Der dressierte Mann - WikiMANNia
Der dressierte Mann - WikiMANNia
Der dressierte Mann - WikiMANNia
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
auf die Ehe mit einem normal veranlagten <strong>Mann</strong> hätten).<br />
Dressur durch Bluff<br />
<strong>Der</strong> starke Sexualtrieb des <strong>Mann</strong>es, seine hervorragende Intelligenz und sein Verlangen nach einem System,<br />
das ihm seine große Verantwortung abnimmt (die er aufgrund eben dieser Intelligenz erkannt hat),<br />
gestatten der Frau die sinnvolle Verwertung von Institutionen, die eigentlich der Vergangenheit angehören:<br />
der Kirchen, Sekten und anderen Glaubensgemeinschaften einer jeglichen Richtung, die sie kaltblütig zur<br />
Dressur ihrer kleinen Kinder mißbraucht und deren Heere von Angestellten, die Geistlichen, ihr auch später,<br />
wenn diese Kinder erwachsen sind, als eine Art Polizeitruppe dienen, die darauf achtet, daß ihre Interessen<br />
immer gewahrt bleiben. Dabei kommt es ihr zustatten, daß sie selbst, wie wir gesehen haben, weder<br />
gläubig noch abergläubisch ist. Auch die Männer glauben später nicht an die Lehren ihrer Kirche (es sei<br />
denn, eine Dressur wäre - wie etwa bei einem Priester - besonders gut gelungen), doch wenn man sie diesen<br />
Lehren früh genug zuführt, kann man gewisse Archetypen in ihnen züchten, Maßstäbe für Gut und<br />
Böse, die nicht in ihrem Verstand verwurzelt sind, sondern in ihrem Unterbewußtsein, und die sie deshalb<br />
nie mehr vergessen können. Und diese Maßstäbe sind ihrem Wesen nach immer Maßstäbe der Frau.<br />
Jedes Glaubenssystem gründet sich auf Dressur, denn es besteht aus einer gewissen Anzahl von Regeln<br />
oder Geboten und einem Katalog von Strafen, die der Übertretung dieser Regeln (der sogenannten »Sünde«)<br />
folgen. Natürlich folgen diese Strafen niemals wirklich, denn der Glaube an eine Art Überbewußtsein<br />
ist ja ein System ohne reale Basis, und es gibt daher auch niemand, der von einer heimlichen Sünde wissen<br />
oder sie bestrafen könnte. Man sagt deshalb, daß Unglücksfälle, die sich sowieso ereignen, wie etwa Erdbeben<br />
oder der Verlust eines Freundes (früher, bei noch wenig entwickelten Naturwissenschaften, auch<br />
Seuchen, Mißernte, Blitzeinschlag), solche Strafen für begangene Sünden seien und daß man diese durch<br />
bedingungslose Unterwerfung unter die Regeln oder durch Buße (eine Art Gehirnwäsche) von sich selbst<br />
abwenden könne. Natürlich wird der Mensch in dem Maß, wie er seine Intelligenz entwickelt, diese Fiktion<br />
durchschauen und das Ausbleiben der Strafen verifizieren können. Doch die tief verwurzelte Angst vor<br />
den Strafen (das Gefühl der Sünde), das in jenen ersten Jahren in ihm gezüchtet wurde, wird ihn auch als<br />
Erwachsenen nach Möglichkeit Handlungen meiden lassen, die in seiner Jugend als »böse« galten. Oder er<br />
wird, wenn er sie begeht, zumindest ein schlechtes Gewissen dabei haben.<br />
Eine der Sünden, die sich in beinahe allen diesen Katalogen findet, ist die Freude am Geschlechtsakt, der<br />
nicht der Fortpflanzung dient. Und da die Männer - von den Frauen dazu provoziert - immer Lust auf Sex<br />
haben, dieser Lust so oft wie möglich nachgeben möchten und dabei nie an Fortpflanzung denken (während<br />
des Orgasmus empfindet der <strong>Mann</strong> bestimmt jede Art von Freude, nur nicht die Freude auf das Kind,<br />
das er gerade zeugt - er wird also in diesem Augenblick noch mehr betrogen als gewöhnlich), verstoßen sie<br />
ständig zumindest gegen eine der Regeln ihres Kinderglaubens und tragen so immer ein Gefühl von Sünde<br />
mit sich herum. Die Frauen hingegen, die ihren Trieb konditioniert haben und den Geschlechtsakt meist<br />
aus einem bestimmten Grund ausführen, und nicht zu ihrem Vergnügen (Broterwerb, Fortpflanzung, Befriedigung<br />
des <strong>Mann</strong>es - im letzten Fall also karitativ), begehen dadurch meist keine Sünde; selbst wenn<br />
sie darauf Wert legen würden, blieben sie von Gewissensbissen verschont. Im Gegensatz zum <strong>Mann</strong>, der<br />
zwar immer wieder gute Vorsätze faßt, diese jedoch in der Praxis nicht einhalten kann, hätten sie, auch<br />
wenn sie daran glaubten, kein Schuldkonto bei ihrem System. In ihrem Hang zur Selbsterniedrigung, ihrem<br />
verstümmelten, unterdrückten Sexualtrieb (und auch in der Selbstverständlichkeit, mit der sie ohne einträgliche<br />
Beschäftigung auskommen und andere für sich arbeiten lassen) ähneln sie jenen Figuren - Jesus,<br />
Gandhi -, die sie ihren Männern als Vorbilder anpreisen lassen. Vorbilder, die diese in ihrer Triebbesessenheit<br />
natürlich nie erreichen können und die sie in ihrem Verdacht bestätigen, alle wirklich anbetungswürdigen<br />
Qualitäten seien doch letzten Endes weiblich.<br />
Dabei sind weder die Frauen am Sexualtrieb des <strong>Mann</strong>es sonderlich interessiert, noch deren Polizei. Das<br />
Tabu müßte nicht unbedingt Sex sein, sie haben es nur deshalb gewählt, weil Sex die größte und reinste -<br />
vielleicht die einzige - Freude des <strong>Mann</strong>es ist. Wenn er den gleichen oder einen noch größeren Genuß beim<br />
Essen von Schweinefleisch oder beim Rauchen empfände, würden sie natürlich sein Gefühl für Sünde mit<br />
der Zigarette oder dem Schweinefleisch koppeln. Hauptsache, er lebt überhaupt in Sünde - in Angst - und<br />
bleibt so manipulierbar. <strong>Der</strong> Katalog wird deshalb auch je nach Alter variiert. Für die Kleinen ist die Lüge<br />
Sünde, das Begehren fremden Eigentums oder die unzureichende Ehrerbietung gegenüber Vater und Mut-<br />
29