierten Untergr<strong>und</strong>zählraten.<br />
19
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
6. Bestimmung der Nachweiseffizienz des Zerfalls ɛ = NSig/Nges <strong>und</strong> der Zählraten<br />
aus der Simulation der Untergr<strong>und</strong>ereignisse Z sim<br />
Unt sowie der Zählraten im experi-<br />
für eine Signatur.<br />
mentellen Datensatz Z exp<br />
Unt<br />
Die Analyse der Kernzerfälle wurde für jede Konfiguration der aktiven Detektoren (siehe<br />
Anhang C.3) separat durchgeführt. Das simulierte Untergr<strong>und</strong>spektrum resultiert<br />
aus Kernzerfällen, die gleichverteilt hinsichtlich aller Detektoren des Aufbaus generiert<br />
wurden, einschließlich der Detektoren, die in einer Konfiguration nicht zur Auswertung<br />
verwendet werden können. Untergr<strong>und</strong>ereignisse dort haben mitunter Einfluss auf das<br />
Pseudospektrum. Die Zählraten Z sim<br />
Unt errechnen sich dann gemäß Gleichung (1.17). Die<br />
Nachweiseffizienz gibt den Anteil <strong>von</strong> <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfällen an, die mit einer bestimmten<br />
Signatur charakterisiert werden können <strong>und</strong> bezieht sich auf die in allen Detektoren<br />
des Aufbaus simulierten Zerfälle. Sie wird deshalb für eine Konfiguration entsprechend<br />
dem Anteil der Messzeit der Konfiguration k an der gesamten Messzeit der Datenmenge<br />
tk/tges gewichtet.<br />
2.1.1. Zwei geometrisch unkorrelierte Energiedepositionen<br />
Die Untersuchung soll anhand des Zerfalls<br />
116 Cd → 116 Sn + 2e − , E ∗ = 1294 keV (2.1)<br />
veranschaulicht werden (Ee− = 1511 keV). In Abbildung 2.1 ist die Korrelation <strong>von</strong><br />
großer Energie E1 <strong>und</strong> kleiner Energie E2 dargestellt. Darin sind verschiedene Bänder<br />
mit Häufungen erkennbar, die zur Klassifikation der simulierten Übergänge <strong>nach</strong> der<br />
insgesamt deponierten Energie Eges = E1 + E2 verwendet werden können. Der Bereich<br />
um das Wertepaar (1294 keV, 1511 keV) beschreibt die vollständige Deposition der<br />
Teilchenenergien der γ-Strahlung <strong>und</strong> der Elektronen in einem einzelnen Kristall. Aus<br />
den Strukturen ergeben sich die Möglichkeiten, entweder eine Einteilung der Ereignisse<br />
<strong>nach</strong> E1 oder E1 + E2 vorzunehmen. Letztendlich hat sich die Ordnung <strong>nach</strong> der insge-<br />
samt deponierten Energie als vorteilhaft erwiesen. Bei den an dieser Stelle diskutierten<br />
Zerfällen sind innerhalb dieser Ordnung die Elektronenenergie Ee− <strong>und</strong> Gesamtenergie<br />
aller beteiligten Teilchen Ee− + Eγ des Übergangs markante Größen. Um diese Linien<br />
(Erwartungswerte) herum wurden Intervalle so festgelegt, dass sich ausgehend vom<br />
Erwartungswert bei der gewählten Energieauflösung 99, 7 % der Einträge innerhalb des<br />
Intervalls befinden. Dazu muss der Bereich beidseitig vom Erwartungswert um die Standardabweichungen<br />
3σ, wobei die Streuung der Energieauflösung mit Gleichung (C.6)<br />
beschrieben wird, erweitert werden. In Tabelle 2.1 wird die Einteilung der simulierten<br />
Ereignisse <strong>nach</strong> der insgesamt deponierten Energie in drei Bereiche wiedergegeben.<br />
Um die Energiedepositionen innerhalb eines Bereichs zu parametrisieren, wurde das<br />
Verhältnis <strong>von</strong> niedriger zu hoher Energie (E2/E1) für die <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle <strong>und</strong> den<br />
Zählraten aus simulierten Untergr<strong>und</strong>ereignissen Z sim<br />
Unt gebildet. In dieser Parametrisierung<br />
sind Strukturen der <strong>Doppelbeta</strong>-Impulshöhen in den Bereichen II & III erkennbar<br />
20
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
Abbildung 2.1.: Klassifizierung der Ereignisse (E1 > E2) im Zerfall 116 Cd → 116 Sn+2e − ,<br />
E ∗ = 1294 keV <strong>nach</strong> der Gesamtenergie mit zwei beteiligten Detektoren.<br />
Einträge unterhalb der Detektorschwelle sind nicht berücksichtigt.<br />
Zerfall Eges (keV)<br />
Bereich I Bereich II Bereich III<br />
116 Cd, E ∗ = 1294 keV 1439. . . 1583 1584. . . 2680 2681. . . 2929<br />
Tabelle 2.1.: Ordnung der simulierten Ereignisse <strong>nach</strong> der insgesamt in beiden Kristallen<br />
deponierten Energie.<br />
21
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
Abbildung 2.2.: Verhältnis zweier Energieeinträge für den 116 Cd-Zerfall <strong>und</strong> den<br />
Zählraten aus dem Pseudospektrum im Bereich II. Bei (E2/E1) ≈ 0,7<br />
treten vergleichsweise viele Einträge aus dem 116 Cd-Zerfall auf, die weitergehend<br />
analysiert werden.<br />
22
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
(Abb. 2.2 <strong>und</strong> 2.3), die weitergehend untersucht wurden. Unter den Abbildungen sind<br />
diejenigen Energieverhältnisse (E2/E1) angeführt, die zur <strong>nach</strong>folgenden Analyse ausgewählt<br />
wurden.<br />
Abbildung 2.3.: Parametrisierung des 116 Cd-Zerfalls <strong>und</strong> des simulierten Untergr<strong>und</strong>es<br />
im Bereich III. Die Exposition des 116 Cd-Zerfalls bei (E2/E1) ≈ 0,85<br />
wird weiter untersucht.<br />
Die Nachweiseffizienz des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls kann sich aus verschiedenen Signaturen<br />
zusammensetzen. Zunächst wurden die Parametrisierungen der Energieeinträge in<br />
den gebildeten Energiebereichen <strong>nach</strong> Strukturen ausgeprägter <strong>Doppelbeta</strong>-Impulshöhen<br />
durchsucht <strong>und</strong> diese miteinander verglichen. Dabei wurde mit denjenigen Strukturen,<br />
die auf erwartungsgemäß die höchsten Effizienzen <strong>und</strong> die vergleichsweise niedrigsten<br />
Untergr<strong>und</strong>zählraten führen, begonnen. Denn <strong>nach</strong> der in Abschnitt B.4 beschriebenen<br />
Auswertung muss <strong>nach</strong> Gleichung (B.22) eine Verdopplung der Untergr<strong>und</strong>zählrate<br />
durch eine neue Signatur ungefähr eine Verdopplung der Nachweiseffizienz <strong>nach</strong> sich<br />
ziehen. Andernfalls verschlechtet sich die Grenze für die Halbwertszeit des Kernzerfalls<br />
erheblich. Im Folgenden wird deshalb stets das Verhältnis des simulierten Untergr<strong>und</strong>es<br />
zum <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall Z sim<br />
Unt /(N/Nges) betrachtet <strong>und</strong> minimiert.<br />
Innerhalb einer Struktur wurde das Minimum aus dem Verhältnis <strong>von</strong> simuliertem<br />
Untergr<strong>und</strong>- zum <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall ermittelt <strong>und</strong> die Stelle (E2/E1)min bestimmt. Das<br />
ist für die Struktur in Bereich III in Abbildung 2.4 dargestellt. Ausgehend <strong>von</strong> (E2/E1)min<br />
wurde untersucht, wie sich Z sim<br />
Unt /(N/Nges) verschlechtert, wenn die Grenzen (E2/E1) auf-<br />
23
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
bzw. absteigend verschoben werden. Dem entsprechend wurden die Integrale<br />
F ((E2/E1)u) =<br />
F ((E2/E1)o) =<br />
(E2/E1)u<br />
(E2/E1)min<br />
(E2/E1)o<br />
(E2/E1)min<br />
Z sim<br />
Unt/(N/Nges) d(E2/E1) ′ <strong>und</strong> (2.2)<br />
Z sim<br />
Unt/(N/Nges) d(E2/E1) ′<br />
(2.3)<br />
berechnet <strong>und</strong> als Funktion der oberen Grenze dargestellt. In Abbildung 2.5 werden die-<br />
Abbildung 2.4.: Bestimmung der Stelle (E2/E1)min des Minimums aus dem Verhältnis<br />
der Zählrate des simulierten Untergr<strong>und</strong>es zum <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall im<br />
Bereich III.<br />
se für die Struktur im Bereich III gezeigt, wobei F ((E2/E1)u) durch den dargestellten<br />
Zusammenhang unterhalb (E2/E1)min <strong>und</strong> F ((E2/E1)o) oberhalb (E2/E1)min wiedergegeben<br />
werden. Zur Trennung der Bereiche (E2/E1) innerhalb <strong>und</strong> außerhalb der Struktur<br />
sind in der Graphik die Integrale jenseits der ausgeprägten <strong>Doppelbeta</strong>-Impulshöhen<br />
durch optisch angepasste Geraden approximiert. Die Grenzen für die Signatur wurden<br />
” nahe“ der Begrenzung der Struktur festgesetzt. Dabei befinden sie sich ausgehend <strong>von</strong><br />
(E2/E1)min stehts vor den durch die Geraden angenäherten Bereich, also noch innerhalb<br />
der Struktur.<br />
24
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
Im Falle eines steilen Anstiegs der Funktion der oberen Grenze, der für jede Strukur<br />
charakteristisch ist, verschlechtert sich das Verhältnis Z sim<br />
Unt /(N/Nges), so dass sich bei der<br />
Erweiterung um diesen Abschnitt (E2/E1) die Zählrate der Untergr<strong>und</strong>ereignisse vergleichsweise<br />
stark erhöht <strong>und</strong> gleichzeitig die Nachweiseffizienz des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls<br />
verhältnismäßig wenig ansteigt. Die Grenzen (E2/E1) wurden deshalb vor den Beginn<br />
dieser Anstiege ausgehend <strong>von</strong> (E2/E1)min gesetzt, wie in der Graphik 2.5 markiert.<br />
Es ist auffällig, dass die approximierten Geraden relativ flach verlaufen im Vergleich zu<br />
den Integralen F ((E2/E1)i) innerhalb der Struktur. Das führt zu dem Schluß, dass sich<br />
die Erweiterung der Grenzen um diese Bereiche günstig auf die Signatur auswirken wird.<br />
Tatsächlich existieren im Bereich jenseits der Struktur nur wenige Einträge (N/Nges), so<br />
dass die Integrale F ((E2/E1)i) nicht definiert sind <strong>und</strong> die Untergr<strong>und</strong>-Einträge nicht<br />
ausgewertet werden. Weil keine nennenswerte Erhöhung der Nachweiseffizienz zu erwarten<br />
ist, wurde <strong>von</strong> einer genaueren Betrachtung dieser Bereiche abgesehen.<br />
Abbildung 2.5.: F ((E2/E1)u) bzw. F ((E2/E1)o) für die Struktur im Bereich III, wenn<br />
beidseitig <strong>von</strong> (E2/E1)min = 0, 851 die Grenzen erweitert werden;<br />
(E2/E1)u = 0, 812, (E2/E1)o = 0, 897<br />
Zur Erhöhung der Nachweiseffizienz können weitere Strukturen hinzu genommen wer-<br />
den. Dazu muss deren Verhältnis Z sim<br />
Unt /(N/Nges) in der Größenordnung der bereits analysierten<br />
Strukturen liegen. Beim behandelten Zerfall erweisen sich die sek<strong>und</strong>är untersuchten<br />
Stukturen jedoch als zu schlecht um zur Auswertung des Signals verwendet<br />
werden zu können.<br />
25
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
2.1.2. Drei geometrisch korrelierte Energiedepositionen<br />
Im 0νβ + EC-Mode <strong>und</strong> 0νβ + β + -Mode der <strong>Doppelbeta</strong>-Übergänge werden Positronen<br />
emittiert. In deren Paarvernichtung mit Hüllenelektronen werden zwei Photonen mit<br />
Eγ = 511 keV in entgegengesetzte Richtungen abgestrahlt. Daraus können Energieeinträge<br />
in drei Detektoren entlang einer Achse, die die Emissionsrichtungen beschreibt,<br />
resultieren.<br />
Entsprechend den Untersuchungen in Abschnitt C.1 ist ein Signal aus der vollständigen<br />
Energiedeposition des Positrons, das sich zur Identifikation des e + eignet, nur in dem<br />
Kristall zu erwarten, in dem der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall stattgef<strong>und</strong>en hat. Ausgehend da<strong>von</strong><br />
wurden in der Betrachtung einer geometrischen Beziehung aus der Paarvernichtung der<br />
Positronen folgende Kriterien an die Energiedepositionen erstellt:<br />
1. Auswahl <strong>von</strong> Ereignissen mit drei beteiligten Detektoren, die gleichzeitig <strong>von</strong> einer<br />
beliebigen Achse durchstoßen werden.<br />
2. Unterscheidung der Energiedeposition des Positrons EP <strong>von</strong> der Summe der Energiedepositionen<br />
der Annihilationsphotonen Eγ.<br />
3. Parametrisierung Ei/Ej der so klassifizierten Energiedepositionen (Ei < Ej).<br />
In Abbildung 2.6 ist das Verhältnis <strong>von</strong> niedriger Energie E2 zu hoher Energie E1 für<br />
Drei-Detektor-Ereignisse im Zerfall 106 Cd+e − → 106 Pd+e + in den Gr<strong>und</strong>zustand dargestellt.<br />
Darin werden ebenfalls Energieeinträge unterhalb der Schwellenenergie, die durch<br />
eine punktierte Linie gekennzeichnet wird, abgebildet. Diese Einträge können nicht in<br />
der Auswertung verwendet werden. Daneben sind markante Einträge aus Ereignissen<br />
mit der vollständigen Energiedeposition des Positrons (EP = 1725 keV) <strong>und</strong> der Photonen<br />
(Eγ = 511 keV) bezeichnet. Zur Analyse ist da<strong>von</strong> lediglich die Verteilung der<br />
Impulshöhen um (2 · Eγ)/EP nutzbar.<br />
Diese Darstellung der Energieeinträge in drei Detektoren ist äquivalent zu den Abbildungen<br />
2.2 <strong>und</strong> 2.3, in denen die Parametrisierung <strong>von</strong> Energiedepositionen in zwei<br />
Detektoren veranschaulicht wird. Die weitergehende Analyse zur Erstellung der Kriterien<br />
an die Energieeinträge innerhalb einer Signatur wurde deshalb wie in Abschnitt 2.1.1,<br />
ausgehend <strong>von</strong> der Parametrisierung E2/E1 beschrieben, durchgeführt.<br />
2.2. 0νβ − β − -Zerfälle<br />
Koinzidente Energieeinträge, die sich zur Erstellung einer Signatur eignen, können lediglich<br />
aus Übergängen in angeregte Niveaus resultieren. Innerhalb der Untersuchung wurde<br />
mit Zerfällen, in denen bei der Abregung des Tochternuklids ein Gamma-Quant abgestrahlt<br />
wird, begonnen <strong>und</strong> die Analyse bei aufsteigender Anzahl emittierter Gammas<br />
fortgesetzt. Die Klassifikation der Übergänge, deren Termschemata in Abbildung D.1<br />
26
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
Abbildung 2.6.: Parametrisierung <strong>von</strong> Ereignissen im Zerfall 106 Cd + e − → 106 Pd + e +<br />
in den Gr<strong>und</strong>zustand in drei Detektoren. Die zur Analyse verwendete<br />
Schwellenenergie ist durch die punktierte Linie, unterhalb der Ereignisse<br />
nicht ausgewertet werden können, angedeutet. Markante Einträge durch<br />
die Deposition verschiedener Teilchenenergien sind gekennzeichnet.<br />
dargestellt sind, wird in Tabelle 2.2 wiedergegeben. Die Zerfälle werden in den entsprechenden<br />
Abschnitten erläutert. Wenn sich ein Kern in einem Zuständ jenseits des ersten<br />
angeregten Niveaus befindet, kann er durch die Abregung über Zwischenniveaus in den<br />
Gr<strong>und</strong>zustand übergehen. Dabei werden mehrere Gamma-Quanten emittiert. Die Termschemata<br />
der 0νβ − β − Tochternuklide, für die Übergänge in solche Anregungsniveaus<br />
möglich sind, sind in Abbildung 2.7 dargestellt.<br />
Die Emission der am Kernzerfall <strong>und</strong> der Abregung des Tochternuklids beteiligten<br />
Teilchen erfolgt isotrop, wodurch bei sämtlichen Zerfällen keine kennzeichnende Winkelbeziehung<br />
zwischen den Energiedepositionen ermittelt werden konnte. Desweiteren<br />
besteht keine geometrische Korrelationen in Form einer Abstandsbeziehung, die sich<br />
gegenüber Energieeinträgen aus Untergr<strong>und</strong>zerfällen auszeichnet.<br />
2.2.1. Übergänge in das erste angeregte Niveau<br />
In Tabelle 2.3 sind die Energien aller im Kernzerfall <strong>und</strong> der Abregung des Tochternuklids<br />
involvierten Teilchen aufgelistet. Der Anteil <strong>von</strong> Ereignissen mit Energieeinträgen<br />
27
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
# Gammas <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall E ∗ (keV) Abschnitt<br />
1 116 Cd → 116 Sn + 2e − 1294 2.2.1<br />
128 Te → 128 Xe + 2e − 443<br />
130 Te → 130 Xe + 2e − 536<br />
2 116 Cd → 116 Sn + 2e − 1757, 2027 2.2.2<br />
3 116 Cd → 116 Sn + 2e − 2225 2.2.3<br />
130 Te → 130 Xe + 2e − 1121<br />
5 116 Cd → 116 Sn + 2e − 2112 2.2.4<br />
130 Te → 130 Xe + 2e − 1794<br />
Tabelle 2.2.: Einteilung der 0νβ − β − -Zerfälle in angeregte Niveaus der Energie E ∗ <strong>nach</strong><br />
der Anzahl der möglichen Gamma-Quanten.<br />
Zerfall Ee − (keV) Eγ (keV)<br />
116 Cd, E ∗ = 1294 keV 1511 1294<br />
128 Te, E ∗ = 443 keV 426 443<br />
130 Te, E ∗ = 536 keV 1993 536<br />
Tabelle 2.3.: Energien der bei den <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfällen <strong>und</strong> der Kernabregung des Tochternuklids<br />
beteiligten Teilchen.<br />
28
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
Abbildung 2.7.: Termschemata der 0νβ − β − Tochternuklide 116 Sn <strong>und</strong> 130 Xe. Gemäß<br />
der Legende ist für jedes Niveau der Spin I, die Parität P<br />
<strong>und</strong> die Anregungsenergie E ∗ verzeichnet. Die möglichen Zerfälle<br />
durch die Emission eines Gamma-Quants sind mit den prozentualen<br />
Übergangswahrscheinlichkeiten angegeben [6].<br />
29
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
in drei Kristallen ist für sämtliche Zerfälle N3 Det/Nges < 1 %. Deshalb wurde die Koinzidenzanalyse<br />
für Ereignisse mit zwei Energiedepositionen (N2 Det/Nges ≈ O(8) %), wie<br />
in Abschnitt 2.1.1 beschrieben, durchgeführt. Die daraus resultierenden Signaturen sind<br />
in Tabelle 2.7 zusammengefasst.<br />
Daraus wurde die Nachweiseffizienz ɛ, sowie die Zählraten Z sim<br />
Unt<br />
exp<br />
<strong>und</strong> ZUnt , die in<br />
Tab. 2.14 zusammengestellt sind, bestimmt. Letztendlich werden nur Energieeinträge<br />
aus Kernzerfällen verwendet, bei denen die Elektronen- <strong>und</strong> Gamma-Teilchenenergie<br />
jeweils vollständig in einem einzelnen Kristall deponiert wurden. Photonen geben ihre<br />
Energie nur durch den Photoeffekt in einer einzelnen Wechselwirkung vollständig<br />
ab. Der Photoabsorptionskoeffizient ist umgekehrt proportional zur Energie der Gammas,<br />
so dass die Nachweiseffizienz für die Tellur-Übergänge, an denen verhältnismäßig<br />
niederenergetische Gammas beteiligt sind, höher ist. Die Gesamtenergie E1 + E2 beim<br />
128 Te-Zerfall ist wesentlich kleiner als bei den anderen beiden Übergängen. Am Verlauf<br />
des Summenspektrums in Abbildung 1.4 kann abgelesen werden, dass in diesem Fall ver-<br />
gleichsweise viele Untergr<strong>und</strong>ereignisse innerhalb der Signatur liegen können, wodurch<br />
sich Z sim<br />
Unt erhöht.<br />
2.2.2. 116 Cd-Zerfälle in Anregungsniveaus der Parität 0 +<br />
Nach den Auswahlregeln für Multipolstrahlung ist die direkte Kernabregung 0 + → 0 +<br />
in den Gr<strong>und</strong>zustand verboten, weshalb die an dieser Stelle untersuchten Kernzerfälle<br />
über ein Zwischenniveau, das erste angeregte Niveau, in den Gr<strong>und</strong>zustand übergehen.<br />
In Tabelle 2.4 sind die Energien der bei den <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfällen beteiligten Teilchen<br />
aufgelistet, wobei die Gamma-Quanten aus der Kernabregung bei Zerfällen ins erste<br />
angeregte Niveau mit γ1 <strong>und</strong> die der Übergänge daraus in den Gr<strong>und</strong>zustand mit γ2<br />
bezeichnet sind.<br />
Die Zerfallsenergie der betrachteten Übergänge verteilt sich durch die Kernabregung<br />
über Zwischenniveaus auf die Elektronen <strong>und</strong> zwei Gamma-Quanten <strong>und</strong> damit stärker<br />
zu jeweils kleinen Teilchenenergien, so dass im Falle <strong>von</strong> Ereignissen in drei Detektoren<br />
ein Großteil der Energiedepositionen unterhalb der Detektionsschwelle liegt. Deshalb<br />
werden diese Ereignisse verworfen <strong>und</strong> Energiedepositionen in zwei Detektoren betrachtet.<br />
In der Abbildung 2.8 ist die Impulshöhenverteilung der einzelnen Energiedepositionen<br />
in einem Ereignis für den Übergang in das 116 Sn-Anregungsniveau E ∗ = 1757 keV dargestellt.<br />
Darin sind die Peaks aus den vollständigen Energiedepositionen der einzelnen,<br />
im Kernzerfall <strong>und</strong> der Relaxation des Tochternuklids emittierten Teilchen markiert <strong>und</strong><br />
daneben verschiedene Einträge mit der Gesamtenergie der Teilchen gekennzeichnet. Bei<br />
diesen Einträgen wird stets auch die Gesamtenergie der Elektronen deponiert.<br />
In Abbildung 2.9 ist das Impulshöhenverteilung aus der Summe der Energiedepositionen<br />
in einem simulierten Übergang dargestellt. Durch die markierten Bereiche II-IV<br />
der Gesamtenergie werden Ereignisse mit Energieeinträgen, die der Wechselwirkung der<br />
Elektronen <strong>und</strong> der verschiedenen Gamma-Quanten mit den Kristallen zugeordnet wer-<br />
30
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
Abbildung 2.8.: Einzelenergie-Impulshöhenverteilung der 116 Cd-Zerfalls in das 116 Sn-<br />
Anregungsniveau E ∗ = 1757 keV. Es sind die vollständigen Energiedepositionen<br />
der Teilchen aus dem <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall <strong>und</strong> der Kernabregung<br />
markiert.<br />
Zerfall Ee − (keV) Eγ (keV)<br />
116 Cd, E ∗ = 1757 keV 1048 463 1294<br />
116 Cd, E ∗ = 2027 keV 778 733 1294<br />
Tabelle 2.4.: Energien der bei den Kernzerfällen beteiligten Teilchen in den simulierten<br />
Ereignissen. Für die Anregungsenergie gilt E ∗ = Eγ1 + Eγ2.<br />
31<br />
γ1<br />
γ2
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
Abbildung 2.9.: Summenenergie-Impulshöhenverteilung des 116 Cd-Zerfalls, E ∗ =<br />
1757 keV mit der Einteilung der Energie in Bereiche I-IV. Die Energiedepositionen<br />
aus der Elektronenenergie <strong>und</strong> den Wechselwirkungen<br />
des γ2 werden im Bereich III exemplarisch bezeichnet.<br />
den können, so <strong>von</strong>einander getrennt, dass sich im jeweiligen Bereich der Vollenergiepeak<br />
<strong>und</strong> das Compton-Kontinuum der entsprechenden Gammas befinden. Weil in den interessierenden<br />
Bereichen stets die Energie der Elektronen zugeordnet werden kann, muss<br />
für die weitere Analyse (E1 = Ee−) ∨ (E2 = Ee−) gelten.<br />
Aus der Koinzidenzanalyse resultieren die in Tabelle 2.7 angeführten Signaturen <strong>und</strong><br />
die in Tabelle 2.14 aufgelisteten Nachweiseffizienzen <strong>und</strong> Zählraten des Untergr<strong>und</strong>es.<br />
Innerhalb der Signatur des Anregungsniveaus E ∗ = 1757 keV werden Einträge mit<br />
der vollständigen Energiedeposition der Elektronenenergie <strong>und</strong> des γ1-Quants aus dem<br />
Übergang in das Zwischenniveau verwendet. Für den Übergang in das Niveau mit<br />
E ∗ = 2027 keV können drei Signaturen erstellt werden. Zum einen aus Ereignissen,<br />
in denen die Elektronenenergie sowie die des γ1-Quants (Cd116 2027 1) bzw. des γ2-<br />
Quants (Cd116 2027 2) vollständig in jeweils einem Kristall deponiert werden. Zum anderen<br />
wird für Ereignisse innerhalb Cd116 2027 3 die Energie der Elektronen aus dem<br />
<strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall <strong>und</strong> die des Elektrons aus der Compton-Streuung des γ2-Quants in<br />
zwei verschiedenen Kristallen akkumuliert.<br />
32
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
2.2.3. Übergänge, bei denen drei Gamma-Energien aus der<br />
Kernabregung möglich sind<br />
Bei den an dieser Stelle diskutierten <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfällen kann das Tochternuklid entweder<br />
direkt durch die Emission eines Gamma-Quants γ1 oder über ein Zwischenniveau,<br />
das seinerseits direkt in den Gr<strong>und</strong>zustand zerfällt, so dass zwei Gamma-Quanten<br />
(γ2, γ3) emittiert werden, in den Gr<strong>und</strong>zustand übergehen. In Tabelle 2.5 sind die Zerfallswahrscheinlichkeiten<br />
<strong>und</strong> Energien der beteiligten Teilchen aufgelistet (siehe auch<br />
Abbildung 2.7).<br />
Abbildung 2.10.: Einzelenergie-Impulshöhenverteilung aus dem 116 Cd-Zerfall. Die<br />
Escape-Peaks der Annihilationsphotonen der Positronen aus der Paarerzeugung<br />
des γ1 sind ausgehend <strong>von</strong> der vollständigen Energiedeposition<br />
markiert.<br />
Anhand der Abbildung 2.10 können Energieeinträge, die auf Wechselwirkungen der γ1<br />
beruhen, erläutert werden. In der Darstellung sind die vollständigen Energiedepositionen<br />
der im <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall <strong>und</strong> der Abregung des Tochternuklids emittierten Teilchen<br />
markiert. Die Gammas mit E > 1022 keV können mit den Kristallen über Paarerzeugung<br />
in Wechselwirkung treten. Bei der Annihilation der Positronen entstehen Photonen<br />
der Energie E = 511 keV, die sich in entgegengesetzten Richtungen fortbewegen. Die<br />
Ecsape-Peaks sind in der Abbildung ausgehend <strong>von</strong> der vollständigen Energiedeposition<br />
gekennzeichnet. Bei der mittleren Energieauflösung, die zur Analyse der experimentellen<br />
33
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
Daten gewählt wurde, können sie nicht mehr identifiziert werden <strong>und</strong> sind deshalb für<br />
die weitere Auswertung bedeutungslos.<br />
Zerfall Ee − (keV) Eγ (keV) (W kt. (%))<br />
γ1 γ2 γ3<br />
116 Cd, E ∗ = 2225 keV 580 2225 (37) 931 (63) 1294<br />
130 Te, E ∗ = 1121 keV 1408 1121 (14) 585 (86) 536<br />
Tabelle 2.5.: Energien der bei den Kernzerfällen beteiligten Teilchen in den simulierten<br />
Ereignissen. Für die Kernabregung des Tochternuklids ist die prozentuale<br />
Zerfallswahrscheinlichkeit Wkt. angegeben.<br />
Die Signaturen, die aus der Koinzidenzanalyse resultieren, sind in Tabelle 2.7 zusammengestellt.<br />
Daraus wurden die in Tabelle 2.14 angegeben Nachweiseffizienzen <strong>und</strong><br />
Untergr<strong>und</strong>-Zählraten bestimmt.<br />
Für den 116 Cd-Zerfall in das Anregungsniveau E ∗ = 2225 keV können drei Signaturen<br />
erstellt werden. Dabei müssen einerseits neben der Elektronenenergie die Energie des γ3-<br />
Quants (Cd116 2225 1) bzw. des γ1-Quants (Cd116 2225 2) vollständig in jeweils einen<br />
Kristall deponiert werden. Bei Ereignissen innerhalb der Signatur Cd116 2225 3 wird<br />
die Energie der Elektronen aus dem <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall <strong>und</strong> die des Elektrons aus der<br />
Compton-Streuung des γ1-Quants in zwei verschiedenen Kristallen akkumuliert. Mit der<br />
Signatur Te130 1121 1 werden Ereignisse erfasst, bei denen die Energie der Elektronen<br />
aus dem 130 Te-Zerfall bzw. der γ2- oder γ3-Quanten aus der Kernabregung vollständig<br />
in jeweils einem einzelnen Kristall deponiert werden.<br />
2.2.4. Übergänge, bei denen fünf Gamma-Energien aus der<br />
Kernabregung möglich sind<br />
Für die an dieser Stelle diskutierten Übergänge sind in Tabelle 2.6 die verschiedenen<br />
Gamma-Quanten aus der Kernabregung mit den Übergangswahrscheinlichkeiten zusammengestellt.<br />
Dabei werden für Kaskaden <strong>von</strong> Zerfällen über Zwischenniveaus, bei denen<br />
der <strong>nach</strong>folgende Übergang nur durch einen Zerfallskanal möglich ist <strong>und</strong> die dann gemäß<br />
der aufsteigenden Indizierung der γi stattfinden, die Zerfallswahrscheinlichkeiten nicht<br />
mehr angegeben. Daneben wird der Anteil der an einem Ereignis beteiligten Kristalle<br />
angeführt.<br />
Die Signaturen sind in Tabelle 2.7 zusammengefasst. Daraus wurden die in Tabelle 2.14<br />
angegeben Effizienzen der Kernzerfälle Zählraten aus Untergr<strong>und</strong>ereignissen ermittelt.<br />
Für den 116 Cd-Zerfall in das Anregungsniveau E ∗ = 2112 keV können drei Signaturen<br />
erstellt werden. Dabei müssen einerseits neben der Elektronenenergie die Energie des<br />
34
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
Zerfall Ee − (keV) Eγ (keV) (W kt. (%))<br />
γ1 γ2 γ3 γ4 γ5<br />
116 Cd, E ∗ = 2112 keV 693 2112 (55) 818 (42) 355 (3) 1294 463<br />
130 Te, E ∗ = 1794 keV 735 1258 (85) 673 (14) 1121 (2) 585 (12) 536<br />
Tabelle 2.6.: Energien der bei den Kernzerfällen beteiligten Teilchen in den simulierten<br />
Ereignissen. Für die Kernabregung des Tochternuklids ist die prozentuale<br />
Zerfallswahrscheinlichkeit Wkt. angegeben.<br />
γ4-Quants (Cd116 2112 1) bzw. des γ1-Quants (Cd116 2112 2) vollständig in jeweils<br />
einen Kristall deponiert werden. Bei Ereignissen innerhalb der Signatur Cd116 2112 3<br />
wird die Energie der Elektronen aus dem <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall <strong>und</strong> die des Elektrons aus<br />
der Compton-Streuung des γ1-Quants in zwei verschiedenen Kristallen akkumuliert. Mit<br />
den Signaturen Te130 1794 1 bzw. Te130 1794 2 werden Ereignisse erfasst, bei denen<br />
die Energie der Elektronen aus dem 130 Te-Zerfall <strong>und</strong> der γ5- bzw. γ1-Quanten aus der<br />
Kernabregung vollständig in jeweils einem einzelnen Kristall deponiert werden.<br />
2.2.5. Signaturen der 0νβ − β − -Zerfälle<br />
In diesem Abschnitt sind die Signaturen, die aus der Analyse koinzidenter Energiedepositionen<br />
ermittelt wurden, zusammengestellt. Für alle Übergänge konnten lediglich<br />
Ereignisse mit Einträgen in zwei Detektoren verwendet werden, da die einzelnen Energien<br />
im Falle mehrerer beteiligter Detektoren im Allgemeinen unterhalb die für die Analyse<br />
festgelegte Schwelle abfallen. Für sämtliche 0νβ − β − -Zerfälle können keine charakteristischen<br />
geometrischen Korrelationen abgeleitet werden. Zur Identifikation der Übergänge<br />
wurden Kriterien an den Bereich der insgesamt deponierten Energie E1 + E2, den Energiebereich<br />
einer Deposition Ei <strong>und</strong> den Bereich, in dem sich das Verhältnis <strong>von</strong> niediger<br />
zu hoher Energie E2/E1 befindet, formuliert.<br />
116 Cd → 116 Sn + 2e −<br />
E ∗ (keV) Signatur E1 ∨ E2 (keV) E1 + E2 (keV) E2/E1<br />
1294 Cd116 1294 1 2681 . . . 2929 0,812 . . . 0,897<br />
1757 Cd116 1757 1 995 . . . 1101 1102 . . . 1583 0,415 . . . 0,455<br />
Fortsetzung nächste Seite<br />
Tabelle 2.7.: Signaturen der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle mit Kriterien an eine Energie E1 ∨ E2,<br />
die Gesamtenergie E1 + E2 <strong>und</strong> das Verhältnis der Energien E2/E1.<br />
35
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
(Forts.)<br />
E ∗ (keV) Signatur E1 ∨ E2 (keV) E1 + E2 (keV) E2/E1<br />
2027 Cd116 2027 1 735 . . . 821 822 . . . 1583 0,911 . . . 0,981<br />
Cd116 2027 2 735 . . . 821 1584 . . . 2167 0,575 . . . 0,621<br />
Cd116 2027 3 735 . . . 821 1584 . . . 2167 0,736 . . . 0,780<br />
2112 Cd116 2112 1 654 . . . 732 1584 . . . 2078 0,496 . . . 0,544<br />
Cd116 2112 2 654 . . . 732 2088 . . . 2929 0,309 . . . 0,339<br />
Cd116 2112 3 654 . . . 732 2088 . . . 2929 0,368 . . . 0,386<br />
2225 Cd116 2225 1 545 . . . 615 1584 . . . 1961 0,420 . . . 0,452<br />
Cd116 2225 2 545 . . . 615 1962 . . . 2929 0,246 . . . 0,273<br />
Cd116 2225 3 545 . . . 615 1962 . . . 2929 0,285 . . . 0,317<br />
128 Te → 128 Xe + 2e −<br />
443 Te128 443 1 823 . . . 915 0,908 . . . 1,000<br />
130 Te → 130 Xe + 2e −<br />
536 Te130 536 1 2416 . . . 2642 0,258 . . . 0,282<br />
1121 Te130 1121 1 1340 . . . 1476 1477 . . . 2084 0,365 . . . 0,425<br />
1794 Te130 1794 1 694 . . . 776 777 . . . 1475 0,700 . . . 0,776<br />
Te130 1794 2 694 . . . 776 1476 . . . 2084 0,562 . . . 0,597<br />
Tabelle 2.7.: Signaturen der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle mit Kriterien an eine Energie E1 ∨ E2,<br />
die Gesamtenergie E1 + E2 <strong>und</strong> das Verhältnis der Energien E2/E1.<br />
2.3. 0νβ + β + -Zerfälle<br />
Wie in Abschnitt B.2 beschrieben, konkurriert der β + -Zerfall abhängig vom Q-Wert<br />
des Übergangs mit dem Elektroneneinfang (EC). Deshalb sind beim β + β + -Zerfall in ein<br />
Energieniveau des Tochternuklides mitunter mehrere Übergangsmoden aus der Kombination<br />
<strong>von</strong> β + -Zerfall <strong>und</strong> EC möglich.<br />
In der Koinzidenzanalyse wurden die Zerfälle entsprechend der aufsteigenden Anzahl<br />
36
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
# Gammas <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall E ∗ (keV) Abschnitt<br />
γk<br />
γuk<br />
1 64 Zn + 2e − → 64 Ni 0 2.3.1<br />
120 Te + 2e − → 120 Sn 0<br />
106 Cd + 2e − → 106 Pd 0<br />
108 Cd + 2e − → 108 Pd 0<br />
≥2 120 Te + 2e − → 120 Sn 1171 2.3.2<br />
106 Cd + 2e − → 106 Pd 512, 1128, 1134, 1562, 1706<br />
2 64 Zn + e − → 64 Ni + e + 0 2.3.3<br />
120 Te + e − → 120 Sn + e + 0<br />
106 Cd + e − → 106 Pd + e + 0<br />
2 ≥1 106 Cd + e − → 106 Pd + e + 512, 1128, 1134, 1562, 1706 2.3.4<br />
4 ≥ 0 106 Cd→ 106 Pd + 2e + 0, 512 2.3.5<br />
Tabelle 2.8.: Einteilung der 0νβ + β + -Zerfälle in Energieniveaus E ∗ <strong>nach</strong> der Anzahl der<br />
möglichen Gamma-Quanten. Mit γk werden Photonen bezeichnet, zwischen<br />
denen eine geometrische Korrelation aus der Paarvernichtung eines Positrons<br />
besteht. Die γuk sind nicht in diesem Sinne korreliert. Im EC/EC-<br />
Mode tritt Dipolstrahlung auf, die zu dem γk gefügt wird.<br />
der am Übergang emittierten Teilchen klassifiziert. Diese Einteilung der 0νβ + β + -Zerfälle,<br />
deren Termschemata in Abbildung D.2 dargestellt sind, wird in Tabelle 2.8 wiedergegeben.<br />
Die Annihilationsphotonen des Positrons aus dem β + -Zerfall werden in diametrale<br />
Richtungen abgestrahlt. Die Photonen, zwischen denen diese Beziehung besteht, sind<br />
mit γk <strong>und</strong> die in nicht in diesem Sinne korrelierten Photonen mit γuk bezeichnet. Im<br />
106 Cd-Zerfall ist der Übergang in 106 Pd-Anregungsniveaus, die sich jenseits des ersten<br />
angeregten Zustands befinden, möglich. Dann kann das Tochternuklid über verschiedene<br />
Zwischenniveaus durch die Emission <strong>von</strong> γ-Strahlung in den Gr<strong>und</strong>zustand übergehen.<br />
In Abbildung 2.11 ist das 106 Pd-Termschema mit den relevanten Anregungszuständen<br />
<strong>und</strong> Übergangswahrscheinlichkeiten dargestellt.<br />
Es wurden Energieeinträge aus Ereignissen, in denen keine geometrische Beziehung<br />
zwischen den Energiedepositionen in den Kristallen hergestellt werden kann, entsprechend<br />
der Vorgehenweise in Abschnitt 2.1.1 untersucht. Darüber hinaus wurde die Analyse<br />
für Zerfallsmoden, in denen Positronen emittiert wurden, gemäß der Beschreibung<br />
in Abschnitt 2.1.2 betrieben.<br />
37
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
Abbildung 2.11.: Termschema des 106 Pd. Gemäß der Legende ist für jedes Niveau der<br />
Spin I, die Parität P <strong>und</strong> die Anregungsenergie E ∗ verzeichnet. Die<br />
möglichen Zerfälle durch die Emission eines Gamma-Quants sind mit<br />
den Übergangswahrscheinlichkeiten angegeben [6]. Zur besseren Unterscheidung<br />
sind die Startpunkte der Linien, die die Gammas verdeutlichen,<br />
bei den Energieniveaus E ∗ = 1128 keV <strong>und</strong> E ∗ = 1134 keV mit<br />
Quadraten gekennzeichnet.<br />
2.3.1. EC/EC-Moden in den Gr<strong>und</strong>zustand<br />
Beim einfachen Elektroneneinfang: e − + (Z, A0) → (Z − 1, A0) + νe gleicht das emittierte<br />
Neutrino die Impuls- <strong>und</strong> Drehimpulsbilanz im Kernzerfall aus. Im neutrinolosen<br />
<strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall existieren nur virtuelle Neutrinozustände <strong>und</strong> der Übergang vollzieht<br />
sich im EC/EC-Mode unter Emission <strong>von</strong> Multipolstrahlung. Damit ein Photon abgestahlt<br />
werden kann, muss <strong>nach</strong> den Auswahlregeln für elektrische Dipolstrahlung [10] ein<br />
Drehimpuls l = 1 übertragen werden. Deshalb muss in einem EC-Mode mindestens ein<br />
Elektron aus der L-Schale eingefangen werden, so dass der entsprechende Drehimpuls in<br />
das System eingebracht wird.<br />
Innerhalb Decay0 ist der EC-Zerfall unter Einfang <strong>von</strong> Elektronen ausschließlich aus<br />
der K-Schale <strong>und</strong> die anschließende Relaxation des Tochternuklids unter Emission <strong>von</strong><br />
Röntgenstrahlung der Bindungsenergie der K-Schalen Elektronen EB implementiert. Im<br />
38
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
EC/EC-Mode ergibt sich für die Energie der Dipolstrahlung damit Eγ = Q − 2EB.<br />
In den an dieser Stelle betrachteten Zerfällen werden Gammas, deren Energien in Tabelle<br />
2.9 aufgelistet sind, abgestrahlt. Weil die Energie der Dipolstrahlung im 108 Cd-<br />
Zerfall Q (keV) EB (keV) Eγ (keV)<br />
64 Zi 1096 8,3 1079,3<br />
120 Te 1698 29,2 1636,6<br />
106 Cd 2771 24,4 2722,3<br />
108 Cd 269 24,4 220,3<br />
Tabelle 2.9.: Energie der Dipolstrahlung Eγ, die sich aus dem Q-Wert beim Übergang<br />
in den Gr<strong>und</strong>zustand mit der Bindungsenergie <strong>von</strong> Elektronen aus der K-<br />
Schale des Tochternuklids EB ergibt.<br />
Übergang unterhalb der für die Analyse festgelegten Energieschwelle liegt, wird der<br />
<strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall dieses Isotops im Weiteren nicht betrachtet. Koinzidente Energieeinträge<br />
entstehen allenfalls, wenn die Gammas aus dem Kernzerfall mit den Kristallen<br />
in Paarerzeugung in Wechselwirkung treten. Nachdem zur verwertbaren Analyse <strong>von</strong><br />
Koinzidenzen im Sinne der Untergr<strong>und</strong>diskriminierung mehrere (verschiedene) Teilchen<br />
im <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall emittiert werden müssen, liefert die Auswertung <strong>von</strong> Energieeinträgen<br />
im mehreren Detektoren für die 0νEC/EC-Moden in den Gr<strong>und</strong>zustand keine<br />
verwendbaren Signaturen.<br />
2.3.2. EC/EC-Moden in angeregte Niveaus<br />
Neben der Diplostrahlung γ1, die im Kernzerfall des <strong>Doppelbeta</strong>-Isotops emittiert wird,<br />
tritt in dem an dieser Stelle diskutierten Zerfällen γ-Strahlung aus der Kernabregung der<br />
Tochternuklide auf. In Tabelle 2.10 sind die Energien der verschiedenen Gamma-Quanten<br />
fü unterschiedliche Zerfallskanäle mit den Emissionswahrscheinlichkeiten zusammengestellt.<br />
Mit γ1 wird die Dipolstrahlung des EC/EC-Zerfalls bezeichnet. Für Ereignisse mit<br />
Energiedepositionen in zwei Kristallen wurde die Analyse koinzidenter Energieeinträge<br />
gemäß der in Abschnitt 2.2.1 beschriebenen Methode vorgenommen. Die Signaturen sind<br />
in Tabelle 2.13 zusammengestellt. Daraus wurden die in Tabelle 2.14 angegebenen Nachweiseffizienzen<br />
der Kernzerfälle <strong>und</strong> die Zählraten aus Untergr<strong>und</strong>ereignissen ermittelt.<br />
2.3.3. EC/β + -Übergange in den Gr<strong>und</strong>zustand<br />
Die Positronen-Energien der in diesem Abschnitt behandelten Zerfälle werden in Tabelle<br />
2.11 angegeben. Der Anteil <strong>von</strong> Ereignissen mit zwei beteiligten Kristallen an der<br />
Gesamtheit simulierter Zerfälle beträgt ca. 10 %. Das Summenspektrum kann in Bereiche<br />
39
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
Zerfall E ∗ (keV) Eγ (keV)<br />
(W kt. (%))<br />
120 Te 1171 469 1171<br />
106 Cd 512 2210 512<br />
γ1 γ2 γ3 γ4 γ5 γ6 γ7 γ8 γ9<br />
1128 1594 1128 616 512<br />
(34) (66)<br />
1134 1589 622 512<br />
(100)<br />
1562 1161 1562 1050 512 434 1128 616 428 622<br />
(9) (86) (89,7) (1) (0,3) (0,7) (3)<br />
1706 1017 1194 512 578 1128 616<br />
(89) (96) (11) (3,7) (7,3)<br />
Tabelle 2.10.: Energien <strong>und</strong> Emissionswahrscheinlichkeiten Wkt. der bei den Kernzerfällen<br />
beteiligten Photonen. Für Kaskaden <strong>von</strong> Kernabregungen über<br />
Zwischenniveaus, bei denen der <strong>nach</strong>folgende Übergang nur durch einen<br />
Zerfallkanal möglich ist <strong>und</strong> die dann gemäß der aufsteigenden Indizierung<br />
der γi gekennzeichnet sind, wird die Emissionswahrscheinlichkeit nicht<br />
mehr angegeben.<br />
eingeteilt werden, die die vollständige Energiedeposition der Positronen <strong>und</strong> die Wechselwirkungen<br />
eines oder beider Annihilationsphotonen der Positronen <strong>von</strong>einander trennt<br />
(analog Abbildung 2.9). Auf der Gr<strong>und</strong>lage dieser Einteilung wurde die Analyse koinzidenter<br />
Energieeinträge ohne eine geometrischen Beziehung durchgeführt. Zudem wurden<br />
wie in Abschnitt 2.1.2 beschrieben Energieeinträge in drei Detektoren, deren Anteil an<br />
den insgesamt simulierten Zerfällen ca. 1 % beträgt, auf geometrisch korrelierte Koinzidenzen<br />
untersucht. Dabei können lediglich diejenigen Zerfälle mit Positronenenergien<br />
größer als die Schwellenenergie Emin = 365 keV ausgewertet werden. Die Signaturen<br />
sind in Tabelle 2.13 <strong>und</strong> die Effizienzen <strong>und</strong> Zählraten aus Untergr<strong>und</strong>ereignissen in<br />
Tabelle 2.14 zusammengefasst.<br />
40
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
Zerfall Q (keV) EP (keV)<br />
64 Zi 1096 66<br />
120 Te 1698 647<br />
106 Cd 2771 1725<br />
Tabelle 2.11.: Die Energie der Positronen beim EC/β + -Zerfall in den Gr<strong>und</strong>zustand berechnet<br />
sich aus dem Q-Wert <strong>und</strong> der Bindungsenergie der K-Elektronen<br />
EB zu EP = (Q − 2 · 511 − EB) keV.<br />
2.3.4. EC/β + -Übergange in angeregte Niveaus<br />
Neben den Positronen aus dem <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall werden in den an dieser Stelle betrachteten<br />
Zerfallsmoden Gammas aus der Kernabregung des 106 Pd emittiert. Deren<br />
Energien <strong>und</strong> Emissionswahrscheinlichkeiten können Tabelle 2.10 entnommen werden.<br />
Die Positronenenergie berechnet sich gemäß EP = (Q − 2 · 511 − E ∗ − EB) keV. Wiederum<br />
wurden für Ereignisse in zwei bzw. drei Detektoren, deren Anteil ca. 15 % bzw.<br />
ca 2 % beträgt, Signaturen ohne bzw. mit einer geometrischen Beziehung erstellt. Diese<br />
sind in Tabelle 2.13 aufgelistet. Daraus wurden die Effizienzen <strong>und</strong> Zählraten aus<br />
Untergr<strong>und</strong>ereignissen, die in Tabelle 2.14 zusammengefasst sind, ermittelt.<br />
2.3.5. β + β + -Mode<br />
Dieser Zerfallsmode, in dem zwei Positronen emittiert werden, ist für den 106 Cd-Zerfall in<br />
den Gr<strong>und</strong>zustand <strong>und</strong> das erste angeregte Niveau des 106 Pd möglich. In der Relaxation<br />
des Tochternuklides wird ein Gamma mit Eγ = 512 keV abgestahlt, das nicht <strong>von</strong> den<br />
geometrisch korrelierten Photonen aus der Positronen-Vernichtung unterschieden werden<br />
kann. Für die Energie des Positrons ergibt sich EP = (Q − 4 · 511 − E ∗ ) keV. In Tabelle<br />
2.12 ist der Anteil der an einem Ereignis beteiligten Detektoren für die Übergänge<br />
Zerfall # Kristalle (%)<br />
0 1 2 3 4 5<br />
106 Cd, E ∗ = 0 keV 21,96 58,00 16,50 2,52 0,26 0,02<br />
106 Cd, E ∗ = 512 keV 20,38 55,61 19,12 3,50 0,43 0,04<br />
Tabelle 2.12.: Anteil der an einem Ereingis beteiligten Detektoren im β + β + -Mode<br />
dargestellt. Bei mehr als einem involvierten Kristall kann eine Koinzidenzanalyse vorgenommen<br />
werden. Im Falle <strong>von</strong> Energieeinträgen in mehr als zwei Detektoren können<br />
41
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
geometrische Korrelationen, die aus der Positronenvernichtung resultieren, festgestellt<br />
werden. Weil im <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalle zwei Positronen emittiert werden, sind geometrisch<br />
korrelierte Energieeinträge in bis zu fünf Kristallen möglich. Da bereits der Anteil <strong>von</strong><br />
Ereignissen mit vier Detektoren sehr gering ist, wurde die Analyse auf Zwei- bzw. Drei-<br />
Detektor-Ereignisse beschränkt <strong>und</strong> wie in Abschnitt 2.1 beschrieben durchgeführt. Die<br />
ermittelten Nachweiseffizienzen <strong>und</strong> Zählraten aus Untergr<strong>und</strong>ereignissen sind in Tabelle<br />
2.14 zusammengestellt.<br />
2.3.6. Signaturen der 0νβ + β + -Zerfälle<br />
In diesem Abschnitt sind die Signaturen, die aus der Analyse koinzidenter Energiedepositionen<br />
ermittelt wurden, zusammengestellt. Zur Identifikation der Übergänge wurden<br />
Kriterien an den Bereich der insgesamt deponierten Energie E1 + E2, den Energiebereich<br />
einer Deposition Ei <strong>und</strong> den Bereich, in dem sich das Verhältnis <strong>von</strong> niediger<br />
zu hoher Energie E2/E1 befindet, formuliert. Die Signaturen, die unter Verwendung der<br />
geometrischen Korrelation im Zusammenhang mit der Positronen-Vernichtung erstellt<br />
wurden, sind mit einem Sternchen markiert.<br />
106 Cd + 2e − → 106 Pd<br />
E ∗ (keV) Signatur E1 ∨ E2 (keV) E1 + E2 (keV) E2/E1<br />
512 Cd106 512cc 1 2363 . . . 2894 0,240 . . . 0,292<br />
1128 Cd106 1128cc 1 1721 . . . 2894 0,344 . . . 0,374<br />
1134 Cd106 1134cc 1 595 . . . 1241 0,873 . . . 0,923<br />
106 Cd + e − → 106 Pd + e +<br />
0 Cd106 0cb 1 479 . . . 543 1832 . . . 2362 0,273 . . . 0,307<br />
Cd106 0cb 2 479 . . . 543 2363 . . . 2894 0,213 . . . 0,229<br />
Cd106 0cb 3 ∗ 1667 . . . 1831 0,494 . . . 0,621<br />
Cd106 512cb 1 ∗ 1153 . . . 1298 0,634 . . . 0,949<br />
Cd106 1128cb 1 ∗ 562 . . . 657 0,580 . . . 0,640<br />
Fortsetzung nächste Seite<br />
Tabelle 2.13.: Signaturen der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle mit Kriterien an eine Energie E1 ∨E2,<br />
die Gesamtenergie E1 + E2 <strong>und</strong> das Verhältnis der Energien E2/E1.<br />
42
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
(Forts.)<br />
E ∗ (keV) Signatur E1 ∨ E2 (keV) E1 + E2 (keV) E2/E1<br />
Cd106 1128cb 1 ∗ 556 . . . 651 0,575 . . . 0,640<br />
1706 Cd106 1706cb 1 479 . . . 589 599 . . . 1298 0,901 . . . 0,943<br />
106 Cd → 106 Pd + 2e +<br />
Cd106 0bb 1 ∗ 686 . . . 768 0,680 . . . 0,750<br />
Cd106 512bb 1 ∗ 686 . . . 768 0,685 . . . 0,746<br />
120 Te + e − → 120 Sn + e +<br />
Te120 0cb 1 ∗ 638 . . . 714 0,618 . . . 0,778<br />
64 Zn + e − → 64 Ni + e +<br />
0 Zn64 0cb 1 479 . . . 543 621 . . . 1151 0,835 . . . 0,912<br />
Tabelle 2.13.: Signaturen der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle mit Kriterien an eine Energie E1 ∨E2,<br />
die Gesamtenergie E1 + E2 <strong>und</strong> das Verhältnis der Energien E2/E1.<br />
2.4. Grenzen für die Halbwertszeiten<br />
Die Halbwertszeit der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle, die mit Gleichung (B.30) berechnet wird,<br />
ist direkt proportional zur Nachweiseffizienz ɛ. In der Analyse wurden charakteristische<br />
koinzidente Energieeinträge der verschiedenen Teilchen aus dem <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall<br />
(Elektronen, Positronen, Dipolstrahlung) <strong>und</strong> der Kernabregung des Tochternuklides zur<br />
Erstellung <strong>von</strong> Signaturen verwendet.<br />
Zur Ermittlung der Grenze für die Halbwertszeit werden wie im Anhang B.4 beschrieben<br />
die Zählraten aus Ereignissen im experimentellen Datensatz Z exp<br />
Unt <strong>und</strong> dem Pseudospektrum<br />
Z sim<br />
Unt für jede Signatur verwendet. In Tabelle 2.14 sind die Halbwertszeiten aus<br />
der Koinzidenzanalyse zusammengestellt. Zum Vergleich werden daneben Halbwertszeiten<br />
aus dem COBRA-Experiment in einer Einzelsignal-Analyse der Elektronenenergie<br />
[11] <strong>und</strong> den besten Publikationen angegeben.<br />
43
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
Signatur ɛ (%) Z sim<br />
Unt<br />
T1/2 (a)<br />
exp<br />
ZUnt Koinz. COBRA [11] Publik.<br />
Cd116 1294 1 0,18 0,66 1 3, 9 · 10 18 5, 0 · 10 19 2, 9 · 10 22 [12]<br />
Cd116 1757 1 0,83 9,24 8 1, 4 · 10 19 4, 2 · 10 19 1, 4 · 10 22 [12]<br />
Cd116 2027 1 0,67 15,30 6 4, 2 · 10 19<br />
Cd116 2027 2 0,16 4,67 2 6, 6 · 10 18<br />
Cd116 2027 3 0,10 6,30 5 2, 1 · 10 18<br />
0,94 26,27 13 5, 6 · 10 19 2, 8 · 10 19 2, 1 · 10 21 [13]<br />
Cd116 2112 1 0,11 4,98 7 1, 2 · 10 18<br />
Cd116 2112 2 0,05 0,52 0 2, 4 · 10 18<br />
Cd116 2112 3 0,05 1,25 0 2, 6 · 10 18<br />
0,21 6,75 7 3, 1 · 10 18 4, 7 · 10 19 6, 0 · 10 21 [12]<br />
Cd116 2225 1 0,11 5,99 4 3, 1 · 10 18<br />
Cd116 2225 2 0,04 1,01 2 5, 8 · 10 17<br />
Cd116 2225 3 0,07 3,31 1 3, 3 · 10 18<br />
0,22 10,31 7 6, 1 · 10 18 2, 1 · 10 19 1, 0 · 10 20 [14]<br />
Te128 443 1 1,19 22,69 13 2, 5 · 10 20<br />
Te130 536 1 0,55 1,15 1 6, 8 · 10 19 3, 5 · 10 20 9, 7 · 10 22 [15]<br />
Te130 1121 1 0,87 10,48 6 1, 2 · 10 20 1, 2 · 10 20 2, 7 · 10 21 [16]<br />
Te130 1794 1 0,67 19,12 14 5, 7 · 10 19<br />
Te130 1794 2 0,12 3,93 5 5, 7 · 10 18<br />
0,79 23,05 19 4, 6 · 10 19 1, 9 · 10 20 2, 3 · 10 21 [16]<br />
Tabelle 2.14.: Die Nachweiseffizienz ɛ, Zählraten Z sim<br />
Unt<br />
Fortsetzung nächste Seite<br />
<strong>und</strong> Z exp<br />
Unt<br />
sowie Grenze für die<br />
Halbwertszeit T1/2 in der Koinzidenzanalyse, der aktuellen COBRA- <strong>und</strong><br />
den besten Puklikationen.<br />
44
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
Signatur ɛ (%) Z sim<br />
Unt<br />
Cd106 0cb 1 1,07 5,14 2 6, 3 · 10 18<br />
Cd106 0cb 2 0,10 0,70 0 5, 2 · 10 17<br />
Cd106 0cb 3 ∗ 0,01 0,50 0 6, 8 · 10 16<br />
T1/2 (a)<br />
(Forts.)<br />
exp<br />
ZUnt Koinz. COBRA [11] Publik.<br />
4, 7 · 10 18 3, 7 · 10 20 [17]<br />
Cd106 0bb 1 ∗ 0,03 0,47 0 1, 5 · 10 17 2, 7 · 10 18 2, 4 · 10 20 [17]<br />
Cd106 512cc 1 0,03 5,62 7 4, 0 · 10 16 - 3, 5 · 10 18 [18]<br />
Cd106 512cb 1 ∗ 0,02 0,38 0 9, 9 · 10 16 4, 6 · 10 18 2, 6 · 10 20 [17]<br />
Cd106 512bb 1 ∗ 0,01 0,40 0 4, 0 · 10 16 1, 6 · 10 18 2, 6 · 10 20 [17]<br />
Cd106 1128cc 1 0,02 19,60 19 2, 5 · 10 16 4, 9 · 10 19 [17]<br />
Cd106 1128cb 1 ∗ 0,02 0,33 0 7, 2 · 10 16 - 1, 4 · 10 20 [17]<br />
Cd106 1134cc 1 0,06 62,25 44 - 6, 2 · 10 18 [18]<br />
Cd106 1134cb 1 ∗ 0,02 0,34 0 7, 5 · 10 16 - 1, 1 · 10 20 [17]<br />
Cd106 1706cb 1 0,19 29,81 23 4, 5 · 10 17<br />
Te120 0cb 1 ∗ 0,02 0,52 0 7, 2 · 10 15 4, 1 · 10 17 1, 9 · 10 17 [19]<br />
Zn64 0cb 1 0,13 47,80 37 - 1, 1 · 10 18 4, 3 · 10 20 [20]<br />
Tabelle 2.14.: Die Nachweiseffizienz ɛ, Zählraten Z sim<br />
Unt<br />
<strong>und</strong> Z exp<br />
Unt<br />
sowie Grenze für die<br />
Halbwertszeit T1/2 in der Koinzidenzanalyse, der aktuellen COBRA- <strong>und</strong><br />
den besten Puklikationen.<br />
Für die Signaturen Cd106 1134cc 1 <strong>und</strong> Zn64 0cb 1 liefert der Algorithmus zur Ermittlung<br />
des Vertrauensbereiches für die Zählraten aus <strong>Doppelbeta</strong>-Ereignissen ZSig weder<br />
eine Vertrauensintervall noch eine obere Grenze. In der statistischen Analyse <strong>nach</strong><br />
Feldman-Cousins werden die Ereignisse aus Untergr<strong>und</strong>zerfällen als Poisson-verteilt an-<br />
45
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
genommen. Der Algorithmus konvergiert für die ermittelten Zählraten Z sim<br />
Unt<br />
dass keine Halbwertszeiten angegeben werden können.<br />
2.4.1. Diskrepanz <strong>von</strong> simulierter <strong>und</strong> beobachteter<br />
Untergr<strong>und</strong>zählrate<br />
nicht, so<br />
In Abbildung 2.12 ist für die Signaturen der <strong>Doppelbeta</strong>-Übergänge die Abweichung<br />
∆Z = Z sim exp<br />
Unt − ZUnt in Einheiten <strong>von</strong> σUnt = Z sim<br />
Unt dargestellt. Die Streuung der<br />
experimentellen <strong>von</strong> den simulierten Zählraten ist stets kleiner ±3 σUnt. Dennoch ist<br />
auffällig, dass die Diskrepanz zu hohen Zählraten aus der Simulation ansteigt, so dass<br />
zunehmend mehr Ereignisse aus der Simulation der Untergr<strong>und</strong>zerfälle erwartet werden<br />
als tatsächlich in den experimentellen Daten vorhanden sind. Aus einer großen Diskrepanz<br />
∆Z resultiert innerhalb der statistischen Auswertung eine besonders niedrige<br />
Abschätzung für die obere Grenze <strong>von</strong> ZSig (Gleichung (B.30)).<br />
Die Streuung der Energiemessung, die auf Detektoreffekten beruht, wurde wie im<br />
Anhang C.3 erläutert in einer konservativen Annahme festgelegt zu:<br />
σ(E) = (3, 15 · 10 −2 E + 8, 91)/(2 √ 2 ln 2) keV. (2.4)<br />
Sie kann durch einen linearen Zusammenhang mit zwei Parametern–dem Anstieg <strong>und</strong><br />
Achsenabschnitt, die für die einzelnen Detektoren in den Datennahmephasen erfasst<br />
wurden, beschrieben werden. Ausgehend <strong>von</strong> den ersten Momenten dieser Verteilungen<br />
werden an dieser Stelle die Parameter für die Energieauflösung progressiv festgesetzt.<br />
Dazu werden jeweils die Mittelwerte der Verteilungen um die mittleren quadratischen<br />
Schwankungen vermindert. Daraus ergibt sich:<br />
˜σ(E) = (2, 91 · 10 −3 E + 5, 15)/(2 √ 2 ln 2) keV. (2.5)<br />
Die Anpassung der Spektren durch die simulierten Untergr<strong>und</strong>zerfälle an die Messdaten<br />
wurde in einer vereinfachten Form mit der alternativen Energieauflösung ˜σ(E) <strong>nach</strong> der<br />
Vorgehensweise in Abschnitt 1.3 wiederholt. Dabei wurden lediglich die Zerfallsraten auf<br />
der Oberfläche des Lacks <strong>und</strong> der Kathoden zur Abstimmung der Spektren variiert. In<br />
Tabelle 2.15 sind die Ereignisraten aus Untergr<strong>und</strong>zerfällen in den unterschiedlichen Bereichen<br />
aufgelistet, die für die verschiedenen Energieauflösungen zur Anpassung notwendig<br />
sind. Es wird deutlich, dass bei der konservativ gewählten Streuung der Messwerte<br />
wesentlich mehr Zerfälle simuliert werden müssen (O(20)%), um die Pseudospektren zu<br />
erzeugen.<br />
Bei einer Verschlechterung der Energieauflösung wird ein Spektrum flacher <strong>und</strong> breiter.<br />
Die Anpassung der simulierten Zerfälle an die experimentellen Daten erfolgte anhand<br />
der Emissionslinie Eγ = 609 keV des 214 Bi. Um bei der Streuung σ(E) die Impulshöhen<br />
dieser Linie in den experimentellen Daten zu erreichen, muss eine höhere Anzahl <strong>von</strong> Untergr<strong>und</strong>zerfällen<br />
in der Simulation vorausgesetzt werden als mit der Energieauflösung<br />
46
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
Abbildung 2.12.: Abweichung der Zählraten Z sim<br />
Unt<br />
Dabei bedeuten ∆Z = Z sim<br />
Unt<br />
Bereich R (h −1 )<br />
<strong>und</strong> Z exp<br />
Unt in den 0νβ − β − -Zerfällen.<br />
exp<br />
− ZUnt <strong>und</strong> σUnt = Z sim<br />
Unt<br />
σ(E) ˜σ(E)<br />
Lack 27,76 27,76<br />
auf dem Lack 124,48 98,80<br />
auf der Kathode 0,33 0,31<br />
Tabelle 2.15.: Vergleich der Ereignisraten R in den verschiedenen Bereichen, in den Untergr<strong>und</strong>zerfälle<br />
simuliert wurden.<br />
47
2. Koinzidenzanalyse der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
˜σ(E). Es wurde nur ein begrenzter Energiebereich des Einzelenergie- bzw. Summenspektrums<br />
betrachtet. Deshalb können sich Zerfälle, die bei einer Energieauflösung ˜σ(E)<br />
relevant für die Anpassung sind, bei einer schlechteren Messunsicherheit σ(E) außerhalb<br />
des interessierenden Bereiches befinden.<br />
Je <strong>nach</strong> Wahl der Messunsicherheit werden deshalb für eine Signatur unterschiedliche<br />
Zählraten Z sim<br />
Unt ermittelt. Weil die Energieauflösung für die Koinzidenzanalyse in einer<br />
konservativen Herangehensweise festgesetzt wurde ist zu erwarten, dass mehr Energieeinträge<br />
aus Untergr<strong>und</strong>zerfällen durch die Simulation Z sim<br />
Unt erwartet als im experimentellen<br />
Datensatz Z exp<br />
Unt beobachtet werden. Mit der steigenden Anzahl <strong>von</strong> Ereignissen steigt<br />
auch die Abweichung der Zählraten, wie in Abbildung 2.12 zu erkennen ist.<br />
48
3. Resultate<br />
Die Grenze für die Halbwertszeit ist <strong>nach</strong> Gleichung (B.30) direkt proportional zur<br />
Nachweiseffizienz des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls. In der Analyse wurden charakteristische koinzidente<br />
Energieeinträge verschiedener Teilchen aus dem <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall <strong>und</strong> der<br />
Kernabregung des Tochternuklides zur Erstellung <strong>von</strong> Signaturen verwendet. Die Wahrscheinlichkeit,<br />
ein kennzeichnendes Signal aus den Wechselwirkungen <strong>von</strong> Photonen mit<br />
den Kristallen zu erhalten–beispielsweise eine vollständige Energiedeposition in einem<br />
Detektor, ist wesentlich geringer als für Elektronen oder Positronen. Durch diese Schwierigkeit<br />
in der Detektion der Photonen wird die Grenze für die Halbwertszeit maßgeblich<br />
beschränkt.<br />
In Tabelle 2.14 sind die Grenzen für die Halbwertszeiten aus der Koinzidenzanalyse<br />
zusammengestellt. Daneben werden die Ergebnisse einer Einzelsignal-Analyse des<br />
COBRA-Experiments <strong>und</strong> der besten Publikationen angegeben. Die herkömmliche Auswertung<br />
der COBRA-Messdaten hinsichtlich Ereignissen in einem Detektor bezieht sich<br />
auf denselben experimentellen Aufbau wie die Koinzidenzanalyse. D.h. die Resultate beruhen<br />
auf derselben Anzahl <strong>Doppelbeta</strong>-Isotope. Die Grenzen für Halbwertszeiten, die<br />
momentan in einer Koinzidenzanalyse bestimmt werden können, sind zum großen Teil<br />
um den Faktor 10 bis 100 niedriger als die der gängigen Auswertung der Messdaten.<br />
Die Nachweiseffizienz in der Einzelsignal-Analyse gibt den Anteil simulierter <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle<br />
an, in dem die Energie der Teilchen aus dem Kernzerfall in einem einzelnen<br />
Detektor deponiert wird. Dieser Anteil liegt typischerweise im Bereich <strong>von</strong> 60 % bis 70 %<br />
<strong>und</strong> damit zwei bis drei Größenordungen oberhalb der Effizienzen aus der Koinzidenzanalyse.<br />
In voller Bestückung können beim COBRA-Experiment 64 CdZnTe-Kristalle in einer<br />
Formation <strong>von</strong> (4 · 4 · 4)-Detektoren installiert werden. In diesem Aufbau werden<br />
vor allem die Gammas aus der Kernabregung, die aus dem Quellkristall autreten, effektiver<br />
<strong>nach</strong>weisbar sein als in der bestehenden Einrichtung <strong>von</strong> (4 · 4)-Detektoren.<br />
Daneben ist eine Umfassung der Kristalle mit Szintillationsdetektoren, die gleichzeitig<br />
als aktives Photonenveto verwendet werden können, in Planung. Dadurch wird die Nachweiswahrscheinlichkeit<br />
<strong>von</strong> Photonen <strong>und</strong> damit die Effizienz der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle in<br />
koinzidenten Energieeinträgen verbessert.<br />
In der Koinzidenzanalyse wurden zur Beschreibung der Untergr<strong>und</strong>ereignisse durch<br />
eine Simulation Pseudo-Daten basierend auf Messungen der Aktivitätskonzentration<br />
verschiedener Komponenten des experimentellen Aufbaus erzeugt. Ausgehend da<strong>von</strong><br />
wurden Untergr<strong>und</strong>zerfälle auf den Oberflächen <strong>und</strong> in der Ummantelung der CdZnTe-<br />
Kristalle generiert. So können die experimentellen Daten der LNGS-Messung innerhalb<br />
49
3. Resultate<br />
der für die Koinzidenzanalyse relevanten Energiebereiche <strong>von</strong> Einzelenergie- <strong>und</strong> Summenspektrum<br />
(Abbildung 1.3 <strong>und</strong> 1.4) in guter Übereinstimmung <strong>nach</strong>gebildet werden.<br />
Für Energie jenseits der ausschlaggebenden Bereiche bestehen mitunter erhebliche Diskrepanzen,<br />
die im Abschnitt 1.3 diskutiert werden.<br />
Im experimentellen Datensatz sind desweiteren die Energieauflösungen der einzelnen<br />
Detektoren während der verschiedenen Messphasen enthalten. Aus deren Verteilung wurde<br />
in einer konservativen Annahme eine Streuung der Energiemessung für die simulierten<br />
Untergr<strong>und</strong>zerfälle <strong>und</strong> <strong>Doppelbeta</strong>-Übergänge festgelegt <strong>und</strong> auf die gesamte Messzeit<br />
bezogen. Nach den Betrachtungen in Abschnitt 2.4.1 steigt dadurch mit wachsender<br />
Zählrate Z sim<br />
Unt die Abweichung ∆Z, so dass für eine Signatur stetig mehr Ereignisse<br />
aus der Simulation erwartet als im experimentellen Datensatz beobachtet werden. Für<br />
sämtliche Signaturen bleibt die Diskrepanz der Z exp<br />
Unt<br />
50<br />
in einem Bereich (Z sim<br />
Unt<br />
± 3σUnt).
A. Das COBRA-Experiment<br />
COBRA untersucht <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle in CdZnTe-Kristallen, die in Abschnitt A.1 beschrieben<br />
werden. Wie bei allen Experimenten zur Neutrinophysik ist mit sehr niedrigen<br />
Ereignisraten zu rechnen. Die Reduzierung des Untergr<strong>und</strong>es ist daher <strong>von</strong> entscheidender<br />
Bedeutung. Zur Abschirmung kosmischer Myonen ist das COBRA-Experiment<br />
im Laboratori Nazionali del Gran Sasso (LNGS), einem Untergr<strong>und</strong>labor in den italienischen<br />
Abruzzen, aufgebaut worden. Darüber hinaus ist eine Abschirmung des Experimentes<br />
innerhalb des Labors notwendig, um weitere Untergr<strong>und</strong>ereignisse zu unterdrücken.<br />
Diese wird in Abschnitt A.3 erläutert. Zur Auswertung der Messungen ist es<br />
notwendig, sowohl den betrachteten Zerfall als auch die Untergr<strong>und</strong>ereignisse zu simulieren.<br />
Die verwendeten Simulationsprogramme werden in Abschnitt A.5 erklärt.<br />
A.1. Die CdZnTe-Halbleiterdetektoren<br />
Die beim COBRA-Experiment verwendeten Halbleiterkristalle bestehen aus einem <strong>Cadmium</strong>-,<br />
<strong>Zink</strong>-, Tellur-Isotopengemisch <strong>und</strong> sind 1 cm 3 groß (siehe Abb. A.1). Sie können<br />
unter Hochspannung (O(1000 V)) betrieben als Detektoren verwendet werden. Da der<br />
spezifische Widerstand bei Raumtemperatur ca. 10 10 Ω·cm beträgt, ist der Leckstrom<br />
sehr niedrig <strong>und</strong> die Kristalle müssen nicht gekühlt werden.<br />
Einfallende Teilchen erzeugen Elektronen-Loch-Paare. Im feldfreien Fall bewegen sich<br />
die Partner relativ frei im Halbleiter <strong>und</strong> besitzen ähnliche Lebensdauern, bevor sie<br />
rekombinieren. Jedoch sind die Elektronen im Vergleich sehr viel mobiler. Wird ein<br />
elektrisches Feld angelegt, driften die Elektronen zur Anode <strong>und</strong> die Löcher zur Kathode.<br />
Die Anzahl der dort auftreffenden Ladungsträger ist proportional zur Energie des<br />
eingefallenen Teilchens. Planare Elektroden erzeugen ein homogenes Feld im Inneren<br />
des Kristalls. Daher driften in einer festen Auslesezeit <strong>von</strong> unterschiedlichen Orten im<br />
Kristall bei gleicher Primärenergie verschieden viele Löcher zur Kathode. Zur Rekonstruktion<br />
der ursprünglich deponierten Energie werden die Signale beider Elektroden<br />
benötigt. Aufgr<strong>und</strong> der Ortsabhängigkeit des Kathodensignals verschlechtert sich die<br />
Energieauflösung erheblich, bzw. ist eine zuverlässige Auslese nicht möglich.<br />
Dieser Effekt kann mit Coplanar Grid Anoden kompensiert werden [21], deren Kammstruktur<br />
in Abbildung A.1 auf dem CdZnTe-Detektor erkennbar ist. Die Anode ist in<br />
einen aktiven Bereich (collecting anode) auf Erdpotential <strong>und</strong> einen nicht-aktiven Bereich<br />
(non collecting anode), der auf leicht negativem Potential liegt, unterteilt. An<br />
der Kathode liegt eine negative Hochspannung an (O(1000 V)). Der Potentialverlauf<br />
A1
A. Das COBRA-Experiment<br />
Abbildung A.1.: Die beim COBRA-Experiment eingesetzten Cd0.9Zn0.1Te-Kristalle werden<br />
als Coplanar Grid-Detektoren betrieben. Zu sehen ist die Kammstruktur<br />
auf den Anoden.<br />
zwischen Kathode <strong>und</strong> den Anoden ist deshalb bis auf einen kleinen Bereich nahe der<br />
Kammstruktur identisch.<br />
Für die <strong>von</strong> einer Punktladung e an einer Elektrode induzierte Ladung gilt ∆q = e∆V<br />
[22], wobei ∆V die Änderung des Potentials längs der Teilchenbahn bezeichnet. Die<br />
Signale, die auf dem aktiven <strong>und</strong> nicht-aktiven Bereich der Anode induziert werden,<br />
weichen aufgr<strong>und</strong> des Potentialverlaufs nahe des Anodenkamms nur für die Bewegung<br />
der induzierten Ladungsträger in diesem Bereich <strong>von</strong>einander ab. Das Differenzsignal<br />
<strong>von</strong> aktiver <strong>und</strong> nicht-aktiver Anode wird in diesem Bereich induziert <strong>und</strong> ist dagegen<br />
unabhängig <strong>von</strong> der Bewegung der induzierten Ladungsträger im restlichen Detektorvolumen.<br />
Durch die Auslese des Differenzsignals kann also die durch ein ionisierendes<br />
Teilchen deponierte Energie nahezu unabhängig da<strong>von</strong>, an welcher Stelle im Detektor<br />
die Ladungsträger ins Leitungsband gehoben wurden, ermittelt werden.<br />
Beim COBRA-Experiment entstammen die untersuchten Zerfälle dem Detektor selbst.<br />
Die <strong>Doppelbeta</strong>-Isotope des CdZnTe sind in Tabelle A.1 aufgelistet. Daneben enthalten<br />
die Kristalle äußerst niedrige Aktivitätskonzentrationen A radioaktiver Isotope [23]. Für<br />
A2
A. Das COBRA-Experiment<br />
die wichtigsten primordialen Nuklide wurde ermittelt:<br />
40 −3<br />
K : A < 3, 7 · 10 Bq<br />
, (A.1)<br />
kg<br />
232 −3<br />
Th : A < 7, 3 · 10 Bq<br />
, (A.2)<br />
kg<br />
238 −3<br />
U : A < 2, 2 · 10 Bq<br />
. (A.3)<br />
kg<br />
Isotop Zerfallsmodi a (%) Q − Wert (keV)<br />
70 Zn β − β − 0,60 1001<br />
114 Cd β − β − 28,73 534<br />
116 Cd β − β − 7,49 2809<br />
128 Te β − β − 31,69 868<br />
130 Te β − β − 33,80 2529<br />
64 Zn EC/EC, EC/β + 48,6 1096<br />
106 Cd EC/EC,EC/β + , β + β + 1,25 2771<br />
108 Cd EC/EC 0,89 231<br />
120 Te EC/EC,EC/β + 0,10 1722<br />
Tabelle A.1.: Die Zerfallsmodi, die natürliche Häufigkeiten a <strong>und</strong> die Q-Werte der im<br />
COBRA-Experiment verwendeten <strong>Doppelbeta</strong>-Isotope. In der Simulation<br />
ist abweichend für 116 Cd der veraltete Q-Wert=2805 keV implementiert.<br />
Der Hersteller überzieht die Kristalle serienmässig mit einem roten Lack, um das<br />
spröde Material bei mechanischer Beanspruchung <strong>und</strong> vor chemischen Einflüssen zu<br />
schützen. <strong>Eine</strong> Bestimmung der Aktivitätskonzentration verschiedener radioaktiver Substanzen<br />
hat ergeben [4], dass der Lack stark durch Radionuklide verunreinigt ist (siehe<br />
Tabelle 1.1). <strong>Eine</strong> (0,4·2) mm 2 grosse Fläche für die Anodenkontakte <strong>und</strong> die (1 · 1) mm 2<br />
große Kathode wurden ausgespart. Die Elektroden bestehen aus einer 100 nm aufgedampften<br />
Platin- <strong>und</strong> einer 80 nm dicken Deckschicht aus Gold.<br />
A.2. Aufbau der Detektoren im Experiment<br />
Die Koinzidenzanalyse bezieht sich auf Phasen der Datennahme in den Jahren 2007/08<br />
mit einem Aufbau aus 16 Kristallen [24]. Diese müssen möglichst effektiv vor äußeren<br />
Einflüssen geschützt werden <strong>und</strong> sind deshalb eng gepackt. Untergr<strong>und</strong>ereignisse aus der<br />
A3
A. Das COBRA-Experiment<br />
Halterung der Detektoren können nicht abgeschirmt werden. Wegen der geringen Kontamination<br />
<strong>und</strong> seiner hohen mechanischen Stabilität wurde Delrin (Polyoxymethylen)<br />
als Befestigungsmaterial gewählt. Das Ergebnis einer Aktivitätsmessung [4] ist in Tabelle<br />
1.1 aufgelistet. Die Halterung ist in Abbildung A.2 dargestellt. Weil die Kristalle sehr<br />
Abbildung A.2.: Halterung für den (4·4)-Detektor Aufbau. Die Kristalle werden zwischen<br />
den Delrin-Platten vorsichtig eingespannt<br />
brüchig sind, dienen die Delrinplatten hauptsächlich als Führung. Es gibt Aussparungen<br />
bei jedem Kristall zur Kontaktierung der Elektroden. Die Detektoren sind über ein<br />
Kapton-Leiterband mit dem Vorverstärker verb<strong>und</strong>en. Die Kontakte dürfen aufgr<strong>und</strong><br />
der Fragilität der Kristalle nicht bei zu hohen Temperaturen <strong>und</strong> zu hohem Druck hergestellt<br />
werden <strong>und</strong> das Bindemittel sollte eine möglichst geringe Kontamination in den<br />
Aufbau eintragen. Dazu hat sich handelsüblicher UHU hart-Kleber c○, mit Kupferpulver<br />
<strong>und</strong> Dimethylketon (Aceton) versetzt, als vorteilhaft erwiesen, denn damit wurden<br />
die seinerzeit besten Haft- <strong>und</strong> Leiteigenschaften erzielt. Das Kapton-Kabel ist äußerst<br />
kompakt <strong>und</strong> rein. Im Trägermaterial Polyimid befindet sich eine 50 µm dicke, leitende<br />
Schicht. Das Kabel kann ähnlich einer Leiterplatte bearbeitet (Ätzen) <strong>und</strong> formgenau<br />
am Delrin befestigt werden, so dass es möglich ist, die Kontakte an den Elektroden standardisiert<br />
herzustellen. In Abbildung A.3 ist dies anhand des Anodenkabels verdeutlicht.<br />
Die Kathode besitzt eine eigene Leiterbahn, die auf der gegenüberliegenden Seite der<br />
Halterung angebracht ist.<br />
Die Aufhängung für die Delrin-Halterung befindet sich in einer Kupferbox, dem so<br />
genannten Nest. Insgesamt können vier Ebenen aus Delrin eingeschoben werden, so<br />
dass das Nest letztendlich Platz für 64 Kristalle bietet (siehe Abb. A.6). Das Kupfer ist<br />
A4
A. Das COBRA-Experiment<br />
Abbildung A.3.: Kapton-Anodenkabel für die Auslese der Coplanar-Grid-Detektoren. Je<br />
Kristall sind zwei Kontakte erkennbar.<br />
hochrein, daher werden aus der Einfassung äußerst wenige radioaktive Verunreinigungen<br />
in das Experiment eingebracht.<br />
Wegen möglicher Verunreinigungen wurden relevante Oberflächen folgendermaßen behandelt<br />
[24]: Zuerst wurden diese in einem Ultraschallbad aus Dimethylketon <strong>und</strong> Isopropanol<br />
entfettet. Da<strong>nach</strong> wurden wasserbindende Verunreinigungen durch Ätzen mit<br />
verdünntem Hydrogennitrat (Salpetersäure) entfernt <strong>und</strong> die zu reinigenden Flächen<br />
zuletzt gründlich mit destilliertem Wasser gespült.<br />
A.3. Abschirmung des Experimentes gegen<br />
Untergr<strong>und</strong>strahlung<br />
Die 0νββ-Zerfälle führen auf extrem niedrige Ereignisraten. <strong>Eine</strong> theoretische Berechnung<br />
der Übergangs-Matrixelemente [25] liefert beispielsweise für das in den Kristallen<br />
am häufigsten enthaltene <strong>Doppelbeta</strong>-Isotop 130 Te die auf die effektive Neutrinomasse bezogene<br />
Halbwertszeit T1/2/(〈mν〉[eV]) 2 = O(10 23 a). Daraus kann die Zerfallsrate in den<br />
Kristallen berechnet werden. Unter Berücksichtigung des exponentiellen Zerfallsgesetzes,<br />
der Gesamtmasse der Kristalle mKrist = 103.96 g (Tabelle 1.2), der Isotopenhäufigkeit<br />
des 130 Te <strong>und</strong> der Stoffmengenverhältnisse im CdZnTe ergeben sich daraus 0.06 Ereignisse<br />
pro Jahr. <strong>Eine</strong> Betrachtung der übrigen <strong>Doppelbeta</strong>-Isotope liefert ähnliche Raten.<br />
In Abschnitt B.4 wird dargelegt, wie diese mit Hilfe statistischer Methoden ausgewertet<br />
werden können. Für das COBRA-Experiment ist ein niedriger radioaktiver Untergr<strong>und</strong><br />
A5
A. Das COBRA-Experiment<br />
unbedingt notwendig. Allgemein kann dieser wie folgt klassifiziert werden [7]:<br />
1. Radionuklide aus der Umgebung ( 238 U, 232 Th, 40 K, 137 Cs, . . . ),<br />
2. Verunreinigung <strong>von</strong> Detektor- <strong>und</strong> Abschirmmaterial,<br />
3. Produkte der Radon-Zerfallskette,<br />
4. Radioisotope produziert durch kosmische Strahlung <strong>und</strong><br />
5. Neutronen aus natürlicher Kernspaltung <strong>und</strong> µ-induzierten Reaktionen.<br />
Im Folgenden werden der Einfluss <strong>und</strong> die jeweiligen Maßnahmen zur Abschirmung<br />
der einzelnen Untergr<strong>und</strong>komponenten beim COBRA-Experiment beschrieben.<br />
A.3.1. Gebirgsschild<br />
Die primäre hadronische kosmische Strahlung setzt sich zu 90% aus Protonen, 9% α-<br />
Teilchen <strong>und</strong> 1% schwerer Teilchen zusammen. Durch Wechselwirkungen mit der Erdatmosphäre<br />
entstehen eine Vielzahl <strong>von</strong> Teilchen (µ, n, e − , p, π, . . . ), die als sek<strong>und</strong>äre kosmische<br />
Strahlung auf der Erdoberfläche treffen. Da<strong>von</strong> spielen im Untergr<strong>und</strong>labor aufgr<strong>und</strong><br />
der Häufigkeit <strong>und</strong> des hohen Durchdringungsvermögens lediglich Myonen noch<br />
eine Rolle. Beim LNGS besteht durch das Felsgestein eine Abschirmung <strong>von</strong> ca. 3400<br />
mwe (meter water equivalent). Die Abschirmdicke wird typischerweise in Metern Wasseräquivalent<br />
angegeben. Einheitlich wird die Materialdicke in die Dicke einer Wasserschicht<br />
mit gleicher Abschirmleistung umgerechnet. Im Untergr<strong>und</strong>labor ist der Myonenfluss<br />
um den Faktor 10 6 auf 0.96 µ·(m 2 ·h) −1 gegenüber der Erdoberfläche reduziert [26].<br />
Momentan ist kein aktives Myon-Veto installiert, bei dem z.B. zeitliche Koinzidenzen<br />
mehrerer, um das Array positionierter Plastikszintillatoren ausgewertet werden.<br />
Die Sek<strong>und</strong>ärstrahlung ist dann <strong>von</strong> Bedeutung, wenn sie entweder direkt im Detektor<br />
in Wechselwirkung tritt oder tertiäre kosmische Strahlung induziert, die wiederum<br />
Untergr<strong>und</strong>ereignisse verursachen kann. Bei letzterem werden vor allem kurzlebige Radionuklide<br />
gebildet, aber auch langlebige Isotope wie z.B. 121m Te, das im Kristall selbst<br />
erzeugt werden kann, mit einer Halbwertszeit <strong>von</strong> 154 d. Daher sollten Detektor- <strong>und</strong><br />
Abschirmmaterial beispielsweise Untertage gelagert werden.<br />
Mit zunehmender Tiefe nimmt die Neutronen-Komponente der sek<strong>und</strong>ären kosmischen<br />
Strahlung rapide ab <strong>und</strong> wird jenseits 10 mwe ver<strong>nach</strong>lässigbar klein. Tertiäre<br />
Neutronen entstehen bei Einfangreaktionen kosmischer Myonen in Materialien hoher<br />
Ladungszahl. Der entsprechende Neutronenfluss nimmt mit zunehmender Tiefe proportional<br />
mit dem Myonenfluss ab. In Tiefen jenseits dessen werden die meisten Neutronen<br />
in (α,n)-Reaktionen <strong>von</strong> 238 U <strong>und</strong> 232 Th produziert. Diese Isotope sind im Kalk- <strong>und</strong><br />
Dolomitgestein des Gran Sasso jedoch in nur geringer Konzentration vorhanden. In Folge<br />
dessen ist der Neutronenfluss im LNGS gegenüber der Erdoberfläche um den Faktor<br />
10 3 reduziert [27].<br />
A6
A.3.2. Neutronenschild<br />
A. Das COBRA-Experiment<br />
Neutronen können hochenergetische γ-Strahlung induzieren. In den CdZnTe-Kristallen<br />
ist 113 Cd mit einer natürlichen Häufigkeit <strong>von</strong> 12 % enthalten. Für thermische Neutronen<br />
besitzt die Reaktion 113 Cd(n, γ) 114 Cd einen Wirkungsquerschnitt <strong>von</strong> mehreren 20 kb<br />
[28] <strong>und</strong> erzeugt einen γ-Untergr<strong>und</strong> mit Energien <strong>von</strong> bis zu mehreren MeV. Weil die<br />
Neutronen im LNGS überwiegend aus dem umgebenden Gestein stammen, wurde eine<br />
Abschirmung gegen Neutronen entwickelt, welche das Experiment umschliesst [29].<br />
Bei der Reaktion 10 B(n, α) 7 Li werden thermische Neutronen mit sehr hohem Wirkungsquerschnitt<br />
(≈ kb) ohne Emission hochenergetischer Gammastrahlung eingefangen.<br />
Die Neutronen im LNGS müssen thermalisiert werden. Als Moderator ist Polyethylen<br />
wegen seines hohen Anteils an Wasserstoff, der in elastischer Streuung mit den<br />
Neutronen in Wechselwirkung tritt, geeignet. Daher wurde für die Abschirmung gegen<br />
Neutronen eine Einfassung aus 7 cm dickem Polyethylen, welches mit Bor angereichert<br />
wurde, konstruiert.<br />
A.3.3. Abschirmung gegen Photonen<br />
Ursprüngliche Radionuklide, vor allem die Uran- <strong>und</strong> Thorium-Zerfallsketten, sowie das<br />
40 K-Isotop, sind in allen Ausgangsmaterialien enthalten <strong>und</strong> verursachen den wesentlichen<br />
γ-Untergr<strong>und</strong>. Daneben werden durch die Kerntechnik zu der natürlichen Radioaktivität<br />
anthrophogene Isotope hinzugefügt. Für das COBRA-Experiment ist <strong>von</strong> diesen<br />
aufgr<strong>und</strong> der Häufigkeit nur 137 Cs <strong>von</strong> Interesse.<br />
Zur Abschirmung eignet sich Blei, welches wegen der hohen Kernladungszahl <strong>und</strong><br />
Dichte (Formeln (B.34) bis (B.37)) Photonen mit hoher Effizienz absorbiert. Je <strong>nach</strong><br />
Art der Herstellung <strong>und</strong> Alter ist auch das Blei der Abschirmung mit Radionukliden aus<br />
der Umwelt verunreinigt <strong>und</strong> wird selbst zur Quelle <strong>von</strong> Untergr<strong>und</strong>ereignissen. Kupfer<br />
kann wesentlich reiner hergestellt werden, absorbiert jedoch Photonen vergleichsweise<br />
schlechter. Deshalb bildet es den inneren Kern der Abschirmung, die in Abbildung A.4<br />
dargestellt ist. Die Ziegel besitzen die Maße (5 · 10 · 20) cm 3 . Aus den Kupferziegeln kann<br />
im Innersten ein Hohlraum <strong>von</strong> (10 · 10 · 20) cm 3 für das Nest, in dem sich die Delrin-<br />
Halterungen für die Kristalle befinden, eingelassen werden. Nach außen gehend besteht<br />
die Abschirmung aus 5 cm Kupfer <strong>und</strong> 15 cm Blei. In diesen Schild sind Räume für die<br />
Vorverstärkerelektronik eingelassen.<br />
A.3.4. Radonbarriere<br />
Radon ist in den Zerfallsreihen der wichtigsten primordialen Nuklide enthalten. Als<br />
Edelgas kann es beispielsweise aus dem umliegenden Felsgestein in die Luft diff<strong>und</strong>ieren<br />
<strong>und</strong> ist dort frei beweglich. Das 222 Rn-Isotop hat eine Halbwertszeit <strong>von</strong> T1/2 = 3, 82 d<br />
<strong>und</strong> 220 Rn T1/2 = 55, 6 s. Die 220 Rn Konzentration in Luft ist im Prozentbereich des<br />
222 Rn Anteils, obwohl das 232 Th-Nuklid im Allgemeinen häufiger vorkommt [7]. Die<br />
A7
A. Das COBRA-Experiment<br />
Abbildung A.4.: Bleiburg des COBRA-Experiments mit dem Hohlraum für das Nest<br />
im Innersten, dann 5 cm Kupfer, 15 cm Blei in allen Richtungen <strong>und</strong><br />
einfassend der Faraday-Käfig.<br />
Folgeprodukte des Radon-Zerfalls können an Oberflächen anhaften. Das 210 Pb-Isotop der<br />
238 U-Zerfallskette ist langlebig (T1/2=22.3 a) <strong>und</strong> stellt, in das Experiment eingebracht,<br />
einen über lange Zeiträume andauernden Untergr<strong>und</strong> dar, denn es kann sich dauerhaft<br />
im sensiblen Bereich, beispielsweise auf der Oberfläche der Detektoren, festsetzen.<br />
Ein Faraday-Käfig, der aus Kupfer gefertigt ist, umschließt die Blei-Abschirmung. Er<br />
wirkt als Barriere für das Radon, welches nicht durch metallische Oberflächen diff<strong>und</strong>ieren<br />
kann. Allerdings schließt der Behälter nicht luftdicht, so dass ständig Radon in den<br />
Käfig eintritt. Daneben soll er das Innere gegen die Einkopplung äußerer elektromagnetischer<br />
Signale abschirmen.<br />
In einem Spülsystem verdampft flüssiger Stickstoff, wird über Aktivkohle gefiltert <strong>und</strong><br />
dann in den Käfig eingelassen. In welchem Maße dadurch die Radon-Konzentration im<br />
Käfig reduziert wird, ist in Abbildung A.5 zu sehen. Darin sind die Energien der Ereignisse<br />
in einem Detektor des aktuellen COBRA-Aufbaus aus acht farblosen Kristallen<br />
mit <strong>und</strong> ohne Stickstoffspülung dargestellt. Bei deren Ausfall erscheinen Bänder <strong>von</strong><br />
Energieeinträgen im Bereich 5.7 MeV <strong>und</strong> 7.5 MeV. Die Energiedepositionen stammen<br />
<strong>von</strong> den in den 218 Po- bzw. 214 Po-Zerfällen emittierten α-Teilchen. Diese Isotope sind<br />
A8
A. Das COBRA-Experiment<br />
Folgeprodukte <strong>von</strong> 222 Rn, das durch die Stickstoffspülung deutlich reduziert wurde.<br />
Abbildung A.5.: Einfluss der Stickstoffspülung auf die Zählraten im Detektor 10. Dargestellt<br />
ist die zeitliche Abfolge der Energieeinträge. In Folge des Ausfalls<br />
am 18.05.09 ist eine eklatante Zunahme an Untergr<strong>und</strong>ereignissen aus<br />
der 222 Rn-Zerfallsreihe sichtbar.<br />
A.4. Ausleseelektronik <strong>und</strong> Datenerfassung<br />
Die an den Elektroden der Detektoren induzierten Ladungsmengen werden mit einem<br />
ladungsempfindlichen Vorverstärker in eine Spannung umgewandelt <strong>und</strong> verstärkt. Diese<br />
Signale müssen gegen Interferenzen mit äußeren elektromagnetischen Einfüssen abgeschirmt<br />
werden. Deshalb befindet sich die Vorverstärkerelektronik innerhalb des Faraday-<br />
Käfigs.<br />
Die Detektoren werden mit 22 Na <strong>und</strong> 228 Th kalibriert [24]. Die bei den Zerfällen beteiligten<br />
Teilchen sowie die auftretenden Energien sind in den Tabellen D.1 <strong>und</strong> D.3<br />
im Anhang aufgelistet. Zur Bestimmung der Energieauflösung der Detektoren <strong>und</strong> für<br />
die Ermittlung der Beziehung zwischen ADC-Kanal <strong>und</strong> Energie wurden Photopeaks<br />
der γ-Linien approximiert, der Peakschwerpunk ermittelt <strong>und</strong> die Standardabweichung<br />
A9
A. Das COBRA-Experiment<br />
bestimmt. In den CdZnTe-Kristallen besteht ein linearer Zusammenhang zwischen den<br />
genannten Kalibrationsgrößen. Als Parameter werden Achsenabschnitt <strong>und</strong> Anstieg der<br />
Regressionsgeraden gespeichert.<br />
Daten gleicher Kalibration sind in groups zusammengefasst. Diese unterteilen sich in<br />
Pakete zu einer St<strong>und</strong>e, die sogenannten runs. Innerhalb eines Zeitfensters <strong>von</strong> 50 µs <strong>nach</strong><br />
einem Trigger-Signal wird die in den Detektoren akkumulierte Energie einem einzelnen<br />
Ereignis zugeordnet, für das die Unix-Zeit, die ADC-Nummer sowie der ADC-Kanal gespeichert<br />
werden. In jedem run werden die verschiedenen Parameter aus der Kalibration<br />
der einzelnen Detektoren erfasst.<br />
A.5. Die Simulation des Experiments<br />
COBRA sucht <strong>nach</strong> Zerfällen mit extrem niedrigen Zählraten. Der Erfolg der Messungen<br />
hängt deshalb maßgeblich <strong>von</strong> der Höhe des Untergr<strong>und</strong>es in den Detektoren ab. Die<br />
Simulation der Untergr<strong>und</strong>ereignisse <strong>und</strong> der untersuchten 0νββ-Zerfälle ist nötig, um:<br />
1. die Quellen <strong>von</strong> Untergr<strong>und</strong>ereignissen zu bestimmen <strong>und</strong> durch entsprechende<br />
Maßnahmen zu unterdrücken oder zu eleminieren,<br />
2. ein Untergr<strong>und</strong>modell für die Messung zu entwerfen,<br />
3. die Effizienz des Detektors für den untersuchten Zerfall zu bestimmen.<br />
A.5.1. Decay0<br />
Wird die Wechselwirkung <strong>von</strong> Teilchen, die aus einer Zerfallsreaktion stammen, mit<br />
Materie durch eine Simulation beschrieben, erzeugt ein event generator die kinematische<br />
Ausgangssituation am Anfang des Prozesses. Für die Simulation der <strong>Doppelbeta</strong>-<br />
Übergange wurde dazu Decay0 verwendet. In die Berechnung der Energien, der Impulse<br />
sowie der zeitlichen Korrelation der in den Kernzerfällen emittierten Teilchen fließen<br />
folgende Informationen ein [30]:<br />
• die Übergangswahrscheinlichkeit <strong>von</strong> Zerfallsmoden, dabei freiwerdende Energie<br />
<strong>und</strong> die Lebensdauer der Zustände,<br />
• die Art, Energie <strong>und</strong> Intensität der Strahlung,<br />
• Parameter der Kernniveaus der Tochternuklide (Halbwertszeit, Spin, Parität, Anregungsenergie),<br />
• Parameter des Kernzerfalls (Verzweigungsverhältnisse, Multipolmomente, Koeffizienten<br />
für innere Konversion),<br />
A10
A. Das COBRA-Experiment<br />
• die Hülleneigenschaften der Isotope (Bindungsenergien, Elektroneneinfang-Verhältnisse,<br />
Intensitäten <strong>von</strong> Röntgenstrahlung <strong>und</strong> Augerelektronen).<br />
Der neutrinolose <strong>Doppelbeta</strong>zerfall kann unter Verwendung verschiedener theoretischer<br />
Modelle simuliert werden. So sind die Übergangs-Matrixelemente entweder aus der<br />
Massengeneration oder der Beimischung einer rechtshändigen elektroschwachen Komponente<br />
wählbar.<br />
Die berechneten Größen werden in eine ASCII-Datei geschrieben. Beispielsweise speichert<br />
Decay0 für einem 0νββ-Zerfall in ein angeregtes Niveau die Impulskomponenten<br />
der Elektronen oder Positronen, die Energie <strong>und</strong> Emissionsrichtung der Gammastrahlung<br />
aus der Kernabregung sowie die Zeitdauer zwischen der Emission der Teilchen.<br />
A.5.2. VENOM<br />
Zur Beschreibung des Durchgangs der generierten Teilchen durch Materie wird das<br />
Software-Paket Geant4 (Geometry and tracking) verwendet. Mit dem Programm können<br />
Experimente aus Hochenergie- <strong>und</strong> Astrophysik sowie Nuklearmedizin simuliert werden.<br />
Geant4 wurde am CERN entwickelt <strong>und</strong> bietet auf der Basis objektorientierter Progammierung<br />
in C++ die Möglichkeit spezielle experimentelle Aufbauten <strong>und</strong> Bedingungen zu<br />
implementieren, indem die gewünschte Anwendung <strong>und</strong> Funktionalität innerhalb eines<br />
Klassensystems zusammengesetzt werden.<br />
VENOM ist eine Geant4-Anwendung zur Simulation des COBRA-Experiments. Darin<br />
sind die Detektorgeometrie, die beteiligten Teilchen <strong>und</strong> deren Wechselwirkung, eine<br />
spezielle Ausgabe der errechneten Daten <strong>und</strong> verschiedene Möglichkeiten der Visualisierung<br />
implementiert. In Abbildung A.6 sind das Nest sowie die Halterungen in voller<br />
Bestückung dargestellt.<br />
Die Wechselwirkungen <strong>von</strong> Elektronen, Positronen <strong>und</strong> Photoenem, die in Folge der<br />
<strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle durch die CdZnTe-Kristalle propagieren, werden mit Modellen beschrieben,<br />
die innerhalb Geant4 für Untergr<strong>und</strong>experimente entwickelt wurden <strong>und</strong> im<br />
Energiebereich zwischen 250 eV <strong>und</strong> mehreren GeV reale physikalische Prozesse zuverlässig<br />
wiedergeben [31]. Die Wechselwirkungswahrscheinlichkeit eines implementierten<br />
Prozesses wird aus dem entsprechenden totalen Wirkungsquerschnitt, der aus evaluierten<br />
Datenbanken interpoliert wurde, bestimmt. Der Endzustand ergibt sich aus<br />
der Energie- <strong>und</strong> Winkelverteilung der Reaktionsprodukte, die je <strong>nach</strong> physikalischem<br />
Prozess entweder gemäß dem entsprechenden theoretischen Modell errechnet oder aus<br />
evaluierten Datenbanken interpoliert wurden. Für die benannten Teilchen sind Rayleigh-<br />
Streuung, Photo- <strong>und</strong> Comptoneffekt, Paarerzeugung, Ionisation, Bremsstrahlung, Vielfachstreuung<br />
<strong>und</strong> Positronen-Elektronen-Annihilation implementiert.<br />
Die Bibliotheken in VENOM sind modular organisiert. Einzelne Programmteile werden<br />
separat kompiliert <strong>und</strong> da<strong>nach</strong> ins Hauptpaket implementiert. So können beispielsweise<br />
verschiedene Aufbauten des Arrays am LNGS oder spezielle, pixelierte Detektoren<br />
eingefügt werden, ohne das gesamte Programm zu verändern. Deshalb besitzt VENOM<br />
A11
A. Das COBRA-Experiment<br />
Abbildung A.6.: Visualisierung des COBRA-Experimentes in VENOM. Der Aufbau<br />
kann mit beliebiger Bestückung simuliert werden. Die gesamte Abschirmung<br />
ist ebenfalls implementiert.<br />
standardisierte Bibliotheken, einem allgemein <strong>von</strong> der COBRA-Kollaboration verwendeten<br />
Code, <strong>und</strong> konfigurierte Bibliotheken zur Simulation einer speziellen Anwendung.<br />
Darüber hinaus werden diverse Bibliotheken zur Laufzeit des Programms eingeb<strong>und</strong>en,<br />
so dass beispielsweise verschiedene <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle oder Untergr<strong>und</strong>ereignisse<br />
ohne eine neue Kompilation simuliert werden können. In Abbildung D.3 ist ein Skript mit<br />
Makros dargestellt, das zur Simulation <strong>von</strong> Untergr<strong>und</strong>ereignissen auf der Kathode der<br />
Kristalle verwendet wurde. Zu Beginn wird der in Abschnitt A.2 beschriebene Aufbau<br />
des COBRA-Experimentes initialisiert. In der Simulation wurden für die Abmessungen<br />
der Kristalle der Mittelwert der Maße der Detektoren, die am LNGS betrieben wurden,<br />
verwendet. Da<strong>nach</strong> wird der event generator definiert, wobei für die Untergr<strong>und</strong>simulation<br />
aufgr<strong>und</strong> der erweiterten Funktionalität nicht Decay0, sondern der implementierte<br />
chaingen verwendet wurde. Die Vorteile ergeben sich aus der Verwendung der Funktion<br />
AddIso <strong>und</strong> werden in Abschnitt 1.2 erläutert. Da<strong>nach</strong> folgt die Definition des Volumens,<br />
in dem die Zerfälle stattfinden, mit confine. Abschließend wird die Anzahl der<br />
zu simulierenden Ereignisse festgelegt <strong>und</strong> die Ausgabe in eine ROOT-Datei geleitet.<br />
A12
B. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen des<br />
<strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls<br />
B.1. Beschreibung <strong>von</strong> Neutrinos<br />
Neutrinos sind Spin-1/2-Teilchen, die der Dirac-Gleichung genügen <strong>und</strong> deshalb durch<br />
eine vierkomponentige Wellenfunktion (Dirac-Spinor), die Teilchen <strong>und</strong> Antiteilchen<br />
sowie die entgegengesetzten Spineinstellungen unterscheidet, beschreibbar sind. In [32,<br />
33] wurden Experimente vorgestellt, die genau eine Helizität<br />
H =<br />
s · p<br />
|s| · |p|<br />
(B.1)<br />
für Neutrinos (H = −1) <strong>und</strong> für Antineutrinos (H = 1) beobachteten. Weil nur die linkschiralen<br />
Neutrinos <strong>und</strong> die rechts-chiralen Antineutrinos an der schwachen Wechselwirkung<br />
teilnehmen, genügt zur Beschreibung ein zweikomponentiger Spinor (Weyl-Spinor).<br />
Dabei projeziert bei mν = 0 ein Operator die entsprechenden Komponenten aus dem<br />
allgemeinen Spinor auf die linkshändigen Dirac-Neutrinos ν D <strong>und</strong> die rechtshändigen<br />
Dirac-Antineutrinos ¯ν D [34].<br />
Da Neutrinos keine elektrische Ladung tragen, können sie als Majorana-Teilchen beschrieben<br />
werden. Diese sind invariant gegenüber Ladungskonjugation, so dass Teilchen<br />
<strong>und</strong> Antiteilchen identisch sind. Das Majorana-Neutrino ν = ¯ν = ν M existiert in den<br />
beobachteten helizitären Einstellungen H = ±1.<br />
In Oszillationsexperimenten konnte <strong>nach</strong>gewiesen werden, dass die Ruhemasse des<br />
Neutrinos nicht verschwindet [35, 36]. Der Fall mν > 0 geht allerdings über das oben<br />
beschriebene Modell hinaus. Die Lagrange-Dichte für freie Fermionen, die auf die Dirac-<br />
Gleichung führt, gibt in verschiedenen Termen die kinetische Energie <strong>und</strong> die Massenenergie<br />
wieder (Dirac-Massenterm). Innerhalb der Beschreibung der Neutrinos durch<br />
ν D <strong>und</strong> ¯ν D muss mD = 0 gelten [34]. Unter Zuhilfenahme ladungskonjugierter Spinorfelder<br />
kann eine Lagrange-Dichte gewonnen werden, die Massenterme für die Beschreibung<br />
<strong>von</strong> Majorana-Teilchen enthält (Majorana-Massenterm). Der allgemeinste Massenterm<br />
für freie Neutrinos ergibt sich aus der Kombination der benannten Lagrangedichten zum<br />
Dirac-Majorana-Massenterm.<br />
B1
B. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls<br />
B.2. Der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall<br />
Der Zerfall eines Neutrons in ein Proton unter Aussendung eines Elektrons <strong>und</strong> Antielektron-Neutrinos<br />
n → p + e − + ¯νe im Kern wird als β − -Zerfall bezeichnet. Dabei ändert<br />
sich die Kernladungszahl Z um eine Einheit, die Massenzahl A bleibt konstant. Die<br />
Atommasse m(Z, A) kann unter Verwendung der Bethe-Weizsäcker Massenformel [37,<br />
38] angegeben werden:<br />
m(Z, A) =ZmH + (A − Z)mn − aV A + aSA 2/3 + aCA −1/3 (2Z − A)<br />
+ aA<br />
2<br />
+ δP . (B.2)<br />
A<br />
Darin bedeuten mH <strong>und</strong> mn die Massen des Wasserstoffatoms <strong>und</strong> des Neutrons. Die<br />
mit ai <strong>und</strong> δP bezeichneten Parameter müssen empirisch bestimmt werden, wobei δP<br />
die Bindungsenergie bei der Paarung <strong>von</strong> Nukleonen derselben Sorte beschreibt. Bei<br />
Kernen gerader Kernladungszahl Z <strong>und</strong> Neutronenanzahl N (gg-Kerne) ergibt sich eine<br />
vergleichsweise hohe, für Kerne mit ungeraden Z <strong>und</strong> N (uu-Kerne) eine besonders<br />
niedrige Bindungsenergie. Für die Paarungsenergie gilt:<br />
δP =<br />
−aP A −1/2 gg-Kerne,<br />
0 für gu- <strong>und</strong> ug-Kerne,<br />
+aP A −1/2 uu-Kerne.<br />
(B.3)<br />
Die Konstante hat dabei den Wert aP ≈ 11, 5 MeV/c 2 [10]. Nuklide gleicher Massenzahl<br />
A0 werden als Isobare bezeichnet, zwischen denen Zerfälle durch den β-Zerfall stattfinden<br />
können. Die Atommasse kann mit Gleichung (B.2) zusammengefasst dargestellt werden<br />
als:<br />
m(Z) ∼ αZ + βZ 2 + δP , (B.4)<br />
<strong>und</strong> liegt auf einer Parabel. Abhängig <strong>von</strong> der Paarungsenergie resultieren für uu-Kerne<br />
<strong>und</strong> gg-Kerne verschiedene Massenparabeln im Abstand 2δP , die in Abbildung B.1 skizziert<br />
sind. Die obere Parabel beschreibt uu-Kerne <strong>und</strong> die untere gg-Kerne. Alle energetisch<br />
erlaubten β-Zerfälle sind markiert, sowie die stabilen Zustände durch gefüllte Kreise<br />
gekennzeichnet. Es können mehrere β-stabile Nuklide existieren, zwischen denen der einfache<br />
β-Zerfalls energetisch verboten ist <strong>und</strong> ein Übergang nur durch die Änderung der<br />
Ladungszahl um zwei Einheiten, dem <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall, stattfinden kann.<br />
Der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall vom β − β − -Typ in den Gr<strong>und</strong>zustand wird in zwei Zerfallsmodi<br />
unterschieden:<br />
(Z, A0) → (Z + 2, A0) + 2e − + 2 ¯νe (2νβ − β − ), (B.5)<br />
(Z, A0) → (Z + 2, A0) + 2e −<br />
B2<br />
(0νβ − β − ). (B.6)
B. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls<br />
Abbildung B.1.: Massenparabeln für Kerne mit geradzahligem A. Die obere Parabel beschreibt<br />
uu-Kerne <strong>und</strong> die untere gg-Kerne. Der β + -Zerfall konkurriert<br />
mit dem Elektroneneinfang aus der Atomhülle.<br />
Der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall kann als zwei simultan ablaufende einfache β-Übergänge betrachtet<br />
werden. Der neutrinolose <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall verletzt die Leptonenzahl (∆L = 2) <strong>und</strong><br />
ist im Standardmodell verboten. Die Übergangsenergie verteilt sich dabei vollständig auf<br />
die beiden emittierten Elektronen. Im Verlauf des Prozesses wird ein virtueller Neutrinozustand,<br />
der in einem ersten β − -Zerfall bei der Emission eines Antineutrinos (H = 1)<br />
<strong>und</strong> in einem zweiten β − -Übergang bei der Absorption eines Neutrinos (H = −1) auftritt,<br />
zwischen zwei Neutronen des Kerns ausgetauscht:<br />
n1 → p1 + e − + ¯νe, (B.7)<br />
νe + n2 → p2 + e − . (B.8)<br />
Voraussetzung für den 0νββ-Zerfall ist, dass das ausgetauschte Neutrino ein Majorana-<br />
Teilchen ist. Die in den Teilprozessen beteiligten Neutrinos besitzen unterschiedliche<br />
Helizitäten, weshalb eine Anpassung notwendig ist, die gemäß den in Abbildung B.2<br />
skizzierten Fällen vorgenommen werden kann [39].<br />
B3
B. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls<br />
Abbildung B.2.: Helizitätsanpassung der Neutrinos im neutrinolosen <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall<br />
vom β − β − -Typ. Neben den Impulsen der Teilchen sind die Spins als<br />
kleine Pfeile angegeben.<br />
Im Fall 1 rein linkshändiger (V-A)-Struktur der schwachen Wechselwirkung ist der am<br />
ersten Vertex emittierte Neutrinozustand (¯νR) rein rechtshändig. Dagegen kann nur ein<br />
linkshändiger Neutrinozustand (νL) am zweiten Vertex absorbiert werden. Ist die Restmasse<br />
des Neutrinos größer Null, bewegt es sich langsamer als die Lichtgeschwindigkeit<br />
<strong>und</strong> es gilt Hν ≤ |1|. Damit kann ein Bezugssystem gef<strong>und</strong>en werden, <strong>von</strong> dem ausgehend<br />
sich die Bewegungsrichtung <strong>und</strong> damit die Helizität des Neutrinos umkehrt. In<br />
Fall 2 existiert neben der linkshändigen eine rechtshändige Komponente in den geladenen<br />
schwachen Strömen. Der am dritten Vertex emittierte rechtshändige Neutrinozustand<br />
(¯νR) tritt <strong>nach</strong> Ladungskonjugation in ein νR im vierten Vertex in Wechselwirkung.<br />
Der neutrinolose <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall vom β + β + -Typ in den Gr<strong>und</strong>zustand ist in der<br />
Kombination des β + -Zerfalls p → n + e + + νe mit dem Einfang p + e − → n + νe eines<br />
Hüllenelektrons (EC) möglich <strong>und</strong> kann folgendermaßen klassifiziert werden:<br />
(Z, A0) → (Z − 2, A0) + 2e + (0νβ + β + ), (B.9)<br />
e − + (Z, A0) → (Z − 2, A0) + e +<br />
(0νβ + EC), (B.10)<br />
2e − + (Z, A0) → (Z − 2, A0) (0νEC/EC). (B.11)<br />
B4
B. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls<br />
Der Q-Wert bezeichnet die Zerfallsenergie, die für Q > 0 den emittierten Teilchen als<br />
kinetische Energie zur Verfügung steht. Beim Elektroneneinfang ergibt sich der Q-Wert<br />
aus der Differenz der Massen <strong>von</strong> Mutter- <strong>und</strong> Tochternuklid unter Berücksichtigung der<br />
Massen der beteiltigten Elektronen:<br />
QEC = (m(Z, A0) − Zme)c 2 + mec 2 − (m(Z − 1, A0) − (Z − 1)me)c 2<br />
(B.12)<br />
= (m(Z, A0) − m(Z − 1, A0))c 2 . (B.13)<br />
Im EC-Mode ergibt sich Q aus der Massendifferenz <strong>von</strong> Mutter- <strong>und</strong> Tochteratom,<br />
das durch die Einfangreaktion ionisiert wird. Als Folge dessen tritt charakteristische<br />
Röntgenstrahlung aus der Abregung der Hülle auf. Für den Q-Wert des β + -Zerfalls gilt:<br />
Qβ + = (m(Z, A0) − Zme)c 2 − (m(Z − 1, A0) − (Z − 1)me + me)c 2<br />
(B.14)<br />
= (m(Z, A0) − m(Z − 1, A0) − 2me)c 2 . (B.15)<br />
Der β + -Zerfall ist energetisch nur möglich, wenn die Massendifferenz <strong>von</strong> Mutter- <strong>und</strong><br />
Tochteratom wenigstens 2mec 2 beträgt. Der Elektroneneinfang ist gegenüber dem β + -<br />
Zerfall energetisch begünstigt:<br />
Qβ + = QEC − 2mec 2 . (B.16)<br />
B.3. Halbwertszeiten <strong>von</strong> 0νββ-Zerfällen<br />
Die mathematische Beschreibung des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls erfolgt mit Hilfe der Störungstheorie.<br />
Ausgehend <strong>von</strong> einer quantenfeldtheoretischen Hamiltondichte [40] ergibt sich<br />
die Übergangsrate <strong>nach</strong> Fermis Goldener Regel. Die inverse Halbwertszeit eines Zerfalls<br />
zwischen den paritären Zuständen J P errechnet sich, für Übergänge 0 + → 0 + mit<br />
Beiträgen proportional zum Quadrat der Neutrinomasse, aus:<br />
(T 0ν<br />
1/2(0 + → 0 + )) −1 = G 0ν (Q, Z) 0ν<br />
MGT − M 0ν<br />
<br />
F<br />
2<br />
〈mνe〉<br />
Darin bezeichnen G 0ν (Q, Z) das Phasenraumintegral der Elektronen, M 0ν<br />
GT<br />
me<br />
2<br />
. (B.17)<br />
<strong>und</strong> M 0ν<br />
F die<br />
Kernmatrixelemente eines Gamow-Teller- bzw. Fermi-Übergangs <strong>und</strong> 〈mνe〉 die effektive<br />
Majorana-Masse des Elektron-Neutrinos.<br />
<br />
<br />
〈mνe〉 = <br />
i<br />
miU 2 ei<br />
<br />
<br />
<br />
= |U 2 ei|e iαi<br />
<br />
<br />
mi<br />
(B.18)<br />
Weil Neutrinos eine Masse besitzen, brauchen die Masseneigenzustände mi nicht identisch<br />
mit denen der Wechselwirkung zu sein. Ein Neutrinozustand kann äquivalent in<br />
B5<br />
i
B. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls<br />
beiden Eigensystemen dargestellt werden, so dass bei der Kopplung eines Neutrino-<br />
Wechselwirkungszustandes an ein Elektron die effektive Masse mehrerer Masseneigenzustände<br />
beobachtet wird. Das Neutrino im 0νββ-Zerfall ist ein Majorana-Teilchen <strong>und</strong><br />
in die effektive Majorana-Masse geht auch die Phase e iαi ein. Daher ist bei destruktiver<br />
Interferenz 〈mν〉 < mi möglich.<br />
Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage können mit der Bestimmung der Halbwertszeit eines neutrinolosen<br />
<strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls Aussagen über die Neutrinomasse getroffen werden. In die<br />
inverse Halbwertszeit (T 0ν<br />
1/2 (0+ → 2 + )) −1 fließt die Neutrinomasse nicht direkt ein [41].<br />
B.4. Bestimmung der Grenzen für die Halbwertszeiten<br />
Die Anzahl der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle Zββ, die während der Messzeit texp in den CdZnTe-<br />
Kristallen der Masse mDet stattfinden, entspricht der Differenz der enthaltenen <strong>Doppelbeta</strong>-Isotope<br />
vor <strong>und</strong> <strong>nach</strong> der Messung:<br />
Zββ = N(t0) − N(t0 + texp). (B.19)<br />
Nach dem exponentiellen Umwandlungsgesetz N(t) = N(0) · e −λt [9] ergibt sich daraus<br />
mit λ = ln 2/T1/2:<br />
Zββ = N(0)(1 − e − ln 2·texp/T 1/2 ). (B.20)<br />
Bei typischen <strong>Doppelbeta</strong>-Halbwertszeiten gilt texp/T1/2 ≪ 1 [25] <strong>und</strong> die Exponentialfunktion<br />
kann in der Reihenentwicklung <strong>nach</strong> dem linearen Glied abgebrochen werden.<br />
Das führt auf:<br />
Zββ ≈ N(0) ln 2 · texp/T1/2 = mDet a texp/T1/2 · NA ln 2/MDet<br />
(B.21)<br />
Dabei wurde die Anzahl N(0) durch die Avogadro-Konstante NA, die molare Masse des<br />
CdZnTe MDet <strong>und</strong> die Isotopenhäufigkeit a der <strong>Doppelbeta</strong>-Isotope ausgedrückt. Die ββ-<br />
Übergänge sind experimentell mit der Effizienz ɛ, die innerhalb der Koinzidenzanalyse<br />
ermittelt wurde, <strong>nach</strong>weisbar, so dass sich für die Halbwertszeit ergibt:<br />
T1/2 ≈ mDet a ɛ texp<br />
Zββ<br />
· ln 2 NA<br />
. (B.22)<br />
MDet<br />
In Abbildung B.3 ist das Summenenergiespektrum dargestellt, das aus der Simulation<br />
der Untergr<strong>und</strong>ereignisse erzeugt wurde. Darin ist die Gesamtenergie E0 mit der korrelierten<br />
Zählrate (Z sim<br />
Unt )0/(mDet texp) markiert. Um die Zählrate <strong>von</strong> Energieeinträgen Z<br />
im Intervall [E0 − ∆E0/2, E0 + ∆E0/2] zu ermitteln, wird das Summenspektrum, wie in<br />
der Abbildung skizziert, durch die Untergr<strong>und</strong>-Zählrate bei E0 approximiert:<br />
Z = ∆E0<br />
(Z sim<br />
Unt )0<br />
mDet texp<br />
B6<br />
· mDet texp. (B.23)
B. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls<br />
Abbildung B.3.: Summenenergiespektrum aus der Simulation der Untergr<strong>und</strong>ereignisse.<br />
Die Untergr<strong>und</strong>-Zählraten resultieren aus radioaktiven Prozessen, die Poisson-verteilt<br />
sind, <strong>und</strong> für die Standardabweichung gilt σ = √ Z. Damit sich innerhalb der Streuung<br />
<strong>von</strong> Z <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalle befinden, muss für die Anzahl dieser Übergänge gelten:<br />
Zββ <<br />
<br />
∆E0<br />
(Z exp<br />
Unt )0<br />
mDet texp<br />
· mDet texp. (B.24)<br />
So kann in einer groben Abschätzung die Grenze für die Halbwertszeit eines ββ-Zerfalls<br />
aus dem Untergr<strong>und</strong>spektrum ermittelt werden:<br />
T1/2 > a ɛ ·<br />
<br />
mDet texp<br />
(Z<br />
∆E0<br />
exp<br />
Unt )0<br />
ln 2<br />
· NA<br />
MDet<br />
mDet texp<br />
. (B.25)<br />
Bei der Bestimmung der Zählrate (Z exp<br />
Unt )0 wird eine Stichprobe zur Überprüfung der<br />
statistischen Annahme über das Verteilungsgesetz (Poisson-Hypothese) der beobachteten<br />
Zerfälle P (λexp) erhoben. In einem Signifikanztest kann eine signifikante Abweichung<br />
<strong>von</strong> der statistischen Hypothese <strong>nach</strong>gewiesen werden. Das Signifikanzniveau α gibt an,<br />
mit welcher Wahrscheinlichkeit das Ergebnis einer wiederholten Messung unter gleichen<br />
Bedingungen innerhalb eines Vertrauensintervalls [Zu, Zo] liegt [42].<br />
B7
B. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls<br />
(a) Gewöhnliche Konstruktion eines Schlauches<br />
aus dem horizontalen Vertauensbereich. Alle ZSig<br />
auf der punktierten Linie gehören für ein (Z exp<br />
Unt )0<br />
zum Signifikanzniveau α.<br />
Abbildung B.4.: Neyman-Konstruktion, aus der bei Z sim<br />
Unt<br />
(b) Konstruktion des Vertrauensintervalls für ein<br />
(Z exp<br />
Unt )0 gemäß Feldman-Cousins.<br />
= 3, 0 das Vertrauensintervall<br />
α = 90 % für die Zählrate aus <strong>Doppelbeta</strong>-Ereignissen ZSig abgeleitet<br />
wird [43].<br />
α =<br />
Zo<br />
Zu<br />
P (λexp) d(Z exp<br />
Unt ) mit P (λexp) =<br />
exp<br />
Unt<br />
λ(Z )<br />
exp · e−λexp (Z exp<br />
Unt )!<br />
(B.26)<br />
Die beobachtete Zählrate setzt sich aus Untergr<strong>und</strong>ereignissen <strong>und</strong> <strong>Doppelbeta</strong>-Ereignissen<br />
zusammen.<br />
Z exp<br />
Unt<br />
= Z sim<br />
Unt + ZSig<br />
(B.27)<br />
Der Vertrauensbereich der <strong>Doppelbeta</strong>-Zählraten ZSig wird mit der Neyman-Konstruk-<br />
tion [44], die in Abbildung B.4 dargestellt ist, aus den beobachteten Zählraten Z exp<br />
Unt<br />
abgeleitet. Für die Verteilungsfunktion um den Erwartungswert <strong>von</strong> Zsig soll bei Messung<br />
<strong>von</strong> (Z exp<br />
Unt )0 gelten:<br />
α =<br />
(Z exp<br />
Unt )o<br />
(Z exp<br />
Unt )u<br />
P (Z exp<br />
Unt |ZSig) dZ exp<br />
Unt<br />
. (B.28)<br />
In der gewöhnlichen Neyman-Konstruktion (Abb. B.4(a)) wird ausgehend <strong>von</strong> einem<br />
ermittelt. Zu ei-<br />
ZSig (Signal-Hypothese) der (horizontale) Vertrauensbereich der Z exp<br />
Unt<br />
B8
B. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls<br />
nem Messwert (Z exp<br />
Unt )0 kann aus dieser Schlauchkonstruktion der (vertikale) Vertrauens-<br />
bereich der ZSig ermittelt werden. Die Abdeckung der Konstruktion ist exakt, d.h. das<br />
Vertrauensintervall der ZSig besitzt dasselbe Signifikanzniveau wie das der Z exp<br />
Unt . Wenn<br />
aufgr<strong>und</strong> der Messung festgelegt werden soll, ob für die Zählrate aus dem Signal-Ereignis<br />
eine Grenze oder ein beidseitiger Vertrauensbereich angegeben wird, ist die Abdeckung<br />
nicht mehr exakt. Daneben ergeben sich für ZSig ≈ 0 mitunter unphysikalische Vertrauensbereiche<br />
[43].<br />
Im Signifikanztest <strong>nach</strong> Feldman <strong>und</strong> Cousins [43] wird innerhalb der Neyman-Kon-<br />
wahrscheinliche“ ZSig<br />
struktion der Vertrauensbereich der Z exp<br />
Unt so umgeordnet, dass ”<br />
für ein (Z exp<br />
Unt )0 favorisiert werden <strong>und</strong> zugleich eine exakte Abdeckung der Verteilungs-<br />
funktion des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls erreicht wird. Dazu wird gemäß Gleichung B.26 das<br />
, der auf die<br />
Verhältnis aus der Wahrscheinlichkeit P (λexp, ZSig) <strong>und</strong> dem Wert Z ′<br />
Sig<br />
höchste Wahrscheinlichkeit P (λexp, Z ′<br />
Sig )max führt, gebildet:<br />
R = P (λexp, ZSig)<br />
P (λexp, Z ′<br />
Sig )max<br />
. (B.29)<br />
Zum Vertrauensbereich des ZSig werden in absteigender Ordnung <strong>von</strong> R solange Z exp<br />
Unt<br />
hinzugefügt, bis die Summe das Signifikanzniveau α erreicht. Die Werte [(Z exp<br />
Unt )u, (Z exp<br />
Unt )o]<br />
sim <strong>und</strong> ZUnt tabelliert oder können mit Analyseprogrammen<br />
berechnet werden [42]. In Abbildung B.4(b) ist der signifikante Bereich der<br />
sind für die möglichen Zählraten Z exp<br />
Unt<br />
<strong>Doppelbeta</strong>-Zählraten für Z sim<br />
Unt<br />
= 3, 0 dargestellt. Mit der Methode kann aus Z exp<br />
Unt das<br />
Signifikanzniveau α = 90 % für ZSig ermittelt werden <strong>und</strong> aus Gleichung (B.22) ergibt<br />
sich mit dem Zusammenhang (B.27) für die Grenzen der Halbwertszeiten in der Koinzidenzanalyse:<br />
T1/2 > mDet a ɛ texp<br />
ZSig<br />
B.5. Folgeprozesse des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls<br />
· ln 2 NA<br />
. (B.30)<br />
MDet<br />
B.5.1. Kernabregung der <strong>Doppelbeta</strong>-Tochternuklide<br />
Angeregte Kerne können in geb<strong>und</strong>enen <strong>und</strong> ungeb<strong>und</strong>enen Zuständen existieren. Für<br />
einen geb<strong>und</strong>enen Zustand unterhalb der Schwellenenergie für die Emission <strong>von</strong> Teilchen<br />
kann der Kern die Anregungsenergie nur durch elektromagnetische Wechselwirkung,<br />
durch die Emission <strong>von</strong> γ − Strahlung oder innere Konversion, wieder abgeben. Aber<br />
auch aus ungeb<strong>und</strong>enen Zuständen kann sich der Kern unter Emission eines Gamma-<br />
Quants abregen.<br />
Bei der Emission <strong>von</strong> γ-Strahlung wird die elektromagnetische Wechselwirkung zwischen<br />
den Multipolfeldern der Kernkonfigurationen des Ausgangs- <strong>und</strong> Endzustands betrachtet.<br />
Dabei wird ein Gamma-Quant der entsprechenden Multipolordnung mit einer<br />
B9
B. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls<br />
Übergangswahrscheinlichkeit, die innerhalb der Quantenelektrodynamik berechnet werden<br />
kann, emittiert. Aus der Entwicklung der quantisierten elektromagnetischen Felder<br />
der Kernkonfigurationen <strong>nach</strong> Multipolen resultieren Auswahlregeln, die Übergänge zwischen<br />
Kernzuständen mit Spin Ii = 0 verbieten, da keine entsprechende Multipolordnung<br />
l = I1 − I2 = 0 existiert.<br />
Bei der inneren Konversion überträgt der Kernzustand die Anregungsenergie durch die<br />
Coulomb-Wechselwirkung direkt auf ein kernnahes Hüllenelektron, das emittiert wird.<br />
Dessen Energie ergibt sich aus der Differenz der übertragenen Anregungsenergie <strong>und</strong><br />
seiner Bindungsenergie. Der Konversionskoeffizient<br />
α =<br />
# innere Konversion<br />
# γ − Emission<br />
(B.31)<br />
charakterisiert das Verhältnis der beschriebenen Alternativprozesse bei der Abregung<br />
eines Kerns unter elektromagnetischer Wechselwirkung. Für Kerne hoher Ladungszahl<br />
Z <strong>und</strong> Anregungsenergie E ∗ gilt bei elektrischen Übergängen für die Konkurrenzprozesse<br />
aus der K-Schale [45]:<br />
αK ≈ Z 3<br />
e 2<br />
¯hc<br />
4<br />
l<br />
l + 1<br />
2mec 2<br />
E ∗<br />
l+ 5<br />
2<br />
. (B.32)<br />
Hier bezeichnen ¯h = h/2π die Plancksche Konstante, e die Elementarladung, c die Geschwindigkeit<br />
des Lichtes <strong>und</strong> me die Ruhemasse des Elektrons. Es ist erkennbar, dass<br />
die innere Konversion mit Z <strong>und</strong> l stark zunimmt, mit wachsendem E ∗ abnimmt. Für<br />
die Tochternuklide der untersuchten <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle sind im Allgemeinen elektrische<br />
Multipolübergänge (2 + → 0 + ) der Ordnung l = 2 möglich <strong>und</strong> die errechneten Konversionskoeffizienten<br />
betragen O(10 −8 ). Deshalb ist der Prozess der inneren Konversion nur<br />
für verbotene Übergange der γ-Strahlung <strong>von</strong> Bedeutung <strong>und</strong> die evaluierten Werte der<br />
Konversionskoeffizienten werden an gegebener Stelle, wenn bekannt, angegeben.<br />
B.5.2. Wechselwirkungen ionisierender Strahlung mit Materie<br />
In Folge der <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfälle propagieren Photonen, Elektronen <strong>und</strong> Positronen<br />
durch den Aufbau der Detektoren <strong>und</strong> treten mit ihnen in Wechselwirkung. Nachfolgend<br />
werden die einzelnen physikalischen Prozesse erläutert <strong>und</strong> die Modelle beschrieben, die<br />
zu deren Simulation in VENOM implementiert sind [31]. Die Wechselwirkungen können<br />
folgendermaßen klassifiziert werden:<br />
• Photonen: Photoelektrischer Effekt, inkohärente Streuung <strong>und</strong> Paarbildungseffekt,<br />
• Elektronen <strong>und</strong> Positronen: Ionisation, Bremsstrahlung <strong>und</strong> Vielfachstreuung, Positronen<br />
in der Paarvernichtung.<br />
B10
B. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls<br />
Im Abschnitt A.5.2 wird weiterführend dargestellt, wie die Modelle in das Simulationsprogramm<br />
eingeb<strong>und</strong>en werden. Nachfolgend werden evaluierte Daten für die Wechselwirkungen<br />
der Teilchen mit Kristallen aus CdTe zum Vergleich mit der Simulation<br />
angeführt. Kristalle aus CdZnTe können nicht verlässlich implementiert werden, weil momentan<br />
Probleme mit den Datenbanken, die die Wechselwirkungen im <strong>Zink</strong> beschreiben,<br />
bestehen.<br />
Photonen<br />
Äußerer Photoelektrischer Effekt Beim äußeren Photoelektrischen Effekt setzt ein<br />
Photon durch einen Stoß ein Elektron aus der Hülle frei <strong>und</strong> ionisiert das Absorberatom.<br />
Die kinetische Energie des Elektrons errechnet sich aus der Differenz <strong>von</strong> Photonen<strong>und</strong><br />
Bindungsenergie. In VENOM wird anhand der Wirkungsquerschnitte für den Photoeffekt<br />
eines Photons der Energie Eγ mit Elektronen verschiedenener Schalen aus Datenbanken<br />
[46] die Wahrscheinlichkeit der Wechselwirkung mit den entsprechenden Elektronenniveaus<br />
errechnet. Daraus wird anschließend mit Hilfe eines Zufallszahlengenerators<br />
der Photoeffekt mit einem Elektron einer bestimmten Atomschale ausgewählt.<br />
Der totale Schwächungskoeffizient µt ist eine makroskopische Größe dafür, wie stark<br />
die Intensität <strong>von</strong> Strahlung beim Durchgang durch ein Medium der Dicke x geschwächt<br />
wird <strong>und</strong> geht als Parameter in das Lambert-Beer Gesetz ein:<br />
I(x) = I(0) · e −µt·x . (B.33)<br />
µt = i µi setzt sich aus den Koeffizienten µi, die die verschiedenen Wechselwirkungen<br />
der Strahlung mit dem absorbierenden Material beschreiben, zusammen. Die mittlere<br />
freie Weglänge Λ = µ −1<br />
t ist die durchschnittliche Strecke, die ein Teilchen ohne eine<br />
Wechselwirkung zurücklegt. Für den Photoabsorptionskoeffizienten µPh, der die Wahrscheinlichkeit<br />
einer Wechselwirkung unter Photoeffekt angibt, gilt im Energiebereich<br />
Eγ ≫ mec2 [9] für schwere Elemente:<br />
µPh ∼<br />
3...3,6 Z<br />
. (B.34)<br />
Darin bedeuten Z die Kernladungszahl des Absorbers <strong>und</strong> Eγ die Energie des einfallenden<br />
Photons.<br />
Eγ<br />
(B.35)<br />
Inkohärente Streuung Der Compton-Effekt beschreibt die inkohärente Streuung eines<br />
Photons an einem quasifreien Elektron des Absorbers. Auf das Elektron wird entsprechend<br />
des Ablenkwinkels des Photons Energie übertragen <strong>und</strong> das Atom angeregt<br />
oder ionisiert. Der Gesamtschwächungskoeffizient µC durch den Compton-Effekt, bei<br />
B11
B. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls<br />
dem nur ein Teil der Photonenenergie als kinetische Energie der Compton-Elektronen<br />
tatsächlich absorbiert wird, ergibt sich als Summe des Compton-Streukoeffizienten µCs<br />
<strong>und</strong> des Compton-Absorptionskoeffizienten µCa, <strong>und</strong> im Energiebereich Eγ ≫ mec 2 gilt<br />
[9].<br />
µC ∼ 1<br />
Eγ<br />
. (B.36)<br />
Die Winkel- <strong>und</strong> Energieverteilungen des Compton-Elektrons <strong>und</strong> des gestreuten Photons<br />
sind <strong>von</strong> der Energie des einfallenden Photons abhängig. Innerhalb VENOM wird<br />
für das sek<strong>und</strong>äre Photon aus dem differentiellen Photonen-Streuquerschnitt an freien<br />
Elektronen gemäß der Klein-Nishina-Formel [47] die Wahrscheinlichkeit der Streuung<br />
unter einem Winkel berechnet. Anschließend wird unter Zuhilfenahme eines Zufallszahlengenerators<br />
daraus den Streuwinkel ausgewählt. Da<strong>nach</strong> werden die Energie <strong>und</strong> der<br />
Impuls des gestreuten Elektrons mit den entsprechenden Erhaltungssätzen bestimmt.<br />
Paarerzeugung Oberhalb der Photonenenergie Eγ = 1022 keV können im Coulombfeld<br />
des Kerns durch Paarerzeugung Elektron-Positron-Paare gebildet werden. Die nicht zur<br />
Erzeugung benötigte Restenergie verteilt sich auf die beiden Teilchen. Der Kern gleicht<br />
die Impulsbilanz aus. Der Paarbildungs-Absorptionskoeffizient µPaar gibt die Wahrscheinlichkeit<br />
für die Paarbildung an <strong>und</strong> für Energien Eγ > 5mec 2 gilt [9]:<br />
µPaar ∼ Z · ln Eγ. (B.37)<br />
Innerhalb VENOM wird <strong>nach</strong> der Bethe-Heitler-Formel [48] für ein Photon der Energie<br />
Eγ, das in ein Coulombfeld eintritt, wechselnd für eines der erzeugten Teilchen der<br />
differentielle Wirkungsquerschnitt für die Emission des Teilchens einer Energie ɛEγ mit<br />
ɛ < 1 berechnet. Daraufhin wird in einer Stichprobe unter Verwendung <strong>von</strong> Zufallszahlen<br />
ein Winkel <strong>und</strong> eine Energie, unter dem sich das Teilchen fortbewegt, festgelegt. Aus<br />
Symmetriebetrachtungen <strong>und</strong> den Erhaltungssätzen ergeben sich Impuls <strong>und</strong> Energie<br />
des anderen Teilchens.<br />
In Abbildung B.5 sind für die diskutierten Prozesse die Abschwächungskoeffizienten<br />
µi <strong>von</strong> Photonen in CdTe dargestellt. Daran lässt sich die Wahrscheinlichkeit einer bestimmten<br />
Wechselwirkung eines Photones im Kristall abhängig <strong>von</strong> dessen Energie verifizieren.<br />
Entsprechend Gleichung (B.34) ist der Photoeffekt für vergleichsweise kleine<br />
Energien dominant, der Compton-effekt herrscht im Energiebereich E ≈ 0.5 MeV bis<br />
E ≈ 5 MeV vor, während die Paarbildung gemäß Gleichung (B.37) jenseits Energien<br />
O(10 MeV) überwiegt.<br />
Elektronen <strong>und</strong> Positronen<br />
Ionisation Den Großteil der Bewegungsenergie verlieren Elektronen <strong>und</strong> Positronen<br />
durch vielfache unelastische Stoßprozesse mit den Atomhüllen der Absorberatome, die<br />
B12
B. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls<br />
Abbildung B.5.: Schwächungskoeffizienten µi <strong>von</strong> Photonen der Energie Eγ in CdTe für<br />
die in Abschnitt B.5.2 beschriebenen Wechselwirkungen [49].<br />
dadurch angeregt oder ionisiert werden. Bei der Ionisation steht dem Sek<strong>und</strong>ärelektron<br />
die Differenz zwischen übertragener Energie <strong>und</strong> Bindungsenergie als kinetische Energie<br />
zur Verfügung. Oberhalb einer Energieschwelle ist es dem freiwerdenden Hüllenelektron<br />
möglich weitere Ionisationen auszulösen. Das Sek<strong>und</strong>ärelektron wird dann als δ-Elektron<br />
bezeichnet. Der Energieübertrag zwischen dem einfallenden <strong>und</strong> einem δ-Elektron wird<br />
innerhalb VENOM durch quantentheoretische Matrixelemente zwischen Anfangs- <strong>und</strong><br />
Endzustand mit Møller-Streuung [50] <strong>und</strong> unterhalb der Produktionsschwelle für δ-<br />
Elektronen mit Wirkungsquerschnitten aus Datenbanken [51] beschrieben <strong>und</strong> daraus<br />
eine Wahrscheinlichkeitsverteilung berechnet. Aufgr<strong>und</strong> dieser wird mit einem Zufallszahlengenerator<br />
einen konkreten Energieübertrag gewählt. Die Ionisation bzw. Anregung<br />
der Absorberatome durch Positronen werden analog behandelt.<br />
Bremsstrahlung Werden Elektronen im Coulombfeld eines Atomkerns abgelenkt, können<br />
sie Bremsstrahlung emittieren. In VENOM wird die Wahrscheinlichkeit des Energieverlusts<br />
∆E der Elektronen aus evaluierten Daten bestimmt [46] <strong>und</strong> die Winkelverteilung<br />
der emittierten Photonen gemäß dem differentiellen Wirkungsquerschnitt für Bremsstrahlung<br />
[52] ermittelt. Da<strong>nach</strong> legt ein Zufallszahlengenerator den konkreten Energieverlust<br />
<strong>und</strong> die Verteilung der emittierten Photonen fest. Mit der Skalierung Ee +/Z2<br />
B13
B. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls<br />
wird der Energieverlust der Positronen errechnet.<br />
Vielfachstreuung Geladene Teilchen mit vergleichsweise hohen Energien treten sehr<br />
stark mit dem absorbierenden Material in Wechselwirkung, so dass eine sehr hohe Anzahl<br />
einzelner Prozesse zu berücksichtigen ist. Dazu ist ein Modell zur Simulation <strong>von</strong><br />
Vielfachstreuung implementiert, das auf Algorithmen der Lewis-Streutheorie [53] basiert,<br />
<strong>und</strong> innerhalb dessen für charakteristische Wegstrecken Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />
für den Energieverlust <strong>und</strong> die Richtungsänderung des geladenen Teilchens berechnet<br />
werden. Daraus wird in einer Stichprobe unter Verwendung <strong>von</strong> Zufallszahlen der Energieverlust<br />
<strong>und</strong> die Richtungsänderung festgesetzt.<br />
Paarvernichtung Positronen, die sich nahezu in Ruhe befinden, können mit einem<br />
Elektron der Atomhülle unter Emission zweier Photonen in der Paarvernichtung in<br />
Wechselwirkung treten. Die erzeugten Teilchen bewegen sich im Ruhesystem des Positrons<br />
mit Eγ = 511 keV in entgegengesetzten Richtungen fort. Innerhalb VENOM<br />
wird der differentielle Annihilations-Wirkungsquerschnitt im Laborsystem für ein Photon<br />
abhängig <strong>von</strong> der Positronenenergie bestimmt [48], die Emissionsrichtung im Laborsystem<br />
unter Zuhilfenahme <strong>von</strong> Zufallszahlen gewählt <strong>und</strong> der Impuls des anderen<br />
Photons aus den entsprechenden Erhaltungssätzen berechnet.<br />
B.5.3. Relaxationsprozesse im Atom<br />
An den beschriebenen Prozessen sind im Falle einer Hüllenanregung überwiegend Elektronen<br />
aus der K-Schale der Absorberatome beteiligt. Wird ein Elektron aus einer der<br />
inneren Schalen entfernt, wird das entstandene Loch durch den Übergang eines Elektrons<br />
aus einer höheren Schale entweder unter Emission <strong>von</strong> Röntgenstrahlung oder<br />
Auger-Elektronen aufgefüllt. Die Energie des abgestrahlten Photons ergibt sich aus der<br />
Differenz der Bindungsenergien der beim Auffüllen beteiligten Elektronenzustände. In<br />
Tabelle B.1 sind die Röntgenenergien <strong>und</strong> die dominanten Übergangswahrscheinlichkeiten<br />
bei einer vakanten Stelle in der K-Schale für <strong>Cadmium</strong> <strong>und</strong> Tellur aufgelistet [54].<br />
Aus [49] wurden die totalen Schwächungskoeffizienten µt für die beiden zu Kα-Linien<br />
zusammengefassten Übergänge <strong>von</strong> Cd <strong>und</strong> Te entnommen <strong>und</strong> das Verhältnis gebildet<br />
gemäß:<br />
µt(Kα − Cd)<br />
µt(Kα − Te)<br />
99, 8 cm−1<br />
= ≈ 1, 7. (B.38)<br />
57, 7 cm−1 Ein Vergleich der evaluierten Werte mit der Simulation kann anhand Abbildung C.4 vorgenommen<br />
werden. Dort sind die diskutierten Röntgenlinien, die in der Simulation eines<br />
<strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls im COBRA-Experiment durch Hülleneffekte entstehen, dargestellt.<br />
B14
B. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls<br />
Abbildung B.6.: Semiempirisch gewonnene Darstellung der K-Fluoreszenz-Ausbeute ωK<br />
in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Kernladungszahl Z [55].<br />
Das Verhältnis Kα(Cd)/Kα(Te) ≈ 1, 5 der Impulshöhen der Cd-Linie zu der Te-Linie<br />
gibt annähernd den Zusammenhang, der aus den evaluierten Daten gewonnen wurde,<br />
wieder.<br />
Wenn beim Auffüllen einer vakanten Stelle in einer inneren Schale die Energie aus<br />
der Umordnung der Hülle auf ein weiteres Elektron übertragen wird, kann dieses als<br />
Auger-Elektron emittiert werden. Die Fluoreszenzausbeute<br />
ωK =<br />
# Röntgenemissionen<br />
# Vakanzen<br />
(B.39)<br />
charakterisiert das Verhältnis <strong>von</strong> Röntgen- zu Auger-Emission für Elektronen-Fehlstellen<br />
in der K-Schale. In Abbildung B.6 ist die semiempirisch bestimmte Abhängigkeit<br />
der Fluoreszenzausbeute <strong>von</strong> der Kernladungszahl dargestellt, aus der ωK = 82% für<br />
Cd <strong>und</strong> ωK = 86% für Te bestimmt werden kann. In der Diskussion der Effekte aus der<br />
Atomhülle wurde deshalb die Emission <strong>von</strong> Auger-Elektronen ver<strong>nach</strong>lässigt.<br />
B15
B. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen des <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls<br />
<strong>Cadmium</strong> Tellur<br />
Übergang Linie ER (keV) W kt (%) ER (keV) W kt (%)<br />
P3/2 → S1/2 Kα1 23,2 46,0 27,5 47,1<br />
P1/2 → S1/2 Kα2 23,0 24,5 27,2 25,3<br />
Tabelle B.1.: Röntgenenergien ER <strong>und</strong> Emissionswahrscheinlichkeiten Wkt. der Kα1,2-<br />
Linien, die bei Übergängen aus der L-Schale in die K-Schale emittiert werden,<br />
in <strong>Cadmium</strong> <strong>und</strong> Tellur [54].<br />
B16
C. Gr<strong>und</strong>legende Betrachtungen zur<br />
Koinzidenzanalyse<br />
C.1. Voraussetzungen<br />
Koinzidente Signale können dadurch entstehen, dass ein einzelnes Primärteilchen mit<br />
mehreren Detektoren des Aufbaus in Wechselwirkung tritt. Diese Signale sind im Allgemeinen<br />
nicht zur Identifikation eines <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls geeignet, da sie sich nicht <strong>von</strong><br />
Ereignissen aus Untergr<strong>und</strong>zerfällen unterscheiden lassen. Charakteristische koinzidente<br />
Energieeinträge entstehen in Zerfällen, in denen unterschiedliche Arten <strong>von</strong> Teilchen<br />
beteiligt sind. Im Fall der 0νββ-Zerfälle können die Übergänge in die angeregten Niveaus<br />
des Tochternuklids zur Auswertung verwendet werden, weil darin mindestens ein<br />
Gamma-Quant <strong>und</strong> zwei Elektronen emittiert werden.<br />
Abbildung C.1.: Totale Energiedeposition pro Weglänge für Elektronen <strong>und</strong> Photonen<br />
in Cd0.9Zn0.1Te <strong>und</strong> CdTe [46].<br />
C1
C. Gr<strong>und</strong>legende Betrachtungen zur Koinzidenzanalyse<br />
Die verschiedenen Wechselwirkungen, denen die unterschiedlichen Teilchen unterliegen,<br />
wurden in Abschnitt B.5.2 erläutert. Abgesehen da<strong>von</strong> ist deren Verhalten in Materie<br />
unter Zuhilfenahme makroskopischer Größen beschreibbar. Als solche ist in Abbildung<br />
C.1 die totale Energiedeposition für Cd0.9Zn0.1Te <strong>und</strong> CdTe längs einer Teilchenbahn<br />
dargestellt. In VENOM ist als Kristallmaterial momentan CdTe implementiert. Im<br />
Bereich zwischen 300 keV <strong>und</strong> 2500 keV bleibt die Abweichung der Werte des CdTe <strong>von</strong><br />
denen des Cd0.9Zn0.1Te für Elektronen unter 2% <strong>und</strong> für Photonen unter 5%.<br />
Die Kristallbindungen der Telluride können in hinreichender Näherung ver<strong>nach</strong>lässigt<br />
werden, so dass das CdTe <strong>und</strong> ZnTe als Gemisch ihrer Bestandteile vorliegen. Die Energiedepositionen<br />
für CdTe berechnen sich aus der Skalierung der Elemente gemäß der<br />
jeweiligen Dichte ρ:<br />
E CdTe<br />
dep<br />
=<br />
ρCd<br />
ρCd + ρTe<br />
· E Cd<br />
dep +<br />
ρTe<br />
ρCd + ρTe<br />
· E Te<br />
dep. (C.1)<br />
Die Wichtungen der CdTe <strong>und</strong> ZnTe im Cd0.9Zn0.1Te wurden gemäss der jeweiligen Dichte<br />
der Telluride <strong>und</strong> dem stöchiometrischen Massenverhältnis im Kristall vorgenommen:<br />
E Cd0.9Zn0.1Te<br />
dep<br />
= 0.9 ·<br />
ρCdTe<br />
ρCdTe + ρZnTe<br />
· E CdTe<br />
dep<br />
+ 0.1 ·<br />
ρZnTe<br />
ρCdTe + ρZnTe<br />
· E ZnTe<br />
dep . (C.2)<br />
Damit Koinzidenzen <strong>von</strong> Energieeinträgen in den Detektoren beobachtet werden können,<br />
müssen einige der beim Zerfall beteiligten Teilchen aus dem Ursprungskristall entkommen<br />
<strong>und</strong> Energie in einem anderen Detektor deponieren. Aus Abbildung C.1 ist ersichtlich,<br />
dass Elektronen längs ihrer Bahn einen wesentlich stärkeren Energieverlust erleiden<br />
als Photonen <strong>und</strong> deshalb vor allem Photonen aus dem Quellkristall austreten. Das Verhalten<br />
<strong>von</strong> Elektronen <strong>und</strong> Positronen beim Durchgang durch Materie ist vergleichbar.<br />
Unterschiede hinsichtlich der resultierenden Energiedepositionen in den Detektoren ergeben<br />
sich aus der Annihilation der Positronen <strong>und</strong> den entstehenden Photonen mit<br />
E=511 keV.<br />
Ausgehend <strong>von</strong> Abbildung C.1 wurden in VENOM jeweils in 1 Mio. Wiederholungen<br />
ein Photon <strong>und</strong> ein einzelnes Elektron generiert. Die Simulationen umfassten die<br />
Teilchenenergien, bei denen sich das makroskopische Verhalten am deutlichsten unterscheidet<br />
(E ≈ 500 keV). Daneben wurde die höchste Energie beteiligter Teilchen in den<br />
<strong>Doppelbeta</strong>-Zerfällen berücksichtigt. Anhand der Tabelle C.1 kann abgelesen werden,<br />
in welcher Weise sich die evaluierten Werte im Ergebnis der Simulationen niederschlagen.<br />
Die Elektronen deponieren durchschnittlich wesentlich mehr Energie Edep in den<br />
Detektoren als Photonen gleicher Energie. Zudem können Elektronen nicht aus dem<br />
Quellkristall entkommen <strong>und</strong> ihre gesamte Energie in einem anderen Detektor deponieren.<br />
Je <strong>nach</strong> <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall besitzen die unterschiedlichen Teilchen definierte Energien<br />
<strong>und</strong> deponieren diese in den Detektoren des COBRA-Aufbaus. Das führt zu einer charakteristischen<br />
Verteilung <strong>von</strong> Energieeinträgen, die dann zur Identifikation des Zerfalls<br />
C2
C. Gr<strong>und</strong>legende Betrachtungen zur Koinzidenzanalyse<br />
verwendet werden kann. Im Folgenden wird diese koinzidente Verteilung <strong>von</strong> Signalen<br />
als Signatur bezeichnet. Der Anteil <strong>von</strong> Ereignissen innerhalb einer Signatur an der<br />
Gesamtheit simulierter Zerfälle NSig/Nges ist die Effizienz des Übergangs. Die Aufgabe<br />
besteht darin, verschiedene Bedingungen an die Energiedepositionen so zu formulieren,<br />
dass bei einer hohen Effizienz Untergr<strong>und</strong>ereignisse möglichst gut diskriminiert werden.<br />
E = 500 keV Array Quellkristall nicht Quellkristall<br />
Edep (keV) Hvoll Hvoll<br />
Photon 74 5,1% 2,8%<br />
Elektron 304 47,2% -<br />
E = 3000 keV Array Quellkristall nicht Quellkristall<br />
Edep (keV) Hvoll. Hvoll<br />
Photon 193 0,2% 0,1%<br />
Elektron 1559 21,7% -<br />
Tabelle C.1.: Mittlere Energiedeposition Edep <strong>und</strong> Häufigkeiten vollständiger Energiedeposition<br />
Hvoll in genau einem Kristall für Photonen <strong>und</strong> Elektronen. Das<br />
Array besteht aus 16 Detektoren, wobei zwischen dem Quellkristall <strong>und</strong><br />
dem Rest unterschieden wird.<br />
C.2. Energiedepositionen aus der Simulation eines<br />
<strong>Doppelbeta</strong>-Zerfalls<br />
An dieser Stelle werden die Strukturen in den Energieeinträgen der einzelnen Detektoren<br />
anhand des Übergangs<br />
116 Cd → 116 Sn + 2e − , E ∗ = 1294 keV (C.3)<br />
in das erste angeregte Niveau, das unter Emission eines γ-Quants in den Gr<strong>und</strong>zustand<br />
übergeht, qualitativ diskutiert. Der Q-Wert beträgt 2805 keV, so dass für die Elektronen<br />
Ee− = 1511 keV verbleiben. Die Impulshöhenverteilung, die die Energiedepositionen in<br />
den Detektoren beschreibt, ist in Abbildung C.2 dargestellt.<br />
Weil einige Strukturen bei der mittleren Energieauflösung der Kristalle nicht erkennbar<br />
sind, wurde auch das <strong>von</strong> VENOM errechnete Spektrum, bei dem keine Detektoreffekte<br />
berücksichtigt werden, hinzugefügt. Darin sind die Peaks der vollständigen<br />
C3
C. Gr<strong>und</strong>legende Betrachtungen zur Koinzidenzanalyse<br />
Abbildung C.2.: Einzelenergie-Impulshöhenverteilung im gesamten Energiebereich für<br />
den Zerfall; Nges = 10 6 .<br />
Energiedeposition der im 116 Cd-Zerfall emittierten Elektronen <strong>und</strong> der γ-Strahlung aus<br />
der Kernabregung des 116 Sn sichtbar. Daneben sind Energieeinträge erkennbar, in denen<br />
die verschiedenen Teilchen aus dem <strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall im selben Detektor in Wechselwirkung<br />
getreten sind. Beispielsweise entsteht der Peak bei E = 2805 keV durch die<br />
Akkumulation der gesamten Primärteilchenenergien im selben Kristall.<br />
In Abbildung C.3 sind die vollständigen Energiedepositionen der Elektronen <strong>und</strong> des<br />
γ-Quants im Elektronen- bzw. γ-Vollenergiepeak markiert. Die Compton-Kante für die<br />
Streuung der Photonen liegt kaum sichtbar bei 1081 keV. Dagegen ist die Compton-<br />
Rückstreukante aus der Absorption eines zuvor um 180 ◦ gestreuten Gamma-Quants bei<br />
E = 213 keV gut erkennbar, denn der totale Abschwächungskoeffizient <strong>von</strong> Photonen in<br />
CdTe beträgt [49]:<br />
Eγ = 200 keV : µt = 2, 00 cm −1 , (C.4)<br />
Eγ = 1022 keV : µt = 0, 35 cm −1 . (C.5)<br />
Die Absorptionswahrscheinlichkeit für γ-Teilchen geringerer Energie sinkt im diskutierten<br />
Bereich mit steigender Energie rapide, wie auch die totale Wechselwirkungswahrscheinlichkeit,<br />
so dass die γ-Teilchen der höheren Energie seltener mit dem Kristall<br />
in Wechselwirkung treten <strong>und</strong> dabei mit vergleichsweise geringerer Wahrscheinlichkeit<br />
vollständig absorbiert werden.<br />
C4
C. Gr<strong>und</strong>legende Betrachtungen zur Koinzidenzanalyse<br />
Abbildung C.3.: Einzelenergie-Impulshöhenverteilung des 116 Cd-Zerfalls in einem Energiebereich,<br />
in dem Energiedepositionen aus den einzelnen Wechselwirkungen<br />
der Primärteilchen unterschieden werden können.<br />
Die in Abbildung C.3 markierten Peaks unterhalb E = 100 keV resultieren aus Abregungen<br />
der Hüllen <strong>von</strong> Kristallatomen, die vor allem durch die Elektronen aus dem<br />
<strong>Doppelbeta</strong>-Zerfall angeregt wurden. Unterhalb des e − -Vollenergiepeaks befinden sich<br />
die entsprechenden Escape-Peaks (E Cd<br />
esc = 1488 keV <strong>und</strong> E Te<br />
esc = 1484 keV), bei denen die<br />
Röntgenquanten aus der Hüllenabregung, die mit höherer Wahrscheinlichkeit aus dem<br />
Kristall treten, nicht im selben Detektor wie die Elektronen in Wechselwirkung treten.<br />
In Abbildung C.4 ist der Energiebereich dargestellt, innerhalb dessen die Kα1/2-Linien<br />
der häufigsten Elemente im Kristall <strong>Cadmium</strong> (E = 23 keV) <strong>und</strong> Tellur (E = 27 keV)<br />
verifiziert werden können.<br />
C.3. Experimenteller Datensatz<br />
Die Koinzidenzanalyse bezieht sich auf Messungen über den Zeitaum <strong>von</strong> ca. einem<br />
Jahr. Im Verlauf dessen wurde die Ausleseelektronik umorganisiert <strong>und</strong> zwischenzeitlich<br />
konnten nicht alle Detektoren aufgr<strong>und</strong> <strong>von</strong> Problemen mit der Kontaktierung ausgelesen<br />
werden. Deshalb stehen zu keinem Zeitpunkt der Datennahme alle 16 Kristalle des Arrays<br />
zur Verfügung.<br />
C5
C. Gr<strong>und</strong>legende Betrachtungen zur Koinzidenzanalyse<br />
Abbildung C.4.: Kα-Abregungen des im Kristall enthaltenen <strong>Cadmium</strong>s <strong>und</strong> Tellurs.<br />
In Abbildung C.5 wird die Korrelation der Rohdaten aus Energieeinträgen in den<br />
(be<strong>nach</strong>barten) Detektoren 1 <strong>und</strong> 2 wiedergegeben. Einträge in den horizontalen <strong>und</strong><br />
vertikalen Bändern unterhalb Ei = 20 keV resultieren aus dem elektronischen Rauschen<br />
der Verstärkerelektronik. Die Signale werden deshalb lediglich oberhalb einer Energieschwelle<br />
jenseits dieser Bänder ausgewertet. Die Detektoren sind empfindlich gegenüber<br />
der gegenseitigen Einkopplung elektronischer Signale <strong>und</strong> die Energieeinträge können<br />
dann nicht als unabhängig <strong>von</strong>einander betrachtet werden. Wechselbeziehungen zwischen<br />
Kristallen zeigen sich in horizontalen, vertikalen, diagonalen (siehe Abb. C.5) oder<br />
gekrümmten Bändern oberhalb der Schwellenenergie. In jedem Fall ist die Zahl <strong>von</strong> Signalen<br />
stark erhöht. Im Zuge der Datenaufbereitung wurde deshalb für jeden Detektor<br />
die Anzahl <strong>von</strong> Ereignissen pro run untersucht. In Abbildung C.6 ist die Rate <strong>von</strong> runs<br />
Nrun mit einer bestimmten Anzahl <strong>von</strong> Energieeinträgen NE/run für einen Detektor dargestellt.<br />
Die Signale sollten statistisch unabhängig <strong>von</strong>einander sein. Auf die Verteilung<br />
der Nrun oberhalb der mittleren Schwellenenergie Emin = 365 keV wurde ein Test auf eine<br />
Poisson-Verteilung vorgenommen. Die runs, die sich innerhalb 99% c.l. (confidence level)<br />
der Poisson-Approximation befinden, wurden als verlässlich definiert <strong>und</strong> runs oberhalb<br />
verworfen.<br />
Auf diese Weise wurden die Verwertbarkeit der experimentellen Daten für jeden Detektor<br />
einzeln überprüft <strong>und</strong> elf Konfigurationen beteiligter Kristalle (siehe Tabelle C.2)<br />
mit der Messzeit t zur weiteren Analyse extrahiert. Daraus ergibt sich für die Koinzi-<br />
C6
C. Gr<strong>und</strong>legende Betrachtungen zur Koinzidenzanalyse<br />
Abbildung C.5.: Anhand des vertikalen Bandes kann die Korrelation der Energieeinträge<br />
in den Detektoren 1 <strong>und</strong> 2 durch elektronisches Rauschen abgelesen<br />
werden.<br />
denzanalyse eine Datenmenge <strong>von</strong> 24,30 kg·d, die sich aus dem Produkt <strong>von</strong> Messzeit<br />
<strong>und</strong> Detektormasse errechnet. Die in den folgenden Abschnitten beschriebenen Analysen<br />
wurden für jede Konfiguration einzeln durchgeführt <strong>und</strong> die Ergebnisse entsprechend der<br />
Messzeit ermittelt.<br />
Die Energieauflösung wird in σ(E) angegeben <strong>und</strong> kann für die CdZnTe-Kristalle<br />
durch einen linearen Zusammenhang beschrieben werden. Im experimentellen Datensatz<br />
sind für jeden run Anstieg <strong>und</strong> Achsenabschnitt der Regressionsgerade aus der Kalibration<br />
gespeichert. Aus der Verteilung dieser Parameter für die aufbereiteten Daten wurde<br />
im Rahmen der Simulationen in einer konservativen Abschätzung eine Energieauflösung<br />
für alle Detektoren bestimmt. Als Parameter der Gerade wurden die Mittelwerte der<br />
Verteilungen, um die mittlere quadratische Schwankung erhöht, verwendet:<br />
σ(E) = (3, 15 · 10 −2 E + 8, 91)/(2 √ 2 ln 2) keV. (C.6)<br />
Der Graph ist zum Vergleich mit der Energieauflösung der Detektoren aus der experimentellen<br />
Datenmenge in Abbildung C.7 wiedergegeben.<br />
Für jeden Detektor wird pro run die eingestellte Schwellenenergie ausgegeben. Ausgehend<br />
<strong>von</strong> deren Verteilung im Datensatz wurde eine Detektorschwelle für sämtliche<br />
Kristalle in den Simulationen extrahiert. Sie wurde in einer konservativen Festlegung als<br />
C7
C. Gr<strong>und</strong>legende Betrachtungen zur Koinzidenzanalyse<br />
Abbildung C.6.: Die Rohdaten eines geeigneten Detektors liegen innerhalb 99% c.l. der<br />
Poisson-Approximation.<br />
die Summe aus Mittelwert <strong>und</strong> mittlerer quadratischer Schwankung zu Emin = 365.2 keV<br />
bestimmt. Die Untersuchung der statistischen Unabhängigkeit in der Aufbereitung der<br />
Rohdaten bezieht sich ebenfalls auf diese Grenzenergie. Es wurden ausschließlich Energieeinträge<br />
oberhalb dieser Schwelle ausgewertet.<br />
C8
C. Gr<strong>und</strong>legende Betrachtungen zur Koinzidenzanalyse<br />
Name aktive Detektoren t (h)<br />
91 4, 5, 7, 8, 9, 11, 12, 14, 15 328<br />
92 2, 3, 5, 7, 8, 10, 13, 14, 15 729<br />
93 2, 3, 5, 7, 8, 9, 11, 12, 13 126<br />
101 2, 3, 4, 5, 7, 8, 9, 11, 14, 15 190<br />
102 2, 3, 4, 5, 8, 9, 11, 12, 14, 15 227<br />
103 2, 3, 5, 7, 9, 10, 12, 13, 14, 15 142<br />
111 2, 3, 4, 5, 7, 8, 9, 11, 12, 14, 15 1472<br />
112 2, 3, 5, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 14, 15 78<br />
113 2, 3, 5, 7, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15 238<br />
114 2, 3, 5, 7, 8, 9, 10, 12, 13, 14, 15 668<br />
12 2, 3, 5, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15 1412<br />
Tabelle C.2.: Konstellationen <strong>von</strong> Kristallen mit der Messzeit t, die sich aus der Aufbereitung<br />
der Rohdaten ergeben.<br />
Abbildung C.7.: Die Schar der Graphen für die Energieauflösung der Detektoren<br />
während der Datennahme verläuft zwischen den als extremal bezeichneten<br />
Geraden. Die Mehrzahl da<strong>von</strong> konzentriert sich auf den Bereich<br />
etwas oberhalb der unteren Eingrenzung.<br />
C9
D. Ergänzende Tabellen <strong>und</strong><br />
Abbildungen<br />
D.1. Übergänge aus Untergr<strong>und</strong>ereignissen<br />
4,5·10 9 a<br />
T1/2 Isotop beteiligte Teilchen<br />
24,1 d<br />
1,2 min<br />
2,5·10 5 a<br />
7,5·10 4 a<br />
1,6·10 3 a<br />
3,8 d<br />
3,1 min<br />
Zerfall α-Zerfall β-Zerfall γ-Emission<br />
Verzw. E V E V E W<br />
(%) (keV) (%) (keV) (%) (keV) (%)<br />
238<br />
92U 4197 77<br />
100 ↓ α 4147 23 50 0,06<br />
234<br />
90Th 199 72,5 92 2,42<br />
100 ↓ β 104 17,8 63 4,1<br />
60 7,1 93 2,39<br />
234m<br />
91 Pa 2290 98,4<br />
100 ↓ β 1530 0,62 766 0,32<br />
234<br />
92U 4775 73<br />
1250 0,74 1001 0,84<br />
100 ↓ α 4123 27 53 0,12<br />
230<br />
90Th 4688 76<br />
100 ↓ α 4621 23 68 0,38<br />
226<br />
88Ra 4784 94<br />
100 ↓ α 4601 6 168 3,51<br />
222<br />
86Rn 5490 99<br />
100 ↓ α 4987 0,1<br />
218<br />
84Po 6002 100 256<br />
0,02 99,98<br />
β ↙ ↘ α<br />
Fortsetzung nächste Seite<br />
Tabelle D.2.: Häufigste Übergänge mit Halbwertszeiten T1/2, Verzweigungsverhältnissen<br />
V, Emissionswahrscheinlichkeiten W der Kernabregungen <strong>und</strong> Energien E<br />
der beteiligten Teilchen in den 238 U <strong>und</strong> 222 Rn-Zerfallsreihen [56].<br />
D1
D. Ergänzende Tabellen <strong>und</strong> Abbildungen<br />
T1/2 Isotop beteiligte Teilchen<br />
(Forts.)<br />
Zerfall α-Zerfall β-Zerfall γ-Emission<br />
Verzw. E V E V E W<br />
(%) (keV) (%) (keV) (%) (keV) (%)<br />
2 s<br />
26,8 min<br />
218<br />
85At<br />
α ↘<br />
214<br />
82Pb<br />
↙ β<br />
6883 730 41 295 18,15<br />
242 7,12<br />
670 46 352 35,1<br />
19,9 min 214<br />
83Bi<br />
0,02 99,98<br />
5617 3275 19,9<br />
1880 7,2<br />
609<br />
768<br />
44,6<br />
4,8<br />
α ↙ ↘ β 1510 16,9 1120 14,7<br />
1020 16,9 1238 5,8<br />
1020 16,9 1764 15,1<br />
2204 5,0<br />
1,3 min 210<br />
1,6·10<br />
81Tl 214<br />
84Po 7687 100 5487<br />
−6 s β ↘ ↙ α<br />
22,3 a 210<br />
82Pb<br />
100 ↓ β<br />
63<br />
17<br />
19<br />
81 47 4,2<br />
5,0 d 210<br />
83Bi<br />
100 ↓ β<br />
1161 99<br />
138,4 d<br />
stabil<br />
210<br />
84Po<br />
100 ↓ β<br />
5305 99<br />
206<br />
82Pb<br />
Tabelle D.2.: Häufigste Übergänge mit Halbwertszeiten T1/2, Verzweigungsverhältnissen<br />
V, Emissionswahrscheinlichkeiten W der Kernabregungen <strong>und</strong> Energien E<br />
der beteiligten Teilchen in den 238 U <strong>und</strong> 222 Rn-Zerfallsreihen [56].<br />
1,4·10 10 a<br />
T1/2 Isotop beteiligte Teilchen<br />
Zerfall α-Zerfall β-Zerfall γ-Emission<br />
Verzw. E V E V E W<br />
(%) (keV) (%) (keV) (%) (keV) (%)<br />
232<br />
90Th 4012 78<br />
Fortsetzung nächste Seite<br />
Tabelle D.3.: Häufigste Übergänge mit Halbwertszeiten T1/2, Verzweigungsverhältnissen<br />
V, Emissionswahrscheinlichkeiten W der Kernabregungen <strong>und</strong> Energien E<br />
der beteiligten Teilchen in den 232Th <strong>und</strong> 220 D2<br />
Rn-Zerfallsreihen [56].
D. Ergänzende Tabellen <strong>und</strong> Abbildungen<br />
T1/2 Isotop beteiligte Teilchen<br />
5,8 a<br />
6,2 h<br />
1,9 a<br />
3,7 d<br />
55,6 s<br />
0,1 s<br />
10,6 h<br />
60,6 min<br />
3,1 min 208<br />
81Tl<br />
(Forts.)<br />
Zerfall α-Zerfall β-Zerfall γ-Emission<br />
Verzw. E V E V E W<br />
(%) (keV) (%) (keV) (%) (keV) (%)<br />
100 ↓ α 3954 22 64 0,27<br />
228<br />
88Ra 39 60<br />
100 ↓ β 15 40<br />
228<br />
89Ac 218 10 338 11<br />
100 ↓ β 170 12 969 16<br />
1110 31 911 27<br />
228<br />
90Th 5423 71 84 1,2<br />
100 ↓ α 5340 28 216 0,3<br />
5221 0,4<br />
224<br />
88Ra 5685 95<br />
100 ↓ α 5449 5 241 4,1<br />
220<br />
86Rn 6288 99,9<br />
100 ↓ α 5747 0,1 550 0,1<br />
216<br />
84Po 6778 100<br />
100 ↓ α<br />
212<br />
82Pb 569 12 300 3,3<br />
100 ↓ β 331 83 239 43,5<br />
159 5<br />
212<br />
83Bi 6089 27 2248 87 1621 1,5<br />
36 64 6050 70 1521 7 727 6,7<br />
α ↙ ↘ β<br />
212<br />
84Po 8758 100 1800 51 583 30,6<br />
Fortsetzung nächste Seite<br />
Tabelle D.3.: Häufigste Übergänge mit Halbwertszeiten T1/2, Verzweigungsverhältnissen<br />
V, Emissionswahrscheinlichkeiten W der Kernabregungen <strong>und</strong> Energien E<br />
der beteiligten Teilchen in den 232 Th <strong>und</strong> 220 Rn-Zerfallsreihen [56].<br />
D3
D. Ergänzende Tabellen <strong>und</strong> Abbildungen<br />
T1/2 Isotop beteiligte Teilchen<br />
(Forts.)<br />
Zerfall α-Zerfall β-Zerfall γ-Emission<br />
Verzw. E V E V E W<br />
(%) (keV) (%) (keV) (%) (keV) (%)<br />
3,0·10−6 s β ↘ ↙ α 1520 22 861 4,5<br />
stabil<br />
1290 23 511 8,2<br />
208<br />
82Pb<br />
Tabelle D.3.: Häufigste Übergänge mit Halbwertszeiten T1/2, Verzweigungsverhältnissen<br />
V, Emissionswahrscheinlichkeiten W der Kernabregungen <strong>und</strong> Energien E<br />
der beteiligten Teilchen in den 232 Th <strong>und</strong> 220 Rn-Zerfallsreihen [56].<br />
7,0·10 8 a<br />
T1/2 Isotop beteiligte Teilchen<br />
25,5 h<br />
3,3·10 4 a<br />
21,8 a<br />
Zerfall α-Zerfall β-Zerfall γ-Emission<br />
Verzw. E V E V E W<br />
(%) (keV) (%) (keV) (%) (keV) (%)<br />
235<br />
92U 4400 55 186 57,2<br />
100 ↓ α 4364 17 144 11,0<br />
231<br />
90Th 305 35 26 14,6<br />
100 ↓ β 218 37 84 6,7<br />
134 13 81 0,9<br />
90 12<br />
231<br />
91Pa 5058 11<br />
100 ↓ α 5029 20 27 10,3<br />
5012 25 300 2,5<br />
4951 23 303 2,2<br />
4737 8<br />
227<br />
89Ac 5951 47 46 54<br />
1,4 98,6 5938 40<br />
Fortsetzung nächste Seite<br />
Tabelle D.4.: Häufigste Übergänge mit Halbwertszeiten T1/2, Verzweigungsverhältnissen<br />
V, Emissionswahrscheinlichkeiten W der Kernabregungen <strong>und</strong> Energien E<br />
der beteiligten Teilchen in der 235 D4<br />
U-Zerfallsreihe [56].
D. Ergänzende Tabellen <strong>und</strong> Abbildungen<br />
T1/2 Isotop beteiligte Teilchen<br />
(Forts.)<br />
Zerfall α-Zerfall β-Zerfall γ-Emission<br />
Verzw. E V E V E W<br />
(%) (keV) (%) (keV) (%) (keV) (%)<br />
α ↙ ↘ β<br />
21,8 min<br />
18,7 d<br />
223<br />
87Fr<br />
β ↘<br />
227<br />
90Th<br />
↙ α<br />
6038 24<br />
5978 23<br />
1148 50<br />
236<br />
7,9<br />
12,1<br />
5757 20 257 7,0<br />
5709 8<br />
11,4 d<br />
4,0 s<br />
1,8·10 −3 s<br />
36,1 min<br />
2,2 min<br />
223<br />
88Ra 5748 9 154 5,6<br />
100 ↓ α 5717 54 269 13,7<br />
5608 24 234 3,9<br />
5540 9 338 2,8<br />
219<br />
86Rn 6819 81<br />
100 ↓ α 6553 12 271 10,8<br />
6425 8 402 6,4<br />
215<br />
84Po 7368 99<br />
100 ↓ α<br />
211<br />
82Pb 1355 92<br />
100 ↓ β 951 2 405 3,8<br />
525 5 832 3,5<br />
211<br />
83Bi 6623 84<br />
0,03 99,7 6279 16 351 12,9<br />
β ↙ ↘ α<br />
0,52 s<br />
4,77 min<br />
stabil<br />
211<br />
84Po<br />
β ↘<br />
207<br />
81Tl<br />
↙ α<br />
7594 1442 99,8 898 0,2<br />
207<br />
82Pb<br />
Tabelle D.4.: Häufigste Übergänge mit Halbwertszeiten T1/2, Verzweigungsverhältnissen<br />
V, Emissionswahrscheinlichkeiten W der Kernabregungen <strong>und</strong> Energien E<br />
der beteiligten Teilchen in der 235 U-Zerfallsreihe [56].<br />
D5
D. Ergänzende Tabellen <strong>und</strong> Abbildungen<br />
T1/2 Isotop beteiligte Teilchen<br />
30,2 a<br />
stabil<br />
5,3 a<br />
stabil<br />
1,3·10 9 a<br />
stabil 40<br />
20Ca<br />
2,6 a<br />
stabil<br />
Zerfall α-Zerfall β-Zerfall γ-Emission<br />
Verzw. E V E V E W<br />
(%) (keV) (%) (keV) (%) (keV) (%)<br />
137<br />
55Cs 511 95 662 89,9<br />
100 ↓ β − 1173 5<br />
137<br />
56Ba<br />
60<br />
27Co 319 99,8 1173 99,8<br />
100 ↓ β − 1490 0,12 1333 99,8<br />
60<br />
28Ni<br />
40<br />
19K 1312 89,3<br />
89,3 10,7 1461 10,5<br />
β − ↙ ↘ EC<br />
40<br />
18Ar<br />
22<br />
11Na 1658 90,4 1274 99,9<br />
90,5 9,5 2842 0,1 511<br />
β + ↓ ↓ EC<br />
22<br />
10Ne<br />
Tabelle D.1.: Häufigste Übergänge mit Halbwertszeiten T1/2, Verzweigungsverhältnissen<br />
V, Emissionswahrscheinlichkeiten W der Kernabregungen <strong>und</strong> Energien E<br />
der beteiligten Teilchen für die 137 Cs, 60 Co, 40 K <strong>und</strong> 22 Na-Zerfälle. Bei den<br />
β + -Übergängen wird auch das Annihilationsphoton berücksichtigt [6].<br />
D6
D. Ergänzende Tabellen <strong>und</strong> Abbildungen<br />
D.2. Ereignisraten für Untergr<strong>und</strong>ereignisse<br />
Isotop W (%) R (Ereignis/h) Isotop W (%) R (Ereignis/h)<br />
222<br />
86Rn 99,0 78,5961 220<br />
86Rn 1,0 0,7939<br />
<br />
79,3900<br />
Tabelle D.5.: Generierte Wahrscheinlichkeit W in chaingen aus den verwendeten Ereignisraten<br />
R zur Simulation der Untergr<strong>und</strong>zerfälle in der Luft. Daneben ist<br />
die Gesammtereignisrate angegeben.<br />
Isotop W (%) R (Ereignis/h) Isotop W (%) R (Ereignis/h)<br />
238<br />
219<br />
92U 3,962 1,1 86Rn 0,612 0,17<br />
234<br />
215<br />
90Th 3,962 1,1 84Po 0,612 0,17<br />
234m 211<br />
91Pa 5,763 1,6 82Pb 0,612 0,17<br />
234<br />
211<br />
92U 7,564 2,1 83Bi 0,612 0,17<br />
230<br />
211<br />
90Th 7,564 2,1 84Po 0,612 0,17<br />
226<br />
207<br />
88Ra 7,564 2,1 81Tl 0,612 0,17<br />
222<br />
86Rn 0,076 0,021<br />
218<br />
232<br />
84Po 0,076 0,021 90Th 3,962 1,1<br />
218<br />
85At 1,4 ·10−5 −6 228<br />
3,8 ·10 88Ra 3,962 1,1<br />
214<br />
228<br />
82Pb 0,076 0,0210 89Ac 3,962 1,1<br />
214<br />
228<br />
83Bi 0,076 0,021 90Th 2,629 0,73<br />
210<br />
81Tl 1,6 ·10−5 −6 224<br />
4,4 ·10 88Ra 2,629 0,73<br />
214<br />
220<br />
84Po 0,076 0,0201 86Rn 2,629 0,73<br />
210<br />
216<br />
82Pb 0,005 0,0015 84Po 2,629 0,73<br />
210<br />
212<br />
83Bi 0,005 0,0015 82Pb 2,629 0,73<br />
210<br />
212<br />
84Po 0,005 0,0015 83Bi 2,629 0,73<br />
208<br />
81Tl 0,945 0,2624<br />
235<br />
212<br />
92U 0,612 0,17 84Po 1,684 0,4676<br />
231<br />
90Th 0,612 0,17<br />
231<br />
40<br />
91Pa 0,612 0,17 19K 24,852 6,9<br />
227<br />
60<br />
89Ac 0,612 0,17 27Co 0,072 0,02<br />
223<br />
137<br />
87Fr 0,612 0,17 55Cs 0,054 0,015<br />
Fortsetzung nächste Seite<br />
Tabelle D.6.: Generierte Wahrscheinlichkeit W in chaingen aus den verwendeten Ereignisraten<br />
R zur Simulation der Untergr<strong>und</strong>zerfälle im Lack. Daneben ist<br />
die Gesammtereignisrate angegeben.<br />
D7
D. Ergänzende Tabellen <strong>und</strong> Abbildungen<br />
(Forts.)<br />
Isotop W (%) R (Ereignis/h) Isotop W (%) R (Ereignis/h)<br />
227<br />
90Th 0,612 0,17<br />
88Ra 0,612 0,17<br />
223<br />
<br />
27,7645<br />
Tabelle D.6.: Generierte Wahrscheinlichkeit W in chaingen aus den verwendeten Ereignisraten<br />
R zur Simulation der Untergr<strong>und</strong>zerfälle im Lack. Daneben ist<br />
die Gesammtereignisrate angegeben.<br />
Isotop W (%) R (Ereignis/h) Isotop W (%) R (Ereignis/h)<br />
218<br />
210<br />
84Po 24,497 30,2532 84Po 0,349 0,4341<br />
218<br />
85At 0,0004 0,0005<br />
214<br />
216<br />
82Pb 24,492 30,2471 84Po 0,241 0,2978<br />
214<br />
212<br />
83Bi 24,497 30,2532 82Pb 0,241 0,2978<br />
210<br />
212<br />
81Tl 0,005 0,0006 83Bi 0,241 0,2978<br />
214<br />
208<br />
84Po 24,492 30,2468 81Tl 0,087 0,1070<br />
210<br />
212<br />
82Pb 0,349 0,4341 84Po 0,154 0,1907<br />
210<br />
83Bi 0,349 0,4341<br />
<br />
124,4835<br />
Tabelle D.7.: Generierte Wahrscheinlichkeit W in chaingen aus den verwendeten Ereignisraten<br />
R zur Simulation der Untergr<strong>und</strong>zerfälle auf der Oberfläche des<br />
Lacks. Daneben ist die Gesammtereignisrate angegeben.<br />
Isotop W (%) R (Ereignis/h) Isotop W (%) R (Ereignis/h)<br />
218<br />
210<br />
84Po 24,199 0,0807 84Po 0,333 0,0011<br />
218<br />
85At 0,004 1,1 ·10−5 214<br />
216<br />
82Pb 24,195 0,0807 84Po 0,238 0,0008<br />
214<br />
212<br />
83Bi 24,199 0,0807 82Pb 0,238 0,0008<br />
210<br />
−5 212<br />
81Tl 0,005 1,7 ·10 83Bi 0,238 0,0008<br />
214<br />
208<br />
84Po 24,199 0,0807 81Tl 0,0856 0,0003<br />
210<br />
212<br />
82Pb 0,333 0,0011 84Po 0,1526 0,0005<br />
Fortsetzung nächste Seite<br />
Tabelle D.8.: Generierte Wahrscheinlichkeit W in chaingen aus den verwendeten Ereignisraten<br />
R zur Simulation der Untergr<strong>und</strong>zerfälle auf der Oberfläche der<br />
Kathode. Daneben ist die Gesammtereignisrate angegeben.<br />
D8
D. Ergänzende Tabellen <strong>und</strong> Abbildungen<br />
(Forts.)<br />
Isotop W (%) R (Ereignis/h) Isotop W (%) R (Ereignis/h)<br />
210<br />
83Bi 0,333 0,0011<br />
<br />
0,3293<br />
Tabelle D.8.: Generierte Wahrscheinlichkeit W in chaingen aus den verwendeten Ereignisraten<br />
R zur Simulation der Untergr<strong>und</strong>zerfälle auf der Oberfläche der<br />
Kathode. Daneben ist die Gesammtereignisrate angegeben.<br />
D.3. Ergänzende Abbildungen<br />
D9
D. Ergänzende Tabellen <strong>und</strong> Abbildungen<br />
(a) 70 Zn → 70 Ge + 2e − (b) 114 Cd → 114 Sn + 2e −<br />
(c) 116 Cd → 116 Sn + 2e − (d) 128 Te → 128 Xe + 2e −<br />
(e) 130 Te → 130 Xe + 2e −<br />
Abbildung D.1.: Termschemata der 0νβ − β − -Zerfälle im CdZnTe. Der Q-Wert einer Reaktion<br />
berechnet sich aus dem Niveauunterschied des Anfangs- <strong>und</strong><br />
Endzustandes. Angegeben sind auch mögliche Übergänge in angeregte<br />
Niveaus. Daraus lassen sich die Energien der emittierten γ ′ s beim<br />
Übergang in den Gr<strong>und</strong>zustand ermitteln. Nach den Auswahlregeln der<br />
Multipolstrahlung ist die Kernabregung 0 + → 0 + verboten.<br />
D10
D. Ergänzende Tabellen <strong>und</strong> Abbildungen<br />
(a) 64 Zn + 2e − → 64 Ni, 64 Zn + e − → 64 Ni + e + (b) 106 Cd + 2e − → 106 Pd, 106 Cd + e − → 106 Pd +<br />
e + , 106 Cd → 106 Pd + 2e +<br />
(c) 108 Cd + 2e − → 108 Pd (d) 120 Te + 2e − → 120 Sn, 120 Te + e − → 120 Sn + e +<br />
Abbildung D.2.: Termschemata der 0νβ + β + -Zerfälle im CdZnTe. Der Q-Wert einer Reaktion<br />
berechnet sich aus dem Niveauunterschied des Anfangs- <strong>und</strong><br />
Endzustandes. Der EC/EC-Mode ist der energetisch günstigste Zerfall.<br />
Sofern energetisch möglich, sind auch die EC/β + sowie β + /β + -Moden<br />
angegeben, sowie mögliche Übergänge in angeregte Niveaus. Daraus lassen<br />
sich die Energien der emittierten γ ′ s beim Übergang in den Gr<strong>und</strong>zustand<br />
ermitteln. Nach den Auswahlregeln der Multipolstrahlung ist<br />
die Kernabregung 0 + → 0 + verboten.<br />
D11
D. Ergänzende Tabellen <strong>und</strong> Abbildungen<br />
Abbildung D.3.: Das Macro-Script on cathode 16array.mac zur VENOM-Simulation.<br />
Es stehen Befehle zur Definition der Geometrie, des Teilchen- <strong>und</strong> Ereignisgenerators,<br />
sowie der Datenausgabe zur Verfügung.<br />
D12
Literaturverzeichnis<br />
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54
Erklärung<br />
Hiermit erkläre ich, dass ich diese Arbeit selbständig <strong>und</strong> ohne andere als die angegebenen<br />
Hilfsmittel angefertigt habe.<br />
Ort, Datum der Abgabe Unterschrift<br />
55