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Der dressierte Mann - WikiMANNia

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glänzendes Geschäft ist. An dem Tag, an dem sie eigentlich gefeiert werden sollten, gehen die Männer<br />

bestenfalls für ein paar Stunden in irgendein Lokal und trinken dort in Ruhe ein Glas Bier.<br />

Es gibt außer Essen, Trinken und Rauchen nur noch eine Tätigkeit, bei der der <strong>Mann</strong> selbständig konsumiert:<br />

nämlich dann, wenn es darum geht, seinen Sexualtrieb zu befriedigen. Es ist daher kein Wunder, daß<br />

inzwischen ganze Wirtschaftszweige darauf spezialisiert sind, diesen Trieb auszubeuten, das heißt, ihn<br />

aufzugeilen und seine ohnehin schon große Lust auf Sex zu vervielfachen. Befriedigen muß er diese Lust<br />

dann allerdings, zum üblichen Preis, bei einer Frau.<br />

Da diese Unternehmen selbstverständlich in der Hauptsache von Männern betrieben werden, bedeutet dies,<br />

daß der <strong>Mann</strong> (zum Überleben) in der peinlichen Lage ist, seine Geschlechtsgenossen selbst aufgeilen zu<br />

müssen. Er züchtet deren Lust auf die Frau mit allen irgendwie dazu geeigneten Mitteln und verführt dabei<br />

ebenso gründlich wie Alexander Pawlow bei seiner berühmten Dressur am Hund. So wie dieser die Speichelsekretion<br />

des <strong>dressierte</strong>n Hundes nicht nur beim Anblick einer Mahlzeit bewirken konnte, sondern<br />

bereits auf ein bestimmtes Klingelzeichen hin, kann der <strong>Mann</strong> die Erektion seiner Geschlechtsgenossen<br />

nicht nur durch die Anwesenheit einer Frau, sondern schon durch das Foto eines halbnackten Busens, einen<br />

Seufzer auf einer Schallplatte oder einen bestimmten Satz in einem Buch bedingen. Deshalb produziert<br />

er solche Anregungen gleich serienmäßig und stellt sie den anderen Männern gegen bares Geld zur Verfügung.<br />

Dieser Mechanismus kommt natürlich nicht nur der Erotika-Industrie zugute, sondern auch noch<br />

allen anderen Industriezweigen, die dem <strong>Mann</strong> für die Frau etwas verkaufen wollen, denn auch Konsumgüter<br />

für Frauen werden ihm mittels attraktiver Frauenbusen leichter verkauft. Er erwirbt ein bestimmtes<br />

Buch, geht in einen bestimmten Film oder liest ein bestimmtes Magazin, weil er sich dabei einen Kitzel für<br />

seinen Sexualtrieb erhofft, und ganz nebenbei wird so noch seine Lust auf eine Weltreise zu zweit, ein<br />

Wochenendhaus in den Bergen oder einen neuen Sportwagen erweckt.<br />

Eines der am besten gemachten Zeugnisse dieser Variante männlicher Selbstdressur ist das amerikanische<br />

Herrenmagazin »Playboy«, wo dem <strong>Mann</strong> zwischen wundervollen Busen, die seine Lust entfachen, und<br />

hervorragenden theoretischen Abhandlungen, die ihn unterhalten (und ihm Gelegenheit geben, sich vor<br />

dem nächsten Busen von seiner Erektion zu erholen), abwechselnd teure Autos, Spirituosen, überflüssige<br />

Kleidung und Tabakwaren angeboten werden. Auf Frauen wirken solche Magazine gespenstisch, doch<br />

beim <strong>Mann</strong> scheint sich der Busenkult inzwischen so weit verselbständigt zu haben, daß ihm jedes Maß für<br />

das Groteske seiner Situation abhanden gekommen ist. Die Industrie, die seinen Sexualtrieb ausbeutet,<br />

suggeriert ihm so geschickt, daß der weibliche Busen zur Lust des <strong>Mann</strong>es da ist, daß er darüber ganz vergessen<br />

hat, wozu die Frauen ihre Brüste wirklich haben. Die Illusion gelingt hundertprozentig, denn seit<br />

der Erfindung des vollwertigen Muttermilchersatzes bekommt er kaum noch ein saugendes Baby zu Gesicht.<br />

Kinder als Geiseln<br />

Daß Kinder über alle Maßen liebenswert sind, ist noch lang keine Rechtfertigung dafür, sie auf die Welt zu<br />

bringen: Wer Kinder macht, macht Erwachsene - also Männer und Frauen. Die meisten Männer leben aber<br />

als Erwachsene in der Hölle. Und das Glück der Frauen ist dermaßen primitiv und geht zudem so sehr auf<br />

Kosten anderer, daß es auch keinen Grund dafür geben kann, Frauen zu machen.<br />

Es entspräche nicht der Wahrheit, wenn man behaupten wollte, nur Frauen seien an der Zeugung von Kindern<br />

interessiert: Auch Männer wünschen sich Kinder, denn diese gehören zu den zwei bis drei Ausreden,<br />

mit denen sie nach außen hin ihre Unterwerfung unter die Frau rechtfertigen können. Die Frau hingegen<br />

rechtfertigt damit ihre Faulheit, Dummheit und Verantwortungslosigkeit. So mißbraucht jeder das Kind für<br />

seine eigenen Zwecke.<br />

Obwohl die Welt voll ist von halbverhungerten Waisen, bekommt jedes Ehepaar immer wieder seinen eigenen<br />

Nachwuchs. Denn der <strong>Mann</strong> muß ja einen Grund dafür haben, daß er sich auch später noch, wenn<br />

sein sexuelles Begehren längst nachgelassen hat, einer bestimmten Frau versklavt (der Mutter seiner Kinder)<br />

und nicht irgendeiner anderen. Da für ihn die Frau vor allem ein Alibi zur Unterwerfung ist, kann er<br />

zur gleichen Zeit immer nur eine gebrauchen (in jeder Industriegesellschaft ist der <strong>Mann</strong> monotheistisch -<br />

das heißt monogam - veranlagt), mehrere Götter (Frauen) würden ihn unsicher machen, seine Identifikation<br />

mit sich selbst erschweren und ihn in jene Freiheit zurückstoßen, vor der er ständig auf der Flucht ist.<br />

Für die Frau zählen solche Gründe nicht. Da sie nicht abstrakt denkt, hat sie, wie wir gesehen haben, auch<br />

keine Existenzangst und kein Bedürfnis nach einem Gott, der ihrer Welt einen höheren Sinn gäbe. Sie<br />

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