07.10.2013 Aufrufe

STAATEN. - upload.wikimedia....

STAATEN. - upload.wikimedia....

STAATEN. - upload.wikimedia....

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kulturverhältnisse in der ersten Ara des osmanischen Reiches. 477<br />

In der Tat waren die beiden Gesellschaften , die tiirkische<br />

und die christlich-balkanische, nur durch den Glauben geschieden.<br />

Und da die Osmanlis keinen Grund hatten, ihre Religion<br />

aufzugeben, so entschlossen sich manche Christen des Ostens<br />

nicht allzu schwer, zum Islam iiberzutreten. Denn ihrerseits fanden<br />

sie genug Beweggriinde filr die Verleugnung ihres Glaubens.<br />

Liebe war einer; denn wenn ein Christ iiberwiesen wurde, zu<br />

einer Tiirkin in Beziehungen zu stehen, mufste er, wollte er anders<br />

sein Leben retten, Renegat werden 3). Armes Volk kam aus Albanien<br />

und Serbien, um auf den Giitern der Spahis Arbeit zu<br />

finden , und das Leben erschien amen daselbst so bequem und<br />

gliicklich, dafs sie sich erboten, als Moslems dazubleiben 2). Die<br />

Tiirken freilich verachteten den, der nicht stark genug war, die<br />

Religion seiner Väter unter allen Bedrängnissen und Versuchungen<br />

des Lebens festzuhalten, und zwangen einen Christen niemals,<br />

zum Islam iiberzutreten. Dennoch war das Schauspiel eines Renegierenden,<br />

der auf geputztem Pferde von einer jubelnden<br />

Menge zur Moschee geleitet wurde, um daselbst den Verleugnungsakt<br />

zu vollziehen, in den Balkanstädten nichts Seltenes 8).<br />

Denn der Grieche wurde Mohammedaner, um seine Geschäfte<br />

als Pä.chter, Dragoman, Unterhändler besser betreiben zu können ;<br />

der Bulgare, um seine Habsucht zu befriedigen; der Levantiner,<br />

um seine Fähigkeiten nutzbringender zu verwerten; der Albanese,<br />

der sogar in Neapel militärische Betätigung suchte 4), um in dem<br />

ersten Heere der Welt durch seine Heldentaten zum Siege der<br />

Fahne und des Herrschers beizutragen.<br />

Aus den zufällig vorhandenen Renegaten, vornehmlich aber<br />

aus den Kriegsgefangenen, die dem Sultan als Anrecht auf den<br />

fiinften Teil der menschlichen Beute (das Pentamerion) zufielen<br />

die Verteilung der Sklaven wurde mit Glanz in der Nähe der<br />

Residenz gefeiert 5) , aus den auf Kriegsziigen erbeuteten Kindern,<br />

endlich aus der vom Sklavenhändler, der ein kaiserliches<br />

Patent haben mufste, auf offenem Markte erstandenen Menschen-<br />

r) De la Broquière S. rx7. 2) Laski.<br />

3) De la Broquière S.142. 4) Notes et extraits" II, S. 45.<br />

5) Der schon erwähnte Brief Johanns on Ragusa fol. if. Ober die Behandlung<br />

der Sklaven siehe De la Br oquière S. 199-200; Laski Kap. VL

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!