Esslingen 1-3
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16 ESSLINGEN 2030<br />
DER ORT DES DISKURSES<br />
2.1<br />
2.1.4 Den Anschluss verloren – und wieder gewonnen?<br />
Nach 1961 nahm die Bevölkerungszahl kontinuierlich wieder<br />
ab. Die kleinen Zwei- und Dreizimmerwohnungen wiesen zum<br />
Zeitpunkt ihrer Entstehung noch einen vergleichsweise hohen<br />
Wohnstandard auf, waren aber für einkommensstärkere<br />
Schichten ab Mitte der sechziger Jahren immer weniger<br />
attraktiv. Noch in den siebziger Jahren hatten einige Gebäude<br />
nur Gemeinschaftsbäder im Keller. Die Wohnungsgesellschaften<br />
hatten den richtigen Zeitpunkt für Erneuerung verpasst und<br />
die Pliensauvorstadt verlor als Wohnstandort in Konkurrenz<br />
zu anderen Stadtteilen an Attraktivität. In freiwerdende Mietund<br />
Sozialwohnungen zogen seit den siebziger Jahren verstärkt<br />
Gastarbeiter ein, schon 1976 lag der Ausländeranteil<br />
höher als in der Gesamtstadt.<br />
Für viele Esslinger ist die Pliensauvorstadt bis heute die<br />
„falsche“ Neckarseite, ein Stadtteil, den man nicht kennt und<br />
dessen Bedeutung für <strong>Esslingen</strong> nicht deutlich wird. So fällt<br />
es leicht, hier Einrichtungen vorzusehen, die man – wie zu Zeiten,<br />
als die Stadtmauer noch stand – nicht in der Stadt haben<br />
wollte. In der Pliensauvorstadt befinden sich heute ein Asylbewerberheim<br />
und ein Wohnheim für Jugendliche. Ein Verein<br />
für die Wiedereingliederung Obdachloser verwaltet einige<br />
Wohnungen im Stadtteil. In den neunziger Jahren wurden Planungen,<br />
das neue Amtsgericht auf der Gewerbebrache der ehemaligen<br />
Firma Bohner&Köhle unterzubringen, wieder fallengelassen,<br />
was im Stadtteil große Enttäuschung hervorgerufen<br />
hat. Die Pliensauvorstadt hat ihre Entwicklung dennoch wieder<br />
in die eigenen Hände genommen: In Zusammenhang mit Konflikten<br />
um den Jugendtreff gründete sich ein Runder Tisch. In<br />
einer Zukunftswerkstatt im Mai 2000 konnte der Stadtteil<br />
eigene Vorstellungen entwickeln und wirksam in die Stadtöffentlichkeit<br />
tragen.