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Der dressierte Mann - WikiMANNia

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ten <strong>Mann</strong>es feststellen. - Nicht nur feststellen, sondern, daß der Geschlechtsverkehr kein Risiko mehr für<br />

sie birgt, mit der eines jeden beliebigen anderen vergleichen. Doch sie wird nicht - wie der <strong>Mann</strong> in seiner<br />

Angst glaubt - die Potenzen gegeneinander abwägen und sich für den Potentesten entscheiden. Da sie - wie<br />

bereits gesagt wurde - nicht wild ist auf Sex, wird sie (falls die anderen Bedingungen gleich sind) eher den<br />

weniger Potenten bevorzugen und mit ihren Intimkenntnissen erpressen.<br />

Denn der <strong>Mann</strong> ist auf sexuellem Gebiet mehr noch als sonst ein Opfer des Leistungsprinzips, nach dem er<br />

dressiert wurde. Er gibt sich selbst Zensuren: dreimal hintereinander = sehr gut, zweimal = gut, einmal =<br />

befriedigend. Sexuelles Versagen bedeutet für ihn Versagen auf jedem Gebiet (auch wenn er ein brillanter<br />

Wissenschaftler ist, wird er nicht mehr glücklich werden). Die Frau weiß das und sieht darin mehrere Möglichkeiten,<br />

sich Vorteile zu verschaffen: a) Sie kann so tun, als wisse sie nicht, daß ihr <strong>Mann</strong> eine geringe<br />

Potenz hat, und ihn trotzdem für seine Potenz loben (vermutlich die am meisten verbreitete Methode), b)<br />

Sie kann den <strong>Mann</strong> glauben machen, seine geringe sexuelle Leistungsfähigkeit sei ein großes Handikap,<br />

und er könne sich glücklich schätzen, wenn sie trotzdem bei ihm bleibe, c) Sie kann drohen, ihn öffentlich<br />

bloßzustellen, wenn er sich ihr nicht genügend versklavt. Und weil der <strong>Mann</strong> sich noch lieber einen Dieb<br />

oder Totschläger schelten läßt als einen Impotenten, wird er sich in jedem Fall beugen und tun, was sie von<br />

ihm verlangt.<br />

Die Potenz des <strong>Mann</strong>es hängt noch mehr als jede andere Körperfunktion von psychischen Faktoren ab, und<br />

wenn es einmal angefangen hat, gerät er tatsächlich mit der Zeit in immer größere Potenzschwierigkeiten.<br />

Er steigert sich in die Angst, die Frau nicht mehr zu brauchen, denn aufgrund seiner Dressur identifiziert er<br />

diese Abhängigkeit mit seiner Männlichkeit. Man muß sich den Widersinn einmal klarmachen: Er tut alles,<br />

um sich die Abhängigkeit von der Frau zu erhalten. Aphrodisiaka - früher unter dem Ladentisch verkauft<br />

und von Quacksalbern zubereitet - sind längst salonfähig geworden und Bestseller der pharmazeutischen<br />

Industrie. Sogar in seriösen Blättern häufen sich die Artikel über Beischlafschwierigkeiten, und Herrenwitze<br />

- die bekanntlich der männlichen Kastrationsangst entspringen - haben mehr denn je Hochkonjunktur,<br />

obwohl ihnen der »Witz« meistens fehlt. Die zahlreichen pornografischen Magazine kauft sich der <strong>Mann</strong><br />

bestimmt nicht zum Vergnügen - amüsieren würde er sich auf einem anderen Niveau besser -, sondern in<br />

der verzweifelten Hoffnung, durch diese starken Reize immer fit zu sein und auf der Höhe seines Männlichkeitsmythos<br />

zu bleiben.<br />

Und bei alledem ist er wieder einmal das Opfer seiner Gewohnheit, die eigenen Wertmaßstäbe für die Beurteilung<br />

der Frau anzuwenden. Er glaubt, die Frau habe nun, da es eine zuverlässige Verhütungsmethode<br />

gibt, nichts anderes mehr im Kopf, als alles Versäumte nachzuholen und nur noch das zu machen, was er -<br />

wegen seiner gründlichen Dressur - für das höchste aller Vergnügen hält - Sex. Das ist selbstverständlich<br />

ein Irrtum - denn Sex ist zwar ein Vergnügen für die Frau, aber lang nicht das größte. Die Freude, die einer<br />

Frau ein Orgasmus verschafft, rangiert auf ihrer Wertskala weit hinter der, die ihr zum Beispiel der Besuch<br />

einer Cocktailparty bereitet oder der Kauf von einem Paar auberginefarbenen Lackstiefeln.<br />

Die Angst der Männer, durch die neugewonnene Freiheit der Frauen von diesen sexuell übertroffen oder<br />

gar physisch geschwächt zu werden, ist deshalb absurd. Eine Frau wird einen <strong>Mann</strong>, der für sie sorgt, immer<br />

nur so weit außer Gefecht setzen, daß er am darauffolgenden Morgen pünktlich in seinem Bürosessel<br />

Platz nehmen kann. Weshalb sollte sie in diesem Punkt Risiken eingehen? Selbst eine feurige Geliebte<br />

wird, wenn ihrem <strong>Mann</strong> wegen durchlebter Nächte auch nur der geringste Nachteil in seiner beruflichen<br />

Laufbahn entstehen könnte, den Geschlechtsverkehr sofort auf ein ungefährliches Maß reduzieren. Nymphomanische<br />

Frauen gibt es fast nur im Film und im Theater. Gerade weil sie im Leben selten sind, ist das<br />

Publikum auf sie neugierig (aus demselben Grund handeln so viele Filme und Romane von extrem reichen<br />

Leuten, deren Anteil an der Gesamtbevölkerung ja auch sehr gering ist).<br />

Wenn die Frauen an der männlichen Potenz interessiert sind, so hauptsächlich wegen der zu zeugenden<br />

Kinder. Kinder braucht die Frau - wie wir später noch sehen werden - zur Verwirklichung ihrer Pläne. Viele<br />

Frauen wären vermutlich froh, wenn die sexuelle Potenz ihres Ehepartners nach der Zeugung von zwei<br />

bis drei Kindern versiegen würde, ließen sich doch so für sie eine Unmenge kleiner Komplikationen vermeiden.<br />

Daß der Frau die körperliche Liebesfähigkeit des <strong>Mann</strong>es nicht so wichtig ist, beweist auch die Tatsache,<br />

daß gutverdienende Männer auch dann unbeirrt geheiratet werden und verheiratet bleiben, wenn sie impotent<br />

sind (man könnte sich umgekehrt kaum vorstellen, daß Frauen ohne Vagina irgendwelche Aussichten<br />

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