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Esslingen 1-3

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dass die Integrationskraft der historischen Einheit „Stadt“ im<br />

polyzentrischen Verdichtungsraum dabei nachlässt, weil Individuen<br />

und Gruppen sich zunehmend regional orientieren und<br />

gleichzeitig kleinräumige Umfeldsysteme an Bedeutung gewinnen.<br />

Hinzu kommt offensichtlich, dass Teile der Bevölkerung die<br />

Anmeldung und Durchsetzung von Interessen wenig oder gar<br />

nicht trainiert haben und stattdessen in das Abhängigkeitsverhältnis<br />

der Alimentierung in nahezu allen Bereichen der sozialen<br />

Daseinsvorsorge zurückzufallen scheinen. Diese Gruppen<br />

haben zunehmende Schwierigkeiten, bürgerschaftliches<br />

Selbstverständnis und Selbstwertgefühl zu entwickeln. Andererseits<br />

haben gerade sie sehr konkrete Zukunftserwartungen<br />

für ihr persönliches Leben im Stadtteil und sehr deutliche Vorstellungen<br />

im Hinblick auf die jeweiligen Verantwortlichkeiten<br />

bei der Schaffung und Sicherung der Rahmenbedingungen für<br />

diese Zukunft, wie aus der Vielzahl der Einzel- und Gruppengespräche<br />

dieses Diskurses deutlich geworden ist.<br />

Das Projekt „Stadt 2030 <strong>Esslingen</strong>-Pliensauvorstadt – Bürger<br />

sein heute – Bürger sein 2030“ ist ein Gemeinschaftsprojekt<br />

der Stadt <strong>Esslingen</strong> am Neckar und ihrer drei Partner im<br />

Forschungsverbund. Es wird daher im folgenden ein Gemeinschaftsbericht<br />

über das Ergebnis des Forschungsvorhabens<br />

vorgelegt.<br />

Die jeweilige inhaltliche Einzelverantwortung der Wissenschaftspartner<br />

während der Arbeit und im Stadtteil bezieht<br />

sich auf die drei „Bausteine“ genannten Dimensionen der<br />

Leitbilder einer Stadt 2030<br />

· die sozialkulturelle Dimension (Baustein „sozialkulturelle<br />

Strukturen“) des Instituts für Stadtplanung und Stadtforschung<br />

Weeber + Partner, im Kapitel 5;<br />

· die physische Dimension (Baustein „physische Strukturen“)<br />

des Büros ORplan, Arbeitsgemeinschaft für Orts- und<br />

Regionalplanung, Städtebau und Architektur, im Kapitel 6;<br />

· der politisch-administrativen Dimension („politische und<br />

Verwaltungsstrukturen“) des Instituts für Sozialforschung<br />

und Sozialplanung IfSS, im Kapitel 7.<br />

Die übrigen Abschnitte sind eine Gemeinschaftsleistung des<br />

interdisziplinären Forschungsverbundes. Die Koordination der<br />

Teilprojekte und die Kommunikation mit den Bewohnern des<br />

Stadtteils, den Stadtteilgremien, den Verwaltungsdienststellen<br />

und zur Projektbegleitung des Deutschen Instituts für Urbanistik<br />

lag dabei in der Verantwortung des Stadtplanungs- und<br />

Stadtmessungsamts der Stadt <strong>Esslingen</strong> am Neckar.<br />

Am Ende eines Projekts, das als eineinhalbjähriger Erkenntnisprozess<br />

begriffen werden sollte, der über die planungswissenschaftlichen<br />

und planungstheoretischen Ergebnisse hinaus<br />

für alle Beteiligten Teilhabe an der Zukunftsorientierung<br />

des Stadtteils bedeutet hat, steht die Überzeugung, dass es<br />

für Menschen unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichem<br />

sozialen Status künftig möglich sein muss, ihr<br />

Leben unter gleichwertigen Lebensbedingungen zu führen.<br />

Es muss dafür Sorge getragen werden, dass sich die städtischen<br />

Lebensbedingungen nicht noch weiter auseinanderentwickeln,<br />

als dies gegenwärtig zu beobachten ist. Darüber<br />

hinaus muss durch gezielte Förderung den fortschreitenden<br />

Segregationstendenzen entgegengewirkt werden.<br />

Wir empfehlen eine Fortsetzung des Partizipationsprozesses,<br />

wie er über den Leitbilddiskurs des Projekts in einer bislang<br />

so nicht erreichten Breite eingeleitet worden ist. Der Bürger<br />

muss Experte seiner eigenen Lebensbedingungen werden,<br />

Co-Programmierer der Gestaltung seines Lebensraums, der in<br />

Teilhabe und Mitverantwortung mitentscheidet, was bleiben<br />

soll, wie es ist und was zu verändern sei, auch wenn eben dieser<br />

Bürger unter den gegenwärtigen Bedingungen noch wenig<br />

Engagement, Artikulationskraft und Durchsetzungsfähigkeit<br />

gegenüber konkurrierenden Interessen entwickelt.<br />

Sowohl gleichwertige Lebensbedingungen trotz unterschiedlicher<br />

Herkunft und unterschiedlichem Status, als auch<br />

die prinzipielle Anerkennung der Kompetenz für die eigene Lebensgestaltung<br />

trotz zunächst geringer Durchsetzungsfähigkeit<br />

sieht das Forschungsteam als notwendige Voraussetzung<br />

für ein funktionierendes demokratisches System und eine<br />

städtische Bürgergesellschaft an. Die Emanzipation vor allem<br />

der benachteiligten Teile der Stadt und ihrer Bewohner zu fördern<br />

und sie in eine stärkere Mitverantwortung und Mitbe-<br />

ESSLINGEN 2030 9

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